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Wilsdruffer Tageblatt : 06.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192310060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19231006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19231006
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-06
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 06.10.1923
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reich vor, das; ein Auseinanderfallen des Reiches kein Vorteil wäre, weil dadurch der Reparationsschuldner verloren gehe und Frankreich Sicherheiten nicht erhalten werde. Die „Times" meinen, das deutsche Volk werde nicht bereit sein, das Joch der Iunkerkaste auf sich zu nehmen. Spitzenlöhne und Schlüssel im Buchdruck. Berlin, 4. Okt. Der Deutsche Buchdruckerverein teilt mit: Die Tarifkommission der deutschen Buchdrucker fetzte den Spitzenlohn für die Woche vom 6. bis 12. Oktober auf 20- Mil liarden Mark fest. Die Schlüsselzahl für das deutsche Buch- druckergewerbe beträgt ab 6. Oktober 5 Millionen. Rücksichtslose Massenausweisungen. Trier, 4. Okt. Laut „Kölnischer.Zeitung" wurden hier wieder rücksichtslose Massenausweisungen von Eisenbahnern vor genommen, die unter den bekannten Umständen die Heimat ver lassen mutzten. Es handelt sich um 26 Familien, von denen in vielen Fällen das Familienoberhaupt seit einer Reihe von Jahren nicht mehr bei der Eisenbahn beschäftigt ist. Die amerikanische Ausfuhr nach Deutschland. Washington, 5. Okt. In- amerikanischen Finanzkreisen machen die von Deutschland in Amerika getätigten Einkäufe viel von sich zu reden. Während des Augustes 1923 betrug die amerikanische Ausfuhr nach Deutschland 28 2000 000 Dollar gegenüber 21300 200 im August 1913. Neuer Erdstoß in Japan. Tokio, 4. Okt. Heute wurde wieder ei» heftiger Erd stoß verspürt. Die Einwohner flüchteten aus den Häusern. Das elektrische Licht versagte. In Osaka wurde ein leichter Erdstoß beobachtet. Kachne frpigesprochen. Potsdam, 4. Oktober/ In dem Prozeß gegen den Schloßbesitzer von Petzow, Herrn von Kaehne, verkündete der Obmann der Geschworenen folgenden Wahrspruch: „Die Geschworenen haben sämtliche Schuldfragen ver neint." Daraufhin sprach das Gericht den Angeklagten von Kaehne frei und legte die Kosten für das Verfahren der Staatskasse auf. Der Staatsanwalt hatte beantragt, die Frage nach Totschlag zu bejahen. Aus Stasi uns Lana. MMeiUnge» »Sr Mc,c »ubr», »«dm«« wir >mm«r «sniidar «nlgege». Wilsdruff, am 5. Oktober 1923. — Marktkonzert Sonntag, den 7. Oktober: 1. „Abschied der Gladiatoren", Marsch von Blankenburg. 2. Ouvertüre „Neptun" von Starke. 3. Paraphrase über das Lied „Fahr wohl, du Lenzesmorgen, du schöner Maientraum" von Schreiner. 4. Serenade Espagnole (Spanischer Tanz) von Kühler. 5. Musikalische Leuchtkugeln, Potpourri von Gärtner. — Fällige Steuern! Bis heute, 5. d. M., waren bei der Stadtsteuerkasse die Einkommensteuervorauszahlung und die 2. Rate der Rhein- und Ruhrabgabe zu zahlen. Wer seiner Zahlungspflicht noch nicht nachgekommen ist, dem dürste in seinem eigenen- Interesse zu empfehlen sein, dies zur Vermeidung des weiteren Anwachsens der hohen Verzugszinsen sofort noch zu tun. — Arzneitaxe. Mit Wirkung vom 3. Oktober ab wird die Schlüsselzahl der deutschen Arzneitaxe für Arzneimittel und Gefäße auf 580000, im besetzten Gebiet auf 780 000, für Arbeitsvergütungen auf 280 000 festgesetzt. — Voraussichtliche Witterung: Wechselnde doch vor wiegend starke Bewölkung, zeitweise Regen, kühl, böige nord westliche Winde. — Kesselsdorf, 5. Okt. Neuer Totenbettmeister. Am ver gangenen Sonntag wurde hier nach beendigtem Gottesdienste Tischlermeister Felix Richter hier in Gegenwart der Kirch gemeindevertreter durch Pfarrer Heber feierlich als Totenbett- meister eingewiesen. Mit dem Amte ist zugleich die Stelle des Kalkanten verbunden. Sein im Juni verstorbener Vorgänger Hermann Dittrich hatte dies Amt über 30 Jahre lang mit großer Treue versehen. ilan- Ge be» cd in- mH» aller llung de« afte» nge» ira» der Au» benca zanger ei der stellen n i» irk, in ein ein gelbet Lohn- Mark Ingen- Verein tmunt» Mark ber. üterer Stadt md es nieder mitta- grüße ns Ba Steine »ringt s di< und dlizek anlen herben a nicht gekon» r. dü 1» 'ch ei- Speise- enoM' Gast n G^ tliches es bet ne ge- c ma- :r Not emand : starke Kriege tarier' r. AN- jede» mmen, rust. elleicht es sich wieset ellaute als die in de« Stein, ltlickie''! var a" > den« Auge^ enhaft r laut' rb. ie ha>t ick. mr da* is vo^ am Wchauk e. eigens Haupt' Seite?' tens ug gi/ Lchwch folgt.' längs merkten wir das nicht; denn cs war ja eine ganze Liste von Genüssen, die uns der dienstbare Kellner vor legte, sobald wir auch nur ein bürgerliches Gasthaus be traten. Eine ganze Reihe von Genüssen verstand sich da mals sozusagen von selbst: die Schnitzel, Beefsteaks usw. waren immer vorgedruckt, gewissermaßen als eiserner Be stand eines jeden Restaurants. Solche Genüsse waren ebenso selbstverständlich wie die reichhaltige kalte Küche, die namentlich in Norddeutschland eine Spezialität gedie gener Gasthäuser war. Daneben figurierten, wie man weiß, mehr oder weniger kalligraphisch verzeichnet, die so genannten Tagesgerichte in kaum übersehbarer Fülle. Als der Krieg einige Jahre gedauert hatte, verschwanden nach und nach die mehrseitigen Speisekarten, und es erschien auf den, Gasthaustisch jenes winzige Kärtchen mit ein paar sogenannten Speisen, bei deren Namen einem der Apbetit vergehen konnte. Die Deutschen waren darin rigoroser als die ihnen verbündeten Österreicher: in der zweiten Kriegs hälfte, als in den deutschen Städten Fleischspeisen nur noch an einzelnen Tagen und in nach Gramm abgewogenen Mengen zu haben waren, zeigten die Speisekarten in den böhmischen Modebädern noch alle Genüsse der Friedens zeit mit 30 bis 40 verschiedenen Fleischspeisen. Zwar haben wir heute diese Kriegsnöte überwunden; die Speisekarte ist wieder reichhaltiger und einladender geworden; aber niemand wird bei ihrer Lektüre des Lebens froh; denn die Preise sind in die Zehnmillionen gestiegen. So mancherlei Wandlungen die Speisekarte in ihrer schon recht langen Geschichte auch erlebt haben mag, der gleichen ist in früheren Zeiten doch noch nicht dagewcsen, auch nicht in den Tagen der Französischen Revolution mit ihrer Asfignatenwirtschaft. Denn an der gegenwärtigen Kaufkraft der Papiermark gemessen, waren die Assignaten beinahe Wertpapiere. Auch gab es damals in Frankreich keinen Mangel an Lebensmitteln; das Land hatte ja keinen ruinösen Krieg hinter sich, und seine Fruchtbarkeit sorgte für alle Tafelgenüsse, die man sich nur wünschen konnte. Aus jener Zeit ist überhaupt die Speisekarte in ihrer gegen wärtigen Form zu uns gelangt. Als im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts die Napoleonischen Heere Deutsch land überfluteten, um sich hier auf Jahre hinaus häuslich niederzulassen, brachten sie auch mit ihrer gewiß nicht zu verachtenden französischen Küche die französische Speisekarte mit, die sich bei uns drei Generationen hindurch mit größter Hartnäckigkeit erhalten hat. Erst in den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts machte sich energisch das Bestreben geltend, die französische Speisekarte zu be seitigen, und die letzten Überreste dieses veralteten Brauches beseitigte der Krieg. Wie die sonderbarsten Dinge gesammelt werden, so sino natürlich auch Speisekarten zu allen Zeiten gesammelt worden, früher sogar mehr als in unseren Tagen. Im Märkischen Museum zu Berlin sieht man eine Reihe von Speisekarten aus der guten alten Zeit, aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Es sind Tischkarten nicht aus luxuriösen Gaststätten, die es früher überhaupt nicht in dem Umfange gab wie jetzt, sondern aus bürger lich bescheidenen Lokalen, bei deren Lektüre uns freilich schon angesichts der damaligen niedrigen Preise blasser Neid überkommt. Diese Karten geben uns ein anschauliches Bild von den bescheidenen Tafelfreuden in den Tagen unserer Groß- und Urgroßväter, und sie sind in dieser Hin sicht nicht ohne kulturhistorischen Wert. Man ersieht aus ihnen, wie sich damals der Teil der Gesellschaft abspielte, der auf Taselfreuden gestellt war, und der eine erheblich größere Bedeutung hatte als in unseren Tagen. Man er kennt aus ihnen auch die mannigfachen Wandlungen des Geschmacks, und man findet mancherlei Gerichte, die man heute auf einer Speisekarte vergeblich suchen würde, ebenso wie moderne, uns ganz alltäglich anmutende Gerichte früher völlig unbekannt waren. Man bedenke nur, wie die Ver breitung der Kartoffel in Europa die Tischgewohnheitcn verändert hat. Die Industrialisierung des modernen Lebens ist aber auch sonst an der Speisekarte nicht spurlos vorübcrgegangen. ' ' ' . Neueste Melsungen. Berliner Presseftimmen. Berlin, 5. Okt. Der „Lvkalanzeiger" schreibt: Bei ber Neu bildung eines Kabinetts wird Dr. Stresemann wohl kaum um eine Auflösung des Reichstages herumkommen-, um in den Besitz ber von ihm als notwendig erachteten Vollmachten zu gelangen. Eine Aenderung der Haltung der deutschen Volkspartei ist wohl kaum zu erwarten. Danach kann als feststehend angesehen tverden, daß das neue Kabinett Stresemann mit einer so schweren Belastung antreten werde, daß dadurch eine Möglichkeit ge deihlichen Wirkens unzweifelhast auf das schwerste beeinträch tigt fein dürfte. Zentrum und innere Krise. Berlin, 4. Oktober. Wie aus parlamentarischen Krei sen verlautet, läßt sich die Stellungnahme des Zentrums in seiner heutigen Fraktionsfitzung dahin kennzeichnen, daß diese Partei, ebenso wie die demokratische, nur die Bildung der Negierung auf irgend einer parlamentarischen Grundlage für angebracht hält, auch unter Mitwirkung der Sozialdemokraten, wenn diese zu einem Nachgeben bereit sind. Für die Stellungnahme der Sozialdemokraten werde der Bezirksparteitag in Berlin entscheidend sein, der am nächsten Sonntag fortgesetzt werden soll. . Die Haltung der Deutfchnationalen. Berlin, 5. Okt. Aus parlamentarischen Kreisen wird mik- geteilt: Die Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei wurde am Donnerstag abend von der deutfchnationalen Reichstags- statt!on bekannt gegeben, daß diese dem Kabinett Stresemann bas Vertrauen versagen werde, weil er ihm keine Gewähr bieten könne -auch für eine Ausscheidung der Sozialdemokraten aus der Negierung und der Regierungskoalitton in Preußen. Hierzu bemerkt der Berliner Lvkalanzeiger u. a.: Man erklärte sich in Kreisen der Deutfchnationalen überrascht, daß Stresemann durch ben Sturz des überparteilichen Kabinetts keinen Verlust hat und »un seinerseits wieder ein überparteiliches Kabinett bilden will. Selbst, wenn es Dr. Stresemann gelingen sollte, bei dem Kabinett, wie er es plant, den unheilvollen sozialdemokratischen Einfluß auszuschalten, so wäre doch damit erst eine der für die Deutschnationale Volkspartei unerläßllchen Forderungen erfüllt. Man hätte auch dann noch keinerlei Garantien für eine andere Haltung gegenüber Frankreich und erst recht auch keine für die Ausschaltung der sozialdemokratischen Einflüsse auch in Preußen. Die englische Presse zu den Ereignissen in Deutschland. Frankfurt a. M., 4. Okt. Die „Frankfurter Zeitung" meldet § aus London: Die neuesten Ereignisse in Deutschland werden j wenig kommentiert. Die „Westminster Gazette" hält Frank- j Aus ser Lsnseshauptstast. Dresden, 5. Okt. Der Befehlshaber im Wehrkeis IV macht bekannt: Der Reichswehrminister hat den in Bayern erscheinen den „Völkischen Beobachter" und die als Fortsetzungen der „Roten Fahne" erscheinenden Zeitungen „Der rote Kämpfer" und die „Arbeiterfaust" verboten. Ich verbiete hiermit den- Ver trieb und die Verbreitung dieser Zeitungen im Wehrkreis IV. Zuwiderhandlungen dagegen werden mit Gefängnis oder Geld strafe bis zu 15 000 Goldmark bestraft. — Das Wehrkreis kommando meldet: Der Befehlshaber im Wehrkreis IV hat die in seinem Bezirk erscheinenden kommunistischen Tageszeitungen „Der Kämpfer" (Chemnitz), das „Volksblatt" (Dresden), die „Tribüne" (Magdeburg), den „Klassenkampf" (Halle) und die „Sächsische Arbeiterzeitung" je auf die Dauer von acht Tagen verboten. Sie haben einen an das gesamte „arbeitende Volk" gerichteten Aufruf der Zentrale der kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der 3. Internationale) abgedruckt, in dem nicht nur Mitglieder der Reichsregierung, sondern auch die Ver hängung des Ausnahmezustandes -als eine allgemeine gegen die Arbeiterklasse gerichtete Maßregel bezeichnet wird. Ferner wird zur Bildung von Abwehrausschüssen, die die Arbeiter bewaffnen und den Generalstreik vocbereiten sollen, aufgefordert. Ein der artiges Verhalten ist mit der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung, für die der Befehlshaber verantwortlich ist, unver einbar. Es ist auch zu befürchten, daß diese Zeitungen ihr durch die Zentrale der Partei diktiertes Verhalten fortsetzen- werden. In gleicher Weise wird gegen -alle Zeitungen, die den gleichen Aufruf bringen, vorgegangen werden. Dresden, 4. Okt. Die mit den Dresdner Kreisen geführten Verhandlungen lassen eine nachträgliche Abänderung des ab geschlossenen Vertrages nicht zu: Die Verlegung des Reichs wirtschaftsmuseums von Leipzig nach Dresden ist nunmehr, wie die Museumsleitung mitteilt, nicht mehr zu umgehen. Die Dresdner Börse blieb — gleich den Börsen in Berlin und Leipzig — gestern Donnerstag geschlossen. * * * Wochenspielplan der Theater. Opernhaus: Sonntag vorm. 11 Uhr in der vormaligen katholischen Hofkirche: -Te Deum von Lederer. „Aida" 5—0-9, Montag „Zar und Zimmermann" 7—10. Dienstag für den Verein Dresdner Volksbühne „Tosca" 0-8—10. Mittwoch „Der Freischütz" 7—0,10. Donnerstag „Der Troubadour" 0-8—10. Freitag in neuer Einstudieruna und Inszenierung s „Euryanthe" 7—0,11. Sonnabend „Der Rvsenkavalier" 7 bis 0,11. Sonntag (14.) „Sizilianische Bauernehre", „Der Ba- i jazzo". Nachtvorstellung zum Besten ehemaliger Mitglieder der ' Sächsischen Staatstheater: Bunter Abend 10 Uhr. Montag (15.) „Euryanthe" 7—0,11. Schauspielhaus: Sonntag außer Anrecht „Mac beth" 7—0,11. Montag Anrechtsreihe B „Maria Stuart" 7—0,11. Dienstag Anrechtsreihe B „Egmont" 6 bis nach 10. Mittwoch Anrechtsreihe B „Datterich" 7—0,10. Donnerstag außer Anrecht „Macbeth" 7—0,11. Freitag Anrechtsrcihe B „Improvisationen im Juni" 0-8—0-10 .Sonnabend Anrechts reihe B „Schluck und Iau" 0-8—0,11. Sonntag (14.) außer Anrecht „Die Nibelungen" (Der gehörnte Siegfried — Sieg frieds Tod) 7—0,11. Montag (15.) Anrechtsreihe A „Die deutschen Kleinstädter" 0-8—0-10. Residenztheater: Sonntag (7. Okt.) nachm. 0-4 Uhr „Ein Walzertraum". -Sonntag den 8. bis mit Montag, den 15. Oktober täglich 0-8 Uhr „Der Graf von Luxemburg". Aus sem kresttaat Sasijen. Meißen, 4. Okt. Die „Meißner Zeitung" erzählt folgendes niedliche, leider nur allzu zeitgemäße Geschichtchen: Dor einigen Tagen- — Dollar: 180 — suche ich mir einen Hut aus. Kosten punkt 900 Millionen. Ich zahle, da ich das Geld nicht bei mir habe, 100 Millionen an, will morgen wiederkommen, die Ware abholen, nachzahlen. Am nächsten Tag — Dollar 120 — hole ich den Hut ab. „Was kostet er", frage ich, „heute?" — „Heute ein Drittel weniger, laut Dollarstand, asio o - müssen aber, da Sie die Ware gestern gekauft haben, die 800 Millionen nachzahlen." Als ich ihn vergeblich auf das Wider sinnige dieser Forderung aufmerksam mache, schenke ich ihm die Anzahlung großmütig, verlasse den Laden, gehe wieder zurück, verlange einen Hut, wähle meinen gestern ausgesuchten, zahle dem sprachlosen Händler die heut geltenden 600 Millionen und ziehe — um 200 Millionen reicher — Heim. Großenhain, 4. Okt. Die Rückgabe des hiesigen Flugplatzes an die Stadt konnte nach monatelangen Verhandlungen jetzt erfolgen. Dadurch ist es möglich geworden, das große Gelände, das rund 120 Acker umfaßt, wieder in landwirtschaftliche Be nutzung zu nehmen. Auf dem Areal soll durch das städtische Rittergut nur -Kartoffeln -angebaut werden, wodurch der Kar toffelbedarf für die Bevölkerung sichergeftellt werden dürfte. Zittau, 4. Okt. Die Versetzung des Amtshauptmanns Richter als Stellvertreter des Kreishauptmanns nach Bautzen ist vorläufig bis zum 1. November hinausgeschoben worden. Bad Lausigk, 4. Okt. Zur Verstärkung des Nachtschutzes gegen Einbruchsgefahr haben sich dem Stadtrat bezw. der Polizeiverwaltung zahlreiche Bewohner zur Verfügung gestellt, die durch Streifzüge innerhalb des Stadtgebietes dessen Keber- wachung ergänzen helfen wollen. Die Pvlizeiverwaltung hat von diesem Anerbieten bis auf Widerruf Gebrauch gemacht und die durch diesbezügliche Ausweise ausgestatteten Schutzorgane er mächtigt, jede verdächtige Person und jedes verdächtige Ge schirr anzuhalten und soweit ein Verdacht begründet ist, der Polizeiwache zuzuführen. Pegau, 4. Okt. Als die Diebe, die den Bilder- und Por zellandiebstahl im Schlosse Rochsburg ausgesührt haben, wurden zwei junge Burschen von auswärts ermittelt und festgenommen. Die gestohlenen Sachen wurden wiedergefunden. Kottmarsdorf, 4. Okt. Rittergutsbesitzer Feustel stiftete eine Milliarde Mark zur Anschaffung von Kohlen sür die hie sige Schule, bei der die Gefahr bestand, daß der Unterricht in folge Kohlenmangels nicht mehr hätte fortgeführt werden können. Leipzig, 4. Okt. Prof. Dr. Walter Penck, Privatdozent an der Universität Leipzig, ein Sohn und Fachgenosse des Berliner Geographen Albert Penck, ist im Alter von 35 Jahren- nach schwerer Krankheit in Stuttgart gestorben. Leipzig, 4. Okt. Der Fleischer Arthur Fränzel aus Papitz wurde vom hiesigen Wuchergericht zu 3 Monaten Gefängnis und 100 Millionen Mark Geldstrafe verurteilt. Er hatte im Februar beim Verkauf von fünf Schweinen auf dem Schlacht hofe einen Uebergewinn von 800 000 erzielt, die auf Grund der Geldentwertung mit 5,5 Milliarden bewertet und einqezogen wurden. — Der Gutsbesitzer Max Willy Förster in Seifersdvrf wurde wegen Preistreiberei mit Vieh vom Muchergericht Chemnitz zu einem Monat Gefängnis und zwei Millionen Mark Geldstrafe verurteilt. Mngelanssi Für diese Rubrik übernehmen wir nur die preßgesctzliche Verantwortung. Soeben habe ich den Dampfpflug wieder verabschiedet, noch ein paar Worte mit den Dampfpflügern gewechselt wegen des Transportes und der weiteren Arbeit zur Sicherung des glatten Abwickelns unsrer Aufgaben für die nächste Ernte 1924. Ja, der nächsten Ernte. Noch ist die jetzige, wichtigste (Kartoffelernte) noch nicht geborgen. Da beschäftigen wir uns schon wieder mit der nächsten. Zu Weihnachten bei Frost und Schnee können wir nicht pflügen. Ein Lebewohl und „glückliche Heimkehr" wünscht man den wetterfesten Männern noch von Herzen nach. — Da kommen zwei Radfahrer des Weges daher, von denen der eine zum rindern in voller Keberzeugung sagt, als er die Kartoffelfeimen und das Einmieten sieht: „Die ver fluchten Bauern sind an dem ganzen Elend schuld. Nur daß die Kartoffeln im Frühjahr recht teuer bezahlt werden müssen, hamstert die Gesellschaft und läßt keinem etwas ab. Die Luder usw." Von mir als Antwort: „Wenn Ihr in der Stadt nicht früher so großspurig gewesen wäret, hätten wir das Elend nicht. Es wollte doch kein Luder den dummen Bauern helfen. In der Stadt wurde mehr verdient, da pfiff man auf die dummen Bauern. Heute ist auf einmal der Bauer daran schuld, daß solche Zustände herrschen. — — Nein, nein, da mag sich der Städter einmal an der Nase ziehen!" So entstand ein Wortwechsel, Lis endlich der Radfahrer mir zurief: „Ihr Bauern steckt doch auch bloß mit dem Juden unter einer Decke." Na, glücklicherweise sind wir Bauern noch ganz und gar judenrein. — Aber wenn wir nicht von früh dis abends auf dem Posten wären, hätte der Städter nichts zu essen! Daran ändert der verbohrteste Mensch nichts. Und wir weiden auch nicht in unsrer mühevollen Arbeit erlahmen. Aber solche und ähnliche Angriffe weisen wir zurück. Ebenso jede Einmischung in unsere Anordnungen. Der Landwirtschaftsbetrieb ist mit keiner Stadteinrichtung vergleichbar, infolgdedessen kennt auch der Städter die Aufgaben nicht, denen wir täglich und stündlich ge wachsen sein müssen, damit wir die Natur uns dienstbar machen zur Schaffung größtmöglicher Nahrungsmengen. Darum laßt den Dampfpflug seine schweren Furchen weiter ziehen! UmMiWWM Feine Ballmusik. Hierzu laden freundlichst ein ,n° Otto Lauge n. Fra«.
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