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Wilsdruffer Tageblatt : 12.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192306121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230612
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230612
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-12
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 12.06.1923
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erftärte er u. a.: „Es ist ein italienisches Interesse ersten Ranges, die friedliche Lösung der europäischen Krise zu beschleunigen. Diese Krise wird seit dem Versailler Vertrag von der Reparationsfrage beherrscht. Gegenüber dieser Frage ist die Stellung Italiens in ihren Grund- zügen die folgende: 1. Deutschland kann und muß den Betrag bezahlen, der bereits jetzt im allgemeinen ausgestellt zu sein scheint und der von den mehreren hundert Milliarden, von denen nach Abschluß des Waffenstillstandes die Rede war, weit entfernt ist. 3. Italien kann keine Abänderungen oder Um wälzungen territorialer Art dulden, die eine Vorherrschaft politischer, wirtschaftlicher oder militärischer Art herbei führen könnten. 3. Italien will seinen Anteil am Opfer tragen, falls das für den Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft notwendig sein sollte. 4. Die italienische Regierung beharrt heute mehr als jemals auf ihren Standpunkt, daß die Reparationssrage und die Frage der europäischen interalliierten Schulden voneinander abhängig sind. Es besteht kein Zweifel dar über, daß die Besetzung des Ruhrgebiets die Reparationskrise außerordentlich verschärft hat. Im einzelnen wollte Mussolini noch nicht auf die deutsche Note eingehen, jedoch kann man annehmen, daß der Punkt 2 seiner obigen Äußerungen in Paris wohl richtig verstanden werden wird. politische Rundschau. Deutsches Reick. Wieder feindliche MUitärlontrolle. In Berlin ist eine Note der Botschafterkonferenz eilige? troffen, in welcher diese mitteilt, daß die interalliierte Miltärkontrolle in Deutschland wieder ausgenommen werden müsse. Sie werde Deutschland auffordern, alle Maßnahmen zu treffen, um diese Tätigkeit zu erleichtern, und zu verhin? dern, daß es durch das Verhalten der deutschen Beamten wie der deutschen Bevölkerung zu Zwischenfällen komme. Erweiterung des „Deutschen Volksopfers". Mit dem 1. Juni ist eine Vereinheitlichung des Sammelwerkes zur Unterstützung der im alt- und new besetzten Gebiet notleidenden Volksgenossen eingetreten. Die „Ruhrhilfe", die das Hilfswerk der gesamten Wirtschaft, der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer, dar stellte, ist mit dem 1. Juni in das „Deutsche Volks opfer" (Ruhr und Rhein) übergegangen. Dadurch ist sowohl die Einheitlichkeit des Sammelwerkes selbst wie auch der so dringend notwendigen Unlerstützungsaktion erreicht. Alle Spenden werden künftig dem „Deutschen Volksopfer" zufließen. Es wird erwartet, daß alle zur Hilfe für das besetzte Gebiet bestimmten Sammlungen nun mehr schnellstens dem „Deutschen Volksopfer" zugeführt werden. Zur Einzahlung der Spenden können sowohl die Konten der „Ruhrhilfe" wie des „Deutschen Volks opfers" benutzt werden. Die Vervielfachung der Zwangsanleihe. Im Volkswirtschaftsausschuß des Reichstages erklärt« Finanzminister Dr. Hermes zu der Frage, das Wieviel- kache der Zwangsanleihe für die Verbilligung des Brotes im neuen Erntejahr gebraucht werde, daß ein Bedarf von 1,5 bis 1,6 Billionen Mark entstehe, und daß man den Betrag der Zwangsanleihe noch sechs- bis siebenmal erheben müsse, um die Anforderungen des Ernährungsministers zu decken. Die Sozialdemokraten hielten die zehnfache Erhebung der Zwangsanleihe für nötig, während die Deutsche Voftspartei und die Deutsch nationalen glaubten, daß durch eine Vervierfachung der Zwangsanleibe genügend Mittel geschaffen würdem Oer Reichskanzler in Münster. Besuch beider deutschen Presse. x. Münster, 9. Juni. Reichskanzler Dr. Cuno traf heute früh in Münster ein, um auf der Tagung des Reichsverbandes der deutschen Presse eine bedeutsame politische Rede zu halten. Er wurde von den Behörden und der Bevölke rung herzlich begrüßt. Auf eine Ansprache erwiderte er u. a.: „Seien Sie überzeugt, daß von der Liebe zum Naterlande und zum deutschen Volke jeder Schritt der Regierung geleitet wird. Wenn Sie an der Stelle säßen und wenn Sie die V erantwo rinng für das große Ganze so stündlich und täglich zu tragen hatten darin würden Sie auch keine anderen Schritte unternehmen können, als sie Lie Re gierung unternommen hat und unternehmen mußte. Sie führt eine Politik der Treue und Redlichkeit." Im Laufe des Tages führte der Kanzler eingehende Besprechungen mit Vertretern der Provinz- und Kommunalbehörden sowie mit Vertretern der Groß industrie, der Kaufmannschaft usw. aus dem besetzten und unbesetzten Gebiet. Der Reichspräsident an die deutsche Presse. Der Reichspräsident hat an den Reichsverband der Deutschen Presse ein Begrüßungstelegramm gerichtet, in welchem er sagt: „In den heutigen politischen Verhältnissen ist die Tätigkeit einer verantwortungsbe wußten Presse von großer Wichtigkeit; von ganz be sonderer Bedeutung ist sie für den uns aufgedrungcnen Ab- wehrlampf im Westen, m dessen Nähe Sie Ihre diesjährige Hauptversammlung abhalten. Möge Ihre Arbeit den Geist der Einigkeit, Vaterlandsliebe und Pflichttreue stärken und verbreiten, der dort an Rhein und Ruhr herrscht." Deutscher Reichstag. (361. Sitzung.) 08. Berltn, S. Juni. In der heutigen Sitzung wurden zunächst kleinere Gegen stände erledigt. Der Entwurf einer neunten Ergänzung des Besoldungsgesetzes, die zweite Änderung des Besoldungssperr gesetzes und das Zirsatzabkommen iiber schweizerische Gold- hupotheken wurden an die Ausschüsse verwiesen. Dann kam inan zur Fortsetzung der Besprechung der Teuerungsinter- Vellation. Abg. Wulle (Deutschvölk.) machte Ler Sozialdemokratie den Vorwurf, sic sei die eigentliche Urheberin der jetzigen Not, weil sie die Trägerin des Erfüllungswahnes sei. Es sei ein Unfug, von Markstabilisierung zu sprechen, solange Ersüllungspolitit getrieben wird. Mit der Anerkennung der Rcparationspflichi in ihrem letzten Memorandum habe die Regierung den Willen bekundet, das deutsche Volk zu massakrieren und die Wirtschaft zu ruinieren. Wir stellen uns auch nicht schützend vor die Kassenschränke der Besitzenden (lebh. Rufe bei den Soz.: „Siehe München!") Was haben wir damit zu tun? (Wg. Mütter- Franken (Soz.): Sie arbeiten mit französischem Gelde!) Abg. Wulle und Abg. v. Graefe (Deutschvölk.) weisen erregt diesen Zuruf zurück. Verschiedene Sozialdemokraten wiederholen die Beschuldigung. Aus der lärmenden Auseinandersetzung hört man einzelne Ruse: Lumpen! Frechheit! Französische Söld linge! Nachdem sich der Lärm gelegt hat, weist Abg. Wulle (Deutschvölk.) jede Gemeinschaft mit der in München kompro mittierten Richtung zurück. Er verlangt Grenzsperre gegen die Ostjuden und lehnt die neuen Steuervorschläge des Ministers Hermes ab. Abg. Ledebonr (Uuadh. Soz.) erklärte, die jetzige Re gierung, die sich als Sachwalterin des Kapitalismus fühlt, wird das deutsche Volk nie aus dem Elend hercrusbringen können. Der Redner richtete die Aufforderung an die Sozial demokraten, sich mit den kommunistischen und den übrigen sozialistischen Richtungen über eine proletarische Einheitsfront zu verständigen. Damit war die Aussprache beendet, und das Schluß wort für Lie Interpellation erhielt der Wg. Robert Schmidt (Soz.). Er nannte das Ergebnis der Debatte sehr unbefriedi gend. Die Redner der bürgerlichen Parteien hätten überein stimmend erklärt, daß eine Stützung der Park unmöglich wäre, daß die Preise weiter steigen müßten, und daß eine richtige Anpassung der Löhne an die Preise sich nicht durchführen ließe. Die wahnsinnige Preissteigerung des Getreides und der anderen Levensmittel lei nicht tn den Erzeugungskosten be- arüudet, sondern hier bestünden Konjunkturpreis. Von den Kommunisten war inzwischen ein langet Antrag eingegangen, der ein Mißtrauensvotum gegen die Regierung enthielt. Als jedoch die Unterstüyungs- frage gestellt wurde, erhoben sich nur die Kommunisten und st war Lie Unterstützung nicht ausreichend. Abg. Wels (Soz.) rief den Kommmristen zu: „Wir machen unsere Politik allein.' Darauf vertagte sich LaS HauS auf Montag. Die Zreigade des Eigentums in Amerist! Antrag st ellung erforderlich! Der Bund der Ausländsdeutschen teilt mit: In Kreisen deutscher Eigentümer der in den Vereinigten Staaten be schlagnahmten Vermögen scheint vielfach -die irrige Auffassung verbreitet zu sein, auf Grund des neuen Freigabege,etzeS! würden die Vermögen bis zu 19000 Dollar ohne weiteres frei' gegeben, d. h. ohne daß die Eigentümer ihrerseits Maßnahme« zur Wiedererlangrmg der Werte zu ergreifen brauchten. DcM- gegenüber wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß dal Freigabcgesetz lediglich besagt: Dem einzelnen Eigentümer stohi das Recht zm einen Antrag auf Freigabe ein zu« bringen. Auf Grund eines solchen Anttages ist der ameri kanische Treuhänder ermächtigt, die Aushändigung der Wer« zu verfügen. Da die näheren Bestimmungen für die Geltend machuug der Forderungen bereits seit längerer Zeit von de« Treuhänder bekanntgegeben sind, besteht nicht die gelingst! Veranlassung, mit der Einreichung der Anträge noch zu zögern Es erscheint zweckmäßig, den Treuhänder zu ersuchen, eine zu lässige und sachkundige Interessenvertretung in Amerika felbß mit der Durchführung zu betrauen. Um den Eigentümer«! eine Möglichkeit hierfür zu schaffen, hat die amerikanische Ver trauensstelle des Bundes der Ausländsdeutschen in Rewyorl eine besondere Rechtsabteilung in Washington errichtet. Die Unterlagen nnd Vollmachten für die Stellung der Antrag« können beim Bund der Ausländsdeutschen Abteilung Amerika in Berlin, Burgsttatze 30, angefordert werden. Neueste Meldungen. Der neue Marksturz. Berlin, 9. Juni. An der heutigen Börse neigte mau zwar vielfach der Ansicht zu, daß es aus Grund der neuen deutschen Vorschläge zu Verhandlungen kommen könnte, doch befürchtet man, daß solche Verhandlungen die aus Deutschland schon ohnehin schwer lastenden Rcpa- rationsverpflichtungen noch drückender gestalten könnten. Außerdem aber betrachtet man die innerpoli tische Lage nicht ohne Besorgnis, da sich die Spanne zwischen Preisen und Einkommen immer mehr verschärft. Im Flugzeug nach Moskau. Berlin, 9. Juni. Das neue Verkehrsflugzeug „N 13" ist zusammen mit zwei anderen Verkehrsflugzeugen gestern vormittag von Königsberg nach Moskau geflogen. Alle drei Maschinen sind gestern nachmittag in Moskau gelandet. Schlageters Leichenzug. Frankfurt a. M., 9. Juni. Heute früh 1 Uhr passierte de- Elberfelder Eilzug, der die Leiche Schlageters nach Schönau in Baden brachte, den Frankfurter Hauptbahn hof. Entblößten Hauptes umstanden die Tausende den Leichenwagen, wo am Sarge Schlageters dessen Freunde die Totenwache hielten. Zu Ehren des Toten senkten sich die Fahnen. In kurzen Ansprachen gedachten Vertreter der verschiedenen Korporationen des Mannes, der dort iw Sarge schlummerte. Als der Zug die Bahnhofshalle ver ließ, sang die Menge „Ich hatt' einen Kameraden" und räumte dann in vollständiger Ruhe und Ordnung den Bahnhof. Baldwins aktive Politik. London, 9. Juni. „Daily Telegraph" kündigt ernem eine aktive englische R e p a r a t i o n s p o l i til an, indem er erklärt: Die britische Regierung sei jetzt sicher, daß sie bei der baldigen Preisgabe einer Politik reiner Passivität und bei ihren zukünftigen Anstrengungen, ein baldige nnd angemessene Regelung in Europa zu erzielen, eine einiae Natton hinter sich haben werde. Das Aeiraisjahs. M Mustsp-el-Stomen tn zwölf Kapiteln. ». Zobeltitz. (44. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Ich kann mir nicht helfen, Eberhard," sagte sie in der abend lichen Plouderstunde zu ihrem Gatten, „diese Nase wird mich in jedweder Andacht stören. Ich bitte dich, überlege dir reiflich, ob du den Mann behalten willst oder nicht." „Das wird von der morgigen Predigt abhängen, liebe Eleo nore," entgegnete Tübingen. „Doch kann ich dir heute schon sagen, daß Reinbold mir gut gefällt. Sein sicheres, ernstes und würdiges Auftreten steht in einem angenehmen Kontrast zu seiner Physiognomie. In meinem Herzen spricht noch etwas anderes für diesen Reinbold: das Mitleid. Ich bin überzeugt, daß er mit seiner lustigen Visage, die für ihn ja von einer ge wissen Tragik ist, bei minder vorurteilsfreien Leuten einen schweren Stand haben wird. Vielleicht muß er jahrelang suchen, ehe er m Amt und Stellung kommt; der alte Aberglaube, daß man vom Aeußeren auf den inneren Menschen schließen könne, hat zu tief Wurzeln geschlagen. Und gerade dem möchte ich trotzen." „Und seine Jugend? Macht die dich nicht besorgt?" „Aber, Eleonore, es muß doch auch junge Pastoren geben! Und je älter ich selbst werde, desto mehr liebe ich dis Jugend. Seine Jugend stört mich erst recht nicht. Uebrigens hast du ja gesehen, daß er sich einen Vollbart wachsen läßt." „Die Anfänge sind recht spärlich. Uebrigens will ich nicht länger dagegen sprechen: warten wir ab. Eine Frau wird Herr Reiichold am Ende auch bald finden, und die Ehe hält seinem jugendlichen Aussehen die Wagschale. Dabei fällt mir ein: die Verlobung Freeses kommt mir wenig zu passe. Nun können wir uns wieder nach einem neuen Hauslehrer umtun." Tübingen zog die SciMern hoch. „Dagegen ist nichts zu machen, mein Kind. Verheiratung löst )ogar einen Theaterkontrakt auf, wenn ich recht unterrichtet bin. So rasch wird das mit der Hochzeit ja auch nicht gehen." „Doch. Freese will nur sein zweites Examen machen und Nelly hat schon heimgeschrieben. Sie ist keine schlechte Partie, hat auch ihr eigenes kleines Vermögen. Na, wie gesagt, gegen die Heirat ist nichts zu machen. Was sich liebt, still sich auch kriegen. Aber —" „Halt mal, Eleonore!" und Tübingen drehte sich schmunzelnd den Schnmrbart. „Auf diese Aeußerung hin könnte ich dich sest- cakeln. Was sich liebt, soll sich auch kriegen, sagst du. Nun! denke einmal an, wenn du nach diesem Grundsatz auch damals bei Max und der Warnow vorgegangen wärst!" Die Baronin wurde plötzlich sehr ernst. „Lieber Eberhard, da sprachen uoch andere Momente mit, und sehr gewichtige dagegen Lassen wir dock) diese Ange legenheit ruhen. Ich hoffe nicht, daß sie uns noch einmal be schäftigen wird. Hoffe es nicht," wiederholte sie nochmals. „Also die beiden Verlobten. Sie benehmen sich ja würdig und anständig, küssen sich nicht und albern auch nicht miteinander — wenigstens merken wir das nicht. Aber es fragt sich dennoch, ob ihr Einfluß auf die junge Welt in unserm Hause der richtige ist." „Fürchtest du das Gegenteil?" „Ich weiß nicht so recht. Venedikte ist merkwürdig still ge worden, fast so wie der Max. Sie scheint viel nachzudenken. Das war früher nicht Ihre Stärke. Ich glaube, sie grübelt sogar zuweilen. Worüber, frage ich dich!" „Ja, das weiß ich auch nicht. Aber ich glaube nicht, daß ihr die Verlobung Nellys im Kopfe herumgeht." „Jedem jungen Mädchen gehen Verlobungen im Kopf her um, Es ist mir noch etwas ausgefallen. Neulich kam ich unver mutet in das Zimmer der Mädchen. Da saß Ditte am Tische und schrieb in einem Hefte mit blauem Deckel. Und als ich eintrat, versteckte sie das Heft in der Schublade." „Hast du sie denn nicht gefragt, was sie machte?" „Das tat ich allerdings. Und da antwortete sie mir nur: eine kleine Arbeit. Was denn für eine kleine Arbeit? fragte ich weiter. Ach, so eine Art Aussatz, sagte sie. Nun schwieg ich, aber ich dachte mir mein Teil. Eberhard, ich glaube, die Vene dikte führt ein Tagebuch." Der Baron prustete los. „Aber, Eleonore — das wäre ja zum totschießen komisch! Das möchte ich mal lesen! Was muß das für Weisheit ent halten!" „Lache nicht, Eberhard. Die Sache ft ernst. Als ich dich kennen lernte, fing ich auch ein Tagebuch an. Ein Jahr nach der Hochzeit habe ich es verbrannt, weil mir der Inhalt gar zu albern vorkam." „Was stand dem da drinnen" „Schwärmereien. Auch kleine Gedichte auf dich und Gefühls ergüsse und so etwas." „O, Eleonore, das hätte ich aber alles gar zu gern gelesen! Ich hätte einen Gefühlserguß auf mich niemals für möglich ge halten. Und auch Gedichte sagst du?" „Nun, Eberhard, wir wollen davon nicht mehr sprechen, wir sind heute alte Leute. Immerhin gibt mir die Erinnerung an mein eigenes Tagebuch in Verbindung mit der Entdeckung, die ich bei Benedikie gemacht, zu denken. Wir wollen uns Mühe geben, noch schärfer auf sie auizupassen als sonst. Sie ist jetzt in dem Alter, wo sich leicht seelische Erregungen einstellen." „Was das Tagebuch Benediktes betrifft, so möchte ich Vor schlägen, das Mädel ruhig weiter schreiben zu lassen, wenn es ihr Spaß macht. Bei Max wäre mir die unsrer Fam'lie fremde schriftstellerische Ader freilich ungleich lieber gewesen, aber Venedikte hat vielleicht mehr auf der Seele. Und oa schadet es, meine ich, gar nichts, wenn sie sich das l?erunterschr-nbt." Es war wirklich ein Tagebuch und lag in dem einz-gen ver schließbaren Schubfach, über das Venedikte zu verfügen hatte. Dort ruhten noch andere Geheimnisse. Zum Beispiel verschie dene Briefe Trudes aus Montreux, die vor der Mutter ver borgen werden sollten, ein kleiner Kalender, den ihr Gral Brada einmal als Vielliebchen geschenkt, und die bereits völlig ver welkte Rose, die Haarhaus neulich für sie gepflückt hatte. Viel stand noch nicht in dem Tagebuch; auf der ersten Seite las man als Titelschrift in lateinischen Leitern: „Erinnerungen aus meinem Leben." Auf der nächsten Seite Er fing ^as Tagebuch folgendermaßen an: „ ... Ich greife zur Feder, um hiermit das Wichtigste aus meinem Lcken zu Papier zu bringen, damit meine Nachkom men einmal wissen, was ich schon in jungen Jahren alles hab« durchmachen müssen. Bisher ist mir nicht viel passiert, als wie vielleicht das Ungemach an meinem Konfirmationstage, wo mir Bernd einen Tintenspritzer aus das weiße Kleid machte und ich deshalb in der Kirche immer die Hand darau« halten mußte, damit man ihn nicht sehe. Doch war dieser Klecks eins Allegorie (Symbol) für mein zukünftiges Dasein, denn von dem Tage ab hausten sich die Merkwürdigkeiten. Besonders gestern und vor gestern werden mit brennenden Buchstaben ewig in meinem Herzen geschrieben stehen . . ." Hier folgten drei Reihen sehr starker und fester Gedankenstriche, und dann ging es weiter: „Was soll ich zu allem sagen? Ich darf ja gar nichts lagen, weil es mir verboten worden ist und ich unverbrüchliches Schweigen heilig gelobt habe. Dock dem ^huldigen Papiere will ich meine Gedanken anvertrauen. Das Atmen wird mir ordentlich schwer, wenn ich zurückdenke. Zuerst neulich abend, auf der Insel hinten, wo Doktor Haarhaus — . Was halte ich von dem Manne? — Semper hat mir einmal ins Ohr getuschelt, er hielte ihn für einen Schwätzer und Aufschneider, aber ich glaube doch, halb und hack hat Trude recht, nämlich in dem, was sie zuerst über Haarhaus sagte. Nachher war er ja wieder lieb Kind, weil er ihr den Arm gereicht halte. Trude versteht davon gar nichts. Hätte sie mar in den tief verworfenen Abgrund geschaut so wie ich! Aber ick habe ihn avlallen lassen nnd bis auf die Kftachen blamiert, wie Pava manchmal sagt. Heimlich wird der Mann über sich selbst «rrölen, und das ist meine Rache; denn ich bin nicht herzlos, sondern strafe nur den, der es verdient. (Fortsetzung folgt.) lulh. und - schäft käme: und herzli Ouar Scha mo i Herr band, Wils hieß Wort Dara eine i len r überz Edle schaff mit e keil g echter inner Sie i Posa Gottl Vere dem Chor Vera Festg mstw predi verei Nach obere Wils der fi war erschi Aden U. a Emu für weite offen trenr zuzui des wah! Anti Antr Bess man gruni Verh lasse. Borg errett ( Ableh nickt Schai den wiedc W 14 von in ei rung für - hätte bilde Freu Brie Doch Laun gen ' nach — rr heim böse und Bleis chen — n Kran Lina, sie n mochl habet aber Inge den; Mutt g-eber und die 2
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