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Wilsdruffer Tageblatt : 12.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192304129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230412
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-12
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 12.04.1923
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ror-goioenen Maggs wie ein Sarkophag überwölbt. Auf den Plätzen der Neichsregierung schlossen sich an den Reichskanzler der Präsident des Reichstages Löbe und die Mitglieder des Neichskabinctts. Auch die Diplomatenloge war dicht besetzt. Um 10 Uhr erschien Reichspräsident Eber t. Sodann eröffnete das Orchester der Staatsoper die Feier mit dem Tranermarsch aus Beethovens Lroica. NlL die weihevollen Töne verklungen waren, trat Reichskanzler Or. Luno an das Rednerpult und hielt die Trauerrede. »Sind diese Märtyrer von Essen" — so sagte der Kanzler u. a. — „nicht ein Symbol unseres gemeinsamen deutschen Schicksals? Mir ist, als sähe ich hinter den Särgen die schmerzensreiche Schar der Vielen den Weg des Leids in Essen gehen, der Toten, wie der im Kerker Schmachtenden, in der Ver bannung Leidenden, die keine andere Schuld zu büßen halten und haben, als das Schicksal, Deutsche zu sein und die Schuld, es mit Wissen und Willen zu sein. Die Schuld trifft die französischen Machthaber, die zur Durchsetzung einer rechtlosen und erfolglosen Politik Tausende Deutscher, weil sie Nicky Gehilfen des Unrechts fein wollten, von ihren Heimstätten vertrieben, Hunderte eingekerkcrt, zahlreiche Menschenleben ver nichtet haben und auf deren Gewissen- nun auch dieses Massen- siertnu fällt, dessen Opfer hellte bestattet werden. Nicht ein Wort des Bedauerns über diese Vernichtung deutscher Menschenleben habe ich aus dem Munde der amtlichen Ver treter des französisüM Volles vernommen. Im Namen der Toten frage ich die Völler der Erde, wie lange noch wollen sie warten, ehe diesem wahnwitzigen und grauenvollen Mißbrauch der Gewalt ein Ende geboten wird?" Damit kam der Kanzler auf die politischen Kernpunkte der heutigen Weltlage zu sprechen und sagte: „Verständigung boten wir an, Geld und Gut und Ertrag der Arbeit langer Jahre, Sicherheit aus freiem Willen zum Frieden. Man hat nicht ge hört. Selbst dann noch, als der Feind im Lande stand, haben wir wiederholt erkennen lasten, daß wir zu freier, ehr licher und gleichberechtigter Verhandlung bereit und. Ja, wir haben einen praktischen Weg gewiesen, wie das durch den Ruhreinfall saft unentwirrbar geworden« Reparationsproblem zu lösen ist, indem wir uns zu denr Vorschlag deS Leiters der amerikanischen Außenpolitik Mr. Hughes bekannten. Man hat nicht gehört. Alles ist ge schehen, um den Ruhreinmavsch zu vermeiden oder abzukurzen. So wird auch künftig nicht» unterbleiben, was unserem Volke und Lande die Freiheit und den Frieden geben kann. Und auch heute, wo wir am Grabe dieser Helden stehen, wo wir st» zur letzten Ruhe bestatten, sind wir bereit, mit den anderen i»> von jedem Zwang freien, gleichberechtigten Verhandlungen uns auseinanderzusetzen. Aber Freiheit und Frieden müssen gesichert sein, wenn anders nicht die Opfer nutzlos gebracht fein sollen, die wir an Ruhr und Rhein beklagen. DieReparations- Pflicht muß auf daS Maß des Erfüllbaren zurückgeführt, die Erde, in -er Wir heute die elf Braven bestatten, muß frei wer den von Fuß und Hand deS Feindes, die in Gefangenschaft und Verbannung Leidenden wüsten der Freiheit und Heimat wieder- gegeben und keiner Regelung kann zuaeftimmt Iver den, die Ruhr und Rhein territorial verfassungsmäßig antastet. Solange der Gegner zu solcher Regelung nicht bereit ist, muß der Passive Widerstand vom ganzen Volk« mit voller Ent schiedenheit und mit der gleichen Besonnen heit wie bisher fortgesetzt werden. In diesem Kampfe darf es keine Parteien und keinen Unterschied der Klassen aber auch keine Zaghaften und keine Unbesonnenen geben, so wenig dies bei jenen der Fall war, deren Tod wir heute beklagen. In diesem Kampfe darf keiner fehlen." Mit einem Appell an die Nation, alle Kraft an den Abivehrkampf und dis Erreichung des Friedens zu setzen, schloß der Kanzler seine Rede. Der zweite Satz der Veethovenschen 7. Symphonie beendete die ernste, weihe volle Feier. Reichspräsident Ebert und Reichskanzler Cuno begaben sich zu den Vertretern des Essener Werkes und der Arbeiter und sprachen ihnen persönlich mit Hände druck ihr Beileid aus, dann ging die Trauerversammlung still auseinander. Der Mein—Herne-Kanal gesprengt. Unübersehbarer Schaden. An der Stelle, an der der Rhein-Herne-Kanal bei Henrichenbura über die Cmscker fübrt. wurde von und«- munter Seite die Kanalbrücke gesprengt. Die Wassermassen des Kanals stürzten mit wildem Tosen in dir Emscher. Mehrere Holzbrücken, die dem gewaltigen Wasserdruck nicht standhalten konnten, wurden hinwcgge- schwemmt. Der Herner Hasen und weite Strecken des Kanals waren in wenigen Stunden fast völlig wasserlos Zahlreiche beladene Kohlenkähne sind umgekippt. Uber die Ursache dieser Zerstörung verlautet, daß an- ge!stich ein Kahn gesprengt werden sollte. Dabei ist die Bombe wohl nicht richtig angesetzt worden, und statt des Kahnes wurde die Kanalböschung gesprengt. Die Fran zosen hatten diesen Teil des Kanals, der nunmehr unbe fahrbar geworden ist, dazu benutzt, Kohlen und Koksvor- ritte von den Halden der dort liegenden Zechen abzutranS- portieren. poUMcds KuncllckL«. Deutsches Reich. Friedensverhandlungen in Memel. Zwischen den wegen der Bedrängung des Deutsch tums in den Streik getretenen Gewerkschaften und dem stellvertretenden Oberkommissar der einmarschierten Litauer werden Friedensverhandlungen geführt. Der Oberkom- misfar hat in denjenigen Punkten der von der Steitleitung überreichten Forderungen, die zu seiner Zuständigkeit ge bären, Entgegenkommen gezeigt. Insbesondere ist der Oberkommissar bereit deutsche Eingaben und Schriftstücke in Zukunft deutsch zu beantworten, sobald ihm genügendes deutschsprechendes Personal zur Ver fügung steht. Dann soll ein Mitglied der Gewerkschaften in die Aufenthaltsbewilligungskommission emtreten. Die Arbeiterführer haben mit den Vertrauensmännern wegen verschiedener wichtiger Punkte, wie der Freilassung der Ge fangenen, Fühlung genommen. Die Verhandlungen wer den fortgesetzt. Amerikanische Ersatzansprüche 1 Milliarde geringer. Die Meldung, daß die zur Anmeldung gelangten ame rikanischen Kriegsschadenersatzansprüche an Deutschland sich auf 1 Milliarde und 187 Millionen Dollar beliefen, war s anscheinend falsch. Nach neueren Mitteilungen fordert i Amerika eine ganze Milliarde weniger, also nur i87 Millionen Dollar. Der Irrtum soll aus einem t-ch- nischen übermittlungssehler beruhen. Belgien. X Belgien will Zinsen an Amerika zahlen. Wie aus Washington berichtet wird, hat Belgien, ohne die Initia tive Frankreichs oder Italiens abzuwarten, in Washington mitteilen lassen, daß es sobald wie möglich mit der Zinsen zahlung für seine Schulden bei den Vereinigten Staaten zu beginnen beabsichtig«. Die erste Zinsrate ist in diesen Tagen fällig. Es verlautet, daß eS sich um einen einleiten den Schritt Belgiens zur Liquidierung seiner gesamten Schuld handele. Der Prozeß -er Papiergroßhän-ler. Alt» An-,klagt«» fr,i-«sproch«n. ». Berlin, 1v. April. Der Prozeß gegen den Dresdener Papiergrobhändler Wöhler und Genossen, der hier vor der ersten Strafkammer der Landgerichts III zur Verhandlung kam, hat mit der Frei sprechung aller Angeklagten geendet, nachdem der StantS« anwult Geldstrafen biö zu 150000 Mark beantragt hatte-, dic nicht unerheblichen Kosten deS Verfahren» hat di« Staat-kaff« zu trage». Der Angeklagte R o a ck, der die Firma Wöhler in Berlin vertrat, und Wöhler selbst hatten behauptet, daß die Außenhandel-steile für Ein-und Au «fuhr von Zeitungkpapier die verschiedenen Papiergrobhandlun- gen bei -eu Sin- und Ausfuhrbewilligungen nicht gleichmäßig behandele und x. «. dir Firma H a rt m an n u. T ». in Berlin bevorzugt habe. In der Urteilsbegründung wird nun darauf hingewiesen, daß Noack und Wöhler sehr wohl zu Lieser An sicht gelangen tonnten und die Überzeugung gewinnen muhten, vaß die Außenhaudelsstelle keinen amtlichen Charakter habe, da eine Behörde di« Firmen, die mit Anträgen an sic heranträten, wohl kaum fo unaleich behandelt baden würde. SS komm, bin« zu, daß die Meinung verbreitet gewesen sei, daß der Vorgänger des Geheimrats Psundtner, des Reichsbevollmächtigten der Außenhandelsstelle, sich gewissen Zuwendungen gegenüber nicht unzugänglich gezeigt habe. Ob der Vorwurf begründet sei, könne dahingestellt bleiben, wesentlich sei, daß die Angeklagte.i nach dem ganzen Verhalten der Anßenhandelsstelle annehmcn konnten, daß er es sei. Der Prozeß hat also, wie man sieht, mit einer nicht sehr erfreulichen Kennzeichnung der Papier-Außenhandelsstelle ge- endet. Es hat sich gezeigt, daß sie — wenn auch vielleicht un bewußt — weniger den Außenhandel, als die Interessen ge wisser Großindustrieller, im vorliegenden Falle die des Papier großhändlers Hofrat Hartmann, gefördert habe. Hart mann, der erst vor wenigen Jahren fast mittellos aus Ungarn nach Berlin kam, gehört heute zu den reichsten Männern Deutschlands, ja einer der Angellagten behauptete sogar, daß er der weitaus reichste Industrielle im ganzen Deutschen Reiche sei. AuS der Beweisaufnahme ergab sich, daß die Außenhandelsstelle nicht einmal in der Lage war, zu verhindern, daß Waren mit falscher Deklaration nach anderen als den Bestimmungsländern verschoben wurden, daß mit gefälschten und echten Ausfuhr- bewilligungen ein schwunghafter Handel getrieben wurde, und daß Bestechungsversuche etwas Alltägliches waren. Unter diesen Umständen war es für die Anßenhandelsstelle gewissermaßen eine Art Ehrenrettung, als ihr das Gericht in der Urteils- bearündung den amtlichen Charakter absprach. A-O uns Jem. o Minister Groener gegen den Amtsstil. Durch einen Erlaß des Verkehrsministers Groener sind alle Reichseiseu- bahninstanzen ausgefordert worden, sich einer klaren, kurzen und reinen Amtssprache zu bedienen und sich in Zweifels fällen an den Allgemeinen Deutschen Sprachverein zu wen den. — Wir fürchten, daß dem ollen ehrlichen Amtsstil und seinen oft halsbrecherischen Sprachkunststücken gegenüber sich selbst der sprachgewaltige deutsche Sprachverein als machflos erweisen wird. O Keine Reklamen für Alkoholgetränke aus den Eisen bahnen mehr. Die Reichsbahn hat, dem Vernehmen nach, zum 1. September alle Verträge über Alkoholreklamen aekündiat. O Explosion in einer Pulverfabrik. In den Pulver fabriken Bömlitz bei Walsrode ereignete sich eine gewaltige Explosion, der drei Arbeiter zum Opfer fielen. Zwei Schwarzpulvermühlen sind in die Lust geflogen. Die ver unglückten Arbeiter sind Familienväter. O Kohlenschiebungen im Waldenburger Revier. Die Polizeibehörde ist großen Kohlenschiebungen im Walden burger Gebiet, die bis in das Jahr 1021 zurückreichen, auf die Spur gekommen. Es handelt sich um Schiebungen, die in die Milliarden gehen. Bis jetzt wurden sieben Personen verhaftet, darunten der Direktor Moskawa von der Kreis- lohlenstell«. O Hinrichtung schwarzer Franzosen. Die beiden algeri schen Schützen, dis im November vorigen JahreS in der Wirtschaft Kullmann in Sossenheim den Schneider Ried er schossen und die Tochter des Wirtes schwer verletzt hatten, find jetzt in Mainz hingerichtet worden. O Großseuer in Steinach am Brenner. In dem! Tiroler Kurort Steinach am Brenner brach ans bischer unbekannter Ursache Großfeuer ans. Sechs Gehöfte brannten ab, dar- unier das bekannte Hotel Steinbock, das vollständig ver nichtet wurde. An den Löscharbeiten beteiligte sich die Innsbrucker Feuerwehr, die mit einem Sonderzug nach Steinach befördert wurde. O Kamps gegen die Betäubungsmittel. Die amerikanische Negierung will Len anderen Ländern den Abschluß eines Abkommens über den Kampf gegen die Betäubungsmittel Vorschlägen. In diesem Zusammenhang wird mitgeteilt, Laß gegenwärtig in den Vereinigten Staaten fast 1500 000 Personen sich dem Opium- und Kokaingenuß hingeben. Auch unt«r den Schulkindern seien Liese Laster verbreitet, und in den Gefängnissen treiben di« Gefangensnwärter einen starken Handel mit Betäubungsmitteln, cs) Internationale Konferenz gegen den Aussatz. Die französische Regierung hat für den 28. bis 31. Juli eine internationale Konferenz gegen den Aussatz nach Straß burg einznbsrufen beschlossen. Es ist dies Lie dritte K»n- feienz dieser Ari. Das HeiraisjaHr. W LuMsl-Rovzan in zwölf Kapitän- Lon F-dar » Zabeltitz, (23. Fortsetzung) (Nachdruck verbot«».) Man konnte bedauern, daß kein Momentphotograph in die sem Augenblick die Gruppe der Umstehenden in ihrem ver schiedenartigen Gesichtsausdruck für die Nachwell festhielt. Freese schien sein Bekenntnis vollständig erschöpft zu haben; in schrosfem Gegensatz zu seiner Apathie stand dagegen das Be nehmen des Handwerksburschen. Dieser junge Mann wurde plötzlich lebendig, gestikulierte aufgeregt und begann eine Reihe unartikulierter Laute hervorzustoßen, nieste auch zwischenducch häufig, was ihn besonders zu ärgern schien und stampfte schließ lich wütend mit dem Fuße auf. Tübingen wußte gar nicht, was er denken und sagen sollte, sondern schüttelte nur fortwähren den Kopf, während es über Las Diplomatongesicht des alten Teupen wie brennende Neugierde zuckte. Neben dem Grafen standen die Baronin, Benedikte, Trudchen, Nelly und die Zwil linge — alle sechs mit großen verwunderten Augen — und hinten an der VeranLawand hatte Riedecke Aufstellung genom men, dem förmlich die Knie schlotterten. Ihm kam die ganze Geschichte höchst unheimlich vor — fast wie eine Verschwörung. Er sah blaß aus. Tübingen erholte sich zuerst von fekner Verwunderung und wandte sich an den Kandidaten. „Erlauben Sie mal," sagte er, „das tst ja —i, du Donner wetter, das ist ja eine tolle Geschichte! Wie sind Sie denn eigentlich hierher gekommen?" Diese Frage war wiederum sehr fatal für Freese. Da er aber bei der Wahrheit bleiben wollte, so erwiderte er: „Das weiß ich eben auch nicht, Herr Daron!" Erneutes allgemeines Kopfschütteln. Tübingen wollte aber mals heftig werden. „Sie müssen doch wissen, wie Sie hierher gekommen sind, lieber Herr! Ich l>abe mir eingebildet, Sie wären der Doktor Haarhaus, weil ich geglaubt habe, mein Sohn Max hätte Sie gestern abend mitgebracht!" „Aber Herr Baron," antwortete Freese vsrzweiflungsvoll, „ich kenne ja dock) Ihren Herrn Sohn Max gar nicht!" Tübingen kribbelte es in allen Fingerspitzen vor Nervosität. „Riedecke!" schrie er. „Komm einmal her, Riedecke! Ist dieser Herr hier gestern abend mit meinem Sohn auf unserm kleinen Jagdwagen angekommen oder nicht?" „Jawohl, Herr Varon," erwiderte Riedecke; „Stupps und ich haben ihn abgeladsn." „Na also!" sagte Tübingen; „was bestreiten Si« denn das, lieber Herr? Da müssen Si« Max doch auch kennen! Wo hat er Sie dmn auf den Wagen genommen?" Dem Kandidaten war zum Weinen zu Mute- Allmächtiger, wie fürchterlich betrunken mutzte er gewesen sein! Vielleicht hatte dieser Baron Max ihn irgendwo im Walde schlafend ge- funden und aufgelesen! Es war ja gar nicht anders denkbar! Nun mischt« sich auch Graf Teupen tn Las Jnquisitoriuna „Wir müssen logisch vorgehen, Eberhard," meinte er wohl wollend. „Die Sache ist höchst interessant. Wetter Hen, Sie sagen, Sie wären entschieden nicht der Herr Doktor Haarhaus?" „Nein," entgegnete Fresse, während der Handwerksburschr ja etwas sagen zu wollen schien, jedoch nicht dazu kam — zunächst weil er ein halbes Dutzend Mal niesen muUe, und des weiteren, weil Graf Teupen mit wehrender Handbewegung zu ihm be merkte: „Sie schweigen, mein Lieber! Wir werden später eine eingehendere Fragestellung an Sie richten, denn mit Ihnen scheint auch nicht alles in Ordnung zu sein . . ." Und dann wandte er sich an Freese zurück: „Beweisen bie Ihre Ler- neinung, mein Herr!" Freese machte zunächst ein etwas verblüfftes Gesicht und er widerte sodann: „Wer der Herr Graf werden gehorsamst ver zeihen, ich muß doch wissen, wer ich bin!" „Das scheint mir eben noch sehr die Frage," sagte Gras Tru gen, und Tübingen fiel ungeduldig ein: „Halten wir Li» Sache nicht auf! Sie find also Herr Reinbold?" „Freese, Herr Varon. Mein Nam« ist Fr««^ —" „Da siehst du es ja," flüsterte Teupen semem Schwiegersohn in das Ohr. „Der Mensch ist geistesgestört. Sei vorsichäg!" „In Ihren Briefen haben Si« sich jedenfalls Reinbold ge nannt," nahm Tübingen, stark mißtrauisch geworden, wieder das Wort; „und Reinbold stand auch in den enqrschlenden Do kumenten, die Sie mir einsandten. Ich habe ja doch Li« Pa piere noch oben!" Die Stimme des Kandidaten zitterte bei der Antwort vor Er regung. „Entschuldigen Sie, Herr Baron," sagte er, „die Sache ist leicht erklärt. Mein Freund Reinbold war in letzter Stunde verhindert, Ihrem ehrenvollen Rufe Folge zu leisten, und hat mich gewissermaßen ais Ersatzmann zu Ihnen geschickt. Ms Be weis meiner Angaben führ« ich einen eigenhändigen Dries Reinbolds bei mir — auch stehen Ihnen noch weiter« Beweis stücke zur Identifizierung meiner Persönlichkeit zur Verfügung, als da sind: Geburtsschein, Taufschein, Impfschein, Konfirma- ftonsschsin, Schulzeugnisse, Abiturientenzeugnis, eine Empfehlung von Herrn Professor Cornelius Dassel, ein Empfehlungsschrei ben des Hofpredigers Merlow, dessen beide Knaben ich drei- mertel IaLr lang unterrichtet habe, ferner ein Schreiben des Bankiers Teterow, in Firma Teterow und Mnkenhagen —" Der Daron winkte mit der Hand. „Es ist gut — es ist gut," warf er ein; „ich mißtraue Ihnen ja nicht — ich — ich muß sagen, daß mir ganz drchig im Kopfe ist! So eine Konfusion ist mir mein Lebtag nicht vorge kommen!" Und plötzlich wurde er wütend. „Was wollen Si« denn noch hier?" schrie er den Handwerksburschen an, über dessen verschnupftes Gesicht es humoristisch zu zucken und zu leuch ten begann; „ich glaube gar, der Kerl amüsiert sich auf unsere Kosten! Wo steckt Max? Der hat Len Doktor Haarhaus mit gebracht — oder vielmehr den Reinbold — oder vielmehr den andern —" der Baron prustete vor Aufregung — „Max muß die Sache in Ordnung bringen! Jungens, seht euch einmal nach Maxen um! Ricdecke, schläft -er Herr Assessor denn noch? Er soll herunter kommen — es handle sich um eine wichtige An gelegenheit! Aber sofort!" Die Baronin wandte sich mit einigen beruhigenden Worten an ihren Gatten, Ler sich mit seinem großen, roten Taschentuch« Lust zufächelte, währen- Graf Teupen mit wachsendem Er- staunen das Verhalten des Handrverksburscben betrachtete, der von der Verarcka herabgestiegen war, am Stamm« einer Ver großen Kastanien lehnte und sich über die Komödie wirklich außerordentlich zu amüsieren schien. Da er seiner totalen Heiser keit wegen nicht sprechen konnte, so krächzte er nur, und machte im übrigen denEdidruck, als beabsichtige er nicht eher den Schau platz zu verlassen, ehe Ä« seltsame Komödie nicht ihren Abschluß gefunden habe. Inzwischen hatte sich Riedecks auf die Beine gemacht, um Max zu wecken. Aber das war nicht mehr nötig; Max sprang dem Alten bereits auf der Treppe entgegen. „Spät geworden, Wedecke!" rief er; „ist Doktor Haarhaus schon unten?" „Jawohl, gnäd'ger junger Herr — oder nein," erwidert« Riedecke, „o, du mein Gott, wie gut ist es, daß Sie endlich da sind! Nun denken Sie bloß einmal an, gnäd'ger Herr, da hoben wir alle den Herrn, den Sie mitgebracht haben, für Herrn Doktor Haarhaus gehalten — das ist er aber gar nicht! Das ist nämlich unser neuer Hauslehrer, urD der ist es auch nicht, sondern ein andrer —" „Max!" erscholl in diesem Augenblick die Stimme Tübingens, und der Hausherr trat auf Len Treppenflur; „na, Gott sei Dank, daß du endlich da bist! Was ist denn das für eine Heilloss Wirtschaft? Wir bilden uns ein, du hättest gestern abend den Haarhaus mitgebracht, und statt dessen schleppst du den neuen Hauslehrer mit — und den auch nicht einmal —" Tortklwni KlsLI i Ei soll in ! Geschick; handelt das Gr schaffen Blatt z staben l und Ro schen, d halten Wander 1 Ei staltunk Kant h allgeme teste Kc Doms, Grabstc sondere schafft» Jahren entspre« malsfil Hunder die M Stoa energis Gruftki Chor k großen im Im Verehr vor all Kirche Kirchgc Kirchen gegenü Gruft gleiche ein Eh den so sein wi 4 B Buchbi bände fahrun barkeit Er sell leLer ( fei. D B Einzel Hanm die V zurück, sckrctä wurde Besatz Nuhrx D lich w jedem erlegt sranzö mache: beamt zu lest Reise dortig dies» Reiche fügun -le f lunger T Dr. H Besatz nickst i Unken F koloni gewal milier gesten bahnr sollten solgui F:in! E nr'eift birekii rn fü! l-rafe. § Die waren »um begehr spätuv Winkl Plätze Proiei den E Böttch
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