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Wilsdruffer Tageblatt : 24.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192302249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230224
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-02
- Tag 1923-02-24
-
Monat
1923-02
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 24.02.1923
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«utzunz sreigegeberr. Außerdem ist die «ugUM Zone auch '"0 englischem Einverständnis mit einigen französische» ontrollstationen durchsetzt worden, die das gesaryt» Sper, system ergänzen sollen. Deutschlands Gesamtleistung. Über 100 Millicrden Goldmark. Die Neichsregierung ha! jetzt eine Gesamtaufstellung der ungeheuren Leistungen veröffentlicht, die Deutschland im Sinne des Diktates von Versailles durchgeführt hat. Die folgenden Zahlen, die die Leistungen in der Zeit vom 11. November 1918 bis 30. September 1922 umfassen, sind nicht als endgiiltig anzusehen, sondern die Gesamtleistun gen des Deutschen Reiches gehen noch über die unten ange führten Zahlen hinaus. Aber schon diese Aufstellung, die zu einer Endsumme von mehr als hundert Milliarden Goldmark gelangt, wird ihren Eindruck in der Welt nicht verfehlen und das Lügengewebe der Poincarü und Kon sorten über den angeblichen „schlechten Willen* Deutsch lands endgültig zerstören. 1. Leistungen aus vorhandenen Bestän den und Abtretung von Eigentum im In- und Ausland (in den abgetrete nen Gebieten) 29 394 900 000 2. Leistungen aus volkswirtschaftlichem Vermögen und aus lausender Pro duktion 11 113 000 000 3. Barzahlungen 2140 000000 4. Sonstige Leistungen 3 371 000 000 st. Innere Ausgaben und Verluste 10 482 000 000 Zusammen: Goldmark 56 500 000 000 Nimmt man weiter den Wert Elsaß-Lothrin- gens und der deutschen Kolonien sowie den rein militärischen Rücklaß in sämtlichen Räumungsgebieten, so gelangt man zu einer Gesamtleistung von mehr als 100 Milliarden Goldmark. Oer Tod Oelcaffes. Einer der Hauptkriegsschuldigen. Im Alter von fast 71 Jahren ist in Nizza der einst so dielgenannte ehemalige französische Minister DelcassS plötzlich gestorben. Im Jahre 1898 wurde er als Mi nister des Auswärtigen in das Kabinett Dupuy berufen und hielt seit jenem Tage mit Hartnäckigkeit, mit aller dings wechselndem Erfolg, das eine Ziel fest, das ihm unentwegt vorschwebte: die Bekämpfung und Schwächung Deutschlands. Er brachte durch den Afrikavertrag die Annäherung an England zustande, trotz des vorhergegangenen Faschoda-Zwistes, sicherte sich unter dem Kabinett Waldeck-Rousseau die Freundschaft Italiens durch das Tripolis-Abkommen von 1901 und sicherte vor allen Dingen die Jnteressenverbindung mit dem russischen Zarenreiche. 1904 befestigte er die Verbin dung mit England ffurch den Kolonialverlrag. Der Ring um Deutschland schien geschlossen, bis 1905 die Marokko- Frage so kritisch wurde, daß der „Panthersprung" nach Agadir geschah und Ministerpräsident Rouvier den strebsamen Politiker fallen ließ. 1911 kam Delcassö aber wieder in Aktion und wurde von Poincarö nach Peters burg als außerordentlicher Botschafter gesandt. Was er dort für die Entwicklung des Weltkrieges getan hat, ist bekannt genug. Im August 1914 wurde er noch einmal Außenminister für einige Monate, schied aber dann endgültig von der politischen Bühne. Mit ihm ist ein unablässiger Feind Deutschlands und einer der Hauptkriegsschuldigen dahingegangen. Einige unserer sind mit der Entrichtung ihrer Bezugsgeld- Nachzahlungen im Rückstände. Die Gebühren betragen für Januar u. Februar 350 Mk. Am S4. wird die Lieferung des „Wilsdruffer Tage blattes" für die Säumigen eingestellt. Verlag des Wilsdruffer Tageblattes. Neueste Meldungen. Der Holzranb beginnt. Berlin. Die Besatznugsbehörde des Rheiulandes ha! Holzverkaufstermine in preußischen Oberförstereicn ange setzt. Damit fängt der planmäßige Holzraub au. Hoffent lich findet sich kein deutscher Holzkäufer, der sich an diesem Raube beteiligen wird. Auch Bieter aus dem feindlichen Auslande werden nicht auf ihre Kosten kommen, weil sic keine Holzhauer zum Schlagen und keine Fuhrleute zum Abfahren des Holzes finden. Franzosenwirtschaft im Westen. Berlin. In Düsseldorf sollen sich Arbeitslose zu einem Tageslohn von 60 000 Mark haben als Erd- und Berg arbeiter anwerben lassen. Darunter sollen Galizier sein, die in Berlin von französischen Agenten angeworben worden sind. Maßnahmen gegen diese Zustände sind ge troffen. — In Moselweiß ist die Stationskasse mit einer Summe von über 100 Millionen Mark, welche zu Lohn zahlungen bestimmt war, weggenommen worden. — Der Oberbürgermeister von Gelsenkirchen ist freigelassen worden. TschechoslowakischrMaßnahmen an der ungariscyen Grenze. Prag. Die fortgesetzten Zwischenfälle längs der Grenze von Karpatho-Rußland haben die tschechoslowa kische Heeresleitung veranlaßt, in diesem Grenzgebiet ge wisse militärische Maßnahmen zu treffen. Die Grenze gegen Ungarn ist in Abschnitte geteilt worden, die von militärischen Abteilungen unter dem Kommando von Offizieren bewacht werden. Gendarmen und Grenzwächter sind dein Militärposten beigegrben. Ans Stadt und Land. Wilsdruff, am 23. Februar 1923. Oeffentliche Stadtverordnetensitzung Donnerstag den 22. Februar, abends 7 Uhr. Anwesend sämtliche Stadtverordnete, am Ratstische die Herren Bürgermeister Dr. Kronseld, Stadträte Wehner, Heinickel und Bombach. Unter Eingänge und Mitteilungen gibt der Vorsteher, Herr Oberlehrer Hientzsch, zunächst bekannt, daß die freigewor dene Stadtkassiererstelle auf Ansuchen Herrn Weigelt, dessen Stelle Herrn Rentzsch übertragen wurde. Die Stelle im Wohl fahrtsamt soll ausgeschrieben werden. — In der letzten Sitzung war ein Antrag Loßner angenommen worden, wonach der Rat ersucht werden sollte, dem Kollegium in geheimer Sitzung die Gehälter der städtischen Angestellten mitzuteilen. Dem nachzu kommen, hat der Rat abgelehnt; nur in Spezialfällen soll auf Antrag Mitteilung davon gemacht werden. — Der Wirtschafts ausschuß hatte beschlossen, die Senkgrube auf dem Spielplätze mit Zementplatten abzudecken. Da sich aber herausgestellt hat, daß die Kosten hierfür bedeutend höher find, als aus den jetzt dort liegenden Eisenplatten Gewinn erzielt würde, läßt man die Sache auf sich beruhen. Mit der Entfernung von Bäumen auf dem Spielplatz und ibrer bestmöglichsten Verwertung ist man einverstanden, desgl. mit einem Landausgleich beim Wirsschafts besitzer Adam und die Verpachtung des Landes links vom Scheunenweg zu Schrebergärten. Den Pächtern soll für Pla nierung usw. zwei Jahre Pachtfreiheit gewährt werden. — Der Rückkauf von Inventar des Stadtbades vom Badepächter Fifcher wird in geheime Sitzung gelegt. — Nach Bewilligung der Kosten für erstattete Gutachten des Elektroverbandes stand die durch die verschiedenen Kohlenpreiserhöhungen im Februar sich notwendig machende anderweite Regelung der Strompreise zur Debatte. Der Bürgermeister hielt einen Preis von 750 für Kraft, 800 -F für Licht rückwirkend vom 1. Februar an für unbedingt notwendig. Gegen das Rückwirkende wandten sich die Herren Seurich und Loßner, während Herr Schu mann beantragte, Licht- und Kraftpreise gleichzustellen. Der Antrag wurde mit 7 gegen 7 Stimmen abgelehnt. Schließlich wurde ein Antrag Frühauf angenommen, erst vom 14. Fe bruar den erhöhten Preis zu fordern. Der Preis beträgt vom 14. Februar ab 1010 -.-7 für Kraft, 1100 „L für Licht je Kilowattstunde und wird fv berechnet, daß für die eine Hälfte des ganzen Februarverbrauches der bisherige Preis von 480 bezw. 500 für die andere der neue Preis von 1010 bezw. 1100 -47 gilt. — Die Uebernahme des Stadtanteils für die erhöhten Notstandsunterstützungen der Sozial- und Kleinrentner wird gutgeheißen, ebenso die Verdoppelung der Fürsorgeunter stützungssätze. — Unter Verschiedenem regte Herr Seurich an, den Rat zu ersuchen, die Zeit für Düngerabfuhr aus der Stadt um zwei Stunden zu verlängern. — Hierauf geheime Sitzung. — Der späte Winter. Das nach langer! Monaten sehr milder Witterung erst um die Februarmitte eingetretene Frost- weiter erweist sich als ziemlich ausdauernd und bringt uns noch zu guter Letzt den Winter, den man schon so gut wie überwunden glaubte. Allerdings hat sich, vom deutschen Nord osten abgesehen, wo auch in den letzten Tagen sehr erhebliche Schneemengen gefallen sind, der Frost in ziemlich mäßigen Grenzen gehalten und nur vereinzelt zehn Grad Kälte erreicht. Die Widerstandskraft der winterlichen Witterung dürfte sich erhalten, solange auch in Skandinavien noch strenge Kälte herrscht, wo im Norden des Landes bis zu 36 Grad Kälte vvr- gekommen sind. Dagegen ist es in West- und Südeuropa fast ununterbrochen mild geblieben; nur an der Ostküste Englands und Schottlands haben starke Schneestürme gewütet. Eine wesentliche Verschärfung der jetzigen Kälte ist nicht wahr scheinlich. — Kurzer Landtagsbericht. In einer Sitzung mit sehr um fangreicher Tagesordnung erledigte der Landtag am Donners tag zunächst eine Reihe von Schulfragen. Die Vorlage über Kreditbeschaffung von Schulbauten, für chie sich alle Parteien erklärten, wurde dem zuständigen Ausschuß überwiesen. Eben so ein Antrag der Kommunisten^auf unentgeltliche Abgabe der Lernmittel in den Volks- und Fortbildungsschulen, gegen den sich alte Redner der bürgerlichen Parteien wegen der finan ziellen Undurchführbarkeit gewandt hatten. — Die Gesuche der Direktoren und Lehrkörper der vier berechtigten Privat schulen Sachsens und des sächsischen Philologenvereins um Ge währung genügend hoher laufender Staatsunterstützungen wur den unter dem Lärm der Sozialdemokraten und Kommunisten Mr. Dollar und Frt. Mark. Modernes Märchen von Moritz Müller. Es war einmal ein reicher Mann in Amerika, der hieß Miller Dollar. Er wohnte in einem Wolkenkratzer, und sein höchstes Vergnügen war es, immerzu sich im Lift hinaussabren zu lassen, ins Manzigste, dreißigste, ja bis ins fünfzigste Stock- werk und von dort aus die armen Leute hiwunterzisspucken. Einmal stand eine arme Deutsche, das Fräulein Mark, Unten, das mich schon bessere Tage gesehen hatte, und dachte: .Ich möchte doch auch mal so hiuaufsteigen und aus die anderen Loute hinuntersehen." Aber der Liftboy sagte: „Es tut mir leid, aber alle Stock werke sind schon besetzt. Jin ersten Stock hat sich die dicke tschechische Amme, das Fräulein Krone niedergelassen, im Met ten Stock die ewig unfrisierte Italienerin, die Frau Lira, im dritten der windige Franzose, der Monsieur Frank, im vierten sein Vetter, der Schweizer Frank, weiter oben der dicke Hollän der, Mynheer Gulden, und der Argentinier, Senuor Pefo, und noch weiter oben der eingebildete Lord Pfund. Ganz oben aber, auf der Plattforni, wo man Sie schon gar nicht mehr sieht, liebes Fräulein, raucht der Mr. Dollar am liebsten seine Pfeife und spuckt auf alle herunter." „Muß man sich das gefallen lassen?" fragte cutrüstet das Fräulein Mark. „Sie können es ja geradeso machen. Hier im Souterrain wohnt noch eine arme Verwandte von dem dicken tschechischen Fräulein Krone, die alte Frau Krone aus Österreich und ein Fräulein Mark, aber aus Polen. Da könne» Sie wieder hin« untorspucken. So macht man's eben in Amerika." Das Fräulein Mark tat einen Mick in die Kellerwohnung, da stand die alte Frau Krone, die Österreicherin, gerade ans der Treppe, um auf die Straße hiuauMssteigen. Die Polin aber war. blitzschnell durch di« Kellertür auf die Straße getreten, und — hast du uicht gesehen! — war sic an dem armen Fräulein Mark vorbei auf der Treppe zum ersten Stock. „Nanu —" brummte der Liftboy — „was jetzt schon für Ge sellschaft ins Hans kommt, das ist unalanblich. Wer entschuldi gen Sie, gerade telephoniert mir » - Mister Dollar, das; er vom sechsundvierzigsten Stock in dc achtundvierzigsten Stock will. Da wird Sie ganze Gesellscha,, nieder um zwei Stock höher steigen wollen. Darin sind sie wie die Affen. Alles müssen sie ihm nachmacheu." Wie der Blitz sauste der Lift in die Höhe, und das arme Fräulein Mark stand aus der Straße und guckt« sich die Augen , heraus, bis sie endlich den Mister Dollar sah, der sich aus dem Fenster des achtnndvierzigsten Stockwerks lehnt«, sich mit einem Sternenbanner-TascheuMch den, Schweiß von der Stirne wischte und dann iw weitem Bogen Hinunterspuckle, so daß sich das er schrockene Fräulci» Mark rasch an die Wand drücken mußte und der neugierige Monsieur Frank, der Franzose, der eben den Kopf aus dem Fenster steckte, noch sein Teil abbekam. „Das ist doch ein Dkawdal," sagte das Fräulein Mark, „da gehört« ein deutscher Schntznwmr her." „Haben Sie Ihne nur nicht so, Fräulein," rief da die tschechische Amme, Fräulein Krone, aus ihrem Fenster im füns- tcn Stoch denn so weit war sie pustend dem Mr. Dollar nach- gelaufen - „Sie sind doch eine Gefallene!" .Das war selbst dem armen Fräulein Mark zuviel. Sie schluchzt« la'tt uud ries: „Sie unverschämte, aufgeblasene Per son, die ihre eigene Mutter, die alt« Frau Kraue aus Wien, im Keller verkommen läßt, nachdem Sie ihr boi »locht *nd Nebel auS dem Hause gelaufen sind. Ich würde mich schämen!" In diesem Auaeublick aiira ein Mann, in einen woöten Mantet gcyuut, an dem Wolkenkratzer vorüber. Der kam den, Fräulein Mark sehr bekannt vor. Und da erkannte sie ihn anch schon: Weiß Gott, das war ja der alte ehrliche Onkel von der Neichsbauk, der ihr früher immer die schönen Gold- und Silberkleider gekauft hatte, während sie jetzt in den elende» papierdiinne» Fähnchen herumlaufen mußte, wo Gold und Silber große Mode war. Der LukcEgab ihr ein Zeichen zu schweigen, dann nahm er unter dem Mantel ein großes, langes Blasrohr hervor, steckte eine goldene Kugel hinein, zielte immer in den achlundvierzig- ste» Stock und pustete dann mit aller Kraft los. Der Mister Dollar, der gerade dem Liftboy läuten wollte, um in de» süns- zigstc» Stock z» fahre», wurde von der goldenen Kugel mitte» aus die Nasenspitze getroffen. „Goddam!" — fluchte er, aber ehe er noch ausgesprochen batte, hatte ihn auch schon der Wind, den der alte Onkel aus Berlin mit seinem Blasrohr gemacht hatte, vom Fenster wcg- gcweht zur Treppe, und erschrocken polterte er, den Lift ver gessend, die Stiegen hinunter. Der schreckliche Sturm hatte auch die anderen Herrschaften vom Fenster getrieben, und so kam es, daß der Mister Dollar den Lord Pfund beinahe überrannte und der dem Seunor Peso einen Tritt gab, während dieser dein würdige» Mynheer Gulden, der sich durchaus nicht beeilen wollte, den Zylinder eindrückte. Endlich beim fünfnnÄdreißig- stcn Stockwerk »lachte der Mister Dollar Halt und traute sich wieder aus dem Fenster zu schauen. Aber schon hatte der gute Berliner Schütze wieder sei» Blasrohr hervorgeholt und — Schwuppdich! — hatte der Mister Dollar wieder eine gobocnc Kugel an der Nase, und der Sturmwind fegte ihn wieder aus die Treppe, die er, so gut er cs bei seiner großen Dicke konnte, hinabtaumcltr. Auf einmal war das aufgeblasene Fräulein Krone wieder im ersten Stock angelangt, während ihre arme Mama, die alte Frau Krone im Keller, wieder die Treppe hinunterstieg, da sie einen so starken Wind nicht vertragen konnte. Am schlechtesten ging es dem polnischen Fräulein Mark, die sich schon beinahe bis in den ersten Stock geschlichen hatte. Sie wurde erwischt, und der Liftboy sagte ihr: „Jetzt schauen Sie aber, daß Sie da runterkommew!" Sie wollte auf die Straße treten, da öffnete aber der Lift boy die Tür in den Keller: „Ta ist Ihr Platz, da draußen könnte» Sie sich erkälten, es weht ein scharfer Wind." Was wollte sie tun? So stieg sie widerwillig wieder in die enge Souterrainwohnung hinunter. Zuvor aber schaute sie zum Monsieur Frank hinaus, der immer so galant war, wenn es ihn nichts kostete. Aber er sah sie gar nicht an und rieb sich eine große Beule an der Stirn, die er beim Sturz über die Treppe »och besonders davongctragc» hatte. Das Fräulein Mark hatte inzwischen die Tränen getrocknet. Als sie wieder an dem Wolkenkratzer Hinaufschaule, saß der Mister Dollar mit einem dicken Tuch um den Hals schon im zwanzigsten Stock und sah mit Angst aus den Blasrohimann. Das Fräulein Krone stieg gerade in den Zwischenstock hinunter. Sie schimpste schrecklich, aber das Fräulein Mark lachte nur darüber. „Liebster Onkel" — sagte sie — „das hast du gut gemacht. Uber bleibst du auch hier mit deinem schönen Blasrohr und deinen goldenen Kugeln, daß sie nicht wieder unverschämt werden?" „Liebes Kind, so lange mir die Plsstc nicht ausgeht und ich noch so schöne Kugeln in der Westentasche habe, kannst du ruhig sein. Fühl' mal, es reicht noch für lange." Gerade arm er mit Mei Linaerv in die WEenttffche und wwv eine Kugel in sein Blasrobr. Die Nasenspitze des Mister Dollar wurde ganz weiß vor Schreck. Die Westentasche des alten Onkels war aber noch «an; voll mit blitzenden goldenen Kugeln. Wobcr er die nur alle batte? . . Wie se io B. m ihre SM dume sei. I» erzgebirgischer Mundart von Otfried vom Berge. In B. ganz unten an Wasser wuhnet der alte Seideltonel, dos war e verwuhngener und verbuhngener Waldmensch, daar ganz zudelig ausjooch und -dan mer schu vun weiten nooch sei ner Harzhus' roch. In dan sei Hessel war Feier rauskumme. 's war einende net schod um dos Heisel, dos war ganz schie- wecket; un wenn net zenstrllm an de Wand Holz aufgefchlicht gewaasen wär, wär'sch schu lang zammgeprasselt. Un ganz rennlich soll's aa net gewaasen sei, un vun Uhgeziefer ganz verseichl; Spinne, Wanzen, Schwoom un annere „Seuchetier" hätt's do drinne gahm meh wie Nodeln an de Baam. Do der» geeng die annern Heiseln in B. — e wahrer Staat, su freind- lich, su nett, su schie raus geputzt, s' mog ober sei wie's will, wie se schriern „Feier! Feier!", so käme alle gerennt, aa net eens blieb derhemm. Nu hatten se in B. aa ene Spritz, ober wos für ene, noch ene von anne dozemol, gruhmachtge Räder drah und enn alten grüßen Holzkasten uhm drauf, doß e zweegaahriger Ochs hält drinne rümschwimme könne. Die Dinger hüb'n und drüb'n zum Niederdrücken warn aa aus Holz — nu aams mehrschle aus Holz. 's erschle natürlich — die Spritz raus aus 'n Spritzen- heisel! Ne Spritzenkasten hoom se fix müsse» ewink ausräume, do war ene gunge Heck Katzen drinne. Dann de Fahrten drauf! de Eimer nei! be Schläuch net vergassen! (woos aa schu emol fürkomme war) — nu wur lusgesaust. De Dorfftroß war steiler wie 'n Härteldav sei Scheidach, derwanng ober flasschen die dan Barg nei wie 's wütige Heer, de Hühner und Gäns' könne net fff genung zer Seit machen. Ober wie dos gar net annersch sei kunnt, itze könne doch die de Spritz nimmer Verhalten! Dos giht immer schärfer und fchärser, zerletzt müssen se se luslossen, sist hätten se alle 's Genick ge brochen. Die Spritz Hot nu ober nischt eiligersch zu tun, als unten gervd off das über und über brennende Heisel lus zu machen uud mitten ins Feier nei. Ach Hot sich do dos Feier gefreit, boß de Spritz off aamol mitten drinne war, und ging nu in de Höh un Hot gelächt un gelächt un geprasselt un sich ene wahre Gütt getah, die Funken hoom när su rümgewärbelt. Un wie nooch e paar Stunden 's Feier nieder war un mer nu nahkunnt, do war vu daare ganzen Spritz när noch e der- barmlich bissel Zeig bo, när noch e's Geripp, und dos war ganz krump und -erglüht, ze nischt meh ze gebraung. Seit daare Zeit hvm se in B. ene neie Spritz, — ober aa enn neie Spitzname, dan iech ober net verrvten daarf; denn kumme iech epper emol nauf as Besuch, da Haun se mir das Ladr dorcb.
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