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Vorauszahlungen aus die Umsatzsteuer Berlin, 12. Juli. Vor un- nach Verabschiedung des Geldentwertungsgefetzes ist ständig darauf Hingewiesen worden, daß die auf Grund der Umsaysteuererklärung für 1922 erforderlich gewordenen Nach zahlungen und die Vorauszahlungen für die Umsätze des ersten Kalendervierteljahres 1923 bis zum 30. April 1923 eingezahlt sein müssen. Die Steuerpflichtigen, die diese Frist nicht ein gehalten haben, haben ohne Rücksicht aus Verschulden den s Verzugszuschlag von 15 9L entrichten müssen. Bei dem drin genden Geldbedarf des Reiches und bei der völlig geklärten Rechtslage auf dem Gebiete der Umsatzsteuer war ein nachträg liches Entgegenkommen denjenigen Steuerzahlern gegenüber, die ihre Zahlungen nicht pünktlich geleistet haben, nicht möglich. Mit Ablauf des Monats Juli 1923 sind Vorauszahlungen auf die Umsätze des zweiten Kalendervierteljahres 1923 fällig. Alle Steuerpflichtigen werden schon jetzt auf diese Zahlungs- Pflicht aufmerksam gemacht. Die Zahlungen werden nur dann als rechtzeitig angesehen werden, wenn sie bis zum 31. Juli Lei der Kasse eingegangen sind. Ferner gehen gegenwärtig einem großen Teil der Steuerpflichtigen die Veranlagungs bescheide für die Umsatzsteuer des Jahres 1922 zu. Die Steuer ist innerhalb zweier Wochen nach Bekanntgabe des Bescheides zu entrichten. Geschieht das nicht, so ist gleichfalls für jeden aus den Zeitpunkt der Fälligkeit solgenden angefangenen Ka lendermonat ein Zuschlag von 15 A des Rückstandes zu zahlen. Falls die Zahlung länger als drei Monate in Rückstand bleibt, sind 3V des gesamten Rückstandes zu zahlen. Die Steuer pflichtigen weiden daher zur Vermeidung des hohen Verzugs zuschlages gut tun, sür rechtzeitige Übermittlung des Gewes Sorge zu tragen. Hierbei wird erneut daraus hingewiesen, daß als Tag der Zahlung gilt: bei Barzahlung der Tag der tatsächlichen Zahlungen, bei Bank- und Postschecküberweisungen an die Kasse sowie bei Einzahlungen auf das Bank- und Post scheckkonto der Finanzkasse der Tag, an dem der Betrag bei der Kasse eingehl oder ihrem Bank- oder Postscheckkonto gulge schrieben wird. Oas Goldfieber von LabraSor. Die Jagd nach dem Glück. Es hat den Anschein, als würde die Welt demnächst eine Neuauflage jenes Goldfiebers erleben, das schon ein mal zahlreiche abenteuerlustige Männer nach Alaska trieb. Diesmal ist das Ziel der kühnen Schatzgräber die Halbinsel Labrador in Britisch-Nordamerika. Im Herzen Kanadas geht bereits eine Expedition ihrer Vollendung entgegen, die mit einem Flugzeug in die unbewohnten Gegenden Vor stößen will, wo das Gold buchstäblich aus der Erde wachsen soll. Nicht weniger als fünf Aktiengesellschaften verdanken den noch ungehobenen Schätzen ihr Dasein. Es wird nicht mehr lange dauern, und ein Heer bezahlter Goldsucher dampft im Auftrage der britischen Aktionäre nach der Staabai ab, nm die für billiges Geld vom Staate erworbe nen Landstriche auszubeutcn. Es war das Mlpge>cyict zweier Entdecker der goldenen Erde Labradors, daß ihr Geheimnis sich offenbarte, bevor sie überhaupt ihr Werk begonnen haben. Ein Holzhändler aus Montreal fuhr eines Tages mit seinem Begleiter, nichts ahnend, in das felsige und unwirtbare Hochland zwischen der Hudsonbai und dem Ozean. Mit der Absicht, Holz zu taufen, fuhren sie in das Land der Eskimos und Indianer. Sie waren zunächst recht enttäuscht. Denn sie hatten für Kl 000 Dollar das Recht erworben, ein vorbezeichnetes Stück Laus abzuholzen, und wurden bei ihrer Ankunft in Labrador gewahr, daß der verheißene Hochwald fehlte. Tagelang mariwterren sie durch vte Gegend, um den Kochwald zu suchen. Sie wanderten am Strand des Big Brook River entlang. Als sie in den Bezirk kamen, wo dieser Fluß in die Stagbai mündet, fielen dem Holzhändler verschiedene glän zende Streifen am Ufer auf. Der Begleiter hielt die gelb glänzenden Stellen für Glimmer. Aber der Holzhänvler, durch langjährige Aufenthalte in den Goldfeldern Alaskas erfahren, ahnte bereits sein Entdeckerglttck. Er begann an verschiedenen Stellen zu graben und seine Vermutungen ver dichteten sich. Um ganz sicher zu gehen, nahm er einige Proben mit sich. Diese Proben schickte er bei seiner Heim kehr nach Newyork zur Untersuchung. Es ergab sich, daß seine Ahnungen richtig waren: in dem Viertelzentner Sand, den er nach Newyork brachte, befanden sich fünf Unzen Gold. In Newyork wurde man stutzig und versuchte die Herkunft des Bodens zu ergründen. Der Holzhändler rückte mit seinem Geheimnis nicht heraus. Nun beobachtete man ihn auf Schritt und Tritt, und der Apparat, den die Vereinigten Staaten zur Enthüllung des Geheimnisses in Bewegung setzten, bewirkte es, daß die Nachricht von rätselhaften Gold funden sich wie ein Lauffeuer durch das ganze Land ver breitete. Für den Holzhändler gab es nur zweierlei: ent weder sein Geheimnis mit ins Grab zu nehmen und auf die Ausbeutung des Labradorbodens zu verzichten oder das Geheimnis preiszugeben. Er wählte den zweiten Weg und erwarb nicht weniger als 26 880 Acres Boden. Dieser Erwerb kam natürlich zur Kenntnis der ihm nachgesandten Spione. Er ist der Keim des neuen Goldfiebers, von dem inzwischen Tausende in der Neuen Welt befallen worden sind, und das seine Kreise nun auch über Europa auszu dehnen beginnt. Labrador ist das Land der Sehnsucht geworden. In der Wildnis der Pelztiere, wo das Eis nur selten schmilzt, und menschliche Stimmen kaum jemals hörbar wurden, werden eines Tages die Kolonnen kühner Goldgräber er scheinen. Sie werden unmittelbar an der Grenze arktischer Regionen ihre Spaten in den Boden stechen. Die fünf Aktiengesellschaften wetteifern miteinander in der Fixigkeit ihrer Vorbereitungen. Das Rennen macht wahrscheinlich nicht einmal diejenige Partei, die als erste am Platze ist. sondern die am gründlichsten und am vorflchtigslen mar in der Wabl der Ausrüstungsgegenstände. dl. bl. Vak uns fern. O Das Gocthehaus in Frankfurt a. M. noch immer ge- sährdet. Die im vorigen Jahre eingeleiteten Sammlungen für das Goethehaus in Frankfurt a. M. haben unbefriedi gende Ergebnisse gezeitigt. In Frankfurt a. M. selbst vurden nur zwei Millionen Mark gesammelt, im ganzen Deutschen Reiche nur vierzig Millionen Mark. Es ist be schämend für Deutschland, daß das Ausland, namentlich Deutsch-Böhmen, größere Beträge aufbrachte. Die gesam melten Beträge setzen die Verwaltung nicht in die Lage, oas Goethehaus vor dem Verfall zu retten. Man er- vartet, daß angesichts des Fehlschlages der Sammlungen der Staat und die Stadt Frankfurt dem Goethehaus einen dauernden Beitrag zuwenden werden. O Ehrung der Gefallenen durch die Deutsche Turnerschaft. Re Deutsche Turnerschaft plant gelegentlich des Festzuges ei dem Deutschen Turnfest in München (am 15, Juli) eine wldenehrung von besonders weihevoller Art. Kurz vor 2 Uhr werden die beiden, aus je 100 000 Teilnehmern Le- ncyenoen Mpzuge auf 3 Minuten in den -Straßen Münchens «-halten, die Glocken aller Kirchen werden läuten und die Musikkapellen werden „Ich halt' einen Kameraden" spielen. O Erzbischof Dr. Soederblom Ehrendoktor der Univer- tät Halle. Auf der Stiftungsfeier der Universität Halle 'erkundete der Rektor Professor Dr. Dobschütz, daß der -enat den Erzbischof der evangelisch-lutherischen Kirche Schwedens, Dr. Soederblom-Upsala, zum Ehrendoktor der niversität Halle-Wittenberg erwählt habe. Erzbischof Zoederblom, vormals Professor der Religionsgeschichte an ^:r Universität Leipzig, ist der geistige Urheber der groß- Migen Samaritergabe, die das Schwedenvolk für Deutsch land gesammelt hat. T Ein Pfiffiger. Pariser Blätter melden mit großer Dichtigkeit, daß Herr Marius Trotebag aus Rougier einen iekord im Pfeifen ausgestellt habe: ohne Unterbrechung >siff er acht Stunden hindurch vor einem zahlreichen Audi- orium Opern-, Operetten- und Tanzmelodien. Die Juli- fanne bringt alles an den Tag — vor allem Verrücktheiten. O Einstein in Gotenburg. Professor Albert Einstein hielt 'n Gotenburg vor zahlreichen Mitgliedern des Natur- orscherkongresses einen Vortrag über die Grundlagen und Probleme der Relativitätstheorie. Der König von Schweden whnle der Vorlesung bei und unterhielt sich lange mit ?cm Gelehrten. O Der irrsinnige Gesandte. Der tschechoslowakische Ge- andte in Polen zeigte während einer Theatervorstellung n Warschau Zeichen von Irrsinn. Er erschien trotz der großen Hitze im Pelz im Theater, unterbrach durch Zurufe .sie Schauspieler und legte die Beine auf die Brüstung seiner Loge. Er wurde nach seiner Heimat in ein Sanatorium gebracht. O Ein schweres Autounglück. Unweit von Zakopane in den Karpathen ereignete sich ein schweres Autounglück. Ein mit 15 Passagieren besetzter Autobus stürzte über einen acht Meter tiefen Abhang in den Bialkasluß. Vier Personen wurden getötet, vier schwer und sieben leicht verletzt. Das Unglück wurde durch einen Anschlag zweier von der Auto- gesellschast entlassener Schofföre verursacht: sie hatten die vorderen Achsenfedern des Autos durchgefeilt. Die beiden Schofföre wurden verhaftet. L Goldrubel in einer eisernen Röhre. In das Hütten werk Rackow bei Warschau wurden mehrere Wagenladun gen alten Eisens zum Schmelzen gebracht. Beim Schmelzen einer eisernen Röhre zeigte sich, daß das Stück Eisen mit Goldrubeln aus der Zarenzcit gefüllt war. Es gelang, einen großen Teil des Goldschatzes zu retten. T Erdbeben in Spanien. Aus Madrid wird berichtet, daß daselbst sowie in Bilbao ein Erdbeben verzeichnet wurde. In ganz Nordspanien herrsche ein starker Sturm. — In Melilla (Nordafrika) wurden am 10. Juli gegen 2,35 Uhr nachmittags starke Erdstöße verspürt. G Explosionskatastrophe in Amerika. In einer Muni tionsfabrik in Alton (Illinois) kam es zu einer furchtbaren Explosion, deren Ursachen unbekannt sind. Neun Personen, darunter vier Frauen, wurden getötet und 25 schwer verletzt. v Schweres Hochbahnunglüü in Newyork. Nach einer Meldung aus Newyork sind im Brooklyner Geschästsvier^l zwei Wagen der Hochbahn vom Bahndamm auf die Straße gestürzt. Sechs Personen wurden gelötet, 40 verwundet. Inventarium. 6 khrve. 11 schsfl. Hasser minus 1 virthelß Sommersath. 7 Schffl. 1 achtel Haffer auffm Söller. 6 schffl khornn wintersath. 1 verschlossener tisch, 1 brothhenge, 1 geringer tisch im Hause, 1 alte Haußkappel, 1 alter kesekasten, 6 Sudenkenbelein, 1 Henne, 1 Han, 1 kupfferne blase, 1 alt winckelkeplin, 1 alte truhenn, 2 Spanbeth, 2 khuglocken mit eisernen bigelnn. Custodia. 9 schffl. khornn, selb nach 2 schffln., '/-ombgang broth. 4 gl vonn der kirchen, 2 gl die kost vom pfarher aufs die quatember. Der KirchenEinkhommen. 16 gl zinset das Dorff Gvltsch. 6 gl die vonn Nessig. 15 gl vonn 5 ewigen khuen. Cleinodia. 2 Kelch. Silberne Spangen auff einen humerall. 2 Pacem. 1 grün Zechamlett Meßgewanth. 2 alte vertragene Meßgewanth. Hochzeitsaberglaube in der Wilsdruffer Gegend. A. Ranft, Blankenstein. Wer unser Volksleben mit aufmerksamen Augen betrachtet, dem wird es nicht entgehen, daß in der Sprache, in Sitten, in Gebräuchen, im Glauben usw. noch viele altgermanisch-heidnische Elemente am Leben sind. Sie haben sich von Ge schlecht zu Geschlecht fortgeerbt, haben verschiedene Wandlungen durchgemacht und sich stets dem jeweiligen Kulturzustande angeglichen. Die Gegenwart ist sich des halb in all diesen Dingen des ursprünglichen Sinnes meist nicht mehr bewußt. Am deutlichsten tritt das auf dem Gebiete des Aberglaubens zu Tage. Die christ lichen Missionare brachten wohl den Staatsglauben der Germanen zu Fall, dem Volksglauben aber konnten sie nicht beikommen. Der lebte weiter, neben und im Christentums. Er bewegt heute noch bas Volksleben und zwar beinahe ebenso nachhaltig wie Religion und Wissenschaft. Seine immer neue Lebenskraft ist bisher nicht erlahmt. Der Aberglaube ist heidnischen Ursprungs. Er vermutet hinter dem realen Geschehen irgend einen Geist, der die Macht hat, das Geschehen nach seinem WMn abzuändern. Durch sein eignes Verhalten versucht nun der Mensch, das Tun des Geistes in eine gewisse Richtung zu zwingen. Freiheit und Gebundenheit heißen die großen Probleme, die der Aberglaube im letzten Grunde zu enträtseln sucht. Am engsten ist die Landbevölkerung dem Aberglauben verbunden. Das ist kulturgeschichtlich begründet. Der Aberglaube ist ein Rest aus dem heidnischen Zeitalter unsrer Vorfahren. Diese lebten als Viehzüchter und Bauern, ihr Glaube stand im engsten Zusammenhänge mit ihrer Tätigkeit. Was Wunder, wenn wir gerade beim Landmanne den meisten Aberglauben finden. Dieser Aberglaube hat wenigstens eine gewisse Daseinsberechtigung; im Gegensatz dazu steht der Aber glaube der Gebildeten, der trotz aller Ableugnungen in krasser Weise sein Un wesen treibt und ein Zeichen sittlicher Fäulnis ist. Der Aberglaube webt seine geheimnisvollen Schleier meist um unerklärliche Geschehnisse oder um Höhepunkte des menschlichen Lebens. In unsrer Heimat spielt der Hochzeitsaberglaube eine große Rolle. Es ist tatsächlich so, daß der Aberglaube das Brautpaar zum Altar begleitet, daß nicht die Liebe, sondern die genaue Beachtung einer ganzen Reihe von Kleinigkeiten das Glück der Ehe be gründet. Schon beizeiten müssen junge Leute auf der Hut sein. Die Mädchen zupfen die Blütenblätter der Wucherblume aus und sprechen dabei folgenden Abzählreim: „Samt, Seide, Kattun — Samt, Seide, Kattun". Mit dem letzten Blatt erfahren sie den Stoff, aus dem dereinst ihr Brautkleid sein wird. Mit der Wortreihe „Kutsche, Karrete, Mistwagen" suchen sie ihr Hochzeitsgefährt zu enträtseln. Eine ledige Person darf bei Tische Brot und Butter nicht anschneiden, sonst muß sie noch sieben Jahre aufs Heiraten warten. Dasselbe gilt, wenn man ihr in die noch nicht geleerte Tasse Kaffee zuschenkt. Lacht ein Mädchen beim Trinken ins Glas, so bekommt es einen trunksüchtigen Mann, tuts ein Bursche, dann muß er sich auf eine immer durstige Frau gefaßt machen. Wer an der Tisch ecke sitzt, bekommt eine böse Schwiegermutter. Ist die erste Blume, die bei der Verlobung überreicht wird, eine Odensie, so geschieht ein Unglück. Geht ein Myrtenstvckchen, das zur Verlobung geschenkt ward, ein, dann erstirbt auch die Liebe. Der meiste Aberglaube gruppiert sich natürlich um das eigentliche Hoch zeitsfest. Da will der Mond als Träger der Fruchtbarkeit beobachtet sein; denn nur im zunehmenden Monde darf man heiraten. Auch den Kalender muß man zur Hand nehmen. Seine Zeichen tragen zum Eheglücke ebenfalls bei. Das Zeichen des Krebses bedeutet Rückgang, günstig sind Wage, Löwe und Jungfrau. Der Freitag ist als Hochzeitstag verpönt, „Freitagsfreier holt der Geier". In einem Jahre dürfen nicht zwei Geschwister heiraten, sonst stirbt eins davon. Brautleute dürfen einander keine Nadeln schenken, diese erstechen die Liebe; auch keine Perlen, Perlen sind Tränen. Ferner dürfen Brautleute und Brauteltern dem kirchlichen Aufgebote nicht beiwohnen, sonst gibts Streit in der Ehe. Der Bräutigam muh der Braut das Brautkleid schenken, sie ihm Hemd und Strümpfe, dann wird die Ehe glücklich. Die Braut darf nicht mit beim Backen des Hvchzeitskuchens helfen, wenn sie sich vor Unglück bewahren will. Auch soll sie das Brautkleid erst kurz vor der Hochzeit machen lassen und nicht früher als am Polterabend ins Haus nehmen, damit sie nicht sterbe. Ins Brautkleid sollen Brot, Salz und ein Taler eingenäht sein, daß es im neuen Haushalt nicht an Brot, Salz und Geld fehle. Der Brauch des Polterns beruht ebenfalls auf Aberglauben. Durch den Lärm der zerspringenden Scherben wollte man ursprünglich die bösen Geister aus dem Hause treiben. Viel Scherben bringen viel Glück. Unter die Scherben wirft man einige Geldstücke, damit dem jungen Paare das Geld nicht ausgehe. Will das Brautpaar vom Glück begünstigt fein, dann muß es am Hochzeitsmorgen die Scherben selbst wegräumen. Wenn es am Hochzeitstage regnet, dann wird die Ehe eine gesegnete sein, schneit es, dann werden die Brautleute reich. Bekommt die Braut viele Geschenke aus Glas, so hat sie Glück. Vor der kirchlichen Ein segnung darf sie nicht zur rechten Zeit fertig sein, sonst hat sie kein Glück. Auch sollen Brautleute bei ihrer kirchlichen Einsegnung nur neue Kleidungsstücke auf dem Leibe haben. Im Hochzeitszuge darf kein Schimmel sein, sonst stirbt jemand. Dasselbe trifft zu, wenn bei der Trauung lange geläutet wird. Unglück bedeutet es auch, wenn das eigene Geschirr di« Brautkutsche fährt. Auf dem Wege zur Kirche muß die Braut dem Bräutigam auf die Schuhe treten, damit auch sie im Hause etwas zu sagen habe. In ihre eigenen Schuhe legt sie Geldstücke, um Glück zu haben. Schreitet das junge Paar auf dem Wege zur Kirche an einem offenen Grabe vorüber, so wird es bald durch den Tod getrennt. Wer von beiden zuerst die Kirchenschwelle betritt, der wird die Herrschaft im Hause erlangen. Auf dem Wege zum Altar muß das junge Paar Arm in Arm bleiben, daß niemand zwischen sie treten kann. Der Bräutigam, der übrigens ein Stück Brot in der Tasche haben muß, darf sich nicht umsehen, sonst schaut er sich bald nach einer andern um.