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Wirncyan viewc, wenn die Substanz des Staates sich nicip erkalten lasse. — Die Kreuzzeitnng sagt u. a.: Dr. Strese- niann bietet mit großer Geste das Privateigentum unmittelbar dem Räuber Poinear^ an. der sicherlich mit beiden Händen zugreiscn wird, natürlich ohne seine politischen Ziele außer acht zu lallen. Es bedeutet das nichts anderes als ein voll ständiges Abwenden von der bisherigen Politik, ein Abwen den auch von England, das einer solchen Wirtschaftsverbm- dung nicht zustimmen kann. Sie Matur der ÄhemlaudkommiWn. Tokumenteuschnüffelei qnd Beamtenernennungen. Die Nheinlandkommission hat beschlossen, in der Ab sicht, die Organisation des Widerstandes gegen ihre Befehle durch die deutsche Verwaltung im besetzten Gebiet zu brechen, solgende Ordonnauz herauszugebcn: 8 1. Die Delegierten der Nheinlandkommission in den einzelnen Bezirken können von jedem Dokument Kenntnis nehmen oder nehmen lassen, das sür deutsche Verwaltun gen, die innerhalb ihres Bezirks bestehen, bestimmt sind, wenn immer genügend Grund zu der Vermutung vorliegt, datz diese Verwaltungen eine Tätigkeit ausüben, die sich gegen die Befehle der Nheinlandkommission oder gegen die Interessen der Besatzuugsarmee richtet. 8 2. Jeder Ober oder Untcrbeamte oder Agent, der sich weigert, den nach Artikel I gegebenen Instruktionen zu gehorchen und der die Verzeichnisse und Dokumente, deren Mitteilung gefordert wird, verheimlicht oder zu verheim lichen versucht, setzt sich den Strafen aus, die für ein Ver. gehen gegen die Ordonnanzen der Nheinlandkommission festgesetzt sind. 8 3. Wenn infolge Abberufung, Ausweisung oder ab- gelehnter Genehmigung der Ernennung eines Beamten ein Posten in einer deutschen Verwaltungsstelle frei wird, kann die Rheinlandkommission auf Vorschlag ihres Dele gierten selbst die Ernennung für den freien Posten Vor schlägen. Sollte diese angekündigte Ordonnanz wirklich durch geführt werden, so wäre das einer der u n e r h ö r 1 e st c n Gewalt st reiche, denn wenn die Nheinlandkommission nach Belieben deutsche Beamte durch eigene ersetzt, so hat damit die Souveränität Deutschlands am Rhein praktisch ihr Ende gefunden und — entgegen allen Beteuerungen Poinrarös — wäre damit die glatte Annexion dieser Ge biete durch Frankreich nur noch eine Formfrage. Oie Stuttgarter Kanzlerrede. Die große Rede, die der Reichskanzler Dr. Strese mann am Sonntag in Stuttgart gehalten hat. enthielt außen politisch die bedeutsame Ankündigung, daß Deutschland, um im Ruhrkrieg zum Frieden zu kommen, bereit ist, aus den Boden der Stellung produktiver Psänder zu treten, datz aber die Freiheit deutschen Bodens in keiner Weise preisgegeben werden kann. Innenpolitisch stellte der Kanzler den Grundsatz der dreifachen Wehrpflicht des Besitzes, der Arbeit und der Beamten gegenüber dem Staate auf und wies daraus hin, datz unter den jetzigen Umständen der Grundsatz von der Un antastbarkeit der wirtschaftlichen Substanz nicht aufrecht er halten werden kann Die Hauptgedanken der Rede lauteten im wesentlichen wie folgt: Außenpolitische Richtlinien. Stark ist der außenpolitische Druck, der aus uns lastet. Unser größtes Wirtschaftsgebiet ist unproduktiv geworden. Rhein und Ruhr sind abgetrennt von deutscher Souveräni tät. deutscher Verwaltung und ohne deutsche Arbeit. Es gilt «inen Weg zu finden, der uns ins Freie führt. Die Alliierten Verlangen von uns Garantien tatsächlicher deutscher Leistung. Wir sind bereit, aus den Boden der Stellung produktiver Pfän der zu treten. Reichsbesitz und Privatbesitz sind die Pfänder, die wir dargebotcn haben. Frankreich iunsichcrl, datz es von Deutschland keine Annexionen will, daß es ihm fernstehe, Deutschland zu zerstören, daß- es nichts anderes suche als die Garantie für Leistungen aus dem »Friedcnsvertrage, sür die nach dem Wortlaut des Iriedensvcrtraaes leibst die ab- Dollar: 4. Sept.: 12967 500-13032500 M. Dollar: 5. Sept.: 10950000 Mk. geschätzte Leistungsfähigkeit Deutschlands die Basis bildet. Ist dies die Auffassung der französischen Staatsmänner und des ganzen französischen Volkes, dann haben sie die Möglichkeit, diese Auffassung in die Wirklichkeit umzusctzcn. Wir sind bereit zu schweren materiellen Opfern, aber wir sind nicht be reit, die Freiheit deutschen Bodens irgend jemand gegenüber prclszugeben! Dreifache Wehrpflicht im Innern. Der Kanzler kam dann aus die i n n e r p o l i t i s ch e Lage zu sprechen und erklärte: Ich möchte gar kein Hehl daraus machen, daß wir in einem Zustand heftiger finanzieller Be drängnis, in einem Zustand höchster wirtschaftlicher Not sind. Wir sind heute, abgedrängt von Rhein und Ruhr, in einen wirtschaftlichen VerM gekommen, der dazu geführt hat. daß unsere Ausfuhr in wenigen Monaten von KllO Millionen Gold mark auf lvö Millionen Goldmark znrückgegangen ist. Wenn Sie sich vorstellen, daß wir vor dem Kriege eine Ausfuhr von 10 Milliarden Goldmark gehabt haben, so sehen Sie, was uns von der einstigen Stärke des Friedens geblieben ist. « Welche Ausgaben stehen vor uns? Wenn ich von einem Kriegszustand sprach — und unzweifelhaft ist der Zustand an Rhein und Ruhr kein Friedenszustand — dann glaube ich. brauchen wir auch eine Wehrpflicht, eine Wehrpflicht des Besitzes, aber auch eine Wehrpflicht der Arbeit. Wir brauchen auch eine Wehrpflicht des Beamtentums gegen über dem Reiche und gegenüber dem Staat. Wir erreichen den Frieden nur, wenn uns die Wirtschaft das garantiert, was wir an Stelle der produktiven Psänder brauchen, wir erreichen aber im Innern die Ordnung des Staatshaushaltes, die Aufrechterhaltung des ganzen Staates nur dann, wenn wir in erster Linie von dem Besitz ganz andere Opfer verlangen als sie bisher -u Anspruch genommen worden sind. Wir brauchen die Überarbeit sür das allgemeine Wohl. Wenn wir über den größten Teil des besetzten Gebietes nicht mehr verfügen, wenn die Kohlenproduktion sich unter Kontrolle vollzieht, dann müssen wir wenigstens im unbesetzten Gebiet das letzte herausholen und zur Verfügung des Staates stellen. Darum muß sich an die Wehrpflicht des Besitzes die Wehrpflicht der Arbeit reihen. Drittens aber ist notwendig Vie Hingabe des Beamtentums an den Staat. Wir lassen mit der Staatsautorität nicht Schindluder treiben! Wir wer den die Staatsautorität durchsetzen gegenüber jedem,, der da glaubt, sich über sie hinwcgietzen zu können. Bei manchen Steuern und bei manchen Maßnahmen, die wir weiter noch treffen müssen, handelt es sich um Eingriffe in die Substanz. Es ist nicht möglich, überall die Substanz zu schonen und den Grundsatz auszustellen: an der Substanz darf nicht gerüttelt werden. Wertbeständiges Geld. Wir haben die Absicht ein solches wertbeständiges Geld zu schassen. So schwer es uns wird, damit zuzugestehen, daß die Mark zwar noch Zahlungsmittel ist, aber nicht mehr eine feste Währung darstellt: wie wollen die Goldmark schaffen inderHoff- nuug, daß man dann den Goldpfcnuig auch wieder ehren lernt in Deutschland. Wenn wir das schaffen und wenn wir weiter durch die wertbeständige Anleihe des Deutschen Reiches und durch die einzelnen kleinen Stücke, die demnächst hcrauskom- men, die Möglichkeit geben, wertbeständig zu bezahle», und Vermögen und Einkommen anzulegen, dann gibt es kein Recht mehr auf Devisenbesitz im deutschen Volke. Die Devisen gehören dann dem Reiche, das der Wirtschaft das Notwendige zur Verfügung stellt. Es darf meiner Mei nung nach nur eine produktive Erwerbslosen jür- sorgc geben. Wir geben dem einzelnen das Recht auf Unterstützung des Staates, er muß aber auch das Recht geben, ihm die Arbeit zuzuweisen, deren wir bedürfen. Genuß und Freude gehören zum Leben als Ausgleich für die Arbeit, aber ich habe die Empfindung, daß manche Ge staltung des Schlemmens und eine Art des Lebens, wie wir das in deutschen Großstädten sinden, nicht zum Ernste dieser Zeit Paßt. Der Sinn des Lebens ist doch schließlich, einer großen Idee zu dienen. Gibt es denn aus Erden eine größere Idee als Volk und Staat? Es darf in dieser Zeit keine Par teiprogramme geben, es darf nur ein einziges Programm geben, das Programm zur Rettung des deutschen Staates, und ich glaube, daß darin die meisten Parteien mit uns einig sind. Ich meine national sein beißt aerade in dieser Geaenwari yanv anlegen, um den Karren aus dem Dreck herauszuziehen. Wir müssen das Volk der Arbeit sein, oder wir müssen untergehen! Wir werden vom Staat aus auch gar nicht einen mühelos erworbenen Besitz gestalten können. Das ganze Deutschland ist bedroht, und ich rufe Sie auf zum Kanwfe gegen den Pessimismus. Wir können uns jedem unparteiischen Richter» spruch über die deutsche Zchuld beugen, aber wir müssen je-en Spruch ablehnen, bei dem der Beklagte nicht gehört wird und bei dem die Parteien Richter in eigener Sache sind. Gebeugt, aber nicht gebrochen stehen wir in dieser Gegen wart und erwarten die Zukunft. Im Unglück erst zeigt sich, daß ein Volk wirklich Nation ist. Lassen Sie mich enden mit einem Wort, das aus dein Auslande gekommen ist, einem Spruch, den die Auslands^ dcut'cheu ihrer armen Heimat der Gegenwart sandlen: „Deutschland, Deutschland über alles. Und im Unglück nun erst recht, Erst im Unglück läßt sich sagen, Ob die Liebe frei und echt. Und so soll es weiterglimmen i Won Geschlechte zu Geschlecht: Deutschland, Deutschland über alles. Und im Unglück nun erst recht.' Oie „wirifchasiliche AmMenmg". Poincar^s Meinung? In der Pariser Presse wird behauptet, daß Poincarö eine wirtschaftliche Allianz mit Deutschland als unbedingt notwendig ansicht, da die Industrien der bei den Staaten einander ergänzen müssen, und daß eine wirt schaftliche Allianz sicherlich auch zu einer politischen Entente zwischen den beiden Ländern führen würde. Poinearö hoffe auf einen künftigen Frieden, der auf der Erkenntnis gegrün det sei, daß es für Deutschland und Frankreich besser wäre, einen Wirtschaftsblock zu bilden, als in jeder Generation Millionen für Kriege auszngeben. Die Rede Strese manns in Stuttgart werde in Paris als ein erster Schritt für die von Berlin kommende Ankündigung ange sehen, daß einEinverständnis zwischen Frankreich und Deutschland gesucht werde. Die französische Regierung sei weiterhin durchaus willens, über ein Abkommen irgend welcher Art zu sprechen, und Poincarö beteuere, daß dieses Hand in Hand gehen müsse mit einer befriedigenden Rege lung der Reparationsfrage, auf der nunmehr die Blüte ganz Europas beruhe. — Es wird sich bald zeigen müssen, ob Poincarö diese Annäherungsabsichten wirklich ehrlich ver folgt oder ob er sie durch unmögliche Bedingungen nur zum Deckmantel neuer Bedrückungen machen will. * Die „Times" für Stresemann. Die Londoner „Times' erklärt die Rede des Reichs kanzlers Stresemann in Stuttgart als ehrliche Tak, die be stimmt sei, die Welt von den Gefahren, die Deutschland drohen, in Kenntnis zu setzen. Sie sei ferner ein geschickter Versuch, durch das Angebot wirksamer und wertvoller Garantien Deutschlands Souveränität und Vcrsügungsrecht über sein ge samtes Wirtschafts- und Staatsgebiet wiederherzustellcn. Das Blatt richtet zürn Schluß an Frankreich einen warmen Appell, dieses äußerste Anzeichen des Entgegenkommens der wahr scheinlich letzten demokratischen verfassungsmäßigen Regierung Deutschlands vor dem Hcreinbrechen des Chacü durch eine entgegekommende Umwandlung der Ruhrbe setzung zu beantworten, damit die deutschen Gewerklwanen in der Lage seien, den passiven Widerstand langsam abbauen zu lassen. ________ Zapan in Trümmern. < Für Generationen vernichtet. < Als die größte Katastrophe der Menschheit bezeichnen englische und amerikanische Blätter das Erdbeben, das einen großen Teil Japans in einen einzigen riesigen Trümmerhaufen verwandelt hat. Das gilt vor allem von der Landeshauptstadt, Tokio ist in Schutt und Asche verwandelt worden. Wenn edle Herzen hinten... 49 Roman von Fr. Lehne. «re mufrerre ryn geringschätzig uno zuare oie Achseln. Also doch ein Glücksritter, der es auf So phias oder vielmehr auf das Markhoffsche Geld ab gesehen hatte, dachte sie dabei . „Aber weshalb hast du das getan, Bruno? Du warst doch so zufrieden?" fragte Sophia bang. „Weil ich fühlte, mein Herz, daß es dir sehr schwer werden würde, Deutschland zu verlassen. Erni war ja ganz fassungslos, als ich davon anfing." „Du Lieber! Aber das hättest du trotzdem nicht tun sollen. Du warst doch so zufrieden!" --Ich bin es nur, Werin ich deines Einverständnisses durchaus sicher bin." „Ach, Bruno, ich wäre mit dir überall hingegangen und sei es wieder nach Klondike! Nun stürzest du dich in Unbequemlichkeiten um meinetwillen." Mißbilligend schüttelte die Kommerzienrütin den Kopf zu Sophias „überspannten" Worten. ,^ann ich Ihnen vielleicht mit Empfehlungen dienen, Herr Schulz?" fragte der Kommerzienrat. „Eine Empfehlung von mir ist immerhin nicht zu verachten." Bruno erhob sich ein wenig und verneigte sich dankend. „Sehr verbunden, Herr Kommerzienrat, ich werde gern darauf zurückkoinmen." „Das Verhalten dieses Menschen grenzt ja beinahe an Unverschämtheit", dachte die Rätin zornentbrannt. Sie vermochte sich kaum noch zu beherrschen: am liebsten hätte sie dem dreisten Menschen die Tür gewiesen. „So viel ich weiß, suchen zum Beispiel Kernfall u. Söhne in Riesenthal einen englischen Korrespon denten und I. H. Freiesleben in Frankenberg einen Meisenden für das Ausland, hauptsächlich für England und Frankreich. Ich werde mal schreiben und Sic empfehlen, Herr Schulz." Wieder das amüsierte Lächeln und das dankende Verneigen. „Oder vielleicht — ich dachte — vielleicht ist in Ihrem Geschäft eine Stelle vakant?" fragte er. Ah, dahinaus wollte er! Als Schwiegersohn des Kommerzienrats Markhoff dachte er sich hier ein war mes Nest zu bauen. Sehr schlau in der Tat. Doch das ging nicht. Die Rätin zitterte förmlich Vor Jnarimm. „Tas ist wohl ausgeschlossen, Herr" Schulz." „Warum, gnädige Frau?" „Nun, begreifen Sie denn nicht, Herr Schulz^ daß man Rücksichten auf die Familie zu nehmen hat?" „Mama, es wäre doch so schön. Dann würde Robert durch Bruno entlastet, er hat doch zu viel zu tun." „Nein, Sophia, den Gedanken schlage dir aus dem Kopf. Man hat Rücksichten zu nehmen, wiederhole ich. Denke an deine Schwester, die die Gemahlin eines adeligen Ulanenossiziers ist — und du solltest die Frau eines Angestellten unserer Fabrik werden? Nein, das ist ausgeschlossen, aus—ge—schlos—sen. Diese Idee ist eine sehr unglückliche, Herr Schulz, ich bedauere, datz Sie sie ausgesprochen haben", sagte die Rätin hoch fahrend. „Es ist auch gar kein für Sie geeigneter Posten vakant, Herr Schulz", bemerkte der Kommerzienrat. „Unsere langjährigen Beamten sind alle treu bewährt und erfahren, wir können keinen entlassen- keinen entlassen. Wir haben gute und doch billige Kräfte. Es tut mir sehr leid, in der Tat, sehr leid." Sophia waren die Tränen nahe. Wie konnten die Eltern so ablehnend sein. Für sie wurde eben nichts möglich gemacht, für Annemarie dagegen alles. Ein bitteres Gefühl würgte sie und sie begriff Bruno nicht, daß er nicht aufstand, sie bei der Hand nahm und stillschweigend hinausging. Sie würden auch, anders wo ihr Brot finden. „Ich beabsichtige auch gar nicht, einen der Be amten ums Brot zu bringen; denn es liegt mir selbst daran, daß uns diese guten, treuen, langjährigen, er fahrenen Kräfte erhalten bleiben, Herr Kommerzien rat." Was faselte der Mensch da? Er sagte „uns" — als ob er schon ein Mitglied der Familie sei! „Es liegt mir daran, Herr Kommerzienrat, kn der Fabrik zu bleiben; es muh schon ein Posten für mich zu schaffen sein, ich bin mit jedem zufrieden." Bedauernd zuckte der Alte die Achseln. „Wie gesagt, es geht nicht. Der Mann unserer Tochter, meiner Tochter, mein Schwiegersohn, kann doch keine inferiore Stellung einnehmen, Stellung einneh men! So als Buchhalter oder Kassierer. Oder ist Ihre Bescheidenheit so groß, daß Sie als Packer tätig sein würden?" Dabei lachte er schallend über diesen guten Witz. „Vater!" rief Sophia ganz empört, mit tränen funkelnden Augen. „Glaubst du, meine Pym, ich wurde mich oiejer Arbeit schämen? In Amerika lernt man anders denken, jede ehrliche Arbeit adelt." Er fühlte den starren, hochmütigen Widerstand gegen sich; er wollte ihn noch mehr reizen, ihn amüsierte es aus gewissen Gründen. Dieser Mensch, nein, dieser Mensch! Die Kom- merzienrätin war einer Ohnmacht nahe. Wie hilfe- snchend blickte sie nach der Tür, ob Annemarie denn noch nicht käme; die hatte für solche Leute das richtige Wort; sie hatte ihr doch telephoniert. Merkte er denn nun gar nicht, wie unwillkommen er war, dieser stellen lose Kommis? Weiter war er doch nichts, und saß doch in so ruhiger Selbstverständlichkeit da, als ob er es sei, der Gnaden austeilte. Das grenzte schon beinahe an Größenwahn. Das war ja fürchterlich! — Und diesem Menschen mußte man seine Tochter geben, weil sie unbegreiflicherweise vernarrt in dieses glatte Knabengcsicht war? Ihr ging beinahe der Atem aus, so heftig schlug ihr Herz vor Aerger. Sie wußte, diesem Mr. Bruno Schulz würde sie eine schlaflose Nacht zu verdanken haben. Sophia schmiegte sich an Bruno> „Du siehst, Liebster, es geht nicht. Wir werden auch anderswo glücklich werden", sagte sie mit zucken den Lippen. „Ich will keine Selbstaufopferung und Erniedrigung von dir." Er küßte ihre Hand. „Latz gut sein, mein Herz. Ich tue alles sür dich. Sollte es denn nicht zu ermöglichen sein, Herr Kommerzienrat, daß die Fabrik zwei Direktoren halten kann, den einen für das praktische, den anderen für das kaufmännische Fach?" Der Kommerzienrat runzelte die Stirn und sah Bruno mißbilligend und hochmütig an. „Was denken Sie sich eigentlich, Mr. Schulz, daß Sie solchen verantwortungsvollen Poften so ohne weiteres beanspruchen? Das geht doch nicht gut. Was würde mein Sohn zu dieser Idee sagen! Er allein könnt'' ebne den AuksicbtSuctt aucb w"nn er wvilte. zar mcht mal eins solche wichtige Aenderung treffen and einen neuen, doch immerhin gut bezahlten Posten einschicben." „Ihr Herr Sohn ist aber damit einverstanden", erwiderte Schulz mit Nachdruck. „Robert? Ist der Junge des Teufels?" „Siehst du, Eater, es geht doch!" sagte Sophia freudig erregt. „Wenn Robert es meint " „Ah, da habe ich auch ein Wort mit dreinzu- reden."