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Nsue erhöhte Postgebühren. Noch im Lause des August. Der Postgebührenausschuß des Reichs tages .stimmte der Änderung der gesetzlichen Post-, Post scheck-, Telegraphen- und Fernsprechgebühren zu. Die neuen Gebühren stellen sich danach wie folgt: M Postkarten im Ortsverkehr 4000 M., im Fernverkehr 8000 Briefe im Ortsverkehr bis 20 Gramm 8000 M., bis 100 Gramm 12 OM M., bis 250 Gramm 20 000 M., bis 500 Gramm 25 000 M.; im Fernverkehr bis 20 Gramm 20 000 M., bis 100 Gramm 25000 M., bis 250 Gramm 30 000 M., bis 500 Gramm 35 000 M. Drucksachen bis 25 Gramm 4000 M., bis 50 Gramm 8000 Mark, bis 100 Gramm 12 000 M., bis 250 Gramm 20000 M., bis 500 Gramm 25 000 M., bis 1 Kilogramm 30 M) M. Geschäftspapiere bis 250 Gramm 20 000 M., bis 500 Gramm 25 MO M., bis 1 Kilogramm 30 MO M. Warenproben bis 100 Gramm 12 OM M., bis 250 Gramm 20000 M., bis 500 Gramm 25 000 M. Mischsendungen bis 250 Gramm 20 OM M., bis 500 Gramm 25 MO M., bis 1 Kilogramm 30 OM M. Päckchen bis 1 Kilogramm 40 OM M. Pakete bis 3 Kilogramm erste Zone 45 OM M., zweite Zone 90 OM M., dritte Zone 90 000 M., bis 5 Kilogramm 60 000 M., bzw. 120000 M., bzw. 120 OM M. Zeitrmgspakete bis 5 Kilogramm 30 MO M„ bzw. 60 OM M., bzw. 60 OM M. Postanweisungen bis 100 OM M. 8000 M. Gebühr, bis 1 Million M. 12 OM M. Gebühr, bis 2 Millionen?«. 20 MO M. Gebühr, bis 5 Millionen M. 25 000 M. Gebühr, bis 10 Mil lionen M. 30 OM M. Gebühr, bis 20 Millionen M. 40 MO M. Gebühr, bis 30 Millionen M. 50 000 M. Gebühr, bis 50 Mil lionen M. 60000 M. Gebühr. Postscheckgebtthren bis 100 OM M. 20M M. Gebühr, bis 1 Million M. 3000 M. Gebühr? bis 2 Millionen M. 5M0 M. Gebühr, bis 5 Millionen M. 60M M. Gebühr, bis 10 Mil lionen M. 8M0 M. Gebühr, bis 20 Millionen M. 10 OM M. Gebühr, bis 30 Millionen M. 12 OM M. Gebühr, bis 50 Mil lionen M. 16000 M. Gebühr, über 50 Millionen M. 20000 M. Gebühr. Telegrammgebührcn im Fernverkehr: Grundgebühren 32000 M., Wortgebühr 160M M.; im Ortsverkehr: Grund gebühren 16 OM M., Wortgebühr 8000 M.; Pressetelegramme wie Telegramme im Ortsverkehr. Fernsprechgebühren: Grundgebühren, Ortsgesprächsgebüh ren, Ferngesprächsgebühren 999 9M^ (bisher 49 900 2L). Zeitungen bei einem durchschnittlichen Nmnmergewicht b:Z 25 Gramm monatlich 80 M., bis 50 Gramm 160 M., bis 1M Gramm 240 M., bis 250 Gramm 400 M„ bis 5M Gramm 560 Mark, bis 1 Kilogramm 720 M., bis 2 Kilogramm 1440 M. Diese Änderung tritt hinsichtlich der Zeitungsgebühreu am 1. Oktober 1923 in Kraft, im übrigen bestimmt der Reichspostminister den Tag des Inkrafttretens. Zu den vierteljährlich im voraus fälligen lausenden Fernsprech gebührensätzen wird jedoch noch bis Ende September 1923 der am 1. Juli 1923 maßgebend gewesene Zuschlag von 14900 sT erhoben? Dem Vernehmen nach, dürften die neuen Postgebühren noch im Lause des Monats August in Kraft gesetzt werden. Nah »md Fern. O 30 Millionen Nachnahmesendungen gestattet. Der Meistbetrag für Nachnahmesendungen wird vom 15. August an auf 20 Millionen erhöht. O Der Index der Arzte. Die Honorarkommission der Berliner Ärztekammer hat entsprechend dem Neichsteuerungs- tndex den Index der Arzthonorare auf 480 000 festgesetzt, d. h. das Friedenshonorar der Ärzte wird mit 480 000 multipli ziert. O Teures Schuhputzen. Aus Berlin wird gemeldet: Die Gebühren für die Schuhreinigung an Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen haben eine Neuregelung durch das Polizeipräsidium erfahren. Für die Reinigung des Schuhwerks unter Anwendung von Wichse oder Krem dars das 1)4fache des jeweiligen Preises einer einfachen Fahrt auf der Berliner Straßenbahn erhoben werden. Dieser Preis für das Reinigen des Schuhwerks würde also zur zeit 75 000 Mark betragen. O 16V OVV Mark für eine Straßenbahnfahrt in Leipzig. Infolge einer von den Leipziger Straßenbahnern durch Arbeitsniederlegung herbeigeführten Nachzahlung von 6 Millionen Mark pro Person erhöht sich der Aufwand der Stadt für die Bahn auf 12 Milliarden Mark pro Tag. Infolgedessen kostet eine Straßenbahnfahrt, die bisher 25 000 Mark kostete, von Freitag ab 160 000 Mark. O Mit mehreren Milliarden durchgebrannt. Aus Schrobenhausen in Bayern ist der 27 Jahre alte Bank beamte Fritz Kugler nach Veruntreuung von mehreren Milliarden Mark flüchtig geworden. Am schwersten ge schädigt ist eine Münchener Bank, die Kugler wertvoll« Papiere in Höhe von über 2 Milliarden Mark überlassen hatte. G Ausstellung deutscher Kunst in Brüssel. Im Brüsseler Museum veranstaltet die Direktion augenblicklich eine Aus- ; stellung altdeutscher Kunst aus belgischem Besitz — eir - eigentümliches Zusammentreffen mit der Haßpropaganda ? die die meisten belgischen Zeitungen in der Zeit der Ruhr- ) besetzung gegen deutsche Art nö ig finden. o Katastrophe beim Stierkampf. Bei einem Stierkampf § in Fourques im Departement Gard (Südfrankreich) stürzte f eine Tribüne zusammen und begrub sämtliche Zuschauer z unter ihren Trümmern. Nach langen Bemühungen gelang i es, 6 Tote und 10 Schwerverletzte zu bergen. 1 O Folge der amerikanischen Anti-Alkohol-Gesetze. Aus s Washington wird gemeldet, daß in den Kellern der deutschen z Botschaft in Washington Spirituosen im Werte von 10 000 Dollar gestohlen wurden. D Villas Witwen. Um die Erbschaft des ermordeten mexikanischen Prätendenten General Villa ist ein heißer Streit entbrannt. Nach seinem Tode haben fünf Frauen, die erklären, seine Witwen zu sein, Ansprüche auf den Nachlaß angemeldet. Der Fall wird noch dadurch kompliziert, daß Villa, der ein Vorgefühl gehabt zu haben scheint, kurz vor seinem Ende mehreren dieser Frauen Anteile an seiner Erb schaft zusicherte. Die fünf „Witwen" haben als Beweise für ihr Recht jede eine ganze Schar von Kindern mitgebracht, deren Vater Villa sein soll. Gpiel, Spork, Turne«. 8p. Rekordflug eines Flugzeuges. Soeben hat der britische Minister des Flugzeugwesens, Samuel Hoare, an einer Fahrt teilgenommen, die alle bisher ausgestellten Rekorde in den Schatten stellt. Das zwölfsitzige Flugzeug, das er benutzte, hat an einem einzigen Tag dje 1600 Kilometer zurückgelegt, die Gotenburg von London trennen. Er stieg in Gotenburg um 9)4 Uhr vormittags aus und landete in Croydon um 9 Uhr 45 Minuten abends. Der letzte Teil des Weges wurde in der Dunkelheit zurückgelegt, wobei den Piloten Feuerzeichen über die Richtung orientierten. 8p. Der Jockey auf dem Rad. Aus einer amerikanischen Modelaune, die Räder bei Nennen farbig zu lackieren, hat sich die nutzbringende Praxis entwickelt, die, Rennfahrer mit Ihren Rädern in Farben zu harmonisieren. Der eine fährt in weißen Hosen und Sweater — sein Rad ist weiß. Der andere wählt rot als Dreß — sein Rad ist rot usw. Durch diese Farbenmethode wird erreicht, daß das Publikum die Rennfahrer während der Rennen genau unterscheiden und verfolgen kann, was bei den bisher gebräuchlichen „Num mern" nicht der Fall war. Tartarin an -er Ruhr. Schluß Der Dolmetscher übersetzte die Anklage. Der Bür germeister kriegte einen höllischen Schreck? Darauf war er nicht vorbereitet, daß er wegen der fehlenden Vor hänge zum Tode verurteilt werden könnte. Er be hauptete, er wäre unschuldig. „Unschuldig." Tartarin konnte eine derartige Frechheit gar nicht begreifen. „Unschuldig!" wiederholte der Vertreter der An klage. „Soll ich die Wiege kommen lassen? Bestreiten Sie, baß sie keine Vorhänge hat?" Das mußte der Angeklagte zugeben, aber er wandte ein, der Mangel an Vorhängen sei nicht böse gemeint. Ein höhnisches Lächeln des Staatsanwalts schnitt ihm das Wort ab. „Nicht bös gemeint! O, meine Herren Richler. Wir lassen den Angeklagten seit langem beobachten. Er ist ein gefährlicher Mensch. Denken Sie nur, er hatte einen Skatabend mit zwei der aus gewiesenen Schupo-Offiziere. Ist das richtig?" Der Bürgermeister konnte den schwer belastenden Skatabend nicht ableugnen. Sein Geständnis erregte die größte Sensation im Gerichtssaal. Beftnedigt nickte der Staatsanwalt. „Gut, daß Sie Ihre Lage durch Lügen nicht noch mehr verschlim mern. Ich lege aus den Verkehr mit den Schupo-Ofsi- zieren wenig Gewicht, in den Geheimakten des Ange klagten stehen ganz andere Sachen, meine Herren, Sachen, Sachen... die an Hochverrat streifen." Der Verteidiger mischte sich ein. „Es handelt sick doch! nur um die Vorhänge und die Wiege. Ich halte es für unzulässig, daß auf geheime Akten Bezug genommen wird." „Unzulässig, mein Herr? Ich bitte um den Schutz des Präsidenten. Ich kann mir keine Beleidigung durch einen Deutschen gefallen lassen." Tartarin sprang seinem Landsmann bei. „Herr Verteidiger, Sie vergessen, daß Sie vor einem fran zösischen Gericht stehen. Ich kann nicht dulden, daß Sie persönliche Ausfälle gegen einen französischen Offi zier richten." „Und ich bemerke noch, daß der Verteidiger nicht besser ist als der Angeklagte. Auch über ihn führen wir geheime Akten und was darin steht. . ." Der Staatsanwalt hielt triumphierend ein .Aktenheft empor. „Wollen Sie den Inhalt nicht mitteilen?" „Nein, Herr Präsident, ich will die Richter durch solche Ungeheuerlichkeiten nicht gegen den Angeklagten einnehmen, aber die Wahl seines Verteidigers be weist . . Jetzt brauste der Anwalt auf. „Lesen Sie Ihre Denunziationen nur vor, von Mir kann niemand was ! fagen, als sag ich kein Freund der Franzosen diu Las ' darf jeder wissen." „Kein Freund der Franzosen", zeterte Tartarin. „Bravo, oravoi" ertönte es aus dem Publikum. Tartarin mutzte die Würde des Gerichts wahrem drohte, den Saal räumen zu lassen. „Haben Sie diese Rufe gehört?" „Natürlich." „Und sie sagen Ihnen nichts!?" Der Verteidiger Z schwieg. Das Bravo tat ihm wohl, sonst sagte es ihm nichts. ^,Mir desto mehr. Sie Hetzen die Bevölkerung gegen die Besatzungsbehörden auf, Sie predigen offen den Haß gegen Frankreich. Unteroffizier, Sie kennen Ihre Pflicht." Seitdem er an der Ruhr war, bestand die Pflich! r des Unteroffiziers darin, Deutsche zu bestehlen oder zu ' verbaUen. Das erstere kam "vor dem versammelten , Publikum nicht rn Betracht, so blieb nur die Verhas- Z tung. Er hatte die Meinung seines Vorgesetzten ge- j troffen. Tartarin nickte befriedigt, als der Verteidiger I von vier Mann in das Gefängnis abgeführt wurde. Das Intermezzo erheiterte Richter und Staatsan walt. Die Stimmung wurde milder und mit vollendeter Höflichkeit wandte sich! Tartarin zu dem Angeklagten: „Haben Sie etwas dagegen, daß die Verhandlung fort gesetzt wird?" Der zuckte mit den Achseln. „Gerichtsschreiber, schreiben Sie: Der Angeklagte lp einverstanden, daß ohne Verteidiger weiter ver handelt wird." Der Held wahrte genau die Vorschriften der Prozeßordnung. „Haben Sie sonst noch etwas zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?" Der Bürgermeister war der Ansicht, daß er bis ? jetzt überhaupt noch nichts vorgebracht habe. Er gab ! zu, daß er eine Wiege ohne Vorhänge geschickt habe, i aber dieser Mangel sei nicht lebensgefährlich. „Tau- f sende von Kindern schaukeln in Wiegen ohne Vorhänge." j „Deutsche Kinder, meinen Sie?" „Französische vielleicht auch." s Tartarin lächelte überlegen. „Wir wollen den ) Sachverständigen darüber hören." Dr. Purgon erhob sich. Durch sein Monokel schaute er den Angeklagten verächtlich an, verbarg mit Mühe ein mehrmaliges Gähnen hinter der elegant behandschuhten Rechten und gab sein Gutachten mit leiser näselnder Stimme ab. An jedem Wort und jeder Bewegung merkte man, wie lästig es ihm war, sich mit einem Deutschen über haupt zu befassen. „Lebensgefährlich! . . . natürlich lebensgefährlich. . . neugeborenes Kind . . . sehr zart, Witterungssinflüsse. . . besonders französische Kinder im rauhen Norden. Das weiß jeder, zumal jeder Vater, Sie sind doch selbst Vater?" „Jawohl, aber meine Kinder hätten keine Wiege mit Vorhängen." Der Arzt zuckte die Achseln. Deutsch« Kinder Schöffengericht Wilsdruff Pen 16. August 1923. LechaMungsleiter: Herr Amtsgerichtsrat v. Cotta, FrS tal-Döhlen. Schöffen: Die Herren Ührmachermeister Nicola Wilsdruff und Privatmann Schönh-aks-Sora. Der vielfach vorbestrafte laNdwirtschastlkche Arbeiter § in Dr. und der gleichfalls vorbestrafte Schlosser B. aus Z. ÖberfHlssien sind angeklagt, gemeinschaftlich aus dem Garte' des Gutsbesitzers Irmer in Roitzsch 40 Kilo Bleirohre uü Messiugteile gestohlen zu haben. Wegen Rückfaüdiebstahls el kannte das Schöffengericht unter Berücksichtigung mildernde Umstände bei K. auf vier Monate und Pol B. auf drei Monal Gefängnis. — Die Gaftwirtsehefrau R. in M. ist der Hehler! beschuldigt, weil sie sich 20 Pfund Hafer zur Begleichung eine Zechschuld als Zahlung geben lietz^ von 'dem sie annehmen mußt! daß dieser nicht auf redliche Weife erworben sein konnte. Nal dem Verlauf der Verhandlung konnte die Anklage nicht aufrech erhalten werden und das Schöffengericht fällte -ein freispreche» des Urteil. — Die landwirtschaftlichen Arbeiter B. in Br D. in K. und M. aus SH. in der Schweiz sind beschuldigt, gr meins-chaftlich dem Gutsbesitzer Bier in Wilsdruff ein Mvtorrc gestohlen zu haben. Das -Schöffengericht erkannte für B. un D. auf je vier Monate Gefängnis, während das Verfahre gegen den nicht -erschienenen M. ausgesetzt und vertagt werde müßte. KLrchesmachrichten. — 12 Sonntag n Tr PrMgttext: ApostelgesH. 12, 1—11. Wilsdruff. Vorm, 0-9 Uhr Predigtgottesdienst. — 10 Uhr Kinder -gottesdienst. — N-ächm. 2 Uhr Tauftzvttesdienst. — Abend 6 Uhr Iungmänneroerein (Jugendheim). Mittwoch, den 22. August: Abends 6 Uhr Jungmann« verein (Jugendheim). — 0-8 Uhr Hauptversammlung. Donnerstag, -den 23. August: Abends 0-8 Uhr Bibel stunde (Römerbrief). Grumbach. Vorm. 8 Uhr PredigtgotteSdienst. Montag bis Donnerstag abend 8 Uhr Pvsaunen-stunde. Kesselsdorf. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdien-st (Pf. Zacharias). - Nachm. 2 Uhr Taufen. Sora. Vorm. 8 Uhr Ha-uptgottesdienst. Röhrsdors. Borm. 0-9 Uhr Prediglgottesdienst. — 10 Uhr Kinde; gottesdienst. Limbach. Borm. 0-9 Uhr PrMgkMttesdienst. Blankenstein. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesd-ienst. — Dresdner Schiachtviehmarkt vom 16. August. Auftrieb 4 Ochsen, 3 Bülten, 4 Kalben und Kühe, 80 Kälber, 1 Ziege 14 Schweine. Außerdem 'durch 'das SHauamt zur sofortige. Schlachtung (-also nicht auf den Markt) gestellt: 11 Ochsen 11 Bullen, 15 Kühe, 90 Kälber, 7 Schafe, 113 Schweine. Preise in Mark für Lebend- und (im Durchschnitt) für SOach; gewicht: Rinder: Preise wie am Montag; Kälber: beste Mast und -Saugkälber 3 bis 3,1 Mill. (5 Milk.), mittlere Mast- -uw gute Saugkälber 2,85 bis 2,95 Mill. (4,833 Mill.); Schafe uni Schweine: Preise wie -am Montag. Infolge des geringen Aus' t»kebes wurde von einer -amtlichen Preisnotierung abgesehen gingen ihn nichts an, aber Tartarins edles Herz empör!- Nw- „ENlseyucy, oay Ete Zyre eigenen Ktnver fo run behandelt haben, aber die zarten Sprößlinge Fran? reichs müssen wir vor dem gleichen Schicksal behüten/' Der Bürgermeister brach unter der Wucht der An klage zusammen. Seine Kinder lebten zwar, aber er fühlte sich schuldig an ihnen, als wäre er ihr Mörder. Die Stimmung wurde schwül, zumal uach dem er greifenden Plaidoyer des Anklägers. „Liebet Eur Feinde", sagte er. „Das ist das Wort, das sich jeder Franzose hier im Ruhrgebiet zur Richtschnur nimmt. Dieser Verbrecher weiß nichts davon und vergilt unsere grenzenlose Liebe mit dem Versuch, unsere Kinder zu ermorden. Meine Herren Richter, er mutz die ganze Strenge des Gesetzes fühlen." Der Gerichtshof wollte sich! zurückziehen, doch die Frau des Bürgermeisters trat vor und verlangte, ver nommen zu werden. Tartarin sah den Staatsanwalt, der Staatsanwalt Tartarin an. Beide waren in Ver legenheit. „Die Verhandlung ist geschlossen. Die Pro zeßordnung . . ." Doch die Frau unterbrach- sie. „Ach was, ich will reden und werde reden. Mein Mann weiß von der ganzen Sache nichts. Er hat die Wiege überhaupt nicht gesehen. Ich habe sie gekauft und den Franzosen' schicken lassen." Allgemeine Bewegung folgte den Worten. Der: Vorsitzende fah hilflos den Staatsanwalt, dieser noch hilfloser den Vorsitzenden an. Tartarin fand zuerst seins Geistesgegenwart wieder „Also Sie sind die Verbrecherin?" „Jawohl, ich . . . ich- ganz allein," Die Freu schien noch stolz auf ihre Missetat zu sein. „Und Ihr Mann?" Bei der Frage kriegte sie doch Angst. „Ihr Mann hat sich unterstanden, einen Befehl der Besatzungsbehörden nicht auszuführen?" „Herr Präsident. . ." Die dreiste Frau wollte nochmals erwidern, doch Tartarin schnitt ihr das Wort ab. „Der Gerichtshof zieht sich zur Beratung zurück." Die Beratung dauerte nicht lange. Die Frau wurde „wegen lebensgefährlicher Behandlung eines Mitgliedes der Besatzungsarmee" verurteilt. Die galanten Fran zosen billigten ihr mildernde Umstände zu, sie kam mit 10 Jahren Gefängnis davon. „Besser als freigesprochen", sagte sie in ihrer Ver stocktheit. „Nur die Schande nicht, lieber ins Ge fängnis!" Sie zeigte keine Spur von Reue. Ihr Mann dagegen war erschüttert und flehte Tartarin an: „Lassen Sie mich die Strafe für meine Frau absitzen, Hem Präsident." „Sie!" Tartarin maß ihn mit dem vernichtenden Blick, den kein Deutscher ertrug. „Sie? Sie büße:: für sich selber. Wegen Nichtausführung eines Befehls der BesatzungOehörden auch 10 Jahrs Gefängnis!"