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Wilsdruffer Tageblatt : 23.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192310239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19231023
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19231023
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-23
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 23.10.1923
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tfein und )as muß aden gen- ir I iben, s in nden des ölki- cuug ner !ene- cung scheu listcr ichcri ' den egie- sters zum wer- ge- -aupt )eln: und aen. tt. reter >isscn «rit tuug Be- und tigen Not- men- i p s > ge- : dir edars e gc- aats- ichten das; hat. ! Er- nssar eichs- neral weil cuppe wun- bahe- des eichs- iesem inge- , daß and- diese i aus ten. dieses tschen !00 in Quelle dische schon vahr- nscher hweiz 121!>. ichten. i aus eüietz t den ange- Maries iaron l hat, > dem bens- Ver- große grö- Prä- reden Wort: muß ^erges >er so in gen, ische» t nur nd es Berg einer rt ist :g der c nack Berge Kus Stack und Land. MNleUnoge» Iü> «ie,e nehmen wir immer Oanlidrir cnlgegcn. Wilsdruff, 22. Oktober. Wie wird der Winter? Es gibt verschiedene Anzeichen in der Natur, welche Schlüsse auf einen gelinden Winter zulassen. So wurde dieser Tage vom Forstausseher Sachs in Köthenwalde beobachtet, wie zwei Habichte zu Neste trugen; dasselbe ist bei einem Starenpaar in Weckersdorf der Fall. Man schließt daraus, baß der Winter diesmal ungewöhnlich spät einsetzen wird und >m allgemeinen nicht allzu kalt werden wird, von verschiedenen llälteperioden abgesehen. Hoffen wir das Beste! Postalisches. Postgebühren im Auslandsverlehr. Der deutsche Gegenwert des Goldfranken bei der Gebührenerhebung im Auslands-Paket-, Zeilungs-, Telegramm- und Fernsprech verkehr nach dem Ausland ist mit Wirkung vom 18. Oktober an auf 912 Millionen' Mark festgesetzt worden. Dieses Umrech nung-Verhältnis ist auch bei der Wertangabe auf Paketen und Briesen sowie aus Kästchen mit Wertangabe nach dem Ausland anzuwenden. Nähere Auskunft erteilen die Post- und Tele- Sraphenanstalten. — Versicherung von Postpaketen. Der Ersatz, den die Reichspostverwaltung für verlorene oder beschädigte Pakete leistet, reicht gewöhnlich nicht aus, den wirklich entstan denen Schaden auch nur annähernd zu decken; außerdem folgt die Erhöhung der gesetzlichen Ersatzbeträge der Geldentwertung in so weitem Abstande, daß die Spanne zwischen Schaden und Ersatz immer größer wird. Aus diesem Grunde hat die Euro päische Güter- und Reisegepäckversicherung Ä.-G. einen neuen Versicherungszweig, die Versicherung von Postpaketen, ausge nommen. Hoffentlich macht man mit dieser Versicherung nur .gute Erfahrungen — bei der nichtamtlichen Versicherung von Vahngepäck ist das durchaus nicht immer der Fall. Das Finanzamt Nossen erinnert: Infolge Inkrafttretens der Aufwertungsverordnung vom 13. Oktober 1923 empfiehlt es sich, etwa noch rückständige Umsatz- und Luxusfteuer oder Holzabgabe sür das 3. Vierteljahr 1923 bis spätestens 25. Oktober zu ent richten, da ab 26. Oktober durch die Auswertung sehr erhebliche Zuschläge entstehen können. Die bisherigen Uebergangssristen sind neu geregelt worden. Verkehr mit den Finanztassen. Der Reichsminister der Finanzen läßt darauf Hinweisen, daß bei Masseneinlieferungen von kleinen Geldscheinen bei den Finanzkassen aus sofortige Ab- sertigung nur dann gerechnet werden kann, wenn die Geldscheine übersichtlich sortiert und gebündelt sind. Im andern Falle wird das übrige Publikum vorweg abgefertigl. — Die Bezahlung der Steuern mit Bankschecks hat bei den Finanzkaffen zu großen Un- zulräglichkeiten und bei der heutigen Geldentwertung zu erheb lichen Nachteilen sür die Reichskasse geführt. Von einzelnen Heldanstalten sind die Beträge oft erst nach 14 Tagen dem Konto der Finanzkassen gutgeschrieben worden. In andern Fällen sind ungenügend gedeckte Schecks eingeliefert worden, wodurch sich die Hutschrist noch weiter verzögerte. Für die Reichskasse ergibt sich jedoch die Notwendigkeit, die ihr zustehenden Beträge unent wertet zu vereinnahmen. Es ist daher bestimmt worden, daß dis aus weiteres Bankschecks aller Arten von den Kassen der Acichssinanzverwaltung nicht mehr angenommen werden dürfen. — Bei der Entrichtung von Abgaben durch Postanweisung oder Postscheckzahlkarte ist als Zahlungstag der Tag anzusehen, an dem der Betrag bei der Post eingezahlt ist. Bei Postscheck überweijungen und Postschecks ist für den Tag der Zahlung der Tagesstempelabdruck des Postscheckamtes maßgebend. Hingegen verbleib: es bei Rücküberweijungen bei der bisherigen Bestim- Nung, wonach als Zahlungstag der Tag angesehen wird, an dem der Betrag dem Konto der Finanzkaffe gutgeschrieben ist. Landesrechtliche Mindestzuschläge ad 1. November: Das sächsische Justizministerium hat im Einvernehmen mit dem Lan des-Wohnungsamt die landesrechtlichen Mindestzuschläge für laufende Instandsetzungsarbeiten und die landesrechtlichen Nahmengrenzen für den Verwaltungsauswand des Hauseigen tümers mit Wirkung vom 1. November 1923 auf das Vierzig- iache der für Monat Oktober 1923 gültigen -Sätze erhöht. Neue Dresdner Milliardengutscheine. Zur Behebung der svrtdauernden Zahlungsmittelknappheit gibt die Stadl Dresden Gutscheine über 2 Milliarden Mark aus. Der Gutschein ist in der Größe von 7,5 mal 12 Zentimeter auf weißem Papier her- gestellt, das ein besonderes Wasserzeichen trägt. Die Rückseite isl glatt weiß. Durchführung der Schutzhaft. Nach Inkrasttreten des Aus nahmezustandes ist in Sachsen eine Reihe von Personen in Schutzhast genommen worden. Das Justizministerium hat die ihm unterstellten Anstalten durch eine allgemeine Anordnung daraus hingewiesen, daß nach 8 6 des Gesetzes betr. die Ver- daslungen und Aufenthaltsbeschränkungen vom 4. Dezember 1916 den in Schutzhast Genommenen nur solche Beschränkungen auf- erlegl werden dürfen, die zur Sicherung des Haftzweckes und zur Aufrechterhaltung der Ordnung in der Anstalt notwendig sind vnd daß ihnen in diesen Grenzen ein Recht auf alle Bequemlich keiten und Erleichterungen zusteht. Voraussichtliche Witterung: Veränderliche doch vorwiegend starke Bewölkung, zeitweise Regen, mild, lebhafte Luftbewegung »us südwestlichen bis westlichen Richtungen. Sachsdorf. Am 18. d. Mts. gegen 2 Uhr ist ein hiesiger Tutsbesitzer von zwei Arbeitslosen, denen er den Weg durch leinen Garten verboten hatte, angegriffen, mit Stöcken geschlagen »nb großen Steinen geworfen worden, so daß er mehrere stark dlutende Wunden am Kopse, im Gesicht und an den Händen davongetragen hat. Einer derselben hat sogar das offene Taschen- besser gezogen, und nur durch das Hinzukommen des Sohnes fvurde größeres Unheil vermieden. — Dieser Vorfall und der- ienige in Kaujbach zeugen von der großen Unsicherheit auf dem Lande, und es darf nicht wunder nehmen, wenn die Arbeitslosen überall verschlossene Türen und Tore vorfinden. Hus üer LsnaesbauptltsM. Dresden, 22. Oktober. 40 000 Arbeitslose! Der Arbcitsmarkt in Dresden bot nach hnenr Berichr des öffentlichen Arbeitsnachweises in der Woche °vm Ich bis l9. Oktober 1923 das gleiche ungünstige Bild wie den Vorwochen. Die Zahl der Arbeitsuchenden ist unaushalt- iam im Steigen, so daß der Bestand 40 000 erreicht Hal, wäh- lend die Unterbringungsmöglichkeiten abermals geringer ge worden sind. — In immer stärkerem Umfange befinden sich unter Arbeitsuchenden bisher selbständige Gewerbetreibende, vor allem kleinere Handwerker, wie Maler-, Klempner-, Schuh macher- und Tapeziermeister, denen aus Mangel an Betriebs- apital die Fortführung ihres Geschäfts unmöglich geworden ist. der Industrie halte einzig die Zigaretlenbranche einigen Be- ^0 an Aushilfskräften. Landwirtschaft und Hauswirtschaft hstn ein steigendes Ueberangebot an Arbeitskräften auf. Dollar: 19. Okt.. 11970000000-12030000000 Dollar: 22. Okt.: 39900000000-40100000000 1 Goldmark: — 9523809524 Papiermark. Tagung landwirtschaftlicher Hausfrauen. Dienstag, mittags 12 Uhr, findet im Sitzungssaal des Landeskulturrats, Dresden-A., Sidonienstr. 14, die elfte Vertreterinnenversammlung des Ver bandes landwirtschaftlicher Hausfrauenvereine statt. Auf der Tagesordnung stehen u. a. folgende Vorträge: Auf welche Weise können wir die Jugend für unser Vereinsleben gewinnen?: Fräu lein v. Seydlitz-Dresden. Zucht- und Vererbungssragen in der Leistungsgeflügelzucht: Fräulein Neunübel-Dresden. Praktische Winke für die Käsebereilung: Fräulein Sachse-Dresden. Beifpieljammlung für Geschmacksbildung in der Schule. Die Schulverwaltung der Stadt Dresden hat unter Mitwirkung des Dresdner Zeichenlehrervereins eine Beispielsammlung zur Ge schmacksbildung in der Schule angelegt. Sie besteht gegenwärtig aus folgenden -Gruppen: DruckbeWelen, Heftumschlägen, Schmuck des Weihnachtsbaums, Albumblättern, Tapeten, Plakaten, Bild einrahmungen, Kaffeekannen und Leuchtern. Die Bearbeiter der einzelnen Gebiete suchten sich Rechenschaft zu geben über die Grundsätze, von denen die angenehme und unangenehme Wir kung der Gegenstände auf unser Auge abhängt, um allgemein gültige sachliche Richtlinien für die künstlerische Erziehung zu ge winnen. In diesem Sinne sind jedem Stoffgebiete schriftliche Er läuterungen beigegeben. Aus Sem preMsat Sscitien. Niedersedlitz. Motorendiebstähle im Sachsenwerk waren dem 1877 zu Niederbobritzsch geborenen, jetzt in Heidenau wohnhaften Geschäftsinhaber Max Oskar Wolf zur Last gelegt. Mitte Juli sprach das Schöffengericht Dresden den Beschuldigten frei. Hier gegen hatte die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. Diesmal wurde Wolf, der wiederum jede Schuld bestritt, zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Thürmsdorf b. Königstein. In einer der letzten Nächte sind hier Einbrecher in das Mausoleum des Freiherrn v. Biedermann aus Rittergut Thürmsdorf eingedrungen und haben -die Särge erbrochen, die Leichen nach Schmuck und Kleidung untersucht und in Unordnung gebracht, von den Särgen die Metallbeschläge ent fernt und einige kostbare Blumenvasen mit fortgenvmmen. Poli zeihunde verfolgten die Spuren der Banditen b-is in die Richtung nach Weißig, leider gingen diese dann verloren. Reichenbach i. V. Die sächsische höhere Fachschule für Textilindustrie mit Abteilungen sür Streichgarn- und Kammgarn spinnerei, Weberei, Musterzeichnen und öffentliches Waren prüfungsamt, beging am Sonnabend in zeitgemäß schlichter und doch würdiger Feier das 75jährige Bestehen der Schule in Ver bindung mit der 25jährigen Wiederkehr des Tages, an dem das jetzige Schulgebäude bezogen wurde. Außer einer reich beschickten Ausstellung von Schülerarbeiten, sowie Lehrmitteln, von Textil erzeugnissen Reichenbachs und von Neuheiten auf dem Textil maschinengebiet in der Lehranstalt fand ein von künstlerischen Darbietungen umrahmter Festaktus im „Kaiserbof" statt, bei dem der Leiter der Anstalt, Oberstudiendirektor Professor Elnöller, die Festansprache hielt und einen anschaulichen Rückblick auf die Ge schichte der Anstalt gab. Entspannung in Sachsen? General Müller und Dr. Zeigner verhandeln. Der sächsische Ministerpräsident Dr. Zeigner hat dem General Müller einen Besuch abgestattet. Hierbei hat eine gründliche Aussprache über die gesamte Sachlage stattge funden. Es besteht Grund zu der Annahme, daß diese Aus-, spräche eine Entspannung herbeigeführt hat. Dr. Zeigner hat vorher an General Müller seine Bereitwilligkeit schrift lich übermittelt, zu verhandeln. Wie ferner bekannt wurde, handelt es sich bei dem Ver legen von Reichswehr nach sächsischen Standorten nicht um eine Neichsexekutive gegen Sachsen, sondern um die Wieder herstellung der. Ordnung. Diese Ordnung war zweifellos dadurch bedroht, daß eine kommunistische Betriebsrätezen trale sich als eine Art Nebenregierung etabliert hatte und hierin sogar von einem kommunistischen Minister unterstützt wurde. Es bestand die Gefahr, daß die von dieser Zentrale betriebene Agitation unter den Massen Unruhen Hervorrufen würde. Daneben bestand noch die weitere Gefahr, daß etwa auf Grund irgendwelcher Hilferufe solcher Kreise, die sich be droht fühlten, Kampfverbände den Versuch machten, nach Westsachsen zu gelangen. Diesen Gefahren soll durch die starke militärische Verstärkung vorgebeugt werden. Der Ein marsch dieser Verstärkungen erfolgt übrigens in vollem Einverständnis Mit dem sächsischen Zivil kommissar Meier und dem Reichsinnenminister Sollmann, die bekanntlich beide der Sozialdemokrati schen Partei angehören. Wir haben zuviel Kohlen! Die Vorräte sind nicht mehr abzusetzen. Mit höchst interessanten und für die Unzulänglichkeit zeugenden Feststellungen beschäftigte sich der preußische Staatsrat. Es lag eine Anfrage der Arbeitsgemeinschaft an die Staatsregierung vor, in der darauf hingewiesen wird, daß die Nachfrage nach Kohlen in den Bergwerksbezirken der artig nachgelassen habe, daß die Grubenverwaltungen ge nötigt waren, Feierschichten einzulegen. Die Haldenplätze seien derart überfüllt, daß mit einer Vermehrung der Feierschichten zu rechnen sei. Entlastungen von Berg arbeitern seien schon die Folge gewesen. Andererseits be ziehe die Reichsbahnvcrwaltung fortlaufend erhebliche Kohlenmengen aus dem Auslande. Der Staatsrat möchte von der Regierung wissen, warum der Kohlenbedarf der Reichsbetriebe nicht im Jnlande gedeckt werde. Die Eifenbahnpolittl müsse den wirtschaftlichen Bedürf nissen des Landes mehr angepaßt werden. Geh. Kommerzien rat Klöckner bestätigte die Mißstände. Man wisse in Hamm tatsächlich nicht mehr, wo man die Kohlen lassen soll. Ganz besonders wandte sich der Redner gegen denReichs- kohlenkommissar. Unsere Wirtschaft könne nicht gesun den, wenn die vom Reiche eingesetzte Behörde derartig ' un sinnig wirtschaftet, wie das Reichskohlenkommissariat. In der Privatwirtschaft Würde eine solche Behörde nicht 24 Stunden bestehen. Der Redner meinte noch, es sei unerhört, wenn aus den Kohlengruben Feierschichten eingelegt würden. Dieses „unerhört" muß vielleicht nicht ganz nach der Mei nung des Redners, sicher aber von volkswirtschaftlichen und nationalen Gesichtspunkten unterschrieben werden. Wenn das Reich oder die Staaten die englische Kohle billiger kaufen als die deutsche, so mutz dieser Zustand eben sobald als möalick au, irgenv einem Wege geändert werden. Aber die deutschen Bergleute feiern, die Läger von Kohlen überströmen zu lassen, während die hungernde Bevölkerung zu gleicher Zeit sich in folge der unerschwinglichen Kohlenpreise keine warme Stube mehr machen kann und die Erwerbsbetriebe an diesen gleichen Preisen ersticken — das ist wirklich unerhört! llm das Schicksal von Millionen. Die Not im besetzten Gebiet. Die Rheinische Zeitung, das Kölner Hauptorgan der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei, schreibt, im Lause der letzten Kölner Stadtverordnetenversammlung habe man zum erstenmal von verantwortlicher Stelle erfahren, wie groß die Zahl der Arbeitslosen und Kurzarbei ter allein im Stadtbezirk Köln ist. Neben den 80 000 voll Arbeitslosen stehen annähernd 100 000 Kurzarbeiter. Das bedeutet, daß von 700 000 Einwohnern Kölns jeder dritte nicht mehr vollbeschäftigt ist. Immer tiefer sinkt die Kauskraft der breiten Massen. Mit der Stillegung des wirtschaftlichen Kreislaufes infolge des Ruhreinbruchs und seiner Folgen würden Hunger und seelische Ermattung und die Gefahr innerer Katastrophen ständig vergrößert. Wir rufen, sagt das Blatt, im Namen der Kölner Bevölkerung die Mächte der Entente an, mit der deutschen Regierung gegen diese entsetzliche Not anzukämp- sen. Wir mahnen in letzter Stunde, von der Bedrückungs- und Gewaltpolitik abzusehen und alles daran zu setzen, daß die Räder einer geordneten Wirtschaft wieder in Gana kom men. Es geht um das Schicksal von Millionen. Neuette Meldungen. Die Berliner Kommunist Waffenfunde Berlin, 20. Okt. Nach einer amtlichen Mitteilung haben die polizeilichen Erhebungen über die Kommunisten-Waffenkäufe, an denen auch Angestellte der russischen Botschaft beteiligt ge wesen fein sollen, ergeben, daß die russische Botschaft mit aller Bestimmtheit erklärte, sie sowie ihre verantwortlichen Mitglieder und Mitarbeiter ständen zu diesen Vorgängen in keinerlei Be ziehung. Die „Note Fahne" erueut verboten. Berlin, 22. Olt. Vom Reichswehrminister ist ein neues Verbot der „Roten Fahne" ergangen, da das Blatt in seiner gestrigen Ausgabe trotz der vor einigen Tagen dem Reichswehr minister gegebenen Zusicherungen wieder zur Bewaffnung der Arbeiterschaft aufgefordert hat und den politischen Generalstreik proklamiert. Rheinische Republik in Aachen? Aachen, 21. Oft. Heute morgen gegen 4 Uhr ist hier die Rheinische Republik ausgerufen worden. Die Besetzung der Re gierungsgebäude ging reibungslos vor sich, da die Schupo keinen Widerstand leistete. In einer Proklamation verspricht die Regie rung den Bewohnern der neuen Republik Brot und Arbeit. Die Bewegung greift nach der englischen und belgischen Zone weiter rapid um sich. Köln, 21. Okt. Die Ausrufung der Rheinischen Republik in Aachen bestätigt sich. In der Stadt selbst herrscht noch Ruhe. Alle telephonischen Verbindungen zwischen Köln und Aachen sind unterbrochen. Nach Mitteilungen, die mittags 1 Uhr in Köln aus Koblenz, Düren, Bonn, Eschweiler, Jülich, Stolberg und Neuß vorliegcn, handelt es sich bei diesem Putsch der Sonder bündler lediglich um eine Einzelaktion. Der „Temps" gegen Stresemann Paris, 20. Olt. Der „Temps" meint, daß die Darstellung der Reichsregierung von der Unterredung Poincaros mit Herrn v. Hoesch geradezu den Vergleich mit der berüchtigten Emser Depesche herausfvrdere (U). Das Blatt gibt dann einen kurzen Ueberblick von der bisherigen Taktik Stresemanns und stellt er neut fest, daß der Kanzler durch seine dreifache Weigerung, die Ruhrbesetzung und die franco-belgische Eisenbahnregie anzu- crkennen, sowie die Materiallieferungen zu begleichen, einfach jeden Mangel an gutem Willen verrate. Zudem manöveriere er dergestalt, daß er sich selber um die Vorteile seiner wider Willen zugestandenen Konzessionen bringe. Die Unfähigkeit der deutschen Politik, fährt der „Temps" fort, habe zur Zeit Cunos niemand in Erstaunen gesetzt; doch muffe das Benehmen eines Mannes von der Begabung Stresemanns befremdend wirken. Das Blatt kann sich deshalb nicht des Verdachts erwchren, daß die Politik des jetzigen Kanzlers voller bestimmter Hintergedanken sei. Es kommt z» dem Schluß, daß Stresemann unter Umständen nichts weiter wünsche, als die Verantwortung für die kritische Situation im Ruhrgebiet auf die Schultern Frankreichs abzu wälzen. Die Zwangsmittel -er Rheinland- Kommission. Paris, 20. Oktober. Laut Meldungen aus dem be setzte!. Gebiet hat die Interalliierte Rheinlaudkommission über die Einziehung der von alliierten Gerichten verlang- teu Gelder, eine neue Verordnung erlassen. Kraft dieser Verordnung wird jede Verurteilung zu Geldstrafe dein Verurteilten unter gleichzeitiger Angabe einer bestimmten Zahlungsfrist mitgeteilt. Wenn nach Ablauf dieses Ter mins die Strafsumme nicht eingezahlt ist, wird das Eigen tum, Möbel usw. des Verurteilten beschlagnahmt und in der Höhe der auferlegten Geldstrafe, die Gerichtskosten mit cinbezogen, versteigert. Wiener Spende sür Deutschland. Wien, 20. Oktober. Im Gedenken an die vielfache Hilse Deutschlands sür Wien wird der städtische Finanz ausschuß unmittelbar nach den Wahlen über eine Spende von einer Milliarde Kronen zur Linderung der Not des deutschen Volkes Beschluß fassen. Der Betrag soll dem Reichspräsidenten Ebert zur Verfügung nach freiem Er messen übergeben werden. Verbot hessischer Hundertschaften. Fssinksurt a. M., 20. Oktober. Nach einer Verfügung des Militärbefehlshabers in Darmstadt ist die Bildung von Verbänden in der Form von Hundertschaften, Sturmtrupps usw., die wirtschaftliche oder innerpolitische Ziele erzwingen wollen, verboten. Die bereits bestehenden Verbände gelten durch diese Verfügung als aufgelöst. Mussolini zur Reparationsfrage Rom, 20. Ott. In italienischen politischen Kreisen nimmt man an, daß Mussolini demnächst einen neuen Schritt in der Reparationsfrage unternehmen werde. Die italienische Negie rung stellt sich offenbar aus den belgischen Standpunkt, der auf dem Prinzip der produktiven Pfänder ausgebaut ist.
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