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I) Unter dem fahrenden Eisenbahnzuge. Auf dem Bahn- sin Greiffenberg ereignete sich ein eigenartiger Unsall. t Ehepaar war in einen falschen Zug eingestiegen und Mg aus dem Zuge, als, dieser sich bereits in Bewegung M hatte. Hierbei kam die Frau zwischen die Gleise unter » Zug zu liegen, während der Ehemann zwischen der rdschwelle und einem Eisenbahnwagen eingeklemmt »de. Der Mann wurde überfahren und getötet, während >e Frau völlig unverletzt blieb, obwohl der ganze Zug t sie hinweggefahren war. ) Folgenschwere Explosion. In der Munitionsverwer- Ofabrik in Kelsterbach a. M. erfolgte abermals eine Ex- sion beim Entladen von Granaten. Fünf Personen er- M tödliche Verletzungen, vier weitere wurden mit deren Verletzungen ins Mainzer Krankenhaus gebracht. ) Die Premhslidcngräber beraubt. In der Kirche des ni eiligen Klosters zu Königssaal bei Prag befinden sich Gräber des böhmischen Herrschergeschlechtes der Pre- sliden bis auf Ottokar ll., der im Prager St.-Veits-Dom ie letzte Ruhestätte fand. In einer der letzten Nächte er- chen Diebe einige der Gräber und raubten Schmuckstücke, Unter auch die vergoldeten Kronen dreier Herzöge. ) Was noch fehlte. Die englischen Marinebchörden den ein neues Unterseeboot konstruiert, das eine Wasser- idrängung von 3506 Tonnen hat. Das Boot wird eine none'von 12 Zoll Kaliber tragen, deren Mechanismus ermöglicht, Geschosse (nicht Torpedos) auch im Zustande i Tauchens abzufeuern. Hoffentlich beginnt man nun ht sofort wieder einen Krieg, um die neue Erfindung szuprobieren. y Verhinderte Schnapslandung. Vor der norwegischen annestation Horten versuchte ein jetzt in schwedischem !sitz befindlicher früherer deutscher Minenleger eine ver- lene Schnapslad-ung an Land zu schmuggeln. Von «em norwegischen Torpedoboot entdeckt, versuchte das hmugglerschiff zu entfliehen, woraus das Torpedoboot ich Warnungsschüssen scharf feuerte und die Maschine s Schmugglers zerstörte. O Bombenexplosion an Bord eines Schiffes. Auf dem Nischen Kreuzer „Geysir" explodierte bei einer Übung eine ebelbombe, wodurch 56 Mann der Besatzung verwundet urden, darunter sechzehn schwer. Die Ursache der Explosion i noch nicht aufgeklärt. O Treibende Eisberge. Der der Canadian-Pacific-Linie hörende Dampfer „Minnesota" geriet auf seiner letzten cise von Kanada nach Antwerpen in ein großes Feld trei- kiwer Eisberge und hatte die größten Schwierigkeiten, den krümmenden Eismassen zu entgehen. Das Eisbergfeld, inch das die Reise des Dampfers sehr verzögert wurde, ^te eine Ausdehnung von etwa 35 Kilometern. Nachdem - dem Dampfer geglückt war, der Gefahr zu entrinnen, urden auch auf der weiteren Fahrt immer neue Eisberge ^getroffen. Der Kapitän berichtete von einer auffallenden ienge von Seehunden und Seelöwen, die auf den Eis ergen in die südlichen Gewässer trieben. (D Shackletons Schiff verkauft. Die „Quest", das Schiff, " dessen Bord der englische Polarforscher Shackleton bei Ausreise am 5. Januar 1922 auf der Höhe der Küste von Südgeorgien starb, ist jetzt von der kanadischen Regierung "gekauft worden; sie will das Schiff in den Dienst einer "tuen Polarexpedition stellen, die von einem englischen Vasen ihren Ausgang nehmen soll. ! O Für die Notleidenden in Deutschland und Österreich, kin großzügiges Sammelwerk ist zugunsten der Notlcidcn- Deutschlands und Österreichs in Sr. Louis veranstaltet «erden. Ursprünglich war als Endziel für die Sammlung kr Betrag von 106 000 Pfund angesetzt worden, der Orts- iusschuß erhöhte die Summe jedoch auf 150 000 Pfund, ^ach sechs Tagen jedoch waren schon 170 060 Pfund aufge bracht worden, und durch nachträgliche Spenden wuchs die pumme auf 200 600 Pfund an. St. Louis ist die erste Stadt, ie mit einem Sammelwerk für die Notleidenden Deutsch- "nds und Österreichs einen so glänzenden Erfolg erzielte; M soll ver ganze Staat Missouri für diese Hilfsaktion «teressiert und entsprechend organisiert werden. --- Nenn edle Herzen bluten .. Io Roman von Fr. Lehne. I 7,Ich hatte mit dem Vater etwas zu besprechen; ihm Var heute nicht wohl, deshalb ist er nicht 'rüber gekom men." Dabei griff er nach den Briefen, die auf sei- mu Schreibtisch lagen. I Harriet legte die schmale, elegant behandschuhte hechte auf seinen Arm. ! „Nicht doch, Bobby, höre erst mal und lasse das dumme Lesen, das eilt doch nicht so." „Aber mir doch! Es sind dringliche Sachen, Har- iet, bitte, lasse mich, das verstehst du ja nicht." „Das verstehst du nicht!" schmollte Harriet, „das ist >er Männer' beliebtestes Wort. Damit schneidet ihr Uns Frauen alles ab! — Heiraten Sie nicht, liebes vräulein!" rief sie liebenswürdig zu Monika hin über. Anscheinend hatte sie irgendein Verlangen und sollte deshalb ihren Mann bei guter Laune er halte. Robert hatte mittlerweile einige Briefe gelesen Md schickte sich an, sie zu unterschreiben. Er stand leben seinem Schreibtisch, da Harriet noch keine Miene nachte, sich zu erheben. „Du bist ungalant, Bob, pfui -- „Ich habe ja momentan keine Zeit, Harriet, bitte, age mir schnell, was dich hergeführt hat." Aus seinem ganzen Wesen sprach nur eine schlecht 'erhehlte Ungeduld, während er schon wieder aus die »riefe blickte. „Telephonisch warst du ja mal wieder nicht zu ^reichen. Also kurz, Konsul Eckelmann hat uns ein- leladen, nach dem Theater mit ihm zu soupieren. Es verspricht sehr amüsant zu werden — sein Nesse, der Ilan Bredow, ist mit von der Partie, ebenso der junge »räbenitz und Assessor Krusius. Felix natürlich auch also alles Herrschaften, die auf unserem Balle waren aber so höre doch hin," sagte sie gereizt, als sie be- dlerkte, daß er sein Interesse den Briefen ividmete. „Ja, ja, Harriet, ich höre: aber es tut mir leid, ich kann nicht." „Aber warum nicht?" „Ich habe keine Zeit!" Sie lachte nervös und geärgert auf. „Keine Zeit! Das ist lächerlich, mein Neber freund! Halb elf Uhr abends hast du doch wirklich DerDollar26. Mai: 55411,12—55688,88 Mk. „ „ 28. Mai: 61864,95-62175,05 M. Neueste Meldungen. Ausweisung der Polizei aus dem Ruhrgebiet- Berlin, 26. Mai. Wie den Blättern von zuständiger Stelle mttgeteUt wird, ist die gesamte grüne Schutzpolizei aus dem Ruhrgebiet ausgewiesen. Die zurückgebliebene blaue Polizei ist durch Ausweisungen auf die Halste ge schwächt, die Zurückgebliebeneir sind ungenügend be waffnet. Forderungen der Thüringer Kommunisten. Jena, 26. Mai. Die Kommunisten haben neue Grund sätze für die Regierungsbeteiligung aufgestellt. Sie ver langen die Schaffung eines Betriebsrätekongresses, der das Programm der Regierung zu fLrmulieren hat und der zu gleich das Recht besitzt, Gesetze vorzuschlagen und zu beraten sowie die exekutive Gewalt auszuüben. Weiter verlangen sie die Bildung gemeinsamer Betriebshundertschaften zur Abwehr gegen den Faszismus, gemeinsamen Kampf für den Rücktritt der Regierung Cuno, die Auflösung des Reichs tages und Mobilisierung der Massen. Russisch-japanisches Handelsabkommen. Paris, 26. Mai. Nach einer Meldung des „Echo de Paris" haben Joffs und Goto ein neues Handelsabkommen zwischen Rußland und Japan abgeschlossen. Japan ver langt weitgehende Garantien zum Schutz seiner Interessen in Sibirien. Die Sowjetregierung verlangt dagegen ihre völlige Anerkennung. Es heißt, daß Japan zum Abschluß dieses Vertrages sich habe bewegen lassen, weil es den Aus bau des englischen Flottenstützpunktes Singapore mit Be sorgnis betrachtet. Aus Stadt und Land. MUtklUm,rn sür diese «ubrU, «ehm-n wtr immer dankbar errt,e,en. Wilsdruff, am 28. Mai 1923. Oeffentliche Stadtverordnetensitzung Freitag den 26. Mai, abends 7 Uhr. Entschuldigt fehlten die Herren Lehmann und Zienert; am Ratstifche waren anwesend die Herren Bürgermeister Dr. Kron- selb, Stadträte Wehner, Sinemus, Zfchoke und Bombach. Nach Kenntnisnahme verschiedener Eingänge und Mit teilungen bewilligte man die notwendigen Mittel zur Fort setzung der Kinderspeisung. Ms Beisitzer für das Mieteinigungs amt wurden die bisherigen Vertreter mit. Ausnahme des eine Wahl ablehnenden Herrn Stelzner wiedergewählt. An seine Stelle wurde Herr Kurt Lehmann berufen. Die Erhöhung der Aufwandsentschädigung an die Mitglieder der städtischen Kolle gien wurde genehmigt, desgl. der städtische Zuschlag zur staat lichen Grund- und Gewerbesteuer in Höhe von 25A. Der Preis sür elektrischen Strom bleibt vorerst derselbe, doch steht zu be fürchten, daß Deuben infolge der Kohlenpreiserhöhung die Sätze erhöht, was auch eine Steigerung der Wilsdruffer Preise zur Folge haben müßte. Der Wasserpreis wurde auf 180 für das Kubikmeter erhöht, außerdem soll für alle der Wasser leitung nicht angeschlossenen bebauten Grundstücke eine Gebühr zur Abgeltung des Feueriawtzes erhoben werden. Einstimmige Annahme fanden die Beschlüsse des Feuerlöschausschusses. Dar nach soll die Rescrveabteilung der Pflichtfeuerwehr schärfer wie bisher zu den Hebungen herangezogen werden, auch sollen vier Handfeuerlöscher angefchasst werden. Genehmigt wurde ein Gesuch des Fechtvereins um Benutzung der Schulküche, eines Korridors und eines Klassenzimmers der Schule zur Durch führung der Ferienkolonie in den großen Ferien. Das Einbür gerungsgesuch des Gastwirts Nittel wurde befürwortet, die Er höhung der Entschädigung für llebernachtung in der Herberge (200 ^) genehmigt, desgl. die erhöhten Gebühren der Heim bürgin. Bei dieser Gelegenheit regte Herr Schumann an, der kostenlosen Totenbestattung sofort näherzutreten. Herr Stadtrat Wehner bemerkte dazu, daß der Nat sich bereits mit der Frage beschäftigt habe, einen Mustersarg in Auftrag gegeben und Holz zu Särgen angekauft habe. Zur Anschaffung einer Schreibmaschine für die Berufsschule wurde der erbetene Vorschub gewährt. — Außer der gesetzlichen Wohnungsbauab- gäbe soll ein städtischer Zuschlag von 1500 N sür Wohnräume, 3000^ für gewerbliche Räume und 500 2S für den Ausgleichs fond erhoben werden. Die Herren Loßner und Seurich wandten sich besonders gegen die erhöhte Besteuerung der ge werblichen Räume. Gegen ihre Stimmen sand die Vorlage bei einer Stimmenthaltung schließlich Annahme. — Die Wirt- schastsabteilung wurde zur Anschaffung von Kohlen und Koks, Rohkohle und Kartoffeln für das nächste Wirtschaftsjahr und Erpachtung von Obst weitgehendst ermächtigt. — Für Ver besserung des Flußbades, Reinigung und Regulierung der Sau bach soll versucht werden, die produktive Erwerbslosensürsorge zu erhalten. — Zum Schluß ersuchte Herr Lautenbach den Rat um Maßnahmen gegen das Ueberhandnehmen der Ratten. — Die „Helle» Nächte" nehmen jetzt ihren Anfang. Sie entstehen dadurch, daß die Sonne in ihrer scheinbaren Be wegung nachts weniger als 18 Grad unter den Horizont sinkt; dann beleuchten die Sonnenstrahlen noch die oberen Luftschichten und es bildet sich ein Heller Dämmerungsbogen, der selbst um Mitternacht im Norden nicht ganz verschwindet. Dieser Däm merungsbogen nimmt von Tag zu Tag an Umfang zu und erreicht am 22. Juni, dem längsten Tage, seine größte Aus dehnung und höchste Höhe; dann geht er ebenso langsam zurück und verschwindet gegen Ende Juli. Während der Zeit der Hellen Nächte wird es auch um Mitternacht nicht völlig dunkel. — Bezirlssängerfest in Wilsdruff. Der Bezirk Plauenscher Grund des Arbeiter-Sängerbundes hält am 23. und 24. Juni sein erstes Bezirkssängerfest in den Mauern unserer Stadt ab. (Vgl. Ins.) — Postalisches. Vom 1. Juni ab wird Hühndorf dem Posizustellungsbezirk Wilsdruff zugeteilt. Von diesem Zeit punkte an finden für in Wilsdruff aufgegebene Briefe, Post- karten und Telegramme nach Hühndorf die Gebühren für den i Ortsverkehr Anwendung. — Iahressest des Meißner Kreisverbandes der ev.-luth. Iungmännervereine in Wilsdruff. Am 9. und 10. Juni wird der Meißner Kreisverband der ev.-luth. Iungmännervereine sein Iahresfest hier abhalten. Die Vorbereitungen hierzu sind abgeschlossen, so daß das Programm der Feier demnächst ver öffentlicht werden kann. Für die am Sonnabend eintreffenden jungen Gäste find bereits in dankenswerter Weise zahlreiche Freiquartiere in der Kirchsahr! in Aussicht gestellt worden. — Neues Aufblühen der sächsischen Missionsarbeit. Die Leipziger Mission steht vor neuen Missionsunternehmungen. Nach den Aussendungen der beiden Missionare Reusch und Pfitzinger im Januar dieses Jahres steht sie wieder vor der Aussendung eines Missionars, der für die Ausbildung der ein geborenen Lehrer und Pastoren vorgesehen ist. In absehbarer Zeit dürste sich auch der Weg nach Indien wieder öffnen, da mit dem Jahre 19W die Sperrfrist sür die deutsche Mission abgelaufen ist. Ferner ist eine gemeinsame Missionsunterneh mung im nahen Osten geplant, an der sich die amerikanische United Lutheran Church und die Hamburger Mission beteiligen. So steht die Heimatgemeinde wieder vor neuen großen Aus gaben. — Außerkraftsetzung von Freimarken. Die Freimarken zu 5, 10, 15, 25, 30 und 50 (Zissernmarken), sowie zu 60, 80, 100, 120 und 160 (Arbeitermarken) und die Marken zu 10,15, 25 und 30 zur Erinnerung an die Nationalversamm lung verlieren mit Ablauf des 30. Juni ihre Gültigkeit. — Blihfahrptan. Die Sommerausgabe des in großer Auflage verbreiteten allgemein beliebten „Blitzsahrplanes" er scheint Ende dieses Monats im Verlage der Firma M. K R. Zocher in Dresden und ist vom 1. Juni an gültig. Vielfachen Wünschen nachkommend, wurde der „Blitz" wiederum durch Neuaufnahme mitteldeutscher Eisenbahnlinien und Ausbau des Fernverkehrs, bedeutend erweitert, auch in seiner Uebersichtlich- keit und Registereinteilung sehr verbessert. Der „Blitz" ist in den Eisenbahnbuchhandlungen und allen einschlägigen Geschäften s zu beziehen. — Schützt die Natur! Der Landesverein Sächsischer Hei- I matschutz bittet alle Heimatfreunde, bei den Pfingstausslügen auf nichts mehr im Geschäft zu tun. Die Vorstellung ist erst kurz nach zehn Uhr zu Ende." „Um diese Zeit möchte ich aber schon schlafen gehen, da ich mich sehr abgespannt fühle. Ich kann die Nacht nicht zum Tage machen. Porläufig habe ich hier noch eine Stunde nach Kontorschluß zu arbeiten. Fräulein Henning," wandte er sich an Monika, „wenn Sie nichts anderes Vorhaben, wäre es mir sehr lieb, könnten sie noch bleiben." Frau Harriet hob das Lorgnon an die Augen und inusterte das junge Mädchen ungeniert; ein mo- känter Zug lag dabei um ihre schmalen Lippen. „Frei lich, wenn du noch Abhaltung hast, muß ich ja Wohl auf deine Gesellschaft verzichten, mein Freund." Robert war dunkelrot vor unterdrücktem Ingrimm geworden; trotzdem beachtete er den Einwurf seiner Fran nicht, sondern fuhr, zu Monika gewandt, fort: „Bitte, Fräulein Henning, wollen Sie Herrn La dewig bitten, sich nach Kontorschluh ebenfalls hier her zu bemühen." Harriet biß sich auf die Lippen; sie fühlte die Zu rechtweisung, die in den Worten ihres Gatten lag. Das junge Mädchen erhob sich. „Ich habe nichts vor, Herr Markhofs, und bleibe gern. Herr Ladewig meinte auch schon, daß er heute länger arbeiten wollte. Ich werde ihn dann von Ihrem Wunsch unterrichten." Sie ging hinaus; es war ihr peinlich, bei dem Meinungsaustausch der Ehegatten zugegen zu sein, und sie war froh, sich unter diesem Vorwand entfernen zu können. Harriet folgte ihr mit den Augen. „Merkwürdig — heute habe ich erst bemerkt, welch hübsches Mädchen eure Kontoristin ist, auffallend hübsch sogar — ist ihre Nähe auf die Dauer nicht gefährlich?" „Ich habe an ernsthaftere Sachen zu denken, als an die Schönheit unserer Kontoristin," entgegnete er kurz. „Deshalb spare dir so unpassende Bemerkungen, ebenso wie vorhin in Gegenwart des Mädchens." „Qui s'excuse s'accuse — möchte ich beinahe sagen, wenn ich deine Nüchternheit nicht kennte, mein Freund. Bei Felix wäre das allerdings etwas anderes, sogar noch bei Papa! — Also wie ist's? Ich darf doch eben mal deine Zusage telephonieren," sagte sie nachlässig, „ich habe nicht viel Zeit mehr; den Anfang der Vor stellung versäume ich sowieso." Sie stand aus, nä- berte sich dem Telephon und wollte anklingeln. Er hielt sie zuracr. „Hast du nicht gehört, Harriet, ich sagte nein, ich kann nicht." „Sage lieber, du willst nicht." „Auch das! Erstens, weil ich nicht in Stimmung bin — mir geht so viel im Kopfe herum — und dann bin ich auch wirklich müde und abgespannt. Gönne mir doch die so nötige Ruhe. „Du denkst nur an dich!" erwiderte sie mit einem ungeduldigen Achselzucken. „Ich hatte mich so aus den Abend gefreut, doch mir wird nichts gegönnt. Annemarie hat viel mehr als ich — schon der Ver kehr im Regiment." „Ja, du hast's wirklich schwer, Harriet, du bist ein beklagenswertes Geschöpf", bemerkte er spöttisch. Er setzte sich an den Schreibtisch, unterschrieb noch einige Briefe und machte sich Notizen, auf das, was Harriet sagte, achtete er nicht weiter. Sie war im besten Zuge, das alte Lied anzustimmen, das er schon zur Genüge kannte. „Dann gehe ich eben allein", spielte sie als letzten Triumph aus. „Und ich sage auch die Wahrheit, daß du nicht mitkommen wolltest." Er schüttelte den Kopf. „Du bist unersättlich in deiner Vergnügungssucht. Merkwürdig, was ihr modernen, nervösen Frauen für gesellschaftliche Strapazen ertragen könnt — Strapazen, die auch einen robusten Mann geradezu umbringen. Und daß du diesmal allein, ohne mich, nicht gehen kannst, den Abend mit den Herren zu verleben, sagt dir wohl dein Anstandsgefühl, Harriet — soviel Takt traue ich dir noch zu!" „Ich sehe, mit dir ist nicht zu reden." Harriet war tief verstimmt, sie gab sich auch keine Mühe, dies vor Monika Henning zu verbergen, die eben zurückkam. Die Maske der Liebenswürdigkeit war von ihrem Antlitz gefallen und zeigte ein sehr schwer geärgertes, blasses Franengesicht. „Ich gehe, Robert — guten Abend!" Monika war ihr behilflich, den kostbaren Nerz- mantel über die elegante, stahlblaue Foulardtoilette zu legen. Ohne ein Dankeswort, mit einem kurzen, hochmütigen, kaum merklichen Neigen des Kopses, rauschte sie dann hinaus. Bekümmert nahm Monika wieder Platz an ihrem Pult. Sie wagte einen scheuer! Blick nach ihrem jun gen Chef. Es sah aus, als sei er in seiner Arbeit ver liest: aber ikr entcrina nicht, daß er grübelnd dasaß