Volltext Seite (XML)
S> Freimauerkongreß in Genf. Ein internationaler Frei maurerkongreß wird in Genf vom 25. bis 27. September tagen. Auf diesem Kongreß werden vor allem 'bekannte ame rikanische Persönlichkeiten das Wort ergreifen. O Todessahrt im Auto. In den französischen Alpen hat sich eine fürchterliche Autokatastrophe ereignet. Ein Touristenauto, das von Nizza 18 amerikanische Touristen, darunter eine Dame beförderte, stürzte auf der Alpenstraße zwischen Nizza und Greenoble durch überschlagen des Wagens in eine tiefe Schlucht. Von den Passagieren waren sechs sofort tot; die übrigen, mit Ausnahme der Dame, wur den schwer verletzt. O Im Eisenbahnzug beraubt. Der Personenzug Pinsk— Moskau! mit dem eine Gruppe tschechoslowakischer In dustrieller nach Moskau zur landwirtschaftlichen Ausstellung reiste, wurde in der Nähe von Smolensk von einer Räuber bande zum Stehen gebracht. Sämtliche Fahrgäste wurden ausgeplündert. Die Verfolgung der Räuber ist erfolglos geblieben. G Choleraepidemie in der anatolischen Türkei. Aus Bag dad wird gemeldet: Mehr als 747 persische Kulis sind in Abadan an der Cholera zugrunde gegangen. Die Epidemie grssf auch auf Basra über, wo bereits mehr als 76 Todes fälle verzeichnet werden. In Bagdad sind drei Personen an der Cholera gestorben. O Zahlreiche Todesopfer der koreanischen Sturmflut. Einer Meldung aus Tokio zufolge sind bei der letzten Sturm flut an der Nordküste Koreas 346 Personen ums Leben ge kommen. Wer 1000 werden vermißt. Welt und Wissen. w Die Heilkraft des OMcs. Bei chronischen Krankheitszw ständen hat es sich erwiesen, daß manchen Obstsorten große Heilkraft zukommt. Die Früchte geben dem Körper in leicht löslicher Form ein ausgezeichnetes Ersatzmittel für verbrauchte Muskelenergie. Außerdem trägt das Obst zur Bildung des erforderlichen Magensaftes bei; die Verdauung anderer Nah- runasstoffe wirs dadurch erleichtert, und nebenbei wirkt die Früchtsäure tödlich auf eine Menge der im Magen lebenden Mikroben. Ein roher Apfel wird auch von einem schwachen Magen im Laufe von anderthalb Stunden abgebaut. Gute Apfel sind der Verdauung förderlich und vertreiben krankhaft Säurebildungen. Für Fieberkranke ist ein Apfel sehr er frischend, ebenso wie er für alte Personen, Lie an Arterienver kalkung leiden, heilkräftig ist, denn er enthält Phosphor. Bei Halsentzündungen kann ein Apfel gleichfalls gute Dienste tun. Man schneidet in ihn dünne Scheiben, gießt kochendes Wasser darüber und läßt das Ganze eine Weile ziehen, worauf es mit etwas Zucker gesüßt wird. Auf Menschen, die an übermäßi ger Fcttbikdung und Lebererkrankungen leiden, wirkt eine strenge Obstdiät mitunter recht wohltätig. Wer an überschüssi ger Magcnsäure leidet, tut gut, saures Obst zu vermeiden und sich nur an süßes zu halten, wie Pflaumen, Birnen, Feigen ukw. Neueste Meldungen. Täglich 60 Billionen Banknoteildruck. Berlin, 21. August. Die Banknotenproduktion hat den Stand von 22 Billionen erreicht und soll bis Ende dieser Woche auf etwa 60 Billionen täglich gesteigert werden. Noch im Lause dieser Woche werden die 100-Millionen- Noten in den Verkehr gelangen. Die neuen Scheine werden im großen und ganzen in ähnlicher Ausführung heraus kommen wie die bisherigen Millionenwerte. Cuno und Stinnes in London? Berlin, 21. August. Ein Berliner Abendblatt ver breitet die ziemlich unwahrscheinliche Meldung, daß der frühere Reichskanzler Dr. Cuno sich nach London begebe. Vielleicht hängt diese Nachricht mit der gemeldeten Amerikareise Cunos zusammen. Nach dem gleichen Blatt erwarte man in London auch den Besuch Stinnes', der, wie man zu wissen glaubt, ein ständiges Privatbureau in London einrichten will. 89 Millionen Strafe für Steuerhinterziehung. München, 21. August. Das Finanzamt Pfaffenhofen (Oberb.) hat den Bankbeamten Ernst. Ochsenreiter wegen Eine Absage jetzt hätte vielleicht Ernis Wider stand hervorgerufen und auffallend wäre eine solche bei dieser harmlosen Aufforderung gewesen. Aber die Augen wollte sie offen halten, und, wenn es erforderlich war, auch mit Eberhard reden. Lächelnd beobachtete Frau Irma den Vetter, der ihr gegenübersaß und unruhig bald auf die Tür, bald auf die Straße blickte. Der Professor studierte eingehend hie Speisekarte, die er dicht vor die kurzsichtigen Augen hielt. „Eigentlich ist das, Eberhard, wenn man es so recht betrachtet, doch eine eigenartige Situation. Wir erwarten ihre gewesene Braut. Schlägt Ihnen das Herz da nicht etwas?" „Ich freue mich, Frau Irma, Sophia wiederzn- sehen, so, wie man sich auf einen alten, guten Freund freut!" „Sonst nichts, kein Gefühl der Sehnsucht, des Schmerzes?" „Nein — kein solches Gefühl. Ich habe mich ehr lich geprüft, nur das der Freude. Doch sehen Sie, Frau Irma, die beiden Damen, die da soeben hier vorübsr- gingen, die sind es," sagte er aufgeregt und erhob sich, um ihnen entgegenzueilen. In diesem Augenblick betraten Sophia und Erni den großen Raum. Ordentlich Aufsehen erregten sie unter den Güsten. Mit Herzlichkeit begrüßten sie die Schwestern. Eberhard stellte vor, und Sophia dankte für die Freundlichkeit, mit der sie sich Ernas angenommen hatten. Währenddessen beschäftigte sich Eberhard mit Erni; entzückt ruhten seine Augen auf dem lieblichen, blonden Mädchen, und fast ungestüm drückte er ihr die Hände in seiner Wiedersehensfreude. Eine angeregte Unterhaltung kam bald in Fluß, während man ah. Es war keine Spur von Befangenheit gewesen in diesem Begegnen der beiden Menschen, die sich ttnst gelobt hatten, den Lebensweg zusammen zu gehen, Und die dann doch auseinander gegangen waren. Freundlich blickte Sophia den jungen Offizier an, wir als er ihr die Hand küßte, ging ein leises Beben Mrch ihre schlanke Gestalt. Wie oft hatte er ihr Mch den Mund geküßt. Diese eine Erinnerung war M em Feingefühl unangenehm. . Er betrachtete sie verstohlen; sie war wunder- wön. noch nie batte er sie so belebt gesehen. Immer Einlommensteuerhinterziehung zu 89 Millionen Mark Geld strafe verurteilt. Er war im Begriff, nach Amerika auszu- w andern. Erscheinen der Münchener Zeitschriften eingestellt. München, 21. August. Die Vereinigung Münchener Verleger erklärt, daß sie aus eigener Kraft die jetzigen Belastungen nicht tragen können und sich daher gezwungen sehe die Produktion von Büchern und Zeitschriften einzu stellen. Als Folge dieses Beschlusses haben 16 Münchener Zeitschriften ihr Erscheinen eingestellt. Schluß des Zionistenkongreffes. Karlsbad, 21. August. Nach neunzehn Sitzungen hat der Zionisten-Kongreß mit der einstimmigen Wiederwahl der bisherigen Führer Weizmann und Sokolow seinen Abschluß gefunden. Das wichtigste Ergebnis war die erzielte Zustimmung des Kongresses zu dem neuen Programm der Leitung für die Lösung der Palästinafrage auf breiter Basis. Im Laufe der nächsten drei Jahre soll ein jüdischer Weltkongreß einberufen werden, auf dem die Palästinasrage zu einer Angelegenheit der gesamten Judenheit der Welt gemacht werden. Anschlag auf eine Kokerei. Bochum, 21. August. Auf der Zeche Tannenbaum er schien eine Abteilung der französischen Zecheningenieure und verlangte die Lieferung von Dampf und elektrischem Licht für die Kokerei. Die Franzosen verlangten sodann vom Betriebsrat, daß er den Schutz gegen Sabotage über nehme. Die Arbeiter lehnten die Arbeit ab. Die Kessel arbeiter zogen das Feuer unter den Kesseln weg und gingen nach Hause. Der Betrieb liegt seitdem vollständig still. 10 französische Millionen für die Kommunisten. Essen, 21. August. Wie das kommunistische Ruhrecho nutteilt, sind der Kommunistischen Partei in Essen von französischen Soldaten 10 Millionen Mark als Ergebnis einer unter den französischen Soldaten veranstalteten Sammlung für den Kampfsonds der Partei überreicht worden. Die Räumung Konstantinopels. Paris, 21. August. Es ist ein Abkommen getroffen, wo nach die türkischen Truppen erst nach dem Abzug der ver bündeten Armeen in Konstantinopel einrücken werden. Die Verbündeten werden wahrscheinlich Mittwoch mit der Räu mung der Stadt beginnen. Holländische Grenzverstärkungen gegen Deutschland. London, 21. August. „Daily Mail" veröffentlicht eine Meldung aus Maastricht, die behauptet, daß, um Zwischenfällen vorzubeugen, an der holländisch-deutschen Grenze holländische Truppen versammelt und die Grenz wachen verstärkt worden seien. „Banden von Deutschen," so heißt es in der Meldung, kauften in den holländischen Grenzstädten alle erreichbaren Lebensmittel auf. Aus Stadt «Kd Land. -LUNrila»«-» ftr »ek< «E» »u t»»»r »«a»« WLLsdruff, -qm 22. August 1923. — Voraussichtliche Witterung. Erneute WWernngsver- schHeMerMtz, ÄuWWenhe weMche Winde, gemläWgte Tempe ratur, kurze BöengewMer nicht aWgeWo-sfen. HI Sparsamkeit! Sollte man es für möglich halten, daß selbst in unserer Zeit der Knappheit noch viel verschwendet wird? Wie ost ist schon darauf hingewiesen worden, daß unsere Gemüse viel zu kostbar sind, um einfach weggeworfen zu werden! Und doch kann man täglich beobachten, wie z. B. vom Kohlrabi meist nur die Knollen benutzt werden, die Blätter aber in den Müll wandern. Sie würden ein schmackhaftes, nahrhaftes, vitaminreiches Gemüse geben. Ebenso sollten die Hülsen der grünen Erbsen nicht wegge- worsen werden, nachdem man die jungen Körner herausge nommen hat. Diese sogenannten Schoten, nachdem man die hatte ihr etwas Verschleiertes, Starres angehaftet, das wie ein Druck auf ihn gewirkt hatte. Aber bedauerte er, daß dieses wundervolle Frauenbild nicht mehr sein war? Mit einem Hellen, uneingeschränkten „Nein" konnte er sich jedoch diese Frage beantworten und unwillkürlich flog sein Blick zu Erni hin, die ihn glücklich anlächelte, als sich ihre Augenpaare trafen. Grüßend hob er sein Glas und trank ihr zu. Als man sich trennte, nachdem man in der Aus stellung noch fröhliche Stunden verbracht hatte, muß ten die beiden Damen fest versprechen, den nächsten Tag wieder mit Professors zusammen zu sein. Sophia suchte nach' Ausflüchten, ihre Arbeit drängte. Sie hatte kein Hehl daraus gemacht, daß sie zu den erwerbenden Frauen gehöre, und diese Offen heit, mit der sie von ihrem Beruf sprach, verstärkte nur die Sympathien, die der Professor und Frau Irma vom ersten Augenblick an für das tapfere Mädchen emp funden hatten. Deshalb auch ließ man ihre Aus flüchte nicht gelten, und Sophia mußte nachgeben. Sie bat Irma um ihren Besuch, da sie viel Interesse für ihre, Sophias, Arbeit zeigte. „Sehr gern komme ich zu Ihnen; ich danke Ihnen vielmals, Fräulein Markhofs. Welche Frau würde nicht begierig sein, das Schöne zu sehen, was Sie schaffen. Ich beneide Sie um diese Kunst. Morgen mittag werde ich Sie dann abholen; wir speisen zusammen und werden den Rest des Tages ebenso fröhlich ver bringen, wie heute," sagte die lebhafte Frau. Kaum konnte Erni in der Nacht schlafen. Jeden Blick, jedes Wort Eberhards rief sie sich in die Erin nerung zurück. Ach, und jedes hatte seine besondere Bedeutung. Endlich wurde es Morgen. Endlich war es so weit! Wieder ging Erni an seiner Seite und beide waren erfüllt vom Glück des Wiedersehens. Er lauschte auf ihr munteres Geplauder und be rauschte sich an ihrer Lieblichkeit. Sophia war über wunden, das holde Kind an seiner Seite nahm sein Denken und Fühlen ganz in Anspruch. Man wollte im „Hofgarten" Kaffee trinken und dann wieder nach der Ausstellung fahren. Die Strecke vom Parkhotel nach dem Odeonsplatz gingen sie zu Fuß, um die Schaufenster anzusehen; Erni war mit Eberhard einige Schritte hinter den anderen; und der Abstand vergrößerte sich immer mehr. Plötzlich blisb sie flehen ' innere zähe Schale abgezogen hat (jedes Kind weiß, wie da zu machen ist), geben eine kostbare süße Suppe. Daß man die Hülsen der grünen Bohnen mitißt, weiß jede Frau; bei Erbsen dagegen wird eine törichte Verschwendung getrieben. Ebenso ist es später mit dem Kohl. Eine Menge nützlicher Teile, die Blattstiele, die Strünke, von denen man die harten Bastteile leicht entfernen kann, die Rippen werden nach alter Gewohnheit kurzerhand beseitigt, obwohl man sie teuer be zahlen mußte. Sie lassen sich, klein geschnitten, gut zure w machen, und es gibt Leute, die in den Stielen und Rippen des Grünkohls beispielsweise eine besondere Delikatesse fin den. Es möge daran erinnert sein, daß es in manchen Gegenden sogar ein Gericht gibt, das man „Rübstiel" nennt; es besteht aus Teilen, die andere Hausfrauen, die es nicht kennen, verwerfen. Wir haben jetzt das Denken »über die Verwendung unserer Nahrungsmittel ebenso nötig wie in der Kriegszeit! — Feriemmde — Schulanfang. Me Wochen der -EchvlMg- sind verstrichen, gestern Wat We PjÄW Weder -in ihm Rechte. Die Wmien Tage -der Freiheit, in der die Jugend Wer ihm Zeu verfügen iMMe, sind vorbei. In der Schale IM der Ernst' der Ar-b-eH wieder an 'die Kinder heran, klagend nstd Lehrerschaft müssen wiöder dem Zwvnge dies AWags sich öiüvüdnim, Aber -Wön Maren die Ferien ÄSeHnB. Gönne im ftederBuß war allen beschert, die die FWen in GdKes Mer Natur veöbriNjM dursten. Nm vechästmSmä-M wenigen wird es ver^önntk ge wesen smi, fein vdm MömhtGvrtq, in den Bergen oder an bet Gee GbmWerfrWe M hatien. Dev MMonentwirrrNalr hielt viele davon ad. Aber bas war Mat eine dustgezeichnvte Geiegenheit, sich mit der H'eimch vMM-ich vorttault zu- mjachen. und- vieien hat die HchtNat 'Geheichmssi -offeWM, die dem Ange sonst niäO wahrnehmdar -erschienen. Auch die HÄnMMche Nmör hat Kraft rind neuen Lokensmstt gespendet, davüm Mutig wieder hinein 'ins kwch des Alltags. Auch die ErinNerNng P schön. — Die städtische Bücherei -ist von- dieser Woche W wieder regelchaM Freitag von- 6—7 Uhr in vollem- Umfang geöffnet. Die Gichtstngs- und UmWu-pPl-etzunMa-rM sind beendet, so- dass die Bücherei 'in -etwa 1000 Bänden jetzt folgende Ab- ÄWuWen -umfaßt: -Schöne L-Aerhtur, Geschichte, -Erdkunde, N-ÄM-wWn!H-cht^ Ledensheschreihnngen, KMu-ög-eWWe, Kuhst, Gewerbe und Industrie, Allgemeines und- -eine Rechs voN ZieÄschrWn, die leider der hohen'Kosten wegen nW -weiter gehästen werden können. Die Benutzung der Bücherei! ist' un eMMW, doch werden f-MMsigp Beiträge zur Erhaltung und Ausdan Lern -enfgegeNgeNoMchen. — Notgeld des Bezirksverbandes der Amtshauptmannschast Meißen. Auch der Bezirksverdand der Amtshuu-ptchau-NschM MWeN Wt jetzt zur Behebung des- Mangels atz AaWchgs- MiAebn GuHcheine -aus Und zwar Wer BSWge von 500 000, l Million und 2 MMdnen MM. (G. -M-tl. BeEaUntmachung.) — Die 5. Klasse der 183. Sächsischen Landeslotterie wird am 5., 12., 13., 1-5., 17., 19., 20., 22, und 2-4. -September 1923 gezogen. Me Erneuerung der Lose HE -Noch vor Ablauf der, 27. August zu erfolgen. lH Das Leinöl wird in der jetzigen Zeit der Butterknapp heit mehr als sonst zu Speisezwecken verwendet, besonders zu weißem Käse. Zu Zeiten unserer Eltern und Großeltern kannte man das Speise-Leinöl sehr Wohl, allmählich ist es dann abgekommen. Leider sind, so' merkwürdig es klingt, vor einiger Zeit Vergiftungen durch Leinöl eingetreten, und Zwar in Muskau im Regierungsbezirk Liegnitz, ferner in Qls bei Breslau, wo 40 Personen erkrankten, und 10 Fälle im Bezirk Frankfurt a. O. Die neusten Veröffentlichungen der Medrzmalverwaltung, hsrausgegeben im Auftrage des Ministers für Volkswohlfahrt (Berlin 1923, Verlag Richard Schoetz) berichten darüber. Das Ol an sich war ja gesund, aber es war aus einem Samen geschlagen, der stark mit Samenkörnern von Taumellolch (Uolium temulentam) durch setzt töar. Der Taumellolch ist das einzige Gras, das giftige Wirkungen hat, und die Botaniker behaupten, was freilich für die Wirkung ganz gleichgültig ist, daß auch dieses Gras eigentlich ungiftig sei; das Gift komme von einem auf ihm schmarotzenden Pilz, der eine Art „Mutterkorn" an den Samen erzeugt. Die Leute, die von diesem vergifteten Lein öl genossen hatten, bekamen starkes Erbrechen und sehr „Da sehen Sie nur die Unvorsichtigkeit von der Frau da drüben. Sie steht da und ratscht, wie man hier so schön sagt, und ihr kleines Kind läßt sie un beaufsichtigt aus dem Fahrdamm herumlaufen. Wenn nun die Trambahn oder ein Auto kommt!" „Ach, Erni, was gehen Sie die Kinder an! Kommen Sie nur. Die Frau wird sich schon auf rhren Bu ben besinnen." Doch ehe er ausgesprochen hatte, kam in scharfem Tempo eine Antodroschke angefahren; das Kind be fand sich gerade in deren Fahrtrichtung, und der Chauffeur bemerkte das kleine Wesen zu spät. Im nächsten Augenblick wäre ein entsetzliches Un glück geschehen, wenn nicht Erni, ohne sich zu be sinnen, auf das Kind gestürzt wäre und es beiseite gerissen hätte. So schnell war das geschehen, daß Eberhard sie nicht hatte zurückhalten können. Durch den heftigen Anprall kam sie aber selbst zu Fall und wurde von dein Wagen gestreift, so daß sie einen lauten Schrei ausstieß. Da war Eberhard aber schon an ihrer Seite und bemühte sich, sie ausznheben. „Erni, meine Erni!" rief er in unaussprechlicher Erregung. Sie hörte es und lächelte ein blasses Lächeln. Dann wußte sie nichts mehr, ohnmächtig lag sie auf seinem Arm. Schreckensbleich wankte ihm Sophia ent gegen, sie war fassungslos, als sie ihren Liebling bleich, mit blutendem Gesicht vor sich sah. Was war da Schreckliches geschehen, während sie nichtsahnend in heiterem Gespräch mit Irma von Kühn die kost baren Pelze in einem Schaufenster bewunderte? „Lebt sie?" stammelte sie mit versagender Stimme. Er nickte ernst. Frau von Kühn schob ihren Arm liebreich unter den von Sophia. „Mut, mem teures Fräulein, fassen Sie sich!" Unbekümmert um die Gruppe von Neugierigen, die sich gebildet hatte, war Sophia in ein krampf haftes Schluchzen ausgebrochsn; es erschütterte Ebor hard. Er hatte sie noch nie weinen sehen. Die Frau, die indirekt durch ihre Unachtsamkeit diesen Unfall verschuldet hatte, bekam bittere Vorwürfe zu hören. Sie nahm ihr Kind aus den Arin und entfernte sich- mit ihrem Begleiter. Die Teilnahme der Leute wandte sich dem verletzten Mädchen zu. (Fortsetzung folgt.)