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Wilsdruffer Tageblatt : 27.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192303277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230327
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-27
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.03.1923
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kommunistische Hundertschaften in Lattgren gerreiem Vcc ziehen durch die Straßen und verprügeln Angehörige anders denkender Parteien, machen Märsche und Exer - zierübungen in den Straßen. Die Mehrzahl von ibnen trug Hemdblusen in grüner Farbe. „Up ewlg ungedeckt. Aus Anlaß der 75. Wiederkehr des Tages, an dem die Freiheitsbewegung Schleswig-Holsteins im Jahre 1848 ihren Anfang nahm, hielt bei einem großen Festakt im Rathause der Stadt Kiel der preußische Ministerpräsi dent Braun eine Rede, in der er ausführte: Mögen hier wie im gesamten deutschen Vaterlande die Worte des Präsidenten der in den Märztagen 1848 errichteten provi sorischen Regierung Schleswig-Holsteins, Beseler, auch fernerhin starken Widerhall finden, „daß nur im Boden des großen Vaterlandes das Glück der einzelnen deutschen Lande wurzelt". Die Rede klang ans in das Gelübde der Treue zu Reich und Land: „Schleswig-Holstein und Preußen, Preußen und das Reich, das ganze deutsche Vaterland frei und n»L> ewig ungedeelt!" — Reichs präsident Eberthat in gleichem Sinne einen Aufruf und Reichskanzler Dr. Cuno ein Telegramm an die Schles wig-Holsteiner gesandt. Nur noch zwei Kricgsorganisationen. Der im Jahre 1920 aus Vertretern des Reichstages, des Reichsrates und der Neichsregierung gebildete Aus schuß zur Prüfung der Kriegsorgamsafioneu hielt seine Schlußsitzung ab. Der Ausschuß erklärte seine Tätigkeit als abgeschlossen. Der Abbau der Kriegsgesellschaften ist prak tisch beendet. Es bestehen nur noch zwei Stellen, deren wirtschaftliche Aufgaben bisher noch nicht zum Abschluß gelangt sind: die Überwachungsstelle für Ammoniakdünger und phosphorsäurehaltige Düngemittel und die Nerchs- getrerdestelle, mit zusammen rund 1500 Angestellten. Das deutsche Eigentum in Amerika. Durch die Annahme des amerikanischen Gesetzes über die Freigabe deutschen Vermögens bis zu 10 000 Dollars im einzelnere Fall ist der Irrtum entstanden, daß es schon jetzt möglich oder geboten erscheint, die Ansprüche anzu melden. Dies ist nicht der Fall, bevor die Ausführungs bestimmungen erlassen sind. Solange die amtlichen Vor drucke und Vollmachten, deren Benutzung in den Aus führungsbestimmungen vorgeschrieben werden wird, nicht veröffentlicht find, ist jeder Antrag zwecklos und wird ohne weiteres zurückgefandt. Es muß deshalb vor einem solchen Verfahren, das n-ur unnütze Kosten macht, dringend ge warnt werden. Fristen laufen zurzeit nicht. Frankreich. X Lärm und Schlägerei in der französischen Kammer. Die französischen Kommunisten haben in der Kammer in Paris einen schweren Sturm entfesselt, indem einer von ilmen dem Ministerpräsidenten PoincarS vorwarf, er be finde sich in der Gewalt des Nationalisten Daudet, und dieser habe von früher her Mittel in der Hand, auf Poin- carö einen erpresserischen Druck auszuüben. Poincarö nannte in höchster Wut den kommunistischen Angreifer einen Schuft und Lügner. Es entstand ein Riesentumult, der zu Schlägereien zwischen links und! rechts führte, so daß die Sitzung zweimal unterbrochen werden mußte. Polifisch sind solche Radauszenen natürlich völlig bedeutungslos. Die von der Regierung verlangten Kredite wurden selbst verständlich trotzdem mit großer Mehrheit bewilligt. Vertagung -es Deutschen Reichstages (327.-Sitzung.) OS. Berlin, 24. März. über die Ernährungsfragen sprach gestern abend noch in später Stunde der Ernährungsminister Dr.Luther bei der Be handlung des Haushaltsplanes seine Verwaltung. Der Mo nister sagte, daß wir uns in chronischem Krankbeitszustand be- fänden. Auf dem Lande habe sich der Konsum an Fe 1 t und Milch kaum wesentlich geändert, desto mehr in den Städten. Das Fehlen der Kaufkraft hindert weite Volkse kreise, die vorhandenen Lebensmittel zu erfassen. Die Brot- versorauna ist bis tief in den Sommer hinein aeuwert, Ruhrgebiet sei im großen und ganzen die Ernährung gesichert. Die Getreidewirtschaft betrachte die Regierung als das wichtigste. Die Stabilisierung der Mark sei heute eine Tatsache. Der Umlagegetreidegedanke sei verbraucht. Mit Aussicht auf Erfolg könne er nicht wiederholt werden. Bei der Verbilligung der Preise müsse die Belastung auf den Besitz gelegt werden. 4,5 Milliarden Kosten der Nheinlandbesetzung. Heute liegt dem Hause eine Denkschrift über die Geschichte der rheinischen Besetzung vor, Lie Reichsschatzminister Dr.Albert als beredten Rückblick auf die verursachten Schädigungen empfiehlt. Die Besatzungskosten beliefen sich aus 4,5 Milliarden Goldmark ungerechnet die Kosten für die Kommissionen. Diese Beträge hätten viel besser zugunsten der Gläubiger verwandt werden können. Zum Vergleiche sei bemerkt, daß unser Heeresetat in den letzten vier Jahren zu sammen knapp 3,5 Milliarden betragen habe. Redner gibt als dann Zahlen über die dem Fliedensvertrag entsprechende Masse der Truppen und über die unerhörten Anforderungen an Materiallieferungen, Wohnungen und Gebäuden für Übungszwecke und Flugplätze. Die Rheinlandkommiffion zählt allein 1300 Köpfe, die untergebracht werden müssen. Was die angeblichen Verstöße Deutschlands gegen den Friedensvertrag betrifft, so beweist die Denkschrift, daß die ganze Besatzung eine ununterbrochene Kette von Verstößen gegen den Friedensvertrag bedeutet. Ein ehemals blühendes Land ist aus seinem Wirt schaftlichen Zusammenhang gerissen und ein Opfer des Mili tarismus geworden. Er entspricht der Überspannung des mili tärischen Geistes in Frankreich, wenn das ganze Verhalten mit der Gefahr der militärischen Sicherheit Frankreichs begründet wird. (Beifall.) Nach kurzer Debatte wird das Gefetz über die Abände rung des Tabaksteuergefetzes in dritter Lesung unter Ablehnung kommunistischer Anträge angenommen. Haushalt des Ernährungsministeriums. Abg. Döbrich (D. Volksp.) betont die Bereitwilligkeit der Landwirtschaft, die Produltton zu fördern, ist aber mit dem Minister der Ansicht, daß die Bestimmungen über die Umlage verbraucht seien. Die vom Minister geforderte Reserve findet seine Zustimmung. Das Märchen von den Riesengewinnen der Landwirtschaft sei eben ein Märchen. Zwangsmaßnahmen könnten die ProduMon nicht mehren. Die Milchproduk tion hänge von der Einfuhr ausländischer Futtermittel ab, nicht von Zwangsvorschristen. Mit dem sozialdemokratischen Stickstoff-Austausch-Antrag sei in der Praxis nichts anzufangsn. Abg. Herrmann (Dem.) schließt sich dem Appell des Vor redners, die Gegensätze zwischen Stadt und Land zu begraben, an. Die kleineren und mittleren Besitzer seien dazu durch die Mißernte des letzten Jahres in die Unmöglichkeit versetzt worden, die Umlage auszubringen. Zudem sei infolge der mangelhaften Düngung während der Kriegsjahre der Ertrag zum Teil auf über 50 A gegenüber 1913 zurückgegangen, dazu kam der Zwang, der die Produktton behinderte. Darum fordere er Lie unbehinderte freie Wirtschaft. Abg. Lang (Bayer. Volksp.) schließt sich den Klagen über die traurige Lage der kleineren und mittleren Landwirte an, denen die schlechte Ernte Les Vorjahres alle Hoffnungen ge knickt habe. Kein Wunder, daß sich unter diesem Zwange die Anschauungen über die Getreideumlage geändert hätten. All gemein werde jetzt freie Wirtschaft gefordert. Abg. Heidemann (Komm.): Die Reden des Ministers und der bürgerlichen Parteien begegnen im Lande der größten Ent rüstung, da sie nur das Geständnis der Ohnumcht und keine Zusicherungen über Steigerung der ProduMon, Verbilligung der Preise und Bekämpfung des Wuchers enthalten. Bezeich nend sei das Zugeständnis, daß der Krieg durch den Hunger verlorengegangen fei und daß man mit der Dolchstoßlegende zu brechen beginne. Abg. Eisenberger (Bayer. Bauernbund) bemerkte, daß Be stimmungen über allerhand landwirtschaftliche Fragen von Leuten getroffen würden, die nicht einmal Saatkattoffeln von Speisekattofseln unterscheiden könnten. Statt der schwierigen Lage der Landwirte gerecht zu werden, hackt man auf ihnen herum und ertötet den guten Willen, Ler doch für alle Leistun gen Lie Vorbedingung sei. Reichsfinanzminister Dr. Hermes erklärte zu der Ent schließung wegen der Verbilligung des Brotes für Minderbemittelte, daß er mit ihr einverstanden sei. Es kann eine solche Verbilligung aber nur im Anschluß an ein bestehen, des Gesetz eintteten, da für ein neues Gesetz die erforderliche Zeit zu lang sein würde. Vor dem Beginn der Abstimmung bezweifelte Abg. Leut yeuscr (D. Volksp.) die Beschlußfähigkeit Les Haufes. Präsident Löbe erwiderte, daß er diese Frage bei der Abstimmung über oen Antrag Gmyem, sie Entschließung über die Getreidekreditt A.-G. an den Ausschuß zurückznverweisen, zur Entscheidung bringen werde. Bei der Abstimmung erschienen sämtliche Ver treter der bürgerlichen Parteien nicht wieder im Saale, sodaß insgesamt nur 143 Stimmen abgegeben wurden. Das Haus war somit beschlußunfähig. * Zweite und dritte Sitzung. Mit Rücksicht darauf, daß auch heute die Bcschlußunsähi'g- keit Les Hauses absichtlich herbeigefühtt worden war, setzte Prä sident Löbe eine neue Sitzung mit der gleichen Tages ordnung 10 Minuten später an. In der neuen Sitzung erklärte Abg. Dittmann (Soz.): Die Beschleunigung der Beratung des Ernährungshaushatts sei aus Wunsch der Rechten durchgesetzt worden. Heute habe dieselbe Rechte das Haus beschlußunfähig gemacht und dadurch die Ent scheidung Zwangswirtschaft oder freie Wirtschaft unmöglich ge macht. Er beantragte nunnrehr zu jedem einzelnen Anträge namentliche Abstimmung. Abg. v. Gusrard (Zentr.) beantragte dagegen Ver tagung, da unter den obwaltenden Umständen eine ersprieß liche Wetterberatung nicht zu erwarten fei. Ohne Zweifel sei das Haus beschlußunfähig. Präsident Löbe erwiderte, das Haus sei allerdings nicht be schlußfähig, aber es stünden noch Petitionen auf der Tages ordnung, die erledigt werden müßten. Er beraumte deshalb wiederum eine neue Sitzung auf 10 Minuten später an. Bei Beginn der neuen, der dritten Sitzung, beantragte Abg. Müller-Franken (Soz.), an die Spitze der Tagesordnung noch den Ernährungshaushalt zu setzen. Er könne nicht glauben, daß die Vertreter der Laudwittschaft so pflichtvergessen gewesen sein sollten, abzureisen, statt hier ihre Pflicht zu tun. Abg. Emminger (Bayer. Volksp.) widersprach diesem Air trage. Abg. Dittmann (Soz.) betonte, daß die Entscheidungen des Ältestenrates jetzt in der neuen Geschäftsordnung ausdrillMch als maßgebend für die Aufstellung des Arbeitsplanes anmllben seien. Das Verhalten der Rechten bedeute eine Beleidigung des Ältestenrates. Nach längeren heftigen Auseinandersetzungei zwischen den ALgg. Ledebour, Leuthenser, Müller-Franken Fehrenbach und Dittmann schloß die Auseinandersetzung. Dit Erledigung Ler Petitionen geschah nach Antrag. Protest gegen die Auflösung der Freiheitspartei. Nunmehr verlas der Abg. v. Gräfe (Deutschvölkisch) ein, Erklärung, in der er gegen die Auflösung der Freiheitspartei durch den preußischen Minister Severing Einspruch erhob, sit für unzulässig erklärte und die Reichsregierung ersuchte, gegen solche Vergewaltigung Front zu machen. Es entsteht bei dieser Erklärung lebhafte Unruht und großer Lärm durch Zwischenrufe im Hause; faß kommt es zu einem Handgemenge, La Abgeordnete von de> äußersten Linken und der Rechten auf die Tribüne drängen Abg. Schultz-Bromberg (Deutschn.) kündigt eine Interpellation seiner Partei wegen der Auflösung der Freiheitspartei an. El wird wegen dieser Angelegenheit Weitettagung verlangt. Auf Antrag des Abg. Müller-Franken (Soz.) wird aber Ver < tagung bis zum 11. April beschlossen. Nah un- Fern. o Ein neuer Strafantrag gegen Herrn von Kaehne. Bei dem Ersten Staatsanwalt in Potsdam ist wieder ein Strafantrag gegen den durch seine Schießereien bekannt gewordenen Herrn von Kaehne, Besitzer von Schloß Petzow, eingelaufen. Kaehne soll einen Flüchtling namens Luck, der aus Petzow eine Notwohnung innehatte, aus dem Waldweg Glindow-Petzow mit dem Revolver bedroht haben. Acht Tage vorher soll er Lucks Wohnung erbrochen haben, um sich eine Axt herauszuholen. O Epidemische Erkrankungen. In verschiedenen Orten des Werratales treten schwere Infektionskrankheiten, wie Diphtherie und Scharlach, in den letzten Wochen epidemisch auf. In Heringen sind elf Personen an Infektionskrank heiten gestorben; in Widdershausen mutzte man die Schulen schließen, um die weitere Ausbreitung der Krank heiten möglichst zu verhindern. O Bom Offizier zum Metallhehler. Durch sein Geheim tagebuch, das, ihm verloren ging und der Kriminilpolizei in die Hände fiel, wurde der ehemalige Offizier Herbert Biltz, ein junger Mann von 22 Jahren, in Berlin als großer Schieber und Schwindler entlarvt. Der Verhaftete Das Heiratsjahr. Ein Luschr-st-Reman in zwölf Kapiteln. Bott Fedor v. Zabeltitz. (16. Fortsetzung) (Nachdruck verboten.) „Aber, Herr Reinbold," fiel Freese lächelnd ein, „kokettieren Sie doch nicht! Wer so jugendlich aussieht wie Sie, so kindlich beinahe —" Reinbolds Augen hörten auf, freundlich zu zwinkern, und selbst die verblüffende Nasenspitze schien sich senken zu wollen. „Sehen Sie," sagte er sanft, „das, was Sie da äußern, ist sicher von Herzen gut gemeint — und doch . Jede Familie hat ihr Skelett im Hause. Bei uns ist es -- die Nase. Sie glauben gar nicht, Kollege, wie viel und wie schweren Kummer mir schon der mir angeborene lustige Zug im Gesicht und vor allem meine schreckliche Nase bereitet hat! Denn diese unselige Nase allein genügt, um bei der urteilslosen Welt von vornherein das größte Mißtrauen gegen mich und meinen Charakter zu erwecken . Wie muß es um die seelische Würde eines Mannes bestellt sein, der selbst bei den heiligsten Dingen aussieht, als ob er soeben einen Witz gemacht hätte! Wer vertraut gern seine Kinder einem Menschen an, der selbst noch den Eindruck eines Ter tianers macht — den jeder Nachtwächter prüfend von der Seite anfchaut, weil er im nächsten Augenblick irgendeinen über mütigen Streich von ihm erwartet! Denken Sie sich, daß man mich in verschiedenen Fällen sogar ausdrücklich gebeten hat, Trauerfeierlichkeiten fern zu bleiben! . . Ach, wie viel Krän kungen hat mir dies physische Manko schon verursacht — wie viel gute Stellungen schon verscherzt! . . Und selbst, wenn ich nun endlich das Examen bestanden haben werde — welche Gemeinde wird weihevoll gestimmt bleiben, wenn sie einen Pastor auf ihrer Kanzel sieht, der in bestem Falle einem Dürer- schen Posaunenengel gleicht!" Reinbolds Tott hatte alles Scherzende verloren; er blickte düster und mit gefalteter Stirn vor sich nieder. Auch Franz war ernst geblieben; wohl schien es hin und wieder wie ein verstecktes Lächeln um seinen Mund zu zucken, aber er be herrschte sich, uni den armen Reinbold nicht zu verletzen. „Ich glaube, lieber Kollege," entgegnete er, „Sie nehmen die komischen Teile Ihres Antlitzes zu tragisch. Aesop war bucklig, und vorn heiligen Augustinus erzählt die Legende, daß er aus einem Auge geschielt habe. Geben Sie mir Ihr? Hand, verehrter Herr Reinbold. Es ist kein Kainszeichen, das Ihnen die Natur aus das Antlitz gedrückt hat. Es gibt schlim mere Gebrechen." Reinbold haste Lie Hand Freeses genommen. „Ich weiß, daß Sie cs gut meinen, lieber Freund. Es hat mir auch wohl getan, daß ich mich wieder einmal ausklagen konnte. Es befreit das Herz. Der Mensch gehört zur Klasse der MittMsamkeitsgeschöpse . . . Aber nun zu Ihrer Sache zurück! Sie reisen also?" Freese schwankte noch immer. „Ich möchte schon," meinte er, „aber ich weiß Loch nicht recht —" „Herr Freese, mit Hangen und Bangen konmft nicht durch die West! Hier haben Sie den Bries un Tele gramm des Herrn von Tübingen; und nun komm Sie, mit aus mein Zimmer, wo ich noch selbst ein paar aufklärende Worte an den Baron schreiben werde! Die können Sie ihm vorzeigen. Ich wette, daß er Sie behält!" „Wem er doch möchte!" ,Mirtz er schon. Schlimmsten Falls haben Sie zwei Tage und ein paar Mark Reisegeld geopfert — imnmrhin unange nehm genug, aber ein Risiko, das Sie in Anbetracht der son stigen günstigen Aussichten schon wagen können. Abgemacht?!" „Also gut — ich will es versuchen! Vielleicht habe ich auch einmal Glück!" Die beiden Kandidaten beglichen ihre Zeche und verließen die Wirtschaft. Es waren nur wenige Schritte bis zu dem Kasernenhause, in denk sie wohnten. Reinbold schrieb in seinem Stübchen mit flinker Hand den besprochenen Brief an den Baron Tübingen, in dem er sich entschuldigte, noch in letzter Stunde von der ihm angebotenen Hauslshccrstelle zu rücktreten zu müssen und an seiner Statt Herrn Franz Freese empfahl, der vielleicht noch besser geeignet sei. als er selbst, dm fraglichen Posten auszusüllen. „So," fagte er, den Brief kuvertierend, „—und nun Courage, wenn Sie Herm von Tübingen gegenübertreten! Die Land aristokratie ist nach meiner Erfahrung entweder sehr feudal oder freisinnig durchschossen. In ersterem Falle wird man Ihre männliche Offenheit für originell, im zweiten für im guten Sinne symptomatisch halten. Schüchternheit ist niemals an gebracht; das ist eine goldene Regel, Herr Freese. Geben Sie Nachricht, ob alles geglückt ist und schicken Sie mir meme Zeugnisse zurück. Gost befohlen!" Fünftes Kapitel. Als Freese in seiner Wohnung angekommen war, schob er i sich einen Stuhl cm das Fenster, nahm Platz und begann zu grübeln. Er hatte e§ ausgeprobt: noch mehr als auf dem Sofa pflegten ihm an dieser Stelle dis guten Gedanken zu kommen — wenn er so über die langweiligen Dichter starrt? ! und in den sich zum Himmel ringelnden Rauch der Schorn steins hinein, der zuerst stark, voll und kerzengerade den Schlo ten entströmte, um sich dann ganz allmählich in zierliche Win dungen aufzulösen und in merkwürdig harmonisch gegliederte Spiralen. Und gerade jetzt brauchte Franz Freese notwendiger denn je einen guten Gedanken, der ihm Rat einblasen sollte . . . Sein neuer Freund Reinbold hatte gut reden! Da kann man schon schnell mit rascher Initiative bei der Hand sein, wenn einem unter allen Umständen das eigen« Fell ungeschoren bleibt! Reinbold hatte nichts zu befür t«n — aber wer garan tiert? i h m, Franz Freese, daß der Freiherr von Tübingen den ungÄbetmen und unberufenen Eindringling nicht einfach vor die Tür«, setzte?! Franz überlegte, ob es nicht doch besser sein würde, zunächst einmal brieflich bei Herrn von Tübingen an- zufragen, ob er sich überhaupt vorstellen dürfe. Ganz wollte er die Sache natürlich nicht aus der Hand geben — dazu waren die Erfahrungen, die ex in letzter Zeit gemacht hatte, denn Loch zu trübe gewesen und dazu sah seine Zukunft zu nebelgrau aus. Allerdings — mit so einer vorläufigen An frage hatte es auch seine Bedenken. Es konnte sich ein lang weiliges Hin- und Herschreiben entwickeln, das vielleicht Wochen Lauerte, und die Not klopfte bereits mit knöchernem Finger an die Tür des armen Freese. Es tonnte ihm auch irgend ein anderer zuvorkommen; der Baron hatte sicherlich zahlreich« Anerbietungen erhalten, denn arme Teufel gibt es genug auf der Welt — nein — nein, eine vorläufig« Anfrage war un politisch! Reinbold hatte so unrecht nicht: eine persönlich-: Vorstellung hafte schon ihre guten Seiten- Da war man ein mal da. war bereits an Ort und Stelle, konnte sich gewisser, maßen aus Probe anbietcn — und der äußere Eindruck sprach auch mit. Ganz gewiß! - - Fresse stand auf und trat vor Len Spiegel, der über dem Nachttisch hing. Zuerst lächelte er, denn er mußte unwillkür lich an Lie verhängnisvolle Nase seines Freundes Reinbold Lenken. Dann aber wurde er nach und nach ernster. Es war wahrhaftig ein Glück, daß ihn ein gütiges Geschick so hübsch und wohlgestaltet in die Welt gesetzt hatte! Er fand selbst- daß er keinen üblen Eindruck machte. Das lange Haar mußte fallen und d«r Flaum um Kinn und Wangen mußte weichen; sonst war wirklich nichts an ihm auszusetzen. Auch der Rock war noch ganz gut; an zwei Knopflöchern zeigten sich kleine graue Stollen, aber da konnte man mit Tinte nachhelfim Und der Hut war fast neu; Freese stülpte ihn rasch auf den Kopf. Eine übermütige Wagelust überkam ihn plötzlich. Er nickte sich im Spiegel zu und machte ein verwogenes Gesicht. „Was kann da sein," fugte er zu sich selbst; „ich vrobiers! Natürlich probier ichs! Zu verlieren hafte ich nichts —" (Fortsetzung folgte ist bere ! führt r j 0 A Polizei wegen sollte, der Ar! Machte Ein Ai Die Mi dem eij amten. O Ei burger das An Hambu 16. Mä von Fe ständig Er! Du Postgeb vom 1 beiden bisheri, begrenz über 5 reicht b für grö regeln i Pakete über * * Pakete, dahin r frei. Bei März 1 am 1. 8 die Am biete; > KeiclM vertunx Kahrne Kereirfij '.) das iche Ge nsoweit Be Neldet, -onnab lramm ater El iberall krimina tes Zug Ber bas Ze tewerbe ängerm -chiedss ang Mai ammers chen De F' Mü iber Pu stellen: ine So ier nati ien Ger «i
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