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Wilsdruffer Tageblatt : 27.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192302270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230227
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230227
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-02
- Tag 1923-02-27
-
Monat
1923-02
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.02.1923
- Autor
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— In Dortmund sind 15 Oberrealschüler von den Franzosen verhaftet worden, die ihrerseits die Verhaftung von zwei französischen Spitzeln veranlaßt hatten. Die Oberrealschüler wurden unter schweren Mißhandlungen fcstgenommen. — In Essen wurde in dem Bankhause Nathan u. Cie. ein frecher Raub ausgeführt. Zwei Zivilisten — einer sprach nur französisch, der andere französisch und deutsch — erklärten den 77jährigen Inhaber für verhaftet, weil er angeblich der Schupo Vorschüsse gegeben habe. Die Ban diten raubten die gesamten Valuten und mehrere Millionen deutsches Geld. — Oberbürgermeister Havenstein und Bürgermeister Schäfer sind mit einem Auto in Richtung Düsseldorf ab transportiert worden. Oberstwachtmeister Niehof, Dr. Guyens und Regierungsrat Niedermeyer wurden in Rich tung Werden weggebracht. Sie werden anscheinend in andere Gefängnisse übergeführt. Fleisch- und Broiteuerung. Versuche zur Preissenkung. Unter dem Vorsitz des Reichsernährungsministers Dr. Luther traten die Ernährungsminister aller deutschen Län der zu einer Konferenz inBerlin zusammen, um die Er nährungslage im Zusammenhang mit der Nuhrbesetzung zu besprechen. Es wurde eine Kommission eingesetzt, die einen sofortigen Druck auf die Fleischpreise durchführen soll. In der Besprechung wurde besonders einer Kon trolle des Lebensmittelhandels das Wort ge redet. Die Versorgung mit Fleisch, Fett und Milch müsse zu wenigstens einigermaßen erträglichen Preisen möglich sein. Das freie Brot ist etwas billiger geworden. Im Gegensatz dazu geht der Preis für das Markenbrot andau ernd in die Höhe, man spricht bereits von 1800 Mark für ein Brot infolge der Heraufsetzung des Umlagegetreide preises auf 600 000 Mark für die Tonne Roggen in der zuständigen Kommission des Reichstages. Dieser Beschluß ist allerdings noch nicht endgültig, da die Negierung die Entscheidung treffen muß. Die Vossische Zeitung will nun erfahren haben, daß die Ab wälzung des Umlagepreises auf die Ver braucher wie bisher der Regierung bedenklich er scheine. Es scheine die Auffassung zu überwiegen, daß die Preisfenkungsaktion auf das schwerste gefährdet würde, wenn das wichtigste Nahrungsmittel der breiten Massen aufs neue verteuert würde. Es sei deshalb damit zu rech nen, daß eine Erhöhung der Preise für das Markenbrot vermieden werde. Gleichzeitig müsse es Aufgabe der Regierung sein, die Tarifpolitik der Eisenbahnverwaltung zu ändern und einen Abbau der'Kohlensteuer vorzunebmen. pollilfche Rundschau. Deutsches Reich. Der Reichspräsident an die Stadt Bochum Reichspräsident Ebert hat an den Bürgermeister der Stadt Bochum folgendes Telegramm gerichtet: „Mit tiefem Abscheu habe ich von den erneuten Bluttaten französi scher Truppenabteilungen gegen wehrlose und friedliche Menschen und den wiederholten Plünderungen Meldung erhalten. Den Hinterbliebenen des Ermordeten und den Verletzten bitte ich meine herzliche Teilnahme und die Zusicherung zu übermitteln, daß nach besten Kräf ten für sie, die das Opfer blinder Brutalität geworden sind, gesorgt wird." Unsere Kohlenversorgung. Mit Bezugnahme auf französische Behauptungen über Kohlenmangel in Deutschland hat sich der Reichskohlen kommissar erneut dahin geäußert, daß unsere Kohl.'wer- sorgung natürlich mit Hilfe starker Einschränkungen und Einfuhren usw., von der Gefahr eines Erlahmens über haupt nicht bedroht ist. Es wirken dabei mit, daß Re parationskohlen zurzeit nicht geliefert werden, daß Kohlen aus dem Ausland gekauft werden und außerdem Lurch überarbeit in den unbesetzten Gebieten die Bestände vermehrt werden. Auch die gewaltige Verteue rung kommt dabet in Betracht, die einen geringeren Ver brauch zwangsmäßig herbeigeführt hat, was ja an und für sich eine weniger erfreuliche Erscheinuna ist. Das Heiratsjahr. Ein Lustspiel-Roman in zwölf Kapiteln. Von Fedor v. Z o b e l t i tz. Im sogenannten Garlensalon des Herrenhauses stand der alte Riedecke und ordnete den Frühstückstisch. Er war im letzt- verflossenen Monat sechzig Jahr geworden, aber er sah noch immer recht stattlich aus, auch heule, wo er stall des langen Livreerocks eine weiße Leinenjacke mit blauen Streifen trug. Die Halsbinde war wie immer mit größter Sorgfalt gefaltet, denn an ihr war nach der Meinung Riedeckes ohne weiteres zu er kennen, ob man es mit einem herrschaftlichen Diener zu tun habe oder einem ganz gewöhnlichen Lakaien. Die modernen Schlipse waren Riedeckei ein Greuel; es mußte eine Binde sein, ein schmales, weißes Tuch, das man zweimal zusammenlegte und so um den Halskragen schlang, daß es einen lockeren Knoten bildete. Nur das war eines herrschaftlichen Dieners würdig. Riedecke lächelte, während er Tassen und Teller ordnete. Ein leichtes und ganz sanftes Lächeln lag fast immer auf seinem glatt rasierten Gesicht. Es war dies das Lächeln eines vor nehmen Diplomaten, der damit seine Seele zu verbergen trachtet. Graf Teupen hatte eine ähnliche Angewöhnung aus seiner diplo matischen Karriere in den Ruhestand hinübergerettet, und da Riedecke ehemals der Kammerdiener des allen Herrn gewesen war, ehe er gleichfalls einen beschaulichen Posten auf Hvhen- Kraatz gefunden hatte, so war dies sanfte, politische Lächeln, auch auf ihn übergegangen. Nun war der Tisch in Ordnung. Der Samowar glänzte hell, aber auf einer Kredenz an der Querwand stand auch noch eine Kaffeemaschine, denn während die älteren Herrschaften den Tee bevorzugten, pflegten die Kinder zum Morgenimbiß Kaffee zu trinken. Der Frühstückstisch war ziemlich geräumig; man konnte acht Taffen zählen — die Familie mußte groß sein. Und so war es auch. Außer dem Hausherrn, dem Baron Tübingen mit seiner Gattin und den Kindern Benedikte, Bernd und Die- triech, lebte auch noch der Vater der Baronin, der alte Graf , Teupen, auf Hohen-Kraatz, außerdem hatte Benedikte eine Engländerin bei sich, Miß Nelly, und eine kleine Freundin, l Trudchen Palm, i>as Apothekerstöchterchen aus Seeberg. ' Der alte Riedecke nickte mit wohlgefälligem Lächeln über Fünf Millionen Frank an die Nepko. Zu einer Meldung der „Chicago Tribune", daß die deutsche Regierung an die Reparationskommission 10 Millionen Goldmark für laufende Ausgaben gezahlt habe, wird von zuständiger Seite erklärt, daß am 19. Februar die Zahlung von 5 Millionen Papierfrank von der deutschen Regierung an die Reparationskom mission für laufende Ausgaben tatsächlich erfolgt ist, da die Reichsregierung bekanntlich auf Grund des Versailler Ver trages für die Ausgaben der Neparationskommisston auf zukommen hat und der Verkehr mit der Kommission, wie bekannt, auch unter den gegenwärtigen Umständen aufrecht erhalten wird, da es sich nicht um eine französische, sondern eine interalliierte Körperschaft handelt. Rußland. X Ausgaben der Roten Armee, über Lettland wird aus Moskau gemeldet: Trotzki veröffentlicht Erklärungen über die Aufgaben der Roten Armee und sagt, daß die Aufrechterhaltung der Roten Armee nötig sei, da die revo lutionäre Entwicklung in Europa plötzlich in Sturmschritt übergehen könne. Für diesen eventuellen Kampf müsse Rußland bereit sein. . Preiserhöhung für -as rtmlagegetreide Die Tonne Roggen 600 000 Mark. Die Kommission des Reichstages zur Festsetzung der Getreideumlagepreise hat den neuen Preis auf 600 000 Mark für die Tonne Roggen für das vierte und fünfte Sechstel der Umlage festgesetzt. Der Vertreter Sachsens hatte Verdreifachung >es bisherigen Preises beantragt, der 165 000 Mark für die Tonne beträgt. Die Erhöhung wurde mit 13 gegen 7 Stimmen angenommen. Ein von Verbraucherscite eingebrachter gemeinsamer Antrag der Verbraucher und Produzenten ersucht die Reichsregierung, eine Verbilligungsaktion für Minderbemittelte in die Wege zu leiten. Von Verbrancherseite war auch der Vorschlag gemacht worden, den Preis in dem Maße zu erhöhen, wie in dem Zeitabschnitt vom Dezember bis jetzt die Löhne und Gehälter gestiegen seien. Dieser Vorschlag wurde von der Mehrheit des Ausschusses abgelehnt, da damit die Produktionskosten nicht gedeckt würden. Der Weizen- preissoll sich dem Roggenpreis entsprechend anschließen. Nach der nunmehrigen Preisnormierung für Getreide und Mehl wird das Markenbrotin absehbarer Zeit wahr scheinlich etwa 1800 Mark kosten gegen 45 bis 50 Pfg. vor dem Kriege, also das 3600fache. Postgebühren ab März. 3m Znlande. Die neuen erhöhten Postgebühren, die am 1. März ln Kraft treten, sind jetzt endgültig festgestellt und stellen sich im einzelnen wie folgt: Posttarten im Ortsverkehr 20 M. im Fernverkehr 40 M. Briefe im Ortsverkehr bis 20 Gramm 40 M„ über 20 biS 100 Gramm 60 M„ über 100 bis 250 Gramm 100 M., über 250 bis 500 Gramm 120 M.; im Fernverkehr bis 20 Gramm 100 M., über 20 bis 100 Gramm 120 M., über 100 bis 250 Gramm 150 M., über 250 bis 500 Gramm 180 M. — Für nicht- oder unzureichend sreigemachte Posttarten und Briese wird das Eineinhalbfache des Fehlbetrages, mindestens aber ein Betrag von 1 M. nacherhoben. Drucksachen bis 25 Gramm 20 M., über 25 biS 50 Gramm 40 M., über 50 bis 100 Gramm 60 M., über 100 bis 250 Gramm 100 M., über 250 bis 500 Gramm 120 M., über 500 Gramm bis 1 Kilogramm 150 M., iiber 1 bis 2 Kilogramm (nur für einzeln versandte ungeteilte Druckbände zulässig) 250 M. Ansichtskarten, mrf deren Vorderseite außer dem Ort, dem Datum und der Unterschrift Grüße oder ähnliche Höflichkeits- sormeln mit höchstens fünf Worten niedergeschrieben sind, 20 M.; Ansichtskarten, die weitergehende schriftliche Mittei lungen enthalten oder bei denen sich Mitteilungen auf der Rückseite befinden, unterliegen der Postkartcngebühr. Geschästspapiere und Mischsendlnegen bis. 250 Gramm 100 M„ über 250 bis 500 Gramm 120 M., über 500 Gramm bis 1 Kilogramnr 150 M.; für Warenproben bis 250 Gramm 100 M„ über 250 bis 500 Gramm 120 M. Nichtfrei gemachte Drucksachen, Geschästspapiere und Warenproben werden nicht befördert. Für unzureichend freigemachte Sen dungen dieser Art wird das Eineinhalbfache des Fehlbetrages, minDestens aber ein Betrag von 1 M. nacherhoben. Päckchen bis 1 Kilogramm 200 M. Pakete bis 3 Kilogramm Nahzone 300 M-, Ferazcne die acht Taffen hinüber. Er lieble ein volles Haus. Und es sollte noch voller werden. Ein neuer Hauslehrer wurde für die Junker erwartet und vor allem der Baron Max, der Aeltest- geborene des Besitzers von Hohen-Kraatz, nachdem er andert halb Jahre lang sich mit den schwarzen Bestien in Afrika herumgeschlagen hatte. Dieser Asrikareisende war derzeitig der „Stolz des Hauses" — so hatte Graf Teupen seinen Enkel noch beim gestrigen Mitlagseffen bezeichnet. Das Lächeln Riedeckes wurde breiter und verlor auch etwas von seiner diplomatischen Weichheit, als er daran zuröckdachte; vor zwei Jahren nämlich halte derselbe Graf Teupen Maxen die „Schande der Familie" genannt . . . Es war sehr gemütlich im Gartensalon. An den Wänden des großen und sonnenlichten Raumes hingen zahllose Geweihe; sowohl Tübingen wie sein Schwiegervater waren eifrige Iägers- leute — der alte Graf hing sich noch ost genug, trotz feiner zweiundsiebzig Jahre, bie Flinte auf den Rücken und schlenderte über die Felder und hinein in den Wald, und schoß er kein edleres Wild, so blaffte er wenigstens eine Krähe oder eine Eule zu Boden, die dann für Bernd und Dieter ausgestopft wurden. Riedecke öffnete nunmehr die große Glastür, die aus dem Gartensaal zunächst auf eine offene Veranda führte. Von ihr aus übersah man den ganzen vorderen Teil des Parks mit seiner schönen, breiten Nußbaumallee, die weit hinten durch ein eisernes Tor abgeschlossen wurde. Es war noch ziemlich früh am Tage, kaum sieben Uhr, und so prangte der Park noch im vollen Schmucke der Erfrischung, die ihm die erquickliche Kühle der Iuninacht gespendet hatte. Rechts und links der Allee dehnten sich weite Rasenflächen aus, auf denen der Morgentau glitzerte und die kuliffenartig von grünen Bosketts eingefaßt wurden. Auf der einen Seite der Wiesenniederung sprang aus dem Gewirr von Fliederbüschen, Schneeballen, Jasmin unb Spireen in kurzen Bogen das Silberband eines Baches hervor, das sich dann wieder im matten Dunkel der Hecken verlor, um hinter dem Herrenhause einem stattlichen Weiher, den Benedikte den „Schwanensee" getauft hatte, Nahrung zu geben. Der alte Riedecke war, angelockt durch die Schönheit des Morgens, auf die Veranda getreten und dann die breite Stein treppe hinab in den Garten gestiegen. Hier traf er auf einen jungen Burfchen, der eine gestreifte Leinenjacke ähnlich der seinen trug, dazu aber hohe Stulpenstiefeln und pralle, weiße Lederhosen. Der Junge hatte einen geflochtenen Korb im Arm, vou uver 3 bis 5 Kilogramm Nahzone 500 M., Fernzone 1000 M., steigend bis 2500 unb 5000 M.; Zeitungspakete bis 5 Kilogramm Nahzone 250 M., Fernzone 500 M. Wertsendungen (Wertbriefe und Wertpakete), bie Gebühr für eine gleichartige eingeschriebene Sendung unb bie Ver sicherungsgebühr, die beträgt bis 5000 M. bei Wertbriefen und versiegelten Wertpaketen 40 M., bei unversiegelten Wert paketen 20 M„ über 5000 vis 10000 M. 80 M. bzw. 40 M„ über 10 000 M. für je 10000 M. oder einen Teil davon 80 M. bzw. 40 M. Postanweisungen bis 1000 M. 60 M., über 1000 bis 5000 Mark SO M., über 5000 bis 10 000 M. 120 M., über 10 000 bis 20 000 M. 180 M., über 20 000 bis 30 000 M. 240 M., über 30 000 bis 40 000 M. 300 M., über 40 000 bis 50 000 M. 360 Mark, über 50 000 bis 100 000 M. 450 M.; Meistbettag ist von 50 000 auf 100 000 M. erhöht. Die Einschreibegebühr ist auf 80 M., bis Vorzeiaegebühr für Nachnahmen unb Postausträge auf 50 M. festgesetzt; am 15. Januar neu eingeführt ist bei Nachnahmen und Po stauf- trägen eine Einziehungsgebühr von 1 von jedem angefangenen Tausend der eingezogenen Beträge. Sie wird von dem ein- gezogenen Bettag abgezogen. Zählkarten bis 1000 M. einschließlich 20 M., über 1000 bis 5000 M. einschließlich 30 M., über 5000 bis 10000 M. ein schließlich 40 M., über 10 000 bis 20 000 M. einschließlich 60 M., über 20 000 bis 30 000 M. einschließlich 80 M., über 30 000 Lis 40 000 M. einschließlich 100 M., über 40 000 bis 50 000 M. einschließlich 120 M. usw., von mehr als 1000 000 Mark (unbeschränkt) 500 M. Im Telegraphcnverkehr sind die Wichtigsten Gebühren für Ferntelegramme: Grundgebühr 160 M., und außerdem für jedes Wort 80 M.: für Ortsielegramme: Grundgebühr 80 M., unb außerdem für jedes Wort 40 M., für Zustellung Lei un genügender Anschrift 240 M. Die Jnlanbsgebühren für Briefsendunaen, Wertsendun gen, Postanweisungen rmd Pakete gelten auch nach dem Saar gebiet ftsdoch Päckchen nicht zugelassen) sowie nach dem Ge biet ber Freien Stadt Danzig und dem Memelgebiet. Die Julandsgebühren für Briefsenduntzen gelten ferner nach Luxemburg und Österreich (Päckchen nach beiden Ländern nicht zugelassen). Fernsprecher. Die Jahresgrundgebühr für Ferusprech-Hauptanschlüffen ist unverändert geblieben. Erhöht sind dagegen vom 1. März an folgende Fernsprechgebühren: für ein Ortsgespräch von einer Teilnehmerstelle aus 30 M., für ein Ortsgespräch von einer öffentlichen Sprechstell« aus 60 M.; für ein Fern gespräch von nicht mehr als 3 Minuten Dauer bei einer Entfernung bis zu 5 Kilometer einschließlich von einer Teil- nehmerstelle auS 30 M., von einer öffentlichen Sprechstelle aus 60 M., von mehr als 5 bis 15 Kilometern einschließlich SO M., von mehr als 15 bis 25 Kilometern einschließlich 150 Matt, von mehr als 25 bis 50 Kilometern einschließlich 300 Mark, von mehr als 5V bis 100 Kilometern einschließlich 450 Matt, für jede weiteren angefangenen 100 Kilometer mehr 180 M. * Auslandsgebühren. Die Auslandsgebühren betragen vom 1. März 1923 an: für Posttatten 180 M„ redoch nach Ungarn und Tschecho slowakei 140 M.: für Briefe bis 20 Gramm 300 M., jede Weitere 20 Gramm (Meistgowicht 2 Kilogramm) 150 M., jedoch nach Ungarn und Tschechoslowakei bis 20 Gramm 240 M., jede iveitere 20 Gramm 150 M.; für Drucksachen für je 50 Gramm 60 M.; Geschästspapiere für je 50 Gramnr W M., mindestens 300 M.; Warenproben für je 50 Gramm 60 M., mindestens 120 M.; Postanweisungen bis 20 000 M. 200 M., über 20 000 bis 40000 M. 400 M., jede weiteren 40 000 M. 200 M.: jedoch nach England, den britischen Kolonien und den britischen Poftanstalten im Auslande für jede weiteren 40 000 M. 400 M. Nah und Kern. O „Fürst Sapieha" verhaftet. Der polnische Hochstapler „Fürst Sapieha", der in Berlin ein Haus, das ihm gar nicht gehörte, dreimal zu verkaufen verstand und mit dem Millionenerlös geflüchtet war, wurde in Danzig verhaftet. Er hatte die Frechheit besessen, unter seinem falschen Namen und unter der Angabe, daß er in Danzig eine weiß- ruthenische Gesandtschaft einrichteu solle, in einer Zeitung eine Wohnung zu suchen, und hatte dabei als seinen Auf enthalt ein Danziger Hotel angegeben. Es handelt sich um einen polnischen Landarbeiter, der seinen wahren Namen aber noch beharrlich verschweigt. O Kerenski meldet sich. Vor kurzem wurde berichtet, daß Kerenski, der frühere russische Ministerpräsident, in London als Kellner tätig sei. Das ist jedoch, wie sich jetzt heraus stellt, nicht richtig. Kerenski war bis vor wenigen Monaten als Redakteur der russischen Zeitung „Golos Rossti" in Prag ansässig und lebt gegenwärtig in Berlin als Chef redakteur des russischen Blattes „Dni". O Doppelhinrichtung. Auf dem Gefängnishof in Nürn- aus dem volle Büschel von Feldblumen, Gräfern und Laubwerk quollen. „Morgen, Herr Riedecke", sagte er und nickte mit dem Kopfe. „Morgen, Stupps," erwiderte der Alte, „wo denn hin mit dem Grünzeug?" Der mit dem merkwürdigen Namen „Stupps" Angeredete blieb einen Augenblick stehen und grinste vergnügt. „In die Gesindestube," entgegnete er, „die Guirlanden sollten schon längst fertig sein, aber ja woll —" ' „Ja woll," wiederholte Riedecke mißbilligend, „die Mädels haben wieder bis Sechs in den Federn gelegen, und nun schicken sie Dich aus, die Blumen zusammenzusuchen! Laß Dir das dock nicht gefallen! Du hast dock sonst den Mund aus dem rechten Fleck!" „Ach — na — Herr Riedecke, ich tu's ja ganz gerne", sagte Stupps, und Herr Riedecke mußte auch weshalb. „Ich will Dir mal was sagen, Stupps", sprach er mit ernster Stimme, wobei er aber doch sein wohlmeinendes Lächeln um den Mund behielt. „Es ist mir nicht unbekannt geblieben, daß Du seit einiger Zeit auf lächerliche Art und Weise um die Alwine herumschwenzelst und ihr auch neulich eine Brosche vom Jahrmarkt mitgebracht hast. Zu so etwas bist Du noch viel zu jung, Stupps, merke Dir das. Kaum sechzehn Jahre und schon hinter den Mädeln her! Wenn Du nicht sonst Deine Pflicht tätest, würde ich Dir bereits derb auf die Finger geklopft haben, doch so solls noch einmal mit einer Ermahnung abgehen. Du weißt, daß mir nicht nur der Herr Baron befohlen hat, auf Dich aufzupaffen — ich Habs auch Deiner Mutter versprochen. O — und ich habe gute Augen! Es schickt sich nicht, solche Kur- schneiderei — es ist dies überhaupt Unsinn, weil nie etwas Gutes dabei herauskommft laß Dir das von einem sagen, der die Sache kennt. Und jetzt gehst Du zu den Mädeln, gibst Deine Blumen ab und sagst, Herr Riedecke hätte verboten, daß sie Dich als Laufbursche benutzten; Du hättest mehr zu Lun. Alle Augenblicke kann der Herr Baron nach dem Badewafsrr klingeln, und dann schimpft er wieder, wenn Du nicht da bist. Drücke Dich!" Stupps entfernte sich schleunigst mit rotem Kopf und im Laufschritt, um unten in der Gesindestube, wo vier weibliche Wesen damit beschäftigt waren, Kränze und Guirlanden zu binben, einen Sturm der Entrüstung Hervorzurusen, als er er zählte, was Herr Riedecke befohlen hätte.
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