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2.en oer an oer Bevonerung verumen '4;ervrechen zur Kenntnis der Behörden und an die Öffentlichkeit, d» zahl reiche Bewohner des Einbruchsgebietes aus Furcht vor Ver geltungsmaßnahmen sich vor der Anzeige scheuen. Trotzdem haben die beiden ersten Bände der amtlichen Veröffentlichun gen eine Fülle einwandfreien Materials über die Greuel- taten der Besetzungstruppen erbracht. Die jetzt vorliegende dritte Sammlung umfaßt 30 Fälle, daruntcr acht Erschießungen, sieben Sitt- lichkeitSvcrbrcchrn, zahlreiche Verwundungen und Mißhand lungen, Beraubungen und sonstige Ausschreitungen der französisch-belgischen Besetzungstruppen. Außer der dritten Sammlung der Zeugenaussagen über die Gewaltakte ist von amtlicher Seite eine sechste Zusammen stellung der Untaten der französisch-belgischen Truppen be kannt gegeben worden. In dieser SammlungderTat- be stände, denen eidliche Zeugenaussagen folgen werden, sind zu verzeichnen: Elf Tötungen, darunter die Tötung einer Frau, 31 Verwundungen und Mißhandlungen, darunter zwei Mißhandlungen von Frauen, sieben an Frauen verübte Sittlichkeitsverbrechen und acht Beraubun gen. Das Material der vorliegenden Zusammenstellungen, das ein erschütterndes Bild der seelischen und körperlichen Not der Bevölkerung des Einbruchsgebietes gibt, ist auch den fremden Negierungen bekannt gegeben worden; bei den Regierungen in Brüssel und Paris ist unter Überreichung des Materials gegen die Vergewalti gung der friedlichen Ruhrbevölkerung der Protest er neuert worden. Schwere Muhen in Oberhausen. Zwei Tote, sieben Verwundete. Anläßlich einer Streikdemonstration, an der sich etwa 5000 bis 6000 Arbeiter der „Gute-Hoffnung-Hütte", meist. Jugendliche, mit Knüppeln und Spaten bewaffnet, beteilig ten, kam es in Oberhaufen zu schweren Zusammenstößen. Die Demonstranten nahmen eine drohende Haltung ein, so daß die Polizei gezwungen wurde, Schreckschüsse abzugeben, auch dies hatte nicht die erhoffte Wirkung. Die Demonstranten drangen weiter gegen die Polizei vor, die nunmehr sch a rfe S ch ü sse in die Menge abgab, wodurch zwei Personen getötet und sieben verwundet wurden. * Die belgischen Mordschützcn. In Mülheim a. Ruhr ist in einer der letzten Nächte der 18jährigc Arbeiter Josef Rothvon einem belgischen Posten erschossen worden. Er soll sich nach den Angaben der Besatzungsbehörde mit einem Begleiter in einem Gebüsch in der Nähe des Postens aufgehalten haben und aus Anruf des Postens geflohen sein. Diese Angaben haben sich als falsch erwiesen. Börse und Handel» 30°/. Neichsbankdiskont! Dem Zentralausschuß der Reichsbank lag in seiner Tonnerstagssitzung der Antrag des Reichsbankdirekto- rinms vor, den Diskont von 18 A auf 30 A zu erhöhen. Der Ausschuß lehnte diesen Antrag mit 18 gegen 5 Stim men bei einer Enthaltung ab, das Direktorium beschloß aber nach nochmaliger Beratung, bei seinem Vorschlag zu bleiben, und setzte den neuen Diskont auf 30 H fest. Der Lombardzinssuß wird auf 31 H gehoben. Reichsbauk- präsident Havenstein gab noch wichtige Erklärungen über neue Maßnahmen der Reichsbank ab, die ein erhebliches Entgegenkommen gegen die von vielen Seiten erhobenen Forderungen, wertbeständige Kredite einzuführen, varstellen. An die Diskontierung wertbeständiger Wechsel ist man zunächst nicht herangetreten, dagegen ist man ent schlossen, einen wertbeständigen Wechsellombard einzu führen. * Keine Devisennotierung in Berlin. Da die Berliner Börse am Donnerstag sowohl für Devisen- wie Effektenhandel ge schlossen blieb, fanden keinerlei Notieri-na-»» Nn« Tartarin an -er Ruhr. 4 Fortsetzung. Die Lokomotive konnte über den Hügel fahren, die Wagen mußten von den Arbeitern nachgeschoben und die Kohle jenseits der Höhe wieder eingeladen werden. " Die Lösung war von einer genialen Einfachheit und wurde von den versammelten Polacken, Tschechen und Italienern mit Begeisterung begrüßt. Durften sie doch wieder mehrere Wochen für das geliebte Frank reich zum höchsten Tageslohn arbeiten! Rach Paris aber telegraphierte Tartarin, daß der erste Kohlenzug bestimmt, allerdings mit einer kleinen^ aber unvermeidbaren Verspätung eintreffen werde. * V. Aamiliensreuden. Die Lage wurde ernst, sehr ernst. Der General machte ein sorgenvolles Gesicht, und wenn er es tat, war es selbstverständlich, daß der Adjutant ein noch sorgenvolleres Gesicht machte und daß Tartarin ihrem Beispiel folgte. Der Untergebene muß immer tun, was der Vorgesetzte tut. Die drei Helden standen in drückendem Schweigen bei einander. Endlich sagte der General: „Etwas muß geschehen." „Jawohl," stimmte der Adjutant bei. „Jawohl," wiederholte Tartarin. Alle drei dachten angestrengt nach. Aber der große Gedanke, der Frankreich retten konnte, kam ihnen nicht. „Wie sehen die Herren die Situation an?" fragte der General nach einer erneuten Pause. Der Adjutant sah sie ernst an, Tartarin ging noch über ihn hinaus und meinte: „Ueberaus ernst. Wir be finden uns in einer verzweifelten Lage. Wir müssen auf das Schlimmste gefaßt sein . . ." „Das wäre . . ." „Daß die Deutschen losbrechen, daß Millionen von Arbeitern über uns herfallen." „Sie haben keine Waffen?" „Sind Schmiedehämmer, Hacken und Spaten keine Waffen, mein General?" Der General dachte über die schwierige Frage nach. Im Geiste sah er schon, wie ein westfälischer Schmiede hammer auf seinen edlen Schädel niedersauste, doch er war ein Held. „Wir müssen ausharren." sagte er mit dumpfer Stimme. v Arvorsieyense Freigabe des freien Verkehrs im Devisen - handel. Mit ziemlicher Bestimmtheit verkamst in eingeweihten Berliner Kreisen, daß baldigst der freie Handel aus dem De visenmarkt wieder ausgenommen werden dürfte. Oer L^ochenindex. - Steigerung vom 23. bis 30. Juki. Die Reichsindexziffer für dke Lebenshaltungskosten stellt sich nach den Berechnungen des Statistischen Rcichsamts kür den 30. Juli d. I. auf 71476 (1913/14 gleich 1). Die Steige- rung gegenüber der Vorwoche (39 336) beträgt somit 81,7 Die Durchfchnittsziffer für Mai stellte sich aus 3816, für Juni auf 7650. H m 20. Juni war die Ziffer 9 272, 27. Ium 11785, 4. Juli 16180, 11. Juli 21511, 16. Juli 28 892, 23. Juli 39 336, 30. Juli 71 476. Somit verdoppelten sich die Lebens haltungskosten im Juni gegen Mai ungefähr. Die letzte Juli- Woche brachte mehr als eine Verneunfachung gegen den Juni- durchschnitt. Nach einer anderen Berechnung, derjenigen der Industrie- und Handelszeitung, lag der Aufwand für Lebens haltungskosten im Durchschnitt Juli 286,4 über demjenigen des Juni, während im gleichen Zeitraum die Entwertung der ' Mark nur 217,12 N betrug. Die Steigerung der Warenpreise eilte also der Verschlechterung der -deutschen Währung um un gefähr 70 N voran. Rah und Zern. o Eine Rcvolutionsausstellung in Berlin. Der Ber liner Magistrat hat beschlossen, zur Erinnerung an die Märzrevolution von 1848 im Märkischen Museum eine Ausstellung zu veranstalten, die am 11. August, dem Ver- fassuugstag, eröffnet werden soll. Die Ausstellung wird an Hand von amtlichen Bekanntmachungen, Zeitungsaus schnitten, Plakaten, handschriftlichen Zeugnissen aus den Akten und bildlichen Darstellungen einen überblick über die wichtigsten Ereignisse des Jahres 1848 geoen. O Schießereien zwischen politischen Gegnern in Berlin. Zwischen Mitgliedern der Deutschnationalen Bismarck jugend und politischen Gegnern, anscheinend Kommunisten, kam es nach Mitteilung der Polizei au zwei Stellen zu Schießereien, wobei eine Frau verletzt wurde. Welche Partei die Schuld trifft, ist noch nich-t festgestellt. Drei An gehörige der Bismarckjugend sind festgenommen worden. O Das Kreienser Eisenbahnunglück. Von den in der Chirurgischen Klinik in Göttingen befindlichen Verletzten schweben noch zwei Männer, drei Frauen und neun Kna ben in Lebensgefahr. Von den bisher namentlich noch nicht ermittelten 19 Toten sind nunmehr 9 festgestcllt worden. O Neue Mittel für die Kinderspeisung. Der Ortsaus schuß des Central Relief Committee in Philadelphia über sandte dem Deutschen Zentralausschuß für die Auslands hilfe 27 000 Dollar für die Kinderspeisungen. Diese Gabe ist um so mehr willkommen, als die Notwendigkeit der Kinderspeisungen sich von Woche zu Woche steigert, die vorrätigen Lebensmittel jedoch nur bis Ende September ausreichen dürsten. O Kein Kautabak mehr. In Nordhausen haben aus Mangel an Rohstoffen sämtliche Kautabakfabriken ge schlossen. Es sind 2000 Arbeiter brotlos geworden. Die städtischen Behörden wenden sich an den Neichswirischasts- minister und bitten ihn, der Tabakindustrie Devisen zu zuteilen, damit Rohstoffe eingclauft und die Betriebe wieder eröffnet werden können. O Für 8 Milliarden Bilder gestohlen. Bei einem Ein bruch in die Privatgalerie Lenbach in München wurden Gemälde alter Meister im Werte von 7 bis 8 Milliarden Mark gestohlen. Entwendet wurde u. a. das Bild von Lukas Cranach, „Drei Grazien am Baumstamm", das Orjginalgemälde von Frans Hals, „Die lachenden Jungen", ein Bild von Hans Holbein dem Jüngeren, ein männliches Bildnis mit Barett, gez. Erasmus-Rotterdam, 2 Bilder von Tenniers, eine Originalskizze von Rubens, ein Altarbild „Die Kreuzabnahme Christi". O Dollarschcine als Schuheinlage. Durch die polizei liche Fremdenkontrolle in München wurde in einer Pcn- Larlarm salutierte. Den EMschiutz yarre er von »einem General erwartet. „Komme, was da wolle, wir harren aus!" „Aber . . .," meinte der Adjutant. „Es gibt kein Aber," fiel ihm Tartarin in die Rede. „Lässen Sie den Leutnant reden, lieber Oberstleut nant, er hat oft vorzügliche Ideen." Der Adjutant schilderte nochmals die ganze Größe der Gefahr, aber auch er dachte nicht an Rückzug. Kein Franzose dachte daran. „Wir Männer können uns für das Vaterland opfern, aber die französische Galanterie erfordert, daß wir die Damen vorher in Sicherheit bringen." Dem General leuchtete das ein. Er hatte seine Gattin mitgebracht, aber da sie es an der Ruhr nicht so schön fand, wie sie es nach den Reden Poincaräs erwartete, so war sie stets schlechter Laune und schimpfte nicht nur auf ihn, sondern sogar auf den großen Lothringer. Der General war bereit, sich von ihr zu -rennen, aber Tartarin protestierte gegen den Vor schlag. Er war unverheiratet . Wenn er sein kostbares Leben der Gefahr aussetzte, dann konnten die Frauen auch bleiben. Er sah nicht ein, daß es weniger wert sei. Im Gegenteil! „Die französischen Damen sind Heldinnen, sie sind unserer würdig nnd an Mut uns gleich. Bedenken Sie, welchen Eindruck ihre Abreise auf die Deutschen machen muß. Erst schicken wir unsere schwarzen Landsleute weg und nun unsere Damen. Die Boches glauben, wir hätten Angst." Der General schüttelte den Kopf. Er hielt die Deutschen zu allem fähig, aber daß sie glauben könn ten, ein Franzose Habs vor ihnen Angst . . . „Nein, mein lieber Tartarin, auf so etwas Unmögliches ver fällt nicht mal ein Deutscher!" Er erließ den Befehl, daß alle weiblichen Wesen das nsubesetzte Gebiet zu "erlassen hätten. Es war ein schmerzlicher Abschied. Ein Trost war es noch, daß die Damen, ob sie nun in ehelicher Pflicht oder in freier Liebe den französischen Helden gefolgt waren, nicht auf der Bahn zu fahren brauchten. Tas mutete selbst der General ihnen nicht zu, man hatte Autos für sie requiriert. Ohne Zwischenfall ging es ober nicht ab. Der Militärarzt hatte seine Nichte nach kommen lassen, nnd da sie mit ihm in demselben Zim mer schlief, wollten dis anderen Damen mit der Sün derin nicht in demselben Auto fahren „Nie und nimmer!" erklärte die Frau des Ober sten mit dem Stolz der beleidigten Tugend. non ein acyrzeyn Jayre alter Kontorist aus Berlin wegen , Unterschlagung sestgenommen. In seinem Besitz fand man i 248 000 Mark, 15 Dollar und 50 Schweizer Franken. Das Auslandsgeld benutzte der Defraudant als Schuheinlage. D Fünf Billionen-Juwelendicbstahl. Aus Baden bei Wien wird berichtet: Der Gattin des gewesenen englischen Milttärbevollmächtigten Oberst Cunningham, Lady Cunningham, wurden in der Nacht zum 18. v. M. aus ihrem Schlafgemach im Rothschildschen Schlosse in Enzes- feid, woselbst sie zu Besuch weilte, Schmuckgegcnstünde im Werte von zirka 1000 Pfund Sterling (5 Billionen Mark- von bisher unbekannten Tätern entwendet. O Der gefährliche Fensterputzer. Londoner Blätter warnen vor einem gefährlichen Einbrecher, der als Fenster putzer auftritt und gelegentlich des Reinigens der Fenster von außen, wenn niemand etwas Arges von dem draußen stehenden Mann erwartet, am hellichten Tage in Wohnungen einsteigt. Schon an zahlreichen Stellen hat er auf diese Weise einträgliche Beutezüge ausgeführt und vor allem Juwelen sich angeeignet. Vor wenigen Tagen ist neuerlich ein Bewohner Londons, und zwar ein Herr in einer vor nehmen Straße, das Opfer dieses »nbeimlicheu Mouues -5- worden ! (9 Verhängnisvoller Flugzeugabsturz. Ein vom Flug- ! zeugsührer Montgemerh gesteuertes schwedisches Flugzeug l mit zwei Insassen stürzte aus einer Höhe von 150 Metern i über dem Flugplatz Waalhaven in der Nähe von Rotter- j dam ab. Der Flugzeugführer war sofort tot, die beiden j Insassen wurden schwer verletzt in das Krankenhaus ge- § bracht. - Kirchennachrichtrn. — 10 Sonntag n. Tr Predigttext: Apostelgesch. 9, 10—22. Kollkte für die Mission unter Israel und die Evangelisation im heiligen Lande. Wilsdruff. Vorm. 10 Uhr Pred-iMottesdienst (Pfarrer Luthardt- Grumbach). — Nachm. 6 Uhr Iungmännerverem (Jugendheim). Mittwoch, den 8. August: Nachm. (r Uhr Iungmänuer- verein (Jugendheim). , Grumbach. Vorm. 8 Uhr PrediMottesdienst. Montags Dienstag, Mittwoch, Donnerstag Pofaunenchvr. Kesselsdorf. Vor«. 0-9 Uhr Beichte (Pf. Heber). — 9 Uhr Predigt- ! gottesdienst (Pf. Zacharias). 0711 Uhr Kindergvttesdienst. ; — Nachm. 2 Uhr Taufen. ! Sora. Vorm. 8 Uhr Hauptgvttesdienst. j Röhrsdorf. Vorm. 0-9 Uhr Predigtgottesdienst. — 10 Uhr Kinder- ; gottesdienst. Dienstag abend 8 Uhr Hun-gfrauenverein. Limbach. Borm. 0-9 Uhr Predigtgottesdi-enst. Blankenstein. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst. Katholischer Gottesdienst Wilsdruff (Schloßkapelie). Sonntag, vorm. 9 Uhr, Predigt und Hochamt. Monat Aust. Gelaust: Johannes Hellmut, Sohn des Max Richard Müller, Arbeiter hier; Friedrich Eberhard, Sohn des Eduard Friedrich Seidel, Kaufmann hier; Margareta Käte, Tochter des Richard Paul Gladys, Bergarbeiter hier; Lena Elly, Tochter des Friedrich Kurt Richter, Kaufmann hier. Getraut: Max Kurt Mai, Bergarbeiter in Kesselsdorf und Ida Ella Lenert, Arbeiterin hier; Reinhold Alfred Michael, Bäckergehilfe in Dresden und Anna Katharine Mauter, Weiß näherin hier. Beerdigt: August Hermann Sauer, Rentenempfänger hier, 75 I. 11 M, 9 Tg. alt (st in Meißen, zur Bestattung nach hier überführt). „Lieber laß ich mich von den Deutschen in Stücke backen." beteuerte die Majorin und fügte eine Aus wahl der kräftigen Bezeichnungen hinzu, mit denen die dle französische Sprache die Anhängerinnen der freien .lebe io reich bedenkt. Die Nichte nahm auch kein Blatt vor den Mund. .Altes Aaas," „gemeines Frauenzimmer", blödsinniger Affenkopf" tönte es von beiden Seiten. Das Militär mußte in den Streit der Damen eingreifen, und mit der Genialität, die die französischen Offiziers aus- -richnet, war cs ihnen leicht, den Kampf zu schlichten. Man nahm den Deutschen einfach noch ein Auto mehr weg, und Tugend und Laster konnten getrennt fahren. Dle Rlchtc hatte aua; ,v viel Gep^a, oog ne einen Wagen allein brauchte. Sie hatte Neparattonen auf eigene Faust getrieben, und schleppte weg, was nicht niet- und nagelfest war. Sogar die Glühbirnen des Hotelzimmers hatte sie ausgefchraubt und eingepackt. „Vorsicht! Zerbrechlich!" stand aus dem stattlichen Karton. „Die Deutschen brauchen keine Lampen und in Frankreich sind sie so teuer," seufzte sie. Sie dachte natürlich nicht daran, die Sachen zu stehlen, sondern war ganz einverstanden, daß sie auf Neparationskonto gebucht wurden. Aber wer hatte jetzt Zeit, an solche Kleinigkeiten zu denken? Immerhin, die Nichte war ehrlich, ebenso ehrlich wie patriotisch. Nur eine Dame blieb zurück. Das Ehepaar Hume- vesuc hatte an den Ufern des Rheins den Entschluß ge faßt, die französische Republik um einen Sprößling zu bereichern. Es war ein heroischer Entschluß, eingegeben nicht von niedriger sinnlicher Begier, sondern' von edelstem Patriotismus. Im besetzten Gebiet ging es ja auf Kosten der Deutschen, da konnte man ungezügelt diesen Patriotismus ausüben. Das Kind war erzeugt mit dem ganzen Siegesbewußtsein der großen Nation. War es da ein Wunder, daß es nicht als friedlicher Bürger aus dem „heiligen Boden Frankreichs", sondern als Eroberer im besetzten Deutschland zur Welt kommen wollte? Es hätte noch zwei Monate Zeit gehabt, aber der Heldensproß drängle ans Licht und verhinderte da durch die Abreise seiner Mutter. Der Kommandant Humevesne war stolz, außer ordentlich stolz, aber auch ganz außer sich. Nichts war vorbereitet für den Empfang dieses jüngsten Mitglieds der Besatzungsarmee. Noch nicht einmal eine Wiege war vorhanden. Er stürzte in die Läden, um die Stätte zu besorgen, auf der sein Sokn dos schreiende Haupt niederleaen konnte.