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kreisen jetzt täglich über Bochum und anderen Städten oes Einbruchsgebietes. — Neuerdings erfolgte in Koblenz die „Beschlag nahme" von Rübsamenvorräten, deren Lieferung Deutsch land infolge der Besetzung des Ruhrgebiets eingestellt hat. Die erste „Beschlagnahme" betraf eine Menge von 70 000 Kilo. — Es ist einwandfrei festgestellt, daß die Franzosen bei ihren Bemühungen, die lagernde Kohlen- und Äoks- bestände abzufahren, französische Gefangene als Arbeiter benutzen, die unter strenger Aufsicht stehen und mit Peitschen zur Arbeit angetrieben werden. Neues Attentat in Nom. Der Sohn des deutschen Botschafters verwundet. Anscheinend im Zusammenhang mit dem kürzlich er folgten Einbruch in die deutsche Botschaft in Rom ist dort ein neuer Anschlag verübt worden. Der Sohn des Bot schafters v. Neurath wurde bei einem Spaziergang im Park des Botschaftsgebäudes von einem Revolver schuß getroffen und leicht verwundet. Es liegt nahe, hinter dem neuen Attentat einen Racheakt zu vermuten. Der Sohn des Botschafters, Konstantin, hat sich, wie er innerlich, bei der Abwehr des Einbruchs in die Botschaft und bei der Dingfestmachung der Diebe ein Verdienst er worben. Die Schute -er Zukunft. Minister Dr. Boelitz über Bildungswesen. Im Hauptausschuß des Preußischen Landtages be gannen die Beratungen über den Kultusetat. Dabei hielt der Minister für Bildungswesen einen längeren Vortrag über die besonderen Aufgaben seiner Verwaltung und die zukünftige Ausgestaltung des Schulwesens. Der Minister führte aus, gerade bei der Schule könne der Rus nach Sparsamkeit nicht bis ins Unbegrenzte laut werden. Hier müsse die Höhe der Kultur gehalten, ja gesteigert werden. Auf einem Gebiete könne vielleicht gespart werden: In neuen Plänen und Pr selten müßten wir als armes Volk uns be scheiden lernen. Der groß angelegte Grundriß derEinhei»s - schule müsse immer wieder revidiert und auf seine Perein- fachungsmüglichkeit geprüft weiden. Es handele sich darum, die denkbar klarste Form der Einheitsschule zu erfassen; die Einheitsschule dürfe nicht eine Schule der Gleichmacherei sein, sondern müsse zu einer Schule der verschiedenen Begabung weiden. Für jedes Kind der richtige Schulgang, der seiner Be gabung und seinen Anlagen entspreche, das sei der Kerngedanke der Einheitsschule. Die Frage der Reform der Lehrer bildung berühre nicht nur die Volls- und Mittel-, sondern auch die höheren Schulen. Das sei die zurzeit wichtigste Auf gabe. Der Minister entwickelte die Pläne für die einzelnen Schularten und kam dann auf den wieder stärker gewordenen Kampf um die Grundschule. Halte man daran fest, daß das letzte Ziel aller Reformen dahin gehe, durch die Bildungs- einheit zur deutschen Kulturgemeinschaft und damit zur deut schen Volkseinheit zu kommen, dann werde cs auch nicht schwer halten, den großangelegten Versuchen der Einheitsschule freie Bahn zu gewähren. Zum Schluß seiner Rede hob Dr. Boelitz noch her vor, daß Hauptziele aller Schularbeit Erziehung zur Staatsgesinnung und Heranbildung der deutschen Knaben und Mädchen zu gesunden Männern und Frauen, zu sittlichen Persönlichkeiten sei und bleiben müsse. Politische RunälckLo. Deutsches Reich. Die Quäker beim Reichskanzler. Eine Abordnung amerikanischer Quäker wurde vom Reichskanzler Dr. Cuno empfangen. Die Herren kamen aus dem Ruhrgebiet, wo sie sich aufgehalten hatten, um sich über die Lebenshaltung der deutschen Kinder zu unter richten!. Die Abordnung hat festgestellt, daß die Kinder speisung jetzt regelmäßig vor sich geht, soweit nicht Schwierigkeiten durch den Eisenbahnverkehr entstehen. Be merkenswert ist, daß sich die Herren von dem unge heuren Elend, in dem die deutsche Jugend heute lebt, über zeugt haben. So ist festgestellt worden, daß die Schwind sucht zugenvmmen hat. In Amerika soll nach der Rückkehr der Abordnung die Bereitstellung größerer Mittel für Vie Kinderspeisung in Deutschland veranlaßt werden. Dr. Luther in Sü^deutschland. Der Besuch des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Luther, in München brachte den Verantwortlichen Leiter des Ernährungswesens in engere Fühlung mit dem bayerischen Ernährungsminister Wutzl- hofer und der Gesamlstaatsregierung. Im Laufe der Be sprechungen konnte Dr. Luther die beruhigende Versiche rung abgeben, daß auch die Regelung des Verkehrs mit Lebensmitteln für die besetzten Gebiete in aus reichendem Maße sichergestellt sei. Später besuchte Dr. Luther in Begleitung des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. von Knilling die Landwirtschaftliche Staatsanstalt. Am Donnerstag reiste Dr. Luther nach Stuttaart. Fürstbischof Bertram und Kardinal Schulte in Rom. Eine halbamtliche Auslassung der aus dem Vatikan zur Reise des Kardinals Schulte von Köln nach Rom teilt mit, der Kardinal beabsichtige, dem Papst persönlich Bericht über die Lage des besetzten N h e i n - u n d R u h r - ge biet es sowie Deutschlands im allgemei nen zu erstatten. Fürstbischof Bertram von Breslau befindet sich bereits in Nom. Franrreicy. X Rüstungen über Rüstungei«. Der Marineminister Raiberti äußerte sich über die Zllkunft der französischen Marine und begründete die für den Ausbau der Marine gestellten Forderungen. Ter Minister wies daraus hin, daß man ohne Marine keine auswärtige Politik treiben könne. Man müsse an Danzig, Memel, Konstantinopel, Smyrna, Alexandrette und an den Fernen Osten denken und sich fragen, ob man die Vertretung der nationalen Interessen ohne Marine durchführen könne. Eine große Kolonialmacht könne ohne Marine nicht existieren. Die Aufrechterhaltung der Freiheit der Ver bindungen zu Wasser sei für Frankreich eine Frage von Lebenund Tod. Frankreich müsse eine moderne Marine besitzen, die eine vollkommene Verbindung von Qberwasserschiffen, Unterseebooten und Wasserluftkräften darstelle. Eine de rrtige Flott« sei teuer, übersteige aber die finanziellen Möglichkeiten Frankreichs nicht,. Rußland. « X Schwere Bauernunruben. Im südöstlichen Rußland DerDollarS. April: 21079,66-21185,34Mk. „ „ 6. April: 21022,31—21127,67 Mk. sind in Zytomir Bauernunruhen ausgebrochen, welche von den Bolschewisten blutig unterdrückt wurden. 340 Bau ern sind zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde sofort vollzogen. Auch unter den ukrainischen Bauern in der Sowjet-Ukraine macht sich eine starke Gä rung bemerkbar. In Winiki, Human und anderen Ort schaften fanden blutige Konflikte zwischen Bauern und Bolschewisten statt. Bulgarien. X Eine Anarchistenschlacht? Bei den Zusammenstößen mit den Anarchisten in Ostrumelien hat es angeblich eine förmliche Schlacht gegeben, die volle zwei Tags dauerte. Anläßlich eines Anarchistenkongresses sammelten sich 500 Anarchisten an. Die Gendarmen eröffneten nach einer vergeblichen Aufforderung an die Anarchisten, den Marktplatz zu räumen, das Feuer. Die Anarchisten flohen in die Häuser und erwiderten aus den Fenstern das Feuer. Aus Philippopel mußte ein Bataillon Soldaten zur Unter stützung der Gendarmen gerufen werden. Bei der Flucht ließen die Anarchisten 50 Tote und 30 Schwerverletzte in den Straßen zurück. Dem Militär sind 150 Anarchisten in die Hände gefallen. Aus Zn- und Ausland. Berlin. Reichskanzler Cuno ist von seiner mehrtägigen Krankheit wieder so weit hergestellt, daß er das Bett verlassen konnte. Berlin. Die Mitglieder des Betriebsrates von Krupp sind in Berlin eingetroffen, um der Regierung Bericht über die Vorgänge am Ostersonnabend zu erstatten. München. Der deutsche Geschäftsträger in Paris hat im Auftrage der deutschen Regierung bei der französischen Regie rung gegen die Verhaftung des bayerischen Landtagsabgeord neten Körner nachdrücklichst protestiert und seine sosortige Freilassung verlangt. Bonn. Hier fand eine Konferenz statt, die sich mit Ei se n- bahnsragen im besetzten Gebiet beschäftigte. Der franzö sische Oberkommissar in den Rheinlanden Tirard, der belgische Oberkommissar und General Degoutte nahmen daran teil. London. Wie erklärt wird, werden im Londoner Aus wärtigen Amt Schritte unternommen werden, um gegen die Mißhandlung der Besatzungen deutscher Fischdampfer, die Fische nach England bringen, zu protestieren. Die Angriffe wiederholen sich andauernd. London. Einer der Führer der irischen Aufständischen, John Cronin, hat sich in Kerry ergeben, um das Loben seiner gesangeen Kameraden zu retten. Warschau. Infolge der Erregung über das Moskauer Ur teil gegen die beiden katholischen Geistlichen ist es in einigen Warschauer Restaurants zu antisemitischen Ausschrei tungen gekommen. Gibraltar. Der ägyptische Nationalistenführer Zaglul Pascha, der hier über ein halbes Jahr in politischer Ge fangenschaft zugebracht hat, wurde aus Befehl der britischen Regierung freigelassen un-d ist nach Toulon abgereist. Die neuen Sienern. Nach langen Auseinandersetzungen sind im Reichstag« die Abänderungen der Steuergesetze angenommen, die im wesentlichen Tarifänderungen und Bestimmungen zur An passung an die Geldentwertung bringen. Nachfolgend sollen die wichtigsten neuen Vorschriften wiedergegebe« werden. Einkommensteuer. Die Steuer beträgt zur endgültige» Veranlagung für 1922 von der 1 ersten 400 000 M. ION fff fff nächsten 200 000 , 15 N fff ff fff 200 000 . 20 fff ffff 200 000 „ 25 A t» 400 000 „ 80 600 000 , 35 N ff ff ff 10O0 0O0 , 40 ?L fff ff fff 1 000 000 „ 45 »» » ff 1500 000 „ 50 A ff fff - ffff 2000 000 „ 55 Ä »» ffff weiteren Beträgen 60 Für ledes minderjährige Kind ohne eigenes Arbeitseinkommen sind abziehbar bei einem Einkommen bis zu 1.2 Millionen 610 Mark, bei einem Einkommen bis zu 400 000 Mark auch für den Steuerpflichtigen selbst und seine Frau je 340 Mark. Bei der Lohnsteuer können zurzeit von dem 10prozentigcn Abzug gekürzt werden für den Steuerpflichtigen und seine Frau je 800 Mark monatlich, für jedes minderjährige Kind oder mittel losen versorgungsberechtigten Angehörigen 4000 Mark monat lich, für Werbungskosten 4000 Mark monatlich. Beiträge zu Sterbekasse» sind bis zu 2000 Mark, Prämien zu Lebensver sicherungen bis zu 16 000 Mark jährlich abzngsfähig. Ka- pitalertragssteuer darf bei über 60 Jahre alten und er werbsunfähigen Personen bis zu 100 000 Mark ganz und bis zu 200 000 Mark zur Hälfte angerechnet werden. Im gleichen Falle sind 5000 Marl vom Steuerbetrag abzuziehcn bei Ein kommen nicht über 2000 Mark. Vermögenssteuer. Für die Zeit von 1923 bis 1925, Stichtag 31. Dezember 1922, ist steuerpflichtig der den Betrag von 400 000 Mark übersteigende Teil des Vermögens. Die Steuer betrugt für natürliche Personen von den 1 ersten 1,5 Millionen d. steuerpfl. Vermögens 1 "(»0 ff- H» nächsten ich - . , ffff 1N »ff 1» »ff Ich . j , . »0 2 «/oo ff» * Ich . ! , 3 "Zoo »ff ff» »» 6 ... ffff 4 »ff ff» »ff 12 , ' . 5 ff fff »ff 18 . t , , 6 o/oa »» » ffff 18 , ' . , 7 o/ss fff fff — 30 „ i „ , 8 60 . ' „ . fff 9 °/« ffff ff» weiteren Betragen 10 «1« Für die übrigen Steuerpflichtigen betragt vir Steuer jähr lich ir4"/w. Der Zuschlag zur Vermögenssteuer beträgt wäh rend 15 Jahren für natürliche Personen für die ersten 1,5 Millio nen 100 die zweiten 1,5 Millionen 150°/», die weiteren Be träge 200 der Vermögenssteuer, für die übrigen Vermögen 1pO°/.. Die Vermögenssteuer verringert sich bei zwei oder mehr minderjährigen Kindern um 200 Mark pro Jahr, wenn das Vermögen nicht mehr als sechs Millionen beträgt. Steuerbe freiung tritt ein, wenn das Einkommen nicht höher als 40 000 Mart ist, bei 60jährigen und erwerbsunfähigen Personen, wenn das Einkommen 60 000 Mark nicht übersteigt. Körperschastsstcuer. Die 20 des Einkommens betragende Steuer erhöht sich bei Erwerbsgesellschaften, solange die Kapitalertragssteuer nicht erhoben wird um 25 der als Ge winnanteil verteilten Beträge. Gesellschaften m. b H. mit einem Kapital bis zu 300 000 Mark, die von der Kapitalertrags steuer bisher frei waren, zahlen einen Zuschlag von 15 Zwnngsanleihe Der Zeichnungspreis beträgt bis 30. April 1923 1M des Nennwertes. Bei Zeichnungen nach dem 30. April erhöht sich der Zeichnungspreis für jeden angeiange- nen dem Monat April folgenden Monat um je 10 des Nenn wertes. Von der Zeichnungspfticht b^ f r.e i t sind Vermögen vis zn 400 000 Marl (vtsyer 200000 Marr-. Luese Melgreuze erhöht sich aus 1,2 Millionen (bisher 600 000 Marks, wenn das Vermögen hauptsächlich aus Kapitalvermögen besteht und das der Emkommensteuer für 1921 zugrunde liegende Gesamtein kommen 40 000 Matt nicht übersteigt; auf 4 Millionen (bisher 2 Millionen) bei über 60 Jahre alten oder erwerbsunfähigen Personen, wenn das Vermögen hauptsächlich aus Kapitalver mögen besteht und wenn das der Einkommensteuer für 1921 zugrundeliegende Einkommen sich vorwiegend aus Erträgen dieses Vermögens zusammensetzt und 60 000 Matt nicht über steigt. Zu zeichnen sind von natürlichen Personen von den ersten 600 000 M. (bish. 200 000) d. Vermög. 1 - „ nächsten 900 000 „ ( „ 300 000) „ „ 2 „ „ „ 1500 000 „ ( „ 500 000) „ „ 4 „ „ „ 1500 000 „ < , 500 000) , „ 6 T. „ . „ 1500000 „ ( „ 500 000) „ „ 8 Z, , „ Weiteren Beträgen 10 A, Gesellschaften zeichnen die Hälfte dieser Beträge. Erbschaftssteuer. Zu den bisherigen Sätzen treten Zu schläge wie folgt: der Satz erhöht sich bei xinem Erbansall von mehr als 400 000 M. um 10 N 800 01« „ - 20 A 1 200 000 „ „ 30 1600000 , „ 40 N 2 000 000 „ „ 50 H 2 400 000 , „ 60 N 2 800 000 „ „ 70 N 3 200 000 „ „ 80 N 3 600 000 „ „ SO?L 4 000 000 „ „ 100 und so fort um je 10 N der Grund-Sätze für jede weiteren 400 000 Mart bis zu einem Gesamtansall von 10 Millionen Matt, darüber hinaus für jede weiteren 600 000 Mark bis zu einem Gesamtansall von 16 Millionen Mark und darüber hinaus für jede weiteren 800 000 Matt bis zu einem Gesamtanfall von 20 Millionen Matt. Bei einem höheren Erwerb wird das Fünffache der Grund-Sätze erhoben. Kapitalertragssteuer wird von den Erträgen aus Kapital vermögen, die nach dem 3. April d. I. fällig werden, bis auf weiteres nicht erhoben. Jedoch tritt hierfür eine Erhöhung der Körperschaftsstcuer um 10 A ein, so daß also die Schuld verschreibungen usw. von dem 10prozentigen Abzüge befreit, die Dividende aber um die 10 der bisherigen Kapitalettrags- steuer durch die Körperschastssteuer gekürzt werden. Umsatzsteuer. Der Steuerpflichtige hat bei Abgabe der Steuererklärung, spätestens bis zum 31. Januar des auf das Veranlagungsjahr folgenden Jahres, den Unterschied zwischen dem Betrag der Steuererklärung und der Summe der Voraus zahlungen zu zahlen. Der Zuschlag für säumige Zahlung ist von der Vorauszahlung, mindestens jedoch von 14 der für d«L vorangegangene Kalenderjahr veranlagten Steuer zu zahlen. Neueste Meldungen. Besetzung von Hamburg verlangt. Paris. Wie in hiesigen politischen Kreisen ver- sautet, hat der nationale Block der Kammer von PoincarS verlangt, daß er neue Maßnahmen zur „endgültige» Niederwerfung" Deutschlands ergreife. Da man Deutsch land an der Ruhr nicht „ersticken" könne, müsse die fran zösische Negierung andere Wege einschlagen und das Deutsche Reich dort treffen, wo es am empfindlichsten sei: Hamburg und Bremen «nützten besetzt werden, da der gesamte deutsche Autzenhandel über diese Städte gehe und Deutschlands Wirtschaftsleben von der ungehinderten Be nutzung dieser beiden Häfen abhänge. Krise im nordfranzösischen Industriegebiet. Paris. In den nordsranzöfischen Industriegebieten macht sich die durch die Ruhraktton verursachte Transport- krisis täglich stärker fühlbar. Es fehlt an Eiseuba hl» personal, so daß die Industrie bereits an einem außer ordentlichen Mangel an Kohlen leidet. Die tägliche» Wagengestellungen bleiben um 50 bis 60 H hinter den Alt forderungen zurück. Die englischen Truppen am Rhein. London. Der Sekretär für Schottland, Viscount Novar, sagte in einer Rede in Edinburg, die Politik der Negierung gehe dahin, am Rhein zu bleiben, um die brv tischen Handelsinteressen zu schützen, in Berührung mit der Lage zu bleiben und sich vorzubereiten auf das Angebot sei« ner guten Dienste in dem Augenblick, wo sie annehmbar würden. Das sei keine Politik des Treibe »lassens, sondern eine bestimmte Politik. „Der Kamps ohne Ende." Nom. In der Unterredung mit dem Berliner Bev treter des „Corners d'Jtalia" äußerte sich der frühere deutsche Reichskanzler Dr. Wirth über die Abwehrpolitik an der Ruhr u. a. mit folgenden Worten: Es handelt sich letzten Endes nicht um eine bloß deutsche oder bloß fran zösische Frage, sondern um ein wirtschaftliches euro päisches Problem. Wenn sich die andern Mächte im Augenblick auch fern halten und vorläufig an Inter vention nicht denken, so sind sie doch wesentlich an der Her beiführung des politischen und wirtschaftlichen Ausgleiches zwischen Deutschland und Frankreich interessiert. Sollte das politische Ziel Frankreichs die Lostrennung des Rhein- und Ruhrgebietes von Deutschland sein, dann hat dieser Kampf kein Ende, und Europa bekommt nie Ruhe. Türkische Beschlagnahme von Bankguthaben. Konstantinopel. Die türkische Regierung setzte in Smyrna eine Liquidationskommission ein, die beschloß, alle Bankguthaben zu beschlagnahmen, die Personen gehören, welche Smyrna ohne Erlaubnis der türkischen Negierung verlassen hatten. Die Kommission beschlagnahmte bereits vie Wertpapiere, die sich in der Baick von Anatolien be fanden. Amerika und die Nuhrbesetzung. Washington. Der amerikanische Handelssekretär Hoover erklärte mit Bezug auf die Rückwirkungen der Ruhrbesetzung für Amerika, daß bis jetzt dadurch die indu strielle Tätigkeit Amerikas eher gefördert als gehindert werde. Auf der anderen Seite sei aber die Ruhr besetzung mit Bezug auf den Absatz der amerikamscheN landwirtschaftlichen Produkt« an Deutschland sehr nach teilig. Deutschland habe bis zur neuen Ernte noch zwei Millionen Tonnen amerikanisches Getreide nötig. Es liege' aber die Gefahr nahe, daß Deutschland die notwendige« Kredite hierfür nicht aufbringen könne. In diesem Falle sei in Amerika ein Preissturz für Getreide unvermeidlich. Massenverfolgungen von Eisenbahnern.: Köln. Die Franzosen besetzten das Amtsgebäude dcs Betriebsamtes Neuwied. Die auf die Zermürbung des Widerstandes der Eisenbahner gerichteten Massenversol- gungen nehmen zu, sind jedoch erfolglos. Es sind neue Ausweisungen aus Dienstwohnungen und babneigene» Mietswohnungen erfolgt.