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Beilage zum Wilsdruffer Tageblatt Sormabend/Sormtag Lek 8./9. September 1923 Nr. 105. 82. Jahrgang Erntedankfest. Was tief im Feld ins Sonnenlicht gedieh, Es ward mit regem Fleiß nun geborgen, Und hell erklingen in die Sonntagsfrüh Die Glocken heut am Erntedankfestmvrgem Sie mahnen weit hinein ins stille Land, Dem Schöpfer aller Gaben Dank zu bringen, Datz er aus feiner gül'gen Vaterhand Den Segen gab zu herrlichem Gelingen . . . Lad wenn geerntet Du aus vollem Halm, Vergiß das Danken nicht in dieser Stunde! Lob frohen Herzens Deinen Gott im Psalm, Der mit dem Erntesegen stand im Bunde. Denn er, der Gütige, er gab Gedeih» Der Saat, die Du der Erde anvertrautest, Wenn Du in Wetterzeit tagaus, tagein Voll banger Sorge in das Wachstum schautest. Noch eins: Vergiß nicht rings die bittre Not, Durch die zu gehn das deutsche Volk gezwungen! Brich mit dem Hungrigen Dein Stückchen Brot Hum Dank, batz Deine Ernte wohlgelungen. Nicht sei bedacht nur auf des Gelds Gewinn — Was bleibt, wenn einst Zypressen Dich umwehen? Bewahre Dir des Erntedankfeste Sinn, Damit Du kannst vor Deinem Gott bestehen! O. Johne, Roitzsch. Sitzung des Bezirksausschusses der Amtshauptmannschaft Meißen Dom 30. Bnaust 1923. Tie heutige Bezirksausschuhsitzung fand unter dem Vorst von Reg.-Rat Tr. Falck statt. Vor Eintritt in die Tages vrdnung gab dieser zunächst ein Schreibe» des bis- hörigen Amtshauptmanns Tr. Sievert bekannt, t dem stch dieser mit folgenden Worten von den Mitglieder, des Bezirksausschusses verabschiedet: Nachdem mich das Eesamtministerium mit Wirkung vor k. September d. 2. ab in den einstweiligen Ruhestand versetz hat und ich auf mein Ersuchen hm bis Ende dieses Monat, beurlaubt worden bin, habe ich leider keine Gelegenheit mehr nochmals in der Mitte des Bezirksausschusses zu weilen. E ist mir aber Bedürfnis, den Herren Mitgliedern des Bezirks Ausschusses vor dem Scheiden aus meinem Amte noch eine, Gruß und ein Wort des Tankes zu übermitteln für die Unter tützung, die ich von Ihnen in der Verwaltung meines Amte, «derzeit erfahren habe. Von welchen Gesichtspunkten ich mich bei meiner Amts Ehrung habe leiten lasten, ist dem Bezirksausschuß bekamst richtunggebend für meine Arbeit war immer die Pflicht uni bei meiner einstigen Einweisung gegebene Gelöbnis, mei! rlmt allezeit und nach allen Seiten hin in gerechter, ob" ektiver und sachlicher Weise zu verwalten. Als mein irsondere Ausgabe habe ich es angesehen, die Ruhe und Ord lung im Bezirk aufrecht und seine Finanzen gesund zu erhalten unen Ausgleich in den oft auseinandergehenden Interessen uni Pünschen der einzelnen Berufskreise herbeizuführen und di vachsende Not der unter den ZritverNltnisten besonders lei Lnden Bevölkerungsschichteu zu lindern. Wenn meine Arbei mch dielen Richtungen hin Erfolg gehabt hat, so ist dies neber wr Mithilfe der Beamten und Angestellten, sowie der Mit Nieder des Bezirksausschusses auch allen anderen zur Mitarbci mi öffentlichen Wohl berufenen Stellen, insbesondere den Ee Neindebehörden des Bezirks und dem verständnisvollen Zu ammenwirlen aller Berufsstände in Stadt und Land zu danken ks ist mir stets eine Freude gewesen, die jeweils beteiligter streife zu harmonisä-er Arbeit zu vereinen. Ich scheide mr >em Wunsäie, daß sich die maßgebenden Kräfte des Bezirk« »uu, m Furunsl zu gemeinsamem Schassen die Hand reichen Lann wird der Meitzner Bezirk auch die schweren noch vor ms liegenden Zeiten überwinden! Reg.-Rat Tr. Falck brachte im Anschluß hieran den Dau »es Bezirks in folgenden Worten zum Ausdruck: Herr Dr. Sievert scheidet mit dem 31. August end- zültig aus seinem Amte. Er war und ist von echter Lieb« iu unserem schönen Meitzner Bezirk beseelt, und diese Lieb« var es, die ihn allezeit die Interessen des Bezirks nach außen Ln mit einer Hingabe und einem Nachdruck vertreten ließ, >er den Erfolg in sich trug. Sie war es auch, die ihn im Verein mit einem tiefen Verständnis für die Nöte der Zeh md mit einem herzlichen Mitgefühl für den notleidenden Tei! mserer Bevölkerung bei allen seinen Maßnahmen im Inner« eitete. Der Organisation und dem Ausbau der Wohlfahrts pflege hat er sich von Anfang an mit besonderer Hingabe ge- vidmet, allen sozialen Einrichtungen brachte er das größt« onteresfe entgegen. Das von ihm aus eigenem Empfind«! wraus ins Leben gerufene Hilfs werk für die Sozial- uni memreiüner, die erste vorbildliche Organisatior Leser Art in Sachsen, legt hierfür ein beredtes Zeugnis ab Las Wettinstift hat unter seiner Leitung einen Ausbar afahren, der es in die Reihe der besteingerichtetsten Anstaltei: Leser Art stellt. Herr Dr. Sievert hat auch als Vorsitzende, >es Bezirksobstbauvereins wesentlich zur Hebung des Obstbaues im Bezirk beigetragen und hat es verstanden, di, kLeiterbelebung unseres heimischen Weinbaues tatkräftig z, ordern. Auf allen Seiten und uoch vielen anderen Gebieter >at sich Herr Tr. Sievert bleibende Verdienste um die All ,emcinheit des Bezirks erworben. Es M auch sein ganz persönliches Verdienst, de» Bezirk in finan Zeller Hinsicht oura- die schweren Zeiten ohn, schaden hindurchgedrachtzu haben, so daß sein Amts lachsvlger ibn schuldenfrei übernehmen kann. Ick kalte es iw »eine PsNchr, oie heurige Bezirisausichutzlttzung zum Ania, u nehmen, Herrn Dr. Sievert für seine rastlose erfolgreich: Tätigkeit als Amtshauptmann des Meitzner Bezirks den blei »enden Dank des Bezirks zum Ausdruck zu bringen. Im Namen der Mitglieder des Bezirksausschusses und de> öezirksoertretung überhaupt schloß sich Gutsbesitzer Schrei- > e c den vorstehenden Worten an und widmete seinerseits den ä-eidenden Amtshauptmann herzliche Worte des Tankes, in >em er ausführte: Meine Herren! Ich bitte um die Erlaubnis, im Anschluß »n die Ausführungen des Herrn Reg.-Rats Dr. Falck, dener vir durchaus zustimmen, noch namens des Bezirksausschusse- m besonderen und der Bezirksvertretung überhaupt dem scher »enden Herrn Amtshauptman» Dr.. Sievert einige Worte der Lankes zu widmen. Es ist uns ein aufrichtiges Bedürfnis, von dieser Stell, ms dankend festzustellen, daß Herr Amtshauptmann Tr. Siever ange Jahre in ernster, schwerer Zeit mit vorbildlicher Treu-, ind Gewissenhaftigkeit sein schweres Amt verwaltet hat. Un amüdlich besorgt um die Wohlfahrt des Bezirkes, hat Heri llmtshauptmann Dr. Sievert es verstanden, sich das Vertraue, stler Gerufsschichten des Bezirks zu erwerben und, soweit e< hm im Rahmen seines Amtes möglich war, den ihm vor- zedrachten Wünschen und Anregungen Rechnung zu tragen Lurch seine umfassenden Kenntnisse, seine reiche Erfahrung unl veitblickende Führung ist es ihm gelungen, unseren Bezirk ach ine finanziell sichere Grundlage zu stellen, die uns die Möglich eit gibt, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken,- ein Vorzug, -er nur wenigen Bezirken beschieden ist. Uns ist noch heute unverständlich, wie man einen Hern: nil so hervorragenden Fähigkeiten unvermittelt aus seiner sl ufoloreichen Tätigkeit kerausreiben und außer Tienst stelle, vnnie. Wir werden jederzeit nur «vefühlen des Danke; ,nd der Anerkennung des Herrn Dr. Sievert gedenken unl »offen, daß man ihm einen Nachfolger gibt, dem es in gleiche! Weise gelingt, seine Tätigkeit auf das Vertrauen aller Be mfs- und Bevölkerungskreise zu gründen, wie es seinem Herr, Vorgänger in vorbildlicher Weise gelungen ist. Wir bitte» öerrn Reg.-Rat Falck, dem Herrn Amtshauptmann Dr. Siever -en Tank des Bezirksausschusses besonders zu übermitteln. Diesen Ausführungen und dem Danke schlossen sich sämt icke Mitglieder des Bezirksausschusses einstimmig an. Vezirisausswuö ging oarauz zur ^agesoronung uvei Reg.-Rat Dr. Falck gab zunächst eine Verordnung de» Ministeriums des Innern bekannt, wonach die gewählten Mit zlieder der Bezirksausschüsse, der Bczirlsversammlung usw. hin sichtlich der Tagegelder und Reisekosten jeweils wie Staals beamte in der Besoldungsgruppe Xl zu behandeln sind. De Zahresbeitrag für den Verein Krüppel Hilfe e. V. r Dresden wird von 20 000 Mark auf 1 Million Marl erhöh! ebenso der Mitgliedsbeitrag für den Verband deutscher Iugenü Herbergen von 100 auf 500000 Mark. Nachträglich genehmigt wird die Ausgabe von 2 5 0 M i l Iiarden Mark Gutscheine des Bezirksverbandes. Weite beschließt der Bezirksausschuß, eine Abänderung der Gebühren oronung des Vezirksverbandes der Kreishauptmannschaft b: lürwottend norzuleaen. Die Satzung des Arbeitsnachweises Freital wir! mch kurzen Erläuterungen des Referenten Dr. Falck zustim- »end zur Kenntnis genommen. Nach 8 5 dieser Satzung ha; Le Wahl von drei Vertretern in den Verwaltungsausschuß zr rfolgen. Es werden gewählt der Herr Bürgermeister vor Wilsdruff und die Herren Gemeindevorstände von Grumback ind Kesselsdorf. Ferner gibt der Ausschuß seine Zustimmung ur Satzung des öffentlichen Arbeitsnachweises Nies« md Umgegend und ermächtigt die Amtshauptmannschaft, zu den mch 8 4/5 dieser Satzung vorgesehenen Wahlen die Zustimmung u erteilen. Während der Stadtrat zu Meißen beschlossen hat öerrn Karl Nießner als Arbeitsvermittler für die landwirt chaftliche Fachabteilung des Bezirksarbertsnachweisc- Meißen zu wählen, hält der Bezirksausschuß mit 6 gege» ! Stimmen den landwirtschaftlichen Beamten Albert Funk» ms Korbitz für die geeignete Persönlichkeit und beschließt dem mtsprechend. Es wird nun das Arbeitsministerium endgülti« -u entscheiden haben. Gin i v. Aachtrag zum Ortsgejetz, die ueverwacyung ve» Bauwesens in der Gemeinde Coswig betreffend, soll der Kreis zauptmannschaft befürwortend vorgelegt werden Genehmig vcrden weiter ein l. Nachtrag zum Ortsgesetz für die Gemeind Lob ritz, ein Xlll. Nachtrag zur Gemeindesteuerordnung de Gemeinde Scharfenberg (Vergnügungssteuer) und ei» UI. Nachtrag zum Ortsgesetz über die Ausstellungs-, Besol Sungs- und Rechtsverhältnisse der Beamten- und Stellenanwär !cr der Gemeinde Weinböhla. Tie dortige Gemeinde ichwester wird der Gruppe 3 des Besoldungsplanes d-»r. Besoldungsgesetzes zugeteilt. Nach einer Mitteilung des Referenten Dr. Merzdvr lehnt es das Reich ab, den Verkehr aus den öffentt lichenWegen reichsrechtlich zu regeln. Die Länder sollen hie »on sich aus im Wege der Gesetzgebung Einfluß üben. Ein, Umfrage unter den Gemeinden hat ergeben, daß keine Wünsch inf Abänderung der Verordnung vom S. Juli 1872 bestehen »umal den ortlicken Verhältnissen, soweit nötig, durch Erlas örtlicher Verkehrsdestimmungen Rechnung getragen werde. De Ausschuß schließt sich dieser Stellungnahme an. Anläßlich der Genehmigung eines VI. Nachtrages zun Ortsgesetz für den Hebammenbezirk Bo ritz, eines Nachtrag«, ,ur Gebührenordnung des Heimbürginnenverbandes Leube: oom 25. Juli 1923 und eines ll. Nachtrages zum Ortsstatut Vie Errichtung einer Freibank in Niedereula betr., ermäch tigt der Ausschuß zugleich in allen drei Fällen die Amtshaupt Mannschaft, ähnliche Nachträge, soweit sie den gesetzlichen Be jtimmungen entsprechen, namens des Bezirksausschusses zu ge lehmigen. Ferner wird beschlossen, die Genehmigung eine, Satzung über die Besoldung der Beamten des Wohlfahrtspflege bezirkes Nossen Stadt und Land zu befürworten. Von der Einführung einer Getränke st euer für de: Bezirk soll abgesehen werden. Die Einführung einer solche» bleibt den Gemeinden überlassen. Ein Xlll. Nachtrag zur Gemeindesteuerordnung für di, Gemeinde Weinböhla (Vergnügungssteuer) wird genehmigt Nach Vortrag des Referenten Reg.-Rat Frhr. v. Miltil über einen Vll. Nachtrag zur Wasserwerksordnung der Gemeind Brockwitz mit Clieben wird die Amtshauptmannschaft au die Dauer von 1 Jahr ermächtigt, die Nachträge über die Ee bühren (Wasserzins) bei den drei Wasserwerken — in Betrach kommen Coswig, Weinböhla und Brockwitz — voi sich aus zu genehmigen. Auf Vorschlag desselben Referent« > wird ein II. Nachtrag zum Ortsgesetz über die Gewährung voi - l ! MI »»IM«» EMlllMMIWIMIIINIINlMIWIWIil« stID.. D'I.IM.l! Wen»» edle Herzen bluten... 50 Roman von Fr. Lehne. „Sie scheinen, im Gegensatz zu Ihrem Herrn Sohn, nicht damit einverstanden zu sein, daß Ihr Schwieger sohn mit tätig in der Fabrik ist? Wohl gar vielleicht aus persönlichen Gründen? So muß ich nach allem Wenigstens annehmen", bemerkte Bruno in so scharfem Tone, daß alle ihn verwundert ansahen. Der Kommerzienrat wollte entrüstet protestieren, doch er kam nicht dazu. Bruno Schulz erhob sich. Das überlegene Lächeln war jetzt aus seinem Gesichl geschwunden, stahlhart »var dessen Ausdruck geworden, jede Muskel gespannt. „Ich bedauere sehr, Herr Kommerzienrat, daß die Gestaltung der Dinge auf die vorgeschlagene Art so wenig Ihren Beifall hat. Doch Sie werden sich trotz dem an diesen Gedanken gewöhnen müssen, daß ich mich für das Wohl und Wehe der Fabrik mit interessiere und mit Ihrem Sohne Robert Hand in Hand gehe. Ich habe auch ein gewisses Recht dazu, denn als alleiniger Besitzer der früher Lobeckschen und Keil- nmnnschen Aktien —" „Was?" schrie die Kommerzienrättn und sah ihn an, als ob sie an seinem Verstand zweifle. Er erwiderte ihren Blick, fest und ruhig senkten sich seine Augen in die ihren, so daß sie verwirrt zu Voden sah. Gleich ihm dachte sie Wohl daran, was sie '-hm einst gesagt, wie sie ihn geschmäht. Wie mit Flanimenschrist stand es vor ihren Augen, und jetzt würde sie ihm alles zu verdanken haben, ihm, den sse damals wie einen lästigen Bettler hinauSgewiesen hatte. Diesen Triumph hatte er sich gegönnt, diese über- aschende Wendung der Dinge. Er fühlte kein Mit leid mit der Frau, die die bittere Demütigung aus Lch nehmen muhte, daß er es war, der dem Haus Markboff wieder zu seinem einstigen Glanz verhalf. „Bruno", rief Sophia fassungslos, „ist das denn wahr?" Tränen stürzten ihr aus den Augen. „Kann ich, darf ich das glauben?" „Jo, mein Herz, du darfst es glauben. Sieh, als Ml mir damals in Tölz alles erzählt hattest, tauchte «or Gedanke in mir auf, die Keilmannschen Aktien an mich zu bringen und dir, resp. deiner Familie cas ganz wieder zu geben, was euch einst aebört batte zay oerne riefe Trauer und deinen Schmerz, und da ich nun einmal durch deine Liebe Mitglied der Fa milie Markhofs werde, erlaubte ich mir eben, ein wenig Vorsehung zu spielen. Deshalb auch verschwieg ich dir meine finanziellen Verhältnisse, fuhr nach Köln, Krefeld und ordnete alles mit Kommerzienrat Keilmann, der mir in jeder Weise entgegenkam, und aus meinen ausdrücklichen Wunsch verschwieg er in seinem Schreiben an Robert meinen § Namen als jetzigen Besitzer der Aktien. Außerdem kaufte ich auch auf, was sich noch in fremden Händen - von euch befand. Robert ist bereits von allem unter- - richtet; heute morgen habe ich mich mit ihm aus gesprochen. Er wird wahrscheinlich bald hier sein." „Und du ließest mich glauben .daß du —" Sophia stockte und wurde rot. Er lächelte. „Nun ja, meine Sophia, das war doch eben nötig, damit du ahnungslos bliebst. Und so empfand ich dop pelt das köstliche Geschenk deiner Liebe. Ich konnte dir - damals noch nicht erzählen, wie groß mein Vermögen ist. Das wirst du noch erfahren, in welch anstrengen der Arbeit ich den Grundstock dazu gelegt habe. Etwas Glück hals mir, und so kam eins zum andern. Das soll nun meine Hochzeitsgabe für dich sein." j Eine fürstlich zu nennende Hochzeitsgabe. Der Kommerzienrat war noch nicht wieder zu sich selbst gekommen. Förmlich betäubt hatte ihn diese Ueberraschung; er vermochte das Gehörte nicht zu fas sen, und dem Maune hatte er die Stelle eines eng lischen Korrespondenten bei Kernfeld und Söhne ver schaffen wollen! — In was für eine unangenehme Lage hatte er sich da gebracht — und seine Frau erst. Er wagte sie kaum anzusehen, schielte von der Seite nach ihr hin; sie war blaurot im Gesicht, keuchte, suchte vergebens nach Worten. Diese Demütigung, die sie eben erlitten hatte: nie kam sie darüber hinweg. Wie fein, wie hinterhältig er es darauf angelegt hatte, sie zu ihren unüberleg ten Aeußerungen zu verleiten! Wer konnte denn aber solche Wendung ahnen! Sophia schmiegte sich an den Geliebten. „Bruno, das erdrückt nrich beinahe!'" flüsterte sie. „Wie ein schöner Traunr ist es mir, «ms dem zu er wachen ich mich fürchte." „Dann darf ich dir das andere, was ich noch dlane. aar nickt saaen!" lächelte er und. ihrem fra genden Blick begegnend, fuhr er fort: „Ich habe näm lich die Absicht, eure frühere Villa für uns beide als Wohnsitz zurückzukausen. Robert meinte, der neue Be sitzer würde gar nicht abgeneigt sein, da dessen Frau lungenleidend ist und inr Süden leben wollte." „Ach, Bruno." Sic dachte an all das Unrecht, das man ihm zu gefügt hatte, und nun häufte er feurige Kohlen auf ihr Haupt. Sie legte ihre Hände auf seine Schultern hnd sah ihn mit großen, leuchtenden Augen an. soll ich dir das jemals dankens" Er küßte sie auf die Stirn. „Dadurch, daß du mich immer lieb behälft." * * * Sophia Markhoff war eine glückstrahlende Brau! und nur eine Stimme der Bewunderung war, als sie an der Seite ihres Erwählten dem Altar zuschritt. Die Kirche vermochte nicht die Zahl der Neugie rigen zu fassen. Wunderdinge, Märchen erzählte man sich von dem jungen Gatten, der als Sohn der Stad! doppeltes Interesse erregte. Viel bemerkt und bekrittelt wurde, daß Oberiem nant von Petersdorfs mit zu der Hochzeit geladen war, trotzdem die Feier nur im engsten Kreise stattfand. Der frühere Verlobte der jungen Frau führte Erna Markhoff, die bildhübsch und duftig wie eine Rose in ihrem Weißen Kleide aussah. Es wurde getuscheli und kombiniert und zwei Tage danach- las man's schwarz auf weiß, daß man richtig getuschelt und kombiniert hatte. Erni Markhoff hatte sich verlobt mit Eber hard von Petersdorfs. Das war ein etwas pikanter Ausgleich. Doch das junge Brautpaar bekümmerte sich nicht um das Gerede; Erni ging wie auf Wolken, so selig war ihr zumute, und Eberhard mußte oftmals denken, wie recht doch Sophia gehabt hatte. Er war vollständig zufrieden und beglückt; wie Erni, das weiche, schmieg same Ding, ihm in die Arnie flog, ihn umhalste, mit ihrer Zärtlichkeit überschüttete, das war doch ein an derer als der erste Brautstand. Sophia hatte im nier zu sehr auf Distanz gehalten. Gegen Arno von Salten war er sehr reserviert, trotz dessen überaus liebenswürdigen Entgegenkommens. Eberhard hatte ihm einige sehr scharfe Worte gesagt, die der andere stillschweigend eingesteckt hatte, und so waren sie fremd auseinander oeaanuen