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Wilsdruffer Tageblatt : 12.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192306121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230612
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230612
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-12
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 12.06.1923
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en be- I angel oluni Mngs» and so (Sozi lüein.' eriks kreiscn' n be- assung l^etzeS s frei- abme«! DeM< ! das -r stohl nzu- ameri' Wert! tttend' n den« rings« dgern ne zu« seldp inner» > Ven wyorl Di« nttäg« nerika man neuen nmen mgen llcpa- talten >oli- icmne hälft. i 13" estern Alle rndet. stierte nach bahn- r den eunde n sich tretel nt im r ver- ' und ; den nnew litil sicher,! reiner , eine sielew jetzt vor- n es m'lie >esen, hadet i." ver- jatte. schie- ver- Zrada oer» Seite '.MN ^as aus kom- habe wie mir d ich ußte, gotte ze ab vor- inem sehr üter: igen, iches piere mir aend, Was Ohr uder, mlich ir er rude cnen assen sagt. lS ist den, lat.» Aus Stadl und Land. MUtkUlm,« fik dt«s« IdlSrtk »ehm«« wk i»«« da»»b«, es»««,«». Wilsdruff, am 11. Juni 1923. — Die Jahresfeier des Meitzner Kreisverbandes der evang.» lnth. Iungmännervereine in unserer Stadt ist recht harmonisch und eindrucksvoll unter zahlreicher Anteilnahme der Einwohner schaft verlaufen. In den Nachmiltagsstunden des Sonnabend kamen die Teilnehmer mit schmucken Wimpeln teils per Bahn und teils zu Fuß hier an vom hiesigen Iungmännerverein herzlich begrübt und schließlich in die freundlichst gewährten Quartiere geführt. Abends '/s8 Uhr sammelte die jugendfrohe Schar an der Kirche und marschierte nach dem unteren Parke, wo die Posaunenchöre verschiedene Musikvorträge boten und Herr Pfarrer Luthardt-Niederau, als Vorsitzender des Kreisver bandes den zahlreich Versammelten und der gastfreien Stadt Wilsdruff seinen Gruß entbot. Im Namen der Stadt Wilsdruff hieß Herr Bürgermeister Dr. Kronfeld die Gäste mit herzlichen Worten willkommen, der Tagung reichsten Erfolg wünschend. Daran schlossen sich Ansprachen der Führer der einzelnen Ver eine und des Bundeswatts, die samt und sonders Grüße tausch ten und die Ziele der evang.-luth. Iungmännerbewegung in überzeugender Weise darlegien: Sie wollen das Gute, Wahre, Edle und Reine von ganzem Herzen suchen, wollen nichts zu schaffen haben mit dem Gemeinen, mit Laster und Leidenschaften, mit einer Scheinmännlichkeit, die sich in Roheit und Zügellosig keit gefällt. Sie möchten Männer sein die das göttliche Siegel echter Mannheit, das Siegel der Selbstzucht, der äußeren und inneren Kraft, der Gottesfurcht und Bruderliebe an sich tragen. Sie wandern, turnen, treiben Sport, fingen, spielen, blasen die Posaunen, hören Vorträge und halten belehrende Kurse ab. Gottes Wort ist der Leitstern, auf dem ihr Leben und ihre Vereinsarbeit ruht. — Beim Scheine von Fackeln zog man nach dem Markte, wo der Posaunenchor noch einen Choral blies. — Choralmusik auf dem Ehrenfriedhofe leitete am Sonntag die Veranstaltungen ein. Ihren Höhepunkt fanden sie in einem Festgottesdienst in der vollbesetzten Kirche, bei dem die Bläser mitwirkten und der Kirchenchor sang. Die eindrucksvolle Fest predigt hielt der bekannte Führer der evang.-luth. Iungmänner vereine Sachsens, Herr Pfarrer Vollrath Müller-Dresden. Nachmittags 2 Uhr sand eine die Tagung abschließende Feier im oberen Parke statt, zu der sich wieder eine stattliche Anzahl Wilsdruffer Einwohner eingefunden hatten. Auch eine Gruppe der kommunistischen Arbeiterjugend aus dem Plauenschen Grunde war mit roten Wimpeln und dem Sowjetstern zur Demonstration erschienen. Die Feier nahm denselben schönen Verlauf wie am Abend vorher. Musik, Vorträge wechselten mit Ansprachen. U. a. sprach Herr Pfarrer Luthardt-Grumbach den hiesigen Einwohnern den Dank der jungen Leute und des Kreisverbandes für die bewiesene Gastfreundschaft aus mit der Bitte, auch weiterhin für die evang.-luth. Vereinsarbeit offenes Herz und offene Hand zu haben. Mit einem frohen „Auf Wiedersehen" trennten sich dann die einzelnen Gruppen, um ihrer Heimat zuzumarschieren. — Amtlicher Bericht. In der gemeinschaftlichen Sitzung des Rates und Stadtverordneten am 6. Juni stand die Wieder wahl des Bürgermeisters Dr. Kronfeld zur Verhandlung. Auf Antrag wurde die Oeffentlichkeit der Sitzung hergestellt, ein Antrag auf Vertagung jedoch abgelehnt. Nach Eintritt in die Besprechung der Wahl erklärte Herr Stadtverordneter Schu mann, daß die sozialdemokratische Fraktion zu einer Wahl grundsätzlich nicht geneigt sei und ihr Verbleiben bei weiteren Verhandlung keinen Zweck habe und sie darum die Sitzung ver lasse. Hierauf verließen die Herren den Sitzungssaal. Diesem Vorgehen schloß sich Herr Stadtverordneter Loßner an und erreichte damit, die Versammlung beschlußunfähig zu machen. (Die finanziellen Nachteile, welche für die Stadt aus der Ablehnung entstehen können, scheinen die Herren grundsätzlich nickt zu beachten, nur haben die Einwohner leider dann den Schaden zu tragen.) — Von der Schule. Nun sind auch die Blumenkasten vor den Fenstern des Dachgeschosses ihrem ursprünglichen Zwecke wieder zurückgegeben. Herr Gärtnereibesitzer Felix Zimmer- Wenn edle Herzen bluten.. 14 Roman von Fr. Lehne. Aus dem Hause durfte sie nicht, um ihre Familie von ihrem Anblick zu befreien und sich gleichzeitig in einem anderen Wirkungskreise durch Arbeit Linde rung für ihren Schmerz zu suchen. Das schicke sich nicht für eine Tochter des Kommerzienrats Markhoff. Das hätte sie nicht nötig! Den einzigen Trost in ihrem freudenlosen Leben bildeten die Briefe des Geliebten. Das treue Stubenmädchen besorgte sie ihr. Wenige Male hatte sie auch Fritz Nagler, Brunos Freund, getroffen, der ihr von ihm erzählte. Nach ungefähr einem Jahre blieb der erwartete Brief zum ersten Male auS. Sie wurde unruhig. Doch Lina tröstete sie. Die gute Seele ertrug alle Launen ihrer Herrschaft, ließ sich ruhig ausschelten we gen Pflichtversäumnis, wenn sie heimlich in aller Eile nach der Post gelaufen war, das tat ihr alles nichts — — nur das liebe Fräulein sollte wieder lachen lernen. Aber das wurde nichts — die Aufregungen und heimlichen Sorgen macksten Sophia krank; dazu kam eine böse Influenza, die sie wochenlang ans Bett fesselte und — noch immer keine Nachricht von ihm! Mühsam kritzelten ihre kraftlosen Hände mit Bleifeder einen Gruß für den Geliebten auf ein Kärt chen — wochenlang wartete sie mit Zittern und Zagen — nichts, keine Antwort kam darauf! Es war die letzte Nachricht, die sie von ihrem Krankenlager senden konnte — denn die Mutter hatte Lina, das treue Stubenmädchen, plötzlich entlassen. Was sie litt, war unbeschreiblich — immer war sie nun mit ihrem Gram und Schmerz allein! Sie mochte die Mutter und Schwester nicht mehr um sich haben, eine Krankenpflegerin war ständig bei ihr; aber sie konnte nicht gesunden. Endlich, nach Monaten, siegte schließlich doch ihre Jugend über ihre Krankheit. Aber es war, als sei Sophia eine andere gewor den; still und ernst ging sie im Hause umher; die Mutter fürchtete sich fast vor ihr. Jetzt mußte sie wohl endlich die Hoffnung aus- geben, daß Bruno Schulz noch an sie dachte. Vielleicht hatte er im Laufe der Zeit gefunden and es sich überlegt, daß es unmöglich für ihn war, die Tochter einer Frau LU heiraten, die ibn und seine Der Dollar 9. Juni: 83790,00—84210,00 M. „ „ 11. Juni: 80852,00 Mk. mann hak sie schenkungsweste mit Bethunien bepflanzt, und wenn die Sonne uns diesen Sommer gnädig ist, so dürfen wir einen schönen Blumenflor erwarten. Es ist uns angenehme Pflicht, Herrn Zimmermann für diese Gabe den herzlichsten Dank aus zusprechen. — Eine gemeine Tat wurde in der Nacht zum Sonnabend aus der Viehweide des Rittergutes Klipphausen hinter der Ziegelei begangen. Daselbst wurde eine wertvolle Kalbe, ca. 20- Jahr alt und 7 Zentner schwer, von unbekannten Tätern mit einem abgeschliffenen Fleischermesser wähl- und zahllos in den Hals gestochen, bis sie niedergebrochen und verendet ist. Dann haben sie einfach das Fell zerschnitten und das Hinterteil im Gewicht von ca. 3 Zentnern mitgenommen. Die Spur von drei Personen führt erst nach dem Klipphausener Busche und dann nach der Straße, von wo das Fleisch anscheinend mit einem Wagen fortgeschafst wurde. Am Tatorte wurde das Fleischer- messer gefunden. Es zeigt am Heft eine Krone; die beiden messingnen Nietenköpfe sind mit einer Figur verziert. Etwaige Wahrnehmungen bittet man der Gendarmerie sofort mitzuteilen. — „Gibt es eine Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben?" Leber dieses Thema hält auf vielseitiges Verlangen Herr Oberpostschaffner Runar am Donnerstag den 14. dss., abends 8 Uhr im „Löwen" einen öffentlichen Vortrag, auf den auch an dieser Stelle hingewiesen sei. (Vgl. Ins.) — Ruhrkampf und Ruhrhilfe. Weiter geht der Kampf um Ruhr und Rhein. In der klaren Erkenntnis ihrer Existenzfragen, die in erster Linie ein Versteifen der Abwehrfront in vorderster Linie fordert, sammelt die deutsche Landwirtschaft für die Ruhr- und Rheinhilfe. Nur wenn Front und Etappe weiter ihre Pflicht erfüllen, schaffen sie die Grundlage auf der Deutsch lands Zukunft sich neu zu gründen vermag. Vorbildlich kämpfen im besetzten Gebiet vereint die Arbeitgeber und -nehmer und bringen wahrhafte Opfer an Gut und Blut, an Leib und Leben. Ihrer würdig zu sein, ist die Aufgabe des übrigen Vaterlandes. Vieles ist geschehen, viel bleibt noch zu tun. Die Ruhrspende ist bis auf wenige Ortsgruppen und Mitglieder reichlich und rest los eingegangen. Wer noch im Verzüge wäre, dem bitten wir, seine Spende baldigst unter „Ruhrhilfe" abzuführen. Mit dem Angebot von 500000 Rhein- und Ruhrkindern bei unseren Mitgliedern übernahm unsre Spitzenorganisation eine verant wortungsreiche, aber moralisch höchst wertvolle Ausgabe. Die schwerbedrängten Eltern an der Kampffront sollten der Sorge enthoben sein, indem man sie Pslegeeltern in nicht besetzten Gebiet zuwies. Viele Kindertransporte sind trotz aller Fran- zosenschikanen abgegangen. Liebevolle Aufnahme erheischend und erreichend. In Sachsen haben bisher nur Borna, Bautzen, Lausick und Leipzig ihre Kinder empfangen können. Musik und Blumen begrüßten die Ankommenden, in schöner Einmütigkeit halfen Stadt und Land zum Empfang, damit dem die Unter bringung und Verteilung leitenden Landbund seine Arbeit sehr erleichternd. Sollte solches nicht im Meißner Bezirk auch mög lich sein? Alle Vorbereitungen sind seitens des Landbundes ge troffen, Unterbringung und Verpflegung der Kinder vorgesehen, aber zur Ergänzung aller im einfachen Rahmen geplanten Lei stungen bleibt noch viel Raum. Man denke nur, was es heißt, ca. 1500 Kinder vorübergehend unterzubringen, zu speisen, wo möglich ärztlich zu beraten, evtl, zu wiegen und sie weiterzuleiten, bis sie unversehrt in den Händen ihrer Pflegeltern angelangt sind. Da will und muß viel sein. Der landwirtschaftliche Haus frauenverein hat seine Kräfte in den Dienst dieser schönen Aus gabe gestellt. Er will die Kinder betreuen Helsen und die Trans porte weiterleiten nach Nossen, Lommatzsch und Wilsdruff, wo sie endgültig zu treuen Händen der Pflegeeltern aufgelöst wer den. Die Mitglieder haben reichliche Spenden gebracht, aber nach Bvrnaer, Bautzner und Leipziger Muster konnte noch mehr geschehen. Den jene Transporte während der Fahrt begleitende Pflegerinnen, die aufreibende schwere Verantwortung hatten, soll Ruhe und Erholung geboten werden. Hier fehlt es noch an Unterkünften. Dankbar wäre es noch zu begrüßen, solche Ouar- Familie tödlich beleidigt hatte. Mit schmerzhafter Deutlichkeit brannten die bösen, harten Worte in ihr, init denen die Mutter ihn gekränkt. Ein Jahr war so hingegangen in Kummer und Schmerzen und Sehnsucht — und dann noch eins und noch eins — drei Jahre war Bruno Schulz nun schon fort. Aber sie hatte ihn nicht vergessen können! Ihren Gram verschloß sie in tiefster Seele; nie kam ein Wort über das Vergangene von ihren Lippen. Das Verhältnis mit den Familienangehörigen war tm Laufe der Zeit wieder erträglich geworden. Sie kümmerte sich jetzt um den Haushalt; die Mutter war älter und bequemer geworden, und So phia mußte etwas haben, womit sie sich beschäftigte. Da kam eines Tages Annemarie nach Hause, die ein hübsches, elegantes, etwas rundliches Mädchen ge worden war. „Mama, Sophia, eine große Neuigkeit Habs ich erfahren; — denke nur, Mr. Bruno Schulz, der Sohn von dem Heringsbändiger Schulz" — das sagte sie mit einem schrägen Seitenblick nach Sophia, die aber von dem gewöhnlichen Ausfall keine Notiz nahm — „also der Air. Schulz wird der Schwiegersohn eines Dollar königs, bei dem er Privatsekretär war. Er hat die Dollarprinzessin Miß Ethel, die beim Segeln in Le bensgefahr gekommen war, vor dem Ertrinken geret tet, und aus Dank dafür, hat sie ihn mit ihrer Hand be glückt. Der alte Schulz hat es gestern selbst im Cufä Rath erzählt, und von Liesel Obermeyer habe ich es soeben brühwarm erfahren. Die ganze Stadt ist voll von dem Glück, das der bildhübsche Bruno hat.' Sie beobachtete dabei die Schwester, deren stolzes, schönes Gesicht noch bleicher geworden war, deren Lip pen sich fester aufeinander legten — sonst verriet nichts an ihr, welche Empfindungen diese Nachricht in ihr erweckt hatten. Sophia hatte gelernt, sich zu beherr schen! — Als aber die Kormnerzienrätin dann anfing, sich des langen und breiten darüber auszulassen und Be trachtungen über die Wankelmütigkeit der Männer an stellte und daß sie „das vorher gewußt habe, daß an dem Schulz nichts sei", stand Sophia kurz auf und verließ das Zimmer. Die breite, salbadernde Stimme der Mutter war ihr unerträglich. Sophia empfand kaum noch Schmerz über diese Nachricht, nur ein dumpfes Gefühl der Verwunderung. Längst hatte sie ja gelernt zu verzichten, zu ent behren. tiere bereitzustellen. Verpflegungszuschüsse und Geschenke, wie Kuchen, Spieljachen, Bücher ujw., für die von weiter Reise und unter dem Eindruck des Trennungsschmerzes angegriffenen Kin der, werden dankbar angenommen. Meißen will und wird nicht zurückstehen wollen beim Empsang seiner Kinder, die, aus dem Solinger Landkreis kommend, nunmehr nach Ueberwindung so mancher bürokratischer Hemmungen, bald zu erwarten sind. Fragen und Auskünfte erteilen: Der landwirtschaftliche Haus frauenverein in seiner Geschäftsstelle, Meißen, Theaterplatz, so wie Fernruf 123 und der Landbund Meißen, Markt 3, Fernruf 1050. Ouartieranmeldungen für Helferinnen nehmen entgegen: Frl. Weßling, Meißen, Dresdner Str. 25, Fr. Major Werner, Hinterbergslr. 9, Frl. Petzold, Meißen, Poststr. Dort werden auch Liebesgaben angenommen. Die Ankunft der Kinder wird durch die Zeitung bekanntgegeben. — Spende für die Erwerbslosen. Der mit der Verteilung der Spende für die Erwerbslosen beauftragte Ausschuß konnte zunächst nur in feiner ersten Sitzung am 8. ds. über die Spende der Landwirtschaft in Höhe von 7,8 Millionen Beschluß jassen, da die anderen Spenven von Industrie und Banken erst in nächster Zeit erwartet werden. Es wurde beschlossen, daß bei der Verteilung die sozialen Gesichtspunkte obwalten sollten und zwar indem für jeden Vvllunterftützungsempjänger ein bestimmter Betrag festgelegt wurde, dem für jeden Zuschlagsempfänger ein Sonderbettag beigesügt wird. Um schnelle Hilse zu bringen, jvll jede Person, die nicht zuschlagsempsangsberechtigt ist, vorläufig 4500 -E, jede mit Zuschlagsberechtigung 6000 -6k empfangen. Der Ausgleich nach der Kopfzahl der Empfangsberechtigten bleibt dem nächsten Sitzungsentscheid Vorbehalten. Als Stichtag gilt der 8. Juni. Der Ausschuß hat bisher folgenden Gemeinden ein Berechnungsgeld überwiefen, was voraussichtlich nächsten Montag ausgezahlt werden kann: Meißen (Stadt), Weinböhla, Lercha, Meisatal, Coswig, Gauernitz, Kötitz, Nossen, Wils druff, Lommatzsch, Scharfenberg, Wildberg, Weis tr o p p. Von der Spende der Landwirtschaft ist ein Ausgleichs stock von 720 000 -F abgezweigt worden zur Behebung beson derer sozialer Hätten. Wir ersuchen alle Gemeinden, ein ihr baldigst zugehendes Abrechnungssormular schnellstens ausgefüllt zurückzusenden an den Landwirtschaftlichen Bezirksverband Meißen, Markt 3. Die nächste Verteilung findet statt, sobald Industrie und Banken ihre Spenden überwiesen haben. — Die neuen Höchstsätze in der Erwerbslosensürsorge. Die Höchstsätze der Erwerbslosenfürsorge betragen vom 4. Juni 1923 an in den Orten: 1. für männliche Personen a) über 21 Jahre, sofern sie nicht im Haushalt eines anderen leben: 5000 (Otts klasse A), 4650 (B), 4300 (C), 3950 (D und E); b) über 21 Jahre, sofern sie im Haushalt eines andern leben 4400 (Orts klasse A), 4100 (B), 3800 (C), 3500 (D und E); c) unter 21 Jahren 3000 (Ortsklasse A), 2850 B), 2650 (C), 2450 (D und E); 2. für weibliche Personen a) über 21 Jahre, sofern sie nicht im Haushalt eines andern leben 4400 (Ortsklasse A), 4100 (B), 3800 (C) 3500 (D und E); b) über 21 Jahre, sofern sie im Haushalt eines andern leben 3850 (Ortsklasse A), 3400 (B), 3150 (L), 2900 (D und E; c) unter 21 Jahren 2750 (Ortsklasse A), 2550 (B), 2350 (C), 2150 (D und E); 3. als Familienzuschläge für a) den Ehegatten 1850 (Ortsklasse A), 1750 (B), 1650 (C), 1550 (D und E); b) die Kinder und sonstige unterstützungsberechtigte Angehörige 1450 (Ortsklasse A), 1350 (B), 1250 (C), 1150 (D und E). Die Familien zuschläge, die ein Erwerbsloser erhält, dürfen insgesamt das zwei fache der ihm gewährten Unterstützung nicht übersteigen. Mit dem Beginn der vorstehenden Höchstsätze tritt die Verordnung über Höchstsätze in der Erwerbslosenfürsorge vom 19. Mai 1923 außer Kraft. — Elektrisierung der Bahnstrecke Dresden—Görlitz—Bres lau? Zurzeit schweben Verhandlungen wischen dem Reichsver kehrsministerium und der sächsischen Regierung wegen einer Elektrisierung der Bahnstrecke Dresden—Görlitz—Breslau. Bei dieser bedeutsamen Umwandlung einer deutschen Haupteisenbahn linie soll vor allem das staatliche Kraftwerk Hirschfelde durch Lieferung von Elektrizität mit in Anspruch genommen werden. Die Verhandlungen befinden sich allerdings noch im Ansangs stadium. wenige Monate darauf verlobte sich Annemarie mit dem besten Freunde von Felix, dem Leutnant Arno von Salten. Das gab eine Umwälzung des ganzen Haushaltes! Alles mußte neu vorgerichtet werden, die Zimmer muß ten eine moderne Ausstattung bekommen; die Toiletten für die Damen konnten nicht teuer genug sein. Eine Festlichkeit folgte der anderen. Annemaries elegante Aussteuer an Wäsche, Kleidern, Möbeln verschlang Un summen. Die Schulden, die man für den adligen Schwie gersohn zu bezahlen hatte, betrugen ein kleines Ver mögen. Annemaries Hochzeitsfeier bildete ein Stadtge spräch für die ganze Woche. Und an diesenr Fest Verlobte sich Sophia mit Eberhard von Petersdorfs, einem Kameraden des Bru ders und des Schwagers. Immer hatte man ihr schon zugeredet, ihr die Vorteile dieser vornehmen Verbindung zugestellt — schließlich hatte sie nachgegeben, schon aus dem Gefühl, du kommst aus dem Hause, wirst ein Heim für dich haben. Außerdem war ihr die Aussicht nicht verlok- kend, als unverheiratete Tochter bei den Eltern blei ben zu müssen, dis ihr das Leben zerstört hatten. So hatte sie denn eingewilligt, da ihr der junge Offizier durch sein liebenswürdiges, bescheidenes Wesen sehr sympathisch war. Bei ihrer Verlobung m?t Eberhard sah sie zum ersten Male die Sorgenfalten auf des Bruders Ge sicht. „Noch ein Leutnant in der Familie!" seufzte er. „Das ist nun zu viel — Petersdorfs hat ebenfalls we niger als nichts." Die Aeußerung erschreckte Sophia und gab ihr zu denken. Sie hatte ja längst bemerkt, welche Summen verbraucht wurden — nicht am wenigsten durch teure Reisen; sie hatte auch Klagen über schlechten Geschäfts gang, ungenügende Beschäftigung, scharfe Konkurrenz usw. gehört. Sophia war tief erschrocken über das Gehörte. Eine solche Entnahme konnte ja auch ein noch besser gestell tes Geschäft bei den ungünstigen Zeiten nicht vertragen. Man bezahlte schon lange mit Wechseln, anstatt wie frü her per Kasse. Es war alles so ganz anders geworden! Die Arbeiter waren unzufrieden, der Vater traf kost spielige und doch unpraktische Neuerungen; dann blieb er wieder wochenlang dem Gesch^'t fern; der ganze Betrieb litt unter seinem fahrigen, nervösen Wesen — kurz, Robert hatte die schwersten Sorgen. Und nie mand war da, der mit ihm trug.
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