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Wilsdruffer Tageblatt : 05.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192305051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230505
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230505
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-05
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 05.05.1923
- Autor
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in Freiheit gesetzt und den Ausgewiesenen ihre Wohnstättten und Ämter zurückgegeben werden. * Die Note ist an die Negierung der Vereinigten Staaten von Amerika, die belgische, die französische, die großbritannische, die italienische und die japanische Regierung gerichtet, außer dem dem Papst, den andern Signatarmächten des Versailler Vertrages und den wichtigsten neutralen Staaten in Abschrift übersandt worden. Nah und Kern. . O Millionenstiftung der Grotzherzoginwitwe von Sachsen-Wctmar. Die frübere Großherzogin von Sachsen- Weimar-Eisenach hat anläßlich des vor einigen Tagen er folgten Todes ihres Gatten eine Stiftung von 20 Millio nen Mart zugunsten des Sophienchauses in Weimar ge macht. O Durch Erschießen hingerichtet. Aus München wird < berichtet: Das Urteil an dem Kaufmann Erich Innen- j lamp, der bei Garmisch den Kaufmann Daum ermorde, : und beraubt hatte, wurde im Strafvollstreckungsgefängnis - Stadeldeim durch Erschießen vollzogen. O Fünt Gehöfte eingeäschert. In Unterstadt (Provinz : Hannover) äscherte ein Großfeuer, das sich mit riesiger Ge schwindigkeit ausbreitete, fünf Gehöfte mit sämtlichen Stal lungen, Scheunen und Nebengebäuden ein. Alles Vieh, große Getreide- und Futtervorräte sowie alle wertvollen Maschinen wurden vernichtet. tU Erne Partitur für einen Park. Die Siadt Wien hat dem Komponisten Richard Strauß den Park des Schwar zenberg-Palastes, der in städtischen Besitz übergegangen ist, aus 80 Jahre unentgeltlich in Pacht gegeben. Strauß will sich in dem Park eine Villa bauen unid Hai der Stadt Wien als Gegengeschenk die eigenhändig geschriebene Partitur seiner Oper „Der NosenkaValier" verehrt. Richard Strauß ist fetzt 59 Jahre alt — er wird also bis zu seinem 140. Lebensjahre in der Villa wohnen dürfen. (D Diebesfang mittels internationalen Funkspruchs. Dr. Czesznik und Moritz Odemski, Vizedirektor und Kassierer einer Krankenkasse, waren mit 100 Millionen Mark Kassen geldern durchgebrannt, hatten in Berlin als valutastarke Ausländer sehr flott gelobt und waren in Hamburg auf einen argentinischen Dampfer gegangen, um in Süd amerika die Früchte ihrer Diebesarbeit zu genießen. Durch Funkspruch wurde jedoch die Kriminalpolizei in Lissabon verständigt, und so gelang es, die beiden Passagiere, die unter dem Namen Rübel und Gehl fuhren, festzunehmen, als der Dampfer in Lissabon anlegte. Der größte Teil des Geldes wurde noch bei ihnen gefunden und beschlag nahmt. Schöffengericht WilsSruff am 3. Mai 1923. Verhandlungsleitei: Herr Amtsgerichtsrat Dr. Schaller. Schöffen: die Herren Lehrer Gerhardt-Wilsdruff und Postagent Schanze-Herzogswalde. Das wiederholt vorbestrafte Dienstmädchen R. aus Gr. in der Oberlausitz ist hinreichend verdächtig, aus einer unver schlossenen Schlafstube des Gutsbesitzers Bormann in Helbigs dorf 2 Paar Damenschuhe, 1 goldenes Armband und 1 Medail lon gestohlen zu haben. Während die Beklagte leugnet, die beiden letztgenannten Sachen gestohlen zu haben, gibt sie die Entwendung der Schuhe zu. Das Schöffengericht erkannte zu einer noch zu verbüßenden Zuchthausstrafe von einem Jahr eine Zusatzstrafe von 1 Monat für den vorliegenden Diebstahl. — Die beiden auf dem Rittergute Klipphausen beschäftigten Knechte K. aus O. und H. aus I. hatten aus der verschlossenen Stube der verw. Rentnerin Kirsten in Klipphausen ein Stück Sohlen leder, einen Treibriemen, mehrere Stück Seife, eine Uhrkette und nur unnorrzes Gereoe veranlassen. Sogar Geheim rat'Ottkars haben keinen Ball gegeben! Warum wol len wir sie übertrumpfen — wir, die wir uns an Ein kommen und Vermögen nicht mit ihnen messen können?" „Du vergißt wohl, Sophia, daß sie in ihrer neuen Villa, die schon mehr ein Palast ist, mindestens noch zweimal so viel Personen wie wir plazieren können." „Ach, darum handelt es sich ja gar nicht, Ma ma! Ich bitte such, laßt ab von dieser unglückseligen Idee, noch ist es Zeit — wir wollen ein Abendessen bei uns geben — ich will gern wieder für alles sorgen, lhr sollt nichts damit zu tun haben — es wird sonst zu diel geredet." „Gibst du auf einmal etwas darauf, Sophia? Sonst tust du doch immer so erhaben! Es ist wirklich lächerlich. Nach Geheimrat Ottkars kann sich niemand richten; die sind ja so geizig. Und mir ist es ganz egal, was die Leute sagen — mögen sie klatschen — sie ärgern sich höchstens, daß sie nicht dabei waren." „Nein, Annemarie, es darf uns nicht gleichgültig sein, was die Leute sagen. Wir sind Kaufleute!" „Nun, über den Krämerzustand sind wir glück licherweise hinaus." „Glaubst du etwa, Annemarie, es wirst in der Stadt ein günstiges Licht auf uns, wenn wir morgen einen Ball geben, der sicher mehr als fünftausend Mar! kosten wird, nachdem wir erst vor einigen Tagen dreißig Arbeiter, darunter viele Familienväter wegen unge nügender Beschäftigung entlassen haben? Unter ihuetz den alten Lehnke, der uns fünfunddreißig Jahre treu gedient hat — von den drei Herren aus dem Kontor will ich gar nicht reden; das sind junge Leute, die auch anderswo ihr Fortkommen finden." „Das hat doch damit nichts zu tun . Das ist Ge schäftssache." „Ueberall ist die Beschäftigung schlecht; jeder Hai Arbeiter und Beamte entlassen — sogar Geheimrat Ottkar." „Die geben aber auch jetzt keinen Ball im ersten und teuersten Hotel der Stadt. Robert wird außer sich sein, wenn er von eurem Plan erführt — und kurz, jetzt komme ich darauf, was ich euch sagen, um was ich euch bitten will — Robert hat große Sorgen, das Geschäft liegt schlecht, das Geld ist knapp — schränkt eure großen Ausgaben, euren Verbrauch ein." „Von Felix ganz zu schweigen. Ihr könnt es gut, ohne daß ihr Not zu leiden braucht. Deine Toiletten zum Beispiel, Annemarie, kosten ein Vermögen. Bob hat mir gesagt, was du außer deinem bestimmten Na delgeld noch bekommst, dadurch, daß deine Rechnungen alle noch vom Geschäft aus bezahlt iverden. Deine Schneider und deine Modisten haben am ersten Ja nuar Hunderte bekommen, und jetzt ist wieder eine neue Toilette von Rosenthal unterwegs." „Nun höre auf, Sophia, was fällt dir ein, mir eine Anzahl 50-Pfennig-Stücke gemeinsam gestohlen. Dieser . Diebstahl war um so verwerflicher, als die Witwe ohnehin in ganz bescheidenen Verhältnissen lebt. In Rücksicht darauf, daß die beiden Angeklagten noch unbestraft sind und Neue empfanden, ließ es das Schöffengericht bei einer Geldstrafe von je 10 000 bewenden. — Der Wirtschafsgehilfe W. in Grum bach hatte durch Täufchungshandlungen den hiesigen Kaufmann P. zum Ankauf eines gestohlenen Herrenanzuges veranlaßt, weshalb gegen letzteren die Anklage auf Hehlerei erhoben worden war. Diese ließ sich durch den Verlauf der Verhandlung nicht aufrechterhalten und das Schöffengericht gelangte zu einer völligen Freisprechung. — Der Anstreicher S. in W. und der Maurer W. in W. hatten einen Strafbefehl von je 25 000 erhalten, weil sie sich in der Rodeschen Gastwirtschaft in Grum bach beteiligt hatten. In Rücksicht darauf, daß die beiden zur Zeit erwerbslos sind, ermäßigte das Schöffengericht die Strafe auf je 10 000 «Ä. — Der Gutsbesitzer P. in H. hatte an den Gemeindevorstand in Hühndorf ein Schreiben gerichtet, durch dessen Inhalt sich der dortige Gutsbesitzer G. in seiner Eigen schaft als Iagdvorstand beleidigt fühlte. Da diese Absicht nicht einwandfrei nachzuweisen war, erkannte das Schöffengericht auf Freisprechung. — Der Privatmann S. in Gr. hatte dem hiesigen Fabrikant und Wirtfchaftsbesitzer H. in einem Schriftstück an den hiesigen Siadtrat vorgeworsen, er habe den neben feinen Feldern am Kommunikationswege von Niedergrumbach nach der Wilsdruff — Limbacher Staatsstraße (dem sogenannten Butterwege) befindlichen Graben weggeackert und sich dadurch widerrechtlich Land angeeignet. Um zu einem Urteile zu ge langen, machte sich eine Ortsbesichtigung nötig, die für den Nachmittag angesetzt wurde. Die Sitzung, welche allerdings diesen Namen, wörtlich genommen, nicht verdiente, da die Be teiligten stehen mußten, wurde an Ort und Stelle abgehalten. Ein Brettwagen diente diesem Feldgerichte, welches bei herr lichem Ausflugswetter inmitten der schaffenden Natur tagte, als Schreibgelegenheit. Als Ergebnis der Verhandlung ist zu berichten, daß ein Vergleich zustande kam, nach welchem der Beklagte die Beleidigungen unter dem Ausdruck des Bedauerns zurücknahm, sich solcher auch für die Folge gegenüber dem Kläger enthält und die Hälfte der Kosten trägt. Kirchennachrichten. — Rogate. Predigttext: Matth. 6, 9—13. Wilsdruff. Vorm. 8,30 Uhr Predigtgottesdienst. — 10 Uhr Kinder gottesdienst. — Nachm. 12,30 Uhr Sammeln des Iungmänner- vereins im Jugendheim zum Abmarsch auf den Landberg. — 2 Uhr Taufgottesdienst. — Abends 7,30 Uhr Iungfrauenverein (Pfarrhaus). Grumbach. Iahresfest des Cv.-luth. Iungmännerbundes der Kirchgemeinde. Vorm. 6—8 Uhr Moigenmusik im Dorf. — 8,30 Uhr Festgottesdienst. Kirchenmusik des Posaunenchores: „Lob und Ehre", Motette von Joh. Seb. Bach. Kollekte für die Posau- nenkasse. — 10 Uhr Iugendgottesdienst mit Wimpelweihe. — Nachm. 2 Uhr auf dem Landberg Iugendfest mit Ansprachen, Musik- und anderen Darbietungen. Dienstag abend 8 Ahr in der Pfarre Bibel- und Missions stunde. Mittwoch und Sonnabend Posaunenchor. Kesselsdors. Vorm. 8,30 Uhr Beichte (Pf. Heber). — 9 Uhr Predigt gottesdienst (Pf. Zacharias). — 10,30 Uhr Kindergottesdienst. — Nachm. 2 Uhr Taufen. Sora. Vorm. 8 Uhr Hauptgottesdienst mit Missionsbetrachtung. — 9,15 Uhr Kindergottesdienst Kl. 1. — Nachm. 1,30 Uhr Christenlehre. Röhrsdorf. Vorm. 8,30 Uhr Predigtgottesdienst. Limbach. Vorm. 8,30 Uhr Predigtgottesdienst, danach Kindergottes- dienst. Kollekte für die Hechenmisfion. Blankenstein. Vorm. 8,30 Uhr Predigtgotlesdienst. Katholischer Gottesdienst in Wilsdruff (Schloßkapelle). Sonntag vorm. 9 Uhr Festgottesdienst. — Abends 6 Uhr Maiandacht. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Monat April. Getauft: Doris Elly, Tochter des Paul Kürt Rüdiger, Schneider hier; Rudolf Gerhard, Sohn des Oswald Arthur Hummel, Maler hier; Alfred Hellmut, Sohn des Heinrich Alfred Wallas, Tischler hier; Ilse Ruth, Tochter des Richard Max Rädisch, Tischler hier. — Hierüber: 3 unehel. Söhne: Rudolf Curt, Erich Karl und Hans Werner und 1 unehel. Tochter: Gertrud Irene. Getraut: Paul Rudolf Springsklee, Kürschnermeister hier und Bertha Frida Porsch, Haustochter hier; Emil Alfred Leuschner, Sparkassenobersekretär hier und Margarete Auguste Anna Leuschner geb. Herz, Hortleiterin hier; Walter Arno Hoffmann, Bankvorstand in Dresden und Marie Elsa Vogel, Haustochter hier; Max Willi Räde, Landwirt in Dresden- Obergorbitz und Thekla Elsa Lorenz, Haustochter in Sachsdorf. Beerdigt: Carl Ernst Nake, Tischler hier, 72 I. 2 M. 5 Tg. alt; — Amalia Augusta Tzschaschel geb. Haupt, hinter!. Witwe des weil. Ernst Moritz Tzschaschel, gewest Kantor i. R. hier, 86 I. 6 M. 17 Tg. alt (st in Freital, zur Bestattung nach hier überführt); — Emilie Amalie Mäbert geb. Ebert, hinter!. Witwe des weil. Franz Eduard Mäbert, gewes. Arbeiter hier, 70 I. 5 M. 14 Tg. alt; — Henriette Marie Clara Keller, geb. H'aukold, hinter!. Witwe des weil. Robert Paul Keller, gewes. Fuhrwerker hier, 58 I. 2 M. 5 Tg. alt. Dresdner Schlachtviehmarkt vom 3. Mai. Austrieb: 1. Rinder: 6 Ochsen, 10 Bullen, 12 Kalben und Kühe, 42<> Kälber, kl Schafe, 465 Schweine Prelle in Mark für Lebend- und (im Durchschnitt) für Schlachtgewicht. Ochsen: I vollfleischige, ousvemästeie höchsten Sct lacdtwenes bis zu 6 Jahren 255- bi» 266000 (472700), 2 junge fleischige, nicht auS- gemäste e, ältere auSg-n äüete 220- bi« 24' 000 <442-DO), 3. mäßig genährte junge, gut genährte ältere 160- bis 200000 (3«8000), 4. gering genährte jeden Alters 12> —150000 <837500) Bullen: 1. vollfleischioe au-gewachsene höchsten SchlacktwerteS 255- bis 265000 (448300), 2. vollfleischige jüngere 220- bis 240 0' 0 (418200) 3 mäßig penöhrte jürn ere und gut genäbrte äliere 160- bis 2 0000 (846200), 4. gering genährte 14"- bis In' 000 (322200) Kalben und Kühe I. "vollfleischige avsgemästete Kalben Nächsten schlacht, weites 55- bis 265'00 (47271 0>, 2. vollfleischige, avsgemästete Kühe höchsten Schlachtwertes bis zu 7 Jahren 230- bis 241'000 (451900), 3. ältere ausgemästete Kühe und gut entwickelte jüngere Kühe und salben 190- bis 210000 (444 400), 4. gut genährte Kühe und mäßig genährte Kalben 160- bis 180000 (4 5000), 5. mäßig und gering genähne Kühe und gering genährte Kalben 90 bis 15O0O0 1353 000). Kälber I. Dovpellender —, 2. beste Mast- und Saugkälber 20g- bis 24Ooog <87900"), 8. mittlere Mast- und gute S ugkälber 170- bis 2000O0 <308300), 4 gerin e Kälber 140- bis !6< 000 (2727' 0). Schafe: 1. Mastlämmer und j nge e Most hammel 240- bis 250000 (400' 00), 2. ältere Mastdawmel 18s. 22< 0 '0 (444 400), 3. achtzig genährte Hammel und Scbafe (Merz- schafe) 1 0- bis l60"0o (168400). Schweine, l. vo flei chige der feine, en R ssen und deren Kreuzungen im A ter bis l Jahr 370- bis 8800OO (48080"), 2. Fettscbwcine 370 bis 380« 00<46>800), 3. fleischige 340- Kis 86"OnO <466700), 4 gering entwickelte — bis - — —, 5. Sauen und Eber bis Ausnahmepreise über Notiz Die Preise sind Marktpreise für nüchterne- G< wicht der Tiere und schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall Frachten, Markt- und Berkaufskosten, Umsatz steuer sowie den natürlichen Gew chtsverlust ei", erheben sich also wesentlich über die Stallpreise Ueberstand: —Ochsen, --Bullen Tendenz: Gisch ftsgang j« Kälbern und Schweinen schlecht- oas vorzuyalten?" entrüstete sich Annemarie, sie war feuerrot vor Nerger geworden, und ihre Stimme hatte einen unangenehmen, schrillen Klang. „Entgeht dir etwas dadurch? Kommst du zu kurz? Es befiehlt dir ja niemand, dich hinzusetzen und deine Garderobe selber zu nähen. Ich kann wirklich nicht in Sackleine wand und selbst gestrickten wollenen Strümpfen gehen." „Wenn die Not es von dir erforderte, müßtest du es schon. Doch übertreibe nicht so und verzerre nicht unnötig den Sinn meiner Worte. Ich meine es doch nur güt mit euch! — Sieh, Annemarie, dir geht das rechte Gefühl für vieles ab. — Du bist aber noch jung und kannst dich ändern. Zum Beispiel kommst du häu fig gerade um die Mittagsstunde in den elegantesten Toiletten angefahren, wenn dir sämtliche Fabrikarbeiter begegnen müssen, du dankst auf keinen Gruß, der dir gespendet wird. Du solltest nur einmal die wenig freundlichen Blicke fehen, die gehässigen Bemerkun gen hören, die man hinter dir herwirft — mir ist das nicht entzogen. Auch du, Mama — wie oft, wenn ihr Papa in der Fabrik besucht — ein freundliches Wort tut manchmal Wunder." „Das besorgst du ja zur Genüge für uns mit — so kommt es aus der Familie," unterbrach die junge Frau mit verletzendem Spott Sophias Worte, die in warmem, herzlichem Ton gesprochen waren. „Im übri gen, liebes Kind, möchte ich dir den guten Nat geben, übertreibe deine Philantropie nicht; es wird dir nicht gedankt, und dn entfremdest dir dadurch deinen Ver lobten. Ebe hard, einrr der feschesten exklusivsten Offi ziere des Regiments, ist sicher nicht "damit einver standen. Er will dir nur das Vergnügen nicht daran verderben." „Hat er dir das anvertraut?" Annemarie zögerte ein wenig mit der Antwort. „Das nicht gerade, aber man merkt es doch aus so manchem." Sophia zuckte die Achseln, als lohne es sich nicht, weiter darauf einzugehrn. „Wir kommen ganz von unserem Thema ab. Noch mals möchte ich euch dringend ans Herz legen, was ich euch vorhin schon sagte. Nehmt Rücksicht, macht Papa und Robert das Leben nicht so schwer. Robert arbeitet manchmal bis spät in die Nacht . die Inventur ist schlechter als je gewesen. In den letzten Jahren ist überhaupt nicht nur nichts verdient worden, son dern man hat genügend zug^setzt. Wohin soll das führen? Die Arbeiterlöhne, der ganze Betrieb, alles wird teurer, die Einnahmen geringer." „Ich staune über deine außerordentliche Geschäfts kenntnis, deine Weisheit! Du trägst wirklich deinen Namen mit Recht, Sophia! Erlaube mir aber die Be merkung, daß du mich langweilst." — «Ich.weiß nicht, Sophia, was du dir für einen Lvn erlaubst," entrüstete sich auch die Kommerzienrätin. „Wenn Kalamitäten herrschten, würde Papa mir, als seiner Frau, die ihm mehr als dreißig Jahre treu zur Seite steht, wohl zu allererst etwas gesagt haben." Jh e Stimme schnappte beinahe über, sie mußte erst einmal Atem schöpfen, ehe sie weiter sprechen konnte, und da sagte auch schon Sophia mit ihrer tiefen, ruhigen Stimme: „Das bliebe noch dahingestellt. Uebrigens ist Papa durchaus Optimist, mehr als für einen Kauf mann gut ist." „Und du, Sophia, bist — nimm mir es nicht übel — eine alte Unke, die keinem ein Vergnügen gönnt, im Gegenteil, sie muß es einem gründlich trü ben. Eberhard kann sich freuen zu der Frau, die du ihm sein wirst. Er ist so fesch." „Wenn ihm meine Art nicht paßt, so kann er ja die Verlobung lösen, ehe es zu spät wird. Ich habe mich nie verstellt, ich werde mich aber auch nicht ändern " Beschwörend hob die Rätin die Hände empor. „Eine zurückgegangene Verlobung — welcher Af front! Du wärst imstande, mir das "anzutun." Sophia blickte geradeaus, ein trüber Schein lag in ihren Augen, — sie suchte in der Erinnerung. „Das Schlimmste wäre das noch nicht — be.sser, als eine unglückliche Ehe. Ihr habt mich bloß hin- eingeredet in diese Verlobung — es ist ja schließlich auch gleich." „So lange dieser famose Bruno Schulz drüben ein smarter Amerikaner geworden ist und sich ein Milliardeurschen gefischt hat," sagte Annemarie höh nisch, „so lange —" Zum ersten Male verließ Sophia ihre schöne Selbst- beherr schung. „Schweig, Annemarie," rief sie erregt, oder ich vergesse, daß ich noch Rücksichten auf die Mutter zu nehmen habe! Man hat nur nicht gut mitgespielt — in eurem Interesse möchte ich nicht daran erinnert werden." Die Kommerzienrätin wurde von leichter Unruhe ergriffen; sie überhörte mit Absicht den gereizten, an klagenden Ton der ältesten Schwester. Begütigend sagte sie: „Mein Gott, ich bitte dich, Sophia, die Familie war doch unmöglich! J-b habe es nur gut gemeint, „In Unglück kann jeder kommen. An dem Kon kurs des alten Schulz war gewiß nicht seine Lebens führung schuld, nur seine Gutherzigkeit, die von der Schlechtigkeit anderer benutzt wurde." „Schon der Name Schulz! Sophia Schulz — wie klingt das simpel gegen Sophia von Petersdorfs." „Ja, wenn ich so oberflächlich gesinnt wäre wie v" m^^niovie!" erwiderte Sovbia. I «rft! «eil unse sonst ' Dies Berle 82. - hedun Man ohne von 1 werde: Besitz: bis zu noch 1 Meind der A zu v< manch gibt, Bekan * y Reich dcrwc -j- H nach 1 siich-b 4- § für ei gelöst * S zöstsck * 2 trägt I»«iW 6 Wohl aber das t Abfas ausw der fi gen ) warte Sinw die v schen Ware: Ä Wäre werte stettm , höh i der Z Jahr deutsi hat r selbst Und , und < Nicht Nestel Zwec süller ! fast r § werte liehen i hat, i für e Ver ! Zunä : der) langt durch
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