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«llinenliaM Flotte unterstützt, die über die Stadt hinweg scuerte und das Gebäude der Polizeischule beschoß, das in Brand geriet. Gleichzeitig überflogen Flugzeuge die Stadl und feuerten. 15 Personen wurden getötet. Die griechische Garnison und die Gendarmerie wurde» entwaffnet, das Kriegsmaterial in Besitz genommen. Dn Granaten der Italiener zerstörten auch das Gebäude der früheren englischen Polizei. Nach anderen Nachrichten soll auch Samos bereits besetzt sein. Einberufung der italienischen Reserven. iDe italienische Regierung hat die Einberufung von zwei Jahrgängen der Reserve angeordnet. Die Regierung verhängte über alle Zeitungen die Zensur. Die griechischen Dampfer in den italienischen Häfen werden sämtlich zurück gehalten. Die italienischen Schiffe in den griechischen Häfen haben Befehl erhalten, die griechischen Gewässer sofort zu verlassen. Griechischer Ruf an den Völkerbund. Aus Athen erfährt man, daß die griechische Regierung dem Sekretariat des Völkerbundes die telegraphische Bitte unterbreitet hat, nach Artikel 12 des Völkerbundspaktes zu intervenieren, über Griechenland ist der Belagerungszu stand verhängt worden. Besonders bezeichnend ist die von italienischer Seite nack berühmtem französischen Muster verteidigte Fiktion, cs handele sich um keine kriegerische Aktion. In einer Proklamation des italienischen Oberbefehls habers an die Bevölkerung Korfus wird behauptet, daß die Besetzung keine kriegerische Handlung sei, sondern lediglich die feste Entschlossenheit Italiens bekunden solle, die ihm ge schuldeten Reparationen zu erlangen. Die Besetzung trage einen vorübergehenden und friedlichen Charakter und werde diesen Charakter behalten, solange die Haltung der Bewohner der Insel die italiepische Kommandobehörde nicht nötige, besondere Maßnahmen zum Schutze der italienischen Truppen zu ergreifen. — Einmarsch ohne Kriegserklärung, Beschießung, Reparation und Sanktionen — alles wie im Westen Deutschlands. Dazu noch die für den Völkerbund ungemein charakterisierende Erklärung, Italien könne sich durch einen Jnteressenbund nicht von der Verteidi gung seiner nationalen Ehre abhatten lassen. Englands Haltung. Die Londoner Blätter bezeichneten es als ein Staats verbrechen, wenn Italien irgendwelche Schritte gegen Griechenland unternehmen wollte, ohne vorher England und Frankreich gefragt zu haben. Italien hat sich dadurch von ! Dollar: 31. Aug.: 10274250 Mt. j Dollar: 3. Sep.: 9675750 Ml. ! fernem Feldzug gegen die griechischen Inseln nicht abhatten f lassen. Man will in England nicht an einen lokalen z Krieg glauben, zumal Jugoslawien nicht ruhig zusehen ; dürste. — Lord Curzon plant dem Vernehmen nach sehr j energische Schritte gegen Mussolini, um so mehr, als bei ? Übergabe der Jonischen Inseln die Vereinbarung getroffen ! wurde, daß diese Inseln neutralisiert werden sollten. ! England als erste Mittelmeermacht fühle «sich durch das Vor- z gehen Italiens bedroht, und man hegt Befürchtungen für die f Sicherheit im Mittelmeer. Man glaube, daß die Besetzung > Korfus aus einen Versuch Italiens hmaEeme, sich die Herrschaft im Mittelmeer zu sichern. — Daß Mussolini sich ! viel aus den englischen Befürchtungen macht, scheint nicht i wahrscheinlich. Er scheint vor der Entfachung eines neuen f V ö lke r k r ie g e s, der auf dem heißen Boden dort unten ; immer droht, nicht zurückzuschrecken. * Aus Athen wird mitgeteitt, daß die Versuche, der Mör der von Janina habhaft zu werden, bisher ohne Erfolg ge blieben sind, obwohl der Gauverneur von Epirus beauftragt worden war, sofort alle erforderlichen Untersuchungen einzu leiten. Man nimmt an, daß die Mörder sich in das Innere i von Albanien geflüchtet haben, da der Tatort nur eine Stunde i von der albanischen Grenze entfernt liegt. ! Schwere EMbeckatastWhe in 3WN Boiohama zerstört. — Tokio in Brand. Reuter meldet aus Osaka, daß am Sonnabend ei» Erd- i beben von sechs Minuten Dauer wahrgenommen wurde. Atte ; Uhren blieben stehen. Die Telephvnlinie Tokio—Osaka ist zer stört. Ein zweiter Stoß wurde um 2 Uhr 25 Minuten nach mittags fühlbar. Großer Schaden wurde in Tokio, Yokohama und Hokojaka angerichtet. Associated Preß meldet aüs Bokohama, fast die ganze Stadt stehe in Flammen, und viele Menschen seien dem Brande zum Opfer gefallen. — Einer in später Abendstunde einge- iaufenen Meldung nach soll Yokohama infolge des Erdbebens fast gänzlich vernichtet sein. Der Kaiserpalast in Tokio in Flammen? Paris, 2. Sept. Ueber das Erdbeben in Japan meldet Havas noch folgendes: Das Erdbeben war besonders heftig in der Nachbarschaft des Fuji. Ueber Tokio sind Wolkenbrüche niedergegangen. Die Stadt wurde von wiederholten Stößen ! heimgesucht. Nach einer drahtlosen Meldung steht Tokio in s Flammem Zahlreiche Gebäude sind eingestürzt. Die Wasser leitungen sind zerstört, die Eisenbahnlinien sind in einem Umkreis von hundert Meilen in Unordnung. Mehrere Züge, die aus der Fahrt nach Tokio waren, sind durch das Erdbeben zerstört worden. In Tokio soll der kaiserliche Palast in Flammen stehen. Yokohama soll von einer Sturmflut heimgejucht worden sein. Der Reichskanzler in Stuttgart. Bedeutsame politische Erklärungen. Stuttgart, 1. September. Reichskanzler Dr. Stresemann trifft auf seiner zweiten Süddeutschlandreise morgen hier ein, um dem Swatspräsidenten Dr. Hieber seinen Besuch abzustatten. Der Reichskanzler wird diesen Besuch zu einer hochbedeut samen außenpolitischen Erklärung benutzen. Wie schon jetzt gesagt werden kann, wird Dr. Sirese- nwmr sich besonders gegen die vielen entstellenden Nach richten aus dem Auslande über die von ihm geplante Poli tik wenden. Wurde doch gemeldet, der Kanzler werde direkt von Stuttgart nach London gehen, um eine Ver- i ständigung mit Frankreich anzubahnen. Der Kanzler wird - solche Märchen gebührend blotzstellen und keinen Zweifel Wenn edle Herzen bluten... 48 Roman von Fr. Lehne. WvuovlNV fkch ci. vui. ,ylisi ?7> sicfö»» Milkst:: betrachtete Sophia sein ernstes Gesicht, das viele graue Haar, das sich unter das dunkle mischte. Wenn einer, dann verdiente Robert ein Glück. Er, der sich für alle aufopferte, damit sie es recht hübsch bequem im Leben hatten — nach ihm fragte keiner, um ihn küm merte sich niemand. „Vermißt du Harriet nicht doch manchmal?" fragte ihn Sofia da ganz unvermittelt. Etwas verwundert darüber sah er sie an. „Offen gestanden, nein! Anfangs besonders war es nnr beinahe leicht, und wohltuend empfand ich die Ruhe meines Hauses, die mir so lange gefehlt hatte." „Aber einsam mutz es dir doch sein." „Ich empfinde es nicht so, da ich es doch immer gewesen bin." „Es kann aber nicht so weiter gehen, Bobby. Zum Einsiedler bist du mit deinen siebenunddreißig Jahren noch viel zu jung. Denkst du denn nicht daran, wieder zu heiraten? Es gibt sicher viele, die gern deine Frau würden!" „Nein, Phia, um vielleicht nochmals eine Ent täuschung durchzumachen? Ich fühle mich zu keiner von den jungen Damen besonders hingezogen und außerdem fehlt mir die Zeit, an solche Privatsachen zu denken." Sophia stand auf, trat hinter den Sessel des Bruders und legte ihm die weiche Hand auf die Stirn „Privatsache nennst du das, Bob, was eine Lebens frage ist?" sagte sie vorwurfsvoll. „Weißt du denn nieinand, der zu dir paßte? Es geht so nicht weiter, Bob, du siehst schon richtig vernachlässigt aus." „Ja, Sophia, eine, die dir gleicht, dir einzigen, die würde ich ohne Besinnen heiraten " Er küßte ihre Hand. „Aber wo sie finden! Darum lasse ich es eben beim alten," meinte er müde. „Lasse es, wie es ist! Daß ihr Frauen doch gleich bereit zum Heiratstiften selb." Sophia sah den sehnsüchtigen Zug in seinem Ge- ftcht. seinen ins Weite gerichteten Blick und sie fühlte, «>r darbte wobl an eine, und diese eine glaubte sie zu kennen, und sie begriff den Doppelsinn seiner Worte. „Eine, die dir gleicht!" Hatte er nicht früher, vor drei Jahren ungefähr, von Monika Henning gesagt: „Ich finde, sie gleicht dir etwas, Sophia." „Nun, Bobby, wenn du nicht willst! Wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen. Mso lassen wir das!" Sophia beobachtete ihn scharf, doch ohne, daß er es merkte, und fragte dann ganz beiläufig: „Warum ist eigentlich Fräulein Henning von uns fort? Sie war doch eine so gute Arbeitskraft." Robert wurde rot; er fühlte es und Ärgerte sich darüber. „Wie kommst du darauf?" „Erni hat mir erzählt, wie tapfer sie sich damals gezeigt hat — und weshalb entließ man sie?" „Sie war doch schon vor jenem Zwischenfall fort von uns, weil sie heiraten wollte." ^Ach ja," sagte sie gleichgültig, und wechselte das Thema, indem sie von ihrem Bruno sprach. Was sie wissen wollte, hatte sie erfahren. Robert war be fangen, unfrei, da er von Monika gesprochen hatte; er schien ihrer noch immer zu gedenken. Erni hatte wohl nicht unrecht, als sie darauf hinwies. Nun, sie würde weiter sehen und forschen. Wie Sophia vorausgesehen hatte, waren ihre El tern aufs höchste überrascht, als sie ihnen sagte, sie habe sich mit Bruno Schulz verlobt, nachdem sie sich zufällig in Tölz getroffen und ausgesprochen hät ten. Sie konnte nicht umhin, an die Vergangenheit zu erinnern. „Du stellst uns vor eine vollendete Tatsache?" In halb fragendem Tone sagte das die Rätin, nachdem sie sich von ihrem Staunen erholt hatte. „Gewiß, Mama, weil mein Entschluß auch durch gegenteilige Bestimmungen nicht umgestoßen würde!" entgegnete Sophia ruhig. „Ich bin sehr erstaunt darüber, da wir doch alle glaubten, er sei verheiratet und glänzend — —" „Es ist aber nichts an dem: es war damals nur leeres Gerede, Mama." „Welchen Beruf hat er?" „Du weiht doch, Kaufmann." „Und was kann dir Mr. Schulz —", die Rätin hüstelte etwas, als habe sie sich an dem Namen ver- ickluckt. ..was kann er dir bieten?" daran lassen, daß das deutsche Voll den passiv cli Widerstand an der Ruhr nur dann aufgeben werde, wenn die freie und unabhängige Verfügung über das deut sche Ruhrgebiet wieder gewährleistet ist, wenn die Rhein lande sich in dem international garantierten vertrags mäßigen Zustande befinden, wenn jeder vergewaltigte Deutsche von Ruhr und Rhein der Freiheit und der Hei mat wiedergegeben ist. Nur unter diesen Voraussetzungen ist die a k t i v e R e a l p o li t i k möglich, zu der die Reichs- rcgierung allerdings fest entschlossen ist. politische Rundschau. Deutsches Reich. Reichsbankklage gegen Großmann abgewiesen. In dem Prozeß der Reichsbank gegen den von ihr ent lassenen Betriebsratsvorsitzenden Großmann hat das Land gericht Berlin die Entscheidung gefällt. Sie geht dahin, daß die Reichsbank mit ihrer Feststellungsklage abgewiesen wird. Das Landgericht spricht grundsätzlich aus, daß Großmann sich in zwei Fällen Verfehlungen gegen seine Pflichten als Angestellter und Betriebsratsvorsitzendel habe zuschulden kommen lassen. Gleichwohl müsse dtt Klage der Reichsbank abgewiesen werden, denn es seien sehr erregte Zeiten gewesen, und der Betriebsratsvor- sitzende Großmann habe der Ansicht sein können, daß sein Vorgehen den Betrieb der Reichsbank vor Erschütterungen bewahren würde und deshalb objektiv gerechtfertigt sei. Durch dieses Urteil erledigt sich der seit über vierzehn Tagen schwebende Konflikt in der Reichsbank. Da das Direktorium erklärt hat, daß es die Entscheidung des Land gerichts annehmen werde, wird die Kündigung des Be triebsratsvorsitzenden und die von den Angestellten und den Notendruckern beschlossenen Maßnahmen, wie mitge teilt wird, ebenfalls hinfällig. Hilferding nicht für sofortigen Kohlensteuer Abbau. Der Reichskohlenrat hatte in derselben Sitzung, in der er beschloß, die Kohlenpreise heraufzusetzen, ein Gutachten für den Abbau der Kohlensteuer abgegeben. Der Reichs- t finanzminister hat demgegenüber erklärt, daß bei dem neuen Sturz der deutschen Valuta, der die deutschen Koh- lenpreise zunächst wieder unter die ausländischen gedrückt , habe, eine sofortige Aufhebung der Kohlensteuer, die dem Reiche große Steuerausfälle verursachen würde, nicht ge boten sei. Grenze für Angestellten- und Krankenversicherung Durch Verordnung des Reicharbeitsministers ist die für die Angestellten-Dersicherung versicherungspflichtige Einkommensgrenze auf 2400 Millionen Mark, im besetz ten Gebiete auf 3000 Millionen Mark erhöht worden; die Grenze für die Krankenversicherung auf 1500 Millionen Mark. Bis zum Jahresarbeitsverdienst von 300 Millionen Mark ist die freiwillige Krankenversicherung zulässig. Grohvntannten. X Anerkennung des Sowjet-Handelsvertreters. Der bri tische Handelsvertreter in Moskau hat von seiner Regierung die Weisung erhalten, der Sowjetregierung mitzuteilen, vatz die englische Regierung Rakowski als Leiter der russischen Handelsabordnung in London approbiert hat, und daß seiner Einreise nach England nach Empfang des oiplo- matischen Visums nichts mehr im Wege steht. SchWatastrophe in der Nordsee. Ein deutscher Dampfer gesunken: 41 Tote. Der 6000 Tonnen große deutsche Dampfer „Kluepfel" von der Reederei Krupp in Rotterdam, mit einer Ladung Steinkohlen von Hull nach Bremerhaven unter wegs, ist einer Meldung aus Amsterdam zufolge am 30. August während des heftigen Sturmes untergegan- g e n. Nach schwerer Havarie ließ der Kapitän Gardin zwei Boote aussetzen und blieb allein an Bord seines Schiffes rnriick. Beide Boote scbluaen nm. und vor den Auaen des Sophia mutzte ein wenig über die großartige Ge bärde der -veutter lächeln. „Darum habe keine Sorge, Mama. So viel kann er mir b-ieten, dah wir gut auskommen." „Der Begriff ist sehr dehnbar, Sophia", bemerkte Annemarie spöttisch. „Doch Raum ist in der kleinsten Hütte! Du bist ja genügsam, Sophia." „Allerdings. Dir scheint die Genügsamkeit aber ein Charakterfehler zu sein. Du scheinst noch nicht gelernt zu haben, deine Ansprüche herabzuschrauben/' „Was geht das dich an!" erwiderte Annemarie spitz- „Nur so viel, daß ich und besonders Erni deinet wegen wicht mehr zu kurz kommen wollen." Die junge Fran zuckte ungeduldig zu Sophias Worten die Achseln und sah zu ihrer Mutter hinüber- „Ich hatte eigentlich gedacht, daß aus Mr. Schulz mehr geworden wäre, als ein simpler Kaufmann. Mai' meint immer, wenn jemand aus dem Dollarlandc kommt, daß er —" „Daß er das Geld wie ein Kavallerieoffizier aus gibt — wolltest du das nicht sagen, meine Liebe?" unterbrach Sophia sie boshaft. „Mir genügt, was Bruno Schulz mir bietet, ein wenig mehr Einkomme!'' wird er wohl haben als Arno, so dah wir auf Zuschuß! keinen Anspruch machen werden." Annemarie richtete sich hoch auf und entgegenett zurechtweisend mit viel Pathos: „Das ist etwas ganz anderes, Sophia, das kan" inan gar nicht vergleichen mit euren Verhältnissen Schon die Ehre und der Vorzug, den Rock des Königs tragen zu dürfen " Ihre ganze Person war förmlich von Hochmw getränkt, und sie warf wütende Blicke auf Erni, die sst unterbrach und lachend sagte: „Gott, Annemarie, rede doch nicht gar so ge schwollen. Das steht dir gar nicht. Du wirkst mft komisch und kannst uns nicht imponieren. Ich sag^ dir, es gibt nur einen, der mir besser gefällt als Sophias Bruno. Dein Arno ist das aber nicht. Der kann mir überhaupt gestohlen bleiben. So elegant und vornehm, wie Bruno aussieht. Ich bin stolS! auf diesen Schwager; da kann Arno längst nicht mit/'! «»Erzogener bist du in München nicht geworden" rief die junge Frau zornig. „Deine Ausdrucks-! weise — —" „Ach, Annemarie, lasse mich nur nach meines Fasson selig werden. An mir ist doch Hopfen um Malz verloren", lachte Erni