Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 19.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192305191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230519
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230519
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-19
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 19.05.1923
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ausdehnung der Berreyrssperre im Rheinland. Roman von Fr. Lehne. 8 hier vor Le- geworden, im Monikas ver- Sophia Markhoff war fest geblieben; sie hatte nicht am Balle teilgenommen, trotz der Bitten und Befehle der Eltern. Bitterböse war Annemarie ge worden, sie warf der Schwester heftige Worte an den Kopf, die diese aber gelassen hinnahm. Sophia hatte eine Art, die die Mutter fast rasend machte; doch diese hatte der ältesten Tochter gegenüber ein gewisses Schuldbewusstsein, so dass sie ihr häufig nachgab. Köln, 17. Mai. Den Larrdräten in Euskirchen, Bonn- Land und dem Oberbürgermeister von Bonn wurde eine Verordnung der I. R. K. zugestellt, durch welche in den Kreisen Bonn-Land (linksrheinisch), Euskirchen und Düren jeglicher Lastkraftwagen- und Motorradverkeyr verboten ist, nur die Lastkraftwagen, Welchs bereits eine französische Passierbescheinigung beantragt haben, sind weiter zuge lassen. Die Verordnung besagt noch, daß der Verkehr wegen der Eisenbahn-Sabotageakte verboten worden ist. „Nicht doch. Aber, Gustav! Und ander — ich hatte dich doch gebeten." Sie war nicht die Spur verlegen Gegenteil, herausfordernd erwiderte sie üchtlichen Blick. — Pfingstsingen. Wie seit langen Jahren schon in andern Städten soll nun auch in unserem Orte das Pfingstsingen ge pflegt werden. Bei günstigem Wetter wird der M.-G.-V.. „Sängerkranz" unter Leitung des Herrn Lehrers P. Hientzsch am ersten Feiertag früh 6 Uhr an der neuen Schule eine Reihe schöner Volks- und Frühlingslieder darbieten. — Marktkvnzert am 1. Pfingstfeiertag, vorm. 11—12 Uhr: 1. „Germanentreue", Marsch von Blankenburg. 2. Fest- Ouverture von Werner. 3. „Das Herz am Rhein", Lied für Posaunensolo von Hill. 4. „Die Alpenjodler", Konzertpolka für 2 Trompeten, Solo von Kling. 5. Iägerlieder-Potpourri von Römisch. — 2. Pfingsfeiertag: „In Treue fest", Marsch von Teike. 2. Ouvertüre zu „Berlin wie es weint und lacht" von Conradi. 3. „Ich sende diese Blumen dir", Lied für Pistonsolo von Wagner. 4. „Rokoko-Intermezzo" von Allehter. 5. „Auf Wiedersehen", Walzer von Estrada. — Die Kirchenkollekte der Pfingstfeiertage. An den beiden Feiertagen des bevorstehenden Pfingstfestes soll wieder die Kol lekte für den Allgemeinen Kirchenfonds in allen Kirchen des Landes gesammelt werden. Die furchtbare wirtschaftliche Not unserer Kirche macht es jedem ihrer Glieder zur ernsten Pflicht, mit allen Kräften die genannte landeskirchliche Kaste zu stärken, die schon viel Segen im Lande gestiftet, mancher Kirchgemeinde schätzbare Hilfe gebracht hat und immer mehr zu einer Nothilfs kaste für die Gemeinden unseres Landes werde.: soll. Möge die Kollekte überall opferfreudige Herzen und offene Hände finden. Auch größere Kapitalzuwendungen an den Allgemeinen Kirchen fonds außerhalb der Kollekte sind herzlich willkommen. — Schützenfest — Heimatfest. Die Ausgestaltung des Schützenfestes zum Heimat- und wahren Volksfest nimmt nun mehr greifbare Gestalt an. Der Arbeitsausschuß hat eine zweck mäßige Gliederung vorgenommen, um das Fest bis in alle Einzelheiten vorbereiten zu können. Gesang-, Turn- und andere Vereine und besonders die Schule haben bekanntlich ihre Mit wirkung zugesagt. Das Programm ist in großem Nahmen fest gelegt und sieht für den Sonntag außer einem durch Festwagen besonders verschönten Festzug Gesangs-, Turn- und andere Dar bietungen auf der Festwiese vor. Kasperletheater und andere Schaustellungen werden frohes Leben besonders bei den Kindern wecken, für die noch besondere Ueberraschungen geplant sind. Erwogen wird auch der Gedanke des Abschießens von Vögeln durch die Festbesucher und ein Vogelstechen für Frauen und Kinder. Aber das bedarf alles noch, gründlicher Erwägung, be- Wenn edle Herzen bluten .. „Ach so. Jetzt verstehe ich. Dein Versehen hast du mir zugeschoben! Fürwahr, eine bequeme Art. Mei netwegen mag Gustav denken, was er will. Das; du im Eifer des Gesprächs mit Frau Melcher von drüben deine Hausfrauenpflichten vergessen hast, wirst du ihm Wohl verschwiegen haben! — Wie du doch lügen kannst." „Ich lüge nicht," fuhr die andere heftig auf, „glaube mir, Gustävchen, erst sagte sie, sie will " Monika wartete das Ende von Almas wortreicher Erklärung nicht ab; sie lächelte ein wenig, zuckte die Achseln und ging hinaus, ohne ein Wort zu sagen. Aus Stadt und Land. MlttciUia,en fLr diese Rubrik nehmen wir immer dankbar euttzegea. Wilsdruff, am 19. Mai 1923. — Pfingsten, so recht ein Fest der Freude und der Kraft, ein Fest ursprünglichsten Willens zum Werdenwollen und un gebrochener Hofsnung auf neuen Lenz und neues Blühen. Heiliger Geist — neuer Geist! sei die Losung, die uns auch zum diesjährigen Psingstfeste beseelen soll. Wir sind zu erbärm lich realistischer Denkungsweise herabgesunken, seit Schicksal und Elend uns auch einmal hart gerüttelt haben. Und statt gemein schaftlich die Wege suchen zu gehen, die uns einigen und uns von innen heraus wieder gesunden lasten könnten, erschöpfen wir uns in wild zerfleischendem Hader oder jagen eitlen, hohlen Augenblicksfreuden nach. Möchte jeder unter uns an den dies maligen Pfingsttagen einmal sich der Bedeutung dieses Festes klar werden und solche — wenigstens im übertragenen Sinne — auf sich wirken lasten, damit aus solcher innerer Einkehr der Gesamtheit unseres Volkes die Selbsterkenntnis und damit der Wille und die Kraft zu neuem gemeinschaftlichen Gesunden wollen käme. Alma sprang wütenv aus, eine Flut von Schmä hungen ergoß sich aus ihrem Munde; sie konnte es nicht ertragen, wenn man den Bruder angriss. Monika war ganz blaß geworden. „Das ist nun mein Sonntag, der einzige Ruhetag, den ich habe. Bitte, Gustav, mache dich mit dem Ge danken vertraut, daß ich am ersten April von euch forlzichen werde, ^ch kann diese Streitigkeiten nicht mehr ertragen. Vorteile habt ihr ja sowieso nicht von meiner Anwesenheit hier, wie mir Alma so oft — und auch heute erst wieder — versichert hat." „Besonders, wenn du das Mittagsmahl ver dirbst und den Braten anbrennen läßt," warf Gustav ärgerlich ein, uni seiner Frau beizustehen. Verständnislos sah Monika ihn an. „Ich? Wie kommst du darauf?" sonders hinsichtlich der finanziellen Seile. Jedenfalls zeigt sich aus der bisherigen Arbeit, daß der Gedanke des Herrn Ouantz auf fruchtbaren Boden gefallen ist. lieber das Programm selbst unterrichten wir unsere Leser in einer der nächsten Nummern. — Kinder in Not! Der Notschreie hallen jetzt viele und ver schiedene durch unser deutsches Vaterland. Die Not an der Ruhr ist sicher zurzeit die größte, aber dabei darf man auch die Not der Kinder nicht vergeßen, denn sie sind die Zukunft unseres Vaterlandes, die einstigen Träger deutschen Geistes. Der hie sige Fechtverein hat schon immer sein Augenmerk auf die Kinder hilfe gerichtet und wird wie in den Jahren daher auch dies Jahr seine Ferienkolonie durchführen. Freilich ist eine Unterbringung in Hüttengrund nicht mehr möglich, da gerade die ärmsten und bedürftigsten Kinder die notwendigsten Kleidungsstücke und Schuhwerk nicht mehr haben, aber dafür sollen 30 vom Schularzt vorzuschlagende, gesundheitlich bedürftigste Kinder wirtschaftlich schlecht gestellter Eltern in den großen Ferien 4 Wochen lang vom Fechtverein in kostenlose Obhut und Pflege genommen wer den. Was das bedeutet, erhellt daraus, daß den Kindern früh Kakao und Semmel, Frühstück, kräftiges Mittagesten, Vesper- und Abendbrot gewährt werden soll. Ein Kostenpunkt kann bei der unsicheren Lage jetzt gar nicht angegeben werden, man rechnet mit 4—5 Millionen Mark. Aber man hofft zugleich auf reich liche Naturallieferungen seitens aller, die dazu in der Lage sind. Was gebraucht wird? Alles, was zum Essen und Trinken gehört: Mehl, Brot, Fleisch, Milch, Zucker, Gemüse, Garten- erzeugnisse usw. usw. Spenden für die Ferienkolonie oder Zu sicherung von solchen nehmen Vorsitzender Karl Kunze und Kas sierer Buback schon jetzt entgegen. — Aerztlicher Sonntagsdienst: 1. Feiertag: Dr. Bret schneider-Wilsdruff, Dr. Auerbach-Burkhardswalde. 2. Feier tag: Sanitätsrat Dr. Bartcky-Wilsdruff, Dr. Wollburg-Seelig stadt. — Apotheke 10—12 Uhr. — Die Heimatsammlung ist am 1. Pfingstfeiertage von 1—3 geöffnet. Wer sich und den Seinen eine rechte Feierstunde bereiten will, der sollte nicht versäumen, sie zu besuchen. Es ist in der Gegenwart schwer, rechte Feierstunden zu erleben; zumal dem Kleinstädter und Landbewohner sind nicht viele Gelegen heiten dazu geboten. Hier ist eine. Darum komme und nutze sie aus! » — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Donnerstag auf der Dorfstraße in Kausbach. Daselbst kam der Osterjunge des Gutsbesitzers Pietzsch in Rennersdorf beim Ausweichen vor einem anderen Geschirr unter das von ihm geführte und wurde sehr schwer verletzt. Er wurde zunächst in das hiesige Kranken haus untergebracht. — Wegen Diebstahls und Verschiebung von Salvarsan, Kokain und Morphium wurde die Apothekergehilfin E. hier verhaftet und dem Amtsgericht zugeführt. — Zur Anzeige ge bracht wurde weiter ein hiesiger Fleischerlehrling, der seit Weih nachten seinem Lehrmeister regelmäßig ein bestimmtes Quantum Wurst stahl und durch Hehler in Dresden verkaufen ließ. — Vor 50 Jahren. Es hat wohl Leute gegeben, die in früheren Zeiten manchmal über eine länger zurückliegende Zeit, die man die „gute alte" nannte, krittelnd die Nafe gerümpft und spöttelnd gemeint haben, die sogenannte gute alte Zeit sei gar nicht so schön gewesen, wie man ihr nachrühme. Wenn man aber jetzt, in der Zeit der größten Not mit ihrer anhaltenden Teuerung und Geldentwertung, dem Teufelstanz, den Dollar und Mark vollführen, auf einmal in eine alte Zeitung schaut, dann wird man wehmütig der guten alten Zeit gedenken, da man sich für wenige Groschen noch satt essen und dem hungrigen Magen für ein Spottgeld weit mehr bieten konnte als beute für Tausende. Vor uns liegt der Jahrgang 1873 unseres „Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rosten, Siebenlehn und die Umgegenden". Da zeigt Karl August Häntzschel, Töpferoasse, an, daß er ein settes Schwein verpfundet und Fleisch und Wurst das Pfund für 6 Nar. verkaust. Auf dem Wvchenmarkte kostete die Kann-e Butler 22—23 Ngr., das Paar Ferkel 8—13 Thlr. Fr. Weber, Markt 40, bietet einige hübsche Häuser in Wilsdruff mit und ohne Feld im Preise von 900—6500 Thlr. zum Kaufe an, Moritz Wehner in der Freiberger Straße fertige Gurt- und Arbeitshofen für 27'/- Ngr. Der Eintritt zum 1. Extra-Konzert der neuen Stadtkavelle unter Musikdirektor Kiessig betrug 5 Ngr. Louis Müller an der Kirche hatte Schulranzen von 25 Ngr. bis 1 Thlr. 15 Ngr. Max Hecht, Ecke Markt- und Rosengaste, gab richten und hierbei nähere Angaben über die Lage und Größe Am besonderen Hervorhebung. Dresden, den 15. Mai 1923. , Dr. Zeigner, Ministerpräsident. Hierzu — Kein Eisenbahnerstreik. Die sozialdemokratische „Dresdner : für 1 Thlr. 8 Pfund gute Kernseife, für 25 Pfg. 1 Liter 1* l tz, Z ; troleum. Bruno Bretschneider in der Meißner Straße ließ siq^ayres;a das Pfund pa. Sohlleder mit 17—20 Ngr., das Paar Sohleiwortrage i mit 5—13 Ngr. bezahlen. Das Speditionsgeschäft F. A. Herr-schloß m: mann erhöhte am 1. April 1883 den Frachtsatz zwischen Wils-«nd Sp> ; druff und Dresden für 1 Zentner auf 3 Pfg. und fuhr in emeniNachoem - fein eingerichteten Salonwagen" die Wilsdruffer für 8 Ngrdayressti nach Dresden. H. Wackwitz in Dresden sucht Maurer für einenemen R Stundenlohn von 35 Pfg. Aus der vom Ministerium festge-Mstellt v setzten neuen Taxe für Aerzte sei herausgegriffen: Medizin-ketten an Ratschläge mit oder ohne schriftliche Verordnung in der Woh- — nung des Arztes das erstemal '/-—1'/- Thlr., die folgendenkont. D 1 Thlr. Sacksche Universalpflüge wurden für 26 Thlr.,Dresden Dreschmaschinen mit Göpel für 185 Thlr. von der Meißneraufgelegl Maschinenfabrik angeboten. Geld scheint damals niemand ge-überz braucht zu haben, denn der Kirchenv. Legler in Wilsdruff bietetAnleiheg wohl an die zehnmal 200—250 Thlr. Kirchengeldei aus ufw.,Mark er usw. — damals, und heute? Ja, die Zeiten sind längst dahinl ung und kehren wohl nie wieder! .... "7 — Tagung der sächsischen Ortskrankenkassen. Die sächsischenSfiberho Ortskrankenkassen halten am 1. und 2. Juli in Bautzen ihreWeistro: Landesversammlung ab. .««E- — Schafft Wohnräume für die Ruhr-Vertriebenen. Zahl-^ reiche Volksgenossen, insbesondere Beamte, sind mit ihren Fa milien durch die Willkür der Besahungsbehörden aus dem be setzten Gebiete ausgewiesen worden, weil sie ihre Pflichten gegen das Vaterland treu erfüllt haben. Es gilt, ihnen sobald wi möglich Unterkunft zu verschaffen. Auch die Abgabe von ein zelnen Zimmern kommt in Frage. Es mag schwer sein, zur Zeit der allgemeinen Wohnungsnot Unterkunftsraum für triebenen zur Verfügung zu stellen; doch dieses Opfer erscheint gering, wenn man die Opfer ins Auge faßt, die die Vertriebenen s der Sache Deutschlands gebracht haben. In erster Linie wird von den Beamten erwartet, daß sie sich ihrer schwer bedrängten Berufsgenossen annehmen. Es wird gebeten, die Anmeldungen an das Ministerium des Innern — Landeswohnungsamt — zu , ricyien uno yleroec «ngaven uoer Lugr uuv der abzugebenden Räume sowie darüber zu machen, ob sie mil ! oder ohne Einrichtung abgegeben werden und ob Entschädigung ! beansprucht wird. Die Behördenvvrstände werden gern bereit j sein, die Weiterleitung der Anmeldungen in die Hand zu nehmen. ; Daß eine aus dem Geiste der Opferwilligkeit heraus geborene ; freiwillige Selbstbeschränkung nicht zu dem Schlüsse berechtigt, > die Wohnung sei an sich ungenügend ausgenützt, bedarf Hiner Volkszeitung" schreibt über eine Streikbewegung unter sächsischen Eisenbahnern: „Die Dinge hatten sich so zugespitzt, M kl daß für einen Streik, der am Mittwoch beginnen sollte, alles fix und fertig vorbereitet war. Erst durch das Ergebnis der Tarifverhandlungen in Berlin, das für die Großstädte tragbar ist, ist der Streikbeschluß im letzten Augenblick rückgängig gemacht M worden. Da aber das Ergebnis für die ländlichen Bezirke durch- MM A aus nicht befriedigt, so ist der Eisenbahnerverband gezwungen,. die Bewegung weiter zu führen, um auch für die ländlichen Be- zirke einen entsprechenden Ausgleich zu erzielen. Es besteht die Hoffnung, daß dieser Ausgleich auf dem Verhandlungswege er- reicht wird." — Die Eröffnung der 2. Iahresschau „Spiel und Sport" in Dresden. Die feierliche Eröffnung der 2. Iahresfchau Deut scher Arbeit in Dresden „Spiel und Sport" sand am Donners tag mittag in dem festlich geschmückten großen Saale des Städ tischen Ausstellungspalastes statt. Die Eröffnungsansprache hielt der Präsident der Iahresfchau, Dr. Krüger. Der Ver- ANH treter des Reichsministeriums des Innern, Staatssekretär HA/ Schulz, würdigte die Ausstellung als sichtbaren Ausdruck des Lebenswillens des deutschen Volkes, sich durch alle Schicksals- sckläge und Schwierigkeiten nicht unterbinden zu lassen. Der sächsische Wirtschaftsminister Fellisch gab einen Ueberblick über die geschichtliche Entwicklung der Industrie für Spielzeug und Sportgerät und beleuchtete besonders die schweren sozialen Schäden, die im Laufe der letzten Menschenalter gerade in der Hierzu erzgebirgischen Industrie überwunden werden mußten. Mit markigen Worten schloß sich ihm der Vertreter des preußischen /o» Ministeriums für Volkswohlsahrt, Regierungsrat Dr. Mall- iVVIl Nach dem Ball gab es nochmals eine Auseinan dersetzung. Annemarie war gekommen, um mit der Mutter in Erinnerung zu schwelgen. Beide waren sehr befriedigt von dem Ballabend; er sei glänzend gewe sen; alle waren entzückt und befriedigt; und nichts hatte den großartigen Verlauf des Festes getrübt, als das obstinate Fernbleiben Sophias. Ein Glück, daß Eberhard von Petersdorfs, ihr Verlobter, an dem Abend zufälligerweise dienstlich verhindert war, so hatte man doch eine kleine Entschuldigung gehabt. Robert Markhoff war zufällig anwesend, da er den Vater, der heute nicht ins Geschäft gekommen war, in einer wichtigen Angelegenheit sprechen wollte. Er stand ganz auf Sophias Seite. „Am liebsten wäre ich auch nicht zu dem Ball gekommen! Doch da dies wie eine Opposition gegen den Vater ausgesehen hätte, konnte ich aus geschäftlichen Rücksichten nicht fern bleiben. Dieser Ball war so in opportun, wie nur irgend möglich! Ich Weitz wirk lich nicht, wo das Geld dazu hernehmen!" „Die Garnhändler wollen nicht mehr liefern, ehe nicht die alten Rechnungen bezahlt sind. Nächste Woche ist ein Wechsel von fünfzehntaussnd Mark füllig! Wir müssen unter allen Umständen Geld schaffen. Unsern Kredit noch mehr, als wir es schon getan haben, in Anspruch nehmen, wäre unklug, ja, würde vielleicht Folgen zeitigen, die verhängnisvoll werden könnten. Im kleinen soll gespart werden und im großen werft ihr es zum Fenster hinaus." „Ich verbitte mir solche Aeutzerungen, Robert, was fällt dir ein? Noch habe ich die Oberleitung des Geschäfts in Händen; du bist nur mein Prokurist, hast gar nichts dreinzureden, dreinzureden, bist nur Be amter, wie jeder andere im Kontor, jeder andere im Kontor, verstanden?"* sagte der Kommerzienrat voller Zorn, und fuhr sich mit dem seidenen Taschentuch über die Stirn. „Das Geld für den Ball mutz geschafft werden! Am ersten April werden die Leute ihr Geld erhalten, Geld erhalten. Natürlich!" Robert lachte bitter auf. „Am ersten April erst? Also noch gut acht Wo chen? Das ist ja köstlich. Ein Vergnügen schuldig bleiben! Noch in diesen Tagen mutz die Sache geregelt werden! Wie — ist mir allerdings schleierhaft. Wenn meine Liebe und mein Interesse für das Geschäft nicht gar so groß wären, hätte ich wirklich schon Adieu gesagt; denn unter solchen Umständen, wie ich zu arbeiten gezwungen bin, mutz einem ja jede Lust vergehen! SL beileibe wirklich den kleinsten unserer Beamten! Der bekommt am Ersten sein Gehalt und kann sorglos schlafen, während ich — du lieber Gott, wann hab* ich in den letzten Monaten einmal eine Nacht ruhig ge schlafen?" Liebreich faßte Sophia seine Hand. „Armer Bob, ich kann es dir nachfühlen! Und wie du angegriffen aussiehst!" — Mit besorgtem Blick umfaßte sie das blasse, abgespannte Gesicht des Bruders. „Was sagt Harriet? Sieht sie nicht?" „Harriet?" Es lag etwas Unbeschreibliches darin, wie er de« Namen seiner Frau aussprach. „Da, bei Harriet fang nur mit deinen Ermah nungen an, Sophia," sagte Annemarie lebhaft, „dc siehst du nicht, was sie verbraucht! Nur ich muß immer herhalten." „Harriet geht mich nichts an." „Aber warum sagt Robert nichts und duldet diese Vcrschtvendung?" „Weil es von Harriets Gelds geht. Sie ver wendet ihr Nadelgeld für ihre Toiletten und sonstige Bedürfnisse. Ich kann ihr deshalb keine Vorhaltun gen machen und Einschränkungen befehlen." „Weshalb gibt Harriet denn nicht ihr ganzes Ka pital ins Geschäft, wenn ihr wirklich etwas in Schwie rigkeiten seid?" fragte die Kommerzienrätin. „Sie ist doch die nächste dazu, dann brauchen wir kein fremdes Geld." „Glaubst du, itch habe das nicht längst erwo gen? Aber dann müßte ich meiner Frau rückhaltlos die Wahrheit sagen und sie in die Geschäftslage ein weihen — im anderen Falle handelte ich unehrlich gegen sie. Weitz sie aber Bescheid, dann ist sie die letzte, die uns aus der Verlegenheit hilft, dazu denkt sie viel zu amerikanisch." „So denkst du von deiner Frau — wenn sie nicht mehr Liebe für dich hat?!" „Um sich für ihres Mannes Familie zu opfern, das wolltest du doch sagen, Annemarie, nicht wahr? Und du, du würdest nicht ein Jota anders als Harriet handeln, davon bin ich überzeugt. Ja, wenn sie so veranlagt wie Sophia wäre!" Der Kommerzienrat war währenddessen im Zim mer auf und abgegangen, die Hände auf dem Rücken verschränkt — jetzt blieb er stehen- (Fortsetzung folgt.) Hierzu ff- K er s 1 » Dii L S 1 Ab Dr Fi! Ls
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)