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vie Grenz« gegangen wären, wird von deutscher Seite fest- Zestellt, daß diese Kohlenmenge von 64 000 Tonnen in- ^sofern etwa stimmen kann, daß in der ganzen BeseHungs- szeit vom 11. Januar bis auf den heutigen Tag und unter ^Heranziehung aller Verkehrsmittel, also auch des Wasser- gveges, etwa 60 000 Tonnen nach Frankreich gegangen sein Können. Das bedeutet aber gegenüber den -Kohlen mengen, die Frankreich als Repara- stionskohle erhallen hat, fast nichts. Eng lische Korrespondenten, die im Ruhrgebiet weilen, stellen täglich wieder fest, daß ein wirklicher Kohlenzug b i s- Der noch nicht über die Grenze nach Frankreich gegan gen ist. Es kann sich immer nur um einzelne Wag gons handeln, die den Militärzügen angehängt werden. Rn den Kreisen der französischen Jngenieurkommission .selbst sind Stimmen laut geworden, nach denen die deutsche ^Regierung durchaus imstande ist, den jetzigen Zustand Moch eine ganze Zeitlang auszuhallen. Der Eisenbahnverkehr in den Bezirken Mainz, Trier und Kölnern hl wieder vollständig. In .Offenburg, Appenweier und Windschläg verkehren nur ,kurze Militärzüge. Im Bezirk Ludwigshafen ist der Ver- -kehr stark eingeschränkt. In Köln, Trier und Mainz haben die Eisenbahner die Arbeit wieder Niedergelegt, weil unter ^Bruch des Abkommens die Bahnhöfe wieder militärisch ^besetzt und französisches Lernpersonal eingesetzt worden -ist. Die Franzosen haben nach Brakel und nach Lünen eine große Anzahl von Eisenbahnern kommandiert, damit °die durch die Anhaltung der Kohlenzüge entstandene voll- ^ständige Verstopfung der Bahnhöfe beseitigt -wirb. c z Die Nheinlanvkommisston. , Aussprache im ReichstagsauSschuß. Im Haushal 1 sausschuß des Reichstages wurde bei ^der Beratung des Etats des Reichsministeriums des Innern sie Lage in den besetzten rheinischen Gebieten eingehend erörtert. Die Abgeordneten bekundeten ihr herz liches Mitgefühl mit der rheinischen Bevölkerung und Beamtenschaft, die nach vierjähriger Besetzung nunmehr noch ein ganzes System neuer Gewaltmaßnahmrn der Besatzung über sich ergehen lassen nüissen. Planmäßig be müht sich Frankreich durch den Delegierten-Apparat der Rhein- landkommiffion in die deutsche Verwaltung «inzu- dringen und bei der Bevölkerung Boden zu gewinnen, Be- michungen, di« dank dem deutschen Sinn der Bevölkerung wirkungslos geblieben find. Nach den Zusicherungen der Entente bei den Friedensvevhandlungen sollten diese Dele gierten lediglich Verbindungsoffiziere zwischen den Besatzungs stellen und den deutschen Behörden sein. Tatsächlich wurde aber auf deutsche Kosten ein riesiger Verwaltung«. Apparat anfgerichtet. Die Rheinlandkommiffion umfaßt 1360 Köpfe. .Auch die Delegierten haben ein umfangreiches Hilfspersonal. 'Sie überwachen di« Vereine, di« Versammlungen und die Presse und greifen mit ihren Verboten ein, sobald ihnen di« staatsbürgerliche Betätigung der Parteien und der Presse unangenehm wird. Politisch noch wichtiger ist die Propa. gand «Tätigkeit der Delegierten. Äon Anfang an organisierten sie französische Vorträge, Theateraufführungen, Konzerte, französische Sprachkurse für die Bevölkerung. Durch öffentlich Lesehallen mit französischer Propagandalitcratur suchten sie die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Die ameri kanischen und englischen Delegierten haben sich von dieser Pro pagandatätigkeit vollständig ferngehalten. Di« Rhcinlandkom- mission selbst hat durch di« Unterstützung der französischen und belgischen Gewaltpolitik der letzten Zeit ihre eigene Rechts- grundlage, daS Rheinlandabkommen, verlassen. Sie hat sogar den Einbruch in das Badener Land, den di« französische Re gierung für sich allein wegen des Ausfallens zweier Schnellzüge , beschlossen hat, gedeckt uns dabei jede Rechtsgrundlage bciseitegeschoben. Reichsminister des Innern Oeser bestätigte, daß das Notgesetz auch der Regierung die Handhabe gewähre, für die Wohnungsfrage der aus den besetzten Gebieten Ausge wiesenen zu sorgen. Die Möglichkeit der Einführung einer fremden Währung im besetzten Gebiet stoße im gegenwärtigen Moment auf natürliche Schwierigkeiten. Im Saargebiet habe die Einführung der Frankcnwäb- rung der Bevölkerung keinen dauernden Segen gebracht. Fi nanziell Werde sich der Rechtsbruch Frankreichs in einer Zer rüttung der französischen Währung auswirken; denn ie weiter die Besetzung ausgedehnt werde, desto größer , Das alte Lied. ?20) Roman von Fr. Lehne. „,ra, la, lo ein Nacker bringt wenigstens mal Leben in die Bude, sonst wäre es gar zn langweilig hier." „Langweilig? Das kann ich nicht finden, ich bin gern hier," bemerkte Schönstedt. „Das glaube ich, — wenn man so angenehme Zer- o streumrg hat, wie Sie," warf Herfurth lauernd ein. „Inwiefern?" . „Nun, Sie können doch nicht leugnen, datz Sie lieb j Kind im Rodenbergschen Hause sind!" i Beider Blicke kreuzten sich wie zwei Klingen. Ger not fühlte, Laß in dieser scheinbar so harmlosen Aeußc- rung mehr lag, als die anderen heraushörten,- er ließ sich das aber nicht merken, sondern sagte ruhig: - „Das beabsichtige ich auch keineswegs. Es ist doch 'wohl selbstverständlich, datz sich Graf Rodenberg mei ner anninnnt, da er ein guter Freund meines Vaters sowie meines zukünftigen Schwiegervaters ist." Eine ungeheure Ueberraschung zeigte sich auf den Gesichtern seiner Kameraden. „Isis möglich, Schönstedt?" — ,Schwiegervater." — Dieser „Geheimniskrämer!" — „Wer ist denn die Glückliche?" — „Unglaublich!" Sv rief es durcheinander. „Ist es denn ein Wunder, wcyn sch beabsichtige, in Kem heiligen Ehestand zu treten? Weihnachten will tch mich öffentlich verloben, zum Frühjahr wirk ges heiratet. In Kürze werde ich meinen Abschied neh men, um mich dann der Bewirtschaffung meiner Güter zu widmen." Die Kameraden konnten nicht genug in ihrer Ver- ' wunderung über diese Ueberraschung tun, bis Her- ' fnrth in hämischem Ton bemerkte: „Tas wird aber sicher Ihre reizende Pflegemutter ' bedauern!" Langsam wandte sich Schönstedt Lem Sprecher zu. „Wen meinen Sie mit dieser etwas mystischen Be zeichnung? Erklären Sie sich etwas deutlicher, ick bitte darum! „Nun, wen sonst als Gräfin Rodenberg?" „Wie kommen Sie dazu, die Dame so zu nennen?" ' „Sie gehen in dem Hause ein und auS — Exzellenz DerDollar: K.Febr.: 37655,60-37844,30 M. „ „ 7.Febr.: 36508,50-36691,50 Mt. werden auch die Kosten Frankreichs. Deutschland führe jetzt einen heroischen Kampf um die Kultur der ganzen Welt. Als waffenloses Volk kämpfe cs lediglich mit der Kraft seines geschlossenen moralischen Widerstandes gegenüber einer Berge- waltigung, di« ihm vier Jahre nach dem Kriege mitten im Frieden angetan werde. Der Minister schloß mit einem warmen Dank an die Bevölkerung der besetzten Gebiete für ihr Pracht- volles Verhalten. Ein deutscher Protest. Die deutschen Vertretungen in Paris, London, Rom und Brüssel haben den dortigen Regierungen ein« Protestnote über geben, welche gleichzeitig der interalliierten Rheinlandkommission in Koblenz übergeben worden ist. Darin wird dagegen pro testiert, daß die Interalliierte Rheinlandkommission ungeachtet des von der Deutschen Regierung erhobenen Protestes fort fährt, die Belgische und Französische Regierung in einer Politik zu unterstützen, die weder im Völkerrecht, noch im Ver trag von Versailles, noch im Rheinlandabkommen eine Unter- lag« findet. Ermäßigung der Lohnsteuer. Für Februar und März. Nach einer Vereinbarung der Spitzengewerkschaften mit dem Neichsfincmzministerium wird vom 1. März ab eine Verdreifachung der steuerfreien Abzüge unter Vorbehalt einer neuen Erhöhung bei fortschreitender Geldentwertung eintreten. Ferner soll die letzt« Lohn- Woche im Februar für «die Wochenlohnempfänger steuerfrei bleiben. Für die Monatsempfänger wird die Gesamtsteuerleistung im Februar um ein Viertel ermäßigt werden. Eine Vorlage über die Neuregelung Ler Abzüge soll sofort dem Neichsrat und Lem Reichstag rugehen. Höhere Kebruarlöhne der Bergarbeiter überschichten in Oberschlesien. Die Tarifverhandlungen in Essen zwischen den Aechenvertreter« und den Arbeitnehmerorganisationen im Bergbau führten dazu, daß die Februarlöhne der Berg arbeiter um 80 A erhöht werden. * Die Bezirkskonferenz des Bergarbeiterverbandes für das niederschlesische Steinkohlengebiet hat mit großer Mehrheit beschlossen, zur Abwehr der Folgen der wider rechtlichen Besetzung des Ruhrreviers das Verfahren von über schichten sofort aufzu nehmen. Die Ver trauensleute waren der Überzeugung, daß alle feindlichen Versuche, das deutsche Wirtschaftsleben durch Entziehung der Ruhrkohle zu schädigen und deutschen Widerstand zu brechen, bei den Bergleuten der unbesetzten Bergbauge- biete nur verstärkten Opfersinn auslösen können. Hochwasser und Überschwemmungen. Hiobsposten aus Deutschland und Österreich. Aus Mittel- und Süddeutschland kommen Meldungen von Überschwemmungen und Hochwasserschä den. In der Nähe von Halle a. S., Naumburg und Rudol stadt ist die Saale aus ihren Ufern getreten; weite Flächen sind überschwemmt, zahlreiche Straßen sind nicht mehr passierbar. Auch die Unstrut und die Helme sind über die Ufer getreten und haben weite Wiesen- und Ackerflächen überschwemmt. Der Main ist in diesem Winter zum viertcnmal ausgeufert. Die Keller, Parterre wohnungen, «tallungen und Lagerplätze der am Main gelegenen Häuser in Würzburg und kleineren Orten mußten geräumt werden. Das aus Lohr kommende Markt schiff ist infolge des starken Wellenschlages gesunken. Die Obermainschiffahrt mußte völlig eingestellt werden. „Aus Herfurth spricht der reine Brotneid; er ist ganz im Anfang mal tüchtig bei der schönen Frau abgefal len, und seit der Zeit ist er giftig auf sie — hören Sie nicht darauf, Schönstedt!" bemerkte Mellin. „Mellin!". fuhr Herfurth auf. „Was beliebt?" gab jener ruhig zurück. „Na, Kinder werdet doch nicht ungemütlich, laßt das Streiten," sagte Glaser, „hier trinkt! Ich habe erst einmal, solange ich hier bin, die Gräfin gesehen — es sind nun sechs Wochen! Ein bildschönes Weib — aber gletscherhaft — nicht mein Geschmack! Zu starr und hochmütig — uud dabei doch eigentlich gar keine Gebo rene — simple Pfarrerstochter! Da wäre mir die Schwester schon lieber — klein« Sprühteufel, reizend — na prost — sollen leben!" „Nein, Glaser, da sind Sie im Irrtum," entgegnete Mellin, „sie ist eine durchaus vornehme Natur, nur viel zu ernst! —Na, auch kein Wunder — schkketzlich ist sic immerhin ein junges Weib von Mitte Zwanzig — und der Graf ist wohl bald Siebzig. — Aber trotz dem ist die Gräfin durchaus comme il faut." „Gelangweilt sah sie besonders früher sehr aus!" sagte Herfurth, „ist wohl auch kein Vergnügen, die Frau eines so alten Mannes zu sein —seit Schönstedt dort verkehrt, hat sie sich etwas gebessert: sie scheint also nur der Anregung zu bedürfen!" Wie auf Kohlen saß Gernot, während in der Weise über die geliebte Frau gesprochen wurde — jetzt aber konnte er nicht mehr an sich halten, als sein Name mit ihr in Verbindung gebracht wurde. Er sprang so hastig auf, daß sein Glas umsiel, und sagte zu Ludwig von Herfurth: „Ich ersuche Sie, nicht länger in diesem Tone von Frau Gräsin Rodenberg zu sprechen. Die Dame muß uns allen zu hoch stehen, als daß in anderer als nnr in der ehrerbietigsten Weise von ihr gesprochen wird—" „Schönstedt hat recht," wurde er von Mellin unter brochen, „Herfurth hat mm mal 'nen Pick auf sie — er kann ihr den sozusagen Korb nickt vergeben!" „Ich sehe, was ick sehe," sagte Herfurth, der ganz blind und toll vor Wut über die verschiedenen Zurecht weisungen geworden war; außerdem trug die reichlich genossene Bowle daz-u bei, ihn nicht die ganze Trag weite seiner Worte ermessen zu lassen, „mich wundert nur, daß Schönstedt freiwillig Len interessanten Posten eines Sausfreunöes bei einer so schönen Fran aufge- beu will —" Ki« sind nickt werk —" ries Mellin er- Vom Hochwasser bedroht ist auch fast gauz Ober österreich. Flüsse und Bäche überschwemmen Ortschaften und freies Gelände. In Linz ist der Umschlageplatz über schwemmt. Die Magazine Ler Donaudampfschiffahrt gesellschaft sind vom Wasser gänzlich umspült. Die Do na uschiffahrt mußte eingestellt werden. In die ebenerdigen Wohnungen der Stadt Linz sind die Fluten eingedrungen. 120 Familien mußten anderweitig unter gebracht werden. Die in der Donanniedcrung gelegenen Ortschaften Raffelstatten, Schwaigau, Posch, Traundorf sind vom Wasser eingeschlossen. Auch in den Orten Ha genau, Durwörth, Goldwörth und Ottensheim sind viele Häuser überschwemmt. Die Fabriken in Traun mußten infolge Ler Überschwemmung ihren Betrieb einstellen. Am Arlberg sind etwa zwanzig mächtige Lawinen niederge- gangen; Ler Zugverkehr mußte eingestellt werden. Die Linie Ischl—Aussee ist durch Lawinen zum großen Teil verschüttet. Neueste Meldungen. Die Tagung- des Sozialdemokratischen Parteiausschusscs. Berlin. In der Sitzung des Parteiausschusses der V. S. P. D. hielt Abgeordneter Wels eine Rede, in der er sich zunächst gegen die Gewaltherrschaft und das völker rechtswidrige Verhalten der Franzosen wandt«. Es müsse eines Tages der Zeitpunkt zu Verhandlungen kommen, und die Sozialdemokratie werde darauf achtgehen, daß dieser Zeitpunkt nicht verpaßt werde. Jetzt aber, wo die Franzosen auch in Baden eingefallen wären, sei es der Regierung unmöglich, in Verhandlungen einzutreten. Angemaßte Besehlsgewatt. Ludwigshafen. Der Kommandierende General der alliierten Truppen im Rheinland gab einen Erlaß her aus, nach dem d«r g«samte Dienst des pfälzischen Eisen- Hahnpersonals aufrechtzuerhalten ist und alle Befehle der interalliierten Feldeisenbahnkommiflion auszuführen sind. Unruhestifter sollen sofort vor das Kriegsgericht gestellt und auf strengste bestraft werden. Man rechnet mit der Ablehnung dieses Befehls Lurch die deutschen Eisenbahner. Eine englische Absage an die Franzosen. London. Sir Douglas Hogg, der britische Generak- anwalt, sprach bei einem Frühstück des Londoner kauf männischen Klubs über das Ruhrabenteuer. Er sagte u. a.: „Wir haben leider nur deshalb keinen Weg gesehen, Fra^rei chzu unterstützen, weil wir glauben, Laß der Plan, den Frankreich verfolgt, Frankreich nicht helfen wird, sondern daß er unendliches Unheil für Frankreich wie für England im Gefolge haben wird." Au» Stadt an- Laud. EnM » »E E»E E— >E Euu» —— EE-U. Wilsdruff, am 7. Februar 1923. Keim MW st der WMm WemMse. Den einzigen Punkt der gestrigen Tagesordnung des Land tages bildete die Wahl des Ministerpräsidenten. Das Haus war voll besetzt bis auf zwei abwesende svzildemokratische Ab geordnete, di« Tribünen waren überfüllt. Abg. Siewert (Kom.) gab namens seiner Fraktion eine Erklärung ab, in Ler er der sächsischen Regierung wieder zum schweren Vorwurs machte, daß sie sich durch den Ministerpräsidenten Buck mit den Maßnahmen des bürgerlichen Reichskabinetts einverstanden er klärt hat. Er behauptete dann weiter, daß die Opfer des Wider standes a nder Ruhr die deutschen Arbeiter sein würden, sprach vom Judaslohn des Verrates, den die Sozialdemokraten ein- heimsten, forderten wiederum die Arbeiterregierung und schlug dann unter schallendem langanhaltenden Gelächter des Hauses und der Tribüne den Abg. Böttcher zur Wahl des Minister präsidenten vor. Bei der nun folgenden Wahl wurden von 94 anwesenden Abgeordneten abgegeben: für Buck (Soz.) 38, für Hofmann (Dnat.) und Dr. Kaiser (D. Vp.) je 19, sür Böttcher (Kom.) 10 und für Dr. Seyfert (Dem.) 8 Stimmen. Da dieser erste Wahlgang sür keinen der Kandidaten die in der Verfassung vorgeschriebene Mehrheit ergeben hatte, wurde zunächst die Sitzung auf eine Stund« unterbrochen. Nach Wiederaufnahme „Fragen Sie ihn doch selbst, warum er erst so spät gekommen ist — wen er bei sich gehabt hat — ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie diese tngendstolze, er habene Fran gegen 9 Uhr sich in sein Haus geschlichen und es erst zwei Stundet! später in seiner Begleitung verlassen hat! Haben wahrscheinlich Abschied vonein ander genommen!" Triumphierend blickte er um sich. Es war, als ob sich bei seinen Worten ein lähmendes Entsetzen über die noch eben so fröhlich zechende und plaudernde Ge sellschaft gelegt hätte — ganz plötzlich waren sie alle nüchtern, und vereinzelte Ausrufe wurden laut: „O pfui — Spion!" Einen Augenblick war Schönstedt ganz fassnngslvS; dann sagte er ganz laut, mit fester, kalter Stimme: „Ich erwidere darauf nur, daß Leutnant von Her furth ein ganz ehrloser Mensch ist!" Der also Beschimpfte wollte sich, blaß vor Wut, auf seineu Beleidiger stürzen, wurde aber zurückgehalten. „Um Gottes willen, meine Herren," rief Mellin. Zitternd konnte Herfurth kaum hervorbriugen: „Ich fordere Genugtuung." „Jede!" erwiderte Gernot verächtlich. „Mellin, wol len Sie das das Weitere in die Hand nehmen? Ich bin mit allem einverstanden!" Er grüßte. „Gute Nacht, meine Herren!" Dann ließ er sich draußen vom Diener seinen Man tel geben und trat ins Freie. Sichtlich gemieden stand Herfurth da, und nur sehr zögernd halte sich ein Leutnant, mit dem er in einer Kompagnie stand, bereit erklärt, sein Sekundant zu -cm. Nacheiuander brachen die Herren auf. Gernot Schönstedt ging langsamen Schrittes nach Hause. Aus dem zerrissenen Gewölk grüßten ver einzelte Sterne zu ihm herab, und der kalte Nachtwind nmmehte seine Stirn. Wie wohl es ihm tat! Er schob die Mütze weiter zurück, Laß der Wind freieren Spiel raum hatte. So weit war es also gekommen, daß über seinen Verkehr im Rodenbergschen Hause so gespro chen wurde, wie jener Bube es gewagt, dem er dafür einen gehörigen Denkzettel geben wollte; denn unge straft soll niemand die geliebte Frau beleidigen kön nen. Da war es ihm, als ob eine eisige Hand ihn packte und eine höhnische Stimme ihm zuflüsterte: „Und wenn Du nun fällst? Der sicherste Schütze kau» einmal sein Ziel verfehlen!"