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Wilsdruffer Tageblatt : 26.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192304265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230426
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-26
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 26.04.1923
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sicy vrsyer m Bayern uns Messen vewayrt hat, einheit lich für alle Strecken, auf denen solche Einheitswagen ver kehren, gegeben. O Massenmorde. In Laskoivitz (zwischen Dirschau und Graudenz) ermordete der 16jährige Michael Obolinski seinen Stiefvater, seine Mutter, seine dreijährige Schwester und seine Großmutter und erhängte sich dann selbst. — In der Gemeinde Maglod in Ungarn ermordete der Schuh macher Joseph Borbas seine fünf Kinder, indem er ihnen der Reihe nach den Hals abschnitt, und tötete sich dann selbst auf dieselbe Weise, weil er trotz aller Bemühungen nicht imstande war. Arbeit zu erhalten. O Acht Personen von einem Moskitoschwarm getötet. Ter soeben in England eingetroffene Dampfer „Gart Castle" wurde bei seinem Anlaufen in Beira (Portugiesisch Ostafrika) von einem Moskitoschwarm angegriffen. Zahl reiche Passagiere erkrankten durch Insektenstiche an Ma laria. Kurze Zeit, nachdem der Dampfer Beira verlassen hatte, starben ein Passagier und sieben Mann der Be satzung. O Eisenbahnräuber in Rumänien. Der Kurier der eng lischen Gesandtschaft in Bukarest, Kapitän Shaw, reiste mit einem besonders wichtigen Aktenstück und einer größeren Summe in englischen Banknoten mit dem Expreß zug nach Konstanza. Auf der Donaubrücke bei Cernavoda kamen mehrere Personen in das Abteil des Kuriers, be täubten ihn mit Äther rmd raubten den Koffer mit den Akten und dem Gelde. Die Räuber stiegen in der Station Medschidje aus. Ihre Verfolgung ist eingeleitet. Wie die Generaldircktion der rumänischen Eisenbahnen weiter mitteilt, überfiel eine mit Repetier- und Maschinenge wehren bewaffnete, gut organisierte Räuberbande auf der Strecke Kischinew—Zighana einen Personenzug, streckte den Lokomotivführer durch Schüsse nieder, tötete fünf Passagiere und verwundete 23 schwer. Die Bande raubte dann den Zug vollständig aus und konnte sich unverfolgt mit ihrem Raube entfernen. D Russische Silbermünzen. Das russische! Volkskom missariat für Finanzen hat mit der Prägung von Silber münzen begonnen. Er werden Münzen zu 1 Rubel und 80 Kopeken hergestellt und kleinere Münzen zu 20, 15 und 10 Kopeken. O Selbstmordcpidemie in den Vereinigten Staaten. Nach einer amerikanischen Statistik haben im letzten Jahre in den Vereinigten Staaten 12 000 Personen Selbstmord begangen, darunter nicht weniger als 79 Millionäre. Einen besonders hohen Prozentsatz der Selbstmörder stellten auch die Ärzte, aber auch 19 Pastoren fehlen in dieser Liste nicht. O Erdbeben in Mexiko. Ein starkes Erdbeben erschüt terte die ganze mexikanische Küste zwischen Vera Cruz und San Louis Potosi. Zahlreiche Gebäude sind zerstört wor den. Von allen Seiten fliehen die Bewohner und er zählen, daß ganze Kaffeeplantagen infolge des Erdbebens verschwunden sind. Ein vulkanischer Krater, aus dem er stickende Gase strömen, hat sich in Huejutla geöffnet. Die Anzahl der Opfer ist noch nicht aenau bekannt Neueste Meldungen. Besetzung von Haltern. Münster, 25. April. Haltern ist gestern von franzö sischer Kavallerie und Tanks besetzt worden. Später rückten die Truppen wieder ab und ließen nur auf dem Bahnhof 120 Mann und am Ostausgang der Stadt 30 Mann zurück. Der Zugverkehr stockt. Unruhen im Ruhrgebiet. Essen, 24. April. In der vergangenen Nacht kam es in Katernberg zu Unruhen, die angeblich von Arbeitslosen verursacht worden sind. Ein Kaufmann wurde getötet, eine andere Person schwer verletzt. Einzelheiten über die Vor gänge waren infolge der Telephonsperre noch nicht zu er- fahren. — Aus Mülheim werden wieder Anzeichen von neuen Unruhen berichtet. Die Stadtverwaltung trifft Ab wehrmaßnahmen. Verkehrssperre in Bochum ausgehoben. Essen, 25. April. Der französische Militärkomman dant von Bochum, Odry, hat die von abends 11 bis früh 7 Uhr währende Verkehrssperre wieder aufgehoben. Der Bahnhof Bochum ist wieder freigegeben. Es wird aber noch einige Tage dauern, bis der Betrieb wieder aus genommen werden kann, da vorerst die technischen Ein richtungen des Bahnhofes instand gesetzt werden müssen, weil sie seit mehr als zwei Monaten nicht in Gebrauch sind. Wie weit sich die Freigabe des Bahnhofes auf der südlichen Linie auswirken wird, ist noch nicht abzusehen. „Hauen Sie ihn einmal über beide Ohren!" schrie Dieter. Freese bearbeitete den Dicken mit Schenkeln und Stiefel hacken so lebhaft, daß die schwarzen Beinkleider immer höher rutschten. Aber den Guadalquivir störte das gar nicht. Da hob sich Freese ein wenig aus dem Sattel heraus und schlug ihn auf Dieters Rat hin mit der flachen Hand über die Ohren. Guadalquivir schüttelte den Kopf, als wolle er eine Fliege ab- wchren, und trottete sänftiglich weiter. Jetzt fing der Kandidat an zu schimpfen. Er hatte keine Lust, sich vor den Kindern zu blamieren. Sie sollten wenigstens sehen, daß es ihm nicht an Mut fehlte. Er drängte den Gaul dicht an den nächsten Baum heran und riß eine schmiegsame Gerte vom Stamme. „So, mein königlicher Guadalquivir," sagte er, „nun kann es losgehenI" Hui — pfiff die Gerte durch die Lust und sauste klatschend auf das Fell des Braunen herab! Einen Augenblick schien der Dicke völlig erstarrt zu sein — dann aber machte er einen so gewaltigen Luftsprung, daß Freese fast aus dem Sattel ge worfen worden wäre, wenn er dies Geschehnis nicht erwartet hätte. So flog er nur nach vorn, dann aber wieder zurück, während der Guadalquivir, tödlich erschreckt, die Ohren zurück legte und mit quirlendem Schweife davonjagte — an den Heiden Jungen vorüber — immer tiefer in den Wald hinein. „Nicht so schnell, Herr Freese!" schrie Dieter. „Wir kommen ja nicht mit, Herr Freese!" schrie Bernd. Der Kandidat wollte sich umwenden und etwas zurückrufen, aber er gab den Versuch wieder auf. Er fühlte sich doch etwas locker im Sattel und fürchtete, bei der leisesten, unvorsichtigen Bewegung in den Sand zu fliegen. Der Rutenschlag schien das Ehrgefühl in dem Guadalquivir mächtig aufgestachelt zu haben; auch eine dicke Bremse, die um seinen wie ein Windmühlenflügel arbeitenden Schweif neckend herumflog, ärgerte ihn. Er war nicht mehr zu halten. Er brauste den Weg hinab — an einem Erenzpfahl vorüber mit der Aufschrift „Dominium Langen pfuhl" — dann rechtsum und eine breite Schneise in lang aus- holendem -Galovv hinunter „ . . Der Dollar 24. April: 30174,37^30325,63 Mk. „ „ 25. April: 29825,25—29974,75 Ml. Aus Stadt und Land. Mitteilung«,, für diese Rubrik nehmen wir immer dankbar ent,«gen. Wilsdruff, am 25. April 1923. — Die Baumblüte ist in der Entfaltung begriffen, aber die Schönheit eines reinen, schneeigen Weißes wird uns kaum noch beschert sein. Die kühle Witterung, die in voriger Woche selbst Nachtfröste brachte, hat das schnelle Erblühen und Vergehen ge hemmt. Dadurch sind die grünen Blattknospen soweit vorwärts entwickelt, daß ihr Farbton im großen durchdringt und das blendende Weiß der Blüten beeinträchtigt. Zur Blüte aber gehört Wärme, und die will bei dem beständigen Morgenwind sich nicht einstellen. Die Kühle während der Blütezeit hat höchstens das eine Gute, daß die Schädlinge der Vegetation nicht zu stark aufkommen können. — Ein heißer Juli? Nach den statistischen Aufzeichnungen der deutschen Welterwarten scheint ein sehr heißer Juli bevor- zustehen. Von 1809 an ist alte sechs Jahre, aqo in den Sichren 1809, 75, 81, 87, 93, 99, 1905, 1911 und 1917, die monaitiche Juli-Temperatur stets hoher gewesen als im vietjährigen Mittel von Mitteleuropa. Altt einer ziemlich hohen WayljaMnuaitett kann man auch vom Juli 1923 erwarten, daß der Juli wärmer werden wird, als im vielsährigen Durchschnitt. Es scheint sich um einen sechsjährigen Wäxmezyklus zu handeln, über dessen Ursachen sich freilich nichts Bestimmtes jagen läßt. — Ein zeitgemäßer Vortrag. Die Kenntnis der Reichs- versassung ist für sedermann wichtig. Fast alle Gesetze und Ver ordnungen berusen sich daraus. Noch mehr aber ars setzt wird in der Zukunft bei allen Maßnahmen gesetzgeberischer Art die Reichsversafjung richtunggebend sein. Deshalb ist es zu be grüßen, daß am Donnerstag abend in einem Lichtbildervortrag im „Weißen Adler" zu Wilsdruff die Reichsverfasjung erläulert werden soll. Die Lichtbilder sind von der Neicyszentrale für Heimatdienst zur Verfügung gestellt worden. Vortragender ist Herr Reg.-Rat Castan, Dresden. Der Referent ist als bester Kenner der neuen Reichsversassung bekannt. Er wird Bezug nehmen aus die Rechte und Pflichten, die jedem Einwohner aus der Verfassung erwachsen, und außerdem die Vielseitigkeit und Wichtigkeit der einzelnen Artikel der.Reichsversasjung auss beste erläutern. Dem Vortrag ist ein volles Haus zu wünschen, er ist wichtig für alle, für die Beamten und Arbeiter, für Land wirte und Handwerker, sowie für den Handel und vor allen Dingen politisch neutral. Eintrittsgeld wird nicht erhoben. Be ginn 70- Uhr. — Die Elektrizitätsversorgung. Am 20. April fand in Hainsberg eine aus allen Orten des Bezirks zahlreich besuchte Versammlung der Ortsgruppe Plauenscher Grund des Ver bandes Sächsischer Industrieller statt. Herr Bürgermeister Dr. Wedderkops-Freital berichtete ausführlich über die bis herige Entwicklung, den gegenwärtigen Stand und über den ge planten weiteren Ausbau des Freitaler Elektrizitätswerkes, das den Plauenschen Grund und einen weiten Umkreis, namentlich auch die Städte Rabenau, Tharandt, Wilsdrufsmit Strom versorgt. An feine Ausführungen schloß sich eine lebhafte Aus sprache an. Die Versammlung hielt es sür zweckmäßig und nötig, daß neue Kraftquellen erschlossen weiden, damit die Versorgung der Industrie mit Kraft und Licht auch künftig gesichert ist. Zwecks Beratung von Vorschlägen zu der von der Industrie zu leistenden finanziellen Unterstützung wurde eine aus sechs Herren bestehende Kommission gewählt. Die weiteren Gegenstände der Tagesordnung mußten der vorgerückten Zeit wegen für eine spätere Versammlung zurückgestellt werden. — Gegen fahrlässige Brandstiftung. Das sächsische Mi nisterium des Innern erläßt eine Verordnung, nach der das Tabakrauchen, Anzünden von Tabak, Wegwersen von Zigarren- resten, Ausklopfen brennender Tabakpfeifen usw. in Ställen, Scheunen, Schobern und bei allen Erntearbeiten, die entzündbare landwirtschaftliche Erzeugnisse betreffen, unter Strafe gestellt wird. — Achtung! Falsches Geld! In Zschopau wurden falsche Fünfzigtausendmarkscheine in den Verkehr gebracht. Es sind täuschende Nachbildungen der Reichsbanknote zu fünfzigtausend Mark der Ausgabe vom 19. November 1922. Sie sind ins besondere an dem fehlenden Wasserzeichen — Eichenlaub und Kreuzdorn darstellend — erkennbar. Ferner sind die rechtsseitig am olivgrünen Stoffumlauf befindlichen orangeroten Fasern nachgetäuscht. Vor der Weiterverausgabung wird gewarnt. Die Falschscheine unterliegen der Einziehung. Das Geschrei der beiden Jungen verstummte hinter dem wilden Reitersmann. Fresse legte sich hintenüber und riß mit aller Gewalt an den Zügeln. Aber nun hatte sich auch noch die Bremse festgesetzt — und immer mächtiger griff der Guadal quivir aus. Da packte den Kandidaten eine unsinnige Wut. „Bestie!" schrie er, „ich.will dich Mores lehren!" und von neuem sauste seine Gerte, über das Fell. Das war dem Dicken noch nicht vorgekommen. Einen Moment stutzte er, als wolle er erst den Wegweiser „Erlenbruch, drei Kilometer" lesen; dann warf er den Kopf zurück, und die fetten Deine flogen nur so über die Erde, daß der Sand rechts und links aufstob und die Schaumperlen umhersprühten. Freese hatte sich der Sicherheit halber mit beiden Händen fest in die Mähne des Guadalquivir eingekrampft. Ein Gefühl un endlicher Gleichgültigkeit überkam ihn. Seine Gedanken mach ten wilde Sprünge. „Stürzt das Biest, so breche ich den Hals," sagte er sich. „Das täte mir leid; ich habe doch der Miß Nell" Sprachunterricht versprochen. Wenn sie mich so sähe! Ich muß mich gut ausnehmen. Sitzenbleiben ist die Hauptsache. Ich werde es einmal mit einem gutmütigen Zuruf versuchen." Und er schrie mit weithin schallender Stimme: „Oh — oh —ruuhig —ruuhig . . ." Aber der Guadalquivir nahm keine Rücksicht auf den Ge mütsumschlag seines Reiters. Er raste unverdrossen weiter — keuchend, pustend, schäumend. Einmal begegneten ihm ein paar Kinder, die Erdbeeren im Walde suchten. „Haltet ihn auf!" rief Freese. Aber die Kinder flüchteten kreischend hinter die Bäume, Und dann kam ihm ein Taglöhner mit Reisig auf dem Rücken entgegen. „Aufhalten — aufhalten!" schrie Freese. Doch der Mann sprang nur in höchstem Erschrecken beiseite, und der Guadalquivir stürmte weiter. Er stürmte weiter, als wären die Rachegöttinnen hinter ihm. Freese gab jede Hoffnung auf. „Lasset alle Hoffnung fahren!" dachte er mit Dante; „dagegen war ja Mazeppa ein Herren reiter. Ich bin gar kein Mensch mehr. Noch fünf Minuten, und ich lasse mich selbst von diesem Walroß fallen- Es wäre — Die Gesamtarbeitsmarttlage in Sachsen hat in der letzten Woche eine wenere Verschalung erjahren. Dre Zahl der Kurz arbeiter und der Erwerbswsin Hai nicht unoeirächttich zu genommen. Die Anforderung von Arbeitskräften war dagegen äußerst gering. In allen Berufen sieht es gtetchermaßen un günstig aus. — Fuegende Markt-Gerichte. Wie aus zuverlässiger Quelle mitgeteilt wird, werden die jetzt in Berlin arbeitenden Standge richte aus Viehmärkten und m den Markthallen sür das ganze Reich und somit auch für Sachsen eingefuM werden. Die sür Sachsen gültigen Bestimmungen sind schon in den allernächsten Tagen zu erwarten. — Der Rüagang der Jahrmärkte vollzieht sich schneller als man gedacht hatte. Die Transportkosten sür größere Ver gnügungsstätten, wie Karussells, Schisjsschaukeln usw. sind so hoch geworden, daß es für dieselben nicht mehr lohnt, kleine Plätze zu besuchen. So war am letzten Sonntag in Strehla nur eine Burenmühle und ein Krallmesser am Platze. In Colditz waren einige Unternehmen mehr erschienen, aber gegen früher ist kein Vergleich zu ziehen. In Naunhof war's gleich ganz aus. Keine Lustjchaukel, kein Karussell, keine Schießbude, kein Guckkasten, kurzum nichts, gar nichts, nicht einmal ein Leier kastenmann oder sonst ein fahrender Musiker war zu spüren. Sechs bis acht Buden mitten auf dem Marktplatz, das war alles. — Der Kartvffelpreis. Die Karlofferpreisnotterungs- kommission hat am 23. April 1923 einen Erzeugerpreis von 2200 Mark bis 25oO Mart sür weiße, rote uno gewsieqcytge Sorten notiert. — Klipphausen. Ein in allen Teilen gut gelungenes Bühnenschauiurnen führte die Vorturnerjchast der Turnadleuung Naundorf-Zitzschewig im hiesigen Gasthofe am vergangenen Sonntag aus. Der große geräumige Saal war saft beanglugend voll, Freunde der Turnsache halten sich überaus zahlreich ein gesunden. Nach vorangegangenem Tanz wurüe mit den Aus führungen begonnen. Was hier die Vorturnerfchast am Reck, Barren und P,erd bot, waren Gipfelleistungen, die man nicht immer zu sehen bekommt. Würdig stellten sicy ihnen Re Turne rinnen zur Seite; in Freiübungen, Volkstanz und rhylymijch- äschetischen Holzstabübungen zeigten sie hocyanerkennenswerte Leistungen. Ein Hammerfchwingen, neu in dieser Art, befchroß die Darbietungen. Reichen und auch wohlveroienten Beifall zollte man allen Ausjührungen. Auch der Zweck dieses Bühnen turnens dürfte nicht verfehlt sein; neue Anhänger der Turnerei werden gewiß zu verzeichnen sein. Der Gründung eines Turn vereins will man näher treten. Für die Geräte hatten Turn genossen vom Bruderverein Weistropp Sorge getragen. — Sebnitz. In den stillgelegten Sleinbrüchen unterhalb des Gasthofes „Zum stillen Fritz" hatte sich in einer allen ver lassenen Schmiedehütte ein Pärchen eingenipet, das dort schein bar schon tagelang ein Robinjonteben primitivster Art geführt hatte. Die Polizei nahm die beiden Leute, die keinerlei Aus weispapiere bei sich führten, fest. — Seifhennersdorf. Tödlich verunglückt ist der Kaufmann Thiem. Er fuhr mit seiner Braut auf dem Motorrade zwischen Pethau und Zittau den Breileberg hinab in ein entgegenkommen des Automobil, wobei beide herabgeschleudert wurden. Thiem brach das Genick und war sofort tot; seine Braut erlitt schwere innere Verletzungen und mußte ins Zittauer Krankenhaus ge bracht werden. — Grünhainichen. Am Sonnabend früh brach in der hie sigen Papierfabrik von Siegel ür Haase ein verheerender Brand aus, durch den der Papiersaal mit seinen Vorräten und Ma schinen vernichtet wurde. Der Dachstuhl stürzte ein. Der Schaden ist bedeutend. — Annaberg. Auf städtische Kosten sollen drei Särge in verschiedenen Größen angeschafft werden. In diese Holzsärge werden Innensärge aus Pappe mit Holzspitzen eingelegt, die von solcher Festigkeit sind, daß sie größeren Druck aushalten, ohne daß ein Nachgeben der Umhüllung eintreten würde. Die Preise für diese Innensärge stellen sich je nach der Größe aus 25 000, 21 000 und 8000 Mark. Für die Benutzung des Dauersarges sind 2000 Mark zu entrichten. Zwickau. Am Freitag erlitt der 23jährige Buchbinder Landgraf im hiesigen Iohannisbad bei Ausführung des Hecht sprungs, wobei er mit dem Kopfe auf einen andern Schwimmer stieß, einen Bruch des Halswirbels, der seinen sofortigen Tod herbeiführte. Aus dem Gertchtssaal. — Schwurgericht Dresden. Am Montag begann die Ver handlung gegen den Hofrat Fritz Rosenthal und 3 Genossen, die des Kettenhandels und der übermäßigen Preistreiberei an geklagt sind. Rosenthal hatte nach der Revolution mit den An geklagten Böttger aus Klotzsche und Fessler aus Plauen eine Einkaufsgenossenschaft gegründet, die für die Stadt Dresden vielleicht das Beste. Breche ich das Genick, muß ich mich auch darein ergeben. Und das soll ein ruhiges Tier sein! Freilich — ich habe den Satan in ihm gereizt — und das hat er übel ge nommen." „Holla!" schrie er plötzlich auf. „Aufpassen! Heda! Auf passen!" 1 Das Kritische der Sachlage Harts seinen Höhepunkt erreicht. Der Wald lichtete sich zu einer Wiesinniederrmg. Links erstreckte sich der blau schimmernde Spiegel eines von Binsen umbuschten kleinen Sees, an dem ein Gehöft lag. Und mitten auf dem Wege stand ein Kinderwagen —.und gerade auf diesen Kinder- wagen raste der Guadalquivir los. „Aufpaffen!" schrie Freese noch einmal und zerrte wie ein Verzweifelter an den Zügeln. Die Angst verdoppelte seine .Kräfte, doch auch ein Roland hätte den hartmäuligen Braunen in diesem Augenblick nicht bezwingen können. Weit und breit rvor kein Mensch zu sehen — und immer näher brauste der Guadalquivir an den Kinderwagen heran. Da kam dem Kan didaten ein wilder Gedanke. Noch hatte er die Weidengerte in der Harch! Er ließ mit der Rechten die Mähne frei und peitschte von neuem auf den Gaul los, während er ihm zu gleicher Zeit mit den Absätzen wütend in die Flanken schlug. „He — he -shoppt" schrie er dabei, und gab unwillkürlich die Zügel locker,. Mit einem mächtigen Satz flog der Guadal quivir über das Wägelchen und sauste aufwiehernd weiter. Freese aber fühlte sich plötzlich in freier Lust und wurde dann unsanft zu Boden gefetzt. Eine kleine Minute lang war es ihm schwarz vor den Augen, und an seinen Ohren rauschte und siedet« es wie fern brandende See. Dann kehrte langsam die Besinnung zurück. Neben sich hörte er das Geschrei des aus süßen: Schlummer erweckten Kindes, gleichzeitig eine laut jammernde Weiberstimme. Eine Dienstmagd oder Amme — denn die Person trug die Tracht der Spreewälderinnen — stürzte mit schreckhaft erhobenen Armen vom Walde aus näher und riß das Kind aus dem Wagen. (Fortsetzung folgt.)
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