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Fälligkeitstage zugrunde zu legen. Daher wird die am 25. September 1923 für die Zeit vom 11. bis 20. September zu entrichtende Arbeitgeber-Abgabe nicht erhoben, wenn sie das 200fache der obenbezeichneten am 15. September in Geltung gewesenen Briefqebühr, also den Betrag von 200 nial 75 000 gleich 15 Millionen Mark nicht übersteigt. Ein Befehl an die Neichsbcamten. Die Neichsregierung har allen in Betracht kommenden Dienststellen im ganzen Reiche folgenden telegraphischen Befehl zugesandt: „Im Fall von inneren Unruhen haben alle Reichsbehörden und Neichsbeamten ausschließlich den Anordnungen der Neichsregierung Folge zu leisten. Etwa erforderliche Notverordnungen über die Dienstpflicht erläßt der Herr Reichspräsident." Spaltung in der Deutschen VolkZpartei. In der Wahlkreissitzung der Deutschen Volkspartci des Wahlkreises Franken-Bamberg wurde der Austritt der Kreisorganisation aus der Deutschen Volkspartei beschlossen. Der Wahlkreis Franken der Deutschen Volkspartei gehörte unter der Führung des Ge heimrats Sachs (Crailsheim) und des Universitätspro- feffors Lent-Erlangen zu den am weitesten rechtsstehenden Organisationen der Deutschen Volkspartei. Zum Führer wurde Prof. Lent gewählt. Der Beschluß des vorläufi gen Austritts aus der Deutschen Volkspartei und die Wiederannahme des alten Namens Nationalliberale Landespartei Bayern wurde mit allen 47 Stimmen der beglaubigten Vertreter angenommen. Die „Neumark". Der Entwurf zur Errichtung einer Währungsbank wird, bevor das Kabinett über ihn entscheidet, eine Reihe von Änderungen erfahren. Diese werden zum Teil von einschneidender Bedeutung sein, so daß mit einer wesentlich anderen Struktur der neuen Notenbank zu rechnen ist, als der Entwurf vorsah. Weiter wird bekannt, daß die N c u- mark die Bezeichnung für die neue Geldeinheit ist. Die Bezeichnung Bodenmark soll fortfallen. Der Arbeitsplan des Reichstages. Die Plenarsitzung des Reichstages, die für Mittwoch berufen war, ist um einen Tag verschoben worden; sie ist endgültig auf Donnerstag, nachmittag 3 Uhr, festge setzt, und zwar mit derselben Tagesordnung, die in Aus sicht genommen war. Voraussichtlich werden ohne wesent liche Erörterung die auf der Tagesordnung stehenden Gegenstände zur Ausschußberatung überwiesen werden. Da aber der Präsident sich Vorbehalten hat, noch weitere Gegenstände auf die Tagesordnung zu setzen, ist es nicht ausgeschlossen, daß es zu lveiteren Verhandlungen kommt, falls der Ältestenrat dies beschließen sollte. Der Auswär- tige Ausschuß ist für Mittwoch berufen worden. Am Donnerstag wird voraussichtlich der Kanzler im Plenum sprechen. Aus In- und Ausland. Bertin. Gerüchte, die vor allem Im besetzten Gebiet nm, laufen, behaupten, daß die Bildung einer R h e i n i f che n R e - publik die Billigung der Reichsregierung finde. Es braucht nicht betont zu werden, daß diese Gerüchte jeder Grundlage ent behren. Berlin. Der sozialdemokratische Parteivorstand bat b> schlossen, den sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Zeigner aus- »usordern, ihm ungesäumt das Material zu unterbreiten, aus das sich seine auf dem Berliner Bezirkspartcitag ausgestellte Be hauptung von dem Bestehen einer moralischen Korruption in leitenden Berliner Parteikreisen gründet. London. Der Ministerpräsident Smuts ist mit den ande ren Abgeordneten Südafrikas für dieNeichskonferenz in Southampton eingctroffen. In einer Unterredung erklärte Smuts, Südafrika gehe mit der britischen Regierung bei threm Versuche, den Frieden zu fördern, durchaus zusammen. Beschlagnahme kommunistischer Waffen. Berlin, 25. September. Die Berliner Politische Polizei hat in den letzten Tagen in Berlin-Neukölln zchei Waffenlager, die von amtlichen Organen der russischen Botschaft in Berlin zu Zwecken des Bürgerkrieges angelegt worden sein soLen, entdeckt und beschlagnahmt. Als Hauptschuldiaer wird ein angeblicher russischer Doll,r:25.Sep.: 120697500—121302.^ DoSar:26.Sep.: 125685000—126315000 „ „Militärattache* namens Petrow bezeichnet. Die russische Botschaft in Berlin teilt jedoch amtlich mit, daß es einen Militärattache namens Petrow nicht gebe, wohl aber drei Angestellte der Botschaft, die diesen Namen — der in Rußland so verbreitet wie bei uns Schulze oder Müller — führten. Alle drei erklärten aber ganz ent schieden, daß sie von der ganzen Sache nichts wüßten. Der russische Botschafter werde sich unverzüglich an die deutsche Negierung wenden, um Klarheit zu schaffen. Verhaftet wurden bisher drei Personen, die der Kommunistischen Partei nahestehen, und die die Waffen versteckt haben sollen. Der rätselhafte Petrow Hütte als Militärattache einer fremden Macht überhaupt nicht verhaftet werden können. Unter den beschlagnahmten Waffen befinden sich leichte und schwere Maschinengewehre, ein Minenwerfer, Ersatzteile für Maschinengewehre, Ma- schinengewohrpistolen usw. Es mag darauf hingewiescn werden, daß die russi- Iche Negierung der deutschen Regierung mehrfach die Versicherung gegeben hat, daß sie sich in Deutschland jeder k o m m u n i st i s ch - b o l s ch e w i st i s ch e n Pro paganda enthalten werde. Vorse und Handes. Der Dollar 121 Millionen. Unter dem Eindruck der politischen Veröffentlichungen über die Einstellung des passiven Widerstandes im Westen verlief die Berliner Dienstagbörse äußerst zurückhaltend und abwartend. Dollarnoten setzten morgens im Freiver kehr mit etwa 150 Millionen ein, ließen dann bis auf etwa 120 nach und wurden amtlich mit 121 notiert. Besonders fiel das völlige Nachlassen der Nachfrage aus dem Rhein land auf, die in letzter Zeit so stark zum Antreiben der Devisenkurse beigetragen hatte. Nachbörslich zeigten sich nur schwache Versuche, den Dollar zu heben. Die polnische Mark wurde mit 37 250 bis 38 750 Mark bewertet. Die Effektenbörse blieb geschlossen. Was kosten fremde Werte? Börsenplätze 25. 9. 24. v. gesucht angeb. gesucht angeb. Holland 1Gnld. 47481000 47719000 58254000 58546000 Dänemark 1 Kr 21745500 21854500 26733000 26867000 Schweden 1 Kr. 32119500 32280500 39301500 39498500 Norwegen 1 Kr. 10152000 19248000 23740500 23859500 Schweiz 1 Fr. 21605850 21714150 26438750 26566250 Amerika Dollssss 120607500 121302500 146632500 147367500 C'iqland 1Psd. 548625000 551375000 673312500 676687500 Frankreich 1 Fr. 7660800 7699200 9097200 9142800 Belgien 1 Fr. 6723150 6756850 7720650 7759350 Italien 1 Lira 5625900 5654100 6753075 6786925 Tt.-Ost. 100 Kr. 171570 172430 209475 210525 Ungarn 1 Kr. 6184 6216 7481 7619 Tschechien 1 Kr. 3620925 3639075 4428900 4451100 *> Nachbörslich Dollar 130—135 Millionen. Eine Goldmark ----- 28881 548 Vapiermark, dem« aa'd eine Million Papiermark — 3V- Goldvfennige. * Weitere Erhöhung der Biersteucr. Durch eine 8. Verord- mng des Reichs,inanzministers werden ab 1. Oktober die Bier- -teuersütze Von 57 093 000 Mark bis 69 626 000 Mart aus 110 700 000 bis 135 000 000 Mark erhöht. Weiter wird der Steuersatz für Einfuhrbier von 69 626 000 Mark auf 135 000 000 Marl gesteigert. * Deviscnablieferung und Eidespflicht. Der Kommissar für Devisenerfassung teilt mit, daß eine Verpflichtung zur Abgabe aer eidesstattlichen Versicherung nicht besteht, sofern der avzu- iiefcrnde Betrag 10 Mark Gold nichst übersteigt. Daraus ergibt sich, daß Erwerbsgeselischasten mit mindestens 60 000 Mark — alle übrigen natürlichen und juristischen Personen mit minde stens 110 000 Mark — zur ersten Teilabgabe zur Sicherung der Brotversorgung veranlagt sein müssen, damit sie abgabepflichtig bzw. zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung verpflichtet sind. -tz Wertbeständige Ausbewahrungsgebühren bei den Reichs bankanstalten. Die. Reichsbank ist dazu übergegangen, ihre Ge bühren für die Aufbewahrung von verschlossenen Depositen uns Mündeldepots auf wertbeständige Basis zu stellen, indem sie den in Anrechnung zu bringenden Sätzen das Porto eines einfache» Fernbrieses zugrunde legt. Für verschlossene Depots, die künftig nur noch von Vierteljahr zu Vierteljahr angenommen werden, kommt je nach Umsang und Schwere der Stücke als vierteljähr liche Hinterlcgungsgcbühr das 30, 60 oder 90fache und als Zu- schlagsgcbühr sür die kostenpfliclstigc vorübergehende Heraus nahme des Depots das sünfsache des bezeichneten Briespottos in Anwendung; die Vcrsichcrungsgebühr sür Depots mit Wert angabe ist auf X> des 5 Milliarden übersteigenden Betrages lserausgesetzt worden. Bei Mündeldepots betrat die einmalige Einrichtungsgebühr das zehnfache, das Minimum der jorl« laufenden Jahresgcbühr das fünffache des Briefportos. 4- Russische Währung in Deutschland? Der russische Volks- kommissar für Finanzen Sokolnikow berichtete in Moskau über seine Berliner Verhandlungen, daß das 1921 ergangene deutsche Gesetz betr. das Verbot der Einfuhr russischer Währung nach Deutschland jeden Sinn verloren habe. Sokolnikow wies daraus hin, daß die Anwendung einiger Vergeltungsmaß. nahmen seilens Rußlands in den Bereich der Möglichkeit rücke, falls Rußlands Forderungen nicht erfüllt würden. Vielleicht werde die Einfuhr der deutschen Mark sowie deutscher Bank- uoten und Wertpapiere und auch ihr Umsatz verboten werde» müssen. Ans Grnnd seiner Besprechungen mit dem deutsche» Reichsminister des Äußern in Berlin hofst aber Sokolnikow aut eine baldige Erledigung dieser Frage. Dom Lebensmitkelmarkt. Ermäßigung auf einigen Gebieten. Die infolge der politischen Entwicklung stark zurück- gehenoen Devisenkurse gaben der Berliner Notierungs- lommission des Lebcnsmittelgroßhandels. Dienstag Ver anlassung, die Preise verschiedener Lebensmittel zu er mäßigen. So wurde der Preis sür Schmalz auf 25,4 Millionen (Montag 33 Mill.), für Nohkasfe auf 46 Mil lionen (52 Mill.) und sür Reis ans 5,7 Millionen (6,2 Mill.) notiert. Die Preise wären noch erheblich niedriger ausge fallen, wenn nicht die Eisenbahnverwaltung gerade in die sem Augenblick eine Verdoppelung der Frachten hätte ein- ti eien lassen. Neueste Meldungen. Fortsetzung der Raubzüge. Berlin, 25. September. Wie aus dem Ruhrgebiet ge meldet wird, nahmen die Franzosen in Langendreer zwei Billionen Mark Neichsbahngelder weg; zwei Eisenbahnbe dienstete wurden verhaftet. — Bei der Wegnahme eines Lohngelderaulos der Dortmunder Union durch belgische Gendarmen fielen diesen 126 Billionen Mark in die Hände. — über Bochum-Ehrenfeld wurden wegen angeb licher Sabotageakte an Telephonleitungen eine Reihe von Sanktionen verhängt, so Straßensperre bis 29. September von abends 8 Uhr bis früh 6 Uhr, Schließung sämtlicher Kaffees und dgl. Die neuen Postgebühren. Berlin, 25. September. Am 1. Oktober tritt im Pvst- und Postscheüvcrkchr eine neue Gebührenerhöhung in Kraft. Es werden kosten: Postkarten im Ortsverkehr 400 000 Mark, im Fernverkehr 800 000 Mark. Briefe im Ortsverkehr 800 000 Mark, im Fernverkehr 2 Millionen Mark. Druck sachen 400 000 Mark. Päckchen 4 Millionen Mark. Pa kete in der ersten Zone bis drei Kilogramm 4 500 000 Mark, in der zweiten Zone 9 Millionen Mark, in der dritten Zone ebenfalls 9 Millionen Mark. Zeitungspakete bis 5 Kilo« gramm in der ersten Zone 3 500 000 Mark, in der zweite« nnd dritten Zone 7 Millionen Mark. Postanweisungen bis 50 Millionen Mark 40» »00 Mark. Zählkarten bis 50 Mil' lionen Mark 100 000 Mark. Amtliche Feststellung sür Zweifler. Berlin, 25. September. Gegenüber Zweifeln, daß die gestern von der Reichsregierung zu einer Besprechung über die Frage der Aufgabe des passiven Widerstandes nach Berlin geladenen Vertreter der Wirtschaftsgruppen und Berufsstände des besetzten Gebietes wirklich die berufene« Vertreter des Rhein- und Ruhrvolkes darstellen, wird voll zuständiger Stelle festgestellt, daß die Einladungen zu dA gestrigen Zusammenkunft in der Reichskanzlei nach de< vom früheren Reichskanzler Cuno ausgestellten Liste er' kolat sind, daß ausnabmslos allen Wirtschaftsaruppen und Ber die gegc gesck Bel, in l San kehr den den wir, aus geg- bote drot lUNs chen fasst anisi Stm eine; len Kew frühe wie > unser schäft sprich matik erklin schon Ruhe Du v „Du ob ist dick s schon aus word> jedem sür d — gi öah l in de „Von Ohrei gebe, ..Don ortliä rung, frühe; Mini ernan Donn gängc Turn bürgt des 2 schädi 7. e 9. V> ° Flammen. Roman von Hans Schulze. Von der Schloßterrasse klang Stimmengewirr, Lachen und Gläserklingen. Das ungewisse Licht der Windlampen zuckte durch die grünen Blätterhänge der Glycinien und huschte über die pockenartigen Gesichter der Sandsteinputten, die den Aufgang der Freitreppe zu beiden Seiten flankierten. Einen Augenblick schwankte er, ob er sogleich wieder zu der kleinen Gesellschaft hinaufgehen sollte, dann aber wandte er sich noch einmal dem Parke zu. Er fühlte, daß er noch einer halben Stunde stiller Selbst besinnung bedurfte, ehe er in jenen Kreis, zu jener Frau zurückkehren konnte, deren weiche, ruhige Stimme ihm noch immer wie eine leise Musik im Ohre lag, deren stille, klare Augen er überall vor sich zu sehen glaubte. Und wieder erhob sich in ihm der Gedanke, dem er schon am Abend zuvor solange nachgesonnen hatte, ob er nicht am besten daran täte, sich in aller Stille wieder von diesem Hause zu lösen, solange es ihm noch in Ehren möglich war. Alsleben war die Buchenallee entlang gegangen und wandte sich jetzt wieder dem Springbrunnenrondell zurück, auf dessen stillem Wasser sich alles Licht der Hellen Iulinacht -n einem seltsam phosphorischen Grün gesammelt zu haben schien. Er hatte den Hut vom Kopfe genommen und saß dann lange auf dem verwitterten Brunnenrand, aus vollen Lun gen den berauschenden Atem der linden Luft in sich hinein trinkend. Auf der Terrasse war allmählich das laute Lachen und Sprechen verstummt, und verlorene Akkorde flatterten zu weilen durch die weitoffenen Fenster des hellerleuchteten Musiksaales, wie wenn jemand im Plaudern achtlos über die Tasten fährt. Und dann schwoll es auf einmal machtvoll an, wie stür mende Meeresbrandung und klagte und jauchzte in himmel anstrebenden Terzen und in schweigende Nacht hinaus. Eine Meisterhand spielte Isoldens Liebestod Alsleben hatte die Augen geschlossen und lauschte wie «ebannt auf das herzaufpeitschende Todesjauchzen des Hohen Liedes der Liebe, jener allbezwingenden, alles verzehrenden Liebe, die nichts achtet, nichts hört und sieht und will, als sich selbst. So hatte auch er einst geliebt und sich selber geliebt ge wähnt, im Taumel einer glühenden Leidenschaft. Und was war das Ende gewesen? Mit einem jähen Ruck fuhr er empor; er glaubte auf einmal ins Leere zu sinken, mit beiden Händen klammerte er sich an den Brunnenrand. Es war ja alles vorbei, ein Narr war er gewesen, ein - armer, betrogener Tor, der sein Lebensglück verloren hatte ' in einem Liebesrausch gleich dem Rausch des unseligen Wei bes, der jetzt in den gewaltigen Arpeggien des Nachspiels langsam dahinstarb. Da schweig die Musik, der letzte Ton verflog. Alsleben erhob sich und schritt wieder langsam dem Schlosse zu, das sich in seinen schwerwuchtigen Formen wie eine dunkle, drohende Masse in das tiefe Nachtblau des Himmels hineinzeichnete. Eine weibliche Gestalt war auf die Terrasse getreten. Der Goldflimmer der Lampe zitterte um den feinen Kopf und umrandete den schlanken Leib der Baronin mit einer schmalen Glanzlinie. In diesem Augenblick setzte die Musik von neuem ein und eine schwermütige Tonzweise schlich sich leise heran und trug auf ihren weichen, wiegenden Nythmen süß und klagend den Gesang einer Frauenstimme. Es war der Walzer der Musette aus Puccinis „BohOme". Alsleben mar stehen geblieben und lehnte sich in einem Anfall wehrloser Schwäche schweratmend gegen einen Baum stamm. — Er kannte die Weise, er kannte auch die lockende Stimme, die sich mit diesen lockenden Lauten einst siegreich in sein Herz gesungen hatte. Vor Jahren war es gewesen in der Komischen Oper in Berlin. Der Name einer berühmten Sängerin, die als schwedi sche Nachtigall in ganz Europa Triumphe feierte, hatte auf dem Zettel gestanden. Dann aber war statt des erkrankten Gastes eine junge Anfängerin auf der Bühne erschienen, süß und blond, fast noch ein Kind in der Unschuld ihrer ganzen Erscheinung, dfl ihr die Herzen der Menge im Sturm erobert hatte. Wie im Traum hatte er an jenem Abend im Theate> gesessen, und als der Vorhang zum letzten Male über dei" getrc erschütternden Drama nicdergegangen war, da war der Zufall ihrer der ihn in das graue Haus an der Weidendammer Brücke hatte geführt hatte, zu seinem Schicksal geworden. Mitternacht war bereits vorüber, als die Baronin end' «or lich ihr Schlafzimmer aufsuchte. kühn Sie hatte nach ihrer Gewohnheit noch einmal die Rund« durch das ganze Haus gemacht und saß halb enttteidet in' frei, Frisiermantel vor ihrem Toilettenspiegel. Loch Atan war bei dem künstlerischen Spiel Dr. Reinwald^ stank noch lange zusammengcblieben, auch Hella hatte noch einig* Eect schwermütige italienische Volkslieder jungen und ihre ihr 2 kleine Zuhörerschaft durch ihre vollendete Vortragskunst u«- den schmelzenden Reiz ihrer wunderbar lieblichen Stim«" «ine gleichermaßen entzückte. Iuge Es war ein sehr hübscher, angeregter Abend gewestk A ih und nur einer hatte inmitten Zder lebhaften Unterhaus 2<chr still abseits gesessen, der Mann, mit dem sich seit dem v^ >0"" gangenen Tage unablässig all ihre Gedanken beschäftigten. Alsleben. In ihrer ehrlichen, aufrechten Art hatte sie sich läng' eingestanden, daß er vom ersten Augenblick an einen seh' starken Eindruck auf sie gemacht hatte. Ihr Verhältnis zu dem verstorbenen Baron, ihre"! ' Detter, dem sie einst mit kaum achtzehn Jahren die Ho^ zum Ehebund gereicht hatte, war von jeher mehr auf freu«! Türe schaftlich-herzlicher Achtung, denn auf einer tieferen Liebe neigung gegründet gewesen. ! Sie selbst hatte sich über den Charakter dieser Ehe 6)' einer reinen Dersorgungsehe niemals irgend welcher Selm täuschung hingegeben, sie vielmehr als eine Schicksalsfügu^ hingenommen, die ihr die Verpflichtung auferlegte, ihrm Gatten die glänzende Stellung als Herrin der größten kehni reichsten Herrschaft im ganzen Kresse durch hausfraulich Walten als eine echte, rechte Landedelfrau nach Kräften dog ! vergelten. Fron (Fortsetzung folgt >