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Das Österreich von heute ist ein verstümmelter, seiner Lebensbedingungen beraubter Binnenstaat, der keinen Weg zum Meer hat und im Nordosten, Osten, Südosten und Süden zum großen Teil von Ländergebieten umgeben ist, die leine Erbfeinde von jeher waren, wie die Serben und die Tschechen. Von den 54 Millionen der österreichisch-ungarischen Monarchie sind knapp neun Millionen dem gegenwärtigen Österreich verblieben, „und fragst Du nach dem Riesen, Du findest ihn nicht mehr/ Den in der Weltgeschichte beispiellosen, furclstbaren Schäden, die die frühere Doppelmonarchie erlitten hat, steht nur ein einziger Vorteil für das heutige Österreich zegenüber: es ist ein politisch und sprachlich geeinter Körper, es hat eine rein deutsche Bevölkerung. * Die enge Stammesgemeinschast mit dem Volke in Deutsch land ließ darum unmittelbar nach dem unseligen Ende des Weltkrieges den „Anschlußgedanken" in Österreich emporflammen und sich mit elementarer Kraft über das ganze Laud verbreiten. Fast fünf Jahre sind seit dem Frieden von Versailles und St. Germain verstrichen, aber die Ostmark ist noch immer nicht reichsdeutsch und wird es wohl kaum so bald werden. Zwar wirken für die Idee in Österreich die Groß- deutschen, die ehemalige deutschnationale Partei, deren Farben stets schwarz-rot-gold waren und deren Parole immer „Los von Rom" hieß, und in Deutschland der österreichisch deutsche Volksausschutz unter dem Präsidium des Reichstags präsidenten Löbe, allein die Bestrebungen der beiden Lager haben gegenwärtig nur idealen Charakter und wenig real politischen Wert. Der große Moment der Aussaugung Öster reichs in das Deutsche Reich ist auf beiden Seiten vielleicht verpaßt worden. * Obenan stand vor allem das ewig drohende Veto der Entente, die sich aber schließlich — beinahe könnte man es mit Bestimmtheit behaupten — mit der vollzogenen Tatsache abgefunden hatte, wenn sie vor den geschlossenen Volkswillen der in eins verschmolzenen deutschen Nation in Europa ge stellt worden wäre. So wurden allmählich, aber umso schwerer wucktend die Hindernisse maßgebend, die in den beiden Bruderreichen selbst der Vereinigung erwuchsen. In Deutsch land erhoben sich die warnenden Stimmen der Finanz- und Währungspolftikcr, die Mark und Krone (nach dem damaligen Stande!) in kein Verhältnis bringen konnten, und in Österreich machte sich das Übergewicht der zur Entente neigenden Kreise geltend, die für Österreich eher eine Gesundung mit Hilse und an der Seite des Völkerbundes als mit Hilse des Deutschen Reiches erwarteten. Die materiellen Bedenken waren hüben und drüben stärker als die nationalen und stammesbrüderlichen Wünsche, abgesehen von den mächtigen wirtschaftspolitischen Erwägungen, die bis auf die Frage der Valutaregetung für den Wegfall der Grenzen zwischen den beiden deutschen Reichen Europas sprachen. Heute hat in Österreich der Anschluß- gedanle viel von seiner Farbe und seinem Glanz verloren, er ist wie eine Erinnerung an einen einstigen Willen, der wie ein Heller Glockenklang durch das besiegte Land ging. An allen Ecken und Enden waren die dunklen Bauleute der Entente tätig, um die Schranken zwischen dem Deutschen Reich und Österreich aufzurichten, zu erhöhen und letzten Endes unübersteigbar zu machen. Mit ungeheuren Gebietsabtretungen an Italien, die Tschechoslowakei, Serbien, Rumänien und Polen quittierte Österreich, der Torso des alten Habsburgerreiches, seine Kriegsschuld und seine Loszählung von den Reparations- kosten. wobei es freilich, ohne Hafen und ohne Meer, nur auf Tarlarin an der Rohr. Soll ich dich noch einmal beschwören, ekelhaftes Gezücht, Gebilde meiner eigenen Phantasie, und doch bitterste Wirklichkeit? Nicht in einem, sondern in Tau senden von Tartarins hast du dich bei uns cingenistxt, um dich an dem Schweiße unserer Arbeit zu mästen, um die Erzeugnisse unseres Geistes zu stehlen in der geilen Begier, dir ein Wohlleben zu verschaffen, das du selbst zu faul, zu blöde, zu unfähig bist, aus eigener Kraft hervorzubringen. Widerliche Schmarotzer mit der salbungsvollen Phrase auf den Lippen und der Lklaven- peitsche in den Händen, wir haben über dich gelacht, als du dich mit deinem lächerlichen militärischen Pomp am Rhein breit machtest, wir haben dich verspottet, als du dein nichtsnutziges Schieberleben in Berlin unter dem Deckmantel der Interalliierten Kontrollkommis sion führtest; und jetzt läßt du dich an der Ruhr nieder, um zu zerstören, zu rauben und zu plündern, was die Arbeit eines Jahrhunderts dort gebaut hat! Wir fürchten dich nicht, wir verachten dich! Wir lachen über dich trotz deiner Kanonen, deiner Panzerwagen und deiner Geschwader von berittenen und unberittenen Truppen. Du magst Tausende von unseren besten Sühnen in Kctien legen, andere Tau fende mit Weib und Kind von der angestammten Scholle vertreiben, wir bleiben frei und wir lachen über dich trotz Not und Tod, weil wir dich verachten. So erscheine noch einmal, Tartarin an der Ruhr und künde deine Heldentaten! Spiele dich aus im Glanz deiner militärischen Macht, brüste dich als Bezwinger eines wehrlosen Volkes, halte Reden von Freiheit und Gerechtigkeit, winde eine Schwindelgloriole van Siea und Ruhm um deine Stirn, du bleibst doch, ob am Rhein, in Berlin oder an der Ruhr, das, was du warst, dasselbe feige, niederträchtige, prahlerische, geld gierige Geschöpf, du bleibst Tartarin! Allemand Daudet. I. Aus nach der Ruhr. „Frankreichs Fahnen wehen an der Ruhr!" Von der Kammertribüne sprach Poincare das stolze Wort und Tartarin las es in Berlin, wo er noch immer als Mitglied der Interalliierten Kontrollkommission ein zwar gut bezahltes, aber nicht sehr kriegerisches Hel dendasein führte. „Die Trikolore weht an der Ruhr!" Seine Stimme zitterte, als er die Worte begeistert wiederholte, seine Hand griff nach dem Schwert. Doch die Waffe an seiner Seite fehlte, der Held war in Zivil. Die Röte der Scham färbte seine Wange. War es möglich? Tartarin trug noch Zivil, während Frankreichs Farben den Pfad unsterblichen Ruhmes wandelten? Als Frankreichs Heldenscharen 1914 ins Feld zogen, oen einzigen Waqerweg, oce Donau, angewiesen, in me l drückendste wirtschaftliche Abhängigkeit von den Nachfolge staaten und den territorial erweiterten Balkanländern geriet, j Österreich ist nicht in der Lage, die geistigen und materiellen Bedürfnisse seiner neun Millionen Einwohner aus den egcnen Erzeugnissen zu decken und ist aus den eine entsetzliche Last be deutenden Import ans den Nachbarreichen angewiesen. -k- Der Einfluß der Entente auf das Schicksal des heutigen Österreichs ist nur scheinbar ein mittelbarer geworden, denn er wirkt wie eine harte granitene Faust aus den Körper des Geschwächten und Entnervten durch die tschechische, serbische, rumänische und polnische Politik. In das gleiche Fach läßt sich die Investition bedeutender fremder, hauptsächlich ententistischer Kapitalien im Industrie- und Handelsleben Öster reichs einreihen. Es ist eine ewig wirkende, unlösbare Ab hängigkeit damit geschaffen, eine nicht zu zerstörende Fessel, die der Feind schmiedete, nachdem das unglückliche Land „ausge powert" war und Milliarden von Knnstschätzen und Kultur werten, von denen die Mehrzahl unersetzlich ist, an das feind liche Ausland um ein mageres Linsengericht verkauft hatte. Köder, um das nach Erwerb und Arbeit hungrige Volk in Österreich gefügig zu machen und namentlich um die Regierung zu gewinnen, die bei den zerfahrenen Partieverhältnissen in Österreich ebenso wenig festen Boden unter den Füßen hat, wie jene in Deutschland, werden noch immer in sehr geschickter Weise und unter der Betonung hilfsbereiter Freundschaft von der Entente ausgeworfen. Man hat Österreich einen Anteil an der Völkerbundanleihe gegeben, und man hat den Dollar mit 70 000 : 1 stabilisiert, so daß die von aller Welt geschmähte und verhöhnte österreichische Krone, der Gegenstand des schalsten Witzes im ganzen Ausland, sozusagen über Nacht wertbeständig wurde und eines Tages auch den Kurs der Mark überstieg. Politische MmSsHau. Deutsches Reich. Rhein- und Nuhrtag der evangelischen Kirche. Am 12. August wird die evangelische Kirche in ganz Deutschland einen Rhein- und Ruhrtag veranstalten. In allen Gottesdiensten wird der Brüdern und Schwestern im besetzten Gebiet gedacht werden. Daneben wird in großen Lersammlungen der Wille der evangelischen Kirche, Frei heit und Friede zu erkämpfen, zum Ausdruck kommen. Auch Sammlungen für die Notleidenden im besetzten Gebiet wer den veranstaltet werden. Die Kriegsgefangenen in Sibirien. Bei dem vor etwa 5 Wochen aus Sibirien in Moskau eingetrosfenen Transport mit 120 ehemaligen Kriegsge fangenen befanden sich — entgegen den Gerüchten über eine viel größere Anzahl — nur 6 Reichsdeutsche, die die thncn bereits 1921 gebotene Gelegenheit, heimgeschafft zu werden, jedoch nicht benutzt haben, sondern bis jetzt frei willig dort geblieben sind. Zwei von diesen, Solinsky und Heinrich Kleiner, wollen auch weiter in Ruß land bleiben. Mit der Heimkehr weiterer, bisher Ver mißter ehemaliger deutscher Kriegsgefangener aus Sibi- rien ist kaum zu rechnen. Die jetzt noch in Sibirien befind lichen ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen haben alle Gelegenheit zur Heimkehr gehabt, haben diese aber nicht benutzt. Tumult im bayerischen Landtag. Im bayerischen Landtag wandte.sich bei Besprechung einer sozialdemokratischen Interpellation wegen der Aus hebung der von der Regierung im Mai erlassenen Not - verordnung der sozialdemokratische Redner Ackermann mit schweren Angriffen gegen die Negierung und erklärte, daß die Verordnung lediglich ein Aushängeschild gegen die Sozialdemokratie und ihre Presse sei. Als Abgeordneter Ackermann den Abgeordneten Heim und Held Vorschub leistungen gegenüber den Feinden zum Vorwurf machte, kam eszuTumultenzwischenrechtsundlinks und zu einem Zusammenstoß mit Präsident Königsbauer, der dem Redner einen Ordnungsruf erteilte. Wertbeständige Siaatstöhne. Berlin, 19. Julk. Die Besprechungen, die im Reichsfinanzministerium über die Frage, wie die Erhaltung des Lohnwertes unter Vermeidung einer automatischen Regelung erzielt werden kann, mit einem von «den Spitzengewerkschasten gebildeten Achterausschuß stattgefunden haben, sind gestern abend abgeschlossen worden. Die festgesetzten Richt linien haben folgenden Wortlaut: 1. Der Ausschuß soll die Löhne der Arbeiter wöchentlich! zur Erhaltung ihres Wertes dem veränderten Geld wert anpassen. Bei geringerer Veränderung des Geld wertes seit der letzten Regelung kann von einer sofortigen An, Passung abgesehen werden. 2. Uber die Höhedes Reallohnes zu verhandeln, ist nicht Aufgabe des Ausschusses, sondern der Vertrags parteien selbst. Für Zeiträume, für die eine Anpassung bereits erfolgt ist, findet keine rückwirkende Änderung des Real lohnes statt. 3. Die Anpassung erstreckt sich gleichmäßig auf den Leistungslohn wie den Soziallohn. 4. Dieses Abkommen kann unter Wahrung einer Frist, von 14 Tagen zum 15. oder Letzten jeden Monats gekündigt werden. Wird der Reallohn neu vereinbart, so kann jede ^ite das Abkommen fristlos kündigen. Nach einer Erklärung der Negierung ist beabsichtigt, die Bezüge der Beamten und Angestellten halbmonatlich nach entsprechenden Grundsätzen zu regeln. — Ferner hat das Neichsarbeitsministeriun ein gehende Richtlinien über die Möglichkeiten der Er haltung der Kaufkraft der Arbeitseinkommen ausgearbcitet, die auf Verhandlungen mit den Spitzcnverbänden und dem einstimmigen Beschluß des Vorläufigen Reichswirt schaftsrates beruhen. Ein großer Börsenkrach vor 50 Jahren. Gefahren des Spekulationssiebers. In unserer Zeit fast hoffnungsloser wirtschaftlicher Zerrüttung und der Zerstäubung des Geldwertes in ganz Mittel- und Osteuropa kann man sich kaum noch einen Be griff von den Wirkungen machen, die in früheren Zeiten von großen Börsenpaniken ausgegangen sind. Deutschland hat in der Zeit nach dem Kriege solche Paniken erlebt; die letzte war der „schwarze Donnerstag", der erste Dezember 1921, an dem durch den Rückgang des Dollarkurses von rund 250 auf 184 ein rapider Sturz aller Effekten den Geld markt erschütterte. Aber was bedeutete innerhalb der obnebin länast erschütterten Wirtschaft ein solcher netzen ),e me Fahnen vorsichtig zu Hause. Den elenden Boches fehlte die gebührende Achtung vor diesen Wahr zeichen französischer Größe und ihre rücksichtslosen Fäuste hätten sich vielleicht an dem dreifarbigen Tuch vergriffen! Das durfte nicht geschehen. In der Motten kammer waren die Fahnen sicherer, aber jetzt. . . jetzt war es Zeit, sie herauszuholen. Ter Marsch nach Essen bot keine Gefahr, und so flatterten die Feldzeichen, die nie besiegt waren, weil sie nie eine Schlacht gesehen, siegreich an der Ruhr. Tartarin gehörte dorthin, wo Frankreichs Banner wehten. Er wäre nicht Tartarin, nicht der Inbegriff französischen Heldenmutes gewesen» wenn er es in Berlin ausgehalten hätte. Sein hoher Gönner in Paris — jeder französische Patriot hat einen Gönner In Paris — sorgte dafür, daß Tartarin an dem Feldzug an der Ruhr teilnehmen durfte. Ja, dieser edle Mann tat noch mehr für ihn. Die Mitglieder der Kontroll kommission sind sehr gut, die französischen Offiziere schlecht bezahlt: war es billig, daß Tartarin zum Lohn für seine patriotische Hingabe das hohe Gehalt ein büßte? Die französische Gerechtigkeitsliebe bäumte sich dagegen auf. Tartarin durfte nicht schlechter gestellt werden. Es ging ja auf Kosten der Deutschen, und jeder Franzose ist freigiebig, wenn ein anderer bezahlt. Der Held nahm das Gerd, aber es imponierte ihm nicht. „Mon Dieu", sagte er und klopfte dabei seinem Kameraden, dem prächtigen Oberst Giffard, auf die Schulter, „was sind die paar tausend Mark, meinet wegen die paar Millionen Mark im Vergleich zu den Schätzen des Ruhrgebiets?" „So, so, ist da so viel zu holen? Ich dachte, Deutschland wäre ein armes Land?" „Deutschland . . . arm! Ich sage Ihnen, lieber Oberst, die ungeheuersten Reichtümer liegen dort. Sie wissen doch . . . man spricht ja ungern davon ... im Laufe des Krieges kamen die Deutschen nach Belgien, Frankreich, Rußland usw. Ueberall machten sie enorme Beute und die haben sie im Ruhrgebiet vergraben." Dem Oberst fiel es wie Schuppen von den Augen. „Deshalb marschieren w« hin? Poincare ist doch ein großer Mann. Ich bewundere ihn." Tartarin lächelte überlegen. „Glaubten Sie, daß es der Kohle wegen geschehe? Frankreich hat mehr Kohle, als es gebraucht. Das ist nur ein Vorwand, um den Enaländern Sand in die Auaen ru streuen." ,s«re Giucrncysr, oaß Ste oaoer jern dürfeni" „Ja, mein lieber Oberst, die ungeheuersten Reich tümer werden wir den Deutschen abnehmen. Kein Franzose braucht mehr zu arbeiten. Wir alle werden auf deutsche Kosten als Rentiers leben." In Vorahnung des künftigen Schlaraffenlebens rieb sich Tartarin vergnügt die Hände. Der Oberst stand geblendet. „Ich beneide Sie, ich beneide Sie", wiederbolte er ein über das andere Mal. ..Aber denken Sie auch an uns. Wir haben auch Verdienste um das Vaterland." „Niemand wird vergessen. Ganz Frankreich wird in Saus und Braus leben. Natürlich werden wir, die wir das Land mit unserem Blut erobern, besonders bedacht werben." Der Oberst machte ein betrübtes Gesicht. Er kannte seine Landsleute. Sie würden für die anderen nicht viel übrig lassen, doch um Tartarin nicht zu kränken, verschwieg er seine Besorgnis und'bat nochmals drin gend: „Vergessen Sie mich nicht. Ich wollt', ich könnte Sie begleiten!" Das hätten sämtliche französischen Mitglieder der Kontrollkommission gern getan. Alle beneideten den glücklichen Tartarin, der an dem Beutezug an die Ruhr teilnehmen durfte. Sie brachten ihn an die Bahn. Es war ein schlichter Abschied, ohne den Glanz, der sonst die Ausfahrt eines französischen Helden zu um geben Pflegt. Bei der erregten Volksstimmung in Ber lin wagten sie nicht, ihre ruhmreiche Uniform an zulegen. Gefaßt und stolz stand Tartarin im einfachen Bürgertleid, umgeben von der kleinen Schar seiner Getreuen, auf dem Perron und wartete auf den ein führenden Zug. So schwer es ihnen fiel, sie mußten ihre Stimme dämpfen. Jedes laute Wort konnte sie verraten, und wenn man sie als Franzosen erkannte . . . das Schlimmste war zu befürchten. „Sie würden uns in Stücke zerreißen", flüsterte der Oberst. „Mögen sie!" meinte Tartarin. „Der Tod für das Vaterland ist mir stets willkommen, nur jetzt nicht, wo sich mir die Aussicht aus unsagbaren Ruhm und Beute eröffnet. Jetzt fordert Frankreich, daß ich lebe." In seiner Begeisterung hatte er die Stimme etwas gehoben. Zum Glück legte der geistesgegenwärtige Oberst ihm die Hand auf den Mund. „Um Gottes Willen! Nicht so laut! Sie sind ein Kind des Todes. Denken Sie daran, ich bin Familien vater!" Tartarin war über seine eigene Kühnheit entsetzt. Er warf einen scheuen Blick auf die Umstehenden. Nie mand hatte gehört, daß er französisch sprach. Der Zug, der gerade in die Halle einfuhr, hatte seine Worte übertönt. Nichts fällt einem Franzosen schwerer, als den Mund zu halten, aber Tartarin überwand sein edles gallisches Temperament und verabschiedete sich lautlos von den Freunden. Doch noch größere Opfer standen dem Helden bevor, auch während der mehrstündigen Fahrt mußte er schweigen. Es war gewiß ein seltener Beweis von Unerschrockenheit, daß er sich zu vier Deutschen, zu vier Todfeinden, in ein Coupe zu setzen wagte, aber sich durch ein unbedachtes Wort als Fran-