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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Postscheckkonto Dresden 2640 Erscheint seit dem Iahre 1S41 82. Jahrgang. Rr. 83. Donnerstag / Freitag IS. / 20. Juli 1S23. Amtlicher Teil verausgabten Brotmarken folgendes bestimmt: H 7 I. Für die Zeit vom 23. Inli bis 5. August gelten die grünen Brotmarken (bisher H gültig vom 23. bis 2». Juli). 4 gul < n r e 91 Die Belieferung einer Brotmarke mit 2 Broten hat nur durch eine Brotverkaufs- stelle zu erfolgen. Es ist daher nicht zulässig, auf eine Brotmarke während ihrer Geltungsdauer das erste Brot bei dieser und das zweite Brot bei einer anderen Stelle zu entnehmen. Den BrotverkaufSstellen bleibt zur Erleichterung der Kontrolle überlassen, die Brot marken und Brotmarkenteile bereits bei der ersten Vorlegung mit je 2 Broten bez. mit der doppelten Menge ihres aufgedruckten Wertes zu beliefern. Zwcis ! wär rümp er B icht ft rte si reund -chiäs ren." "4 wUkr«« nur Mttw»ch« u. ArUIa,< »«chmMag« 5 ll-r für den feienden La» Sqn-<preU bei S«d-abholung monatlich DN, durch unser« ülu«trL,er zu«e<ra«en in der Statt monaMch M., auf dem Land« DU, durch die Post bezogen »t,Nr«LtrItch Mi. mii Zustestun,«gebühr. «Ne postanst«N«n und Postboten sowie unsere «»«träger und «eschüst«ste»e nehmen sederzett Bestellungen entgegen. 2» Inste hüherer ««»alt, Nrleg »dir sonstl^r LetrlebgstSrungen hat der Sezleher leinen «nspruch aus Lieferung der Zeit-»« »d«r «Lrzun, de« 2e,ug«xretse«. )ewsch hen 6. Ei« Abdruck dieser Bekanntmachung ist in jeder Brot- und Mehl verkaufsstelle auszuhäuge«. 7. Hinsichtlich der Belieferung der Brotmarken mit Mehl finden die vorstehenden Vor« schriften sinngemäß Anwendung. 8. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Bestimmungen werden nach § 49 der Reichsgetreideordnung vom 4. Juli 1922 in Verbindung mit Z 6 des Gesetzes zur Sicherung der Brotversorgung im Wirtschaftsjahr 1923/24, vom 23. Juni 1923 bestraft. Meißen, am 16. Juli 1923. Kommunalverbaud Meißeu-Stadt und -Land. Nr. 42 2 I. Die Amtshauptmaunschaft. Mitsernvg der für die Zeit »sm A. Juli dir 1S. AWst MMgMen Vrolmrden. U. L BVUwrL sichtlich am 15. September 1923. Um die hohen Kosten für die Herstellung besonderer Brotmarken für die Zeit vom 20. August dis 1b. September zu vermeiden, wird hin sichtlich der Gültigkeit und Belieferung der für die Zeit vom 23. Juli bis 19. August Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, der Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Aerleaer mW Drmüer: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Herman» Lässig, für de» Inseratenteil: Aritz»» Zschunke, beide in Wilsdruff. 3. Teile dieser Brotmarken sind mit der doppelten Menge ihres aufgedruckten Wertes zu beliefern. InstMonerr«!« Ml. für dl« » g«sh«lle»e Nor»»«^ll« »der N«Nam«n, dl« r fpilstg, fforpxz^l« ML »«l Mledk^olun, °n» 2ahr-«<wfst«, «atst,«chend»r pr«t«n-qia^ »tamitmachim,«» Im «mMchm LM hm' »-h»rd-n) dir rg«spalirn« «,r»-«^H« Ml. »-ch»«lsiin,«^»«bühr pf^ «njrlgniann-bm« »l« «.«mittag 1« llhr. Ist« dl« IllchNgk,» »n durch I-ruruf Ibtrmlst«»«» «n^lgm Id^hnw, »N Mn- «maust«. Ad» A-da«. ansdruch «rllschl, w«m d«7 LMr«, dvch Ma" wrrd«, mch od«r »rr «ufiraggidm ln »»ukn« ^r«. , -- — - ltkßnll^ Jed« der vorbezeichneten Brotmarken hat sonach Gültigkeit für die Dauer von je 2 Wochen und ist in dieser Zeit mit je 2 Brote« zu beliefern. ler. lechgü r^rat Vorü Montag, den 23. Juli 1923, vormittags .9 Uhr wird im Verhandlungssaale des amtshauptmannschaftlichen Dienstgebäudes öffentliche Sitz««g des Bezirksausschusses abgehalten werden. Die Tagesordnung ist vom 17. Juli 1923 ab im Aushangkasten und im Eingangsraume der Amtshauptmannschaft angeschlagen. Nr. Vf. I. 8. 6. Meißen, am 16. Juli 1923. Die Amtshauptmaunschaft. Durch Anordnung der Kreishauplmannschaft Dresden vom 22. Juni 1923 tritt am 1. August 1023 die Zwangst««««- für das Tischlerhaudmerk im Amts gerichtsbezirke Wilsdruff mit Ausnahme der Orte Rothschönberg mit Perne, Burkhards- walde und Munzig in Kraft, ES haben sämtliche Gewerbetreibende, die das Tischler handwerk im obigen Bezirke selbständig betreiben, dieser Zwangsinnung mit dem Sitze in Wilsdruff anzugehören. Vom gleichen Zeitpunkte an wird die Tischlerinnung zu Wilsdruff (freie Innung) geschloffen. Tue Wahl des Jnnungsvorstandes wird nach Genehmigung der JnnungSsatzung erfolgen und bekanntgegeben. Wilsdruff, am 16. Juli 1923. Der Stadtrat. — Gewerbeamt. Für die Zeit vom 6. bis IS. Angnft gelten die rosa Brotmarken (bisher gültig vom 30. Juli bis 5. August). Für die Zeit vom 20. August bis 2. September gelten die ziegelrote» Broi- < a it m^ken (bisher gültig vom 6. bis 12. August). /,» U die Zxjt „om z bis 15. September gelten die blauen Brotmarken (bisher gültig vom 13. bis 19. August) g - für st lrsßt^ leul! in >1 Kleine Zeitung stir emge Leser. * Die englische Antwortnote auf das deutsche MeMorandüM soll mit Rücksicht auf Amerika noch in einigen Punkten abge- ändert werden. * Aus Anlaß eines noch nicht aufgeklärten Explosions- Unglücks wurde über Bochum der verschärfte Belagerungs zustand verhängt. * In Anlehnung an die neuen Löhne der Bergarbeiter werden die Brenustossverkaufspreise vom 17. bis 31. Juli um 63 H erhöht. * Lord Curzon erklärte dem französischen Botschafter in London das Erstaunen der englischen Regierung über die Rede PoincarLs in Senlis. * Der südafrikanische Premierminister Smuts trat in einer bemerkenswerten Rede für die Ausgleichspolitik Baldwins ein. Oie Schlacht des Friedens r«> li eisen und Melle. Die erste herbe Kritik von englischer Seite über den Brei, den die „großen Vier" 1919 in Versailles zusammen- gekocht hatten, kam aus dem Munde des südafrikanischen Generals Smuts. Er war unser Gegner im Weltkriege, und mit besonderem Schmerz empfanden wir es, daß ge rade er, der alte Burenkommandant, zusammen mit Botha, der einst 1900 in Berlin um Hilse für sein schwer bedräng tes Volk bat, über unsere Kolonien herfiel, Englands treueste Stütze geworden war, well England es verstanden hatte, die Gegner von 1899-1900 zu versöhnen. Als Präsident eines der größten englischen Dominions ist es, sind seine Ansichten für England nicht ohne Bedeu tung, und genau so richtig wie seine Äußerung im Dezem ber vergangenen Jahres, als er die berüchtigte Repara tionskommission sehr richtig als ein „Ausführungsorgan jves französischen Außenministeriums" bezeichnet hatte, ist jetzt das, was er in Pietermaritzburg auf dem Kongreß der ^.Südafrikanischen Partei ausführte: Die Europäer AWA w ü ßtenzwar,wiemanKriegführe,sie wüßten aber im Gegensatz zu den Südafrikanern nicht, wie it*AßS^"N Frieden machen müsse. s ' Der Friede, der den Burenkrieg beendete und die Ab- '. 25. niachungen der Südafrikanischen Union mit dem eroberten Leutsch-Südwestafrika, das jetzt zu dieser Union gehört, hatten den Grundsatz verwirklicht, den bisherigen Gegner nicht zu zerschmettern, ihn nicht für alle Zukunft zu ^sellachisieren", sondern ihm goldene Brücken zu bauen. > Also das Gegenteil des Versailler Prinzips. Mark Smuts weist auf die Folgen hin, den in der Weltwirtschaft dieser nur auf Haß und Verknechtung aufgebaute „Ver- Ülfftt gezeitigt hat, dieser „Frieden", unter den in Europa , üe Frieden einziehen kann. Die außereuropäische Welt S^Küitt sozusagen die Erbschaft Europas an, und wenn Groß- briiannien nicht dafür sorge, daß Europa sich erhole, bald dafür sorge, dann werde besonders das englische Mutter ¬ land wirtschaftlich die furchtbaren Folgen verspüren. Eu ropa, vor allem England, werde sich die außereuropäischen Märkte dann nie zurückerobern, und das bedeute den Tod Englands, das nur leben könne, wenn das Weltwirtschafts- leben ungestört feinen Gang gehe. Darum billigt Smuts die Politik Baldwins, die das Ziel einer Befriedung Eu ropas im Auge hat. Smuts trifft damit zweifellos den Kern, den Aus gangspunkt dessen, was Baldwin will. Die englischen Dominions sind längst nicht mehr die leicht gehüteten Ab satzmärkte des Mutterlandes, wie das vor dem Kriege der Fall war. Denn im Kriege, als die ganze Welt eine große Nüstungswerkstätte gegen Deutschland wurde, ist so manche englische Kolonie, vor allem Südafrika, Indien und Ägyp ten, zum Industrieland geworden, überall entstanden Fabriken zur Herstellung von Kriegsmaterial, überall wurden dafür die reichen Naturschätze jener Länder er schlossen. Und diese Industrien, die im allgemeinen ihre Rohstoffe aus dem eigenen Lande entnehmen konnten, ver schwanden mit dem Ausgang des Krieges nicht wieder von der Bildfläche, sondern stellten sich um, blieben und bilden jetzt eine starke Konkurrenz für die Industrie des Mutter landes. überall engten sie den englischen Absatz an Fabri katen, an Rohstoffen ein, und gleichzeitig fiel in Mittel europa vom Rhein bis zum Ural, von der Eider bis her unter zur österreichischen Südgrenze immer mehr und mehr jede Absatzmöglichkeit fort. Englands „bester Kunde", Deutschland, das ganze Rußland, Österreich, also die Län- der der hoffnungslos verelendeten Valuta, aber auch der Südosten Europas mit seiner stark kränkelnden Währung, ganz Vorderasien kam als Markt eigentlich kaum noch in Bettacht oder engte durch „Dumping", aber ein unfrei williges Dumping, die englischen Absatzmärkte in der Welt noch mehr ein. Die Zeiten sind vorbei, da der englische Citykaufmann drei, vier Stunden sein Bureau aufsuchte und leicht und sorglos seine Geschäfte abschlotz. Jetzt läuft so mancher, der sich das nie hat träumen lassen, mit dem Musterköfferchen herum und sucht die Kunden. Die fetten Jahre sind vorbei, und eine furchtbare Steuerlast macht jedes leichte Verdienen unmöglich. Das spürt die City; es ist nicht, wie der Spektaior 1896 schrieb, jeder Engländer in dem Augenblick, da Deutsch land zerschmettert ist, um hundert Pfund Sterling reicher geworden und das „dusinoes ns usual", „das Geschäft geht wie gewöhnlich", wie es im Anfang des Krieges hieß, ist ausgeträumt. Das weiß mit der City auch Baldwin, und er handelt im Interesse Englands, wenn er versucht, Eu ropa den Frieden wiederzugeben, den eS braucht, bitter notwendig braucht, damit das Geschäft wieder werden kann wie es früher! war. Er findet nun eine kräftige Stütze in General Smuts, der jetzt ankündigte, daß er auf der bevorstehenden britischen Reichskonferenz im Namen Süd afrikas „die Schlacht des Friedens« käMsen wolle. Lord Curzon ist erstaunt. Das Echo der Rede in Senlis. Lord Curion bat neuerdings mehrere fremde Bot- icyazwr empfangen, Nach dem französischen und dem uane- nischen Botschafter in London kamen die englischen Bot schafter in Berlin, Washington und Paris. Dem franzö sischen Botschafter, Grafen St. Aulaire, gegenüber brachte Lord Curzon das Erstaunen derenglischenRe- gierung über denTonderRede PoincarSs in Sen lis zum Ausdruck. Mit dem englischen Botschafter in Berlin sprach er angeblich über die Möglichkeiten einer Aufgabe des passiven Widerstandes im Ruhrgebiet. Von Sir Aucland Geddes, dem englischen Botschafter in Washington, erhielt Curzon die Mitteilung, daß, wenn der Entwurf zur Antwort auf die deutsche Ne parationsnote der Regierung der V e r e in i g te n St a a- ten zugehen werde, er in Washington freundliche Aufnahme finden würde. Zu der gleichen Rede PoincarSs bemerken die „Times", Poincars scheine die Überzeugung zu vertreten, daß der Plan der Alliierten unvollständig sei und daß noch viel getan werden müsse in der Richtung von Anwendung von Zwang gegenüber Deutschland. In England sei man da gegen fest der Überzeugung, daßderZwangbereits zuweitgetrteben worden sei. Deutschlands Finanz politik sei sinnlos gewesen, aber die französische Methode der Ruhrbesetzung habe sie sicherlich nicht gebessert, weder vom Standpunkt der Alliierten noch von dem Deutschlands aus. Großbritannien wolle kein zusammengebrochenes Deutschland, welches eine Last und eine Gefahr für ganz Europa sein würde. Vor dem englischen Memorandum. Rücksicht auf Amerika. Wie die Pariser Blätter melden, zerfällt die englische Antwort in zwei Punkte, ein Begleitschreiben, betreffend den passiven Widerstand, und ein anderes, nach dem die Zahlungsfähigkeit Deutschlands durch die Alliierten gewürdigt werden solle. Hierbei scheint sich in London, soweit sich das von Paris aus über sehen läßt, bereits ein auffälliger Umschwung geltend zu machen; denn plötzlich ist nicht mehr di.e Rede von einer besonderen Sachverständigenkommission, sondern von einem besonderen, von der Reparationskommission zu ernennenden Ausschuß. Man scheint also jetzt wieder ouf den bekannten Bankterausschuß vom vorigen Jahre zurückgreifen zu wollen. Das „PetU Journal" hebt hier bei hervor, daß dies hauptsächlich Amerika zuliebe geschehe. Neue Änderungen gevlant. Reuter erfährt, es sei möglich, daß der Entwurf der britischen Antwort auf die deutsche Note im Kabinett einigeÄnderungenerfahren werde. Es sei da her unwahrscheinlich, daß die Antwort mit der Mantelnote vor Ende der Woche in den Händen der anderen alliierten Regierungen sein werde. „Daily Telegraph" hält es da gegen sür möglich, daß die Absendung an die Alliierten am Donnerstag erfolgt. Der diplomatische Korrespondent des Blattes ist der Ansicht, daß eine Veröffentlichung der Schriftstücke unmittelbar nach ihrer Ausbändi-