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Beilage zum Wilsdruffer Tageblatt. Sonnabend / Sonntag den 22 /23. September 1923 Nr. 111. 82. Jahrgang. «USD- SWsche GenieinderalsMhlen. Wahl am 18. November. Die Verhäilnisse der sächsischen Gemeinden, die bisher durch die beiden Lladteordnungen vom 24. April 1878 und durch die Landgemeindeordnung vom gleichen Tage geregelt warpn, haben durch die neue Gememdeordnung vom u August 4923 eine völlige Umgestaltung erfahren. Die Unterscheidung zwischen Stämen und Landgemeinden ist gefallen. Es gibt im Sinne des Gesetzes nur noch Gemeinden. Diese sind nach § 24 Abs. 4 und 2 des Gesetzes verpflichtet, zur Wahrnehmung ihrer eigenen Gemeindcangelegenheiten Gememdeverordnete zu wählen, Seren von der Gememoeverfassung zu bestimmende Zahl ungerade sein und mindestens 7, aber höchstens 7ö betragen mutz. Stur für Gemeinden mit höchstens 400 Gemeindebürgern läßt 8 22 des neuen Gesetzes die Ausnahme zu, datz die vom Bürgermeister" zu berufende Versammlung aller Gemeindebürger die Gemeinde Verordnung bildet. Für diese Zwerggemcinden ist also von der Forderung einer Wahl besonderer Gemeindeverordneter abge sehen, in allen übrigen Gemeinden sind am 48. November 4923 Gemeindeverordnete nach den Vorschriften" des neuen Gesetzes in allgemeiner und geheimer Wahl nach den Grundsätzen der Verhältniswahl mit gebundenen Listen zu wählen. Die gegenwärtige Zahl der Stadtverordneten und Ge- meindeverlreter ist für die Zahl der erstmalig zu wählenden Gemeindevertreter maßgebend. Ist die gegenwärtige Zahl ge rade, so gilt die nächsthöhere Usigerade Zahl. Ist sie niedriger als 7 oder höher als 75, so erhöht oder erniedrigt sie sich ent- sprechend. Die Stadträte und Eemeindeälteslen sind am 18. November 1923 nicht neu zu wählen, sondern erst nach dem 1. April 1924. Die Bürgermeister und Gemeindevor stände bleiben auch nach dem 1. April 1924 im Amte, salls sie nicht sreiwillig ausscheiden oder abberufen werden. Hierüber bestehen besondere Vorschriften. Die bisherigen Stadtverord neten und Gemeindevertreter bleiben bis zum Tage des Zu sammentretens der neugewählten Gemeindeverordneten, läng stens aber bis zum 31. Dezember 1923 im Amte und werden dann durch jene ersetzt. Die neugewählten Gemeindevertreter amtieren bis zum 1. April 1924 noch unter dm Vorschriften des alten Rechts von 1873. Ihre erste Aufgabe wird sein, die Verfassungen und Ortsgefetze der Gemeinden mit dem neuen Gesetz in Einklang zu bringen und Gemeinde-Verfassungen dort aufzustellen, wo sie noch sehlen. Das muß bis zum 1. April allerdings geschehen sein. Die hierzu nötigen ortsgesetzlichen Vorschriften sind in Städten mit revidierter Städteordnung vom Stadtrat, im übri gen vom Bürgermeister oder Gemeindevorstand nach Befinden unter Mitwirkung der bestehenden gemischten Ausschüsse vor zubereiten und möglichst bald den neu gewählten Gemeindever ordneten vorzulegen, die allein darüber zu beschließen haben. Die Ortsgesetze und Verfassungen bedürfen keiner Geneh migung der Oberbehörden mehr, sind jedoch vor ihrer Bekannt machung der Staatsbehörde vorzulegen. Diese kann aber nur dann gegen ein Ortsgesetz Einspruch erheben, wenn der Inhalt des Ortsgesetzes dem Reichs- oder Landrecht widerspricht, oder eine schuldhafte Vernachlässigung der Aufgaben der Gemeinden enthält, oder wenn das Ortsgesetz den an ein solches zu stellen den Anforderungen nach Ausbau oder Fassung nicht entspricht. Dieser Einspruch ist spätestens vier Wochen nach der Vorlegung des Ortsgesetzes dem Gemeinderat gegenüber zu erklären , und schriftlich zu begründen. Die Gemeinde kann den Einspruch spätestens 14 Tage nach Eingang der Einspruchsbegründung bei der Gemeindekammer Dresden anfechten. Die Entscheidung ' der Gemeindekammer wird endgültig, wenn nicht ihr Vor sitzender innerhalb von 5 Tagen dem Gemeinderat gegenüber erklärt, daß er die Angelegenheit dem Ministerium des Innern zur Entschließung vorlegen wird. Dieses kann die Entschließung der Gemeindekammer abändern oder aufheben. Seine Ent schließung ist endgültig. PMLsche Rundschau. Deutsches Reich, Sozialversicherung und Geldentwertung, Im Neichstagsausschuß für soziale Angelegenheiten wurde die Einwirkung der Geldentwertung auf die Sozial versicherung beraten. Dabei erklärte Reichsarbeitsminisier Dr. Brauns, daß sich leider nicht alle Versicherungs anstalten die nölige Beschränkung in ihren Verwaltungs ausgaben auferlegten. Bei manchen Versicherungsanstal ten fände man noch die doppelte Zahl von Angestellten wie vor dem Kriege. Die Notwendigkeit einer gründlichen Vereinfachung der Sozialversicherungsorganisation wurde vom Minister durchaus anerkannt. Bei Neuordnung der Sozialversicherung könne es sich keineswegs um eine Rück kehr zu den Vorkriegsverhältnissen handeln. Vielmehr müsse man versuchen, sich nach Möglichkeit auf die unge heure Not der Zeit eiuzustellen. Reichstag am 26. September. Der Neichstagspräsident hat für Mittwoch, den 26. September, den Reichstag einberufen. Es ist zu erwarten, daß der Reichskanzler schon in den ersten Tagen der beginnenden Sitzungsperiode, vielleicht bereits am 26. September, eine Erklärung der Reichsregierung über die Entwicklung der außenpolitischen Lage im Zu sammenhang mit einer Darstellung über die innenpolitische Entwicklung und die geplanten Maßnahmen der Neichs- regierung abgibt. Eine Mahnung Hindenburgs. Der Feldmarschall v. Hindenburg ist auf der Rück reise vom bayerischen Gebirge in München durchgekommen. Unter den zur Begrüßung Erschienenen befanden sich Herr v. Kahr, General Ludendorff, der Kabinettscheff des Ex- Kronprinzen Rupprecht Graf Soden und andere. An den Professor Hermann Bauer, den Präsidenten per Vater ländischen Verbände, richtete Hindenburg die dringende Mahnung, daß Bayern sich keinesfalls vom Reiche trennen dürfe, auch nicht vorübergehend. Fer ner benutzte der Feldmarschall die Gelegenheit, um ver mittelnd zwischen Ludendorff und Graf Soden, dem Ver trauten des ehemaligen Kronprinzen Rupprecht, zu wirken. Bulgarien. X Eine neue Revolution? Der „Matin" veröffentlicht unter allem Vorbehalt ein Telegramm aus Belgrad, nach welchem eine kommunistische Bauernrevolu tion in Nordbulgarien ausgebrochen sei. Die Mitglieder der Bauernpartei, unterstützt von den Kommunisten, hätten sich in Zaribrod und in mehreren Bezirken Nordbulgariens erhoben. Truppen seien nach diesen Städten entsandt worden, und der Belagerungszustand wurde verhängt. Anderen Telegrammen zufolge hätten die Aufständischen die Stadt Siwe im Sturm genommen und in Sofia sei der Belagerungszustand verkündet worden. Aus Zn- und Ausland. Berlin. Das Projekt zur Schaffung eines wertbestän - Ligen Geldes wurde mit Vertretern der Wirtschaft im Reichsfinanzministerium erörtert. Das Projekt sand in seinen Grundzügcn allgemeine Zustimmung. Berlin. Wie verlautet, begibt sich Neichspostminister Höfle für einige Tage nach Süddeutschland, um den Zweigstellen des Reichspostministeriums in München und Stuttgart einen Be such abzustatten. Am Sonnabend wird sich der neue Reichs- postminister der bayerischen Regierung vorstellen. Warschau. Bei der Anwesenheit des österreichischen Bundes kanzlers Dr. Seipel und des Bundesministers für auswärtige Angelegenheiten Dr. Grünberger in Warschau ist der Entwurf eines Schic Äsgerichtsverlrag es zwischen Österreich und Polen unterzeichnet worden. London. Lloyd George wird zu Beginn der kommenden Woche ein neues Buck über die Reparationen unter dem Titel „Aas m oer pmeoe" ericyeinen ragen. yeitzt, vag ver Band außerordentliche Erklärungen über die Reparationsfrage brin gen wird. Madrid. Der König hat unter anderen zur Bekämpfung des Separatismus bestimmten Verordnungen auch eine Verordnung unterzeichnet, nach der Vergehen gegen die Sicher heit und Einheit des Landes von Militärgerichten abgeurleilt werden. Börse un- Handel. 1182 Billionen Banknotenumlauf. Auch im Monat September verschlechterte sich die Lage der Reichsbank weseutlick)> so daß abermals eine Menge Notenmalerial ausgegeben werden mußte. Der Umlauf an Banknoten vermehrte sich bis zum Schluß der Bcrichtswoche am 7. September von 518,8 aus 1182 Bil lionen Mark, also um mehr als das Doppelte. Leider verringerte sich gleichlaufend damit der Goldbe stand der Bank um weitere 20,6 Millionen Goldmark, die zur Devisenbeschaffung verwendet wurden. Der Be trag wurde dem Goldkasseubestande der Bank entnommen, der auf 478,6 Millionen Mark zurückging. Das Goldkon^ ini Anslande änderte sich nicht. Überraschung am Berliner Devisenmarkt. Die Berliner Donnerstagsbörse brachte eine oer größ ten Überraschungen, die sich bisher im Auf und Ab der tollen Bewegung der letzten Zeiten ergeben haben. Bis her bildete es die Regel, datz bei der Devisenzuteilung durch die Ncichsbank repartiert wurde, -d. h. nur ein manchmal geringer Prozentsatz der von den Interessenten für Einfuhrgeschäfte usw. geforderten Devisen gelangte zur Verteilung. Sensation entstand, als Donnerstag plötz lich die Neichsbank erklären lieh, die Devisen würden dies mal voll zugeteilt. Daraufhin kamen ebenso plötzlich große Mengen Devisen als Angebot an den Markt. Da bei der vollen Zuteilung ungeheure Papiergeldsummcn aufgebracht werden müssen, und sowieso ziemliche Knapp heit am Goldmarkt herrscht, nimmt man an, daß auch auf dem Donnerstag geschlossenen Effektenmarkt durch das Vorgehen der Reichsbank Druck ausgeübt und ver mehrtes Äbgabenangebot hervorgerufen wird. Das erste Anzeichen der veränderten Situation war Donnerstag die ungewohnte Erscheinung, daß Dollars und englische Pfunde nachbörslich niedriger umgesetzt wurden, als es der amtliche Kurs ergab. Polennoten stellten sich auf 49 000 bis 51 000 Mark. Was kosten fremde Werts? so. IS Börsenplätze gesucht angeb. gesucht nngeb. Holland 1Guld. 71221500 71578500 71421000 71770000 Dänemark 1 Kr. 32017500 33082500 32917500 33082500 Schweden 1 Kr. 48079500 48320500 48079500 49122500 Norwegen 1 Kr. 20127500 29273000 29127000 29273 00 Schweiz 1 Fr. 32119500 32280500 31920000 32659000 Amerika Doll.*) 181545000 18245500! 181545000 18245500' England 4Pfd. 822937500 827062500 822937500 827062500 ' Frankreich 1 Fr. 10773000 10827000 10573500 10626500 Belgien 1 Fr. 8977500 8022500 8778000 8822000 Italien 1 Lira 807S75Ü 8120250 8039850 8080150 Tt.-Sst. 100 Kr. — 255360 256610 Ungarn 1 Kr. Tschechien 1 Kr. 9576,00 9624,00 9576,00 9624.00 5446350 5473650 5446350 5473650 *) Nachbörslich Dollar etwa 155 Millionen. Eine Goldmark --- 43 441 000 Papiermark, eine Million Papiermark — 2 V» Goldvfennige. 4c Erhöhte Zinssätze für kurzfristige Reichsschatzanweisungen, c Infolge der Erhöhung des Reichsbankdiskonts haben auch i die Zinssätze für die Abgabe von kurzfristigen Reichsschatzan» ' wemmaen eine beträchtliche Heraufsetzung erfahren: Für °, UMM«. Roman von Hans Schulze. Vor den Pserdeställen, als ihrer eigensten Domäne, hat ten die beiden Inspektoren mit einer Schar rotjackiger Stall burschen Aufstellung genommen und meldeten sich, militärisch die Hacken zusammenschlagend. Alsleben hatte für jeden ein freundliches Wort der Be grüßung und musterte dann mit sachverständigem Kavalle ristenblick die stattliche Reihe der Reit- und Wagenpferde. Auch die Pferdeställe waren, wie die ganzen übrigen Wirtschaftsgebäude neu gebaut und mit den modernsten Lüftungs- und Futterstreueinrichtungen versehen; vor allem der Herrschaftsstall, ein stattlicher Backsteinpalast mit eisernen Dalkenllammern und einem System gedeckter Abzugskanäle, zeigte einen fast übertriebenen Luxus. Lin Kokoslaüfer lief an den Boxen entlang, über deren jeder ein Porzellanschild den Namen des edlen Tieres nannte und weigepolsterte Korbsessel aus Peddigrohr luden zum Ruhen ein. „So vornehm ging es driiben in Argentinien allerdings nicht zu/ meinte Alsleben, als sie wieder auf dem Hofe stan den, und schlug mit der Reitgerte einen sausenden Lufthieb. „Da wußte man noch nichts von Futterautomaten und Luft heizung. Da fing man sich morgens im Koreal seinen Mu stang und ritt in die Einsamkeit der grünen Steppe hinaus." Der Amtmann lächelte. „Die Pferdezucht war die Schwäche des verstorbenen Herrn Darons, der als junger Leutnant selbst viele Rennen geritten hat. Ein Graditzer Hengst, dep er zur Zucht gekauft hatte, ist ihm zum Verderben geworden." Sie waren bei diesen Wörtern in den großen Noßgarten getreten, der sich gleich an die Stallungen anschloß und in sanftem Abstieg zum Seeufer hinabfiihrte. Ein Nudel brauner Zuchtfüllen jagte in dem hohen Grase herum und drängte sogleich liebebedürftig an das Gat tertor, um mit dem neuen Herrn Freundschaft zu schließen. „Der zweijährige Nachwuchs von Pahlowitz", sagte der Amtmann, den schlanken Hals einer wunderschönen kleinen Stute klopfend. „Würden Sie mir übrigens die Ehre geben, Herr von Alsleben, und zu einem kurzen Besuch in mein Haus eintreten. Gleich hier unten am See. Viel kann ich Ihnen freilich nicht bieten. Meine verwitwete Schwieger tochter, die mir sonst den Haushalt führte, ist für ein paar Wochen verreist, und die Wirtschaft liegt zum ersten Male in den Händen meines kleinen Großkindes Trude." Alsleben willigte gern in den Vorschlag ein; die offene freie Art des alten Herrn chatte schnell eine Brücke herzlichen Einverständnisses zwischen den beiden im Alter so ungleichen Männer geschlagen. Der Amtmann führte feinen Gast durch einen schattigen Obstgarten zu seinem Häuschen hinüber, das ganz in Kletter wein und Buschrosen eingesponnen wie ein verzaubertes Stückchen Romantik an einer Bucht des Sees gelegen war. Dann faßen sie unter einer mächtigen alten Akazie hart am Wasser, und Alsleben glaubte, auf all seinen weiten Rei sen noch nie etwas so Liebliches gesehen zu haben, wie die flinke Hantierung der schlanken Trude Warkentin, wie sie jetzt frisch und blühend gleich einer Wiese im Frühling, mit Wein und Zigarren aus dem Hause kam und mit ihren kleinen braunen Händen einen einfachen Frühstückstisch deckte. Braun schimmerte es auch in den runden Kinderwangen wie über einer reifen Haselnuß, und ein goldener Schimmer lag auf den schweren Flechten, die den schmalen Kopf in zwei kunstvolle Schnecken wie ein feines Biedermeierbildchen um rahmten. Und ringsum breitete sich die Welt im Morgenfrieden. Zwischen den Zweigen der Akazie grüßte der See herauf in hellblauer Frühsommerschönheit. Ein Glockengeläut schwamm dunkeltönig über die schim mernden Wasser. Wie ein unendlicher Frieden, ein wunschloses Träumen lag es über der morgenstillen Einsamkeit. „Seien Sie mir noch einmal herzlich willkommen in Pahlowitz, Herr von Alsleben." Hell klangen die Gläser an einander. In auswallender Bewegung ergriff Alsleben die Hand seines Wirtes und drückte sie herzlich. Er fühlte, daß er in diesem stillen Erdenwinkel stets Rat und Hilfe finden würde, wenn jetzt ein neuer, erbitterter Lebenskampf für ihn beginnen sollte. Viertes Kapitel. Unterdesz saß Fräulein Hansen in der florverhüllten Dämmerung ihres Schlafzimmers vor dem großen dreiteiligen Toilettenspiegel und massierte mit einem feinen Kugelapparat ihr schmales, überwachtes Gesicht. Eine qualvolle Nacht lag hinter ihr. Stunde um Stunde hatte sie bis zum ersten Morgen- grauen mit wachen Augen gelegen, indes sich ihre Gedanken in den schmerzenden Schläfen jagten, rasend und rastlos wie in einem ewig geschlossenen Kreise. Und immer wieder war eine lähmende Angst über sie gekommen, ein Gefühl völliger Hilflosigkeit gegenüber der Unentrinnbarkeit allen Menschenschicksals. Wie hatte sie sich noch vor 24 Stunden sicher und geborgen gewähnt im Hause dieser arglosen, ihr ganz ergebenen und vertrauenden Frau. Und nun erhob auf einmal die Vergangenheit wieder ihr Haupt und alles, was sie sich in mühsamer Kleinarbeit wäh rend der letzten Monate aufgebaut hatte, konnte zusammen brechen vor einem unbewachten Blick, vernichtet werden durch ein einziges unbedachtes Wort. Mit einem tiefen Seufzer legte sie endlich die Massage kugeln wieder beiseite und trat in ihr anstoßendes kleines Wohnzimmer, das in seiner kapriziösen Unordnung so recht die pikante Anmut seiner schönen Herrin widerspiegelte. Auf dem zierlichen, mit Perlmutter und Schildpatt ein- gelegten Schreibtisch ein buntes Durcheinander von Brief- schäften, Bronzen und Alt-Meißener Porzellan. Vergoldete Stühle und kissenbeladene Hocker kauerten wie allerlei seltsamem Getier auf dem Smyrnateppich. Die dicken Troddeln der Brokatdecke des Mitteltisches schleiften bis auf den Boden hinab; daneben drohte der rote Rachen eines Eisbären, der von dem breiten Ruhebett am Fenster halb hcrabgeglitten war. Und über dem Ganzen ein zarter Hauch von Peau d'Espagne, der den schmalen, sonnenflimmernden Raum mit einem kaum merkbaren Dust durchzitterte. Hella hatte sich an ihrem Schreibtisch niedergelassen und in ihren hastigen, nervösen Schriftzügen ein paar eilige Zei le» auf einen Briefbogen geworfen. (Fortsetzung folgt."!