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HUW >E. Beilage zuni Fvankenbevger Tageblatt Nr. 899 Dienstag den 8. September 1931 90. Jahrgang Zumpe macht Karriere Eines Pechvogels lustige Geschichte Von Fritz Körner Nachdruck verboten „Nicht wahr, gnädige Fran! Ich werde Ihnen gleich etwas anderes vor!egen —." „Nein, nein, das ist nicht nötig. Meine Nichte «- hat gesagt, nm leinen Preis der Welt gäbe sie es wieder her. Es'wäre doch — so lustig — und so drollig!" „Hahaha — nicht wahr, gnädige Fran. Der Ulte Wilhelm Busch, Deutschlands größter Humo rist — der hat's doch in sich." Beide lachten. Der ganze Laden lachte mit und die Konsistorialrätrn war plötzlich ganz ver söhnt und ging friedfertig. Stallbaum aber verliest fluchtartig das Corti- Dort konnte er sich nicht mehr zurückhalten, er lachte schallend auf, dast das ganze Personal nur so stimmte. „Herr Knepler — l" ries er seinem Pro- kurkten prustend zu, „Herr Knepler — das ist Nicht auszudenken — jetzt haben Sie etwas ver patzt — denken Sie — Ker Zumpe, der Junge, der verkauft als frommes Buch an die Kon- ststorialpLtin: was denken Sie — ,Die fromme Helene' — von Wilhelm Busch." Unwiderstehlich wurden alle von dem Lachen an- tzesteckt. „Welch ein Glück!" meinte der Antiquar Schmidt trocken, „dast er nicht das Bilch Hart- lebens ,Vom gastfreien Pastor' erwischt hat," Der Fall war harmlos verlaufen. Ab« es ging weiter. Um 11 Uhr kam dar Dienstmädchen, das den Liebesbriefsteller erhalten sollte und brachte ver schämt — den Casanova zurück. Falsch gepackt! Zumpe stiegen die Haare zu Berge --- und gleich darauf kam der Student und brachte den Liebes- driefsteller — der auch falsch gepackt war. Zumpe wurde blatz. „Um Gottes willen —!" stöhnte A. „Jetzt — jetzt hat der Baniierssohn — das Strafgesetz buch erhalten!" Dr. jur. Benno Koch kam wutschnaubend um 12 Uhr an. „Das ist eine grenzenlose Frechheit!" sagte er. Stallbaum knickte zusammen, Adolf erschrak, schreckensbleich standen alle. Nur Zumpe behielt Ruhe. Nützte ja nichts, sich auszuregen. „Um Gottes willen — Mas ist geschehen, Herr Doktor?" „Herr Stallbaum — das — das lasse ich mir nicht bieten — das ist mit Willen geschehen — ich weist auch von wem — ich kaufe Casanovas Erinnerungen — Sie wissen, die Halbfranzaus gabe — und was — was denken Sie, was ich er halte: das Strafgesetzbuch!" „Das Strafgesetzbuch?" Stallbaum starrte ihn wie ein Irrer an. „Das — das — das ist ja unerhört — ich werde so fort—l" Da trat Zumpe heran. „Herr Doktor, auf ein Wort! Sie sind im Irrtum, wenn sie eins Bosheit gegen Sie ver muten. Das Strafgesetzbuch wurde gestern von diesem Herm hier, der noch wartet, erworben. Sis kauften Casanova und eine andere Dame kaust« einen LiebeSbviefsteller, und bei allen drei Paketen sink die Adressen verwechselt worden." „Das soll kch wohl glauben ?" entrüstet« sich der Doktor hochrot km Gesicht! „'Ich behaupte, dast Sie es mit Willen getan haben." Zumpe aber zuckte die Achseln. „Ich verstehe nicht, Herr Doktor, wie Sie sich getroffen fühlen können! Hat Ihnen den der Anblick, dieses guten Gesetzbuches solchen Schrecken eknaejagt?" Der Doktorfand vor Wut kaum Worte. „Herr Stallbaum >—!" rief «r dann schrill: „Meine Kundschaft sind Sie los, wenn Cie diesen Idioten noch läng« km Laden beschäftigen." Das ging Zumpe wider die Ehr«. Er schritt an den« schreckensbleichen Stallbaum vorbei, ritz die Tür auf und sagte energisch: „Darf ich bitten, Herr Doktor!" „Was fällt Ihnen ein!" „Ich lasse mich nicht beleidigen, wenn Ihnen auch mal ein Bankhaus gehört!" Und ehe sich Koch versah, packte ihn der zornige Zumpe und setzte ihn in das Auto. Liest an rmd sagte: „Bitte, nicht über 20 Kilo meter! Ich habe die Ehre!" Der Wagen rollte —! Als er in den Laden zurückkam, sand er einen Hexenkessel vor. Stallbaum rang die Hände und schrie: „Sie sind entlassen — augenblicklich ent lassen! Fristlos entlassen! Packen Sie Ihre Sachen!" „Ich gehe schon — denken Sie, ich bleibe bet einem Chef, der so wenig Charakter ist, dast er nicht einmal Mumm hat, einem Angestellten, der sich Mühe gibt, alle Interessen des Geschäfts zu erfüllen, bekzustehen! Bei mir war wahr- und wahrhaftig keine Bosheit im Spiel!" Da wurde es still im Laden. Das alte Fräulein Schlesinger, das sich gem von dem immer lustigen Zunwe hatte bedienen lassen, sagte ziemlich laut : „Schade — schade — das war hier der netteste Kerl!" Zumpe ging nach der Garderobe. Da kam ihm Brun», der Lehrling, der ihn ver ehrte, hinterher. „Herr Zumpe — ick will Sis wat sagen. Da ist der Billy schuld, der wollte Ihn' was aus wischen, weil Sie ihn neulich so ungefähren haben." „Was, der Bllly — so, der Billy! Na matte! Du hast's gesehen?" „Jesehen nkch aber als ick heute det Lmpfoh- lens auspackte, da erzählt« es Billy leise dem Hugo. Ich hab's aber janz jenau verstanden!" „So, mein Junge, bist 'n braver Bursch«!. Hier hast du 'n Taler. Jetzt gehst du zum Alten und sagst ihm das. Ich iverde mich inzwischen mit Bill unterhalten." „Fest«, Herr Zumpe!" Zumpe schritt nach dem Packraum. Ms er «kn- trat, merkte er deutlich, wie Böly zusammenzucste, „Billy," sagte Zumpe ruhig, „wer hat denn gestern die Adressen vertauscht?" „Wat denn?" Da säst aber Zumpes Hand schon in seinem Gesicht, dast cs klatschte rmd Billy gegen di« Pappen taumelte. Billy kam in matzlose Wut. Er kam hinter der Packtafel vor rmd brüllte: „Ick harr dir zu Appelmus!" „Komm ran, du nachgemachter Mensch! Ich werde dir's beweisen, einen anständigen Kerl so kn Schwulitäten zu bringen! Nan mit dir! Werd' dir mal 'n Knockout beibringen, dast du die Engel singen hörst!" Billy kam heran, griff an. Aber er mutzte zu seinem Entsetzen erkennen, dast er es mit einem Gegner zu tun hatten dem er in keiner Weise gewachsen war. Er botte, aber Zumpe ohrfeigte. Schlieflich packte ihn Zumpe vorn an der Brust und hob ihn aus, mit einem Nuck flog Billy in den Papierhaufen links. Da wurde aber schon die Tür anfgerissen und Stallbaum, gefolgt von Molf, von Quecke und der Erika, kennen herein. Erotzer Aufruhr. Billy erhob sich gerade mühsam. „Was soll denn das heitzen, Herr Zumpe!" schrie Stallbaum. „Was sich der Mensch herausnimmt!" sekun dierte Erika. Zumpe fuhr auf, das stieg ihm in die Nase: „Mit Ihrem Herm Vater habe ich zu reden — mit Vogelscheuchen unterhalte ich mich nicht! Herr Stallbaum, dort liegt der Stolz des Pack raums, der unverschämte Lümmel, der hier in des entlassenen Orjes Futztapfen getreten ist — der die Adressen vertauschte. Ich gehe, ich sage Ihrer Firma Valet — tüchtige Leute kommen auch wo anders unter, wo sie nicht zu Kreuze vor jedem Hanswurst kriechen müssen — aber wenn Sie noch 'ne Spur von Gerechtigkeit in sich haben, dann werfen Sie dkesen Lump auch hinaus. Ich habe die Ehre, meine Herren!" (Fortsetzung folgt.) nationale Opposition an die Macht gelangt. Alldeutsche Pflicht ist es. mit allen Mitteln zu helfen, dast dieses Ziel erreicht wird. Dar. über hinaus gilt es in Ker Hoffmmg, dast der Durchbruch der nationalen Opposition gelingt und dast sie zur Macht gelangt, ungesäumt di« Aufbauarbeit zu beginnen und für die weitere Zu kunft die Vorbereitung des völkischenStaates zu betreiben. Der Verbandstag erklärt es als eine Ehrenpflicht des Alldeutschen Verbandes, bei dieser Arbeit in erster Neihe zu stehen." Ein weltgeschichtliches Ereignis 300-Jahrfeier der Schlacht von Breitenfeld Leipzig, 6. 9. Auf dem Schlachtfeld von Breitenfeld fand aus Anlaß der 3M. Wieder kehr der Schlacht von Breitenfeld, in der der Cchwedenkönig Gustaf Adolf den ersten großen Sieg über Tilly errang und damit den Protestan tismus vor der Gegenreformation rettete, unter großer Beteiligung der kirchlichen, staatlichen und städtischen Behörden, des Schwedischen Vereins, der Militäroereine und der Innungen eine Ge denkfeier statt. Für Schweden war der schwedische Gesandte in Berlin, af Wirsen, erschienen. Die schwedische und die finnische Armee hatten Deputationen ent sandt. Die Feier begann mit dem Niederländischen Dankgebet. Superintendent Oberkirchenrat Hil- berr feierte daraus den Tag von Breitenfeld al» Tag von weltgeschichtlicher Bedeutung und Gustav Ziel war. Mit der Regkemngsweise, die der Ewige Knechtschaft Alldeutscher Verbandstag Berlin, 6. 8s. Am Sonntag fanden in Berlin der Verbandstag und die Hauptver- Reiä-spräsident bis heute noch, trotz ihrer stän digen offensichtlichen Mitzerfolge, zum Schwerz seiner alten Verehrer und seiner Wähler billigt, geht es nicht weiter, sie führt uns diahin, wo Frankreich uns Hinhaven will: in ewige Knecht schaft. Darum heißt cs kämpfen, bis eine deutsche Negierung aus der nationalen Opposition die Zügel führt. Die Hauptversammlung nahm zum Schluß fol- gende Entschließung an: „Die Hauptversammlung des Alldeutschen Verbandes ist aufgrund eingehender Erörterung zu der lleberzeugung gekommen, dast angesichts des furchtbaren Ernstes der Lage für unser Volk von dsn im Alldeutschen Verband zu sammengefotzten Gesinnungsgenossen erhöhte Arbeit verlangt werden mutz. Der jetzige Zu. stand ist unerträglich geworden; seine Fort- dauer würde Deutschland vernichten. Deshalb ist alles daran zu setzen, dast die geschlossene unter den deutschen Inlandspreisen rind die scheitern, weil ein Paneuropa, nicht aber ein Spannen zwischen Ausfuhr- und Inlandspreisen Mitteleuropa unter Deutschlands Führung das sind in letzter Zeit sogar größer geworden, well — " - die Ausfuhrpreise in Anbetracht des ungeheuren Preisfalls auf dem Weltmarkt noch weiter herab gesetzt werden mutzten, die Inlandspreise aber Heilkräftige Bestrahlung im Znnern des menschlichen Körpers Der Erfinder Dr. Westmann-Berlin mit seinem Apparat. Einen Apparat zur Bestrahlung des mensch lichen Körpers vom Innern aus hat der Berliner Arzt Dr. Westmann erfunden. Eine Funkenstrecke mit isolierten Zuführungsdrähten wird in den Körper eingeführt und schickt dort die ultra violetten Strahlen aus, die ihre heilkräftig« Wirkung so auf die erkrankten Organe ausüben können. aufnahmefähigen Länder, wie Südamerika, China und Indien sind außerordentlich kapitalschroach und können natürlich die Industrie-Einfuhr nicht so fort bezahlen. Wer den längsten Kredit geben kann, der bekommt natürlich auch den Auftrag. auf ihrer bisherigen Höhe gehalten wurden. Nun wird aber die Ausfuhr zu Dumpingpreisen für die deutsche Industrie von Tag zu Tag schwie riger, weil -er Jnlaüdsmarkt nicht mehr dio großen Gewinne liefert, die notwendig sind, um die Verluste der Ausfuhr zu decken. In Ländern, in denen die Spanne zwischen Inlandspreis und Ausfuhrpreis nicht so groß ist, wie in Deutsch- land, wird man daher eine Dumpingausfuhr länger aushalten. Lebt eine Arrsfuhrindustria nur von den llebergewinnen überhöhter Jn- landskartÄlpreise, dann ist ihre Latze außer, ordentlich gefährdet. Die Negierung Brüning hat sich wohl hauptsächlich mit Rücksicht auf die deutsche Ausfuhr nicht an die Kartelle und die von ihnen im Inlands durchgesetzten hohen Preis« herangewagt. Die deutsche Industrie konnte ihre Ausfuhr sammlung des Alldeutschen Verbandes statt. Nach nur deshalb auf ihrer bisherigen Höhe haften, den Reden des Verbandsvorsitzenden Justizrat weil sie alles unterbot. Man spricht nicht um- Elast und des Oberfinanzrates Bang stellte die sonst in der ganzen Welt vom deutschen Dumping, Hauptversammlung u. a. fest: Schüchterne Ver bas nach dem russischen wohl das stärkste ist. suche, durch eine Zollunion die Fesseln um Dle Ausfuhrpreise liegen oft um Zweidritte» Deutschland und Oesterreich zu lockern, mutzten Die Berliner Nationalsozialisten mieten lhr Sanptquanier vom Magistrat Berlin Das neue „Braune Hans" der Nationalsozialisten in Berlin, indem die Büros und Mannschafts räume der S.A.-Abteilungen untergebracht wer den sollen, gehört merkwürdigerweise der Stadt Berlin. Angeblich soll die Stadt beim Abschluß! des Mietvertrages im Unklaren über die künftigen Bewohner gelassen worden sein. Eyortsorcierung (Eigene Meldung.) Berlin, 6. 9. Ob es überhaupt noch nrüg- tich ist, die deutsche Ausfuhr wesentlich über das Üogsnwättige Matz ^hinaus zu steigern, dürfte sehr «aglich sein. Schließlich steigern auch di« anderen Mdustrieländer die Ausfuhr, so daß der Kampf Luf dem Weltmarkt immer gefahrvoller und ver- tustbringender wird. Jetzt tragen sich auch die Vereinigten Staaten mit dem Gedanken, ihrs Ausfuhr zu steigern, weil der Jnlandsmarktüber- sättigt ist. Wenn sich die ungeheure Produktions- kapacität der amerikanischen Industrie auf die Ausfuhr einstellt, dann dürften die Verhältnisse M Weltmarkt noch schwieriger werden, vor allem «natürlich für Deutschland, das gar nicht in der Lage ist, mit Amerika zu konkurrieren, weil ja doch dis Finanzierung der Ausfuhr von den deut schen Jndustrieunternehmungen gar nicht vorge- NvmMen werden kann, zumal den Abnehmern lange Kredite eingeräumt werden müssen. Die deutsche Industrie konnte noch nicht einmal die SM Millionen Rußland-Aufträge von sich aus finanzieren rmd kreditieren. Das Reich mutzt« den größten Teil des Geldes vorschietzen und außerdem nach eine 70°/oige Garantie für die VreiSzahlung durch Rußland übernehmen. Die Amerikaner können infolge ihres Kapitalreichtums lang« Kredite gewähren und darauf kommt es ja doch heute in erster Linie an, denn die wirklich „Hängende" Götten öder Neuyotts Wolkenkratzer Zukunftsbild von Rockefellers grandiosem Projekt Springbrunnen auf einem Wolkenkratzer, der von noch höheren überragt wird Den Glanzpunkt von Nenyork sollen sogenannte „hängende" Gärten auf den Dächern der riesigen Wolkenkratzer bilden, die John Rocke'eller jun. zu bauen beabsichtigt. Hecken, Blumenbeete, erot sche Bäume und Springbrunnen sollen in einer Höhe von 100 Metern angelegt werden.