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Abermals erhAHFe Postgebühren. Vier- bis fünffaches Briefporto. — Doppelter Pakcttarif. — Dreifache Telegramm- und siebenfache TelephongcSühren. Die vor wenigen Tagen bekannt gewordene neue Postgebührenordnung, die am 1. Juli in Kraft treten sollte, ist inzwischen durch die Geldentwertung bereits voll kommen überholt und infolgedessen durch einen neuen Tarifentwurf mit weit höheren Ziffern ersetzt worden. Danach beträgt das Porto: ! Für eine Postkarte im Ortsverkehr 100 Mark, im Fernverkehr 26V Mark. Briese im Ortsverkehr bis 20 Gramm 20V Mark, bis 100 Gramm 36V Mark, bis 250 Gramm 40V Mark, bis 50V Gramm 500 Mark; im Fernverkehr betragen diese Sätze 400, 50V, 60V und 760 M. Drucksachen bis 25 Gramm 100 Mark, bis 50 Gramm 200 Mark, bis 100 Gramm 300 Mark, bis 250 Gramm 400 Mark, bis 500 Gramm 500 Mark, bis 1 Kilogramm 600 Mark, bis 2 Kilogramm 700 Mark. Ansichtskarten mit Grüßen 100 Mark, Päckchen KOO Mark. Pakete von 3 bis 5 Kilogramm 900 Mark (1. Zone), 1800 Mark (2. Zone), 1800 Mark (3. Zone), weitersteigend bis 5200, 10 400, 15 600 Mark. Zeitungspakete bis 5 Kilogramm 600 bis 1200 Mark. Postanweisungen bis 5000 Mark 200 Mark, weiter steigend bis 600 Mark. Auslandspostgebühren. Briefe bis 20 Gramm 1000 Mark, für jede weitere 20 Gramm 500 Mark mehr. Postscheckgebühren. Bareinzahlungen bis 5000 Marl 59 Mark, weiter steigend 2000 Mark, bargeldlos be glichene Zahlkarten dieselbe Gebühr, höchstens 600 Mark. Für Telegramme beträgt die Wortgebühr 250 - Mark, die Grundgebühr 500 Mark; für Orts- und Presse- i telegramme beträgt die Wortgebühr 125 Mark, die Grund gebühr 250 Mark. Für Ferngespräche wird der Teuerungszuschlag von 2900 (Dreißigfache des Friedenssatzes) auf 20 SOO A (Zweihundertzehnfache) erhöht; dies entspricht also einer Versiedenfachung des bisherigen Gebührensatzes. ! Ein Ortsgespräch kostet danach 210 Mark. Die Sätze sollen am 1. Juli in Kraft treten. Mit der Annahme dieser Sätze durch den Postbeirat ist be stimmt zu rechnen, da diese Sätze auf einem Dollarstand von 22 000 aufgebaut sind. Hätte man die ursprünglich geplante Tariferhöhung durchgesührt, so wäre im Postetat ein Fehlbetrag von 2550 Milliarden entstanden. Neueste Meldungen. Die Vertriebenen. Köln, 5. Juni. Hier trafen wiederum drei Transporte Ausgewiesene von insgesamt 170 Personen ein. Die Flüchtlinge stammten aus der Eifel und der Trierer Gegend. Sie wuren in Köln verpflegt und dann weiter befördert. Unter den Ausgewiesenen erregte besonders ein SOjähriges altes Mütterchen, das getragen werden mußte, größtes Mitleid. Überführung der Leiche Schlageters. Düsseldorf, 5. Juni. Die Leiche des von den Fran zosen erschossenen Schlageter wird ausgegraben und in die DerDollar S. Ium: 62343,00-62657,00 M. „ „ 6. Juni: 76507,00 Mt. Heimat Schlageters übergeführt werden. Aus diesem An laß findet in der Kapelle des Nordfriedhofes eine Feier statt. Die Leiche wird im Anschluß daran ins unbesetzte Gebiet gebracht werden. NeparationTkonferenz Ende Juni? London, 5. Juni. Der diplomatische Berichterstatter der „Daily News" beschäftigt sich mit den Aussichten einer interalliierten Neparationskonferenz und der Möglichkeit, diese unter Hinzuziehung Deutschlands zu einer internationalen Konferenz auszugestalten Man glaubt, daß die alliierten Regierungen erst unter sich verhandeln und dann am selben Ort die Verhandlungen mit deutschen Vertretern eröffnen wollen. Auch der von der „Daily News" angekündigte Zeitpunkt — Ende Iuni — ftir den Zusammentritt der interalliierten Kon ferenz dürfte zutreffend sein. MmG des Ammins ßrnMch. Grumbach, 4. Juni. Der hiesige Turnverein war am gestrigen Tage an einem Merkstein seiner Geschichte angeiangt: nach großen Mühen war es dem Verein unter Leitung seines Ehrenvorsitzenden, des Herrn Gutsbesitzer Theodor Rülter, und seines Vorsitzenden, des Herrn Tapezierermeister Lätzsch, ge lungen, die langersehnte Fahne anzuschaffen, die nun ihre Weihe empfing. Mit einer Ehrenseier für die Toten des Vereins nahmen die Veranstaltungen am Sonnabend abend 6 Uhr auf dem Friedhöfe ihren Anfang. Von Gesangsvorträgen des Gesang vereins „Liederkranz" und Vorträgen des Posaunenchors um rahmt, stand die Gedächtnisrede des Herrn Pfarrer Luthardt, an die sich die Schmückung der Gräber der verstorbenen und gefallenen Turnbrüder anschloß. Um 8 Uhr vereinigte ein in allen Teilen harmonisch ver laufener Kommers Mitglieder, Freunde und Gönner des Vereins im Saale des Gasthofes, der selten solch eine Fülle gesehen hat. Die Wilsdruffer Stadtkapelle eröffnete den Reigen mit einem flotten Marsch und dann wechselten Dar bietungen des Turnvereins und der Vorturnervereinigung mit solchen des Gesangvereins „Liederkranz" und der Stadtkapelle. Und dazwischen wurde manch treffliches Wort gesprochen von einer Turnerin (Festgruß), vom Vorsitzenden Lätzsch, Gauver treter Flohr-Pirna, Bezirksvertreter Lorenz-Dr.-Löbtau, Gau- gluppenvertreter Metzler-Dresden, Pfarrer Luthardt und Ge meindevorstand Schulze-Grumbach. Vom herrlichsten Wetter begleitet und unter besonders großer Teilnahme auswärtiger Brudervereine standen die Ver anstaltungen am Sonntag, die am frühen Morgen mit einem Weckruf eingeleitet wurden. O»9 Uhr begannen auf dem Turn plätze nach Absingen des Liedes „Turner auf zum Streite" der Geräteweltkampf, dessen Preisträger weiter unten aufgeführt werden. Nach kurzer Mittagspause stellte der mit einem Fest wagen besonders verschönte Festzug am Gasthof, zog durch die Straßen des Niederdorfes nach dem Festplatze, wo nach Musik stück und Gesang Herr Pfarrer Luthardt die Fahne weihte und ihr folgenden Weihefpruch mit auf den Weg gab: Mit Freuden geweiht in Tagen voll Leid, Mit Ehren getragen ohn' Fürchten und Zagen, So zieh deine Bahn stets wacker voran, Entflamme das Blut mit heiliger Glut Für Freiheit und Recht. Ein wacker Geschlecht Sei stets dein Geleite, und immer wie heute Bleib einig und stark und deutsch bis ins Mark In rüstiger Krast die Turnerschaft. So lassen wir denn im Winde dich fliegen Und schwören dirs zu: Die Freiheit wird siegen! Gut Heil! Anschließend fanden Freiübungen des Vereins und schön gelungene Lischsprünge der Vorturnervereinigung statt, die weiter von einem Kaustballgesellschastsspiel Coschütz—Somsdorf abgelöst wurden. Eine große Menge Zuschauer wohnte den Darbietungen bei und war von ihnen höchst befriedigt. Bei lockenden Tanzweisen blieben Turner und Turnerinnen aus den Sälen des Gasthofs und des Lindenfchlößchens noch lange fröhlich beisammen. / Aus den Wettkämpsen gingen als Sieger hervor: Sieger a) Oberstufe: 1. Umlauft, Tharandt; 2. Schmidt, Tharandt; 3. Schubert, Wilsdruff; 4. Hammer, Döhlen; 5. Goldammer, Potschappel; 6. Mauksch, Döhlen. Sieger b) Mittelstufe: 1. Süßmann, Wilsdruff; Hesse, Somsdorf; 2. Geißler, Briesnitz; 3. Lindner, Frisch-Auf Dresden; 4. Lößner, Döhlen; 5. Seifert, Niedergorbitz; 6. Diersche, Döhlen; Pietzsch, Kessels dorf; 7. Mauksch, Döhlen; Gasch, Döhlen. Sieger c) Unterstufe: 1. Wacker, Hainsberg; 2. Täubert, Wilsdruff; 3. Neubert, Grumbach; 4. Kittner, Niedergorbitz; 5. Zönchen, Hainsberg; 6. Rumberg, Koschütz; 7. Kittner, Grumbach; 8. Förster, M.-T.-V. Dresden; 9. Jüttner, Frisch-Auf Dresden; 10. Käse berg, Briesnitz; 11. Koch, Frifch-Auf Dresden; 12. Hase, Koschütz; 13. Spant, M.-T.-V. Dresden; Hünitzsch, Frisch-Aus Dresden; 14. Hosmann, Deuben; Schulze, Dresden-West; ' 15. Strauß, Potschappel; Matthes, Wilsdruff; 16. Lange, Döhlen; Behr, M.-T.-V. Dresden. Sieger d) Altersstufe: 1. Büttner, Niedergorbitz; 2, Schramm, Frisch-Auf Dresden; 3. Lauterbach, Potschappel; 4. Leipziger, Potschappel; 5. Schulze, M.T.-V. Dresden; 6. Lohse, Hainsberg; 7. Ahnert, Frisch-Auf Dresden; 8. Haubold, Hainsberg; 9. Berger, Hains berg; 10. Böhm, Potschappel; 11. Wunderlich, Döhlen; 12. Höhn, Kesselsdorf. Gut Heil! Aus Stadt und Land. MHttüXNDKU fRr birst NttbikAt «rhMm Mir RNlAfIM, Wilsdruff, am 6. Juni 1923. — Voraussichtliche Witterung. Stark wechselnde Be wölkung, zeitweise noch Niederschläge, zunächst noch kühl bei mäßigen nordwestlichen Winden, später westliche bis südwestliche Winde, allmählich Temperaturanstieg. — Gefallenen-Ehrung. Anläßlich der am vergangenen Sonntag im hiesigen Schloßpark stattgefundenen Fronleichnams- seier ehrte der Meitzner katholische Kirchenchor unsere Ge fallenen durch Absingen einiger Choräle auf dem Ehrenfriedhofe. — Höhere Strafen bei Zuwiderhandlungen gegen die Wohnungsverordnung. Durch das Geldstrasengesetz vom 27. 4. 1923 ist eine Erhöhung der in den Reichs- und Landesgesetzen vorgesehenen Geldstrafen erfolgt. Infolgedessen wird nunmehr ein Vergehen gegen die aus Grund der Wohnungsmangel verordnung erlassenen Anordnungen mit Geldstrafe von min destens 1000 Mark bis zu 10 Millionen Mark oder mit Haft bestraft. Beruht das Vergehen auf Gewinnsucht, so kann die Geldstrafe auf 10 Millionen Mark erhöht werden. Die Geld strafe soll das Entgelt, das der Täter für die Tat empfangen, und den Gewinn, den er aus der Tat bezogen hat, übersteigen. Reicht das gesetzliche Höchstmaß hierzu nicht aus, so darf es überschritten werden. — Rhein- und Ruhrkinder. Die Aerzteschaft des Meißner Bezirks hat einstimmig beschlossen, die im Bezirk untergebrachten Rhein- und Ruhrkinder unentgeltlich zu behandeln. — Neue Erzeuger-Höchstpreise für Milch und Butter. Die Höchstpreise für Milch und Milcherzeugnisse sind vom Wirt- schaslsmimsterium entsprechend den veränderten Verhältnissen erhöht worden. Danach kostet vom 10. Juni ab: Vollmilch das Liter ab'Stall beim Erzeuger in der ersten Zone 580 Mark, in ; der zweiten Zone 620 Mark; Mager- oder Buttermilch in der s ersten Zone 290 Mark, in der zweiten Zone 310 Mark. Beim < Milch-Kleinverkauf durch die Erzeuger unmittelbar an die Ver- Das HeiraLsjaht. M) LusttzM-Noman tn zwölf Kapitells Don E s d g x A, Z ob «ltk tz. l43. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Ich wußte alles, Herr Baron — aver ich konnte mir nicht helfen. Einer der Diener in Langenpfuhl sagte, dis gnädige Frau von Seesen ritten jetzt öfters nach dem Erlenbruch, und ein Knecht, der in den Wald nach Holz gefahren war, wollte auch die Herren am Vormittag in der Nähe des Erlenbruchs gesehen haben — und da ließen die jungen Damen denn nicht locker —" „Welche junge Damen?" „Fräulein Benedikte und Miß Milton!" „Sapristi — die stecken beide noch im Wagen? ' „Alle beide, Herr Baron! Aber ich witterte die Gefahr und habe sie gebeten, im Wagen zu bleiben, bis ich mich orientiert hätte -" „Freese, Sie sind ein Prachtmensch. Nun gehen Sie zum Wagen zurück und sagen Sie den Mädels, wir hätten hier Unterschlupf gesucht und kämen gleich und —" Aber das Wort erstarb ihm im Munde. Die Tür öffnete sich, und Benedikte und Nelly sprangen mit gehobenen Röckchen, tau send Wassersprüherchen um sich werfend, lachend in das Zimmer. „Allerseits gesegneten Regen!" rief Benedikte und knickste. „Guten Tag, gnädige Frau — guten —" Dann verstummte auch sie. Es war ganz still im Gemach. Mit großen Augen starrte Benedikte Elise an, die nur einen Moment mit der sie überwältigenden Verlegenheit kämpfte und dann die Arme ausbreitete. „Fräulein Elise!" schrie Benedikte auf und flog ihr entgegen. „Mein liebes Kind — meine liebe, kleine Benedikte!" Elise zog sie an sich und küßte sie. Und es stieg dabei heiß in ihren Augen auf. Max raste von neuem im Zimmer auf und nieder. „Nun haben wir den Salat!" schimpfte er- „Wieder zwei Mitwisser mehr! Haarhaus, es hilft nichts! Nimm dir Bene dikte vor und weihe sie ein! Freese, Sie ebenfalls die Miß Nelly! Lassen Sie sie beide schwören, den Mund zu halten!" „Aber Max —" wollte Benedikte beginnen; doch Haarhaus ! zog ihren Arm unter den seinen, deutete auf die halboffene Tür zum Nebenzimmer und marschierte mit ihr ab. Dann schloß er die Tür sorgfältig und bat die gänzlich außer Fassung ge brachte Benedikte, Platz zu nehmen. „So," sagte er. „Das ist mir sehr lieb, gnädiges Fräulein, daß ich Sie einmal allein vor mir habe. Ich habe mir den gan zen Taa eine Aussprache mit Ihnen gewünscht." Benedikte hätte am liebsten die Augen geschlossen. Sie wagte es nicht, Haarhaus anzusehen. Ihr Herz hämmerte unter Bluse und Cape. Nun kam das Erwartete — nein, Gefürchtete: nun kam die Erklärung. Haarhaus hatte sich mit dem Rücken gegen den Schreibtisch gelehnt. Auch er kämpfte sichtlich mit einer Verlegenheits wallung. „Gnädiges Fräulein — lassen Sie mich kurz sein — ich habe Ihnen ein Geständnis zu machen." Bei dem Worte „Geständ nis" zuckte Benedikte zusammen, wurde blaß und senkte den Kopf. „Sie sehen einen reuigen Sünder vor sich." Benedikte hob den Kopf wieder ein wenig. „Ich war gestern abend so außer Fassung, wie es mir sonst nicht zu passieren pflegt — ich glaube — ich — Halle etwas zu schnell — getrunken." Nun warf Benedikte den Kopf ruckartig in den Nacken. Ein Helles Rot lief über ihre Wangen und verstärkte sich rasch. Was hörte sie da? Was sagte Doktor Haarhaus? Er hätte zu schnell — getrunken? Wahrhaftig — er wiederholte dies sogar noch ein mal — und dann beugte er sich zu ihr hinab, faltete die Hände und fuhr fort: „Liebes, gnädiges Fräulein, ich kann nichts weiter tun, als Sie um Verzeihung bitten — von ganzem Her zen und ganzem Gemüt. — Sagen Sie mir, daß Sie mir nicht mehr böse sind! Ich war ungezogen — stech — unverschämt — aber ich bereue. Ich habe die halbe Nacht nicht schlafen können. Ich hatte einen bösen moralischen Kater. Seien Sie milde und gütig. Ja? wollen Sie mir vergeben?" Benedikte erhob sich rasch. Sie war nicht mehr das Kind von vorgestern. Sie war plötzlich klug geworden. Die Eva in ihr brach sich Bahn. Sie zwang sich zu einem Lächeln, und es glückte auch ganz gut. „Aber, verehrter Herr Doktor," entgegnete sie leichthin, „wenn ich nur wüßte, was ich Ihnen vergeben soll? Wollen Sie mich nicht aufklären?" Haarhaus stutzte. „Gnädiges Fräulein, wollen Sie mir nicht das Bekenntnis meiner Unart ersparen?" „Will ich auch tun, meinetwegen. Aber ich wiederhole Ihnen: ich weiß wirklich nicht, warum Sie mich um Verzeihung bitten." „Fräulein Benedikte — Sie spotten über mich! Das ist nicht hübsch von Ihnen." „Herr Doktor, wir werden uns nie verständigen, wenn Sie mir hartnäckig verschweigen wollen, was Sie eigentlich ver brochen haben." Haarhaus schaute Benedikte prüfend in das harmlos freund liche Gesicht. Was sollte das alles bedeuten? Verstellte sie sich? — Trieb sie ibren Scherz mit ihm? — „Gnädiges Fräulein," Hub er von neuem mit etwas unsicherer Stimme an, „Sie werden sich doch entsinnen, daß ich mir abend — auf der Insel — in einem schwachen Augenblick er laubte, Ihnen — nun also, es muß heraus — Ihnen einen Kuß zu rauben?" Benedikte warf wieder den Kopf zurück und schaute Haarhaus hochmütig an. Dann lachte sie hell und lustig auf. „Sie mir — einen — Kuß? Lieber Herr Doktor, Sie müssen geträumt haben oder Sie hatten in der Tat etwas — zu schnell getrunken! Beruhigen Sie sich, eine so bodenlose Unverschämt heit haben Sie sich nicht zu Schulden kommen lassen! Meine Vergebung brauchen Sie also wohl nicht mehr?" Sie schritt nach der Tür. Aber Haarhaus hielt sie zurück, lieber seine Wangen huschte ein blasser Schimmer; seine Augen blitzten. „Fräulein Benedikte," sagte er hastig, „ich lasse mich nicht höhnen rind spotten. Ich bin es nicht gewöhnt, so — minder, wertig behandelt zu werden. Ich habe Sie um Entschuldigung gebeten — mehr kann ich nicht tun. Wollen Sie mir trotzdem zürnen, so muß ich mich fügen. Nur — auslachen lasse ich mich nicht!" Benedikte zuckte mit den Schultern. „Herr Doktor Haarhaus," entgegnete sie ruhig und mit einem gewissen würdigen Ernst, „ich bitte Sie, lassen wir die Sache auf sich beruhen. Ich habe Ihnen nichts zu vergeben als höchstens eine Eedankensünde. Denn allerdings: schon der Gedanke, daß Sie mich haben küssen wollen, ist — beleidigend für mich!" Und sie Kat in das Nebenzimmer zurück. Haarhaus war wie angewurzelt stehen geblieben. Das Blut schoß ihm in die Stirn. Das war eine Abfertigung, wie sie ihm bislang noch nicht zu teil geworden war. Der große Afrikaner, der Herrenmensch, war von einem Backsischchen gemaßregelt worden. Haarhaus wußte nicht recht: sollte er wütend werden oder lachen? Und da er klug war, so lachte er — lachte, schnippst« mit den Fingern und sagte: „Eine Krabbe! Eine niedliche — ganz gerissene — achtenswerte kleine Krabbe." Freese hatte Miß Nelly auf das Ersuchen Maxens in die Küche gefiihrt, um sie ebenda „einzuweihen". Ein anderer Ein weihungsraum war zur Zeit nicht, vorhanden, da Max, Elise und Frau von Seesen das große Wohnzimmer, Haarhaus und Benedikte das kleine Kabinett und die Spreewälderin mit Eber hard die Kinderstube besetzt hielten. Aber auch in der Küche war es ganz gemütlich. Bei der Regenflut draußen konnte man sogar das Herdfeuer gebrauchen. Es knisterte behaglich, und auf der weiß getünchten Wand zuckte der Wiederschein des Feuers hin und her. Freese nahm den dicken Kohlkopf, der auf einem Schemel lag, herab, stellte ihn vorsichtig auf den Tisch, wo er ein Stilleber aus Mohrrüben und Petersilie vervollständigen half, und bat dann Miß Nelly, sich niederzulassen. (Fortsetzung folgt.)