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Dies Wir- auch jetzt so bleiben. Man sollte in Bayern vie neue I Zlegiernng nicht mit Mißtrauen und Nervosität begrüßen, son- I Sern ihr Zeit zur Tätigkeit lassen." Der Reichsminister des Innern wird, entsprechend der am 10. August erlassenen Verordnung, alle Zeitungen, die zu Ge walttätigkeiten ausreizen, rücksichtslos verbieten. Niemandem soll das Recht au kräftiger Kritik genommen werden. Aber der 'Anreiz zum politischen Mord unv die Aufforderung zu Auf- iiandsn ist Politisch nicht zu ertragen. Roimordnungea der Regierung. Beschlüsse des Reichskabinetts. Unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten Ebert be riet das neue Kabinett Montag bis tief in die Nacht hin ein Leer die kritische Wirtschafts- und Ernährungslage. Aus der Verhandlung erfährt man, daß eine Reihe von Maßnahmen in Form von Notverordnungen, und zwar sofort, getroffen werden. Im wesentlichen soll ein Devisenfonds gesichert werden zur Unterstützung, der A chuldenvermehrung soll Einhalt getan, die Einfuhr ge steigert, die Ausfuhr gedrosselt werden. Der wilden Preissteigerung will man Einhalt tun, Preise und Kauf kraft in ein erträgliches Verhältnis bringen und der Er- nährungsnot steuern. Die Regierung will die Ablieferung eines gewissen Prozentsatzes von Devisen herbeiführen. Sollte dies auf dem Wege derfreiwilligenAbgabe nicht gelingen, so soll ohne Verzug zu anderen Maßnahmen geschritten werden, und man plant, die Devisenbesitzer zu eides stattlichen Angaben über ihren Bestand an aus- wärtigen Zahlungsmitteln zu zwingen. Die Lebensmittel beschaffung soll auf die Weise gefördert werden, daß aus ländische Ankäufe in größerem Umfange getätigt werden, wofür der zu schassende Devisenfonds der Regierung die Handhabe böte. Die Regierung unternimmt Besprechun gen mit sämtlichen Parteiführern, um die Notverordnun gen ohne Znsammeuberusung des Reichstages er lassen zu können. PMWe Nundschau, Deutsches Reich. Verbot des Markverkaufs ins Ausland. In kurzem erscheinende Ausführungsbestimmungen über das Verbot des Markverkaufs ins Ausland besagen, daß Geldbeträge im Sinne der Verordnung alle Zahlungs mittel anzusehen sind, die aus Reichswährung lauten. Die Verordnung findet keine Anwendung auf Reichsmark beträge, die einem im Auslande ansässigen Inländer oder Ausländer für Effekten, Geschäftsanteile, Grundstücke oder für Erträge aus suchen zur Verfügung gestellt werden, sowie aus Gutschriften vom Konto eines im Auslande an sässigen Inländers oder Ausländers auf das Konto eines anderen. Während seines Aufenthaltes im Jnlande kann der im Auslands ansässige Inländer oder Ausländer gegen ausländische Schecks oder Noten oder als Auszahlung aus Kreditbriefe oder Akkreditive Reichsmarkbeträge im Werte von 100 englischen Pfund im Einzelsalle und von 250 eng lischen Pfund im Monat erhalten. Schwierigkeiten bei der Reichsnotendruckerei. Das Reichsbankdirektorium hatte den Vorsitzenden des Betriebsrates der Reichsbankdruckerei Großmann plötzlich entlasten, weil dieser im Auftrage der Streikleitung der Bilchdrucker die Entfernung von Plakaten verlangt hatte, die den Buchdruckerstreik nach kurzem Bestehen als Ursache der Zahlungsmittelnot bezeichnete. Ferner hatte der Ent- lasfene die Meinung überbracht, Präsident Havenstein müsse zurüütrelen. Nun drohen die Arbeiter, unterstützt vom Buchdruckerverbände, erneut mit der Stillegung der Kotcndruckerei, falls die nach ihrer Ansicht ungerechtfertigte Kündigung nicht zurückgenommen werde. Unter Umständen soll jetzt ein Schiedsgericht entscheiden. Dollar: 21. Aug. 5486250-5513750 Mk. „ 22. Aug. 5286750-5313250 Mk. Ungebrochener passiver Widerstand, Die führenden Funktionäre der Verbände des Gewerk schaftsringes (Hirsch-Dunckerscher Gewerkverein, Gewerk schaftsbund der Angestellten, Allgemeiner Eisenbahnerver band, Veamtenverein) aus dem Rhein- und Rrchrgebiet traten in Hannover zu einer Konferenz zusammen. Die Verhandlungen ergaben völlige Übereinstimmung aller Vertreter aus dem besetzten Gebiet in der Beurteilung des passiven Widerstandes, den ungebrochen und unerschüttert im Interesse des Existenzkampfes weiterzuführen, als un erbittliche Notwendigkeit anerkannt wurde. — Der Bezirks ausschuß der kommunistischen Partei für das Ruhrgebiet beschloß, der Kampf gegen den französischen Imperialis mus und seine Unterdrückungsmethoden müsse ebenso wie der Kampf gegen die separatistische Bewegung mit aller Schärfe geführt werden. Großbritannien. X Britische NeichSkonserenz. Die britische Reichskon ferenz wird am 1. Oktober in London unter dem Vorsitz Baldwins zusammentreten. Es nehmen daran teil die Premierminister Australiens, Kanadas, Neuseelands, Süd afrikas, Neu-Fundlands und des irischen Freistaates, sowie auch ein Vertreter Indiens. Die Konferenz wird sich vor nehmlich mit der Frage oer Verteidigung des britischen Reiches, sowie mit zahlreichen wirtschaftlichen Problemen beschäftigen. In den letzten Tagen heißt es, daß auch dis N s p a r a t i o n s s r a g e und die Ruhr frage auf der Konferenz erörtert werden soll. Spanien. X Niederlage der spanischen Truppen in MarvKo. Die spanischen Truppen, welche die Befestigungen der Riff- kabvlen bei Tesar stürmen wollten, wurden mit einem Ver lust von 2S Offizieren und 140 Mann zurückgefchlagcn. Die Negierung sah sich veranlaßt, sofort einen Ministerrat ein- znbernfem Alle Minister haben ihren Ferienaufenthalt ab gebrochen. Der Chef des Generalstabes, General Weyler, unterbrach seine Reise nach Marokko. Seine eilige Rückkehr wird von der spanischen Presse lebhaft kommentiert. Freistaat Danzig. X Wertbeständigkeit in der Danziger Wirtschaft. Maß gebende Persönlichkeiten aus den verschiedensten Wirtschafts krisen Danzigs beschäftigten sich seit einigen Tagen mit der Schaffung eines festen Wertmaßstabes. Bei diesen Beratun gen wirken die zuständigen Stellen des Senats mit. Man erwartet bereits in den nächsten Tagen positive Vorschläge. Die Meie für Geschäftsraums. Von der Z w a n g s b e w ir tsch a ftu n g frei? Der preußische Minister für Volkswohlfahrt hat von der Ermächtigung, die ihm durch das am 1. Oktober in Kraft tretende Reichsmietengesetz übertragen wurde, Gebrauch gemacht, und in den „Ausführunasbe stimmungen zum Reichsmietengesetz" eine Anordnung an geordnet, daß „voll den Bestimmungen des Reichsmieten gesetzes ausgenommen Räume in Gebäuden, die, abge sehen von den Wohnungen des für die Verwaltung, Be wachung und Beheizung des Gebäudes notwendigen, hier für angestellten Personals, ausschließlich gewerb lichen, geschäftlichen oder industriellen Zwecken dienen." Hiernach unterliegt für derartige Räume die Bestimmung der Höhe des Mietzinses nicht mehr der gesetzlichen Festsetzung, sondern der Vereinba rung der Vertragschließenden. Kommt keine Vereinba rung unter ihnen zustande, so wird auf das Rechtsver hältnis der Mietparteien derselbe Grundsatz entsprechende Anwendung finden, der in einer Reihe sonstiger Vorschrif ten des bürgerlichen Rechts ausgestellt wird: die Ange- Wenn edle Herzen bluten... 42 Roman von Fr. Lehne. „Ich bitte dich, mir einen Schuldschein darüber auszustellen," sagte Sophia. „Es wundert mich sehr, Felix, daß es dir an Mut gebrach, mich direkt zu bitten, oder dein falscher Stolz verbot es dir." Er murmelte etwas Undeutliches. In ernsten Worten, deren Unerschütterlichkeit er fühlte, sagte ihm Sophia, daß sie ihm zum letzten Male geholfen habe, nie wieder würden sie und auch Robert dazu bereit sein, er müsse eben den veränderten Verhältnissen Rechnung tragen und sich einrichten, wie so viele andere: er würde dadurch nicht an Achtung bet vernünftig denken den Kameraden einbüßen. So sehr er Sophia auch grollte, konnte er ihr wiederum in einer Hinsicht seine Bewunderung nicht versagen. Wie faßte sie zielbewußt ihr Leben an. Wenn er Annemarie mit ihr verglich, die in Tatenlosig keit und Tränen ihre Taten verbrachte —! Felix war nicht schlecht; er war ein liebenswür diger, schwacher, leichtlebiger Mensch, dem es bisher im Leben gut gegangen war und der deshalb, als er die ernsteren Seiten des Daseins kennen lernte, dem An sturm nicht gewachsen war und es geradezu als eine Persönliche Kränkung bettachtete, daß ec solche Aufre gungen hatte durchwachen müssen. Seinen Dank wehrte sie kurz ab. „Es ist ein Darlehen, Felix, kein Geschenk." „Das mich aber aus der größten Verlegenheit und Not meines Lebens befreit. Ich werde dir das nie vergessen, Sophia. Ich weiß von Erni, daß du deshalb auf deine Erholungsreise verzichten mußt." „Ganz so schlimm ist es doch nicht. Es braucht ja nicht gerade der Gardasee zu sein in diesem Jahre!" lächelte Sophia. Er faßte ihre beiden Hände fest und sah sie offen mit seinen blauen Augen an. Merkwürdig, wie er in diesem Moment Erni glich! Ein warmes Gefühl für ihn quoll in ihr auf. „Schon gut, Felix, spare dir jedes Wort," un terbrach sie ihn, als er von neuem seinen Dank aus- fprechen wollte. „Schon gut, Felix, ich hoffe, daß du noch einsehen wirst, wie gut Robert und ich es ini Grunde mit dir meinen. Denke daran, daß Selbst- rucktt und Fälnakeit zur Entsagung den Cbarakter naqwn uno oen Mann machen, nicht das Nachgcbeu feder Begierde." Mit leichterem Herzen, als er gekommen, ver abschiedete sich Felix von den beiden Schwestern und im stillen gelobte er sich, Sophia keine Enttäuschung mehr zu bereiten. Sie hatte es um ihn verdient! Für Eberhard von Petersdorfs war die kurze, so unverhoffte Begegnung mit Erni Markhoff eine liebe Erinnerung. Er mußte täglich an sie denken: ihr reizendes Persönchen hatte sich so in sein Gedächtnis einzu schmeicheln gewußt, daß er nicht mehr von ihr los- kam. Vielleicht hatte Sophia damals recht gehabt, als sie sagte, Erni hätte so viel besser als iie selbst zu ilun gepaßt. Und daß die Kleine ihm gut war, war kein Geheimnis für ihn geblieben. Es hatte ihm immerhin geschmeichelt, wenn es auch nur eine kindliche Back- fischschwürmerei gewesen war. Und nun Mr aus Erni eine erwachsene Dame ge worden, geschmückt mit allen Reizen der Jugend. Ob er aber daran denken konnte, sie heimzu führen'? Etwas in ihm widerstrebte dem Gedanken. Von der älteren Schwester zur jüngeren überzugehen, war wohl ein wenig geschmacklos oder sonderbar zu nenneu, abgesehen von den pekuniären Schwierigkei- > ten der Familie Markhoff. Wenn die auch seine Gmp- > findungen nicht beeinflussen konnten, so waren sie doch leider ausschlaggebend. Er als wenig bemittel ter Kavallerieoffizier konnte nur ein reiches Mäd chen heiraten, oder er muhte den Dienst quittieren, und der war ihm ans Herz gewachsen. Wie alljährlich, rüsteten sich Professor Kühns zu ihrer Sommerreise in die Berge, die sie über München führte. Lächelnd fragte Fran Irma den jungen Offi zier, ob er nicht Lust habe, sie zu begleiten. Sie wußte ganz genau, daß er mit seinen Ge danken in München war: denn sonst würde er nicht so freiwillig, auf das Thema „Erni Markhoff" ein gehen oder gar damit anfangen. „Lust hätte ich schon — aber Zeit; der königliche Dienst!" Aber er machte es möglich; die fünf Tage Urlaub, um die er einlam, wurden ihm bewilligt, und vergnügt fuhr er mit Professors in Bayerns Hauptstadt ein. Lebhaft stimmte er zu, als Frau Irma den Bor- messenheii oder Üblichkeit ist sür biL Höhe des Mietzinses maßgebend. Diese Anordnung wird bereits von den Meterbündsn stark angegriffen und als undurchführbar erklärt, da sie die geschäftliche» Räume von jeder Mietbegrenzung frei machen würde. Die Angelegenheit dürste noch weiterer Kläruna bedürfen. Rah und KssA. O Der lutherische Weltkonvcnt. Unter Teilnahme von M! Abgeordneten aus fünf Erdteilen wurde vor Lutherische Weltkonvent eröffnet. Nach der Begrüßung durch den Vor sitzenden Landesbischof v. Jhmels und die städtischen nnd kirchlichen Behörden dankte der schwedische Erzbischof Söver- blom, der den Weltkonvent als eustn großen Erfolg bezeich nete. Im Mittelpnnkt der Verhandlungen stand ein Vor trag von Professor Morehead-Newyork, dem Organisator der Enropahilfe der amerikanischen Lutheraner, über die gegen seitige Hilfeleistung der lutherischen Kirchen. Er bezifferte da bei die amerikanische Hilse auf etwa 2 hl Millionen Dollar seit dem Kriege. O Verhängnisvolle Folgen des Kohlenmangels. Nach einer Meldung aus Oberstein, mußte wegen großer Kohlenmangels im Nahetal die Gas- und Stromsrzeuguno eingestellt werden, so daß sich die Industriebetriebe ge zwungen sahen, zu schließen. O Der geisteskranke Apostel. Der betanme und vielge nannte Wanderapostel Ludwig Häußer, der als Ober haupt einer von ihm begründeten Gemeinschaft jede staat liche Ordnung verwirft, und dessen Taten schon zahlreiche deutsche Gerichte beschäftigt haben, soll jetzt im Lazarett oes Berliner Untersuchungsgefängnisses, wo er nach länge ren Jrrenfahrten gelandet ist, auf seinen Geisteszustand und seine Haftfähigkeit untersucht werden. O Im Dienst erschossen. In Ausübung seines Dienstes wurde, wie aus Stuttgart gemeldet wird, der Polizei- oberwachtmeistLr Lahnstein von dem 44jährigen Kupfer schmied und Betriebsrat Leinbach, dessen Namen er wegen OLstdiebstahls und unsauberen Schiebens feststellen wollte, erschossen. O 12 Personen an Pilzvergiftung gestorben. In Peine find 18 Personen an Pilzvergiftung erkrankt. 12 Personen sind bereits gestorben, und mehrere schweben in Lebens gefahr. Die Vergiftung rührt her von dem Kuottenblätter- schwamm, der mit dem Champignon große Ähnlichkeit hat. O Doppelmord und Selbstmord beim Felddiebstahl. Zu einer Schreckenstat hat ein Felddiebftahl in der Flur Döbris-Köttichau geführt. Der frühere Sparkassenkomrolleur Hilschke aus Hohenmölsen wurde von den beiden Bergarbei tern Schlegel, Vater uns Sohn, auf ihren: kleinen Ackerland beim Felddiebstahl betroffen. Der mit Zuchthaus vorbestrafte Hirschke erschoß in dem darauffolgenden Streit zunächst den älteren Schlegel und dann auch den Sohn, als dieser dem Vater Zur Hilfe eilen wollte. Als verschiedene Einwohner den Hitschke entwaffnen wollten, schoß er sich selbst zwei Kugeln in Brust und Kopf. Er lebt noch, ist aber lebensge fährlich verletzt. O Notlanoung eines französischen Flugzeuges. Ein Flug zeug der französisch-rumänischen Verkehrsgesellschaft mußte bei Dätzingen in Württemberg eine Notlandung vornehmen. Der Führer, der keinen Führerschein besaß, wurde vorläufig festgenommen. Das Flugzeug wurde beschlagnahmt. Die „Notlandung" französischer Flugzeuge auf württembergi- schem Boden hat sich in den letzten Wochen auffallend oft wiederholt. D WaWr-Esterhazy gestorben. Nach einer Londoner Mel dung ist Major Walsin-Esterhazy in England, wo er unter einem angenommenen Namen lebte, gestorben. Esterhazy ist bekannt geworden durch die Roke, die er im Dreifusprozeß als Verfasser des berüchtigten gefälschten „Borderan" (Akten- lück), auf Grund dessen Dreyfus verurteilt wurde, gespielt hat. Im Jahre 1906 hat Esterhazy seine Fälschung zuge geben, jedoch behauptet, daß er auf Befehl seines Vorgesetz ten gehandelt habe. schlag machte, dem reizenden Fräulein Markhoff eine Nachvicht zu geben, daß sie hier seien, sie habe wirk lich Sehnsucht, diese Bekanntschaft zu erneuern. Kaum im Hotel angekvmmen, drängte er, daß sie sofort schrieb. Er setzte ebensalls einen Gruß dar unter und äußerte auch den Wunsch, Fräulein Sophia begrüßen zu dürsen. Das war kein seltsames Ver langen unter den Umständen, wie er und Sophia Markhoff sich getrennt hatten, ohne Groll, in aller Freundschaft. Als Erni den Brief in den Händen hielt, schlug ihr das Herz bis zum Halse. „Da, lies einmal, Phia," sagte sie mit schlecht gespieltem Gleichmut. Sophia war sehr überrascht. „Wußtest du davou?" „Direkt eigentlich nicht, aber so nach meinem Ge fühl. Professors hatten gesagt, daß sie, wie üblich, auch in diesem Jahre in die Berge wollten. Ich würde mich freuen, sie wiederzusehen. Wie denkst du dar über?" „Daß es nicht gut auders geht, als der so lie- bsnÄvürdigen Aufforderung zu folgen und die Hecr- fchajten im Pärkhvtel nufzusuchen. Ich muß der Frau Professor noch danken, daß sie sich deinec so freundlich angenommen hat." „Wirklich, meinst du das? Erni war rot vor Freude geworden. „Ja, wir essen dann dort Abendbrot und werden das weitere sehen; vielleicht, daß wir nach der Aus stellung fahren." So sorgfältig wie heute hatte Erni wohl noch nie Toilette gemacht. Sophia hatte ihr ein weißes Stickereikleid arbeiten lasse», in dem sie bezaubernd auSfah. Dazu trug sie einen großen, weißen Hut, der mit einer entzückenden Feldblumenrauke garniert nar. Sie strahlte vor Erwartung und Glück, und das verklärte sie wunderbar. Eine leise Beklemmung bemächtigte sich Sophias. War es recht, Ernis Gefühl neue Nahrung zu geben? Hätte sie nicht klüger gehandelt, abzuschreibcn, ir gend einen beliebigen Vorwand anzugeben? Denn das führte doch zu nichts. So, wie die Verhältnisse lagen, konnte Eberhard nicht an eine Verbindung mit Erni senken, wenn er ein wärmeres Gefühl für sie gefaßt haben sollte. Ausgeschlossen war das ja nicht »ach allem, was Sophia beobachtet hatte.