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Wilsdruffer Tageblatt : 14.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192305144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230514
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-14
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 14.05.1923
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vaneye. Me meinen) jeder Jrrdufknelle sei ein „All deutscher", flammend etwa wie der alte Geheimrat Kir dorf, sie können es sich gar nicht vorstellen, daß in den Kruppwerken nur die berufliche Arbeit ganz allein etwas galt, und daß schon vor dem Kriege nur ein Keiner Teil ihrer Prodttktion die Kanonen waren. Sie haben ja in ihren Creusot-Werken daheim das beste Beispiel für einen nationalistischen Betrieb. „AusEssengehenwirnieheraus!" III. Aber sie schwanken zwischen Siegeszuversicht und Hoff nungslosigkeit. Das wechselt wochenweise. Dieser Tage erklärte General Danvigne: „Spätestens am 15. Juni ist unser Geschäft erledigt, der Friede in unserem Sinne hergestellt." Kurz zuvor hörte ich von einem anderen höhe ren Offizier das Wort: „Die Boches müssen jetzt schnell aus die Knie gezwungen werden, denn den Höhepunkt unserer Möglichkeiten haben wir bald überschritten." Der deutsche Widerstand übertrifft jedenfalls alle ihre Erwar tungen. Das interessanteste ist für mich das Urteil eines feindlichen Zivilisten. Der Belgier Hulin, mehr facher Verwaltungsrat, mit seiner belgisch-französischen Gruppe zu 80 -L an einzelnen Werken im Ruhrgebiet be teiligt, wie es ja auch schon holländische und sonstige fremde Aktienmehrheiten in hiesigen Gruben gibt, sieht seit Ende April wieder hoffnungsvoll in die Zukunft. Hulins Erklärung lautet wörtlich: „Ende Januar war ich hier und war betroffen über die Stärke des deutschen Widerstandes. Da kaufte ich schleunigst Dollars. Jetzt werden die Deutschen zahlen, — lesen Sie bitte diese oder jene Reden im Reichstage! Nun kaufe ich wieder Frank." Es liegt nur an uns, den Einbrechern diese Rechnung zu versalzen. IV. Auch der armseligste Deutsche im Ruhrgebiet hat das sichere Gefühl, daß wir der ganzen Bande kulturell weit überlegen sind. Man darf ja keine Miene verziehen, denn sie haben die Waffen. Aber innerlich, innerlich lacht jeder mann ingrimmig, sowie sich das Blättchen einmal wende, könnten wir dieses Drecksvolk wieder laufen sehen. Schon hört man Vergleiche, wie anders doch unsere Offiziere gewesen seien. Ich sehe völlig verwahrloste Ar- tilleriepferde, deren Putz seit Wochen kein Offizier mehr revidiert hat. Ich sehe einen Hauptmann Boulanger, dessen „weißer" Wäschekragen so schwarz ist, als habe er wochen lang im Kohlenkasten gelegen. Ich höre den Wortwechsel eines Leutnants mit einem — Gendarmen, worauf der Leutnant achselzuckend und feige sich zurückzieht. „Nichts zu machen!" sagt er. Ich sehe einen Major, der trotz sei ner Schutzwache zusammenfchrickt, als plötzlich vor ihm ein Deutscher sich umwendet. Ich sehe einen Oberleutnant, der nicht einmal französische Orthographie kann. „Bitte ein Siegel." Diesen Zettel hat er seinen deutschen Wtrtsleuten herausgelegt. Die halten Familienrat ab, was der Kerl wohl meine: Petschaft, Siegellack, Verschlußmarke? Er meint — einen Eimer! Er hat in seinem Keinen Taschen wörterbuch nachgeschlagen, aber an falscher Stelle. Er ver wechselt „seau" mit „sceau". Man verkehrt meist nur durch solche Zettel. Die der französischen Offiziersburschen sind, soweit diese überhaupt schreiben können, natürlich französisch, aber von einem ge radezu wunderbaren Französisch, einem Französisch, bet dem ein deutscher Quartaner unbedingt von der Schule entfernt werden würde. Diese Leutevrrngen uns Deutsche nzeyr Moral bei. Neueste Meldungen. Zerstörung des Kaiser Wilhclm-Denckmals in Trier. Wetzlar, 13. Mai. In Trier ist in der Nacht das Kaiser-Wilhelm-Denkmal von unbekannten Tätern vom Sockel gestürzt worden. Die Täter haben dabei Draht seile verwendet, so daß anzunehmen ist, daß die Zerstörung von langer Hand vorbereitet war. Verheerende Explosion. Drontheim, 13. Mai. Im nördlichen Teile der Mauer um die Festung Kristianssten ereignete sich eine furchtbare Explosion. Die Mauer wurde etwa in 15 Meter Länge in die Luft gesprengt. An der Unglücksstelle werden dem Militär gehörige Sprengstoffe und Munition aufbewahrt Gewaltige Steinblöcke wurden Hunderte von Metern weg geschleudert. Durch den Luftdruck wurden in der Stad» selbst größere Ladenscheiben eingedrückt. Eine 30jährige Frau wurde durch einen Stein getötet, der die Wand des Hauses durchbohrte und den Kopf der im Bett liegenden Frau zerschmetterte. Einige andere Personen erlitten Quetschungen. Neuer russisch-englischer Zwischenfall. Moskau, 13. Mai. Nach Meldungen aus Murmanri haben russische Dampfer neuerdings in einer Entkern"- , von etwa 4 Werst vom Ufer zwei englische Fische n >i sestgcstellt. Die englischen Fischdampfer beachten-. we^..r die internationalen Haltsignale der ruffischen ntroll- schisse, noch einen blinden Schuß, durch den sie zum An halten veranlaßt werden sollten. Nach dreistündiger Jagd gelang es den russischen Schiffen, den englischen Dampfer „Lord Astor" zu erreichen und nach Murmansk zu bringen. Es steht einwandfrei fest, daß die englischen Dampfer aus russischem Territorium gefischt baden. Aus Stadt und Land. WittrUungkN sür diese Rubrik nehmen wir immer dankbar entgegen. Wilsdruff, am 14. Mai 1923. — Frühling im Walde. Nunmehr hat der Frühling auch im Nadelwald seinen Einzug gehalten. Einige Wochen später als draußen auf sonniger Flur macht sich hier das Walten des Lenzes bemerkbar. Die Knospen in den braunen Hüllen an den Zweigspitzen der Nadelbäume brauchen längere Zeit zu ihrer Entwicklung, als die Blattknospen der Laubhölzer. In den lehren Tagen hat sich der Maiwuchs an den Nadelbäumen entfaltet, und der sonst so düstere Nadelwald steht jetzt in voller Pracht. Das zarte jungfräuliche Maiengrün an den Zweig- spitzen der Fichten Tannen und Kiefern hebt sich von den tief- dunklen Nadeln, die den Winter überdauert haben, scharf ab. — Vielversprechend läßt sich bis jetzt die Heidelbeerblüte an; tun ihr nicht noch Nachtfröste Abbruch, so dürfen wir in diesem Sommer mit einer reichen Heidelbeercrnte rechnen. — Als gern gehörter Frühlingskünder läßt der Kuckuck in unseren Wal dungen wieder seinen trauten Ruf ertönen. — Vorauszahlung auf die Einkommensteuer zum 15. Mai. Der Dollar 12. Mai: 42992,25-43207,75 M. „ „ 14. Mai: 45885,00-46115,00 Ml. Am 15. Mai 1923 ist eine Vorauszahlung aus die Einkommen steuer fällig. Sie beträgt ein Viertel der für das Jahr 1921 im «Steuerbescheid festgesetzten Steuer. Seitdem hat sich das Ein kommen der Steuerpflichtigen außerordentlich stark erhöht. Für diesen Fall ist im Gesetz eine Erhöhung der Vorauszahlungen durch die Finanzämter vorgesehen. Die Finanzämter find an gewiesen, von dieser-Ermächtigung in geeigneten Fällen, ins besondere dann Gebrauch zu machen, wenn die tatsächlich ge leisteten Vorauszahlungen in einem auffälligen Mißverhältnis zum gegenwärtigen Einkommen stehen. Von einer Erhöhung der Vorauszahtungen durch besonderen Bescheid wird in der Regel nur dann abgesehen werden, wenn als Vorauszahlung ein Viertel der Steuer gezahlt wird, die sich nach dev Steuer erklärung für 1922 ergibt. Den Steuerpflichtigen wird daher empfohlen, wenn sie nicht einen besonderen Bescheid erhalten, am 15. Mai ein Viertel des Betrages zu entrichten, der aus das in ihrer Steuererklärung für 1922 angegebene oder auf das geschätzte Einkommen des Jahres 1922 nach dem mit der Steuererklärung übersandten Tarif entfällt. Steuerpflichtige, deren Einkommen im Jahre 1922 überwiegend dem Steuerabzug vom Arbeitslohn unterlegen hat, brauchen ihre Vorauszahlungen nicht zu erhöhen. — Krüppelhilfe im Bezirk der Amtshauptmannschaft Meißen. Zufolge eines mit dem Verein Krüppelhilfe getrof fenen Abkommens finden allmonatlich Sprechstunden statt, in welchen alle im Bezirke der Amtshauptmannjchaft wohnenden Krüppel unentgeltlich Untersuchung und Beratung durch einen Spezialarzt genießen. Die nächste Sprechstunde findet am Mitt woch den 16. Mai d. I., nachmittags 3 Uhr im kleinen Sitzungs saal« des amtshauptmannschaftlichen Dienstgebäudes statt. — Hungertaler. 8n der sächsischen Münze in Mulden hütten werden jetzt Denkmünzen geprägt, die für immer an die jammervollste Zeil Deutschlands erinnern werden: sog. Hunger taler. Bisher sind Münzen in zwei Größen hergestellt worden. Die größere zeigt auf der einen Seite zwei verelendete hun gernde Menschen auf, unter denen der Totenschädel grinst. Die andere Seite zeigt das Sachsendenkmal mit der Inschrift: „1923 im Februar kostete 1 Pf. Mehl 1000 -F, 1 Pf. Fleisch 4000 4 Pf. Brot 700 1 Glas Bier 600 Die kleinere Münze zeigt eine klagende Mutter mit einem hilfeflehenden Kind, auf der andern Seite die Inschrift: „1923 im April kostete in Sachsen 1 Liter Milch 490 1 Pf. Butter 11 000 — Diese beiden Bronzemünzen, deren Preis von 2500 bezw. 1500 demnächst erhöht werden wird, werden nächstens aus gegeben. — Die letzten Kriegsgefangenen. Seitens der Reichs zentralstelle angestellte Ermittlungen haben ergeben, daß in Rußland einschließlich Sibiriens noch etwa 200 bis 300 reichs deutsche ehemalige Kriegsgefangene weilen, von denen aber der größte Teil die Absicht der Heimkehr ausgegeben habe. —- Maiblumen sind giftig! Maiblumen darf man ja nicht zwischen die Lippen nehmen, denn Stengel, Blätter und Blüten enthalten ein so stark wie Blausäure wirkendes Gist, das Con vallamarin. Auch welke Maiblumensträuße werfe man nicht fort, sondern verbrenne sie lieber, weil Vögel, besonders Hühner und Tauben, unfehlbar verenden, wenn sie auch nur daran picken. — Angestellten-Versicherung. Seit dem 1. November 1922 sind alle Bureauangestellten, soweit sie nicht aus schließlich mit Botengängen, Reinigung, Aufräumung und ähnlichen Arbeiten (z. B. Aktenheften, aber nicht Abschreiben oder Registraturtätigkeit) beschäftigt werden, ange st ellien versicherungspflichtig. Wenn also ein Arbeitnehmer z. B. sieben Stunden des Tages mit Botengängen und eine Stunde mit ganz mechanischer Abschreiberei beschäftigt wird, ist er jetzt angestelltenversicherungspflichtig. Alle angestelltenver- sicherungspflichtigen Bureauangestellten sind seit dem 1. Ja nuar 1923 nicht mehr invalidenversicherungspflichtig. —Die sächsischen Sonderzüge zum Deutschen Turnfest in München sind von der Reichseisenbahndirektion Dresden ge nehmigt worden. Es sollen Rückfahrkarten mit einer Genehmi gungsdauer von 8 Wochen ausgegeben werden. Rückfahrt ist mit jedem fahrplanmäßigen Zuge möglich, bei Schnellzug ist der Zuschlag zu zahlen. Wenn keine Erhöhung mehr kommt, be trägt das Fahrgeld, einschließlich Rückfahrt von Leipzg rund 18 OM Mark, von Chemnitz 17 OM Mark. — Angabe der Absender-Anschrift auf der Außenseite der Postsendungen. Zur Vermeidung ost recht peinlich,, mitunter sogar verhängnisvoll wirkender Verzögerungen in der Wieder aushändigung als unanbringlich zurückgekommener oder vom Einpfänger nicht angenommener Briefe, Postkarten usw. wird aus die dringende Notwendigkeit einer möglichst genauen An- gaoe des Namens, Standes, Wohnortes und der Wohnung des Absenders auf der Außenseite der Postsendungen zum eigenen Vorteil wie auch zur Erleichterung des Postdienstbetriebes er neut hingewiesen. — Roßwein. In der Nacht zum Freitag gegen 12 Uhr brannte in Arnsdorf das bewohnte Seitengebäude des Wirt schaftsbesitzers Heinitz nieder. Ein Defekt in der Räucherkammer ist vermutlich die Ursache des Feuers. — Brand-Erbisdorf. Am Donnerstag morgen stürzte bei der Einfahrt des Frühzuges von Brand-Erbisdorf auf Bahnhof Berthelsdorf Frau N. aus St. Michaelis aus dem Zuge und erlitt schwere Verletzungen. Die Frau wurde während der Fahrt von einem Unwohlsein befallen und stellte sich um in frischer Luft zu sein, auf die Plattform der 4. Wagenklaffe. Hierbei ist sie abgeglitten und vom Zuge gestürzt. — Bautzen. Am Sonntag gab es auf dem hiesigen Butter markt eine lebhafte Erregung. Dresdner Händlersfrauen, die im freien Marktverkehr nach 10 Uhr verschiedene Waren, zu meist Eier, an sich gebracht hatten, wollte man den Abzug mit den vollen Körben nicht, gestatten. Hausfrauen, Erwerbslose und Händlerinnen scharten sich zusammen, und es kam zu ernsten Streitigkeiten. Butter war kaum zu sehen und Eier waren nur für 320 Mark zu haben. Wahrscheinlich waren die Preise durch die Anwesenheit der Händler in die Höhe getrieben worden. — Ebersbach. Ein Eisenbahnunfall ereignete sich im nahen Röhrsdorf. Beim dortigen Wüchterhause überquerte die Gleise s ein mit Holz beladener Pferdewagen, als der Persvnenzug von Georgswalde heranbrauste. Die Lokomotive schleuderte den Wagen zur Seite und warf ihn um, wobei er zertrümmert wurde. Der Kutscher Winkler aus Morgentau wurde herab geschleudert und erlitt schwere Wunden am Kopfe. Der Unfall war dadurch möglich, daß die Schranken nicht geschloffen waren. — Borna. Im Schlafzimmer einer Familie hat sich schon drei Jahre hintereinander ein Schwalbenpärchen die in der Mitte des Zimmers hängende Ampel als Nistplatz auserkoren. Unbekümmert fliegen die munteren Vögel bei Tage aus und ein und treffen ihre Vorbereitungen zum Brutgeschäft. — Werdau. Hier sind zwei weitere Gastwirtschaften ein gegangen, das bekannte Kaffee Lamprecht in der Bahnhofstraße und das Restaurant Graf Moltke. Sie wurden von der Adca bezw. der Firma Puchert in Ruppertsgrün zu Wohnungen an gekauft. — Wolkenstein. Eine seltene Jagdbeute machte ein Wei chenwärter. Er bemerkte auf dem Wege durch den Staatswald sechs junge Füchse, die der mütterlichen Obhut entronnen waren. Es gelang ihm, fünf der jungen Füchslein zu fangen, die er bei dem Iagdpächter ablieferte. Dieser überließ jedoch dem Finder zwei der jungen Tiere. Der sechste Fuchs, wahrscheinlich der schlauste, entkam. — Leipzig. Bei dem Gewitter am Sonntag traf der Blitz eine Laube der Gartenkoldnie in Schönefeld, in der mehrere Personen Schutz gesucht hatten. Ein Kind des Gartenbesitzers wurde getötet, die Ehesrau und ihre Schwester gelähmt. Sitzung des Bezirksausschusses der Amtshauptmannschast Meißen am 7. Mai, vorm. Ve10 Uhr in Nossen. Die heutige Sitzung des Bezirksausschusses, die, dem vov ährigen Brauche folgend, in diesem Jahre erstmalig draußen in Bezirk stattfand, eröffnete Amtshauptmann Dr. Sieveri nit Worten der Begrüßung und des Dankes an den Stadt- :at zu Nossen, der entgegenkommenderweise seinen schönes Sitzungssaal zur Verfügung gestellt hatte, sowie an den mit- nschienenen Bürgermeister Dr. Schenk, der den Plan für di« Besichtigung industrieller Unternehmungen usw. entworfen hatte Kürgermeister Dr. Schenk entbot dem Bezirksausschüsse einer serzlichen Willkommengruß der Stadt Nossen. Der Amtshauptmann machte sodann Mitteilung davon, »aß Herr Kreishauptmann Dr. Krug von Nidda und von Falkenstein demnächst in den Ruhestand trete, daß er sich be- eits von der Kreishauptmannschaft verabschiedet habe und sis zum Scheiden aus seinem Amte in Urlaub gegangen sei, o daß er leider auch nicht mehr an der nächsten Tagung der bezirksversammlung werde teilnehmen können. Der Ämts- muptmann gedachte des Herrn Kreishauptmanns namens des Bezirksausschusses mit warmen Worten des Dankes für die oeitblickende und stets alle Interessen wohl abwägende Leitung »er Dienstgeschäfte, die, wie dem ganzen Regierungsbezirk, so mch dem Meißner Bezirk stets zugute gekommen sei. Der Be- irksausschuß beauftragte den Amtshauptmann, dem Dank an >en Herrn Kreishauptmann noch schriftlich Ausdruck zu geben. Weiter machte der Amtshauptmann Mitteilung von einer . Millionen Mark betragenden amerikanischen Spende, die dem Wettinstift für die dortigen Pfleglinge und Kinder durch Ver- nittlung des Bruders des Anstalts-Oberinspektors Dietze zu- legangen ist, und von einer weiteren, für das Kinderheim bestimmten, etwa Ve Million Mark betragenden holländischen Stiftung. Der Bezirksausschuß nahm mit Dank Kenntnis. Die Vorstellungen, die nach einem Beschlusse in der letzten Sezirksausschußsitzung gegen die vom Arbeitsministerium be- ibstchtigtr Durchführung des Arbeitsnachweisgesetzes im hiesigen bezirke erhoben wurden, haben nach einer soeben eingegangenen Verordnung, über die Amtshauptmann Dr. Sievert berichtete, erfolg gehabt. Das Arbeitsministerium hat sich nunmehr bis iuf weiteres mit der Bildung nur eines Arbeitsnachweises Neißen-Stadt und Land, dem die Stadt Meißen und der mnze Meißner Bezirk mit Ausnahme nur einiger weniger Srcnzgemeinden angehören sollen und der mit mehreren selb- ländrgen Meldestellen ausgestattet werden soll, einverstanden rklärt. Wegen Aufstellung der Satzungen ist das Erforder- iche bereits in die Wege geleitet worden. Der Amtshauptmann machte weiter Mitteilung über die legenwärtige Belegung des Verpflegheims Wettinstift, die sich legen früher wesentlich erhöht hat. Sie betrage zurzeit 179, lämlich 97 weibliche und 67 männliche Verpflegte n. 15 Kinder. Es fand hierauf mündliche Verhandlung über den Antrag »es Weinhändlers Emil Weidensdorfer in Coswig auf Er- eilung der Genehmigung zum Ausschank von Wein und rlkoholfreien Getränken in seinem Grundstücke Ortslisten-Nr. 83B n Coswig statt mit dem Ergebnis, daß dem Gesuchsteller in llbweichung des in einer früheren Sitzung gefaßten Beschlusses »lese Genehmigung erteilt wurde, weil die Konzession schon eit dem Jahre 1895 ununterbrochen für das betreffende Grund- tück bestanden habe und das Verharren auf der Ablehnung für >en 60jährigen Eesuchsteller eine große Härte bedeuten würde. Einen breiten Raum in den Verhandlungen der heutigen öezirksausschußs-u«ng nahm die Besprechung des Voranschlags >er Bezirksverwaltung der Amtshauptmannschaft Meißen auf ms Jahr 1923 ein. Amtshauprmann Dr. Sievert trug die vichtigsten Ausgabe- und Einnahmeposten vor und begründete ie. Der Voranschlag der Bezirkskassenverwaltung schließt mit und 3M Millionen Mk. Einnahme und Ausgabe, der Vor mschlag für das Verpflegheim Wettinstift mit 112 570 000 Alk. llusgabe, der Voranschlag für das Erziehungsheim Meißen- öohnitzsch mit 34 200 000 Mk. Ausgabe, und der Voranschlac ür die Bezirksstraße Meißen-Gauernitz mit 22 436 MO Mk. llusgabe ab. Die hauptsächlichsten im Haushaltplan der Be- irksverwaltung vorgesehenen Ausgabeposten seien: 55 Mil- ionen Mark für die Fürsorgeerziehung, 75 Millionen Marl ür die Erwerbslosenfürsorge, 65 Millionen Mark für das Wohlfahrtsamt, ferner für Anstaltsverpflegkosten 45 000 001 Mark. Einzelne Gemeinden des Bezirks seien durch die Lasten >ie ihnen durch die Bezahlung der Anstaltsverpflegkosten anf- rlegt werden, in die größte finanzielle Bedrängnis geraten Ls sei für 125 Sieche und Versorgte im Wettinstift und für ckwa 40 Geisteskranke in den Landesanstalten zu sorgen. Di: llebernahme der Gesamtkosten in Höhe von 90 000 000 Mar ms den Bezirk erscheine nicht möglich, es sei deshalb di« llebernahme der Hälfte der Kosten vorgeschlagen worden. De^ paushaltplan sei vom Finanzausschuß bezw. vom Pflegeausschuj angehend durchberaten und gutgeheißen worden. Nachden roch Eemeindeältester Keil angeregt hatte, den Stadtrat zi Reißen um Erhöhung des sich auf 2500 Mk. jährlich be- aufenden Beitrages für die Unterhaltung der Bczirksstraß Reißen-Eauernitz, die in diesem Jahre 22 500 000 Mk. Kostei verursache, zu erstechen, erklärte sich der Bezirksausschuß em timmig damit einverstanden, die Voranschläge in der vorlie icnden Aufstellung der Bezirksversammlung zur Eenehmigunc u empfehlen. Der Bezirkslehrerausschub für den Bezirk der Amtshaupt nannschaft Meißen hatte an den. Bezirksausschuß der Amts muplmannschaft Meißen die Bitte um Gewährung von Be irlsbeihilsen an diejenigen Schulbezirke gerichtet, die für ihr Schulen Lernmittelfreiheit elngesührt haben, ooer sie einzu ühren gedenken. Eine Umfrage des Amtshauptmanns be mderen Bezirksverbänden hat ergeben, daß nur die Amts muplmannschaft Plauen einen Beitrag von 500 000 Mark fü öewährung von teilweiser Lernmittelfreiheit in den Bezirks mushaltplan eingestellt habe. Da di: Gewährung von Lern nittelfreiheit eine Erweiterung der Bezirksaufgaben bedeute ei die Angelegenheit von der Amtshauptmannschaft Plaue, »em Ministerium zur Erteilung der Genehmigung vorgeleg vordem Das Ministerium habe Bedenken getragen, dies- Senchmigung zu erteilen, bevor nicht der Nachweis erbrach ei, daß nicht durch die Uebernahme der Lernmittelfreiheit >is Erfüllung der übrigen P s l i ch t aufgaben des Bezirks »erbandes gefährdet wird. Da der Haushaltplan der Amts muplmannschaft Meißen für 1923 bereits stark angespannt sei sonnte der Ämtshauptmann, so sehr er dies an sich bedauerte ich nicht für eine Genehmigung des Gesuches aussprechen. Nack unserer Aussprache, an dec sich Geschäftsführer Schmidt, Ee neindeältejier Keil, Gutsbesitzer Schreiber und Geschäfts) ühre Lrevte beteiligten, beschloß der Bezirksausschuß einstimmig, da.
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