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oder Devisenwert. Aon Gesetzes wegen ist das dem Groß handel erlaubt, nicht aber dem sich verblutenden kleinen Mann. Das sind natürlich unhaltbare Verhältnisse, und man kann es begreifen, wenn der Berliner Einzelhandel jetzt beschlossen hat, am nächsten Donnerstag als Protest seine Läden geschlossen zu halten und nur noch eine Verkaufszeit von 11 bis 5 Uhr o. dergl. einzuhalten. Begreifen ist aber noch nicht beistimmen. Denn solche Aktionen führen das selbe herbei, über das sich die Kleinhändler beklagen — die eigentlich Schuldigen, seien es Behörden oder andere Leute, bleiben verschont, getroffen werden nur Unschuldige, die g e - quälten Hausfrauen, die nicht wissen, was sie auf den Tisch stellen sollen, der Käufer überhaupt, der doch gerade die wichtigsten Arbeitsstunden nicht zum Einkauf ver wenden kann. Es ist nicht fein und fördersam, auch berech tigte Entrüstung auf dem Rücken eines Dritten auszuparken. Jedenfalls krankt der Kleinhandel schwer unter der all gemeinen Misere, und es ist ein großes Unrecht, gerade die sem unentbehrlichen Gliede unserer Wirtschaft die Fensterscheiben einzuschlagen für Sünden, unter denen er selbst furchtbar seufzt. Das sollte im Publikum mehr ge würdigt werden. Neueste Meldungen. Erhöhung des Großhandelspreisniveaus um 124 A. Berlin, 5. August. In der abgelaufenen Woche, begin nend mit Sonnabend, dem 28. Juli, und endend mit Freitag, dem 3. August, hat sich der Großhandelsindex der Jndustric- und Handelszeitung von 107181,99 in der Vorwoche auf 240 596,58, also UNI 124,5 erhöht. Der Außenwcrt der Mark, gemessen am Dollar, dessen wochendarwickn utlichcr Mitteskurs in Berlin von 571000 auf 110! 0 -' stieg, fiel um 92,6 Die stärkste Preissteigerung weist die Gruppe Häute PP. (Pius 202,9 auf, deren Preise zum Teil die Writmarktprerse überschritten haben. Auch vie Gruppe Tertitien machte in der vergangenen WockE eine ganz außcr- o.reinliche P eissteigerung (147,5 A) durch, ebenso die G.uppe Getreide (plus 138,3 H). Gold- und Silberankaufspreis. Berlin, 5. August. Der Ankauf von Gold für Rech nung des Reiches und von Reichssilbermünzen für Rech nung der Reichsbank wird vom 6. dieses Monats ab nur noch durch die Reichsbankstellen selbst, nicht mehr durch die Postanstalten erfolgen. Beim Ankauf von Gold wird bis auf weiteres ein Preis von 640 Dollar für 1 Kilo fein, der Dollar umgerechnet zu dem jeweilig zuletzt festgesetzten Mittelkurse für Auszahlung Newyork an der Berliner Börse gezahlt. Demnach würde für ein Zwanzigmarkstück mit einem Sollgewicht von 7,168 Gramm fein, bei einem Dollarmittelkurse von 1100 000 Mark, ein Preis von 5 046 000 Mark durch die Reichsbank gezahlt werden; für ausländische Goldmünzen werden entsprechende Sum men vergütet. Für Reichssilbermünzen werden ab 6. d. M. bis auf weiteres seitens der genannten Stellen das 50 000fache des Nennwertes gezahlt. „Geldbuße" von 3N Milliarden. Marl, 4. August. Der kleinen Gemeinde Marl ist durch Befehl des Generals Degontte wegen der Ermor dung eines belgischen Soldaten eine Geldbuße von 50 000 französischen Frank (gleich 3N Milliarden Mark) auf erlegt worden. Falls die Zahlung nicht geschieht, werden für die Dauer von drei Monaten in Haft genommen Bei geordneter Hoffmann, Gemeindevorsteher Mehl und Ge- meindcvertreter Haß. Degoutte gegen die Wandervögel. Paris, 4. August. General Degoutte hat im besetzten Gebiet alle Wandervogelvereinigungen sowie den Hochschul- riug deutscher Art wegen Gefährdung der Sicherheit der Be- satzuugstruppen und der öffentlichen Ordnung verboten Verbot der Kohlenausfuhr aus Belgien. Brüssel, 5. August. Das bereits angekündigte Verbot Tartarin an der Ruhr. 5. Fortsetzung. Dem Kommandant verging Horen uno Venen. „300 000 Mark für eine Wiege!" So kostspielig hatte er sich die Vaterfreuden nicht vorgestellt, er bereute bei nahe seine patriotische Tat, er bereute, daß er entgegen dem Gebrauch seines Landes das Kino hatte zur Welt kommen lasser. Tartar in tröstete ihn: „Verzweifeln Sie nicht, mein Kommandant. ES ist doch selbstverständlich, daß die , Deutschen alles bezahlen müssen." Mehr bedurfte es nicht, um Humevesne die Fas sung eines Helden und Kriegers wiederzugeben. „So, so, wissen Sie das gewiß? Die Deutschen . . ." Er konnte die frohe Botschaft noch nicht glauben. „Aber selbstverständlich. Sie müssen für die Unter kunft der Besatzungsarmee sorgen. Gehört Ihr Sprötz- ling nicht dazu?" Das leuchtete dem glücklichen Vater ein. „Er könnte eine Wohnung verlangen, aber wir wollen es bei einer Wiege bewenden lassen. Wir wollen die Deut schen schonen." Tartarin war aerührt durch diesen edlen Zug fran zösischer Anspruchslosigkeit. „Wollen Sie wirklich nicht mehr? Die Deutschen verdienen keine Rücksicht." Der Kommandant dachte nach. Kinderwäsche? Die hätte er gut gebrauchen können. Aber ob er nach dem Versailler Vertrag berechtigt war, Kinderwäsche zu fordern? Er beschloß, zu Hause nachzusehen. Einst weilen verzichtete er auf weitere Wünsche. Tartarin umarmte den Genossen, er zog ihn an sein Herz, soweit das bei der vorspringenden Fülle seines Bauches möglich war. „Ihrem Kinde soll es an nichts fehlen. Verlassen Sie sich auf mich. Der Bürgermeister muß alles liefern." Der Bürgermeister saß gerade mit seiner Gattin beim Frühstück, als der elsässische Unteroffizier ihm den Befehl überbrachte, „für die Unterkunft eines Ange hörigen der Besatzungstruppen zu sorgen". Er dachte nach. „In der Fährgasse ist vielleicht noch ein Raum frei." Der Elsässer grinste und setzte auseinander, daß das „Bübele" kein Zimmer, sondern nur eine Wiege brauche. „Eine Wiege?!", brauste der Bürgermeister auf. „Nie und nimmer." „Ach Gott!" seufzte seine Gattin. Der Seufzer brachte das Stadtoberhaupt noch mehr in Harnisch, denn er wußte, daß er nachaeben mußte der belgischen Kohlenaussuhr ist erschienen. Bis vor kurzen, wurden große Mengen belgischer Kohlen nach Frankreich und Holland ausgeführt mit dem Ergebnis, daß die belgische Industrie selbst unter Kohlenmangel zu leiden begann. Abrüstungsberatungen. Paris, 5. August. Wie gemeldet wird, ist die vor läufige Sonderkommission des Völkerbundes zur Be ratung der Abrüstungsfrage wieder zusammengetreten, um den im Monat Jllli in London vorbereiteten Plan eines internationalen Vertrages über gegenseitige Hilfe zu prüfen. Achtstundentag in der amerikanischen Stahlindustrie. London, 5. August. Wie aus Newyork gemeldet wird, hat der Richter Gary, der Präsident des amerikanischen Srahltrnsts, der Presse mitgeieilt, daß der Achtstundentag in der amerikanischen Stahlindustrie angenommen wordev ist. Aus Stadt und Land. Wilsdruff, am 6. August 1923. — Die Höhe des Jahres ist überschritten, das große Bogel heer rüstet sich zum Abschied und sendet seine Vorboten nach dem Süden. Die Turmschwalben beginnen den Reigen, sie ver lassen uns in den nächsten Wochen. Pfeilgeschwind saufen sie über Land und Meer, hin nach der alten Heimat Kleinasien, wo sie tanger als neun Monate weilen. Ihnen folgt der goldgelbe Pirol, dessen Melodischer Rus ad und zu noch aus dm hohen Baumwipseln ertönt. Kuckuck, Wiedchops, Nachtigall und wie sie alle heißen, folgen und dann bemächtigt sich große Unruhe der ganzen Bogelweltz die ihre altgewohnte Wanderung an tritt. Nun ist auch die Zeit der heilen Nächte vorüber. Die Tageslänge von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ge rechnet hat seit dem längsten Tage (22. Juni) bereits um mehr als 1 Stunde abgenommen. — Voraussichtliche Witterung. Heiter Lis wolkig, trocken, warm, schwache Winde aus westlichen Richtungen. — Stadtverordnetensitzung Donnerstag den 9. Aug. 1923, abends 7 Uhr. 1. Eingänge und Mitteilüngen: a) 22. Nachtrag zur Gemeindesteuerordnung, d) Ardeiterlöhne, Beamtengehälter, Lehrlinge, c) Benutzung des Flußbades durch die Schule in Grumbach, d) Rattenvertilgung. 2. Erhöhung der Gebühren für das Anfchlagwesen. 3. Erhöhung der Entschädigung für den Hausmann in der Turnhalle. 4. Erhöhung der Entschädi gung der Kehrfrau. 5. Erhöhung der Entschädigung des Schul arztes. 6. Erhöhung der Entschädigung des Fürforgearztes. 7. Erhöhung der Entschädigung des StadtmuGdirettors. 8. Erhöhung der Entschädigung der Mitglieder der städtischen Kollegien. 9. Lebensmittelversorgung (Obstverpachrung, Kar- toffeldew'irtschaftung, Fettversorgung!). 10. Aufkündigung ver schiedener Darlehne bei der Landesversicherungsanstast. 11. ElektriMtswerk betr. a) Aufnahme in den Deubener Verband, b) Strompreis für Straft. 12. Wasserpreis. 13. Orts gesetz über unentgeltliche Totenbestattung. 14. Verschiedenes. Der Reichspräsident kommt nach Dresden. Der Reichs präsident deabsichtigt, gelegentlich der in Dresden in der Zeit vom 22. bis 24. August stattfindenden Deutschen Leinen- und Wäfchefchau nach Dresden zu kommen, und zwar voraussicht lich am 24. August, an welchem Tage.im Anschluß an die Schau eine große WoWätigkeitsveränstaltung zu Gunsten der Er werbslosen und Kleinrentner stattsindm soll. — Musikdirektor Fuchs-Ierin geht nach Amerika. Der in Sängerkreisen weithin geachtete und auch in 'Wilsdruff bekannte und hochgeschätzte Musikdirektor Richard Fuchs-Ierin, Dresden, Chormeister vom „Gesangverein der Staatseismdahndeamten Dresden" und der „Hippokrene Meißen", wird in den nächsten Wochen Deutschland verlassen, um einem Rufe nach Amerika zu folgen. Er wurde von dem ersten, führenden Gesangverein in Newyork „Liederkranz Arion" einstimmig als erster Chor- meister gewählt. Diese ehrende und bedeutsame Stellung ist „Eine Wiege? Nie und nimmer. Wir sind ver pflichtet, den Franzosen Eisen, Kohle und Holz zu lie fern, aber keine Wiegen." „ES ist doch ein kleines Kind," bemerkte die Frau wieder, „es kann doch nichts dafür, daß es ein Franzose ist. Eine Wiege muß es haben." Das leuchtete dem Bürgermeister ein. Ihm leuch tete immer ein, was seine Frau wollte. Er telephonierte mit dem Kämmerer, ob er die Ausgabe für eine Wiege verantworten könne. Der war dafür, die Rechtslage sei zweifelhaft, ein Konflikt nicht wünschenswert, und so wurde die Wiege angeschafft. Tartarin war stolz auf seinen Erfolg. „Sehen Sie, so muß man den Deutschen gegenüber auftreten." Der Kommandant dankte ihm gerührt. Die beiden Helden umarmten sich wieder. Auch das jüngste Mitglied der Besatzungsarmee war mit seiner Unterkunft zu- srieden, nur die Mutter war es nicht. „Mein Kind, mein Kind." jammerte sie. „Was ist denn?" fragte Tartarin teilnehmend, der sie im Wochenbett besuchte. ,L>, diese Deutschen! Diese Verräter! Sie wollen mein Kind ermorden." Sollte die Wiege vergiftet sein? Doch die Frau schüttelte den Kopf. „Nein, nein! Aber sehen Sie nicht, sie hat keine Vorhänge. Diese Deutschen! Sie wollen mein Kind dem rauhen Winde ihres Bar barenlandes aussetzen, es soll sich erkälten, sie wollen cs morden, die Verräter! Sie schicken eine Wiege ohne Vorhänge." Tartarin sprang aus. Deshalb hatte der Bürger meister die Wiege so schnell geschickt. Die Sache war sonnenklar, die Tücke ungeheuerlich!. Sie verdiente die strengste Strafe. In seiner Aufregung vergaß er sich zu verabschieden, er hatte es eilig, er mußte Anzeige, sofortige Anzeige machen wegen dieser schauderhaften Schandtat. Die Deutschen ermordeten französische Kin der! Der Bürgermeister erhielt eine Ladung vor das Kriegsgericht, weil er „ein Mitglied der Besatzungs armee einer lebensgefährlichen Behandlung ausgesetzt Hütte" Warum kaufte er eine Wiege ohne Vorhang? * VI. Ver Apostel der VöllerverMnung. Tartarins hoher Gönner meldete sich zum Besuch im Ruhrgebiet an. Wir brauchen den Namen des großen Mannes nicht auszuftzrochen, er ist auf aller verbunden mit ber musikalischen Leitung Les dortigen großen Sängerbundes. Es fällt ihm die Ausgabe zu, dem deutschen Männergesang wieder bie Stellung zu verschaffen, die er vor dem Kriege inne hatte. Diese Berufung ist auch von größtem Einfluß auf bas allgemeine Musikleben in Newyork. — Wertbeständige Eisenbahntarife. Der ständige Aus schuß bes Reichseisenbahnrats wird Ende der Woche zusammen treten, um über eine neue Erhöhung der Eijenbahntarise zu be raten. Ebenso ist der Reich-seifenbahnbeirat einberufen worden, um über die Einführung wertbeständiger Fahrpreise ab 1. Sep tember Erörterung zu pflegen. Nach Lage der Dinge kann mit der Einführung wertbeständiger Tarife zum 1. September ge rechnet werden. Die Vorarbeiten sind so weit gefördert, daß bereits innerhalb des Reichsverkchrsministeriums bie Einzel heiten über ben Reichsbahnindex burchberaten werden konnten. Es ist beabsichtigt die Schlüsselzahl aller 10 oder 14 Tage fest- zusetzen. Wie es heißt, ist eine Erhöhung der Gütertarife noch vor dem 1. September zu erwarten. — Ueber die Mitnahme von Traglasten in die Eisenbahn- Personenwagen gibt die ReichsbuhnbirM bekannt: Wieder holte Beschwerden des reisenden Publikums haben Veranlassung gegeben, die Mitnahme von Lumpen, Knochen und sonstigen übelriechenden Gegenständen, die geeignet sind, Mureqenoe zu belästigen oder Krankheiten zu verbreiten, als Traglasten in Mn Personenwagen zu verbieten. — Weitere Geldentwertung — höherer Brotpreis! Ent sprechend der Bewegung auf dem Devisenmärkte sah sich der Ernährungsausschuh des Kommunaiverbandes Meißen Stadt und Land schon nach 14tägiger Pause erneut gezwungen, auch beim Preis des Markenbrvtes die Schraube wieder anzusetzen und ihn um einige Drehungen auswärts, von 7800 auf 10100 Mark für das 1900-Gramm-Brot zu bringen. Der Schrecken, bie Empörung, die sich vor Monaten und Wochen äußerten, als die Preise ihre jetzige schwindelerregende Bahn zu laufen begannen, sie haben einer stumpfen-, stummen Verbitterung Platz gemacht. Weder Proteste noch Demonstrationen haben geholfen — das Schicksal geht seinen Lauf. Reg.-Rat Dr. Falck teilte als Leiter der Sitzung Mit, daß sich tags vorher in Riesa Vertreter der Bezirke Oschatz, Döbeln und Großenhain über den Brotpreis verständigt haben, und daß dieser auch in Oschatz -und Großenhain zwischen 10- -und 11000, in Döbeln etwas höher, in den Großstädten beträchtlich höher festgesetzt worden sei. Auch der jetzige Preis wird wieder nur 14 Tage gelten. Die aus der vorliegenden Kalkulation ersichtlichen Forderungen der beteiligten Gewerbe waren im wesentlichen mäßig und des halb zu bewilligen. Es -erhöhten sich: Fuhrloh-n zur Mühle (für 1000 Kilo) von 22 800 aus 50 00-0 -F, Lager und Bear beiten von 5000 auf 7000 -K, der reine Mahllohn von 300 000 auf 600 00 usw. Der Mehlpreis wurde dementsprechend auf 391018 beim Roggen, 452 490 beim Weizen, ber Pfundpreis auf 4940 bez. 5900 festgesetzt. Bei der Kalku lation bes Backlohnes erscheinen verdoppelt Salz und St-reu- mehl, Licht und Kraft; Kohlen sind gestiegen von 55880 auf 91000 -F für 110 Pfund, Holz von 900 auf 1500 Kt, der Arbeitslohn von 91200 auf 132 900 (Gesellenstunde 22 150 -M, die Geschäftsmiete von 700 auf 1000 <F. Für das Instandhalten der Räume wurden bewilligt 110OO (ge fordert 20 000 Kt), für Inventarbenutzung 12000 (15000) <^. In der Aussprache bemängelt nochmals ein Vertreter der Mühlenindustrie unter Darlegung der Gründe die geringe Ka pstalverzinsung; bie berechneten 36"/,, sollten auf 2 Monate statt auf 10- Monat gewährt werden. — Vorsicht beim Umgang mit Geld. Nicht geringen Schrecken*bekam vorgestern die Tochter eines Brunndöbraer Geschäftsmannes, -als sie wahrnehmen mußte, -einen 5-Milli- onen>-Schein für einen- Fünfhunderter wiedergegeben zu haben. Der neue 5-Millionen-Schein kam aber in ehrliche, brave Hände und wurde zurückerstattet. — Ende des Zwickauer Bergarbeiterstreiks. Donnerstag srüh sind die Bergleute im Zwickauer Bergbaurevier restlos wieder eingesahrcn, nachdem die Zugeständnisse der Unter nehmer angenommen wurden, die am Mittwoch an ben Schacht- eingängen angeschlagen waren. 8m Lugau-Oelsnitzer Revier dagegen dauert -der Streik noch an. Seine Beendigung soll vom Ergebnis einer neuen Urabstimmung abhängig gemacht -werden. urppen. tvre Franzosen verehren ihn und selbst die Deutschen hoffen aus ihn. Er ist der Mann der Ver söhnung, der Völkerverbrüderung. Von der Kammer tribüne hatte er die erhabenen Worte gesprochen: „Ja, meine Herren, wir wollen die Deutschen nicht ver nichten, kein Franzose will sie vernichten, sie sollen am Leben bleiben, aber unter der Bedingung, daß sie Frankreichs ewige Rechte anerkennen, daß wir genießen und daß sie für uns arbeiten! Meine Her ren, ich glaube, kein schlechter Patriot zu sein, wenn ich das sage." Nein, er war kein schlechter Patriot, und doch waren die Abgeordneten über so viel Mäßigung empört. Gewiß war Frankreich das Land des Edelmutes, aber gegenüber den Deutschen ... da gab es kein Entgegen kommen. Die Kammer entschied gegen ihn und seine Politik der Völkerversöhnung. Der große Mann war jetzt nicht Minister, aber er war es schon gewesen und feder wußte, daß er es wieder fein würde. Er wechselte beständig, bald war er in, bald außer dem Amt, wie es seine Finanzgeschäfte ver langten. Galt es eine Affäre einzüfädeln, fo wurde er Minister, galt es sie abzuwickeln, so war er Privatmann. Dadurch erwarb er sich den Ruhm der Uneigennützigkeit und Unbestechlichkeit im Gegensatz zu den anderen er leuchteten Staatsmännern Frankreichs, die schon wäh rend ihrer Amtsdauer den Gewinn einstecken. Es war eine Ehre für das Ruhrgebiet, daß dieses Muster von Uneigennützigkeit seine unbestochenen Füße auf den westfälischen Staub setzte. Die Nachricht von seiner Ankunft begeisterte alle Franzosen. Tartarins Herz schlug höher bei dem Gedanken, seinen erhabenen Gönner zu umarmen, aber sein Kriegerangesicht er bleichte, wenn er an die Gefahren dachte, die ihm von den verruchten Deutschen drohten. Er rief seinen Stab zusammen, um mit ihm zu beraten. „Mein lieber Kapitän Grandgousier, was tun wir, nm unseren prosten Freund zu schützen? Denken Sie, wenn er von deri Deut schen ermordet oder auch nur beleidigt würde . . . " Der Hauptmann überschaute sofort" die ganze Gröstc der Gefahr. „Es wäre vorbei mit uns. Wir müßten den Dienst quittieren." Tartarin schauderte. „Was soll aus Frankreich ohne uns werden?" Verzweifelt sah der große Patriot die Kameraden an. Der Kommandant HumeveSne wußte Rat. „Wir jagen alle Deutschen aus der Stadt, dann kann nichts geschehen, dann ist er sicher w.e in Abra hams Schoß."