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Wilsdruffer Tageblatt : 31.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192303318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230331
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-31
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 31.03.1923
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Buner uns ManDem aucy . . . acy, . . . UND sie Farve, . . . nicht zu beschreiben! Der Herr Baron aß mit Todesverachtung, was ihm da als „SelLsigebackenes" von Fräulein Kallemann angepriesen war. Aber zu dem erwarteten Heiratsanirag kam es nicht. Es war jammervoll. Noch vor dem Abendessen verabschiedete er sich und ward nie mehr gesehen . . . Aber drei Treppen links im Gartenhaus, wo die schnee weißen Mullgardinen kunstgerecht gestopft und ausgeklügelt zum Ostertage an den Fenstern hingen, . . . mein Gott, sah es da festlich aus! Am Vormittag schon war die ganze Familie erregt und erwartungsvoll um die großen Stollen herumge schlichen, die Lenchen vom Bäcker geholt. Man erinnerte sich aber, nicht Rosinen in den Teig getan zu haben, oder irgend ein so herrliches Aroma, wie es aus dem Osterkuchen strömte. Die Kinder hatten zuerst probiert, . . . dann schnitt Vater ein Stückchen ab und Mutter schalt nicht einmal, sondern trippelte ängstlich um die fürstlichen Osterstollen herum. »Mein Gott, ich verstehe nicht, wie Lenchen solchen Kuchen backen konnte!" Das blonde Lenchen wurde abwechselnd blaß und rot und Wußte es selber nicht. Sie glaubte an Wunder. An einen guten Ostergeist ... an Heinzelmännchen ... an segenspendcndc Feen, an alles Gute und Schöne überhaupt, seit der Hans wieder von seinem Kriegsleiden gesundet war und sich für den heutigen Osternachmittag zuM Kaffee angesagt hatte. Und nun noch diese Überraschung mit den beiden Fest kuchen! Diese Angst um das Gelingen, nachdem man sich das Mehl monatelang vom Munde abgespart, und nur Süßstoff, Margarine und Wasser mit Eipulver vermischt zu diesem Mehl getan ... ja, es mußte noch Wunder geben. Als am Kaffectisch am Nachmittag der Gast endlich da War, erzählten ihm die Kinder im Triumph, daß Lenchen die Stollen ganz allein gebacken und alles dazu vom selbstverdien ten Gelde gekauft hätte. Das blonde Mädel wehrte sich zwar, wurde noch rosiger und hübscher als es schon war, und schüttelte nur immer den Kopf, wenn alle ringsumher vor Staunen nicht mehr wußten, wieviel Stücke sie von diesem unbeschreiblich guten Kuchen eigentlich essen durften. Hans aß jedenfalls am meisten. Mit jedem Bissen wuchs sein Glück, seine Behaglichkeit, sein Heimatsgesühl und seine Liebe. Und nach dem Kaffee, als er ein Paar Minuten im dunklen Korridor mit Lenchen allein war, wußten beide nicht, wessen Mund süßer War von den vielen Rosinen, dem Zucker und Kem Zitronat. Sie mußten lange studieren, bis sie es herausfanden . . . Und da war die Osterverlobnng fertig! Die böse Tat des kleinen, blassen Bäckerjungcn hatte einen Segen aufzuweisen, der-" ihm zwar das geliebte Fräulein Lenchen nahm, aber sie selbst mitten ins Glück hineinsetzte . ., Ostergeschichie — OsterWen. Vom Frühlingsscst zum christlichen Ostern. — Der Passah, streit. — Das Ostergelächter. — Oster- und Passions- spicle. — Osterei und Osterhase. — Eierspiele. — Eier rollen im Weißen Hause. Wenn die Zeit kam, da die Frühlingssonne mit ihren warmen Strahlen die Natur zu neuem Leben erweckte, feierten die alten Germanen ihr Frühlingsfest. Sie feierten das wiedererwachende Grün und vor allem die Sonne, das Licht, das aus dem Osten kam, und nach dem sie ihr Frühlingsfest auch benannten. Die schönste Bedeutung erhielt das Osterfest durch die Lehre des Christentums, die in ihm nicht mehr das zeit liche Sonnenlicht, sondern das ewige H i m m e l s l i cht, die Auferstehung des Heilandes und Erlösers vom Tode feiert. Schon in den ersten Jahrhunderten, ja wahrschein lich schon zur Zeit, als die Apostel noch lebten, wurde das Osterfest als das Erinnerungsfest an die Aufersteh ung Jesu, an den Sieg des ewigen Lebens über den Tod gefeiert. Und schon damals galt es als Freudenfest. Die christlichen Kaiser Roms begnadigten in dieser Zeit Verbrecher; man ließ Sklaven frei und gab den Armen Almosen. Es durfte auch keine schwere Arbeit verrichtet werden. Die Festsetzung des Festes auf eine gewisse Zeit führte schon in der Mitte des zweiten Jahrhunderts zu Streitigkeiten, und zwar zu dem berühmten Passahstrcit zwischen der kleinnsiatischen und römischen Kirche, der lange unentschieden blieb und erst im Konzil zu Nicäa im Jahre 325 zugunsten der römischen Kirche entschieden wurde. Von den Ostersitten des Mittelalters muten uns heute wohl manche sonderbar an. Vor allem der sehr be liebte Brauch der am Ostermorgen in der Kirche erzählten Ostermärchen, die der Erzähler so heiter fassen mußte, daß die Gemeinde in ein Helles Gelächter, das Ostergeläch- tex,-ausbrach^. Inniger waren die kirchlichen Oster- Das Heiratsjahr. Von Fedor v. Zobeltitz. (18. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Doch immer fester umhüllte die Nacht den Wald mit ihrem Mantel. Sie stieg feierlich vom Himmel herab, weit und schwarz, und deckte Finsternis über die Erde. Am Himmel ent zündete sich Stern um Stern, aber der Mond mit seinem glän zenden Licht war noch nicht ausgegangen. Es blieb dunkel hier unten. Freese war müde, geistig und körperlich. Er hätte sich am liebsten unter einen Baum gelegt und wäre eingeschlafen. Wieder blieb er kopfschüttelnd stehen. „Das geht nicht," sagte er sich, „ich muß weiter!" Und er entkorkte von neuem feine Feldflasche. Er war auch durstig. Mit leisem Gluckern rann der Alkohol in seine Kehle. Sapperlot — das war ein kräftiger Schluck! Es blieb nicht viel zurück in der Flasche. Nun lachte der Kandidat laut und herzlich auf. Er war wieder sehr lustig geworden. Er fuchtelte mit seinem Stocke in der Lust herum und begann Selbstgespräche zu halten. „Ich soll Furcht haben?"! sagte er laut, obwohl ihn kein Mensch danach gefragt hatte, und warf sich mächtig in die Brust. „Oho — da soll mir nur einer kommen! Nein, Herr Baron — da muß ich doch gehorsamst bitten!" Er horchte auf, doch selbstverständlich antwortete ihm niemand, was ihn auch nicht weiter in Erstaunen setzte. „Bitte recht sehr, Herr Baron," fuhr er energisch fort, „ich habe den weiten Weg nicht gescheut — nein, ich habe den weiten Weg nicht gescheut — und das kann ich verlangen, Herr Baron — das muß ich sogar verlangen — ich habe auch Ehre im Leibe! Da muß ich gehorsamst bitten — alles, was recht ist — ich habe auch Ehre im Leibe — Herr Baron..." Im Weiterschreiten verlor sich Freeses Selbstgespräch zu leisem Murmeln. Nur hin und wieder schwoll seine Stimme an. Das „Bitte ganz gehorsamst, Herr Baron!" wiederholte er in verschiedenfacher Modulation und meinte auch zuweilen, als ob man ihm widersprochen hätte: „Nein, nein — oho — da bin ich doch andrer Meinung, geehrter Herr Baron!" Plötzlich schrie er laut auf. Er hatte einen kräftigen Schlag mitten auf die Stirn erhalten. spiele des Mittelalters, von oenen uns nocy mancye in ihrer ganzen Eigenart erhalten sind. Es waren förm liche Schauspiele, die da in der Kirche abgehalten wurden. Auf Grund der Helligen Schrift abgefatzt und ausschließ lich von Männern, anfangs nur von Geistlichen, später auch von Bürgern und Bauern, nie aber von Schauspielern dargestellt, wurden sie bis zum 14. Jahrhundert lateinisch, später aber deutsch gespielt. Der Stoff behandelte natür lich immer die Bufe rst eh un g d e s H e r rn. Man gab später den gleichfalls das Leiden und Sterben Christi dar stellenden, aber in edlerer Form gehaltenen Passions- spielen den Vorzug. Unzertrennlich von der Feier des Osterfestes sind die Ostereier. Die ursprüngliche Sitte kennt nur das hart gekochte und bunt gefärbte Hühnerei. Ausschließlich deut schen Ursprungs ist das Märchen vom Osterhasen, der Eier legt. Mit den gefärbten Eiern, die unserer Sitte nach zu erst versteckt und von den Kindern gesucht werden müssen, ehe sie sie erhalten, wird auch von den Er wachsenen allerhand Spiel getrieben. Zu den bekann testen Eierspielen gehört das besonders bei der Jugend sehr beliebte Eierpicken oder -kippen. Mit einer Art Wett lauf ist das sog. Eierlesen verbunden, das sowohl in Nord als auch in Süddeutschland gelegentlich stattfindet. Ziem lich selten, aber doch noch nicht ganz vergessen ist das Eier rollen, wobei man die Eier von einem Hügel herabrollen läßt. Auch hier muß beachtet werden, daß das Ei nicht zerbricht. Diese Sitte liegt einem Spiel zugrunde, das alljährlich im Garten des Weißen Haufes in Washington stattfindet, und das den amerikanischen Kindern viel Spaß macht. Aus Studt und Laur. «»«Li <»> «Xi» «MX«'- «x«« im»»»«» Wilsdruff, am 31. März 1923. — Das sächsische Ministerium führt den Gejunöheitsfchsin ein. Das sächsische Kultusministerium ordnet die Einführung eines einheitlichen Eesundheitsscheines für die Schulen an. Für jeden Schüler der öffentlichen und privaten Volksschulen ist nach der ersten Aufnahme ein Gesundheitsschein anzulegen und fort zuführen. Den Eltern ist die Einsicht in den Schein zu gestatten. Für die Erhebung zur Vorgeschichte des Schülers ist ein Eltern fragebogen zu verwenden. Auch für den Arzt sind entsprechende Bewertungsfächer vorgesehen. Ein vom Reichsministerium des Innern übersandter Entwurf für einen einheitlichen Gesundheits schein sieht folgende Prüfungen vor: 100-Meter-Lauf (in Se kunden), Hochsprung und Weitsprung ohne Sprungbrett (in Zen timetern), Kugelstoßen (5 Kilogramm in Zentimetern), Baikweit- wurf (70—80 Gramm in Metern) und 2-Kilometer-Laust (frei willig) in Minuten und Sekunden. — Für das Hilfswerk Meißen Stadt und Land (Notge meinschaft) sind in der Zeit vom 15. bis 22. März d. I. folgende Zahlungen eingegangen: Handel und Industrie: Maschinenfabrik Agra, Coswig, 20000 Mk; Fa. Iulius Tittelbach, Meißen- Buschbad, 20 000 Mk.; Landwirtschaft: 3 950 0O0 Mk.; Handel: Getreideeinkauf Meißen Stadt und Land 250 000 Mk.; Deut scher Gewerkschaftsbund: Beamte der Strohfabüken Kötitz, 46 000 Mk.; Personal der Fa. Rothe, Meißen, 27 000 Mk.; Beamte und Angestellte: Direktor Nieß, Meißen 1000 Mk.; Direktor Richter, Meißen 1000 Mk.; Prokurist Ziehner, Meißen 500 Mk.; Freie Berufe: Dr. Franke, Meißen 1000 Mk.; Tier ärzte 38 000 Mk.; Bamten und Lehrerschaft: Eisenbahn-Neubau amt 30 000 Mk.; Beamtenschaft des Gemeindeamtes Sörnewitz, 384 Mk.; Beamtenschaft des Gemeindeamtes Scharfenberg, 4800 Mk.; Reinsberger Pfarrerkonferenz, 5300 Mk.; Beamte des Gemeindefürsorgeverbandes Meißen-Land, 3050 Mk.; Ver schiedene: Bezirksverband der Amtshauptmannschaft Meißen, 20 000 Mk.; Alfred Grahl, Meisatal, 2000 Mk.; Zimmer, Mei ßen, 500 Mk.; G. W. 1000 Mk. — Das zeitige Barfußlaufen ist ein alljährlich zum Beginn des Frühlings in Erscheinung tretender Leichtsinn. Kaum ist die Erdoberfläche von der Sonne auf einige Zentimeter tief er wärmt, so sieht man auch schon Kinder barfuß umherlaufen. Die Eltern, die das dulden, handeln sehr unvernünftig, denn sie überlegen sich nicht, welchen Gefahren ihren Sprößlingen aus gesetzt sind. Nicht nur schwere rheumatische Leiden kann das frühzeitige Barfußgehen verursachen, sondern auch Lungen- und Rippensellentzündung mit schneller Todessolge können eintreten, „Das war ein Baum," sagte er sich, „da bin ich dagegen gelaufen." Er tastete sich mit beiden Händen vorsichtig weiter. „Richtig — da steht er ja!" murmelte er. „Donnerwetter, was brummt mir der Kopf! Und die Beule morgen früh! Da werde ich einen guten Eindruck machen! Aber dafür kann ich nichts, hochgeehrter Herr Baron — alles was recht ist — ich bin auch nur ein Mensch!" Er faßte auf seinen Kopf, auf dem er eine unangenehme Kälte zu spüren vermeinte. „Wo ist denn mein Hut?" überlegte er. „Ich hatte doch einen Hut — natürlich hatte ich einen Hut — das weiß ick ganz bestimmt. Ich kann doch nicht ohne Hut abgereist sein!" Er lachte leise vor sich hin und bückte sich, um den beim Anprall gegen den Baum herabgefallenen Hut zu suchen. Da bei verlor er das Gleichgewicht und saß, ehe er sich dessen ver sah, aus der Erde. „Plumps!" sagte er, und dann bemühte er sich, die durch den ungewohnten Alkoholgenuß aus allen Winkeln seines Hirns aufgestöberten Gedanken ein wenig zu sammeln. Es gelang ihm aber nicht. „Ich weiß gar nicht, wie mir zu Mute ist," simulierte er. . „Mir ist so komisch zu Mute. Ich möchte mal einen Kognak trinken — das wird mir gut tun. Der brennt, aber er stärkt." Er löste seinen Tornister und kramte in ihm umher. „Aha," meinte er — er sprach jetzt laut vor sich hin — „da haben wir ihn! Aber bloß einen Schluck, Herr Freese, sonst wirds zu viel. Wie Sie wünschen, Herr Baron — ganz wie Sie München, aber csiles, was wahr ist " Er trank bis zur Neige, riß noch einmal die Augen weit, sehr weit auf und fiel dann um. Er schlummerte sofort ein und schlief so fest, daß man eine Pistole vor seinem Ohre hätte abschießen können, ohne ihn zu wecken. Die Nacht schritt weiter durch den schweigenden Wald. Noch immer wollte sich der Mond nicht zeigen, und deshalb wohl auch hielten die Nixen und Elfen zurück, die sonst auf den Goldstrahlen zu tanzen und sich auf den glanzumflosfenen Lich lungen im Reigen zu schlingen pflegten. Nur die Sterne prang ten nach wie vor am stahlblauen Himmel, aber ihr Schimmer war nicht hell genug, das dichte Blättergewirr der Buchen zu durchbrechen, unter dem die Nacht triumphierend ihre schwarzen Gewebe ausspann. Und wie geheimnisvoll still es war! So still, daß man den «nm* ' anlage dar. Die an den Reichsbankdiskont angelehnte Verzin sung gewährt die der jeweiligen Lage des Geldmarktes entspre- ! chende Rente, die, nachdem neuerlich die Kapitalertragssteuer bis ! auf weiteres aufgehoben ist, unverkürzt gewährt wird. Zem-- nungsstellen sind sämtliche sächsische Sparkassen (Girokassen), ! Banken, Bankhäuser und Kreditgenossenschaften; bei ihnen sind! Zeichnungsscheine mit näheren Darlegungen über die Anstalt er-! hältlich. — Burlhardswalde. Letzte Woche ging die Vortragsreihe! über Fritz Reuters „Ut miüe Stromtid" zu Ende, mit welcher j der bekannte Reuterverehrer, Herr Oberlehrer Blum, Meißen, I den Winter über oft bis in die Nacht fesselnd eine zahlreiche! dankbare Zuhörerschaft von hier und Umgegend erfreute. Das! große Lebensbild Reuters mit seiner meisterhaften, humorvollen! und auch tiefernsten Schilderung des Landlebens, mit all seinen prächtigen Menschen, die der Vortragende lebenswahr herauszu arbeiten verstand, hat seinen großen, nachhaltigen Eindruck nicht verfehlt. Das brachte auch Herr Gutsbesitzer Klügel, Schmiede- f walde, welcher sich um das Zustandekommen der Abende be mühte, mit herzlichen Dankesworten zum Ausdruck. — Waldheim. In Sachen der kostenlosen Totenbestattung ist der Stadtverwaltung ein ablehnender Bescheid vom Ministe rium eingegangen. Begründet wird er damit, daß Kopssteuern, wie in dem Ortsgesetz eine solche zur Deckung der Kosten vor gesehen, war, nicht neu eingejührt werden dürfen. Die An gelegenheit fei bis zum Erscheinen des in Vorbereitung befind lichen Landgesetzes über die kostenlose Totenbestattung zurück zustellen. zumal die körperliche Widerstandskraft unserer heutigen Jugend durchweg gering ist. Außerdem hat das naßkalte Klima des letz ten Jahres den Boden so stark ausgekühlt, daß es sich nicht emp fiehlt, vor Mai barfuß zu lausen. lü Abgabe der Steuererklärungen. Ms letzte Frist sur die Abgabe der Vermögens- und Einkornmensteuer- erMrungen g-ilt der 30. April. Die Vordrucke gehen den Steuerpflichtigen Anfang nächsten Monats zu. Eine vor herige Abgabe der Formulare findet nicht statt, da diese erst im April den einzelnen Finänzämtern zur Verfügung gestellt werden können. Eine Verpflichtung zur Abgabe der Erklärungen besteht auch dann, wenn ein Steuerpflich tiger den Vordruck nicht erhalten hat, vorausgesetzt, daß sich seine Steuerfreiheit nicht unmittelbar aus dem Gesetz ergibt. Die zwei Drittel der Zwangsanleihe sind ebenfalls bis rum 30. Avril ru reickmew und einruLablen. lll Postalisches. Am 1. April wird im inneren deutschen Verkehr sowie im Verkehr mit Danzig, Luxemburg, Memel gebiet und Österreich für Warenprobensendungen eine Vor stufe bis zum Gewicht von 100 Gramm zum Gebührensatz von 60 Mark eingeführt. ül Die GroMadtvlätter rm April. Die April-Bezugs- vreise sämtlicher Zeitungen sind infolge der weiter ge stiegenen Papierpreise und der gesamten Herstellungs kosten wesentlich erhöht worden. So kosten z. B. für April das Berliner Tageblatt 10 000 Mark, die Deutsche Allgemeine Zeitung 9000 Mark, die Vossische Zeitung 8000 Mark, alle übrigen bekannten Berliner Zeitungen schwanken mit wenigen Ausnahmen zwischen 8000 und 9000 Mark. In Hamburg berechnen für April: Hamburger Korrespondent 10 800 Mark, Hamburger Fremdenblatt 10 000 Mark, Hamburger Nachrichten 10 500 Mark usw. Diesen Preisen gegenüber sind die kleineren Provinz- blätter — die natürlich ebenfalls ihre Preise erhöhen müssen — außeraewöbnlick billia. — Sächsiww Kvmmunallreonvriefe zum Reichsbankdiskont. Die Kreditanstatt Sächsischer Gemeinden legt in der Zeit vom 3. bis 21. April 500 000 000 mündelsichere Sächsische Kom munalkreditbriefe zum Zeichnungskurs von 106 Proz. auf. Der Zinssatz ist gleich dem jeweiligen Reichsbankdiskont, jetzt also 12 Proz., ist aber mit mindestens 8 Prvz. garantiert und beträgt im Höchstfälle 18 Proz. Die Kreditanstalt Sächsischer Gemein den in Dresden ist die im Jahre 1916 von einer großen Zahl! sächsischer Städte und Landgemeinden neubegründete Kommu nalkreditanstalt. Gegenwärtig gehören ihr etwa 400 sächsische! Städte und Landgemeinden sowie sämtliche amtshauptmann schaftliche Bezirksverbände an, endlich eine größere Zahl von' Gemeindeverbänden, und zwar vornehmlich solche für Gaswerke und Elektrizitätswerke. Alle diese Gemeinden und Verbände! haften gegenüber der Anstalt nach Maßgabe der Anstattssatzung gesamtschuldnerisch und unbeschränkt. Die Sächsischen Kommu nalkreditbriefe werden sonach von der Gesamtheit der sächsischen Gemeinden gewährleistet und stellen daher eine sichere Kapital- Schläfer atmen hören konnte. Auch der Wind hatte sich zur Ruhe gelegt. Nur zeitweise raschelt ein Vogel im Laube oder schrie irgendwo ein Käutzchen, oder ein Eichkätzchen huschte über das Moos. ilm die Mitternachtsstunde aber wurde es plötzlich lebendig. Wachte der Waldspuk auf? Ein leises Rollen ließ sich aus der Ferne vernehmen; zwischen den Bäumen blitzte es auf. Die schlummernden Vögel in den Laubkronen hoben die Köpfe — es rauschte und flatterte hin und her. Ein offener Wagen, mit zwei stattlichen Braunen bespannt, rasselte den Weg hinab. Der Kutscher auf dem Bock hatte das schlafmüde Haupt mit dem blank lackierten Hut tief auf die Brust geneigt, und die beiden Herren im Fond des Wagens lagen rechts und links in den Ecken und schnarchten vernehmlich. Hopsa! Das eine Vorderrad schrammte einen Prellstein am Wege. Der Kutscher fuhr in die Höhe und riß dabei so heftig an den Zügeln, daß die Pferde scheu wurden und einen Augenblick später kippte der leichte Iagdwagen um. Die Lichter in den Bocklaternen erloschen; in der Finsternis sah man nur eine dunkle, hin und her schwankende, unförmliche Maste. „Daß dich die Schock . . ." polterte eine verschlafene, heiser klingende Stimme. „August — was ist das denn für eine Eselei! He — du — Menschenkind — lebst du noch?!" „Zu befehlen, gnä'ger Herr," klang ein wenig schüchtern die Antwort zurück. „Aber einen Knubbs hab ich abgekriegt. Ich steh hier und halte die Gäule fest — die vertrackten Mähren schlagen wie die Wilden um sich! Ruhig — rrrruhigü" „August —?!" „Gnä'ger Herr?!" „Wie ist denn das eigentlich gekommen?" „Ja nu', gnä'ger Herr — zum Beispiel, da werden wir woll wo gegen gefahren sein! Auf einmal kippten wir um." „Das hab' ich gemerkt. Ich muß über den Herrn Doktor 'rübergeflogen sein. Der wird auch hier herumliegen. Gott, was tun mir die Rippen weh! Du bist mir ein schöner Kutscher! Auf glatter Landstraße umwerfen! Stehen die Gäuel denn nun?" „Zu befehlen, gnä'ger Herr, die stehen ja nu'!" „Na, dann angepackt und den Wagen in die Höhe! Du faßt vorne an, ich hinten — aufgepaßt — hupla!" Ein Stöhnen, Aechzen und Fluchen — dann Schnaufen und rasche Atemzüge. (Fortsetzung folgt.)
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