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von ihnen wegen Spionage, der vierte wegen Vergehungen an Kindern. Schon die Tatsache jener Verhaftungen hat genügt, daß Frankreich im besetzten Gebiet wahllos eine größere Anzahl würdiger und bejahrter Männer als Geiseln festgesetzt hat. Schweres Automobilunglück. Breslau, 19. Juli. Heute morgen gegen 6 Uhr hat sich bei Lilienthal ein schweres Autounglück ereignet, wobei Personen getötet und fünf schwer verletzt wurden. Das Auto gehört der Getreidefirma Lobethal in Dresden und hatte als Insassen eine Vergnügungsgesellschaft aus drei Damen und drei Herren. Die Verlehrssperre gegen die Turner gerichtet. Koblenz, 19. Juli. Der angebliche Grund der Fran zosen für die Verlängerung der Verkehrssperre, als den sie die Zwischenfälle in Barmen anführen, ist nur ein Vor wand. In Wirklichkeit wollen sie die rheinischen Turner abfangen, die ohne Geleitschein die Vcr-, kehrssperre umgangen haben, um an dem Turnerfest in München teilzunehmen, und in den nächsten Tagen zurück kehren. Die Kontrolle ist auf das äußerste verschärft worden. Vereinigung der Sonderbündler? Koblenz, 19. Juli. Die Separatisten entfalten in den letzten Tagen eine fieberhafte Tätigkeit. Es hat den An schein, als ob sich Dorten und Smeets verständigen und zu einer „Partei" zusammenschließen wollen. Es verlautet mit aller Bestimmtheit, daß eine formelle Ver ständigung zwischen beiden sonderbündlerischen Richtungen erfolgt sei. Dorten und Smeets werden sich, um diesen engeren Zusammenschluß herbeizuführen, in Koblenz treffen. Der deutsche Botschafter bei Lord Curzon. London, 19. Juli. In Londoner politischen Kreisen bringt man den gestrigen Besuch des deutschen Botschafters bei Lord Curzon mit der Frage des passiven Widerstandes in Zusammenhang. Insbesondere schreibt die Frankreich freundlich gesinnte Presse, daß bei dieser Gelegenheit Lord Curzon dem deutschen Botschafter in der Frage des passiven Widerstandes gewisse Vorhaltungen gemacht habe. An unsere Postbezieher! Die ungeheueren Steigerungen des Papier preises, aller Materialien und der Whne haben auch die Zeitungspreise emporschnellen lassen. Das „Wilsdruffer Tageblatt" kostet im Monat Juli 13000 Mk., mährend unsere verehrlichen Post- bezieher nur 9000 Mk. entrichtet haben. Wir müssen deshalb bitten, die fehlenden 4000 MK. uns umgehend mittels der unserer Zeitung beigelegenen Zahlkarte zuzusenden. Denjenigen Postbeziehern, welche die Einsendung des Differenz betrages nicht so rechtzeitig bewirken, daß der Betrag am 24. Juli in unseren Händen ist, bedauern wir, von da ab die Zeitung nicht mehr weiterliefern zu können. Gleichzeitig bitten wir letztmalig um Ein sendung der Nachzahlung für Juni in Höhe von 1000 Mk., soweit es noch nicht geschehen ist. Unter Berücksichtigung der schweren wirtschaft lichen Bedrängnis, in der sich das Zeitungs gewerbe befindet, kann aber wohl von einem jeden Bezieher die Einhaltung der Zahlungsfrist erwartet werden, damit die oben angekündigte Maßnahme unterbleiben kann. Verlag des „Wilsdruffer Tageblatt". Aus Stadt und Land. »lei« «LdrIK »h-r» »-tr Wilsdruff, um 20. Juli 1923. Die letzte Viertelstunde des Ruhrkampfes ist angebrochen. Die letzte Viertelstunde ent scheidet. Poincare hat in den letzten Tagen immer wieder da rauf hin gewiesen. Für Deutschland heißt es nun: alle Kräfte zusammenraffen und das Werk der Vernichter unseres Volkes zuschanden machen! Deutschlands Sache steht und fällt mit dem passiven Widerstand! Poincare und seine Henkersknechte wissen das sehr wohl. Daher die neue Terrorwelle, mit der sie die tapfere Abwehrfront im Ruhrgebiet zermürben wollen. Eine Uebersiä-t über die bisherigen Schandtaten wird jedem die Augen öffnen: 92 Deutsche getötet, 9 Deutsche zum Tode ver urteilt, rund 1000 Jahre Freiheitsstrafen, 1640 Milliarden Mark und 108 069 Franken Geldstrafe, 75714 Deutsche von Haus und Hof vertrieben. Deutsche des Binnenlandes! Stützt die unerschrockenen Kämpfer an der Ruhr! Stärkt ihren Wider stand in den entscheidenden Minuten! Gebt reichlich zur Ruhr spende! Tut, was in euren Kräften steht! Deutschland ruft zum letzten Aufgebot! — Ferien! Heute haben sich die Pforten der Schule ge schlossen, Lehrer und Kinder haben die goldenen Tage der Frei heit der Sommerferien angetreten. Wie manches der Kinder zählte zuerst die Tage, dann die Zahl der Lernstunden bis zu diesem seligen Zeitpunkt. Ferien — wer freut sich nicht auf sie, ob er nun aufs Land fährt oder ob er, wie es so viele heute tun müßen, zu Hause bleibt, um durch Ausflüge in die reizvolle Umgebung doch etwas von der Natur zu erhaschen. Ferien — schon für das Kind Erholung im eigenen Ich, sei es durch Spiel, sei es durch Lesen oder Träumen, Wandern und Singen; immer bleibt es ein Tunkönnen, aber nicht -müssen. Darin liegt der bezaubernde Reiz der Ferien, frei vom äußeren Zwang des Alltags zu sein. Herrlichstes Sommorwetter leitet diesmal die Ferienzeit ein, hoffentlich bleibt es beständig, dis es am 21. August, also nach vier Wochen der Erholung, wieder heißt: das Ranzel gepackt und aufs neue hinein in die Tret- und Lern mühle. Doch — heute ist heut — mit großen Hoffnungen hinein in die Ferien! Was schiert uns die Zukunft, wenn die Gegen wart Freiheit und Frohsinn heißt! — Turnergedenkfeier. Am Mittwoch abend versammelten sich auf dem Kirschberge die daheimgebliebenen Turnerinnen, Turner und Freunde der guten deutschen Durnsache, um bei lodernden Flammen des großen 13. Turnfestes zu gedenken. Der Vorsitzende des Turnvereins (D. T.), Herr Max Hille, eröffnete mit einleitenden Worten die Feier, um zunächst auf den Zweck der Kundgebung hinzuweisen. Dann wies Herr Studienassessor Springsklee mit kernigen Worten auf die Be deutung ^des Turnfestes hin und gedachte derer, die fern von der Heimat ihr Leben für das Vaterland geopfert hatten. Er ermahnte die Jugend, diesen Helden nachzustreben und sich jederzeit selbstlos in den Dienst des Vaterlandes zu stellen. Sei es doch vor allem die Deutsche Turnerschaft, die bestrebt ist, alle Turngenossen zu tüchtigen Menschen zu erziehen, damit sie in den Nöten der Zeit auch den gestellten Anforderungen jederzeit gerecht werden können. Mit dem allgemeinen Liede „Turner auf zum Streite" wurde die eindrucksvolle Feier beendet. — Für bedürftige Ruhrkinder sammelten am Dienstag abend die Gäste in der „Parkschänke" 57 400 Mark. — Eine große Freude bereitete der Bahnhofs-Stammtisch wieder einer hiesigen bedürftigen alten Frau, die sich trotz ihrer weit über siebzig Jahre noch recht und schlecht durchs Leben schlägt, indem ihr der Ertrag einer Sammlung zugute kam. Bei der Überreichung der 30000 Mark purzelten dem alten Mütterchen nur so die Tränen aus den Augen. In ihrem Namen auch an dieser Stelle den Spendern herzlichen Dank. — Das Marktkonzert am Sonntag fällt aus.' Dafür spielt die Stadtkapelle Montag abend 0-8 Uhr im unteren Park: 1. Bundesfest-Marsch von Gottlöber, 2, Ouvertüre „Reiselust" von Römisch, 3. Ständchen („Leise flehen") von Schubert, 4. „Alpenzauber", Polka-Mazurka von Hermann, 5. „Kriegs fanfaren und Dankgebet" von Werner. — Brotversorgung. Auf Punkt lV der Bekanntmachung des Kommunalverbandes Meißen Stadt und Land über die Brotversorgung in unserer heutigen Nummer werden die Müller, Bäcker und Mehlkleinhändler noch besonders hin gewiesen. Danach sind die nächsten Getreide-, Möhl- und Kleie bestandsanzeigen bereits am 23. Juli bei der Amtshauptmann schaft einzureichen. — Der 2. Transport Ruhrkinder ist am Donnerstag nicht ringetroffen. Da zurzeit infolge der starken Sonderzugstellung zum Münchner Turnfest bei der Eisenbahn Mangel an Per sonenwagen herrscht, mußten die Ruhrkindertransporte vorder hand eingeschränkt werden. Die Ankunft der nächsten Ruhr kinder für den hiesigen Bezirk wird sich noch um etwa zehn bis vierzehn Tage verzögern. — Aerztlicher Sonntagsdienst (nur dringende Fälle) am Sonntag, den 22. Juli: Dr. Bretschneider, Wilsdruff und Dr. Auerbach, Burkhardswaide. — Der Sachsentag des Deutschen Turnfestes. Der Diens tag brachte den 14. sächsischen Turnkreis in turnerischer Hinsicht voll zur Geltung. Das trifft namentlich auf die großen Frei übungen der Turner und Turnerinnen zu, die sowohl durch die Maße ihrer Teilnehmer, wie auch durch die ausgezeichnete Durchführung den sächsischen Turnern ein sehr gutes Zeugnis ausstellten. Die Männer turnten unter Leitung des Kreis- turnwarts Müller-Ofchatz, die Frauen unter Kreisfraüenturn- wart Schroeter-Zittau. Nachdem die Turner zwei von den deutschen Pflichtübungen geturnt hatten, folgten die vom Kreis- turnwart Müller ersonnenen Sachsenstabübungen, während die Turnerinnen nach einer der deutschen Pflichtübungen drei von ihrem Kreisturnwart selbst gewählte Freiübungen ausführten. Der Beifall, der den Turnern und namentlich auch den Turne rinnen galt, war außerordentlich lebhaft. Das Geräteturnen der sächsischen Musterriogen brachte manche ganz ^hervorragende Leistung. Auf Einzelheiten einzugehen, ist nicht angezeigt, da man bei der ungeheuren Ausdehnung des Uebungsseldes nicht alles übersehen konnte. Nach den Freiübungen fand in schlichter feierlicher Meise die Weihe der neuen Sachsenturnersahne statt, die dem Kreisturnwart Müller-Oschatz ihr Dasein verdankt. Der Kröisvertreter Dr. Thiemer-Dresden gelobte, sie hoch und heilig zu halten im Dienste der Heimat, des deutschen Vater landes und der Deutschen Turnerfchaft. Die Turner legten darauf mit Hand und Mund einen Schwur ab. Dann wurden einzelne Nägel und anderer Fahnenschmuck gespendet. — Die Hundstage nehmen mit dem 23. Juli ihren An fang und dauern gerade einen Monat. Die bekannte Annahme, daß sie die heißesten Tage im Jahre darstellen, trifft aber nur auf etwa zwei Drittel ihrer Zeit zu. Vom 12. August ab etwa tritt mit den schon erheblich kürzer gewordenen Tagen kühlere Temperatur ein. > — Versammlungen unter freiem Himmel wieder gestattet. Wie uns das Presseamt des Polizeipräsidiums mitteilt, ist die Verordnung vom 31. Mai 1923 über das Verbot der Ver sammlungen unter freiem Himmel gemäß Artikel 123 Abf. 2 der Reichsversassung vom 11. August 1919 aufgehoben worden. — Hungertod. Das „Roßweiner Tagebl." läßt sich aus Oschatz melden: Hier verstarb die Konzertsängerin Hanne Dö ring im 33. Lebensjahre. Sie war die Tochter des verstorbenen Bürgerschuklehrers Döring und in den musst- und gesanglieben den Kreisen sehr geschätzt. Im Leben -des Alltags führte die verstorbene Künstlerin einen harten Kampf mit der wirtschaft lichen Not der Zeit. Sie ernährte sich notdürftig durch Klavier unterricht. Ihr erging es wie so vielen edeldenkenden Menschen, die an unzureichender Ernährung zugrunde gehen, da es ihnen bei ihrer bescheidenen Denkart schwer ist, Gaben werktätiger Liebe anzunehmen, ost aber auch deshalb, weil sich solchen- in vornehmer Zurückhaltung lebenden Damen kein Geber in der richtigen Weise zu nähern weiß. Sv teilte Haune Döring das Schicksal mit vielen Gleichgestellten. — Höchstpreise für Milch und Milcherzeugnisie. Das Wirtschaftsministerium erläßt eine Verordnung, nach der vom 22. Juli ab folgende Milchhöchstpreise gelten: ab Stall des Er zeugers für das Liter Vollmilch in Zone 1 2900 Mark, Zone 2 3000 Mark, Magermilch 1450 bzw. 1500 Mark; Milchkleinver kauf durch die Erzeuger: Vollmilch 3340 bzw. 3450 Mark, Mager- oder Buttermilch 1670 bzw. 1720 Mark; Erzeuger höchstpreise für Lieferung an Wiederverkäufer für Kuhhalter ab Gehöft: Butter das Pfund 32 000 bzw. 33 000 Mark, Quark 5000 bzw. 5500 Mark, für gewerbliche Molkereien ab Molkerei: Butter 37 700 bzw. 39 000 Mk., Quark 6000 bzw. 6600 Mk. Die Kvmmunalverbände bzw. Gemeindebehörden haben im Ein vernehmen mit den zuständigen Preisprüfungsstellen Höchst preise für den Milchkleinverkauf durch die Molkereien und Milchhändler unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse festzusetzen. — Dresden. Der- Gemeindeverband Dresden und Um gegend gibt neue Mehl- und Brvtpreise bekannt. Es kostet hiernach vom 22. Juli 1923 an das 1900-Gramm-Brot 10 000 Mark (bisher 3800 Mark), die 75-Gramm-Semmel 530 Mark (bisher 225 Mark). — Königstein. Der Wasserstand der Elbe sinkt täglich, er ist am hiesigen Pegel bereits 150 unter Null. Bei diesem Tief stände beginnen die Hungersteine unterhalb der Biela wieder hervvrzutreten. — Ossig. Schwer heimgesucht wurde die Familie des Gutsbesitzers Bernhard Lehmann. Der Sohn Theodor hatte das Perlenköpfchen einer Hutnadel gefunden. Mit gleichaltrigen Kameraden auf dem Wege zur Schule begriffen, nahm er die Perle in den Mund, von wo sie bei einem raschen Schritt in die Luftröhre geriet. Obwohl ärztliche Hilfe ganz schnell erschien, war der arme Junge binnen zehn Minuten tot, wahrscheinlich erstickt. — Oschatz. Der Viehhändler Ernst Pfütze aus Mügeln hatte am 19. Januar an zwei Schweinen, die er auf dem Vieh- und Schlachthofe verkaufte, einen ungerechtfertigten Ueber- gewinn von 196 162 Mark gemacht. Unter Einziehung dieses Betrages wurde Pfütze vom Wuchergericht zu 6 Wochen Ge fängnis und 2 Millionen Mark Geldstrafe verurteilt. * — Zwickau. Der 29jährige Bergarbeiter Schwarz aus Oberhvhndorf wurde auf einem Kohlenwerk des Zwickauer Re viers bei seiner Arbeit tödlich verletzt. Kirchennachrichten. — 8 Sonntag n Tr. Predigttext: Apvstelgesch. 8, 26—39. Wilsdruff. Vorm. 10 Uhr Predigtgottesdienst (Pfarrer Gusse-Sora). — 0,12 Uhr Taufgvttesdienst. — Nachm. 6 Uhr Iungmänner- verein (Jugendheim). Mittwoch, den 25. Juli: Nachm. 6 Uhr Iungmännerverein (Jugendheim). Grumbach. Vorm. 0-9 Uhr Predigtgottesdienst: Pf. Heber-Kesselsdorf. Dienstag, Mittwoch, Freitag Pofaunenchor. Donnerstag abend 0-8 Uhr im Gasthof Kirchgemeindever- fammlung. Krsselsdors. Vorm. 0-9 Uhr Beichte: Pf. Zacharias. — 9 Uhr Predigt: Pf. Zacharias. — Nachm. 2 Uhr Taufen. Sora. Vorm. 8 Uhr Hauptgottesdienft. Röhrsdorf. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst: Pf. Plauert. Dienstag 8 Uhr abends Iungfrauenverein. Limbach. , Vorm. 0-9 Uhr Predigtgottesdienst. — Nachm. 0-2 Uhr Beichte und heil. Abendmahl. Blankenstein. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienft. Sonnsbsncks gsättnst, cka «Kristi. Untsrnskmsn. MilUIMk Inksbsr: IWst Lug. Korte »INMSNM SIsi u. rinn-Qssc-Nirrs, -OsgsnstSncks u. -Sruak 20 SVvitiner' 81nskv 20 nsds k>ostpistr Lssoncksrs /zbtsiiung siivr ^cksimstsNs Silbe»'-, Oouble- ^egsns13n6e, Kedisse, Quevk- silkee. Für Mchl! od. UW nach Pirna wird ein zu verlässiges, Fortbildungschul- freics Mädchen sofort gesucht. Näheres erteilt 2?«» Jäpel, Wilsdruff. Anger Mädchen, die sich zur Apothckenhelferin ausbilden will, wird ein gestellt. Persönliche Vor- stcllung oder Angebote mit selbstgeschriebenem Lebens lauf erbeten. Gründlichste Ausbildung zugesichert. Föwmiipgtljtllt Wilsdruff Ms Alesis Lossseklsektsrsi Svelfiwirtschaft und Pferdegeschäfi im Plauenschen Grunde. 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