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Wilsdruffer Tageblatt : 06.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192309068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230906
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-06
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 06.09.1923
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Es bestehe, so hciU es in besonders pessimistischen Zcitungsmeldungen, keine Hoffnung, daß Tokio innerhalb von Jahrzehnten wieder zu seiner alten Stellung als größte Stadt Japans gelangen könne. Aber nicht nur diese eine Stadt, sondern nahezu das ganze Land sei für die Dauer von Generationen durch das Erdbeben in seinem Aufschwung zurückgeworfe» worden, und zwar so sehr, ' daß Japan seine Stellung als Großmacht einbiiße. Japan habe keine finanziellen Reserven mehr, da die größten Gesellschaften und die Banken durch die Katastrophe ruiniert worden seien. Die einzelnen Nachrichten über den Umfang des er schütternden Unglücks überstürzen und widersprechen sich der art, daß sie sich kaum übersehen und sichten lassen. Im ganzen Lande sind die Vulkane in Tätigkeit getreten, und eine Reihe von Städten und Dörfern ist buch stäblich vom Erdboden weggefegt worden. Unter den Orten, die ganz oder zum Teil vernichtet sind, werden genannt: Tokio, Yokohama, Fukagawa, Sanji, Uokosuka, Asakusa, Kanda, Monde, Schitamaja, Atani und noch viele andere. Anscheinend istvasganzeLand von drei Meilen nörd lich Osaka und Kobe bis hoch im Norden heimgesucht wor den. Die letzte Verlustschätzung gab dieZahlderToten allein in Tokio und Aokohama auf 250000 an, aber die Zahlen, die genannt werden, sind eben nichts als Schätzun gen und klettern von Stunde zu Stunde höher hinauf. Nach einer Meldung aus Peking soll die Zahl der Getöteten gar zwei Millionen übersteigen. In Tokio scheint man des Feuers noch nicht Herr geworden zu sein. Die Stadt brennt in so weiter Ausdehnung, daß die Negier ungzeitweilignachOsakaoderKioto übersiedeln dürfte. Wobei bemerkt werden mutz, daß man zurzeit gar nicht Weitz, wer von der Regierung überhaupt noch am Leben ist. DiewildestenGerüchte sind i ni Umlauf. Dreitzig Mitglieder der Regierungs partei sind, während sie eine Sitzung abhieltcn, ums Leben gekommen. Der Fürst Matsuyama starb infolge schwerer Verletzungen, die er erlitten hat. * Der neue japanische Ministerpräsident soll nach einer englischen Meldung ermordet worden lein. Der Kaiser und die Kaiserin sollen sich in Sicherheit be finden, und auch der Prinzregent, über dessen Schicksal man in schwerster Sorge war, soll gerettet worden sein. Dagegen weiß man noch nichts Sicheres über das Schick sal der auswärtigen diplomatischen Vertreter und der zahlreichenAusländerinJapan. Mail fürchtet, daß das stark exponierte DeutscheKonsulatinNoko- hama zerstört worden ist; von der Deutschen Bot schaft in Totio, die den Auftrag erhalten hat, dem ja panischen Regenten das Beileid des Reichspräsi denten unddcrReichsrcgierung persönlich aus zusprechen, liegen bisher keinerlei Nachrichten vor. Unter den eingestürzten Gebäuden befinden sich die franzö sische und die italienische Botschaft. Von großen öffentlichen Gebäuden, die in Tokio eingestürzt sind, werden u. a. ge nannt, die Nationalbank, das Kaiserliche Museum, die Unr- versilät, ein Teil des Kriegsministeriums, zwei Theater uns alle Bahnhöfe mit Ausnahme des Hanptbahnhofes. Das Stadtgebäude ist unversehrt geblieben. Alle Fernsprech- und Telegraphcnverbindungen sind unterbrochen. Insgesamt sind in Tokio 200 000 Häuser zerstört, davon durch Feuer 150 000. Das Feuer hat sich dadurch so sehr ausgebreitet, daß die Gasleitungen durch das Erdbeben gesprengt wurden und in Brand gerieten. In Tokio stürzten die Gebäude wie Kartenhäuser ein. Eine Explosion nach der andern erfolgte, während Schreie des Entsetzens die Luft erfüllten. Was das Erdbeben und das Feuer unzerstört ließen, wurde von der Sturmflut hinweggeschwemmt. Die Schrecken wurden durch Aufrührer und Plündererbanden erhöht. Es ist zwischen ihnen und der Polizei zu heftigen Straßen gefechten gekommen. Sehr besorgt ist man in Washington um das Schicksal der japanischen Flotte. Drahtlose Funkmeldungen sind ausgeblieben, und man vermutet, daß die Flotte Nachricht von sich gegeben hätte, wenn sie nicht zerstört worden wäre. Als bemerkenswert verdient noch verzeichnet zu werden, daß auf der Lon doner Börse die japanischen Werte suspendiert wurden, da man weitere Nachrichten über die Katastrophe abwarten wollte. Japanische Schatzanweisungen wurden um einen Punkt niedriger notiert, aber die Notierung war nur nominell, da die Börse sich gegen den erwarteten, aber nicht einaetretcnen Ansturm der Verkäufer sichern wollte. Orientlonslikt und Weltgen-IHos. Italien damit einverstanden. Wie in Rom amtlich mitgeteilt wird, ist die italienische Regierung nach wie vor entschlossen, bei ihrem Standpunkt zu bleiben, daß der Völkerbund nicht zuständig sei, über den italienisch-griechischen Konflikt zu entscheiden. Es scheine in dessen, daß die italienische Regierung, falls diese Auffassung im Völkerbund abgelehnt werde, sich dem nicht widersetzen würde, daß der internationale Gerichtshof im Haag mit der Prüfung der Kompetenzfrage betraut werde. An amtlicher Stelle in Athen wurde ausländischen Journalisten erklärt, die griechische Negierung hege die Über zeugung, daß die italienische Negierung nach Besänftigung der ersten Erregung den guten Willen der griechischen Negie rung in diesem Zwischenfall anerkennen werde sowie ihrs versöhnlicheHaltung und ihren beständigen Wunsch, Italien volle Genugtuung zuteil werden zu lassen und der Besetzung der griechischen Inseln ein Ende setzen werde, die kein vernünftiger Grund noch Rechtssatz rechtfertige. — In Athen veranstaltete nach der Traucrfcier zu Ehren der Opfer von Korfu in der Kathedrale eine große Volksmenge mit Bannern eine stürmische Kundgebung gegen Italien. Eine italienische Fahne wurde verbrannt. Neueste Meldungen. Austritt aus der Deutschnationalen Volkspartei. Berlin, 4. September. Herr Dr. Meißinger, Leiter der Larifabteilung der Vereinigung der deutschen Arbeit geberverbände, hat seinen Austritt aus der Deutschnaiio- nalen Volkspartei durch ein Schreiben erklärt, das er an den Vorsitzenden der Ortsgruppe Dahlem gerichtet hat. In diesem Schreiben heißt es, daß die Haltung der Deutschnationalen Fraktion gegenüber dem neuen Kabinett Dr. Meißingcr veranlasse, aus der Partei auszutreten. Entspannung im Ruhrbergbau. Essen, 4. September. In der Lage im Bergbau tst eine Entspannung eingetreten. Im Essener Revier sind gestern die Belegschaften der Zechen Graf Beust, Herkules, Gottfried, Wilhelm, Schnabel, Ludwig und Gustav ein gefahren; dagegen ist die Belegschaft der Zeche Hagenbeck noch nicht angefahren. Bessere Lcbensmittelzufuhr in Esten. Esten, 4. September. Die Zufuhren auf dem Lebens mittelmarkt nahmen in den letzten Lagen einen gröberen Umfang an, da mehrere Eisenbahnlinien, die sich in deut scher Verwaltung befinden, zur Verfügung stehen. Italienische Truppenlandungen in Santi Quaranta? Paris, 4. September. Wie die „Chicago Tribune" meldet, haben die Italiener mit Truppenlandungen bei Santi Quaranta begonnen. Es habe den Anschein, als ob sie die ganze Küste des Epirus und das Hinterland besetzen wollten. Santi Quaranta ist der nächste Festlandshafen von Korfu, mit Dampfer, in wenigen Stunden zu erreichen. Aus Stadt und Land. f»r »lg« «»da» «hm« »tr Wilsdruff, am 5. September 1923. — Voraussichtliche Witterung. Meist ziemlich heiter, nur zeitweise stärkere Bewölkung, nachts kuhch tagsüber gemäßigt warm, örtlich Morgennedel, fchwachwindlg. — Tagesordnung für die gemeinschaftliche Sitzung des Rates und der Stadtverordneten Donnerstag den 6. September 1923, abends 7 Wr: Festsetzung der Strom- und Wasserpreise auf Monat August. — Die allen Freunde des Fechtvereins in Amerika, die Familien Pinkert und Scheuckert, sind immer bemüht, die große Not in ihrer alten Heimatstadt zu lindern. Nicht nur, daß sie selbst ihre Gabe dalöringen, sie veranlassen auch andere, ein Gleiches zu tun. Und so wurden durch Verwendung des Herrn E. Scheuckert dem hiesigen Fechtverein dieser Tage 5 Dollars von Frau Emma Maune geb. Müller, ebenfalls einem Wils druffer Kind und Tochter des verstorbenen Weißgerbermeisters Müller in der Zedtlerstraße, zur Linderung größter Not in besonderen Fällen überwiesen. Ein herzlich „Vergelts Gott!" Euch Kindern der Heimat über dem großen Wasser! — Ein Fahrrad gestohlen wurde am Montag abend gegen 6 Uhr direkt vor dem Laden eines hiesigen Geschäfts. Der Verlustträger ist ein Lehrling, dem es umso schwerer trifft, als er es benutzte, um von seinem entfernt liegenden Wohnorte täglich nach hier zu fahren. Hoffentlich gelingt es bald, dem Spitzbuben die Beute abzunehmen und ihn seiner verdienten Strafe zuzuführen. Bei dieser Gelegenheit erneut die Mah nung: Radfahrer, schließt Eure Räder stets an! — Berufsschultag. Am 31. August und 1. September fand in Pirna unter starker Teilnahme des Volksbilduttgs-, des Wirt schaft-;- und des Arbeitsminifteriums wie zahlreicher Vertreter von Gemeinden und Verbänden und -/» der hauptamtlichen Berufsschullehrerschaft Sachsens der 15. B e r u s s s ch u l t a g statt, zu dem unsere Stadt ihren Berufsschulleiter abgeordnet hatte. Die Beratungen standen enger und loser im Zusammen hang mit dem in Bearbeitung befindlichen Berufsschulgesetz. Die beiden Vorträge behandelten den inneren Ausbau des sächsischen Berufsschulwesens. Einer der bedeutendsten Schul- wlssenschaftler und hervorragendsten Schulorgamsatvren, der frühere Münchner Stadtschulrat Univ.-Prof. Dr. Kerschen steiner sprach über „das Berussinteresse als Bil- dungsgrundlaze in der Berufsschule". Landtagsabgeordneter Lehrer Schneller beleuchtete in seinem Vortrage die Berufs schule vom Standpunkte des unter Prof. Paul Oestreichs Führung stehenden „Bundes der entschiedenen S ch u l r e f o r m e r ". — Börsenfieber, ein dreiaktiger fesselnder Schwank, der lange Zeit die Großstadibühnen belebte, kommt Sonnabend den 8. September, abends 8 Uhr im „Adler" durch den hiesigen Dramatischen Verein zur Ausführung. Nach den bisherigen Leistungen des Vereins darf man wieder auf Stunden des Genusses zahlen. — Der Bayrische Zirkus trifft morgen aus dem Schützen platze ein und gibt daselbst von Donnerstag bis Sonntag große Vorstellungen. Er bringt ca. 40 Pferde, einen Edelhirsch und einen dressierten ostfriestschrn Stier mit und garantiert damit besondere Leistungen. (Dgl. Ins.) — Landwirtschaftlicher Bezirksverband. Die übliche Sonnabend-Nachmittag-Besprech ung im Bauernheim Meißen fällt am Sonnabend den 8. September aus, dafür findet am Montag den 10. September, nachm. 2 Uhr im großen Saal der ,Donne" zu Meißen eine außerordentliche Hauptversammlung statt, bei der die wichtigen Punkte, welche eigentlich am Sönw abend verhandelt werden sollten, mit ihre Erledigung finden. In der Montagversammlung spricht außerdem Herr Landwirt Walter Stübbendorf auf Zapel bei Wendischwarnow (West- briegnitz) über wirtschaftliche und steuerliche Nöte der Landwirte. Aus der Verlegung der Versammlung von Sonnabend auf Montag können die Mitglieder des Landwirtschaftlichen Bezirks- verbandes ersehen, wie wichtig die Tagesordnung und wie not wendig ein Massenbesuch ist, da es eine Protestversammlung werden soll. — Die Arbeilsmarktlage neigte sich auch in der Berichts woche bis 1. September zu weiterer Verschlechterung. Ent lassungen, Betriebseinfchränkungen und -Stillegungen werden in immer größerem Umfange vorgenommen und noch ist nicht ab zusehen, wann die Krise ihren Höhepunkt erreicht. — Freiwillige Versicherung zur Invalidenkasse. Bisher stand freiwillig Versicherten die Wahl der Lohnklasse frei. Dies ist nach der neuen Fassung des 8 1440 der RVO. nicht mehr der Falk. Es können zur freiwilligen Versicherung von jetzt ab Marken der Klassen 1 bis 12 und vom 17. September 1923 ab auch Marken der Klasse 13 nicht mehr verwendet werden. (Dgl. Amtl.) — Notgeld der Eisenbakn. Das von der Reichsbahndirek tion Dresden ausgegebene Notgeld wird zwar jederzeit von allen Eisenbahnkassen im Direktionsbezirke eingelöst, d. h. gegen gesetzliche Zahlungsmittel umgetaufcht. Wenn das Notgeld seinen Zweck, die Zahlungsmittelknapxheit zu lindern, erfüllen soll, ist ! es aber erwünscht, daß es so lange als möglich im Verkehr j bleibt und der Eisenbahnverwaltung erst dann zur Einlösung vorgelegt wird, wenn die Einziehung öffentlich bekannt gemacht worden ist. Im übrigen wird neuerdings den Eisenbahnkassen öfters Notgeld zur Einlösung vvrgelegt, das vom Publikum durch Ausdruck oder handschriftlichen Vermerk entwertet worden ist. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß derart entwertete Scheine von den Eifenbuhnkassen nicht angenommen und ein gelöst werdest. — Abschlagszahlung auf die Gewerbesteuer 1923. Vom Finanzministerium wird uns mitgeteilt: Das Eesamtministerium hat durch eine Notverordnung vom 30. August 1923 eine Ab schlagszahlung auf die Gewerbesteuer für die ersten drei Ter mine des Rechnungsjahres 1923 angeordnet. Die Abschlags zahlung ist innerhalb zweier Wochen nach Inkrafttreten der Notverordnung zu entrichten, sie beträgt das 450sache der für das Rechnungsjahr 1922 festgesetzten Gewerbesteuer, wobei die durch bas Gesetz vom 24. April 1923 erfolgte Erhöhung der Steuer für das Rechnungsjahr 1922 unberücksichtigt bleibt. Be sondere Steuerbescheide über den Betrag der Abschlagszahlung werden nicht zugestellt, es wird lediglich durch öffentliche Be kanntmachung zur Abschlagszahlung aufgefordert werden. Wird die Abschlagszahlung nicht-fristgemäß entrichtet, so ist für jeden der Fälligkeit der Abschlagozahsung folgenden angefangenen Kalendermonat ein Zuschlag von 50 vom Hundert der rück ständigen Abschlagszahlung zu zahlen. Für die Ausübung einer wissenschaftlichen, künstlerischen, schriftstellerischen, unterrichten den oder erziehenden selbständigen Tätigkeit ist die Abschlags zahlung nur dann zu entrichten"wenn diese Tätigkeit nach 8 4 Abf. 2 des Gewerbesteuergesttzes gilt. Besonderheiten gelten sür die Gewerbe, deren Steuerpflicht vor dem 1. April 1923 bez. vor dem Inkrafttreten der Notverordnung weggefallen ist. — Auch böhmische Braunkohle billiger als deutsche! Nicht nur die englische Steinkohle, sondern auch die böhmische Braun kohle, die lange Monate hindurch der Valuta wegen ganz un erschwinglich war und deren Einfuhr daher namentlich nach Sachsen stark zurückgegangen war, ist jetzt, nach den ungeheuren Steigerungen der deutschen Kohlenpreise, billiger als mittel deutsche Braunkohle, mit der sie sich in erster Linie in Wett- bewetb befindet. Daher hat, wie die Sächsisch-Böhmische Korrespondenz von unterrichteter Seite erfährt, die mitteldeutsche Braunkohlenindustrie die Wiedererhebung der deutschen Kehlen steuer auf die böhmische Braunkohle beantragt. Uebrigens sind auch sonst zahlreiche Waren bereits erheblich billiger in Böhmen als in Sachsen, trotz des riesenhaften Valuta-Unterschiedes. — Rückerswalde (Niederlausitz). Hier wurde das Burk- hardtsche Gut mit der gesamten Ernte, allen Maschinen, Ge schirren, Wagen usw. bei starkem Winde in kurzer Zeit ein Raub der Flammen. Der Wind übertrug das Flammenmeer auch auf die Scheunen Meier benachbarter Gutsbesitzer, die ebenfalls dem Feuer zum Opfer fielen. Eine weitere Scheune konnte dank ihrer festen Bedachung gerettet werden, sonst wären auch vier weitere Scheunen niedergebrannt. Welch riesiger Verlust entstanden ist, Acht daraus hervor, daß allein in einer Scheune 67 Fuder Roggen außer Hafer und Weizen ver brannt sind. « — Obersteinbach. Am vorigen Donnerstag abend brannte die an der Staatsstraße Nossen—Döbeln gelegene Scheune des Herrn Kohlenhändlers Hempel in Obersteinbach infolge Fahr lässigkeit nieder. Ein vorübergehender Passant, der bereits ver haftet wurde, wollte angeblich feine Ziaarre bei der Scheune andrennen. wobei infolge des Windes Funken in die Scheune flogen und dieselbe so in Brand setzten. Dem Kalamitosen erwächst infolge Unversicherung großer Schaden. — Geringswalde. Zu einer Gutsbesitzersfrau in der Nähe von Geringswalde kam dieser Tage ein Mann ansprechen und bat um ein Stück Wurst oder Speck. Als ihm anstelle des Gewünschten ein 10000-Markschein verabreicht wurde, zerriß der Bettler diesen Schein vor den Augen der Geberin und ging verdrossen davon. —- Wittgensdvrf. Infolge finanzieller Schwierigkeiten kommt seit dem 1. September die seit Jahrhunderten bestehende Sitte des Morgen-, Mittag- und Abendläutens in Wegfall. Ferner soll das zweimalige Vorlauten beim Gottesdienst aus fallen. — Falkenstein. Am Sonnabend kehrte der Kriegsgefangene Arthur Mehlhorn nach siebenjähriger Gefangenschaft aus Ruh land zu seiner hier wohnenden Mutter zurück. Man hatte ihn schon seit Jahren als tot betrachtet. Infolge der ausgestandcncn Strapazen ist Mehlhorn erkrankt. Zuletzt weilte er im Gou vernement Rjasan, von wo er im Juni über Moskau die Heim reise antrat. » — Sehma. Fabrikbesitzer Hugo Küttner hat im Laufe des Sommers auf eigene Kosten der Gemeinde eine neue Schüle errichten lassen. Jetzt fand die Weihe und Kebergabe des zu Ehren des Vaters des Gebers „Friedrich-Richard-Schule" genannten Gebäudes statt. — Plauen. Auf dem Stoppelfelde des auf bayrischem Boden liegenden Rittergutes München-Reuth kam ein Schaf hirte namens Moll, der für eine große Hofer Viehhandeksfirma Vieh hütete, mit dem Rittergutsbesitzers Sohn Freiherrn Heinz v. Feilitzsch und dem Verwalter des Rittergutes München-Reuth in Streit, weil beide zu wiederholten Malen das Ucbertretcn von- Weidetieren des Moll auf das Gelände des Rittergutes München-Reuth' beanstandet hatten. Der Schafhirt, äußerst erregt über diese Zurechtweisung, zog ohne viele Worte im Jäh zorn sein Messer und stach den jungen Daron und den Ver walter nieder, bei denen infolge der gutgezielten Stiche in die Brust aÄbald der Tod eintrat. Der Mörder konnte verhaftet werden. Ci^gefsmctt. Für dies» Rubrik übernehmen wir nur die preßgesetzlich, Verantwortung. Die Erregung über die Beamtengehälter. Fast die gesamte deutsche Presse hat sich in den letzten Tagen über die Höhe der Bcamtengehätter und deren Vorauszahlung in vielfach sehr heftiger Weise geäußert. Es besteht die Gefahr, daß dadurch eine ausgesprochen b e a m t e n f e i n d I i ch e Stimmung in der Bevölkerung erzeugt wird, durch die künstlich eine n e u e Kluft innerhalb der Volksgemeinschaft geschaffen werden könnte. Deshalb sei hier einmal leidenschaftslos betrachtet, was in Wirklichkeit vorliegt und berechtigten Grund zur öffentlichen Kritik geben könnte. Zunächst wird von den kritisierenden Organen, wenigstens teil weise, selbst zugegeben, daß die Beamtengehäller trotz ihrer nominellen Höhe heute nur einen Bruchteil — in Besoldungsgruppe III: 71 vom Hundert, in Gruppe V: 59, Gruppe VII: 41, Gruppe X: 37 und in. Gruppe XIII: 35 vom Hundert — des Friedensgchaltcs erreichen. Die große Masse der unteren Beamten ist jedenfalls auch nach der neuesten Gehaltsregelung nicht in der Lage, auch nur die geringsten Anschaffungen zu machen. Der beamtete Familienvater mit einem Monatseinkommen von knapp 70 Millionen (nach Steuerabzug) braucht jede ihm geleistete Zahlung sofort für den nötigsten Tages bedarf und kann sich keinerlei Rücklagen bei Sparkasse oder Bank leisten. Die Vorauszahlungen des Gehaltes sind den Beamten gesetzlich gewährleistet. Durch die bereits erfolgten Einschränkungen sind aber die versassungsgcmäß ge schützten, wohlerworbenen Rechte der Beamten auch in dieser Be ziehung stark beschnitten. Bei dieser Gelegenheit muh auch das immer mehr sich ver breitende Schlagwort von dem „ungeheuer angeschwollenen Bcamten- heer" einmal dahin berichtigt werden, daß von einer Vermeh rung der Beamten st eilen nicht mehr gesprochen werden kann, da bereits seit geraumer Zeit ein stcter Abbau von Stellen erfolgt. In der Zeit vom Oktober 1922 bis März 1923 sind z. B. allein auf dem Gebiete der Reichsbahnverwaltung rund 17000 Köpfe einge spart worden. Inzwischen ist dieser Abbau natürlich weiter fortgesetzt worden.
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