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mit Vertretern der Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Handels, lammern, des Groß- und Kleinhandels, der Gewerkschaften und der Betriebsräte verhandelt. Auch aus England hat das Ruhrgebiet Besuch er halten. Mehrere Mitglieder der englischen Arbeiterpartei sind in Essen eingetroffen und sind nach den Zechen hin- ausgefahren, wo sie die Arbeiten über und unter Tage be- sichtigten. Dann begaben sie sich nach Bochum. Dori hatten sie eine lange Besprechung mit dem Vorstand der Bergarbeitervereine. Der Dank an die Schupo. Anerkennung selbstloser Pflichterfüllung. Der Reichspräsident hat in einem Schreiben an den preußischen Minister des Innern, als den Ches der PSu- ßischen Landespolizci, seine aufrichtige Bewunderung und lebhafte Anerkennung für das Verhalten der Schupo im Ruhrgebiet artsgesprochen. Gegenüber Offizieren und Soldaten, so schreibt Reichspräsident Ebert, die ihre Waffenehre durch rohe Mißhandlungen Wehrloser besudeln, gegenüber einer unmenschlichen Nache- justiz, die jede durch Eid und Pflicht begründete Weige rung vor fremdem unrechtmäßigen Befehl mit Verschlep pung und grausamer Strafe verfolgt, haben die braven Beamten der Schupo in ruhiger Besonnenheit und selbstloserHingabean ihre Pflicht ihren Dienst weiterversehen, ohne sich fremder Machtwillkür und Rechts anmaßung zu beugen. Nicht nur die Ruhrbevölkerung, sondern ganz Deutschland zollt diesen tapferen Männern DankundBewunderung. Wenn man dereinst der Deutschen gedenkt, die in schweren Zeiten sich in selbstloser Pflichterfüllung für den Bestand der Deutschen Republik, sür das Vaterland eingesetzt haben, wird man der Führer und Beamten der Schupo im Ruhrgebiet besonders dank bar gedenken. Ohne polizeilichen Schutz. Die Kommunisten organisieren sich. Die Folgen des Vorgehens gegen die Schupo zeigen sich bereits in bedenklichster Weise. Die Stadtverwaltung von Esten und die Gewerkschaften haben sich mit dem preu ßischen Minister des Innern, Severing, der sich gegen wärtig in Münster befindet, in Verbindung gesetzt, denn die Kommunisten fangen bereits an, sich militärisch zn organisieren, sie bilden Zehner- und Hundert schaften, und es wird behauptet, daß z. B. in der Gußstahl fabrik von Krupp bereits eine sehrstarkeOrganisa- tion durchgcführt sei. Diese Gefahr würde sich zu einer noch größeren auswachsen, wenn nicht wieder ein Polizei- licher, von deutscher Sette kommandierter Schutz aufge stellt wird. Zuchthaus sür Wucher und Preistreiberei. Öffentliche Brandmarkung. Das Notgesetz, das wegen des widerrechtlichen Ein falls der Franzosen ins Ruhrgebiet erlassen werden soll, wurde an den zuständigen Ausschüssen des Reichstages beraten. Der Haushaltsausschutz des Reichstages beschloß, daß die ungenehmigte Ausfuhr lebenswichtiger Gegenstände mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren und Geldstrafe in un begrenzter Höhe bedroht werden soll. Schleichhandel, vor sätzliche Preistreiberei oder vorsätzliche verbotene Ausfuhr lebenswichtiger Gegenstände soll in besonders schweren Fällen mit Zuchthaus bis zu 15 Jahren bestraft werden. Die Todesstrafe wurde abgelehnt. In Fällen dringenden Verdachts soll Schließung des Geschäfts und Beschlag, nähme erfolgen. Im Rechtsausschuß betonte der Regterungs- Vertreter, die bestehenden Vorschriften gegen Preistreiberei und verwandte Straftaten böten schon starke Handhaben zum Einschreiten. Eine gewisse Lücke bestände im gelten- den Recht nur insofern, als die öffentliche Brand markung der Wucherer und Schieber noch nicht in allen bedeutenderen Fällen zwingend vorgeschrieben sei. Das soll ergänzt werden. Die Bestimmungen der Regierungs vorlage wurden angenommen, wonach bei vorsätzlichen Zuwiderhandlungen gegen die Strafvorschriften gegen Schleichhandel, Preistreiberei, verbotene Ausfuhr lebens wichtiger Gegenstände und unzulässigen Handel auf Frei heitsstrafe von drei Monaten oder mehr, oder auch Geld- strafe von 100 000 Mark oder mehr erkannt werden soll. politische Rundschau. Deutsches Reich. Tagung des ReichsstädtebundeS. Auf der Tagung des Neichsstädtebundes in Halle a. S. gedachte man zunächst der um das Deutschtum kämpfenden Volksgenosten im Ruhrgebiet und nahm dann mehrere Entschließungen an. Gefordert werden Abhilfe der Fi nanznot der Städte und Aufhebung des Reichssperrgesetzes, gegenüber den endgültig genehmigten Besoldungsordnun gen wird Einspruch erhoben. Hinsichtlich der Volksernäh rung werden die Reichs- und die Staatsregierung drin gend ersucht, entschiedene Maßregeln zur Sicherung der Ernährung zu treffen und der Preisdiktatur von Erzeugern und Händlern entgegenzutreten. „Unser Recht und unser Wille." Minister Dr. Hermes hat einem italienischen Presse vertreter in Berlin erklärt, er sei stets für eine Wirtschaft- liche Zusammenarbeit mit Frankreich eingetreten, aber Poincars wolle keine wirtschaftliche, sondern eine politische Lösung des Reparationsproblems. Unsere Stärke beruhe in unserem Recht und in unser aller Willen, den mora lischen Widerstand ruhig und besonnen, aber bis zum Letzten durchzuführen. Reichskanzler a. D. Dr. Wirth über die Ruhrfrage. In einer Zentrumsversammlung in Ulm hielt der frühere Reichskanzler Dr. Wirth eine Rede. Er bezeichnete die Politik des Reichskanzlers Cuno als eine Vertiefung der von ihm eingeschlagrnen Ersüllungspolitik. Weiter er klärte der frühere Reichskanzler, daß die Behauptung, das Zentrum bereite der Regierung Cuno Schwierigkeiten, unwahr sei. Was die Regierung Cuno tu«, um den Ab wehrkampf an der Ruhr zu führen, finde die Zustimmung des Zentrums. Zum Schluß erklärte Dr. Wirth, der Zweck des Widerstandes an der Ruhr sei, zu Verhandlun gen zu gelangen. Abzug der Franzosen aus Memel. Die französischen Besatzungstruppen haben Memel in aller Stille geräumt. Die Kaserne wurde von den Litau ern bezogen. Die Franzosen begaben sich auf ihre im Hafen liegenden Schiffe. Die polnische Regierung vertritt den Standpunkt, daß an die Zubilligung des Memellandes an Litauen folgende Bedingungen geknüpft werden müß ten: Anerkennung der Zuteilung des Wilnagebtetes an Polen; endgültige Grenzregelung mit Polen und An erkennung der Internationalisierung des Memelflusses. Nah und Kern. ? O Keine Pakete aus dem besetzten Gebiet. Aus Köln wird gemeldet: Da die Franzosen dazu übergegangen sind, nach dem unbesetzten Deutschland bestimmte Postpakete aus den Zügen zu werfen und zu beschlagnahmen, so in Hennef und Oberkastel, nehmen die Postanstalien des besetzten Ge bietes keinerlei Postpakete nach dem unbesetzten Deutsch land, nach dem Einbruchsgebiet (Ruhrgebiet) sowie nach dem Ausland mehr an. O Zuzug znr Fremdenlegion. Das Thüringer Volks- bildnngsministerium hat die Lehrer, vor allem die der Fortbildungsschulen, aufgefordert, die Schüler vor dem Eintritt in die Fremdenlegion zu warnen. Das Ministe rium begründet die Notwendigkeit dieser Maßnahme mit der Behauptung, daß nach Mitteilung der französischen Presse wöchentlich etwa hundert Deutsche zur Fremden legion angenommen werden, daß die Zahl der Bewerber aber noch wett größer sei. Neueste Meldungen. Vermittlung in Amerika gefordert. Berlin. Die amerikanische Federatton of Labour in Chicago nahm eine Resolution an, welche die französische Invasion in das Stuhrgebiet verurteilt und Vermittlung der Vereinigten Staaten fordert. Die Resolution erklärt, das wahnsinnige bisherige militärische Unternehmen r-j unmoralisch und ungerechtfertigt. „Deutschland ist seines Endsieges sicher!" Budapest. Der „Pester Lloyd" veröffentlicht ein Inter view seines Vertreters mit dem Reichskanzler Dr. Cuno, nach welchem dieser erklärt haben soll, Deutschland sei sei nes Endsieges mit den Mitteln des passiven Widerstandes sicher, wolle diesen Sieg aber nicht so gedeutet wissen, als ob es sich der Mitarbeit am Wiederaufbau Europas ent ziehen wolle und Verpflichtungen, die gerecht und erträglich seien, ablehnen würde. Deutschland verstehe unter diesem Endsieg, daß der Militarismus und der Imperialismus, wie ihn das heutige Frankreich verkörpere, in seine Schran ken zunickgewiesen werde, unv daß das deutsche Volk ihm nicht geopfert werden dürfe. Sitzung des Bezirksausschusses der Amtshauptmannschaft Meißen am l2. Februar 1923, vormittags */,9 Uhr. (Schluß.) Die Gemeinden Striegnitz und Roitzsch b. L. bilden, wt derselbe Berichterstatter ausführte, mit den Gemeinden d« llmtshauptmannschaft Großenhain, Mehltheuer und Eostewi inen Feuerlöschverband. Durch die Brandstiftungen im Jahr l920 veranlaßt, haben die Gemeinden Striegnitz und Roitzsi ich eine eigene Feuerspritze mit dem Standort Striegnitz or chafft und beschlossen, aus dem bisherigen Feuerlöschverband mszutreten und einen eigenen Feuerlöschverband zu gründe, vieles Vorgehen ist sehr berechtigt, weil die bisherige Be, randsspritze in Mehltheuer steht, das von Striegnitz 4 Kilo neter, von Roitzsch 2Vr Kilometer entfernt liegt. Bei dies« Entfernungen komme eine wirksame Löschhilfe des eigenen Vei »ander gar nicht mehr in Frage, zumal, da die Spritze! elbst anderer Verbände, wie Dörschnitz, Scheerau und Trog« »Sher an Striegnitz und Roitzsch liegen, als Mehltheuer. De Landesausschuß sächsischer Feuerwehren sei zu dem Vorhab« »er Gemeinden Striegnitz und Roitzsch, einen eigenen Feuer öschverband zu bilden, gehört worden und haben sich ent chieden dafür ausgesprochen. Die beiden Großenhainer Bei »andsgemeinden haben gegen den Austritt der Gemeinde» vtriegnitz und Roitzsch nichts einzuwenden, lehnen aber ein Teilung des Verbandsvermögens, das in den Feuerlöschgerät« »es Verbandes bestehe, ab. Dagegen sei nach der Verbands atzung nichts zu machen, weil sich je 2 Gemeinden gegenüber lehen und mithin im Verbandsausschuß im vorliegenden Fall Stimmengleichheit entstehe. Nach der Satzung entscheide b nesem Falle der Vorsitzende, d. i. der Gemeindevorstand vo Rehltheuer. Die Gemeinden Striegnitz und Roitzsch habe! ich aber mit der Ablehnung der Teilung des Verbandsvermögen» ibgefunden und auf ihren Anteil verzichtet. Da der Ge neindeverband sich auf zwei amtshauptmannschaftliche Bezirk erstrecke, bedürfe der Austritt der Meißner Gemeinden ds Genehmigung der Kreishauptmannschaft, die die Amtshaupt nannschaft befürworte. Gleichzeitig haben die Gemeinde» striegnitz und Roitzsch für ihren neuen Feuerlöschverban! Satzungen und Feueriöschordnung eingereicht. Beide halten sio »n die von der Amtshauptmannschaft herausgegebenen Muster ntwürfe. Der Bezirksausschuß beschloß, Satzungen und Feuer öschordnungen des eigenen Feuerlöschverbandes Striegnitz rmi lloitzsch zu genehmigen und die Genehmigung des Austritt! »eider Gemeinden ans dein bisherigen Feuerlöschverband z» »efürworten. Hiernach erstattete Regierungsrat Frhr. v. Miltitz B« ächt über die vom Ministerium des Innern kürzlich beschlossene» oeiteren Bewilligungen aus dem Ausgleichs st o> n Höhe von insgesamt 1629 367 Mk. zu den Kosten de» llnstaltslasten, der Sozialrentnerfürsorgelasten, der Erwerbs osenfürsorgelasten, der Polizei-, Armen-, Wohlfahrtspflege- um Begebaulasten, sowie der Schullasten. Die Beihilfen solle» »en Gemeinden in voller Höhe zukommen und sofort ausgezah! verden. Der Bezirksausschuß genehmigte die vorgetragene» Verteilunasvorschläae der Amtsdauotmanmckait. Opfer -es Wattenmeeres. Nach einer wahren Begebenheit. Von Alexander Fifeler, Sylt. Wenn der Südsturm durch das Watt der nordfriesischen Inseln tobt, dann sitzt der Tod dem Schiffer im Nacken. Wehe dann den kleinen Seglern, wehe dem Waltenwanderer! Dann bäumt sich das flache Master auf und frißt auf, was es fasten kann. So wacker dann der erfahrene Wattenschiffer fein Schiff auch führt, er kämpft oft umsonst. Lange Jahre hat er sein kleines Schiff geführt, ein paar Stunden Südsturm, und alles ist dahin. Anfang November. Der alte Schiffer Nielsem und seine beiden Söhne machen ihr Boot klar; wollen nach dem Norden der Insel, um dort einige Angelegenheiten zu ordnen. Vormittag ist's. Gar nicht gut sieht der Himmel aus. Aber Vater Nielsen denkt: „Wird schon gut gehn." — Unter emsiger Arbeit ist bald das Schiff klar. „Nu bat Seil up, Jungs, un denn tau." Großsegel und Fock fliegen vor, der Kutter faßt Wind und schießt dahin durch die salzige Flut. Bis zum Mittag geht's gut, der Südwind brummt leise mahnend sein Lied. Hören die Schiffer die Mahnung? Sorg los, in fester Hand das Ruder, den scharfen Blick voraus, steuert Nielsen nach Norden. „Um vier Uhr sind wir am ,Ellenbogen', dann erledige ich rasch die paar Sachen, dann geht's zurück, und heute abend sind wir wieder zu Haus", denkt -er Alte. Der Südwind lacht: „Wartet nur, ich komme auch, ihr seid mir ein fetter Bisten." Schwarz bedeckt sich der Himmel, ein unheimliches Saufen ertönt in den Lüften. Laut und ängstlich kreischend schießen die Möven dicht über das Master hin. Ssss — tönt's hoch oben — Sturm! . . . Plötzlich, überraschend tritt strömender Regen ein. Da! die erste Böe. Die zweite und so fort. Gurgelnd schäumt das Master, höher und höher werden die Seen. In weißen Schaum wellen rollen sie dahin. Ein zuckender Blitz fährt in das schäu mende Element; aus dem Fuße ein harter Donnerschlag. Ge witter im Herbst! — Der Kutter jagt dahin. Eisern hält Nielsen das Ruber. Stahlhart »st sein Blick geworden. Tief graben sich die Zähne in d»e Lippen ein. Prall steht das Segel, zum Brechen fast Größer wird der Sturm, toller werden die Seen. Sie rollen unaufhörlich gegen das kleine Boot, brechen sich und setzen zum Element tanzt der Kutter; ächzend in allen Fugen wird er hoch- geschleudert, einen Augenblick sitzt er oben auf dem Wellenberge, im nächsten Moment schießt er in die Tiefe. Jetzt muß Nielsen seinen Kurs etwas nach Nordost ändern; denn vor ihm liegt eine Sandbank, die er vermeiden muß, um nicht auf Strand zu geraten. Da kommen die ersten Brecher über. Weit legt sich der Kutter um, doch schon im nächsten Augenblick ist er wieder hoch. Durch und durch naß ist der Alte, als sein Sohn zu ihm kommt und ihn bittet, er solle ihn an das Ruder lassen. Der Vater solle ins Logis gehen zu Fritz. „Nee, laß man, mein Junge, es ist besser, wenn der Vater das Schiff führt. Is'n bannig Wetter, wat? Ick gläuw, wi möt ankern, da Seil is old und hölt dat nicht af", entgegnete der Alte ruhig. „Gut, ankern wir." Kurze Zeit danach lag das Schiff vor Anker. Doch immer toller wütete der Sturm. Die großen Seen rollten gegen den Kutter, der jetzt im Winde lag. Dieser tanzte und rollte, und riß an der Kette wie ein wildgewordener Hund an der Leine. Kurze Zeit hielt die Kette. Doch da! Ein mächtiger Ruck, die Kette brach und steuerlos trieb das Schiff in der wilden See. Brecher über Brecher gingen darüber hinweg. «Fritz, Niels, dat Seil vör! Ran! Es geht uin Leben!" Die beiden jungen Leute versuchten, während -er Alte nach achtern zum Ruder kletterte, das Segel vorzuholen. Aber der tückische Südwind laßt sie nicht dazu kommen. Kaum ist das Segel halb vor, da saßt er mit aller Gewalt hinein. Ein Krachen, ein Splittern; alles ist kurz und klein. Segel und Nahen. Nun haben sie nur noch die Fock (Vorsegel). Da noch eine Böe und noch ein Brecher. Unter großem Getöse bricht der Mast und geht über Bord. An Bord des kleinen Schiffes ist währenddessen alles in Schaum und Dampf. Etwas Pause läßt der Sturm den dreien. Den dreien? Niels richtet sich aus der Ecke, in die er geschleudert wurde, auf und sieht um sich, sieht seinen Vater noch, aber nicht den Fritz. „Vater! Fritz ist über Bord!" Dort hinten treibt er. Beide suchen eine Leine, einen Haken, einen Rettungsring. Nichts! Alles ist über Bord, das Beiboot ist vollgeschlagen. Sie können dem Aermsten keine Hilfe bringen. Eine neue See kommt über. Krampfhaft halten sich die beiden mit halberstarrten Fingern fest. Halb voll schlägt das Boot. Von Fritz keine Spur mehr zu sehen. „Fritz ist weg, Vater, und wir konnten ihm nicht helfen!" Der Sturm reißt ihm die Worte vom Mund. Dem alten Mann stürzen vor Wut und Verzweiflung die Tränen aus den Augen. Eisernen Klammern gleich krallen sich seine Fäuste um das Ruder. Nur das Leben retten! Starr, verzweifelt rich- Röm, wenn wir uns dort aufsitzen, können wir noch gerettet werden, wenn uns jemand von Land aus gesehen hat." Sv jagen die Gedanken durch sein Hirn. „Vater, halt dich fest, ein Brecher!" Und wieder Schaum und Gischt! Wieder braust die Sturzwelle über das Wrack! „Hui!" schrie und lachte der Sturm, „einen hab' ich, ihr kommt auch noch dran!" Kein Wort wird mehr gewechselt. Jeder hält sich, bis auf die Haut durchnäßt vom eiskalten Wasser, so gut es geht. Der Alte am Ruder, Niels an einer Klampe (Haken zum Festlegen der Leinen). Das Wrack treibt vor dem Sturm. Da! ein Knirschen; es sitzt fest auf der Sandbank. Nun brechen die Seen wie toll darüber hin. Die Augen der beiden suchen den Horizont ab. Sieht denn niemand das Wrack? Ist kein Schiff in der Nähe? Ist keine Rettung möglich? „Nein!" heult der Süd- sturm: „Ihr seid mein!" „Vater, ich kann mich nicht mehr halten, die Finger sind mir ganz starr!" Der alte Mann hört's nicht, der Wind zer streut die Worte. Jetzt beginnt dieser den letzten Angriff. Noch einmal peitscht er das Wasser auf. Hochauf bäumt sich die See unter den harten Schlägen. Doch sie gibt die Hiebe weiter gegen das Wrack, wo zwei Menschen ihre letzte Kraft hergeben, um wenigstens das nackte Leben zu retten. Hin und her rollt -er Kutter, vollständig voll Wasser geschlagen. Starrer werden die Hände, schwächer der Wille zum Leben der beiden Schiff brüchigen. Die nächste Sturzwelle reißt Niels mit. — Dreimal sieht der alte Vater noch den Kopf des Jungen; dann kommt noch einmal eine Hand zum Vorschein; es ist, als wollte der Arm seinem Vater den letzten Abschiedsgruß zuwinken, dann ist's vorbei. — Starr sind die alten Augen auf das nasse Grab seines Jungen gerichtet. Es naht Rettung, Alter, halte -ich gut! Doch Nielsen schüttelt den grauen Kopf: „Nein, ich will nicht leben, meinen Stolz, meine beiden braven Jungen habe ich verloren. Soll ich jetzt Heimkehrei» und dex alten Frau sagen, ich konnte -eine Jungens nicht retten, ich, der eigene Vater, mußte taten los zufehen, wie sie starben! Nein, ich will nicht leben. Ich mag das Weinen und Klagen nicht hören. Das, wofür ich strebte und lebte, ist dahin, was soll ich noch?" sind der alte Mann ließ seinen letzten Halt los . . . Von fernher braust ein Segler heran. Man fand nur das leere Wrack. Der Sturm jauchzte und jubelte: „Ich hab' sie alle!" Am nächsten Tage war das Wattenmeer spiegelglatt. Kein Lüstchen wehte . . . Zerschlagen liegt das Wrack auf der Sandbank vor Röm. Das Meer aber hat drei neue Opfer. r