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Wilsdruffer Tageblatt : 24.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192305246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230524
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230524
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-24
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 24.05.1923
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unv aus vie unvedtngtere Erfüllung aller Forderungen vrs ^kom- morgen besteht. Henderson hält es für säne Pflicht, vor dem Kongreß einen energischen Protest gegen diese Art Nehr- diplomatischer Verhandlungen zu führen. Der Streik in Dortmund. Die Dortmund, 22. Mai. Auf der Dortmunder Union nicht und bei Hoesch ist heute früh die Arbeit nicht aufgenom- n Lie men worden. Außer auf den großen Werken wird auch auf einer Reihe kleiner Werke nicht gearbeitet. Ein Hochofen geplatzt. luna Dortmund, 22. Mai. Infolge des Streiks auf der Dortmunder Union ist dem Werk ein ungeheurer Schaden entstanden. Es ist ein Hochofen geplatzt. Der Material- ' hal schaden geht in die Milliarden. Frage FrankenwShruug an der Saar. ibot Saarbrücken, 22. Mai. Das heutige Amtsblatt der istltut Regierungskommission bringt eine Verordnung, nach der einen ah i Juni der französische Frank als einzig gültige Münze eingeführt wird. tsame infach Verschärfung des belgischen Beamtenstreiks. cthalb Paris, 22. Mai. Einer Brüsseler Meldung zufolge ist armal kn dem Augenblick, da der Eisenbahner- und Poststreik zu infzig enden schien, aufs nette eine Komplikation eingetreten. : Ab- Ein Rundschreiben der Eisenbahndirektion, in dem eine nsher Reihe von Drohungen und Einschränkungen mitgeteilt diese wurde, ist vom Personal als eine Herausforderung ange- chleier sehen worden; es gefährde die Hoffnungen, die man auf berall eine schnelle und gerechte Regelung des Konfliktes gehegt ab es batte. uaten Brückensprengmkg in Adrianopel. eulich London, 22. Mat. Reuter meldet aus Athen, die Nach- 2 sind richt, daß türkische Truppen die Maritza-Brücke, die Adria schon nopel mit Karagatsch verbindet, in die Luft gesprengt tsache, hätten, habe in Athen Bestürzung hervorgerufen. ,r ge- Französisch-polnische Militärkonvention. . -dliche Warschau, 22. Mai. Der polnische Kriegsminister s daß Sosnowski hat sich vor polnischen Pressevertretern aus- r be- führlich über die französisch-polnische Militärkonvention geäußert. Er bestritt energisch, daß die Konvention lge - aggressive Absichten verwirklichen wolle. Vor allem sei die ß die Konvention nicht geschlossen worden zu Angriffen im Zu- mnen. sammenhang mit der Ruhraktion gegen Deutschland, Sow- ichster jetrußland und Danzig. Alle darüber ausgestellten Ver- a her- mutungen müsse er als gegenstandslos bezeichnen. ns zu — - Aus Stadt und Land. Witteilun-eu für diese Nubrik nehmen wir immer kündbar entgegen. diese Wilsdrufs, am 23. Mai 1923. nnen- llutter — Sitzung des Stadtrates am 18. Mai 1923. kte ist i. unrd dxm Beschlusse des Preisprüfungsausschusses vom hoch, 1923 wegen der Wahl des Justizrendanten chile- Schubert in die Prcisprüfungsstelle zugestimmt. 2. wird ahren Kenntnis genommen von der Bildung des Kontrollaus wird schufst? für die Preisprüfung. 3. wird dem hiesigen Fecht- unaen verein Genehmigung zur Benutzung der Schulküche, des ehrten Korridors im Erdgeschoß ver Schule und eines Klassen- Juli zimmers für die in diesem Jahre einzurichtende Ferienkolonie oieder erteilt. 4. wird den Beschlüssen des Feuerlöschausschusses vom 11. Mai 1923 beigelreten. Die Pflichtfeuerwehr soll mit aller Strenge zu den Hebungen herangezogen werden. Die vorgeschlagene Anschaffung von 4 Handfeuerlöschern wird gutgeheißen und die erforderlichen Mittel hierzu be willigt. 5. soll außer der. gesetzlichen Wohnungsbauabgabe - ein Sonderzuschlag von 1500°/, für Wohnräume, 3000°/, enalb gewerbliche Räume (im weitesten Sinn) und 500°/, für ,Z pas Ausgleichsfonds erhoben werden. 6. wird dem II. Nach- i Eng- ^age zur Bekanntmachung über die Kadaverbeseitigung ohne >endig, Aenderung zugestimmt. 7. werden die Gebühren der hi.sigen gation Leichenfrau ab 15. Mai 1923 wie folgt festgesetzt: Bei ierung Beerdigung Erwachsener 5000 Mk.; 8. Bei Beerdigung i habe von Kindern bis zu 1 Jahre 1200 Mk., bei Berrdi- L Wenn edle Herzen bluten .. 9 Roman von Fr. Lehne. n wie i ihre« merk wie fii md si Äe te Haar e nich einen nd be frischei oben! I pfui änzeni ht da neuen war K mllich mr eil ir dog » Lieb en Er n ihrs S einei -WM n bild wissen diskret Haar t, Ein > Max, wnierü ete ihi nit dv -weiter lat.1 „Ich habe dir ein für allemal gesagt, Robert, daß du derartige geschäftliche Erörterungen in Ge genwart von Mama, überhaupt hier in der Privat wohnung, zu unterlassen hast — du sichst doch auch, daß mir nicht Wohl ist, und dann immer gerade solche unerquicklichen Erörterungen — Erörterungen! Im Kontor hast du Zeit genug, dich auSzusprechen." „Wenn du mir dort nur Gelegenheit geben woll test, Vater! Bisher hast du eS aber stets zu vermeiden gewußt," sagte Robert mit festem Blick in das un ruhig'' Auge des Kommerzienrats blickend. Annemarie hielt sich schmollend die Ohren zu. „Weiter nichts, als das Geschäft, das ist ja schreck lich, wenn man zu euch kommt. Die Stimmung zu allem muß einem ia richtig vergehen." „Drückt..dich weiter nichts, Annemarie, dann kannst du versichert sein, daß deine Stimmung sich auch zur rechten Zelt wieder einstellen wird," entgegnete Bob ironisch, „vorläufig wird es Wohl nur ein Ka ter sein." Er zog seine Uhr. „Jetzt werde ich euch von meiner Gegenwart be- frcien, da ich noch die letzte Post unterschreiben muß. Es ist halb sieben." „Ich begleite dich!" sagte Sophia und ging mit ihm. Sie warf einen seidenen Schal über das Haar und hing einen Pelzkragen um. Die Villa des Kommerzienrats Markhoff war nur wenige Minuten von der Fabrik entfernt, deren hell- erleuchtete Fenster zu den Geschwistern herübergrüßten. Da mühten sich viele fleißige Hände, den Glanz lind den Ruf der alten hochangesehenen Firma Johann Robert Markhofs aufrecht zu erhalten. Ob es ihnen noch gelingen würde? Sophia hängte sich an den Arm des Bruders. Es war kalt. Der Schnee knirschte unter ihren Trit ten, die bleiche Mondsichel schwamm am gestirnten Himmel und warf ein mattes Licht auf den Pfad der beiden Geschwister. Der Dollar 22. Mai: 56857,50-57142,50 Mk. „ „ 23. Mai: 55361,25-55638,75 Mk. gungen von Kindern von 1 bis 14 Jahren 2500 Rik.; L: Bet Begräbnissen aus Kosten der Fürsorgekasse 1. von Kindern bls zu 14 Jahren 1200 Mk., 2. von Personen über 14 Jahren 2500 Rik. 8. soll das Personal drs hiesigen Elektrizitätswerkes über die Wasserlettungsver- yattmsse der Siadt^ vor allem über die Schleverstellung eingehend belehrt werden, damit dasselbe be» Feueraus- drucy der Feuerwehr tatkräftig zur Seile stehen kann. — Nach Pfingsten. Ganz einwandfrei war das Pftngst- wetter nicht, der 1. Feiertag litt umer feuchter Kühle und am 2. Feiertag gab es am Nachmittag ab und zu kurze Regen schauer, — aber es war doch, alles in allem, ein prächliges Wanderwetter, das reichlich Gelegenheit gab, Erholung und Er frischung zu juchen, die quälenden Nöte des Alltags avzuwersew und dem Drang der Daseinssreude, nach heiterem Lebensgenuß und sorglosem Sichausieben zu folgen. Alle Ausflugsorte und Gartenlokale waren deshalb sehr gut besucht; sogar das Früh konzert auf dem Osterberg fand der Morgenkühle zum Trotz reichen Zustrom. Das Ppngjlsmgen des „Sängerkranzes" wies starken Besuch auf und die Ehöre der Sängerschar fanden freu digen Beijall, so daß zu hofsen ist, die schöne Sitte als ständige Psingsteinrichtung uns erhalten zu können. Der zweite Feiertag stand am Spätnachmittag unter dem Motto: „— alles rennet, rettet, flüchtet . . ." und der Regenprassel wird manchem lieb lichen Pfingsthutgebilde den Garaus gemacht haben. Weswegen diese Pfingsten in nicht allzu guter Erinnerung bleiben werden. — Tagesordnung für die Sitzung der Stadtverordneten am Freitag, den 25. Mai 1923, abends 7 Uhr: 1. Eingänge und Mitteilungen, 2. Kinderspeijung, 3. Neuwahl der Beisitzer für das Mieteinigungsamt, 4. Erhöhung der Aufwandsentschädigung an die Mitglieder der städt. Kollegien, 5. Grund- und Gewerbe steuer, 6. Strompreis, 7. Wasserpreis, 8. Beschlüsse des Feuer- löschausschusjes, 9. Gesuch des Fechtoereins um Genehmigung zur Benutzung der Schulküche, 10. Einbürgerungsgejuch des Gastwirts Nittel, 11. Erhöhung der Entschädigung für Be herbergung an Gastwirt Bogel, 12. Erhöhung der Gebühren der Heimbürgin, 13. Anschaffung einer Schreibmaschine sür die Schule, 14. Wohnungsbauabgabe, 15. Verschiedenes. — Gesang im Freien. „Anakreon" sang am Donnerstag abend bei ausgesuchtestem Frühlingswetter und starker Beteili gung der Einwohnerschaft am unteren Parke eine Anzahl der immer gern gehörten Volkslieder. Das Vorgetragene war durch- I gängig fein abgestimmt und Hatte eine gute akustische Wirkung, j Scheint es doch, als wenn gerade in dieser Beziehung bei dem gewählten Aufstellungsplatze der Sänger dem unteren Park vor dem oberen der Vorzug gebührt. — Auch der M.-G.-V. „Sän gerkranz" hatte sich durch Einführung des Pfingstsingens, wie dieses seit altersher schon in verschiedenen Orten besteht, dan kenswerterweise in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Die auf den Treppenstufen zur neuen Schule aufgestellte Sänger schar sang vorzüglich verschiedene Volks- und Frühlingslieder, die eine sehr gute Wirkung auf die zahlreich Erschienenen aus übte. Hoffentlich wird dieses Pfingstsingen wie die Freikonzerte an stillen Abenden zur ständigen Einrichtung und hoffentlich prangt über dieses Jahr der Vorplatz wie die Schauseite der Schule in lenzesfrohen Farben. Der Anfang ist ja dank der Ouantz-Stiflung in erfreulicher Weise gemacht worden und läßt einen! freundlich-srischeN Eindruck erwarten. —le. — Auf der Wegesäule am Marklplatze, an welcher ur sprünglich die Wegebezeichnungen in weißer Schrift eingetragen waren, sind solche neuerdings schwarz zur Ausführung gelangt. Zur Sache selbst ist zu bemerken, daß die weiße Schrift bei regnerischem Wetter sich vorteilhafter abhebt und leichter zu lesen ist. Die Ausführung der farbigen Abänderung hat Herr Kurt Wolf ohne Vergütung in gemeinnütziger Weise besorgt, wofür ihm der Dank an dieser Stelle zum Ausdruck gebracht wird. — Ein neuer sächsischer Iustizminister. Bei der Neubildung der sächsischen Regierung hat bekanntlich Ministerpräsident Dr. Zeigner, der bisher Iustizminister war, das Ressort des f Justizministeriums selbst mit übernommen. Wie an unterrichteter Stelle verlautet, wird der Ministerpräsident das Justizministe rium in den nächsten Tagen neu besetzen. Veranlassung dazu ist ' die Einbringung der Amnestievorlage, deren Durchführung nach Meinung der sächsischen Regierung die Neubesetzung des Justiz ministeriums erfordert, lieber die Person des neuen Iustiz- ministers ist zurzeit noch nichts bekannt. — 11. evangelischer Iungmännertag Deutschlands. Das Dresdner Straßenbild stand in den Pfingsttagen ausgesprochen im Zeichen der Tagung der größten deutschen Iungmänner- organisation. Fast 10 000 Mitglieder deutscher evangelischer Iungmännervereine waren zum 11. evangelischen Iungmänner tag nach Dresden zu ernsten Tagungen, zu jugendfrohen Feiern und zu sportlichen Veranstaltungen zusammengekommen. Auch aus dem fernsten Auslande waren Vertreter erschienen, so unter anderm Prinz Bernadotte von Schweden, der Generalsekretär des Weltbundes Dr. Fries aus Genf, Generalsekretär Wilbur aus China und ein Vertreter der finnischen Iungmännerorgani- sation. In einer der Massenversammlungen sprach u. a. der frühere Reichskanzler Dr. Michaelis, in einer andern der Landesbischof Dr. Ihmels. Den Abschluß der Tagung bildete eine Festsitzung am Montag, in der auch wiederum, wie bei den vorhergegangenen Veranstaltungen, die sächsische Regierung unvertreten war. Aus dem Geschäftsbericht war zu ersehen, daß der Reichsverband der evangelischen Iungmännerbünde gegenwärtig mit 160 000 Mitgliedern an der Spitze der deutschen Jugendorganisationen marschiert und daß er zurzeit 19 große Iugenderholungsheime unterhält. — Wandern und Singen. Der Frühling ist gekommen und mit ihm die Wanderlust, und mit der Wanderlust das Singen froher Marsch- und Volkslieder. So erfreulich nun auch diese schöne Sitte ist, so läßt es sich nicht leugnen, daß sie im Uebermaß geübt, viel Nachteile zeitigt. Es ist nicht an gebracht, im Walde immerfort zu singen. Der Wald rauscht sein eigenes, leises Lied, und mancher, der ihm lauschen will, wird von singenden und die Laute spielenden Wanderern ge stört. Auch das Getier des Waldes wird verscheucht, denn es hat sür die geschilderten musikalischen Genüsse keinen Sinn. Noch schlimmer ists aber, wenn die Ausflügler, oft in großen Gruppen vereint, nachts in die Städte zurückkehren. 10 Uhr ist längst vorüber. Vielleicht hat die Glocke zwei geschlagen. Da ziehen Burschen und Mädchen noch immer mit Gesang und Musik — ja, wenns nur immer so zu nennen wäre — durch die stillen Straßen. Menschen, die tagsüber schwer und angestrengt gearbeitet und nachts ein Recht auf den Schlaf haben, erwachen jäh aus ihrer Ruhe. Aeltere Personen können erst nach Stun den wieder einschlafen; Kranke leiden noch mehr als Gesunde unter der Unsitte. Das Volk müßte sich selbst erziehen. Ein jeder müßte nächtliche Ruhestörer aus das Unziemliche ihres Tuns aufmerksam machen. (Landesverein Sächs. Heimatschutz.) Hl Ehrenrettung des Wetters, über Wetter sollte über haupt nicht gesprochen werden dürfen, denn man regt sich sehr dabei auf. Und doch gibt es kein Gesprächsthema, das unerschöpflicher wäre als eben das Wetter. Augenblicklich ist man gerade dabei, recht ausgiebig auf es zu schimpfen, weil es, wie die ältesten Menschen schwören, noch nie, aber auch wirklich noch nie zuvor so veränderlich gewesen ist wie ausgerechnet gerade in diesem „Wonnemonat". Also laßt uns wieder von dem Wetter reden — wie einst im Mai. Unh da müssen wir denn sagen, daß man dem Wetter, wie immer es auch sein mag, unrecht tut. Worüber sollten wir denn räsonieren, wen wir das Wetter nicht hätten, da man es ja schließlich mit dem Dollar nicht für immer ver derben kann! Und den Vorzug, daß man über das Wetter räsonieren kann, sollte man wirllich nicht unterschätzen. Räsonieren — wäre unser Leben wirklich noch lebenswert, wenn wir nicht räsonieren könnten?! Räsonieren ist ein Stück Gesundheit, und in diesem Sinne ist der diesjährige Mai geradezu etwas Ultrahygienisches, da man sich zurzeit für das ganze übrige Jahr austoben kann. Seien wir also dem wechselnden Wetter unserer Tage nicht gram. Auf dieser Erde hat schließlich alles sein Gutes. Warum sollte also das Wetter — und selbst das dunkelste Unwetter —nicht auch seine Lichtseite haben? Das Gute am schlechten Wetter ist ehen das Räsonieren! — Wie nehme ich auf Reisen am zweckmäßigsten das er forderliche Geld mit? Das Vorhandensein und die Verwendung des Postkreditbriefes ist leider noch immer nicht genügend bekannt und doch ist diese Einrichtung für alle, die sich geschäftlich oder zur Erholung längere Zeit aus Reisen befinden, von größtem Werte. Der Postkreditbrief macht die Mitnahme großer Bar beträge entbehrlich und gestattet, sich unterwegs leicht und be- quemlich mit Bargeld zu versorgen, da bei jeder Postanstalt des Mit zusammengepreßten Lippen und gefurchter Stirn ging Robert neben Sophia her, die ängstlich in seinem Gesicht zu lesen suchte. „Robert, Bob, ist's wirklich so, so kritisch, wie ich fürchtete?" fragte sie leise. Er nickte traurig. „Noch mehr, Sophia. Und dann niemand haben, gegen den man sich mal aussprechen kann — außer dir, Phia, du bist die einzige. Vater hört nicht, will nicht hören und sehen, mit Gewalt verschließt er sich! Neu lich habe ich dir ja schon gesagt, wie die Sache liegt. Felix glaubt mir nicht; ich kann sagen, was ich will. Vorgestern wollte er erst wieder achthundert Mark haben. Ich machte ihm Vorstellungen, weil er zu viel verbraucht, deutete ihm an, wie schwer wir es haben; er lachte mich aber aus und ließ sich einfach vom Vater die Summe geben! Die Eltern sind blind in ihn vernarrt; er trägt den bunten Rock, er ist rn seiner Liebenswürdigkeit unwiderstehlich, wie Annemarie wenn sie etwas erreichen will, und nur wir beide, wir sind die Unheilkinder — ich begreife den Vater einfach nicht; er will den Leuten Sand in die Augen streuen, denkt, niemand hat noch etwas gemerkt und hofft, daß wir diese Krise noch mal überstehen." „Ja, ich weiß ja, wie Papa ist," pflichtete Sophia ihrem Bruder bei. „Seine Nervosität ist beängstig gend; das merken aber die anderen nicht, sie halten seine Lustigkeit für echt. —" „Eigentlich müßte ich ja froh fein, wenn er nicht im Geschäft ist, weil er durch seine sich widersprechenden Anordnungen mehr Schaden als Nutzen stiftet, dann aber drückt mich wiederum die Sorge, wo er ist! Den ken kann ich mir's ja, er sitzt bei Eberlein, doch die schweren Importen, der schwere Bordeaux taugen nicht für ihn." Bekümmert neigte Sophia den Kopf. „Ja, was soll werden! Es hat zu viel böses Blut gegeben, daß wir jetzt im Winter die Arbeiter und Kontorherren entlassen haben." „Ich war machtlos, Sophia, sonst hätte ich es verhindert. Kontorpersonal haben wir ja eigentlich genug, aber trotzdem hätte ich die drei Herren be halten, wenigstens vorläufig noch, da deren Gehalt nur unbedeutend war. — Unser Buchhalter Ladewig macht sich sehr gut; auf den Mann kann man sich un bedingt verlassen; er ist die Ehrlichkeit und Tüchtig keit selbst und Fräulein Henning, Eure Korresponden tin?" „Mit ihr haben wir ebenfalls einen guten Griff getan; bei aller Bescheidenheit sind ihre Kenntnisse ganz bedeutend," bemerkte Robert lebhaft, „ich würde sie nur ungern entbehren." „Ich sah sie neulich erst wieder, ein auffallend schönes Mädchen, sie hat eine tadellose Figur, dazu das schöne, dunkle Haar und die klaren, blauen Augen." Er drückte ihren Arm. „Ich finde, Phia, sie gleicht dir etwas. Sie hat auch so etwas Bestimmtes, Zielbewusstes und doch War mes, Weibliches an sich, und das wirkt so beruhigend — wenn ich da an Harriet denke —" „Harriet ist nicht schlecht, nur kalt, oberfläch lich. Sie geht, wie Annemarie, in den gesellschaft lichen Nichtigkeiten auf. Ich bin ihr in den sieben Jah ren nicht näher gekommen. Daß du in einer solchen Ehe nicht befriedigt sein kannst, begreife ich." „Wir leben so neben einander her, jeder für sich, und so kommen wir ganz gut miteinander aus." Sie waren am Ziel und blieben an der Pforte des Fabrikhofes stehen. Solche kleine Promenaden wa ren den Geschwistern sehr lieb geworden, und die, wenn auch kurzen Aussprachen, wirkten doch erleichternd. „Nein, nein, ich fürchte mich nicht, Bob! Die paar Schritte gehe ich gern allein zurück — nicht doch, rufe nicht erst jemanden. Gute Nacht." Leichtfüßig eilte Sophia zurück, während der Bru der über den Hof ins Kontor ging. Als er im Vorraum ablegte, hörte er die Stimme seiner Fran aus dem Privatkontor herüberklingen. Verwundert über diese ihre Anwesenheit trat er ein. Sie saß vor seinem Schreibtisch, nachlässig in den Schreibstuhl gelehnt und sprach mit Monika Hen ning, die ihren Platz in diesem Raum hatte. „Guten Abend, Harriet!" „Ah, da bist du endlich, Bob! Ich warte mit Schmerzen auf dich seit einer halben Stunde; nicht wahr, Fräulein? Aber das Fräulein sagte, du wür dest aleich wiederkommen."
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