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Verhandlungsfühser. Rätselraten in der Auslandspresse. In den letzten Tagen haben in der englischen und französischen Presse Vie Kombinationen über geplante oder bereits eingeleitete Verhandlung mit Deutschland einen Umfang angenommen, der vor allem eines deutlich er kennen läßt, daß man darüber sehr gern auf erträgliche Weise wieder aus dem Ruhrabenteuer herauskommen möchte, daß aber Deutschland auf alle Fälle den ersten Schritt dazu tun soll. Die Pariser Blätter veröffent lichen allerlei angebliche neue deutsche Repara - tionspläne, nur um sie dann zu kritisieren und daran neue Forderungen zu knüpfen. Von alledem aber weiß man in der Berliner Negierung kein Work, weil hier der artige Pläne überhaupt n sicht erwogen werden. Ein besonderes Kapitel bilden die verschiedenen ge heimnisvollen Besuche offizieller Persönlich keiten, die ganz „privatim" hin und her reisen, um die Lage zu sondieren und Verhandluugsmöglichkeiten zu prü fen. -Daß Politiker aus Paris und London nach Berlin gekommen sind, wird offen zugegeben, dagegen erscheint es noch zweifelhaft, ob sich unter diesen Vermittlern auch der Präsident der Bank von England, Herr Nor man, befindet, der in Berlin angeblich erwartet wurde. Die Reichsregierung bewahrt dem allem gegenüber mit vollem Recht die bisherige Zurückhaltung. Sie hat ihren Standpunkt in der Nrchrfrage oft und klar genug dargelegt, und jede neue vorzeitige Äußerung würde nur eine U n - Vorsichtigkeit sein, die man drüben mit dem Gewirr von Sensationsmeldungen offenbar helaMoSen möchte. Das Ltrieit -es Völkerrechts. Deutsche Gelehrte gegen den Ruhreinbruch. Leipzig, 17. März. Die deutsche Gesellschaft für Völkerrecht hat auf ihre« vierten Jahresversammlung zu Leipzig in den letzten Tagen die rechtlichen Grundlagen des französisch-belgischen Vorgehens im Ruhrgebiet, im Rheinland und in Baden nach allen Seiten eingehend geprüft. Die deutschen Ver treter der Völkerrechtswissenschaft haben sich darüber Rechenschaft gegeben, daß es ihre Aufgabe ist, hierbei nur dem Rechtsgedankenim Geiste der Wissenschaft zu dienen. Am letzten Tage wurde das Ergebnis der Be ratungen in einer großen öffentlichen Versamm lung im Leipziger Gewandhaus bekanntgegeben. Dabei hielt Professor Dr. Meurer aus Würzburg, ein Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft, einen Vortrag, und dann wurde eine Entschließung angenommen, die sich be sonders auf den 8 18 des Teiles VIII des Friedensvertra ges bezog, weil darin die Fälle aufgeführt sind, in denen die Alliierten zu „Sanktionen" berechtigt sind. Die Ent schließung stellt nun fest: „Der § 18 spricht zunächst von finanziellen und wirtschaftlichen Sperr- und Zwangsmaßnahmen. Die dann folgende Generalklausel kann sich nur auf Maßnahmen verwandter Art beziehen. Frankreich und Belgien sind jedoch mit militärischer Macht in deutsches unbesetztes Gebiet einmarschiert. Zugleich zwingen sie dem Lande links ves Rheins eigenmächtig eine neue Ordnung auf . . . überdies würde der französisch-belgische Einbruch auch unter dem Gesichtspunkt der Repressalie nicht gerechtfertigt werden können, weil der angewandte Zwang nach Art und Maß in keinem Verhältnis zu den behaupteten geringfügigen Verfehlungen Deutschlands steht. Das französisch-belgische Vorgehen stellt sich nach alledem als eine schwere Verletzung des Versailler Ver trages und des Völkerrechts dar. Das Recht wird hier zur Verhüllung machtpolitischer Bestrebungen mißbraucht." Am Schluffe der Tagung wies der Senior der deutschen Rechtswissenschaft, Exzellenz Dr. Wach-Leipzig darauf hin, daß der Widerstand im Ruhrgebiet nicht auf äußere Mache und auf Agitation zurückzufrihren sei, sondern eine spontane natürliche Reaktion gegen den Mißbrauch des Rechts darstelle. Er sei nur möglich durch gesammelte sitt liche rmd geistige Kräfte. Der Dollar 17. März: 20857,72-20962,28 Mk. „ „ 19. März: 20840,26-20944,74 Mk. Französische KonirsllMZiere. Eine Warnung an die Bevölkerung. Zwischen dem Auswärtigen Amt und der Interalliier ten Militärkontrollkommifsion hat während der letzten Wochen über die Beteiligung französischer und bel gischer Offiziere an Kontrollhandlungen ein Schrift wechsel stattgefunden. Es ist nicht gelungen, die Kommission dazu zu bewegen, daß sie diese Offiziere wäh rend der gegenwärtigen kritischen Periode aus der Kon trolle ganz z urückhält; sie hat im Gegenteil erklärt, daß sie die in dieser Hinsicht bis zum 15. d. M. geübte teil weise Zurückhaltung jetzt anfgeben und jene Offiziere in vollem Umfange wieder an der Außen kontrolle beteiligen will. Für den Beginn dieser Woche find bereits eine ganze Reihe von Kontrollhandlun gen angesagt, an denen sich französische und belgische Offi ziere — teilweise sogar in Uniform — beteiligen werden. Die Reichsregierung ist nicht in der Lage, die Kommission an der Ausführung dieses bedauerlichen Ent- schlusses, über deren Wirkungen sie nicht im Unklaren ge lassen worden ist, zu verhindern. Es bleibt ihr daher nur übrig, die Öffentlichkeit nochmals mit allem Nachdruck darauf hinzuweisen, daß auch die französischen und belgischen Kontrolloffiziere für uns nicht als Organe ihrer Regierungen, sondern lediglich als Or gane einer interalliierten Körperschaft zu gelten haben, in der auch diejenigen alliierten Hauptmächte ver- : treten sind, die sich an der Ruhrgebietsaktion nicht beteili gen. Jede Ausschreitung gegen einen dieser fremden Offiziere ist geeignet, der Reichsregierung unabseh bare außenpolitische Schwierigkeiten ein zutrage m Schweres Eisenbahnunglück. Eine Folge des „militarisierten" Betriebes. In der Nähe von Friemersheim hat sich ein schweres Eisenbahnunglück ereignet. Ein Militär transport, in welchem sich Kavalleristen mit Pferden befanden, stieß auf einen leeren Güterzug und zwar mit solcher Wucht, daß die Wagen sich hoch übereinandertürmten. Die Unfallstelle ist in weitem Umfange abgesperrt. Ein Augenzeuge des Eisenbahnunglücks schätzt die Zahl der Getöteten a u f 25. Die Zahl der Verletzten scheint auch sehr groß zu sein. Schrecklich sei der Anblick der ebenfalls in großer Zahl getöteten und verletzten Pferde gewesen. Das fran zösische Militär ging, während deutsche Ärzte die Verletz ten verbanden, gegen das Publikum in schroffer Weise vor und traktierte es mit Kolbenstößen. Deutscher Reichstag. (321. Sitzung.) 08. Berlin, 16. M ärz. Das Gesetz über die Gebühren für Arbeits bücher wurde endgültig angenommen, ebenso das Ge setz über die Verlängerung der Zucker ungsfri st der Weine des Jahrgangs 1922. Es folgte der Gesetzent wurf zur Erhöhung der Notstandsunterstützungen für Sozialrentner und ihre Hinterbliebenen. Nach den Beschlüssen des Ausschusses sollen die Sätze vervierfacht, im besetzten Gebiet verfünffacht werden. Das Gesetz wurde in dieser Fassung angenommen. Das Kohlen st euergesetz soll bis zum A. März 1924 verlängert werden. Es setzt zurzeit eine Steuer von 40 28 fest. Der Reichsfinanzminister wird nach den Ausschutzbc- schlüssen ermächtigt, nach Anhörung des Reichskohlenrates mit Zustimmung des Reichsrates und eines Reichstagsausschusses den Steuersatz zu erhöhen oder zu vermindern. Eine Ermäßi gung muß erfolgen, wenn sie durch den Reichsrat und den Reichskohlenrat verlangt wird und der Reichstagsa-usschutz zu stimmt. In mehreren Entschließungen ersucht der Ausschuß die Negierung 1. eine Nachprüfung derSteuersätze durch den Reichs kohlenrat vornehmen zn lassen, 2. den gemeinnützigen, mild tätigen und kirchlichen Anstalten sowie den minderbemittelten Volksklassen den Bezug von Hausbrandkohle für den komtneuden Winter zu verbilligen. Außerdem spricht der Aus schuß die Erwartung aus, daß die gestundeten Kohle n- steu erbeträge sofort cingezogen werden. Nachdem Reichsfinanzmimster Dr. Herme s erklärt hat, die Regierung werde sich wirtschaftlichen Notwendigkeiten nicht verschließen und gegebenenfalls dis Initiative zu einer Er mäßigung der Steuer zn ergreifen, wurde der grundlegende S 1 angenommen. ebenso die nächsten Varaaravben Neueste Meldungen. Kein deutscher Botschafter in Paris? Berlin. Wiederholt wurde in den letzten Tagen die Frage aufgeworfen, wer als Nachfolger des verstorbenen deutschen Botschafters in Paris , Dr. Mayer, in Frage komme. Aus Paris wurde das Gerücht verbreitet, daß der frühere Staatssekretär und jetzige Neichsvertreter in Mün chen, Herr von Hani el. für den Pariser Posten aus ersehen sei. Von zuständiger Seite wird hierzu erklärt, daß die Frage der Ernennung eines Botschafters für Paris im Augenblick nicht dringend sei. Der Oberbürgermeister von Buer sreigelaffen. Gelsenkirchen. Oberbürgermeister Dr. Zimmemcmn der Stadt Buer wurde aus der Haft entlasten. Der komman dierende General soll ihm erklärt haben, daß die Unter suchung ergeben habe, daß die Stadt Buer und die Bevöl kerung an der Ermordung der zwei französischen Offiziere schuldlos sei. Die Untersuchung habe ergeben, daß die Tat von Angehörigen der Schupo ausgeführt worden ist. Die Täter waren der Kriminalbeamte Burghof und der Elektro techniker Wintershagen. Bekanntlich ist von deutscher Seite längst festgestellt, daß die Heiden von den Franzosen Erschossenen, Burghof und Wintersüaaen, mit der Tötuna nickts zu tun haben. Das amerikanische Eingreifen. Washington. Im Anschluß an die Erklärung des Stanissekretärs Hughes, daß bei Amerika kein Schritt unn-ruommen worden sei, im Ruhrkonflikt zu vermitteln, wird vom Staatsamt weiter erklärt, daß die amerikanische Negierung in der Ruhrsrage nur auf Einladung Frank reichs zu intervenieren gedenke, und daß Großbritannien und Deutschland Mitteilungen nach dieser Richtung hin erhalten haben. Es wird nicht bestritten, daß diplomatische Verhandlungen im Gange sind, und daß rika an iL neu teilnimmt. SozWW-KmmWW EwWg in SOsM. Das gemeinsame Programm. Am 4. März setzte der Landesparteitag der V. S. P. D. eine Kommission ein mit dem Auftrage, die Verhandlungen zwischen der V. S. P. D. und der K. P. D. über die Regie rungskrise zum WsäKuß zu bringen. Die Kommission nahm, Ms AMMM' Ein l13. Fortsetzung) Er war es, Lustspiel-Roman in zwölf Kapiteln- Non Fedor o. Zabeltitz. (Nachdruck verboten.) und Frau Möhring ordnete das kleine ring?" Die Witwe hatte sich erhoben und zuckte mit der linken Schulter. „I, wo werd' ich denn," antwortete sie. „Warum soll ich denn böse sein? Es tut mir leid, daß Sie fort wollen; denn 'nen stilleren Mieter werde ich mir lange suchen können — aber Sie müssen ja am besten wissen, was vor Ihnen gut is. Sind Sie fertig mit dem Kaffee?" Freese nickte, und Frau Möhring räumte das Geschirr ab und verließ sodann mit schweren, schlurrenden Schritten das Zimmer, ohne ihren letzten Aeußerungen noch ein Wort hinzu zufügen. Es war zweifellos: sie fühlte sich beleidigt. Einen Augenblick dachte Freese daran, aufzuspringen und sie durch ein paar freundliche Worte zu besänftigen. Aber es widerstrebte ihm; vielleicht wiederholte sie ihre Anerbietungen, und er hatte schon vorhin ein gewisses Gefühl der Demütigung kaum ver winden können ... Seins Lage war in der Tat übel. Er verlor nicht leicht den Mut; aber nun war er nahe daran, zu verzweifeln. Herr Gott, was war das für ein elendes Dasein! Eine ewige Sorge um den nächsten Tag — eine ewige Angst um die Existenz! UrH in allen diesen Nöten sollte er auch noch arbeiten; denn mit Ablauf des Jahres mußte er seine Staatsprüfung bestanden haben; er wollte endlich einmal in geebnetere Bahnen gelangen. Er trat an das Fenster und öffnete es. Flimmernde Sonnen glut lag über dem Dächermeer, das man von hier aus, fast sechs Stockwerke über dem Straßenpflaster, übersehen konnte- In der heißen Luft schien das Drahtnetz der Telephonleitungen unaufhörlich hin und her zu schwanken. Aus dem nächsten Schornstein kräuselte in Guirlandenform ein dünner, hellblauer Dampf empor, und etwas weiter hinten entströmten einem mächtig aufragenden Fabrikschlot dicke Wolken rußigen Qualms. Der Kopf war ihr schwer; was sollte nun werden? — Bisher hatte ihn der Privatunterricht an faule oder zurückgebliebene Jungen wenigstens einigermaßen vor dem Mangel geschützt. Aber das Geld für die letzten Annoncen war umsonst ausge geben worden; es hatte sich niemand gemeldet. tDyrwdM, WM Aber es wird schon wieder mal anders werden — und da mit tröst' ich mir — und das sollte auch vor Ihnen ein Trost sein, Herr Doktor!" „Nennen Sie mich nur nicht immer Herr Doktor. Frau Möhring," entgegnete Freese. „Ich habe mein Examen noch vor mir — und wenn mich das Unglück so weiter ver folgt wie bisher, dann werde ich vielleicht nie im Leben dazu kommen, meine Prüfungen machen zu können. Es wär' tausendmal gescheiter von meinem Vater gewesen, er hätte mich ein Handwerk lernen lassen. Das nährt schließlich seinen Mann. Aber nein — ich sollte Philologe werden — nicht einmal Dorfschulmeister wie mein guter Alter — Gymnasiallehrer, sollte die höhere Bildungs- Karriere einschkagen hol's der Geier ... Größenwahn der Zeit, liebe Frau Möhring! Bildungsdurst ist gut, aber man muß auch m der Lage sein, ihn löschen zu können —" Die Möhring nickte ernsthaft und faltete die Hände im Schoß. „Das versteht sich," erwiderte sie; aber es war doch zwei felhaft, ob sie so recht verstand. „Und mit dem Privat unterricht," fuhr sie fort, glättend über die Schürze strei chend, „ich dächte, das wäre damit 'ne ganze Zeit recht slott gegangen —" „Gegangen," fiel Freese ein; „aber es geht nicht mehr! Der Sommer ist für mich geradeso die tote Saison wie für Sie, Frau Möhring. Meine letzten paar Mark habe ich in Inseraten verpulvert. Die gesamten nachhilfebedürf tigen Kinder scheinen in die Ferien gereist zu sein. Es findet sich nichts . . . Da" — er wies auf das keines In halts beraubte Portemonnaie — „das ist meine ganze Habe: drei Mark fünfundneunzig Pfennig, ^ie Groschen marke mit eingerechnet. Das Marienburger 1?os kaufte ich mir, als ich die letzte Privatstunde bezahlt bekam; da dachte ich wunder wie reich ich sei. Natürlich war's eine Niete. — Mein ganzes Leben ist eine dicke Niete!" „Herr Freese, tun Sie mir den Gefallen und sprechen Sie nicht so. Sprechen Sie nicht so; das ist lästerlich. Und denn kören Sie mir mal an und sagen Sie kein Wort. Mit der Miete, das hat keine Eile, und wenn ich mir zu Mittag mein Essen koche, koche ich gleich vor Ihnen mit. So gut wie in der Akademischen Dierhalle und wie bei Gruhlen in der Elsasser straße is es auch noch; nahrhaft und kräftig und billiger als wie da. Und zu Abend können wir es ebenso hallen. Mit 'n paar Markstücken kann ich am Ende auch immer noch aus helfen, Herr Freese: denn das muß ich Ihnen sagen: die Arbeit schändet nicht und Reichtum macht noch lange nicht glücklich . ." Aber selbst diese große, wenn auch nicht neue Wahrheit ver. mochte Freese nicht über die peinliche Verlegenheit fort zu bringen, die er bei den gut gemeinten Worten der Frau Möb- Tablett, stellte Tasse und Kanns auf dieses und ein Teller- chen mit zwei Brötchen dazu. Dann klopfte sie abermals an die Tiir des Vorderzimmers und rief: „Sind Sie fertig, Herr Doktor?" „Jawohl, Frau Möhring; kommen Sie nur herein!" scholl die Antwort zurück. Die Witib stutzte ein wenig, als sie bei ihrem Eintritt Herrn Freese bei einer eigentümlich melancholischen Be schäftigung fah. Der junge Mann faß auf dem Sofa vor dem runden, mit einer gehäkelten Decke bedeckten Tische und zählte sein Geld. Das war eine leichte und dennoch traurige Arbeit. Er hatte das Portemonnaie umgestülpt, gleichsam, als wolle er es bis iu seine innersten Tiefen ent leeren. aber es gab trotzdem blutwenig von sich: ein paar Markstücke, ein verfallenes Los der Marienburger Kirchen baulotterie und eine Zehnpfennigmarke. „Guten Morgen, Herr Doktor," sagte die Möhring und setzte das Tablett auf den Tisch. „Na — gut geschlafen?" Freese seufzte. „Ach nein," erwiderte er, ,,leider nicht. Liebe Frau Möhring, wenn man fo viele Sorgen im Kopfe hat —" „I was, Herr Doktor, es werden ja auch wieder mal bessere Zeiten kommen! Der Mensch soll nicht immer gleich verzweifeln; mit das ewige Grübeln macht man sich bloß unnütz den Kopf schwer! Als mein Seliger gestorben war, wußte ich auch nicht so reckt aus und ein — na, und es is doch gegangen! 'n fleißiger Menfch findet immer fein Auskommen, und ob ich als Souffleuse unten im Zwitscher kasten sitze oder für gutes Geld auf Neu vlätte — wenn mau sich ehrlich durchs Leben schindet, is alles pipe . . Sie hatte sich inzwischen auf den Stuhl neben dem Bette gesetzt und fuhr fort: „Hören Sie mal, Herr Doktor, daß Sie mir nicht wieder die beiden Brötchen liegen lassen, das kitt' ich mir aus! Wenn der Mensch auch noch so viel Kummer hat, essen muß er! Herr Doktor, es geht allens seine richtigen Wege. Es muß auch mal schlechtes Zeiten geben, damit man sich auf bess're freuen kann. G'rade jetzt geht's mir auch nicht so, wie mir's gehen könnte, denn meine beste Kundschaft, was die feinen Leute sind, die sind auf Reisen — na, und was zurückgeblieben, dos zahlt nicht immer am pünktlichsten. ring empfand. Sein hübsches, sonst immer ziemlich blasses Ge sicht war in dunkle Röte getaucht. „Ich danke Ihnen herzlich, liebe Frau Möhring," entgegnete er. „Ihr Anerbieten macht Ihrem Herzen alle Ehre, und es ist auch nicht Stolz von mir, daß ich es ablehne. Es geht aber picht anders. Ich werde kaum noch lange hier bleiben. Viel leicht gelingt es mir, irgendwo auf dem Lande eine Hauslehrer sielle zu bekommen. Ich bin stadimüde geworden. Man wird hier zu leicht zerstreut; auf dem Lande wird man weniger ab- gelenkt — ich denke, da werde ich in Ruhe meine Studien be enden können . . . Sie sind mir doch nicht böse, Frau Möh-