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Kapitäns ertrank PH gesamte Besatzung von 4t Mann. Als der Dampfer zu sinken begann, band sich der Kapitän an einen Holzbock. Er wurde nach sechs Stun den als einziger überlebender von dem Dampser „Java" unter großen Mühen gerettet und in schwerverletztem Zu stande in den Hafen von Bmuiden gebracht. Der Sturm, der in der Nordsee herrschte, hat am glei chen Tage noch weitere Opfer gefordert und schwerste Schä den verursacht. In Dodersdaalet wurden, wie man aus Hadcrsleben berichtet, sämtliche Baracken, die während der Deicharbeiten am Reisbystrand an der Westküste ausge- sührt wurden, weggeschwemmt. VondenJngenieuren und Arbeitern, die mit den Deicharbeiten beschäftigt waren, werden 17 vermißt. Das Wasser stand über den Wiesen von Ribo so hoch wie bei der letzten großen Sturmflut im Jahre 1909. Der Dampfer „Kaiser", der bei Helgoland vor Anker lag, hat durch Brechen der Kette den Anker und einen Teil der Kette verloren. Durch den Sturm hat die Nordseite ocr Düne von Helgoland stark gelitten. Sämtliche Ladekabineu an der Düne wurden umgeweht. Der Fisch kutter „S. S. 71" ist gestrandet. Die Mannschaft konnte ge- rettei werden. Auch an der Westküste von Holstein wütete ein furchtbarer Orkan. Die Sturmflut ging über die Halli gen hinweg. Bei Südfall kenterte ein Wattenewer mit zwei Fischern: einer von ihnen ertrank. Börse und Handel. * Keine Devisennotierung in Berlin am 1. September. Da die Börse Ruhetag hatte, kam es zu keiner amtlichen Devisen notierung, es fanden zunächst auch keine Umsätze statt. Später wurde im freien Verkehr der Dollar zu etwa 10 A Millionen umgesetzt, dann zogen die Kurse Weiler an und für den Dollar wurden bis zu 12 Millionen geboten. Material war weniz am Markte. Neueste Meldungen. Der steigende Brvtpreis. Berlin, 2. September. Der Brotpreis steigt buchstäb lich von Tag zu Tag. Gestern wurde das markenfreie Brot auf 800 000 Mark erhöht, von morgen an kostet es schon 900 000 Mark und die markenfreie Schrippe 45 000 M. Noch keine Notierung russischer Papiere. Berlin, 1. September. Der Börsenvorstand hat be schlossen, die Wiederaufnahme der Notierungen der russi schen Papiere bis auf weiteres zu vertagen. Annahme der Biersteuer im Reichsrat. Bcr.7!i, 1. September. Der Reichsrat erklärte sich ein verstanden mit der am 24. August vom Finanzminister aus Grund gesetzlicher Ermächtigung vorgenommenen Er höhung der Biersteuergesetze. Der Höchswetrag der Anteile Württembergs, Bayerns und Badens an der Biersteuer einnahme wurde vervierfacht. — Auch mit der Verordnung des Finanzministers über Erhöhung der Höchstsätze für die nach der Menge des steuerbaren Getränkes bemessenen Ge- mciudegetränkesteuern erklärt sich der Reichsrat einver standen. Engländer gegen französische Paßschikanen. O n, 1. September. Da auf dem Bahnhof Vohwinkel Reiseuoe mit englischen Pässen und Geleitscheinen von den Franzosen häufig nicht durchgelassen werden, hat die eng lische Besatzungsbehörde nunmehr angeordnet, daß in jedem. Zuge englische Soldaten mitfahren, um darauf zu achten, daß den mit englischen Pässen und Geleitscheinen versehenen Passagieren von den Franzosen keine Schwierig keiten mehr gemacht werden. Ende der passiven Resistenz an der Ruhr. Essen, 1. September. In einer Versammlung der Be triebsräte und der Gewerkschaften in Essen wurde beschlossen. ,Müder, Kinder, laßt doch das Streiten! Kaum seid ihr beisammen, dann gibt's schon Unfrieden", klagte die Rätin. „Erni vergißt zu oft und gern, daß sie erwachsen und kein Backfisch mehr ist." Innerlich triumphierte Annemarie doch, daß So phia nur ein Dutzendlos gezogen hatte und so gar nichts Besonderes und Hervorragendes durch ihre Hei rat wurde, eine simple Mrs. Schulz, weiter, nichts. Ei^ie große Genugtuung war es für die juttge Frau. * * * Nach acht Tagen meldete sich Bruno Schulz an. Spät am Abend kam er an, da er niemand von den alten Bekannten begegnen wollte. Robert und Sophia erwarteten ihn am Bahnhof und begleiteten ihn nach dem Hotel, wo sie noch ein halbes Stündchen mit ihm beisammen sahen. Und am nächsten Tage wollte er sich das geliebte Mädchen von den Eltern erbitten. Es lag doch eine leise Befangenheit zwischen ihm und Kommerzienrat Markhoff. Die Rätin hatte sich mit aller Würde gewappnet, die ihr zu Gebote stand. Sie wußte, ein „Nein" von ihr wäre bei Sophia, die ihren eigenen Weg ging, unbeachtet geblieben; des halb war es klüger, nachzugeben, wenn es ihr auch schwer fiel. Zudem war Sophia nicht mehr weit entfernt von den Dreißigern. Was konnte sie da noch für An sprüche machen? Die Rätin war doch betroffen, als Bruno Schulz sie begrüßte. Sie konnte sich dem Eindruck seiner be deutenden Erscheinung nicht entziehen; so vornehm und weltmännisch gebildet hätte sie sich ihn nicht gedacht. Mit größter, wenn auch unauffälliger Eleganz war er gekleidet. Sein schmales, bartloses Gesicht mit den regelmäßigen, fast klassischen Zügen trug de« Stempel hoher Intelligenz. Sophia führte ihn den Eltern entgegen. „Ich bitte euch, heißt Bruno willkommen." Er küßte der Kommerzienrätin die Hand. „Gnädige Frau, ich möchte die Worte Sophias auch zu den meinigen machen." „Für uns gibt es nur eines: das Glück unseres Kindes", sagte die Rätin pathetisch, „und da Sophia in Ihnen ihr Glück sieht, so bleibt uns nur übrig, die Wahl unserer Tochter gutzuheißen." Dabei lächelte sie verbindlich und doch sehr zurück haltend, in ihrer Liebenswürdigkeit lag eine gewisse verablassuna. die Sovbia verletzte. Sluck Bruno küklte vte von den Belegschaften geübte passive Resistenz im Berg bau, nachdem der Zechenverband die Forderungen der Arbei ter zum größten Teil erfüllt hat, aufzugeben. Die Arbeit ist zum größten Teil wieder ausgenommen worden. Das Elend der Rentner. Stuttgart, 1. September. Im Stuttgarter Tageblatt liest man im Brief eines Kleinrentners, man möge ihm von Staats wegen das Leben nehmen. Es heißt darin: „Heute ist es geboten, das Odium des Selbstmordes in die Rumpel kammer zu werfen und Barmherzigkeit zu üben durch Er richtung einer Institution, welche der Not der Zeit entspricht und allen jenen, welche nicht mehr in der Lage sind, ihr Leben zu fristen, durch Verabreichung und richtige Dosierung eines entsprechenden Schlaftrunkes ein Ende ihrer Qualen zu bereiten willig ist . . ." Englische Kriegsschiffe unterwegs. London, 1. September. In später Nachtstunde wurde die Entsendung eines englischen Geschwaders nach Korfu angekündigt. Dazu wird von unterrichteter Seite erklärt: Wenn Mussolini nicht sofort vor der Autorität des Völker bundes weiche, sei England entschlossen, im östlichen Mittel meer mit allen Machtmitteln die Ordnung und den Frieden aufrechtzuerhalten. Der Kriegstaumel in Italien. Rom, 2. September. Im Lande, besonders aber in Rom, herrscht Kriegssieber. Die gesamte Presse billigt das Vorgehen Mussolinis und richtet wütende Angriffe gegen England. Demonstrationen häufen sich in allen Städten, und halbwüchsige Knaben brüllen auf den Straßen: „Nieder mit Griechenland!" Die Schrecken des Weltkrieges, die Erinnerung an die Opfer, die er gefordert, scheinen vergessen. Budapest ohne Geld für Beamtengehälter. Wien, 1. September. Die Stadt Budapest konnte ihren Beamten die Gehälter nicht auszahlen, weil sie über keine Geldmittel verfügt. Die Erbitterung der Beamten ist außer ordentlich groß Aus Stadt und Land. «vldrUl «»««n Mtr »«M« »AI»»«, Wilsdruff, am 3. September 1923. Das Markenbrot 300 VVV! Der Ruf nach der Zwangswirtschaft und deren Kosten. Der Ernährungsausschuß des Kommunalverbandes Meißen Stadt und Land erreichte in seiner letzten Sitzung mit dem Brotpreis die 300 00O. Der Kommunalverband hat damit den Ruhm, den billigsten Brotpreis in Sachsen zu haben, an Großen hain abgeben müssen, das nur 270000 festsetzt, während Döbeln und Oschatz auf 370—375 000 -kommen. Die Hauptursachen der Verteuerung sind 'diesmal nicht die Löhne unb der sonstige Be darf, die sich, abgesehen von der Geschästsmiete und den Zinsen für das Betriebskapital, nur verdoppelt haben, sondern ber Getreidepreis und die Bezugsscheingebühr. Der Getreibepreis, dessen Erhöhung schon längst angekündigt war, ist nun von der Reichsgetreidestelle auf bas Fünfzehnfache bestimmt worden, das sind 36 Millionen Mark für den Zentner Roggen gegen bisher 2 350 000 Mark. Dabei ist die höchste Stufe noch nicht erreicht und weiteres Steigen zu erwarten. Die Bezugsschein- gebühr ist mit 2 30000 Mark festgesetzt worden gegen zuletzt 200 000. Diese Gebühr ist bekanntlich dazu bestimmt, die eigenen Kosten des Kommunalverbandes zu decken, und dieser muß darauf Rücksicht nehmen, daß er nach dem Aufhören der Zwangswirtschaft am 15. Oktober seine Beamten noch rund vier Monate' zur Abwicklung der Geschäfte mit den Mühlen und Bäckereien benötigt. Die dafür nötigen Gehälter von monatlich einer Milliarde bei 5—6 Beamten müssen in den kommenden sechs Wochen herausgewirtschaftet werden, da Re serven nicht vorhanden sind und später der -Verband keine Mög lichkeit zur Beschaffung von Mitteln besitzt. Dazu kommen die Kosten der neuen Brotmarken, welche durch die Verlängerung der Zwangswirtschaft über den 15. September -hinaus nötig das Gönnerhafte in der Art der Rätin, er lachte ein wenig in seiner schwer zu erklärenden Weise. Bruno verneigte sich. „Ich danke Ihnen, gnädige Frau. Darf ich nun noch die Bitte aussprechen, daß Sie mir Sophia bald als mein Weib geben? Ich sehne mich nach einem eigenen Heim." „Glauben Sie, es fällt uns sehr schwer, unser Kind so weit von uns ziehen zu lassen. Ich darf gar nicht daran denken." Die Rätin drückte ihr Taschentuch gegen die Augen. „Sophia wird es nie zu bereuen haben", sagte er warm. „Nein, mein Bruno!" Ihre schönen, klaren Augen strahlten ihn innig an. Die Rätin führte für ihren Mann das Wort; sie sah ihn an, während sie sprach, und er neigte dann zustimmend den Kopf. TA* kam die Frage nach den finanziellen Ver- hältmssen. Da der Bewerber mit der Antwort etwas zögerte, wurde sie mißtrauisch. „Junge und verliebte Leute sehen das Leben durch eine rosenrote Brille an. Man mutz aber weiter den ken, eine solide Basis ist die Hauptsache; denn sonst fällt das erhoffte Glück bald zusammen, wenn erst Sorgen um das tägliche Brot kommen." Der Kommerzienrat räusperte sich mehrere Male und hustete, ehe er sagte: „Ich kann meiner Tochter nicht so viel mitgeben, wie Sie vielleicht denken, ja zu erwarten berechtigt sind — berechtigt sind. Ein Zuschuß für den Haus halt muh aus verschiedenen Gründen für die ersten Jahre Wegfällen." ,,Mein Mann ist leidend; er hat deshalb die Fabrik unserem Sohne Robert übergeben, und als Anfänger hat der es doch schwerer. Das heißt, wenn Sophia daraus besteht, muh Robert suchen, es dennoch zu ermöglichen." Sophia saß wie auf Nadeln bei diesen Erörte rungen. Wie konnten die Eltern so taktlos sein und vurchblicken lassen, daß sie Bruno Schulz für einen „armen Schlucker" hielten, der es lediglich auf ihr Geld abgesehen hatte. „Mama, das laßt bitte eure Sorge nicht sein. Ich werde Robert um keine Zulage drängen", sagte sie mit bebender Stimme, „und Bruno rechnet auch nicht darauf." Beruhigend faßte er nach ihrer Hand. i werden — sie sind mit 500 Millionen veranschlagt; -dabei ist f das benötigte Papier schon,ruyer emgekauft woroen — kommen f weiter die Kosten ihrer Veneuung uno Verjenvung, kommen . die Zinsen an die Reicysgeireweftelle mir schagungsweife 140- Muuarden. Erwähnung gnoet oadei, daß ab I. >sepiem0er der Transport einer Wagenladung Getreide von Rie^a nach Meißen 120 Millionen Mark koget. Reg.-Rat Dr. Falck ! schließt seine Darlegungen mit dem Bemerien, daß wir immer noch den niedrigsten Mehlpreis in Sachsen und, a-ogesehen von Großenhain, auch den niedrigsten Brotpreis haben. In der Aus sprache verweist Arbeuerjekrelar Thieme aus die schwindelnde Höhe der jetzt erreichten Zahlen, die vielen den Broterwerb säst unerschwinglich machen werden. Trotzdem müsse beim Eintreten der freien Wirtschall mit noch höheren Zahlen gerechnet werden, da dann die beteiligten Gewerbe sich nicht mit dem jetzigen Gewinn begnügen wurden. Viele Bäcker jagten, daß die >reie Wirtschaft ihnen den Untergang bringen weroe, da pe die von den Mühlen verlangten Meytpreye nicht zu erschwingen ver mochten. Aus Mesen Gründen wäre es beger, trog oer yoyen Kosten der Zwangswirtschaft noch werter bei vle,ec zu drewen und einen diesoezugua-en Antrag an die Negierung zu penen. Im weiteren bespricht Redner nochmals die vorletzte zvauulai.on und gibt der Meinung Ausdruck, oatz der mit dieser sesigesegle Preis von 150 600 Mark in dieser Höhe nicht notig gewesen wäre. Reg.-Rat Dr. Falck widerjpr.chl der Behauptung des Vorredners, daß -die diesmalige Kalkulation aus der vorigen sich aufbaue, und legt nochmals die Ursachen der jetzigen Preis erhöhung dar. Was die Zwangswirtschaft betrisfl, so sei deren Beseitigung bisher auch von den Bäckern gefordert worden. Auf die Notwendigkeit finanzieller Vorkehrungen seitens der s Innungen habe er schon in voriger Sitzung hmgewiesen. Mit dem Anträge Thieme erklärt er sich emver-jianoen. Bbermeister Dietze bemerkt, -daß in Großenhain und Riesa von den Ge werben über den vorigen Brotpreis als zu nieorig Beschwerde geführt worden sei. In längeren Ausführungen fordert hieraus auch Stadlrat Dr. K i n.-d, daß alles getan werden müsse, um die Regierung auf die Gefahren hinzuweisen, die mit der freien Wirtschaft in der Broterzeugung drohen, mit einem Brotpreise von vielleicht einer Million bei einem Wirtfchastsstande, wie wir ihn so tief noch nicht gehabt haben. Die Vorgänge in der Fett- und Viehverjorgung hätten gezeigt, daß wir zur freien Wirtschaft noch nicht reif seien. Die Aufhebung der Zwangswirtschaft ^im gegenwärtigen kritischen Zeitpunkt fei eine unverantwortliche Tat -der Neichsregierung. Reg.-Rat Dr. Falck erwähnt die Ver- billigungsattion, von deren Form leider noch nichts bestimmtes bekannt sei. Herr -Haase weift darauf hin, daß der Reichstag die Aufhebung der Zwangswirtschaft beschlossen hat. Herr Thieme bemerkt darackf, daß jetzt die Dinge etwas anders liegen. Er verweist auf die Bedingung, von welcher die Gewerk schaften ihre Zustimmung zum Eintritt der Sozialdemokratie in die Regierung abhängig gemacht höben, daß nämlich die Zwangswirtschaft auf verschiedenen Gebieten wieder eingesührt werde. Mühlenbesitzer Jentzsch führt aus, es seien Mächte am Werke, die einen billigen Brotpreis nicht wünschten. In Verbindung damit erwähnt er die Beiseileschiebung des Amts- Hauptmanns Dr. Sievert, der stets bestrebt gewesen ist, den Brvtpreis so niedrig wie möglich zu halten. Zum Schluß wird noch über die Wechte Mehlbeschafsenheit Klage geführt. Man führt diese auf das Getreide zurück, und es wird -deshalb in Riesa durch Vertreter des Kommunalverbandes eine Kontrolle vorgenommen werden. Der Antrag auf Beibehaltung der Zwangswirtschaft geht mit einmütiger Billigung des Ausschusses an das zuständige sächsische Wirtschaftsministerium. — Der Monat September. Nun sind sie schon wieder da, die Monate mit dem „r" und als erster der bereits herbstkündende September. Daß der Sommer nun zur Neige geht, spüren wir nicht nur recht deutlich an der verringerten Vegetation und dem bei manchen Bäumen schon begonnenen Fallen der Blätter. Wir merkens auch an den rasch länger werdenden Abenden, an der kühlen Temperatur, an dem geringeren Durst aber vermehrten Hunger. Schon recht zeitig brennt die Treppenhauslampe! Die Kohlenkeller sollen für den Winter gefüllt werden — hu. Die i Lichtrechnungen zeigen steigende Tendenz — hu! Das Wirt- ; schaftsgeld will nicht mehr zureichen! „Rege dich nicht auf, Phia", und dann, zur Rätin zewandt: „Glauben Sie, gnädige Frau, daß ich je Saran gedacht hätte, einen eigenen Hausstand zu grün sen, wenn ich auf die Mitgift meiner Frau angewiesen -väre?" „Darf ich fragen, bei welcher Firma Sie tätig sind Herr Schulz? Ich kenne doch verschiedene drüben mit denen wir arbeiten", fragte der Komme zienrat „Gewiß, Herr Kommerzienrat, bei Anthont Schrötter." „Ah, gute Firma, prima, prima." „Richtiger gesagt, ich war dort bis vor kurzem.' „Sie haben die Stellung aufgegeben?" „Jawohl, Herr Kommerzienrat." „Und da denken Sie an heiraten?" Eine große Entrüstung klang aus dieser Frage. „Sogar sehr stark, Herr Kommerzienrat!" Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen; ihn belustigte dieses Frage- und Antwortspiel. „Bruno, das wußte ich noch gar nicht, daß du nicht mehr bei Schrötter bist." Sophia war etwas erstaunt. Warum hatte er ihr das noch nicht mitgeteilt? In ungezwungener, aber doch korrekter Haltung saß er da, den Zylinder auf dem Knie, und seine klugen Augen schweiften von einem zum andern. Er sah die mühsam bezwungene Aufregung der Rätin. „Ah, Sie sind demnach jetzt stellenlos?" „Ja, gnädige Frau, ich bin momentan stellenlos", bestätigte er mit unerschütterlichem Ernst. „Dann ist es, offen gestanden, ein großes Wag nis, jetzt heiraten zu wollen. Unter diesen Umstän den muh ich meine Zusage zurückziehen." Der Kommerzienrat hatte ganz im Sinne seiner Frau gesprochen; denn mit einem energischen Nicken begleitete sie seine Worte. „Vater, nein", rief Sophia, „ich lasse nicht von Bruno." „Wenigstens bis dahin, bis Sie wieder etwas Passendes gefunden haben. Ich wiederhole, ich kann nicht noch eine Familie unterhalten. Durch verschie dene Zugeständnisse, die ich meinem Sohne habe machen müssen, sind mir die Hände gebunden." ' „Haben Sie sich nicht wenigstens um eine neue Stellung bemüht?" fragte die Rätin hochfahrend, „Aoch nicht, gnädige Frau!"