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Wilsdruffer Tageblatt : 14.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192308141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230814
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230814
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-14
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 14.08.1923
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eins ach« Wenn edle Herzen bluten Roman von Fr. Lehne. 39 heit Zu macht!« betrag« Mark!« bestehe Gefan-c rede, 2 der sch Ueberg Vertre herzlich Herrn zug du gedacht krieg ( sprechei stelle d großen Eisend gegen auch ( überste rate- u „Frisch einen ( bestehen Hörselj Reichs Antra-c Mitlio Grund je ein« trieber widerh 300 Ob — Sein 25jähriges Jubiläum im Polizeidienste der Stadt - Wilsdruff konnte am gestrigen Tage Herr Posizeih-auptwacht- meister Phillipp begehen. Während dieses Vierteljahr hunderts hat er trotz aller Widerwärtigkeiten den Vorschriften gemäß seinen ost schweren Dienst erfüllt. Der städtischen Depu tation und der Beamtenschaft, die gestern den Jubilar beglück wünschten, der Stadtka-pelle und der großen Schar der übrige« Gratulanten schließen auch wir uns mit einem herzlichen Glück auf an! die Schupo gegen die Menge vor, daraufhin steten Schufst und die Schutzpolizei machte von der Waffe Gebrauch, zumal da ein mit Handgranaten beladener Wagen der Schupo ge plündert wurde. Die Menge wandte sich nunmehr gegen die Schupo und gab ebenfalls Schüsse ab, auch Handgranaten wurden geworfen. Eine Anzahl Geschäfte, darunter zwei Waffenläden, wurden von der Menge ausgeraubt. Soweit es sich übersehen läßt, forderten die Demonstrationen 4 Tote, nämlich einen Schutzpolizeibeamten, einen Arbeiter und 2 Mädchen. 30 Verletzte sind zu verzeichnen, darunter be finden sich einige Schwerverletzte, die dem Krankenhaus zugeführt wurden. Schiffahrt" im Kaiser-Wilhelm-Kanal behindert. Kiel, 11. August. Infolge des Streifs der Arbeiterschaft am Kaiser-Wilhelm-Kanal ist nach einer Meldung aus Brunsbüttelkoog die Schiffahrt im Kanal behindert. Die Dampfer müssen auf eigene Gefahr die Schleusen durch laufen. — Krüppelhilse im Bezirk der Amtshauptmannschäft Meißen. Zufolge eines mit dem Verein Krüppelhilfe getroffenen Abkommens finden allmonatlich Sprechstunden statt, in welchem alle im Bezirke der Amtshauptmannschäft wohnenden Krüppel unentgeltlich Untersuchung und Beratung durch einen Speziak- arzt genießen. Die nächste Sprechstunde findet am Mittwoch-, den 15. August 1923 nachmittags 2 Uhr im kleinen Sitzungs- saale des amtshauptmannschäftlichen Dienstgebäudes statt. — Vorschläge zur Ernährungsfrage. Die Wirtschafts minister der vier Länder Sachsen, Thüringen, Braunschweig und Anhalt haben gemeinsam nach einer am 7. August 1923 in Weimar stattgefundenen Besprechung dem Reichsernährungs minister bestimmte Anträge unterbreitet. Es handelt sich dabei um positive Vorschläge über die Versorgung mit Brotgetreide, Kartoffeln, Zucker und Fett zu erträglichen Preisen und die Finanzierung der Einfuhr. Die Vorschläge selbst werden noch veröffentlicht werden. Die Wirtschaftsminister der übrigen Länder sind gebeten worden, sich diesem Vorgehen anzuschließen. — Das Rauchverbot in landwirtschaftlichen Betrieben. Es wird immer wieder beobachtet, daß die vom Ministerium des Innern erlassene Verordnung über das Rauchverbot in land wirtschaftlichen Betrieben nicht überall in dem notwendigen Maße beachtet wird. Ein jeder Brand in landwirtschaftlichen Betrieben vernichtet nicht nur Geldwerte, sondern in der Haupt sache Gegenstände, die der Volksernährung dienen und deren Erhaltung unter den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen für jedermann eine dringende Notwendigkeit ist. Aus diesem die Au Gerichte einzeln daß sie Denn s Gerecht sranzös beschere des An Genera Nicht st Ta stieren, schwarz ste Porr igkeit ichen G Wzuzie großer derung Beziehung, und mit der Bitte, in treuer Pflichterfüllung, in der das ganze Volk Mammensteh-en müsse, um die schwere Gegen wart zu überwinden, der Arbeit zu obliegen auch! in alle Zukunft. Mit diesen Wünschen übergab er die Geschäfte der Amtshaupt- mannschäft dem derzeitigen Stellvertreter, Regierungsrat Dr. -Falck, der in warmen Worten die Verdienste -des Scheidenden würdigte und ihm den Dank des Bezirkes zum Ausdruck brachte. Die Nachricht von der Versetzung des Amtshauptmanns Dr. Sievert in den einstweiligen Ruhestand wird innerhalb der Amtshauptmannschaft die größte Ueberraschüng und Befrem dung bereiten und in allen Kreisen das aufrichtigste Bedauern erwecken, aber auch allen wie ein Rätsel erscheinen. Denn Herr Dr. Sievert erfreute sich in allen Kreisen der höchsten Wertschätzung und der größten Beliebtheit. Seine Voraussicht und Umsicht waren vorbildlich, seine Arbeitskraft war unermüd lich, und alle seine Maßnahmen waren von herzlichster Menschenfreundlichkeit eingegeben. Seine politische Haltung ist durchaus neutral und unparteiisch gewesen, so daß der Bezirks ausschuß ohne jede Reibung jederzeit Hand in Hand mit seinem l Vorsitzenden gearbeitet hat. Seine parlamentarische Behänd- Neueste Meldungen. Masscnaussperrung bei den Berlmer Sremenswerren. Berlin, 11. August. In allen Siemenswerken ist gestern folgende Bekanntmachung zum Aushang gebracht worden: „Trotz unserer wiederholten Aufforderungen ist die Arbeit in den Werkstätten in Siemensstadt nicht ausgenommen und da durch ein geordneter Betrieb unmöglich geworden. Die Werkstätten in Siemensstadt müssen daher bis auf weiteres geschlossen werden. Die Arbeiterschaft ist mit dem heutigen Tage entlassen. Teuerungsschlacht in Natibok. Natibor, 11. August. Hier kam es zu großen Teuerungs- demonstrationen. Die Arbeiter verließen die Betriebe und versammelten sich am Bahnhofsplatze, wo sie gegen den An- Marsch von Verstärkung der Schutzpolizei protestierten. Nach der vergeblichen Aufforderung, anseinanderzugehen, ging — Verfafjungsfeier. Der Tag, an dem die neue VerfassM- des Deutschen Reiches in Weimar Gesetz wurde, sollte es nationa-ler Feiertag sein. Zu einem Festtag gehören frohe Ge sichter, bunte Wimpel, heitere Klänge, glückliche Herzen. Di Seele des deutschen Volkes aber ist auf Halbmast geflaggt Sorgen, Schrecken, Unsicherheit, Verbitterung- füllen das müh selige Leben aus. Nie hat der Kampf um das tägliche Brot unser Bewußtsein mehr beherrscht, denn jetzt. Die Verfassung, die am 11- August 1919 entstand, hat das deutsche Volk aus eine neue staatliche Grundlage gestellt. Es war ein kühner, von idealen Gesichtspunkten emgegebener Entschluß, der natur gemäß noch langwierige Kämpfe mit -der Tradition -einer anderen in Erinnerung lebender Zeit einen -heftigen Streit mit der gewaltig angöfchwollenen Partei der Egoisten ausfechten mutz. Besinnt sich die letztere auf ihre Pflichten gegenüber Ver fassung, Volk und Vaterland, dann sind wir gerettet, dann gehts wieder auswärts. Eine öffentliche Verfassungsfeier fand am -Sonnabend abend ft-7 Uhr im „Löwen" statt. Von Darbie tungen der Stadtkapelle und Gesängen des „Brudergrub" und „Sängerkranz" umrahmt, stand die inhaltreiche Festrede des Herrn Prof. Dr. Kastner-Dresden, der es -glänzend verstand, die aus dem Werk von Weimar erwachsenen Rechte und Pflich ten in das rechte Licht zu rücken. Arbeite herauf brunne j Zschern dämme j lagen u digte e Kleinhc Ausfori Lomma mußte „Ich bi i Zug au der Sck dorf un wagen - -auf den mit Ki Weißer letzt w steigen !8est au Was werden die Folgen dieser Steuerverrechnung sein, er größten, die Deutschland je gehabt hat? Auf die außen- olitischen Momente, die Hermes, der Reichsfinanzminister, rrvorkehrte — al ob uns jemals der „Beweis unseres guten Willens" genützt hätte! — soll noch nicht eingegangen wer den, aber über die wirtschaftlichen Folgen dieser und der anderen noch der Bewilligung harrenden Steuern, namentlich der Verbraus st euern läßt sich nur Pro phezeien, daß die Produzenten bemüht sein werden, einen größtmöglichsten Teil der neuen Belastungen auf die Konsu menten abzuwälzen. Jeder industrielle, jeder landwirtschaft liche Betrieb wird danach streben, die Steuern nicht mit Teilen der Substanz abzudecken, sondern mit den Papiermark- sinkünften namentlich dort, wo die Produzenten wirtschaft liche Monopolstellung haben. Auf gut Deutsch: es wird ein Wettrennen zwischen den auf Papiermarkberechnung beruhenden Steuerauswirkungen und den Preisen, damit auch der Valuta, stattfinden, und es ist noch sehr zweifelhaft, wer dabet siegen wird. Die wirk liche Steuerreform muß noch kommen. „Wollen Sie mich für einen Augenblick entschul- vigen, Fräulein Markhoff? Ich möchte für ein Glas Lee sorgen und einige Anordnungen treffen." Die kluge Frau wollte Erni Gelegenheit geben, sich gegen Eberhard, mit dem sie doch einst in einem so nahen verwandtschaftlichen Verhältnis gestanden hatte, auszusprechen. Außerdem hatte Eberhard sie extra gebeten, sie möge ihn mit dem jungen Mädchen eine kleine Weile allein lassen. Er war begierig, den Grund zu erfahren, weshalb Erni „durchgebrannt" war, wie fie ja selbst eingestanden hatte. Und Sophia in München? Was tat sie da? Er hatte sie nicht vergessen können, in steter Dankbarkeit gedachte er ihrer. Die Schwierigkeiten, die das Haus Markhoff durchzumachen gehabt hatte, waren ihm auch in seiner. Garnison nicht unbekannt geblieben. Arno von Salten hatte ihm in einem von Bitter keit strotzenden Schreiben genug mitgeteilt, um ihn, Eberhard, erkennen zu lassen, daß Sophia ihm damals nicht zuviel gesagt hatte. Bon Herzen war er froh gewesen, daß die kritische Geschäftslage sich doch noch zum Guten gewendet hatte. Daß Felix das Regiment gewechselt hatte, wußte er ebenfalls, nur was aus Sophia geworden war, war ihm unbekannt geblieben. Er hatte den Brief Saltens nicht beantwortet, da er sich über die darin enthaltenen versteckten An spielungen sehr geärgert hatte. Arno schien anzu nehmen, daß der Grund zu seiner Entlobung in der schlechten Markhofsscheu Geschäftslage zu suchen sei. „Nun beichten Sie mal, Erni, von Anfang an, weshalb Sie eigentlich durchbrennen wollten", begann Eberhard. Mit Wohlgefallen ruhten seine Bugen auf seinem reizenden Gegenüber, und das warme Gefühl, das er Erni stets entgegengebracht hatte, verstärkte sich. „Wie lange haben wir uns nun nicht gesehen?" „Zwei Jahre sind es her, Eberhard. Ach, die waren nicht schön", seufzte sie. Ihre großen Blau- au-gen sahen ihn dabei so klar und unschuldig an, daß er unwillkürlich nach ihrer Hand griff. „Ja, warum nicht, kleine Erni?" fragte er teil nehmend, „erzählen Sie mir offen alles! Ich hab! beinahe ein Recht darauf, zu wissen, was Sie beküm mert, denn daß ich nicht zu Ihrer Familie gehöre, ist doch nicht meine Schuld." „Sie wissen jedenfalls, was Papa und Robert in der Fabrik haben durchwachen müssen. Jean 6 der Bo gefälsck brauch! Kege, dunkelt Finster Deutsch Glück, Aus Stadt und Land. Mv-U»»«« fik »w« N»drUl «hm« »d- dm»« »«»« »^,i,m. Wilsdruff, am 13. August 1923. Amtshauptmann Dr. Sievert in den einstweiligen Ruhe stand versetzt. Herr Amtshauptmann Dr. Sievert ist vom Gefamt- ministerium auf Grund von 8 13 Abs. 1 des -Gesetzes über die Pflichten -der Beamten- und Lehrer vom 26. Juli 1923 mit Wir kung -vom 1. September -d. I. ab in- den einstw-eiligen Ruhe stand versetzt worden. — Auf fein Ansuchen hin hat Amts hauptmann Dr. Sievert bis zum 31. August d. I. Urlaub er halten. Die Führung der Geschäfte der Amlshauptmannfchaft ist bis auf weiteres Herrn Regierungsrat Dr. Falck übertragen worden. Am Sonnabend hat sich der der -auf Grund des Beamten- pstichtgesetzes in den einstwöili-gen Ruhestand versetzte Amts- hauptmann Dr. Sievert von den Beamten und Angestellten der Amtshauptmannschaft und des Bezirksverbandes verabschiedet. Der Amtshauptmann fpra-ch hierbei feinen Beamten den Dank s und -die Anerkennung für die treue Mitarbeit aus. Gern hätte j er mit ihnen gemeinsam auch noch die kommenden Zeiten durch» - lebt und durchschafst, -die sicherlich schwere Aufgaben bringen s würden. Die Verordnung -des Gesamtmlnffteriums setze jedoch s dem ein Ziel. Er scheide mit dTr Versicherung, daß er der Unter- ! stützung, die er -bei den Beamten und Angestellten gefunden habe, allezeit -gern und dankbar gedenken werde, mit den herzlichen ! Wünschen für die kommende Zeit in persönlicher wie amtlicher 7. Foi D nale u Zauber den ta hier di Arbeit lvir we sie uw am -vc hiesige! durch i fand d statt. , Festplc lung dieses Ausschusses galt als vorbildlich« in Sachsen. Sein redliches Wollen und sein erfolgreiches Wirken werden hier unvergessen- bleiben. ' Die neuen Gesetze. Gesetz Über die Erhühniiz der Vorauszahlungen auf Ein- wmmcn- und Körperschaftssteuer. Der Entwurf sah eine Er höhung der Norauszahlnngea vom Wfachen aus das 100fache pir Einkommensteuer, Vvm 35- auf das 140fache zur Körper- jchastssteuer vor. Beschlossen wurde eine Erhöhung auf das lOOfache zur Einkommensteuer, aus das 600- ,'ache zur Körperschafts st euer. Der Ertrag dieser Steuer, die am 15. August zahlbar ist, wird auf 40 Billionen Mark aus der Einkommensteuer, auf 20 Billionen Marl aus ser Körperschaftssteuet geschätzt. Abgabe aus Anlaß der Ruhrbesetzung. Die Einkommen- und Körperschaftssteuerpslichtigen, die zur Vorauszahlung ver pflichtet sind, sowie die Steuerpflichtigen, die im Jahre 1922 ein Einkommen von mehr als einer Million Mark hatten (hohe Beamte, Bankdirektoren), Haden an den drei nächsten Voraus- zahtungstermincn das Doppel 1 eder erhöhten Vorauszahlun gen als Abgabe zu entrichten. Der Ertrag dieser Abgabe, die ebenfalls Ende August am ersten Termin fällig ist, wird auf 40 Billionen Mark geschätzt. Am 5. Oktober 19W und 5. Januar 1924 sind ebenfalls erhöhte Voranszahlungen und Ruhrab gaben zu leisten. Die Höhe der Vorauszahlungen wird ent sprechend der Geldentwertung vom Reichssinanzminister festge- setzt. Die Ruhrabgabe ist das Doppelte dieser Vorauszahlung. Erhöhung der Krafifnhrzeugstcuer. Die Kraftfahrzeug- stener ist um das öOfache erhöht worden. Der Ertrag wird aui 15 Billionen Mark angegeben. Besteuerung der Betriebe. Alle Betriebe im Sinne der der Gewerbeordnung haben in den nächsten sechs Monaten den doppelten Betrag der von ihnen abgeführten Lohnsteuer beträge als Lohnsirmensteuer wöchentlich zu entrichten. Die Belastung der Industrie wird auf 120 Millionen Goldmark in den nächsten sechs Monaten geschätzt. (Etwa 60 Billionen Pa piermark bei einem Dollarstande von zwei Millionen.) Besteuerung der Landwirtschaft. Entsprechend der Be steuerung der Industrie ist der Landwirtschaft eine besondere Besteuerung für die nächen sechs Monate auferkegt worden. Die Höhe dieser Steuer betragt insgesamt 216 Millionen Goldmark. (Etwa 108 Billionen Papiermark bei einem Dollarstande von 2 Millionen.) MMtt oas Hastige, Ungestüme avgepretst, hatten an Grazie gewonnen, ohne daß Erni ihre frische Natür lichkeit eingebüßt hätte, die so vorteilhaft von Anne maries Geziertheit und Koketterie abstach. Es war ein wundervoller, warmer Sommsrabend. Bald hatte man die zierliche Villa des Professors von Kühn erreicht. Eberhard zog die Klingel, worauf eine schlanke Frauengestalt auf den Balkon trat und spähend hinunterblickte. „Ich bin es — Eberhard." „Ah, herzlich willkommen! Und was führt Sie zu uns?" „Eine große Bitte, Frau Jrmal" Der Diener hatte inzwischen das kunstvoll geschmie dete Gartentor geöffnet. Die Offiziere verabschiedeten sich jetzt von Erni, ihr gute Reise wünschend. Einer, oer Feuer gefangen hatte, verbeugte sich nochmals, ihr die Hand küssend, und sagte: „Ich hoffe zuversichtlich, mein gnädiges Fräulein, daß wir Sie auf Ihrer Rückreise, die hof fentlich recht bald erfolgen wird, wiederum begrüßen können." Erni errötete vor Verlegenheit und vor Ver gnügen über diese Huldigung. Das Herz klopfte ihr aber, als sie jetzt Eber hard über die kiesbestreuten WLge in das Haus folgte Es war doch eine unwahrscheinlich romantische Si tuation, in der sie sich befand. Wenn sie so etwas las, erfüllte sie es mit prik- kelndem Schauer, aber in Wirklichkeit sah die Sache doch etwas anders aus. Erni wartete im Salon, während Petersdorfs Fra: Professor von Kühn über dis Sachlage aufklärte, unk sie um ihren Beistand bat, Mit ausgestreckten Händen kam die liebenswürdige Frau dem unerwarteten Gast entgegen. „Natürlich, mein liebes Fräulein Markhoff, blei- wn Sie bei mir. Wenn mein Vetter anders disponiert jätte, würde ich ihm sehr böse gewesen sein. Jetzt mä hen Sie es sich ein wenig bequem. So " Sie Half Erni beim Ablegen, die in dem hellgrauen Llpakarock und der weißen, durchbrochenen Bastbluse, Ke den Hals frei ließ, zum Anbeißen niedlich aussah. Die natürliche Herzlichkeit der nicht mehr jungen Frau Profesfor verscheuchte Ernis Befangenheit, so vast sie in drolliaer Weise ihr Erlebnis erzählte. „Vor allem, Erni, wo ist Sophia? Ist sie nicht zu Hause?" Er sagte ruhig „Erni" wie früher. „Fräu lein Markhofs" war ihm eine zu förmliche Anrede, um so mehr, da sie ihn auch gleich „Eberhard" ge nannt hatte. „Phia, nein, die ist nicht mehr zu Hause; sie ist in München. Und mir ist eben der Zug vor der Nase weggefahren. Wann geht der nächste?" „Vor morgen früh nicht! Da müssen wir uns nun nach einer Unterkunft für dis Nacht für Sie um sehen." „Ich kann doch! hier gleich in einem Hotel am Bahnhof bleiben?" Er fixierte sie lächelnd. „Nein, Erni, dahin nicht. Das ist mir zn unsicher für Sie unerfahrenes Kind. Sie werden mir jetzt ver trauensvoll folgen. Ich bringe Sie in das Haus mei nes Vetters. Dort sind Sie gut aufgehoben und dort werden Sie mir auch, alles Nähere erzählen." Mit einigen Worten verständigte er die Kame raden, die seinen Vorschlag für das Richtigste hielten. Eberhard zerstreute Ernis Bedenken, daß sie als Fremde unmöglich seine Verwandten um eine solche Zeit überfallen könne; sie wolle doch lieber ein Hotel aufsuchen. „Die außergewöhnlichen Umstände entschuldigen auch das Außergewöhnliche dieses Schrittes. Ueber- dies wissen meine Verwandten, in welcher Verbindung ich mit Ihrer Familie stand. Also Sie sind der Frau meines Vetters keine ganz Fremde! Frau Irma ist eine kluge, gütige Frau, fast wie Sophia, da dürfen Sie schon Vertrauen haben. Also kommen Sie. Lie Herren werden uns begleiten. Unter so vieler militä rischer Bedeckung brauchen Sie keine Angst zu haben, diesmal das Ziel zu verfehlen." Er lachte, daß seine weißen Zähne blitzten und in dem unverhoffte»: Glück, Eberhard getroffen zu haben, hatte Erni bald ihr Mißgeschick vergessen. Sie Plauderte mit ihrer früheren Munterkeit frisch drauf los. Eberhard war ganz entzückt von ihr. . Aus dem reizenden Backfisch hatte sich eine noch reizendere junge Dame entwickelt. Sie war etwas ^Panker und größer geworden, und ihre Bewegungen — 75 Jahre Sächsischer Lehrerverein. Der Sächsische Lchrerverein konnte jetzt auf 75 Jahre seines Bestehens zurück blicken. Er ist entstanden in dem politisch bewegten Jahre 1848, einem Jahre voller Hoffnung auf die politische Esiugung des! ^f" s Reiches und voller Ideen auf allen anderen Gebieten. Ein jach- I Neunkc sischer Landesverein wurde 1844 in Dresden erstmalig gefor dert, aber ohne Erfolg. Erst im April 1848 riefen fünf Schul männer Sachsens Lehrer von der Volks- bis zur Hochschule Zur ersten Versammlung nach Leipzig, die am 25. April stattfand. Dollar: 11. Aug. nicht notiert. „ 13. Aug. 3K90750-37092L0 Ml.
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