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Keine VorauszchluiWN an Seamte. Beginn im nächsten Vierteljahr. Im Neichsfinanzminiflerium fanden mit den Ver tretern der Landesregierungen, des Deutschen Städtetages, des Neichsstädtcbundes und des Landgemeindetages ein- gehende Verhandlungen über die Frage statt, wie der finanziellen Notlage der Länder und Gemeinden abge holfen werden kann. Es wurde fast von allen Seiten ge fordert, daß die vierteljährlichen Vorauszahlungen der Be amtenbezüge mit Rücksicht auf diese Entwicklung und die Unmöglichkeit der Beschaffung der erforderlichen Zahlungs mittel künftig eingestellt werden sollten, wobei auf die be sonderen Verhältnisse des besetzten Gebietes Rücksicht zu nehmen sei. Nach längeren Verhandlungen wurde in bei nahe allen Punkten eine vollständige Einigung erzielt. Or. Wirth in Moskau. Der Vertrag von Rapallo. Der frühere deutsche Reichskanzler Dr. Wirth ist dieser Tage inMoska u eingetroffen und dort von führen den russischen Staatsmännern empfangen worden. Dr. Wirth lat sich über die Zwecke und Erfahrungen seiner Reise ge äußert. Er weist zunächst auf den privaten Charakter seiner Reise hin. Diese Reise, wie andere im Ausland, dien ten der Auffrischung bestehender persönlicher Bekanntschaften und der Orientierung in wirtschaftlicher Beziehung. Er sei von niemandem beauftragt. Dr. Wirth fuhr fort: Eine besonders herzliche Aufnahme wurde mir durch Herrn Tschitscherin zuteil, mit dem ich seinerzeit zusammen mit Tr. Rathenau den Vertrag von Rapallo geschlossen habe. Ich diu offen gestanden erstaunt, daß die deutsche Industrie- und Bankwelt bisher nur sehr zögernd die Prattischen Konst- auengen aus jenem Vertrag gezogen hat. Englische Finanzkreise sind — obwohl ein ähnliches Abkommen zwischen Großbritannien und Rußland noch nicht besteht — bin- sichtlich der Anknüpfung wirtschaftlicher und finanzieller Be ziehungen zum Bund der Sowjetrepubliken weit unter nehmungslustiger. Von der Stadt Moskau habe ich im ganzen einen guten Eindruck. Die Bevölkerung erschein! zwar fast restlos proletarisiert, zeigt aber einen bemerkenswerten Sinn für Ordnung und Disziplin. Die Landwirtschaftliche Ausstellung erscheint mir ihrer ganzen Anlage nach außerorden'. lich geeignet, das nationale Empfinden und das Zusammen gehörigkeitsgesühl der russischen Arbeiter, Bauern und Soldaten zu stärken. Weiter äußerte sich Dr. Wirth anerkennend über die gün stigen Eindrücke, die er gewonnen hat. Er beabsichtigt, nach seiner Rückkehr nach Deutschland zunächst sich eine längere Erholungspause zu gönnen und sich für weitere Reisen in verschiedenen anderen Ländern vorzubereiten. politische Rundschau. Deutsches Reich. Die deutschen Guthaben ins Amerika. Der Bund der Ausländsdeutschen weist darauf hin, daß nach amerikanischen gesetzlichen-Bestimmungen für die Ver mittlung von Freigabe deutscher Vermögen in den Vereinig tenten Staaten durch amerikanische Rechtsbeistände oder sonstige Personen und Firmen nicht mehr als 3 Gebühren erhoben werden dürfen. Verschiedentlich scheinen 5 und sogar mehr verlangt worden zu sein. Es wird um Mit tcilnng solcher Fälle an die Bundesleitung gebeten. Gegen Frankreichs Wirtschaftskrieg. Der Ausschuß der Westdeutschen Verbände und die Vereine Rhein, Ruhr und Saar veranstalteten gemeinsam mit dem Meßamt in Leipzig eine große Kundgebung gegen den Wirtschaftskrieg an Rhein, Ruhr und Saar. Es wurde einstimmig eine Entschließung an genommen, in der im Namen der deutschen und europäischen Wirtschaft Einspruch gegen die Politik der Gewalt erhoben wird, mit der Frankreich mitten im Frieden eines der größ ¬ ten Wirtschaftsgebiete der Wett zum Stillstand und zur völli gen Auflösung bringt. Landwirtschaftliche Betriebssteuer. Nach dem Gesetz über die Besteuerung der Betriebe haben landwirtschaftliche, forstwirtschaftliche und gärtnerische Betriebe für die Monate September 1923 bis einschließlich Februar 1924 eine am ersten eines jeden Monats, zuerst also am 1. September, fällig werdende Abgabe zu entrichten. Die Abgabe beträgt für je 2090 Mark des für das Grundstück festgestellten oder festzustellenden Mehrbeitragswertes 1,50 Mark Gold monatlich; bei verpachteten Grundstücken ist der Eigentümer und der Pächter nur je zm Hälfte abgabe-' Pflichtig. Ernährungskonfcrenz in Koblenz. Die Internationale Rheinlandkommission hat an die Re gierungen der deutschen Länder, die durch die Rhein landbesetzung betroffen sind, das Ersuchen gerichtet, nach Koblenz Vertreter zu einer Konferenz der Rheinlandkom mission über die Ernährungslage im besetzten Gebiet zu ent senden. Die Rheinlandkommission begründet diesen Schritt damit, daß durch die jetzige schlechte Lebensmittellage Un ruhen entständen und diese die Sicherheit der Rheinland besatzung gefährden könnten. Dem Ersuchen wird seitens der Länder im Einvernehmen mit der Reichsregierung statt gegeben werden. Donnerstag sollen die Verhandlungen be- ainnen. Schlüsselzahlen für GLsenbahnkanse. 1,8 Millionen im Güter-, 600 000 im Personenverkehr. Der NeichSverkehrsminister hat unter Zustimmung des Neichskabinetts vorn 1. September ab die Schlüsselzahl im Personenverkehr von 150 000 auf 660 OVO, im Güterverkehr von 1,3 auf 1,8 Millionen hinaufgcsetzt. Gleichzeitig werden Ansnahmetarife für Obst und Gemüse cingeführt werden. Die Kartoffeln werden heute schon zu einem Fünftel des normalen Tarifs, also weit unter den Selbstkosten, gefahren. Die Geldentwertung zwingt auch die Reichsbahn, aus rechtzeitige Bezahlung ihrer Leistungen zu dringen und so auch an ihrem Teil die Inflation abzudämmen. Das gilt namentlich hinsichtlich des Eingangs der Frachten. In erster Linie ist deshalb eine AnderungdesjetzigenStun- dungsver fahrens in Aussicht genommen. Außerdem wird vom 1. September ab für Frachten, die nicht vom Ver sender bei Aufgabe des Gutes, also in Frankatur bezahlt, sondern erst bei Empfang des Gutes vom Empfänger durch Überweisung erlegt werden, ein Zuschlag von 10 auf die tarifmäßigen Frachtsätze erhoben. Spisl, Spori, Turnen. 8,x Reu.ifuhrer Adolf Huschke gestorben. Einer der Po pulürsten deutschen Radrennfahrer, der Berliner Adolf Huschke, ist den schweren Verletzungen, die er sich kürzlich bei einem Sturz während der Konkurrenz „Rund nm Berlin" zugezogen hatte, erlegen. Huschke gewann 1921 die Straßen meisterschaft von Deutschland und im Jahre darauf den Großen Preis von Deutschland über 100 Kilometer. Zu sammen mit seinem Bruder Richard hat er die beliebteste Mannschaft des letzten Berliner Sechstagerennens qebildet Rah und Fern. O Der deutsche Arztetag abgesagt. Mit Rücksicht auf die Teuerung hat der Vorstand des Deutschen Arztevereinbuudes beschlossen, die auf Mitte September in Bremen einberufene Mitgliederversammlung nicht stattfinden zu lassen. O Neun Personen an Pilzvergiftung gestorben. Durch euren entsetzlichen Vergiftungsfall sind in Berlin aus einer elfköpfigen Familie neun Personen ums Leben gekommen. Es handelt sich um einen Barbier Heidenreich, seine Ehe frau sowie sieben Kinder des Ehepaares, die sämtlich an Pilzvergiftung gestorben sind. Wenn edle Herzen bluten... 46 Roman von Fr. Lehne. Sah Sophia das befreite Aufatmen Brunos, von erhöhten Glanz in seinen Augen? Hatte er den an dern gar noch immer gefürchtet?" — — — — - „Endlich kommst du, Phia!" schmollte Erni. „Wo bleibst du nur so lange? Beinahe drei Stunden bist du fort gewesen. Ich habe mich schon geängstigt, daß dich einer entführt hätte." „Und wenn es so wäre, Ernikind?" Ein kaum unterdrückter Jubel klang aus ihrer Stimme; Erni hob verwundert den Kopf. Sie soll das zarte Rot auf den Wangen der Schwester, sah das Leuchten in deren Augen. „Sophia, dir ist etwas begegnet!" „Ja, mein Kleines, das Glück ist über meinen Weg gelaufen." Ihre Stimme schwankte zwischen Lachen und Weinen. „Ich verstehe dich nicht, Phia." „Du wirst es aber in Kürze verstehen, Liebes! Sorge jetzt für Blumen, für viele Blumen. Bitte Frau Pachmeyer um die Erlaubnis, ihren Garten plündern zu dürfen; ich will es ihr vergüten. Bringe mir Rosen. Geh, und eile dich, und dann lege ein fest liches Kleid an, denn nachher kommt jemand." „Kommt jemand?" wiederholte Erni wie betäubt und ein Gedanke stieg in ihr auf, der aber schnell verschwand, als Sophia weiter sprach. „Es kommt jemand, den deine Schwester immer geliebt hat, dem sie ein glückliches Weib sein will." „Sophia!" schrie da Erni auf. „Phia!" Sie kannte die Schwester in diesem Jubel, i>> dieser Freude, der ihr Wesen durchglühte, ihr taust ul Schwingen verlieh, nicht wieder. Dann brach sie in Tränen aus — die Ueberraschung war zu groß. Sophia nahm sie in die Arme und legte ihre Wange an Ernis tränenüberströmtes Gesicht. „Gönne mir doch mein Glück!" flüsterte sie. „Gönne es mir, lange genug habe ich darauf gewart-.r." Rodert Markhoff war wie vom Donner gerührt, al - er ein Schreiben von Karl Ludwig Keilmann ertn .» ' in dem ihm dieser Mitteilen liest, daß er feinen Anteil Aktien an der Markhoffschen Fabrik verkauft habe. Seine zunehmende Kränklichkeit gestatte ihm nicht mehr, sich auch noch bei diesem Unternehmen so intensiv zu beteiligen, wie es in seinem — Keilmanns — Jnter- tcresse Wohl wünschenswert sei. Auch den Neigungen seines Sohnes und Erben entspräche es nicht, ein so großes Kapital noch in einem fremden Unternehmen arbeiten zu lassen, da man einen Neubau und eine bedeutende Vergrößerung der eigenen Fabrik plane. Wenn auch Karl Ludwig Keilmann in liebens ivürdiger Weise geschrieben und ihm seines fortdau ernden Wohlwollens versichert hatte, so vermochte das Robert doch nicht zu beruhigen. Vor altem quälte ihn die Frage: an wen hatte man verkauft, wer war jetzt der Besitzer der Aktien? Daß Keilmann ihn der Konkurrenz in die Hände ge liefert hatte, konnte und wollte er nicht glauben, aber warum hatte er diese Frage offen gelassen? Er, Ro bert, hatte doch ein Recht daraus, zu wissen, mit wem er es zu tun haben würde. Für so kleinlich hätte er doch Karl Ludwig Keil mann nicht gehalten, daß er ihm aus persönlichen Gründen neue Sorgen und Verlegenheiten auflud. Wenn Erni nun mal den jungen Keilmann nicht heiraten mochte, so war das doch noch lange kein Grund, so gehässig und hinterlistig gegen die Firma Mark hoff vorzugehen. Seine Schwester wollte er auch nicht verschachern. Dazu war ihm Ernis blühende, unschuldige Jugend zu schade, um sie einem Manne zu opfern, der blasiert und verlebt, alle Genüsse zweier Weltteile durchlo stet hatte. Mochte es denn kommen, wie es wollte. Schwerfällig erhob sich Robert. Er sah nach dss Uhr. Es war gleich halb sieben, also bald Geschäfts schluß. Unwillsiirlich suchten seine Blicke den dunklen Müdchenkopf da an dem Pult, seinem Schreibtisch ge genüber. Aber der war nicht mehr da,, das ausdrucks lose Gesicht eines jungen Mannes starrte ihm ent gegen. Fast unmerklich seufzte er auf. Etwas sehr Schönes, Liebes, Sonniges war aus seinem Leben der schwunden. Er wandte sich dem blonden Jüngling zu. „Sagen Sie Herrn Ladewig, er möchte gleich noch die Angelegenheit mit Schneider u. Sohn in Ordnung bringen, mir fehlt die Zeit- Auf die Hälfte der sc O Eine Frau als Raubmörderin. In Berlin wurde die 50jährige Witwe Bock, die Besitzerin eines Porzellanladens, in ihrer Wohnung mit durchschnittener Kehle tot aufgefun den. Der Mord ist von einer Franziska Chmielewski, der „Braut" eines Untermieters der Ermordeten, iferübt worden. Es handelt sich um einen Raubmord. Die Mörderin, die Bargeld und Schmuckfachen im Wert von weit über einer Milliarde geraubt hotte, wurde verhaftet. O Auch Münchens Straßenbahn stirbt. Der Verkehr der Münchener Straßenbahn ist in den letzten Tagen so gering gewesen, daß mit einer baldigen Schließung ves Betriebes zu rechnen sein dürfte. Die Stillegung soll bereits den Stadtrat beschäftigt haben. In München ergeben sich für eine solche Maßnahme besondere Schwierigkeiten, da das Personal Be- amtcncharakter hat und daher unkündbar ist. O Beim Baden in der Ostsee ertunken. An ein und dem selben Tage sind infolge starken Seegangs im Ostseebad Rewahl der Kunstmaler Prof. Probst-Breslau und der Kaufmann Ringel-Stettin ertrunken, in Stolpmünde, vor den Augen seiner Schüler, seiner Mutter und seiner Braut der Lehrer Teitke aus Alt-Kolziglow und der Kaufmann W. Born aus Breslau, in Kolberg die Schülerin Strelow. O Ruhrepidemie in Düsseldorf. In den letzten Tagen sind in Düsseldorf 500 Erkrankungen an Ruhr zur Anzeige ge langt. Von den Erkrankten sind bereits sieben gestorben. O Der Tod in den Bergen. An der Südseite des Piz No- jatsch stürzte die Tochter des Konsuls Dr. H. Friedrich aus Düsseldorf und ihre Gouvernante, ein gegen 30 Jahre altes Fräulein Schenke, ab. Die Leichen der Abgestürzten wurden nach St. Moritz gebracht. O Das Verkehrsflugzeug Paris—London abgestürzt. Ein französisches Verkehrsflugzeug, das den Verkehr zwischen Paris und London vermittelt, stürzte bei East-Malling (Grafschaft Kent) mit 9 Passagieren, dem Piloten und dem Techniker an Bord ab. Ein französischer Kaufmann namens Günther ist ums Leben gekommen. Sechs Personen wurden in das Hospital geschasst, darunter ein Engländer, ein Däne aus Kopenhagen und der französische Flugzeugführer. O Schweres Autounglück. Bei den Probefahrten für den Grand Prix von Monza ereignete sich, wie aus Nom ge meldet wird, ein schweres Unglück. Ein Fiatwagen mit dem bekannten Rennfahrer Bordino am Steuer schlug in der gro-! ßen Nordkurve, vermutlich infolge Achsenbruchs der Vorder« räder, um. Bordino und sein Mechaniker gerieten unter den schweren Wagen. Der Mechaniker starb bald darauf an den erlittenen schweren Verletzungen; Bordino trug tiefe Fleisch wunden und einen Bruch des linken Handgelenks davon. O Ein neues Kabel zwischen Frankreich und Amerika. Zwischen Frankreich und Amerika ist ein neues transatlanti sches Kabel gelegt worden. Es beginnt bei Rockaway in der Nähe von Newyork und geht dann über Neuschottland und die Azoren nach Le Havre. Durch dieses Kabel können in der Minute 1200 Worte übermittelt werden O Das Ende der englischen Farbstossindustric. Professor Green, der leitende Chemiker der englischen Farbstoff- industrie, hat sein Amt niedergelegt, weil er der Ansicht ist, daß es nicht möglich sei, mit kaufmännisch und technisch voll kommen ungenügenden Kräften eine englische Farbstoff industrie ins Leben zu rufen. Professor Green, der seine Ausbildung in Deutschland erhalten hat, bringt durch diese Erklärung den im Kriege unternommenen Versuch, eine Farbstosfindustrie ins Leben zu rufen, zu einem wenig ruhm reichen Abschluß. O Ein spanisches Panzerschiff ausgelaufen. Aus Madrid Wird gemeldet: Das Panzerschiff „Espaüa" lief am Vor-! gebirge Tres Forcas nahe der marokkanischen Küste auf. Die Maschinen sind vom eindringenden Wasser überschwemmt. Hilferufe wurden nach Algier, Lissabon und Gibraltar aus-! gesandt. O Vom Schafhüter zum Maharadscha. Der indische Fürs! Beroda ist auf der Fahrt von Paris nach London kurz vor Vlissingen im D-Zug gestorben. In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist der Fürst, der bis zu seinem 12. Lebensjahre die Schafe seines Vaters hütete, von einem forderten Vergütung will ich mich einlassen, mehr aus! keinen Fall. Mögen sie dann die Ware retournieren." „Sehr Wohl, Herr Markhofs." Robert ging, um seinen Vater von dem neuen Verdruß in Kenntnis zu setzen. Der Kommerzienrat hatte sich sehr gut an das ab solute Nichtstun gewöhnt, obgleich er täglich darüber! rüsvnnierte, daß man ihn, der das Geschäft auf solche Höhe gebracht, so Vorzeisig zum alten Eisen geworfen habe, er, der bestimmt gehofft, „in den Sielen zu sterben." Im übrigen fühlte er sich sehr wohl. Den Vor-! mittag brachte er bei einem ausgedehnten Frühschop pen zu, kam nach Hause, genoß eine ergiebige Mittags ruhe, um dann wieder einem noch ausgedehnterem Däm merschoppen zu huldigen. Die Rätin war durch das zurückgezogene Lebe» noch stärker und unbehilflicher geworden. Ihre Haupt beschäftigung war, den ganzen Tag über ihr „unver dientes, schweres Geschick" zu bejammern. Sie konnte es nicht verwinden, daß sie nicht mehr tonangebend iu der Gesellschaft war. Robert hatte streng darauf gehalten, daß keine kostspieligen Essen mehr gegeben wurden, jeder leise Wunsch der Mutter und Andeutungen der Schweflet wurden ignoriert oder zurückgewiesen. Sophia fehlte sehr im Haushalt; die Kommerziell rätin konnte keine Mädchen behalten; sie stellte uw mögliche Ansprüche und widersprach sich zehnmal dec Nttnute in ihren Anordnungen. Annemarie fand mit ihren Klagen und Tränet reichliches Verständnis bei der Mutter. Sie schont Arno nicht, erzählte die kleinsten Kleinigkeiten am' ihrer Ehe, aber trotzdem wies man Roberts Vorschlci!' einer Trennung entrüstet zurück. „Man habe geravt genug an einem geschiedenen Familienmitgliede," ull^ im übrigen hoffe man auf einen guten Geschäftsgang- „Der hat aber auf eure Zulage nicht den cP ringsten Einfluß, ob er gut ist oder schlecht. Und wen"' Arno die Kaution bereits angegriffen hat, so ist dc^ ftine Sache. Annemarie ist sowieso schon vielmci!- vesse- als Sophia und Erni weggekommen." Es Ivar wieder das alte Lied, das Robert anstinc inen mußte. An der Tür war er mit der Brutter uno der Schwester zusammengetroffen. Da aber de» Kommerzienrat noch nicht daheim war, sparte er seill Neuiakeit bis zu dessen Wiederkehr aus