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Wilsdruffer Tageblatt : 24.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192307242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230724
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230724
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-24
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 24.07.1923
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Aus Stadt und Land. MUHU»»««» Mr »tri« N-rdrU, «I»»m »tr dm«, »Mr»»« MM,,M Wilsdruff, am 23. Juli 1923. Das Markenbrot 7800 Mark! Das ist der neue Brotpreis, den der Ernährungsausschuß des Komumnatverdandes Meißen ^radl uno Kano oe^cywoen hat. Die Haupiu^acye für d.efe neue Eryvhung, ein Hmaus- fcynellen aus uoer oas Doppelte, ist bekannt, Die Herau^egung des Roggenpreijes der ReichsgetreidejteUe von 780 060 aus 2 350 Ooo -4r sür die Lonne. Ls waren oaher/wie Reg^erungs- rat Dr. Falck als Leiter der Sitzung bemerkte, nicht v,el Worte zu machen. Auch dieses neuen grelles wirb sich die Bevölkerung nicht lange „erfreuen", schon nach einer Woche werden das Hinauftrewen des Kohlenpreifes und höhere Eifenbahnsrachlen eine abermalige Preiserhöhung auch beim Brote beomgen — und fo fort bis wohin? Das fragen Taufende sich mit banger Sorge. Die vorgelegte Kalkulation ergibt einen Mehrpreis für den Doppelzentner bei Roggen von 341112 bei Weizen von 402 582 und einen Kleinhandelspreis von 4100 bez. 5200 Mark je Kilogramm. Die Hauptzlffern der Kalkulation sind: Getreidepre.s 2 350000 bez. 2 85OOM (bisher 780 000 bez. 860 000), Fährlohn 22 800 (19 200), Verzinsung des Kapitais 105 750 bez. 128 250 (35 100 bez. 38 700), Lager und Be arbeiten 5000 (3600), Mahllvhn 300 000 (250000), Umsatz steuer 6000 (5000), Versicherungsbeiträge 3000 (1000) In der Kalkulation des Backlohnes fallen vor allem der Kohlen preis 55 880 -4i (34100 °4k) für 110 Pfd., und der Arbeits lohn (für 6 Stunden 91 200 ,4t) ins Gewicht. Der Stunden- lohn ist von 6800 auf 15200 gestiegen; man spricht von einem Wochenlohn von einer Million Mark ad 1. August. Dem entsprechend sind auch die Verkaufsfpesen gestiegen, von 3471 aus 5500, die Umsatzsteuer von 4970 auf 11076, die Gewerbe steuer von 500 auf 1661, die allgemeinen Unkosten von 1000 auf 3300 Der Unternehmergewmn, 182L des Gesellenlohnes, ist mit 16 480 festgestellt. Das ergibt zusammen mit der mehr oder weniger ins Gewicht fallenden Erhöhung der anderen Posten den schon genannten Preis von 7800 sür das Brot von 1900 Gramm Gewicht und 500 für eine Semmel. Bäckerobermeister Dietze bemerkte, daß der Unternehmergewinn hier bei weitem geringer als in Dresden sei und keine Existenz möglichkeit biete. Es wurde ihm erwidert, daß der Unternehmer nicht auf das Brolbacken allein angewiesen sei, daß er einen Vorteil in der Einstellung der Kohlen zum Tagespreis habe, da doch meist noch billiger eingekaufte Kohlen vorhanden seien, und daß sich für die nur noch kurze Dauer der Zwangswirtschaft kaum eine Aenderung des bisher befolgten Grundsatzes lohne. Demgegenüber erklärte Herr Dietze, daß der Verkauf von markenfreiem Brote unbedeutend sei. Auch erhob er Vorwürfe gegen die Reichsgetreidestelle, die übrigens, wie seinerzeit schon vorausgesagt, auf den diesseitigen telegraphischen und schrift lichen Protest gar nicht geantwortet, ihn einfach dem Papier korbe überantwortet hat. Es ist auch nicht bekannt, daß andere Kommunalverbände sich diesem Proteste angeschlossen haben. Von anderer Seite wurde die Beibehaltung der Zwangswirt schaft empfohlen unter Hinweis auf den Preis des marken freien Brotes. Der Zustimmung zu den vorliegenden Vor schlägen konnte sich der Ausschuß selbstverständlich nicht ent ziehen. Der Blick in die nächste Zukunft ist mehr als trübe. — Mitteilungen aus der Ratssitzung vom 19. Juli 1923. 1. Kenntnis wird genommen vom Schreiben des Elektrizitäts werkes für den Plauenschen Grund vom 16. d. M. hinsichtlich der Uebernahme unseres Werkes in den Gemeindeverband für den Plauenschen Grund. Da die Angelegenheit sich noch weiter hinauszieht, macht sich eine weitere Regelung des Strompreises notwendig. Es wird daher beschlossen, in einer ösfentlichen Tartarin an der Ruhr. 1. Fortsitzung. Auch ein Kassenschrank lag da, umgestürzt und aufgebrochen, aber Tartarin durchsuchte ihn noch ein mal. Nicht um für sich zu stehlen, sondern um zu kon trollieren, ob die pflichtvergessenen Soldaten nichts zurückgelassen hätten. Das forderte der Dienst von ihm. Doch nicht der unscheinbarste Papiermarkschein war übrig. Alles war ausgeleert. Tartarin war stolz auf seine Franzosen und ihre gründliche patriotische Arbeit. „Der General hat recht," sagte er. „Die Neger hätten es nicht besser gemacht. Frankreichs Söhne stehen auf der Höhe der Kultur." Gern wäre er an der historischen Stätte noch ge blieben, doch er mußte dem General Bericht erstatten. Mit blutendem Herzen riß er sich los. Er fand leinen Vorgesetzten im Gespräch mit einem Ausländer, offenbar einem Engländer oder Amerikaner. Das verstimmte Tartarin. Tie Gesellschaft kam doch nur her, um Frankreichs Kulturwerk an der Ruhr zu verleumden. Die Worte, die der General an den Fremden richtete, bestätigten seinen Argwohn: „Mein Herr, Sie haben sich etwas von den Deutschen auf binden lassen. Gewalttaten im Ruhrgebiet? Wie wäre das möglich? Plünderungen? Mir ist kein einziger Fall bekannt. Zerstörungen? Man hat ihre Leicht gläubigkeit mißbraucht. Der Bahnhof in O . . . soll verwüstet sein? Das erste Wort, das ich höre." Ter General wandte sich an seinen Adjutanten: „Ist Ihnen etwas davon bekannt?" „Mir? Kein Wort." Der General erblickte den zurückkehrenden Tar tarin. Er rief ihn an seine Seite. „Sie kommen doch gerade von O . . . ?" „Zu Befehl!" „Tas trifft sich ausgezeichnet. Darf ich die Herren bekanntmachen: Oberstleutnant Tartarin, einer meiner besten Offiziere — Mr. Jackson vom „Daily Liar". Der Herr meint, der Bahnhof in O . . . wäre ver wüstet. Aeußern Sie sich dazu in voller Offenheit. Vor unseren englischen Freunden haben wir keine Geheim- Tartarin log nie. „Der Bahnhof in O . . . ? Er befindet sich in einem prächtigen, in einem geradezu beneidenswerten Zustand. Ich wollte, alle deutschen Bahnhöfe sähen so aus!" „Sehen Sie, Mr. Jackson!" — dabei huschte ein überlegenes Lächeln über die Züge des Generals —, --so sieht die Wahrheit aus. Mein lieber Oberst- wutnant, niemand wird an den Worten eines franzö- Uschen Offiziers zu zweifeln wagen- selbst Mr. Jackson Bekanntmachung darauf hinzuweisen, daß für den Monat Juki noch eine wesentliche Erhöhung des Strompreises erfolgt. 2. Infolge der allgemeinen Steigerung aller Bedürfnisse wird beschlossen, ab 1. Juli 1923 den Wasserpreis auf 500 pro Kubikmeter zu erhöhen. 3. Zwecks Regelung einer gerechteren Verteilung der Molkereibutter wird beschlossen, mit Molkerei- bösitzer Kühn wegen Wiedereinführung der Kontrollkarte zu verhandeln. 4. Von der durch Beschluß vom 3. d. M. ersolglen automatischen Erhöhung der FürforgeunterstützungSsätze nimmt man Kenntnis. 5^ Dem Dringlichkeitsantrage der sozialdemo kratischen Stadwerordnetenfraktlon vom 27. v. M. wird dahin entsprochen, baß man der Ausarbeitung eines Ortsgesetzes zur Einführung der kostenlosen Totenbestattung entgegensieht. 6. Der Rat ist grundsätzlich damit einverstanden, daß die Schule zu Grumbach das hiesige Flußbad mit benutzt. Hinsichtlich der Badezeiten soll sich diese mit der hiesigen Volksschuileitung < ins Einvernehmen setzen. 7. Die vorgeschtagene zehnfache Er höhung der Anschlagsgebühren wird gutgeheißen. 8. Wie im Vorjahre soll am 11. August 1923 eine Verfassungsfeier von der Stadt aus in die Wege geleitet werden. 9. Die aus dem Erlöse des Heimatfestes der Stadt überwiesenen 3 Millionen Mark sollen zur Holzverbilligung sür Kleinrentner, wie ge wünscht, verwendet werden. Hierüber wurden noch 25 Punkte erledigt. — Heimatfest. Die vorläufige Abrechnung über das Schützenvolks- und Heimatfest Wilsdruff 1923 hat ergeben, daß ein Reingewinn von ca. 60- Million Mark entstanden ist. In diesem Betrag ist nicht einbegriffen der Wert aller Zuweisungen an Naturalien und Waren, "welche in Form von Gewinnen und freiwilliger Verteilung besonders den Kindern zugute ge kommen sind. Der Wert letzterer kann mit ca. 10 Millionen Mark geschätzt werden. Um "der Entwertung des Reingewinnes entgegen zu treten, sind die Barmittel im Einvernehmen mit dem Rat der Stadt Wilsdruff in Lebensmitteln, Brennmaterial und Waren angelegt worden. Die Verteilung wird in kürzester Frist im Einvernehmen mit dem Stadtrat erfolgen. Eine genaue Abrechnung soll gleichfalls dem Stadtrat, als Protektor des Festes, vorgelegt werden. Einzelheiten können deshalb erst in einiger Zeit bekannt gegeben werden, doch sei bei dieser Gelegenheit insbesondere allen denjenigen der Dank gesagt, welche in so großzügiger Weise durch ihre Mitarbeit und ihre Spenden das großartige Gelingen dieses Heimatfestes herbei geführt haben. — Das Sommerkonzert der Stadtkapelle, das seinerzeit wegen des miserablen Wetters ausfallen mußte, wird nun am Dienstag im „Lindenschlößchen" nachgeholt. Das Programm ist fein gewählt, so daß allen Besuchern ein paar genußreiche Stunden geboten werden. (Vgl. Ins.) — Der Militärverein für Wilsdruff und Umgegend hielt am 21. Juli im „Adler" eine von 36 Kameraden besuchte Hauptversammlung ab. Nach begrüßenden Worten gedenkt man der erkrankten und des verstorbenen Kameraden Sauer. Im Anschlusse daran wird beschlossen, die üblichen Nekrologe im „Wilsdruffer Tageblatt", aber in möglichster Kürze, beizube- hallen. Zur Steuersrage im Verein nimmt man Kenntnis von den bis z. Zt. abgelieferten vier sich im Umlauf befindenden Steuerlisten, die bisher über 435 000 -4k erbrachten. Die noch lausenden fünf Listen sollen bald zum Abschluß gebracht werden. Das 60jährige Vereinsstiftungsfest soll am 1. Oktober durch einen großen Theaterabend zur Ausführung gebracht werden. Das Vereinseigentum soll nach dem Zeitwert gegen Feuerschaden versichert werden. Für die Ehrung 40- und 50jähriger Vereins- Mitgliedschaft sollen die bisherigen Auszeichnungen trotz erhöhter Auslagen beibehalten werden. Mitgeteilt wird, daß drei neue Mitglieder ausgenommen wurden. Die Hauptversammlung galt aber in der Hauptsache der am 28. und 29. Juli in Dresden, Ausstellungspalast stattfindenden 50jährigen Crinnerungsfeier des Bestehens des Sächsischen Militärvereins-Bundes. Nach einem von Kamerad Professor Oberstudienrat Dr. Martin nicyk." Der Engländer beeilte sich, eine abwehrende Handbewegung zu machen. „Aber wir wollen, daß unsere englischen Freunde volle Gewißheit haben. Sie geben Ihr Ehrenwort, daß der Bahnhof Ihrer Schil derung entspricht?" „Mein Ehrenwort als französischer Offizier!" Da bei legte Tartarin die linke Hand an den Degen, an den Degen, mit dem er soeben das deutsche Kaiserbild zerstochen hatte. „Mein Ehrenwort, Mr. Jackson!" Der Engländer stand beschämt da. Wie war es möglich, daß er das Opfer der deutschen Verleum dungen geworden war? „Meine Herren, Sie sollen eine glänzende Genugtuung erhalten. Ganz England soll erfahren, daß es nichts Reineres und Edleres auf der Welt gibt als die französische Armee." „Oh, wie wahr!" riefen Tartarin und der General wie aus einem Munde. Hl. Tariarln Meßt. Ter „Fürstenhof" war das Kasino der französischen Offiziere. Er war zu der Ehre nicht freiwillig ge kommen, sondern sie mußte ihm mit Reitpeitschen, Säbeln und Fußtritten ausgezwungen werden. So unverständig waren die Deutschen. So wenig begriffen sie das Glück, Helden wie Tartarin zu be herbergen und zu beköstigen. Die Köche weigerten sich, für sie zu kochen, die Kellner zu servieren, ja nicht einmal die Zimmermädchen wollten die Betten machen. Der Siegesmarsch von Düsseldorf war zwar un blutig, aber die Franzosen brauchten nach dieser Glanz leistung doch Ruhe und Erholung. Da kam diese deutsche Unverschämtheit dazwischen. Die Sieger waren sprachlos, aber nicht tatenlos. Das liegt nicht in dem unvergleichlichen Charakter der „Großen Nation", zu mal wenn ihre Angehörigen bewaffnet, die anderen aber wehrlos sind. Der Regimentskommandeur versetzte dem Oberkell ner, der sich weigerte, ihm einen Kognak zu bringen, einen Fußtritt, daß er die Treppe hinunter bis auf die Straße kollerte. Die Offiziere folgten dem erhebenden Beispiel ihres Vorgesetzten und prügelten die Kellner, die Köche, die Zimmermädchen zum Hause hinaus. Sie liefen und schrien, und die ritterlichen Helden hetzten hinterdrein ! Ein überwältigender Anblick! Der Oberst lachte, daß er sich den Bauch halten mußte. „Bravo, bravo, meine Herren! Dort kommt noch eine. Leutnant Picrocholle, lassen Sie die Dicke nicht durch, sie muß auch ihr Teil haben." Es bedurfte der Aufforderung nicht. Ein franzö sischer Leutnant kennt seine Pflicht auch ohne Befehl. Schwapp! Da hatte sie ein paar mit der Reitpeitsche. Natürlich heulte sie, aber das erhöhte nur die Freude der französischen Offiziere. Gebhardt-Dresden gedichteten, vom Vorsteher verlesenen packenden Verspräche wurde ein gedrängter geschichtlicher Bericht über den Werdegang von Sachsens Militärvereinsbund ge geben, der davon Zeugnis ablegte, wie es der Bund zu jeder Zeit verstanden hat, feine Aufgabe, Kameradschaft zu pflegen, zu erfüllen. Mit dem Wunsche, daß auch für das zweite Halb jahrhundert der Bund seinen Idealen treck bleibe, schloß der beifällig aufgenommene Bericht. — Im weiteren Verfolg des Abends wurde den Kameraden eine von Generalmajor a. D. Märker gehaltene Rede zum Vortrag gebracht, die mit einem Ruf nach Befreiung und mit dem Worte endete: „Laß, Herr, ihn alle, alle hören, die Schwachen, die sich selbst betören, daß von allein einst Bess'rung kommt. Lehr' sie erkennen, was uns frommt, und daß von selbst kein Leid sich wende! Nur Kraft bricht fremdes Joch entzwei. Setz, Herr, der deutschen Not ein Ende, und mach uns wieder stark und frei!" Mit an haltendem Beifall wurde auch die Verlesung dieser Rede aus genommen. — Am Ende der Sitzung wurde Herr Kamerad Diplomingenieur Paul Wehner von der Firma Krupp-Essen, z. Zt. hier auf Urlaub, ganz besonders begrüßt und ihm für die Zukunft alles Gute gewünscht. Herr Wehner dankte für die ihm gewordene Begrüßung und schilderte aus eigener An schauung die Zustände in dem durch Franzosen und Belgiern besetzten Essen. Mit verhaltenem Grimm mußte man hören, in welch furchtbarer Weise unsere deutschen Brüder unter fremdem Joche leiden. Aber es mußte auch Begeisterung ent fachen, wenn man hören konnte, wie die dortige deutsche Arbeiterschaft für ihr Vaterland kämpft. Reicher Beifall und der besondere Dank des Vorstehers wurde Herrn Kamerad Wehner ausgesprochen. Eine veranstaltete Sammlung wurde sür die Ruhrspende gestiftet und ergab über 89 150 --4k. Als bedauerlich bleibt zu konstatieren, daß Kameraden die Versamm- j lung nicht besuchen, von denen eine Unterstützung der Bestrebun gen zu erwarten wäre. — Erneute Erhöhung der Strompreise. Nach Mit- j teilungen in der Presse steht für Monat Juli eine weitere s erhebliche Kohlenpreiserhöhung bevor, die sich auch in weiteren Steigerungen der sonstigen Materialpreise sowie der Gehälter und Löhne auswirken muß. Der bisher angekündigte Strom preis von etwa 4500 -F sür die Kilowattstunde wird daher in keiner Weise ausreichen, den Fortbestand der Elektrizitäts erzeugung zu decken. Sobald die Köhlenpreise und sonstigen Gestehungskosten endgültig feststehen, wird eine genaue Preis festsetzung erfolgen. Jedenfalls wird die Erhöhung schon für Juli bedeutend sein, da der Kohlentonnenpreis ab 18. Juli 1923 bereits 1 420 000 <4k beträgt. — Für das Hilfswerk Meißen Stadt und Land (Not gemeinschaft) sind in der Zeit vom 14. Juli bis 20. Juli d. I. folgende Zahlungen eingegangen: Handel und Industrie: Arbeitsausschuß der Industrie 6 3M 000 -F, Fa. E. M. Schmidt- Meißen 10O00O -4k; Deutscher Gewerkschaftsbund: An estesste ! der Dresdner Bank Meißen 125 OM »4k, Angestellte der Firma E. M. Schmidt-Meißen 85 500 -40 Beamte und Lehrerschaft: Landbauamt 64 OM Beamtenschaft des Stadlrates zu Meißen 58 925 -4t, Kollegium der Höheren Mädchenschule 80 000 -4t, Lehrerschaft der katholischen Schule 5000 -4t, Ver schiedene: Amtsgerichtsrat Dr. Meier — Bußgeld — 10 OM Mark, O. G. 10 OM I. H. 25 OM -4k. — Bisheriges Gesamtergebnis 101902 805 -4t. — Ein markenfreies Brot 30 000 Mark. Infolge der an haltenden Steigerung des Mehlpreises wird von heute an der Preis für das markenfreie Brot in Berlin auf 30 OM °4k erhöht. — Goldankaufspreis. Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und Reichspost erfolgt vom 23. d. M. ab bis auf weiteres zum Preise von 900000 für ein Zwanzig markstück und 450 OM -F für ein Zehnmarkstück. Für aus ländische Goldmünzen werden entsprechende Preise bezahlt. Der Ankauf von Reichssilbermünzen durch die Reichsbank und Post An Stelle des deutschen Personals traten franzö sische Ordonnanzen. Dem „Fürstenhof" be'am der Wech sel schlecht. Die Betten sahen bald schmutzig aus, die Handtücher hingen in Fetzen herunter, gescheuert wurde nicht mehr, denn Waschseife und Reinlichkeit sind in den Augen jedes französischen Patrioten ein Greuel. Dafür starrte das Haus von Schmutz, Knoblauchdüfte quollen aus der Küche, andere Gerüche aus anderen, nicht zu beschreibenden Orten, und die Tierwelt, diese edelste Blüte südfranzösischer Kultur, nistete sich ein. Der Besitzer jammerte über sein verderbles und ver drecktes Eigentum, aber darauf kam es nicht an, die Hauptsache war, daß die französischen Gäste sich wohl befanden. Sie atmeten heimatliche Düfte, lebten in heimatlichem Schmutz, sie fühlten sich wie auf dem heiligen Boden Frankreichs. Sie erholten sich von den Anstrengungen des Ruhrfeldzuges. Der gute Wein aus den Kellern mußte zwar bezahlt werden, aber es ließ sich nicht verhindern, daß von zehn getrunkenen Fla schen immer nur eine ausgeschrieben wurde. Dafür lebte man in Feindesland. „Dafür sind wir Sieger!" sagte der Oberst. Mit einem stolzen Blick musterte er seine Offiziere, die um ihn versammelt bei der Abendmahlzeit saßen. „Nun, meine Herren, was haben Sie heute erlebt? Leutnant Picrocholle, Sie pflegen uns doch immer durch eine Heldentat zu überraschen?" Doch der Leutnant hatte heute kein Glück gehabt. „Ich habe einige Passanten ohne Ausweis abgesührt und ihnen dabei die Brieftasche abgenommen. Einige 100 000 Mark habe ich eingebracht, es lohnt sich nicht der Mühe." „Wahrhaftig nicht," erklärte Kapitän Grandgou- sier, „ich habe Milliarden erbeutet, ich bin in eine Zweigstelle der Reichsbank eingebrochen." „Ich habe einen Bürgermeister verhaftet," rühmte sich Kommandant Humevesne. „Ich zwei Quintaner, die die „Wacht am Rhein" sangen. Es wäre beinahe zum Blutvergießen ge kommen." „Beinahe!" bemerkte Tartarin spöttisch. Alle Blicke richteten sich auf ihn. Mit überlegenem Stolz sah er die Kameraden an. Sicher hatte er Großes erlebt. Man fragte ihn. „Ich hatte den Auftrag, drei Autos zu requirie ren." „Weiter nichts?" Autos hatte jeder von ihnen schon gestohlen. „Das ist alles, Tartarin?" Der Held lächelte. „Tie Antos wurden vertei digt. Tausende von Arbeitern standen darum, andere Tausende kamen dazu. Zum Schlüsse mochten es hun derttausend sein, wenn nicht mehr. Sie trugen Revol ver, Handgranaten und wer weiß was für Waffen. Und ich ihnen gegenüber allein mit meinen neun Mann." (Fortsetzung folgt.)
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