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Wilsdruffer Tageblatt : 05.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192305051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230505
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230505
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-05
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 05.05.1923
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moralische Wirkung im In- ürid Auslande nicht verfehlen wird. In dem Aufruf heißt es: „Die führenden Staatsmämrer dreier Nationen, die das Friedensdiktar mitgeschaffen haben, Lloyd George, Nitti und jetzt auch Wilson, Haden es vor aller Welt klar- gelegt, daß die französische Politik ihr seit langen Jahr hunderten verfolgtes Ziel, die Rheinlands zu verwelschen, mit allen Mitteln weiter verfolgt. Auch der Letzte an Rhein, Ruhr und Saar weiß, worum es geht. Das ge samte rheinische Volk erklärt demgegenüber vor aller Welt in feierlichstem Ernst: Niemals lassen wir eine fremde Macht über das Recht und die Verfassung unserer Rheinlande entscheiden. Wir danken der Reichsregierung und dem Reichstage für die bestimmte und unzweideutige Erklärung, jede Ein mischung in die Verfassung des Reiches und der Länder von außen her mit äußerster Schärfe abzuwehren. Wir sehen in allen den fremden Plänen, auch in der Schaffung einer Westrheinischen Republik, nur den Anfang der Loslösung vom Reiche, die nur von ganz verein zelten erbärmlichen Menschen gefordert wird, die jede Natton von Ehre von sich weisen muß. Wir kündigen solchen Versuchen den geschloffenen und schärfsten Widerstand des rheinischen Volkes an. In diesem Widerstande werden wir nicht erlahmen. Wir wissen, daß die ganze deutsche Nation einmütig hinter uns steht!" Verordnungen gegen DMsenfNekvlaHon. Die vorliegenden Gesetzentwürfe. Die Reichsregierung hat dem Neichsrat die Entwürfe von Verordnungen über Maßnahmen gegen die Devisen spekulation und Wer Wechselstuben vorgelegt. Der erste Entwurf sieht weitgehende Beschrän kungen für Marktverkäufe rm Auslande, Anmeldepflicht für Dövisenkäufe für Rechnung von Ausländern oder auf eigene Rechnung von Devisenbanken, gesetzliche Sicherun gen für das von der Reichsbank schon erlassene Verbot der Devisenbeleihung, schließlich eine Befugnis -der Reichsbank vor, von jedermann Anskunft Wer Devisenbestände und Devisengeschäfte zu fordern, sowie die Ablieferung wirt schaftlich nicht berechtigter Devisenbestände zu verlangen. Der zweiteEntwurf regelt die Konzessionierung der Wechselstuben und stellt sie unter besondere Auf sicht. Sobald der Reichsrat diesen Entwürfen zugestimmt haben wird, was voraussichtlich in wenigen Tagen der Fall sein wird, wird die Reichsbank von den für sie in Aussicht genommenen weitgehenden Befugnissen ent sprechenden Gebrauch machen. Politische Runälchau. Deutsches Reich. Deutsch-tschechische Ausweisungsvereinbarung. In letzter Zeit waren zahlreiche unliebsame Zwischen fälle entstanden durch rigorose Handhabung der Aus weisungspraxis in der Tschechoslowakei gegen deutsche Reichsangehörige. Zwischen dem Reiche, den beteiligten Ländern und der Tschechoslowakei wurden nun Verhand lungen geführt, die jetzt zu einem befriedigenden Abschluß gelangt sind. Künftig sollen Ausweisungen nur verfügt werden, wenn die in Frage stehenden Personen Vie öffent liche Ordnung und Sicherheit gefährden. Fälle, in denen diese Voraussetzungen nicht zutreffen, werden aus An suchen rückgängig gemacht. Großbritannien X Englische Abordnung, nach Deutschland? Aus London wird nach Paris gemeldet, daß eine englische Abordnung, die politischen und wirtschaftlichen Charakter haben werde, eine Reise nach Deutschland antreten werde. Sie sei von den deutschen Eisen- und Kohlenindustriellen «mgelaven worden, und solle mit ihnen die Frage der Reparationen erörtern. Die industrielle Gruvve des Unterhauses soll von Der Dollar 3. Mai: 39151,87-39348,13 Mk. „ „ 4. Mai: 37506,00—37694,00 M. Führern der Berliner Industrie eine dringende Aufforde rung erhalten haben, so schnell wie möglich Vertreter nach Deutschland zu senden, um die in der deutschen Repara tionsnote enthaltenen Anregungen zu erörtern Das Exekutivkomitee der Gruppe sei in aller Schnelligkeit zu- sammengerusen worden und habe beschlossen, Sir Willy Dawson und Hannon nach Deutschland zu entsenden. Schweiz. X „Amerika ist verantwortlich." Der durch sein Hilfs werk für die deutsche Kinderwelt wett bekannte Führer der Methodistenkirche, Bischof v. Nuelsen-Zürich, urteilt in einem Briefe an die amerikanischen Methodisten über Vas Vorgehen Frankreichs: Frankreich verhindert den Frieden Europas. Frankreichs Politik, die daraus hinausläuft, Deutschland politisch und wirtschaftlich zu zertrümmern, bringt nicht nur unsägliche Leiden über Millionen un schuldiger Menschen, sondern treibt ganz Europa dem Ab grund zu. Darüber können keine schönen Phrasen hinweg täuschen. Hat nun Amerika Vas sittliche Recht, untätig ab seits zu stehen? Amerika ist verantwortlich für den Sieg und den Frieden. Türkei. X Französische Kriegsdrohungen. Der französische Ge schäftsträger hat am 1. Mai der türkischen Regierung eine Note Werreicht, die besagt, wenn die Zusammenziehung türkischer Truppen- an- der syrischen Grenze nicht au-fhöre und Vie Truppen nicht unverzüglich zurückg-nommen wür den, werde Frankreich sich von der Lausanner Kon ferenz zurückziehen. Es heißt, die französische Note, die in drohendem Tone abgefaßt sei, habe in türkischen amt lichen Kreisen einen tiefen Eindruck gemacht, doch werde große Zurückhaltung beobachtet.- Aus In- und Ausland. Berlin. Die Jahrestagung ves Grenz- und Aus- landdeutschtums, eiWerufen vom Verein für Deutsch tum im Ausland, findet zu Pfingsten in Flensburg und Ham- bürg statt. Berlin. Die Sozialdemokratische Partei hat tm Reichstag einen Antrag aus Einsetzung eines Untersuchungsausschusses über die Ursachen des letzten Marksturzes eingebracht. Kattowitz. Der französische General Foch wurde hier auf seiner Durchreise nach Warschau mit den üblichen militäri schen Ehren empfangen. Der polnische Kriegsminister Sos- nowski hielt eine Ansprache und überreichte ihm im Namen der Republik Polen den Feldmarschallstab. Warschau. Die sozialistischen Maifeiern führten in War schau und Lodz zu Zusammenstößen zwischen den Kom munisten und der Polizei, wobei es in Warschau etwa 60, in Lodz etwa 40 Verwundete gab. Sehr viele Verhaftungen wurden vorgenommen. Belgrad. Nach fünfzehntägiger Dauer onidete die Minister krise mit der Bildung eines einheitlichen radikalen Arbeits- labinetts mit Paschitsch an der Spitze. Deutscher Reichstag. (315 Sitzung.) 6L. Berlin, 3. Mai 1923. Zu Beginn der Sitzung kam es zu einer längeren Ausein andersetzung über die an der Spitze der Tagesordnung stehend« Interpellation der Dentschnationalen, in der die ReichS- vegierung um Auskunft ersucht wird, mit welchen Gründen und auf welche tatsächlichen Unterlagen gestützt die preußische Re- aierurcs das WM" Lsdnpsstr« srlvst zu bereiten! -HW Zahnpasten bestehen aus einer Pulvermischung, welche mit Glycerin vermischt ist. Dieses entbehrliche Glycerin und die Metalltube verteuert die Pasta ungemein. Wenn Sie die nasse Zahnbürste in Dr. Bahr's Zahnpulver „Nr. 23" eintauchen, so bereiten Sie sich selbst frische aromatische Zahnpasta, welche die Zähne blendend weis; erhält und nur h. so teuer ist. Man verlange ausdrücklich: „Nr. 23". Löwen-Apotheke. Das Heiraisjahr Mt rustspiel-Romc« in zwölf Kapiteln. ». ZoLeltjtz. Al. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) »Na — bei mir wirst du nichts sehen!" ->Oho — wollen es einmal abwartenl"— Benedikts schaute dem Apothekerstöchterlein groß und er- tchreckt in die Augen. Dann wurde sie so rot, daß sie sich ab- wenden mußte. An diesem Abend ging man allseitig früher zu Bett als ge wöhnlich. Doktor Haarhaus hatte nach dem Essen noch ein Ka pitel aus seinem Manuskript vorgelesen und kaum geendet, als Max sich erhob, um sich zurückzuziehen. Er sichle sich ein wenig ttkältet. In Wahrheit wollte er nur der Sturmflut neugieriger Fragen entgehen, die sich aller Voraussicht nach an die Vor- jesung anknüpfen würde. Graf Teupen schien nur darauf zu varten, eine interessante Kolonialdebatte zu entfesseln. Mit besonderer Spannung hatte wieder Benedikts zugehört. Haarhaus war übrigens nicht nur ein vortrefflicher Vorleser, sondern auch ein brillanter Schilderer. Er verstand es, zu »acken; man lebte mit ihm. Und bei aller anscheinenden Ob- sektivität wußte er doch seine Person immer und immer wieder in den Vordergrund zu schieben. Er war der Held, der kühne Abenteurer, der allen Gefahren trotzte; seine Expedition ver- chwand neben ihm; über allen stand er — er ganz allein. Leider war er in seinem Werke noch nicht so west vorge- chritten, um seine gemeinsamen Erlebnisse mit Max an den hängen des Kilimandscharo schildern zu können; aber er hatte ^sprechen müssen, auch diese Kapitel vorzulesen. Und er ver- prach es in der Tat, ohne ein« Miene zu verziehen. Vor dem Schlafengehen suchte er indessen Max noch einmal auf. .„Max," sagte er, „wenn ich noch länger in diesem Hause veile, weide ich zum Verbrecher an mir selbst. Ich vergelte die Gastfreundschaft der Deinen durch schnödesten Undank. Von »einen Lügen spreche ich schon gar nicht mehr. Wer nun soll ch sie auch noch niederschreiben und einer ganzen Corona von Gläubigern vorlesen. Und wenn du nun nicht bald reine Tafel rächst, werden die Deinen alle diese Lügen auch noch gedruckt ihen wollen. Ich frage dich allen Ernstes: wie soll das enden?" „Darüber wollte ich auch noch ein Wörtchen mit dir sprechen," ntgegnete Max. „Setze dich da drüben in den ledernen Groß- aterstuhl. Er hat drei Generationen überlebt und ist wie ge- hafsen zum Nachdenken." „Das ist mir lieb," sagte Haarhaus. Also, meine Zigarre rennt: nun ivricb!" Und Max begann Beim Schlafengehen der jungen Mädchen herrschte auch eine ziemlich lebhafte Stimmung. Die Tür zum Zimmer Nellys stand, wie gewöhnlich, offen; man konnte also herüber und hin über sprechen. Trude Palm saß vor dem Spiegel und wickelte ihre Stirnlöckchen ein. Sie nannte dies „Natur", während sie die Brenneisen als „Kunst" verdammte. „Nelly!" rief sie, „mochten Sie lieber einen Deutschen oder einen Engländer heiraten?" „Was mir nimmt," antwortete die Miß aus dem Neben zimmer, wo sie in ihrer riesigen Badewanne planscherte. „Ich möchte am liebsten einen Russen haben," fuhr Trude fort. „Als ich mit der Mama im Winter in Montreux war, saß an der Table d'hote neben mir ein Graf auf ky, der mir sehr die Cour mochte. Er war unverheiratet und trug auf dem linken Daumen einen Brillantring, was ich noch nie gesehen hatte. Ich glaube, der hätte mich ganz gern genommen, aber ich ließ ihn ärfallen, weil er immer zwei Glas Kognak in seinen Kaffee goß." „Die Russen sein alle Säuflinge," rief Miß Nelly zurück und plcmscherts stärker. „Doktor Haarhaus trinkt auch zu viel," begann Trudchen von neuem; „als es neulich einmal Champagner gab, habt ihr da gesehen, wie er das Glas immer nur an den Mund setzte und mit einem Zuge geradezu hinunterschüttete?" „Ach, rede doch nicht immer, Trude," rief Benedikts, in ihr BÄ schlüpfend, „das macht Graf Brada ebenso. Das ist Mode." „Na, weißt du, Ditte, das muß man sehr geübt haben, um es so gut zu können." „Du hast an allen etwas auszusetzen!" „Nein, nicht an allen. Aber Doktor Haarhaus tut immer so, qls ob. Das ist ein Blender. Und ich will dir was sagen, Dikte, er ist auch ein Mörder." „Du bist wohl verrückt, Trude!" „Er ist ein Herzensmörder. Das ist ihm ganz wurscht, ob er eine unglücklich macht oder nicht; da lacht er noch drüber. Der wird auch nie heiraten Der knickt die Lilien, und dann tram pelt er darauf herum. Wüstling nennt man solche Leute." Und da Venedikte nicht antwortete, fuhr sie fort: „Ich habe ihn gleich erkannt. Ihr kennt die Welt noch nicht. Ein Arm band trägt er auch; das ist das erste Erkennungszeichen. Ich wette, er trägt auch einen Fußring. Diese Lebte sind im Ge heimen alle miteinander verbündet und geben sich einen Wink, wenn sie wieder ein armes, junges Mädchen unglücklich machen wollen. Augen hat er wie ein Tiger, und wenn er lacht, sieht man alle Zähne wie bei einem Leoparden. Ich sage euch bloß: ich kenne die Welt — das ist ein entsetzlicher Mensch. Dem ist Verbot der Deutschvölkischen Freiheitspartei zu recht fettigen suche. Vorher hatte Präsident Löb« mitgeteiN, baß der Abg. M o st (D. Volksp.) im besetzten Gebiet zurückge« holten sei. Diese Mitteilung wurde mit Pfuirufen von den Ab geordneten ausgenommen. Mbg. Eckardt (Komm.) hatte sich darüber beschwert, daß von der braunschweigischen Polizei bei ihm eine Haussuchung vor- genonÄnen worden sei. Der Abgeordnete erblickte dann ein« Verletzung seiner Unverletzlichkeit. Mbg. Dr. Koch-Weser (Dem.) beantragt zugleich km Namen des Zentrums und der Deutschen Volkspartei, die Interpella tion Wer die DeutschvöMsche Freiheitspartei von der Tages ordnung adzusetzem da es in der gegenwärtigen außenpolitisch so schwierigen Lag« nicht angebracht sei, einen innerpolitischen Streit anaukacben. Reichsminister des Innern Oeser erklärte dazu, er wäre heute zur Beantwortung der Interpellation auch nicht in der Lage, weil das Aktenmattrial vom Staatsgerichtshof noch nicht eircgegangen- sei. Abg. v. Graefe (Deutschvölk.) widersprach der Abietzung. Es wäre ein unerhörter Skandal, wenn der Rechts bruch noch Wetter ungerügt fottbestehen könnte. Die Deutschnattonalen für Absetzung. Abg. Schnltz-Broukberg (Deutschnal.) war für die Absetzung von der Tagesordnung, da die Deutschnatt-oualen den größten Wert auf eine Antwort der Regierung legten und diese Antwort heute nach der Erklärung des Ministers noch nicht zu erwarten sei. Abg. Bartz (Komm.) widersprach der Absetzung der Jnter- pellation. Abg. Müller-Franken (Sog.) erklärte, wir würden in der Interpellattonsberatung keine Erschwerung unserer Außen politik sehen, denn wir halten eine kräftige SteLrncgnahme der Regierung gegen die Deutschvölkischen für ein außenpolitisches Aktivum. Da jedoch die Interpellanten selbst auf die Beratung verzichtet haben, wollen wir nicht deutschnationaler sein als die Deutschnattonalen. Wir werden darum für die Absetzung stimmen. Abg. v. Graefe (Deutschvötk.) bemerkte darauf, gegen diese Rede Vann ich feststellen, daß die Absetzung der Interpellation durch die Erklärung der Deutschnationalen verschuldet ist. (Große Heiterkeit.) Wenn uran in der Art des Abg. Schultz- Bromberg die Allmacht der Regierung des Herrn v. Oeser ver kündet, dann könnten wir lieber nach Hause fahren und Dem Volke die Diäten ersparen. (Heiterkeit.) Der Anttag Dr. Koch-Weser wurde hierauf gegen die Kommunisten und Deutschvölttschen angenommen und die Interpellation von der Tagesordnung abgesetzt. Aus Antrag des Abg. Müller-Franken (Soz.) wurde auch der an zweiter Stelle stehende Gesetzentwurf auf verstärkten Versamm- lungsschutz von der Tagesordnung abgesetzt. Hieraus wurde ein Anttag mehrerer Parteien aus Ergänzung des Reichssiedlungsgesetzes ohne Aussprache an den Siedlungsausschuß verwiesen. Nunmehr kam man zur Fort setzung der Einzelberattmg des Haushalts des Reichswirtschaftsministeriums. Aby. Simon-Franken (Soz.) Wandte sich gegen eine Herab setzung der Ausfuhvabgade und gegen ein Handelsverbot mit Frankreich und Belgien. Don einem wirklichen Preisabbau sei keine Rede, um so unerträglicher sei der Druck, den die Regie rung im Sinne eines Lohnabbaues We. Abg. Bartz (Komm.) wies aus den bekannten Prozeß Han- mann hin, der unerhörte Schiebungen und Korruptiousevschei- nungen in der Jnnenhaudelsstelle für Druckpapier aufge deckt habe. Der Minister muffe in diesen Dingen Klarheit schaffen. Staatssekretär Trendelenburg wies auf die Schwierigkeiten der Verhinderung unerwünschter Einfuhr hin. So sei nach dem Versailler Vertrag eine Einfuhrsperre gegen Liköre aus Elsaß-Lothttngen nicht möglich. Zu einer vollständigen Be seitigung der Außenhandelskontrolle und der Ausfuhrabgaben sei die Zeit noch nicht gekommen. Die Frage eines Handelsverbotes mit Frankreich und Belgien werde jetzt vom Auswärtigen Ausschuß behandelt, über tue Vorgänge in der Außenhandelsstelle für Druckpapier sei ein abschließendes Urteil erst nach Eingang des Aktenmaterials möglich. Hieraus wurde der Haushalt bewilligt, ebenso der Haushalt des Reichswirtschaftsrates und des Rechnungshofes. Nun kam man zur zweiten Beratung des Haushalts des Reichsarbeitsministeriums. Der Ausschuß hatte eine ganze Reihe von Entschließrmgsn vorgelegt. Darin wird u. a. die Reichsregieruna ersucht, den infolge des Ruhreinbruchs entlassenen Arbeitern und An tz e st e l l t e n Lei WiedereinsteLung neuer Arbeitskräfte gesetzlich ein Vorzugsrecht aus Einstellung zu gewähren. Abg. Dr. Fick (Dem.) ersuchte den Minister, bei der Vorbe- nichts heilig, dos weiß ich so gewiß. Dikte, dem ist nichts heilst — Ditte!" „Ach, laß mich in Ruh! Ich will schlafen." Trudchen drehte zufrieden ihre Locken fertig. Der Dikte hatst sie es gehörig gegeben! Die Baronin hatte ihr Bücherpaket aus der Leihbibliothek mt auf ihr Zimmer genommen. Tübingen hatte bei ihr angeklopft um sich zu beklagen, daß ihm sein viertes Handtuch fehle. Ves derlei Anlässen blieb er gewöhnlich noch ein Viertelstündchen iw Schlafzimmer seiner Frau sitzen. Jetzt sah er zu, wie sie di< Bücher auspackte. „Das machst du zu niedlich, Eleonore," sagte er, „wie du der Bindfaden aufknüpperst. Ich schneide ihn einfach durch." „Dafür bist du auch ein Verschwender, und ich bin eine spav same Hausfrau. Bei mir kommt kein Bindfaden fort. Was ha mir der Moldenhauer da nun wieder alles geschickt! Spielhagen der den Adel immer so herunterreißt, und Fritz Mauthn-er, ick glaube, das ist ein Jude — und natürlich etwas Neues von Thei von Kletzel, und einen Roman von Ida Boy-Ed — die bürger lichen Doppelnamen kommen mir immer recht komisch vor - und „Kaktus" von Otto Julius Bierbaum. Der Moldenhauei ist wirklich nicht recht klug. Gott, Eberhard, was schrieb mar früher für schöne Romane, die doch auch nachhaltig wirkten: Wenn ich heute schon die Titel lese! Die können einem vor vornherein die ganze Stimmung verderben." „Das ist richtig," entgegnete Tübingen. „Früher waren du Titel länger und die Geschichten kürzer. Und gewöhnlich Hatter die Titel etwas Geheimnisvolles, was gleich die Neugier reizte Jetzt sagen sie gar nichts, oder wenn sie etwas sagen sollen, dam findet man es nicht heraus. Oder erst ganz am Ende der Buches, wenn man sich gar nichts mehr draus macht." „Da ist ja auch etwas für Papa mit darunter!" — und du Baronin wickelte einen schweren Folianten aus dem umhüllen, den Papier. „Natürlich wieder Kolonialliteratur: Stanley „In dunkelsten Afrika". Gib ihm das Buch morgen früh, Eber hard, ohne daß die andern es sehen. Sonst neckt ihn Haarhaus wieder mit seiner Schwärmerei für England. Und nun sag, einmal, da du gerade hier bist: soll es am dremndzw anzigster ein größeres Essen werden oder nur drei Gänge? Ich muf das wissen, damit ich nötigenfalls die Kochfrau in Zornvw recht zeitig benachrichtigen kann." „Liebe Eleonore, das ist eine Frage, die du dir selbst am bester beantworten wirst. Ich kann dir nur sagen, daß es mir aus einen Gang mehr oder weniger nicht ankommt. Einen feinerer Wein gebe ich, da es ein Abendbrot ist, nicht; aber gern ein Ela- Sekt. Der kann schon vor dem Braten cingeschenkt werden, da mit die Stimmung nicht einschläft." Fortsetzung folgt.)
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