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er auf einem Dienstgang« den Truppenübungsplatz Döbe» ritz passierte. Etwa 300 Meter von der Straße entfernt lagen die vollständig zerrissenen Leichen dreier Männer. Allem Anschein nach handelt es sich um Metallsammler, die ein Geschoß gefunden und beim Abmontieren zur Explosion gebracht hatten. Die Namen der drei Getöteten konnten nicht festgestellt werden. O Keine Postpakete nach dem linksrheinischen Gebiet. Wegen Störung des Eisenbahnverkehrs im besetzten Ge biet und Verstopfung der Postverladestelle Köln-Deutz ist der Postpaketverkehr nach dem linksrheinischen Gebiet vor läufig eingestellt worden. Ausgenommen von der Sperre sind Lebensmittelpakete und alle Pakete nach Köln und den Vororten, nach Brühl (Bez. Köln), Bonn, Godesberg, Andernach, Koblenz sowie die Strecke Köln—Aachen bis Buir (Bez. Köln). Nach den Orten des Oberpostdirek- tionsbezirks Aachen und nach dem besetzten Teil des Ober postdirektionsbezirks Darmstadt werden Lebensmittelpakets wieder angenommen. O 60 Millionen für einen Hengst. In der landwirt schaftlichen Halle in Aurich fand nach Ankörung der jungen Hengste eine Auktion statt, zu der 17 Hengste angemeldet waren. Es kam jedoch zu keinem flotten Bieten. Die Höchstgebote für junge Hengste schwankten zwischen 6L- nnd 11^ Millionen Mark. Wirklich verkauft wurden jedoch nur vier junge und ein älterer Hengst. Im freien Handel wurden bessere Preise gezahlt, wie auch der Handel stärker war. Man spricht von Preisen bis zu 20 Millionen für junge Hengste; in einem Falle sind ohne Erfolg sogar 35 Millionen geboten worden. Für eitlen älteren Hengst, der als der beste in Ostfriesland angesehen wird, sind, ebenfalls erfolglos, 60 Millionen geboten worden. Ein hervorragender junger Hengst wurde für einen sehr hohen Preis ins Ausland verkauft, einer der älteren Hengste in den Freistaat Danzig. In einer Versammlung des Hengst- versichernngsvereins für Ostfriesland beschloß man, die Versicherung von jetzt ab auf Goldmark abzuschließen, und zwar bis zum Höchstsatz von 6000 Goldmark. O Sprengstoffexplosion. In Jnterbrunn am Starn berger See explodierten mehrere Zentner Sprengstoff, die zum Stockholzsprengen eingelagert waren. Zwei Arbeiter wurden getötet, einer schwer verletzt. Der angerichtete Schaden geht in die Millionen. O Der letzte Kriegsgefangene. Die Meldung der Orts gruppe Merseburg der „Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener^, daß sich noch jetzt ein Kriegsgefangener in Frankreich befinde, trifft nicht zu. Wie die Stuttgarter Kriegsgefangenenstelle auf eine Anfrage mitteilt, ist mit dem kürzlich heimgekehrten Otto Reuter tatsächlich der letzt» Kriegsgefangene aus Frankreich zurückgekehrt. O Englische Hilfe für deutsche Studenten. Der „Man- chester Guardian' bringt zum zweitenmal einen Aufruf zu- gunsten der hungernden deutschen Studenten. Er teilt dann mit, daß auf den ersten Aufruf bisher 400 Pfund Sterling eingegangen seien, und weist darauf hin, daß nicht nur Geldspenden, sondern auch Kleider und Stiefel willkommen seien, da die Not in den Kreisen der deutschen Studenten schaft so groß sei, daß viele sich überhaupt keine Kleide» kaufen könnten, und viele andere sogar ohne Unterwäsche und Strümpfe gehen müßten. Neueste Meldungen. Franzosenkampf gegen Reichsbankgelder. Köln. Die Kölnische Zeitung erfährt zur Besetzung der Reichsbankstelle in Trier, daß in einer zweistündigen Unterredung mit dem Oberdelegierten die Gewerkschaften daraus hinwiesen, daß die Beschlagnahme des Geldes von katastrophalen Folgen begleitet sei. Der Oberdelegierte verwahrte sich aufs entschiedenste gegen die Wendung „Be schlagnahme von Geld' und erklärte, wenn das Wort Be schlagnahme noch einmal fallen werde, so werde er die an wesenden Herren durch Posten abführen lassen. Er er klärte weiter, den Reichsbankdirektor Piel werde er unter keinen Umständen sreigeben. Eine französische Ableugnung. Paris. Die bekanntgewordene Meldung, daß Frank reich die Absicht habe, offiziell den Kriegszustand für wiederhergestellt zu erklären, wird in politischen Kreisen als vollkommen falsch bezeichnet. Eine derartige Maßnahme sei weder ins Auge gefaßt worden, noch jemals Gegen stand irgendwelcher Beratungen gewesen. Ans Stadt und Land. Wilsdruff, am 14. Februar 1922. Die sächsische Ministerprüsidentenwahl abermals gescheitert. Dresden, 13. Febr. Auch die heutige Sitzung des Landtages, für die wiederum als einziger Punkt der Tages ordnung Wahl des Ministerpräsidenten zur Erledigung stand, verlies ergebnislos. Da bis heute eine Einigung unter den Par teien nicht zustande gekommen war, wählten wiederum die Fraktionen, nachdem sie die Haltung der Partei in Erklärungen dargelegt hatten, ihre Fraktionsvorsitzenden, so dafz keiner der Gewählten die erforderliche Anzahl Stimmen auf sich vereinte. Eine Auslösung des Landtages und Neuwahlen dürften, wenn die Fraktionen sich nicht noch in letzter Stunde einigen, nicht ausgeschlossen erscheinen. — Die Zunahme der Tageslänge ist zu keiner anderen Zeit des Jahres so deutlich, fast von Tag zu Tag wahrzunehmen, als in der ersten Hälfte des Februar. Die rasche Zunahme der Helligkeit ist jedoch in der Hauptsache nur in den Nachmittags stunden zu bemerken, während die Fortschritte in den Morgen stunden noch ziemlich gering sind. Dieser Umstand erklärt sich daraus, daß um die gegenwärtige Jahreszeit die Abweichung des sogen „wahren Mittags" vom „bürgerlichen Mittag" eine ausnehmend große ist: die Sonne erreicht Anfang Februar ihren höchsten Stand am Himmel (wahrer Mittag) nicht um 12 Uhr, dem „bürgerlichen Mittag" unserer Uhren und unserer Tageseinteilung, sondern erst um 0,1 Uhr. Daraus kann man leicht errechnen, daß die Zeit nach 12 Uhr, der Nachmittag, eine volle halbe Stunde länger Sonnenlicht bringt, als die, Zeit vor 12 Uhr, der Vormittag. Da gerade am 1. Weihnachsseier- tag Vor- und Nachmittag gleich lang sind, während zu Anfang November umgekehrt der Vormittag eine halbe Stunde länger währt als der Nachmittag, so ist es klar, daß die Zunahme der Tageslänge, am Zeitpunkt des Sonnenunterganges gemessen, im Anfang Februar weit größer erscheint, als sie wirklich ist. Am 11. Februar erreicht die Differenz zwischen „wahrem Mittag" und „bürgerlichem Mittag" ihr Maximum. Danach wird die Zunahme der Tageslänge, die in Wirtlichkeit natür lich stets ungefähr gleich ist, weniger auffällig bemerkbar. MD Du dm WMkiei helfen? Dann gib zum Deutschen Volksopfer! Geldspenden nimmt die Geschäftsstelle des „ W il s dr u f f er T a g e b l a t t es" jederzeit entgegen. „! iMillUWUWs» MU , — Der Winter läßt jetzt seine Macht etwas stärker fühlen. 4 Grad Kälte herrschten' gestern früh und ein leichter Schnee fall ist heute zu verzeichnen. Die Kälte ist hervorgerufen durch das Vordringen eines sich allmählich verstärkenden russischen Maximums. Die weitere Entwicklung der Wetterlage ist im Augenblick mit Sicherheit noch nicht zu erkennen. Da das öst liche Maximum einstweilen sehr widerstandsfähig ist und auch auf dem Eismeer die Tendenz zur Druckzunahme besteht, so werden sich vermutlich in Mitteleuropa zwei scharf voneinander geschiedene Witterungstypen ausbilden: Trockenheit und mäßiger Frost im Osten, Trübung, gelegentliche Regenfälle und recht milde Temperatur im Westen, wobei etwa die Oder die Grenze zwischen den beiden Zonen bilden wird, so daß im Osten Deutschlands mit wechselvoller Witterung und mehrfachen Schwankungen, teils Schnee-, teils Regenfällen, zu rechnen ist. — Gestern war Fastnacht, die früher das Ende der winter lichen Festlichkeiten bedeutete, heute aber in dieser Hinsicht kaum mehr respektiert wird. Mummenschanz und Narrenspiel verbot in diesem Winter die Not des Vaterlandes wie des größten ' Teils unseres Volkes, und so ist auch diesmal, wie in den voraufgegangenen Jahren, der Fastnachtstag wieder still und ernst vorübergegangen. — Der übliche Pfannkuchen und die früher so beliebte Brezel sind wohl — trotz der hohen Preise für dieselben — noch mancherseits gegessen worden, für viele aber steht dieses Gebäck, wie so vieles andere, auch nur in der Erinnerung. — Für das bedrohte Ruhrgebiet wurden uns weiter über geben von Willy Breitenstein 50 000, Ungenannt-Lotzen 1000, Evangelischer Iungmännerverein Kesselsdorf 1000, Kegelklub „Kaiser Muff" 1. Rate 15000, E. H. 1000; insgesamt bisher 189 095 -F. Die Sammlung wird fortgesetzt. — Grundsätze zur Feststellung des angemessenen Preises sind von Reichswegen erlassen worden. In Verbindung damit kündigt der Stadtrat an, daß gegen alle diejenigen Personen, die sich der Preistreiberei schuldig machen, künftig ohne weiteres die Einleitung eines Strafverfahrens bei der Staatsanwaltschaft beantragt wird. — Von der Ladentafel wich in letzter Zeit viel gestohlen. Die Geschäftsinhaber werden deshalb wiederholt gewarnt, die Waren nicht offen auf der Ladentafel liegen zu lassen. — Dem Postamt in Wilsdruff stehen Einkommensteuer marken aller Werte in beschränktem Umfange zur Verfügung. — Versammlung im „Löwen" am Donnerstag. Die Zeiten sind nicht dazu angetan, Wirtshäuser zu besuchen. Trotzdem veranstaltet am kommenden Donnerstag die Sozialdemokratische Partei eine große öffentliche Versammlung, in der der Land tagsabgeordnete Menke über die Ruhrbesetzung und die Regierungskrise in Sachsen reden wird. Beide Fragen sind jetzt das Tagesgespräch in allen Bevölkerungskreisen, und da außer dem der Abg. Menke zu den besten Rednern seiner Partei zählt, dürste sich auch für die nichtsozialdemokratischen Kreise unserer Bevölkerung der Besuch empfehlen. Der Saal wird gut geheizt. — In den Lindenschlötzchen-Lichtspielen kommt heute abend ein vorzügliches Programm zum Besten der Ruhrhilfe zur Vorführung. Am Freitag läuft der sensationelle Film „Das fliegende Auto" mit Harry Piehl. (Vgl. Ins.) — Keine Ueberschichten in Sachsen. Im sächsischen Stein kohlengebiet sollte am Freitag eine Urabstimmung unter den Bergleuten über das Verfahren einer Ueberstunde zum Aus gleich des Ausfalles der Ruhrkohle stattfinden. Auf Anraten der Betriebsräte wurde von dieser Abstimmung abgesehen, weil sie doch aussichtslos sei. — Für die Franzosenhabgier. Das Deutsche Rote Kreuz teilt uns mit: Der Einbruch der Franzosen und Belgier in das Ruhrgebiet hat Hunderte pflichtgetreuer Beamter, Angestellter und Arbeiter aus ihrer Arbeit vertrieben. Weil sie treu zum Vaterland halten, werden sie gewaltsam in kürzester Frist aus dem besetzten Gebiete ausgewiesen; die Frauen und Kinder wer den gezwungen, ihnen zu folgen. Die Unterbringung dieser um ihres deutschen Denkens und Handelns willen Vertriebenen und die Sorge für sie muß jetzt Aufgabe des ganzen deutschen Volkes sein. Die amtliche Fürsorge für die Vertriebenen liegt in den Händen des Deutschen Roten Kreuzes, das jedoch dafür der Mitarbeit aller Kreife der Bevölkerung bedarf. Das Deutsche Rote Kreuz bittet darum dringend alle in Stadt und Land, die helfen können, sich umgehend bei dem Sächsischen Noten Kreuz, Abteilung Flüchttingssürsorge, Dresden-A., Carusstraße 18 oder bei den fast in allen Städten bestehenden Zweigvereinen vom Roten Kreuz zu melden. — Verräterische Aufkäufer. Unter dieser Ueberschrist ist in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" zu lesen: Durch dunkle Existenzen werden auf dem platten Lande die Viehpreise phantastisch in die Höhe getrieben. Sie können jeden Preis anlegen, denn sie haben Mittelsmänner und Auftraggeber, die — in Franken zahlen. Schieber jeder Branche sind an der Arbeit. Der kümmerliche Rest von Nahrung, der uns geblieben ist, wird immer unerschwinglicher. Schnaps, Zigaretten, Kleider stoffe werden aufgekauft und hintenherum in Essen verhökert. Der Franzosenboykott des ehrlichen Handels muß unterstützt werden durch Scharfmachen gegen diese Elemente. Keiner soll an unbekannte Händler verkaufen. Die Verbände sollen hohe Belohnungen aussetzen für Namhaftmachung von Besatzungs schiebern. An den Pranger mit Angabe der Wohnung! Die geeignete Form eines Denkzettels wird sich dann von selbst ergeben! (An den Galgen mit ihnen!) — Wenn man keine Zeitungen liest. Neulich wollte eine Frau aus Alvirsbach mit dem letzten Zug von Hausach wieder nach der Heimat fahren. In Schiltach wurde ihr jedoch vom Schaffner eröffnet, daß der Zug nur noch bis Schiltach fahre, da in letzter Zeit verschiedene Fugeinschränkungen vorgenommen wurden. Auf die Frage des Schaffners, ob sie denn das nicht in der Zeitung gelesen hätte, meinte sie, die Zeitung wäre zu teuer, deshalb habe sie diese abbestellt. Auch einem Mann aus der gleichen Gegend passierte dieses Mißgeschick. Während die Frau den drei Stunden langen Weg bei Nacht zu Fuß zurück legte, übernachtete der Mann in einem Schiltacher Gasthof. Ob die beiden nicht besser getan hätten, ihre Zeitung weiterzulesen? — Warnung vor falschen Nachrichten über Arbeitsgelegen heit im Auslände. Seit den letzten Wochen laufen fortgesetzt Nachrichten um, daß große deutsche Firmen für Bahnbauten, Bergwerksunternehmungen sowie ähnliche Kultur- und Wirt- schastsarbeiten deutsche Facharbeiter zu Hunderten suchen und glänzende Entlohnungen für diese Tätigkeit bevorstehen, auch freie Ausreise gewährt wird. Nach vorgenommenen Fest stellungen des Reichsauswanderungsamtes liegt dringender Ver dacht vor, daß es sich um raffiniert angelegte Werbearbeit für die französische Fremdenlegion handelt. — Hugo Iüngsts 70. Geburtstag. Die Dresdner Sänger! schäft des Iulius-Otto-Bundes und des Sächsischen Elbgau! sängerbundes rüsten sich, dem verehrten Altmeister des deutschen Liedes, Professor Hugo Jüngst, der am 26. Februar seine, 70. Geburtstag feiert, den Tag zu einem Ehren- und Freuden! tage zu gestalten. Soweit die deutsche Zunge klingt, in ganz Deutschland, Deutschösterreich, ja jenseits des Ozeans, kenn, jeder Sänger den Professor Jüngst, seine innigen, sangbaren Kompositionen für Männerchor und seine geistvollen Bearbei tungen fremder Volkslieder. Der alte Herr liegt zurzeit krank darnieder und auch bei ihm ist, wie bei allen Geistesarbeiters die Not der schweren Zeit zu Gaste gekommen. — Zeitgemäße Verfügung. Auf eine Eingabe des Vereins Deutscher Zeitungsverleger Kreis Mitteldeutschland hat der Oberpräsident Hörsing der Provinz Sachsen an die Regierungs präsidien, das Provinzschulkollegium, die Elbstromverwaltung, das Oberlandeskultusamt und den Landeshauptmann der Provinz folgende Verfügung ergehen lassen: In Anbetracht der bekannten Notlage der Presse ersuche ich, die Bürgermeister, Landräte usw. Ihres Verwaltungsbezirks darauf aufmerksam zu machen, daß die Presse angesichts ihrer außerordentlich schwie rigen Lage zur Veröffentlichung behördlicher Schriftsätze im redaktionellen Teil dann nicht heranzuziehen ist, wenn es sich um Angelegenheiten handelt, die zur Behandlung im Wege bezahl ter Anzeigen geeignet sind. Durch die Inanspruchnahme des redaktionellen Teiles würde von den Zeitungen eine Gabe ohne Gegenleistung gefordert. — Diese Verfügung ist in einer Zeit, die ein reibungsloses Zusammenarbeiten zwischen Presse und Behörden in nationalem Interesse erfordert, besonders zu be grüßen und wird dem Ansehen sowohl der Presse wie der Behörden zugute kommen. — Rückgang des Goldankaufspreifes. Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und Post erfolgt in der Woche vom 12. bis 18. Februar zum Preise von 140000 <//( für ein 20-^-Stück und 70 000 für ein 10-<^k- Stück. Für ausländische Goldmünzen werden entsprechende Preise gezahlt. Der Ankauf von Reichssildermünzen erfolgt bis auf weiteres zum 2900fachen Betrag des Nennwertes. — Ein Strohhalm — eine Mark! Ein Zentner Stroh kostet heute 17 000 ein Pfund also 170 ein Gramm 34 Pfennig. Ein Halm Langstroh wiegt durchschnittlich drei Gramm, folglich kostet ein Strohhalm 1 — Gegen Holzwürmer. Bei den jetzt so teuren Preisen für Möbelstücke dürfte vielen ein Mittel zur Beseitigung der so zerstörend wirkenden Holzwürmer willkommen sein. Wenn man Benzin oder Amylalkohol in die Bohrlöcher der Holzwürmer mittelst eines weichen Pinsels tief genug hineinträufett, sterben die Tiere sofort, da sie den Geruch nicht vertragen können. Da dieses Mittel aber höchst feuergefährlich ist, muß bei der Arbeit Vorsicht gebraucht werden: Man nehme sie nur am Tage vor. — Auch ein Zeichen der Zeit. Wenn man jetzt reist und auf den Bahnsteigen herumspaziert, sieht man neben vielen anderen mehr oder weniger interessanten Dingen fast überall noch die Bücherautvmaten, die einst um zwei Nickel einen Reclamband, den man sich aus einem Dutzend verschiedener Nummern nach Belieben auswählen konnte, lieferten. Leer, verstaubt und vergessen stehen sie da, trübe Ueberreste einer angenehmeren Zeit, Ruinen einer vergangenen Herrlichkeit — heute kostet ein Reclamband 300 Und es war doch wirklich eine glänzende Erfindung gewesen, diese Apparate, sie hätten noch Abermillionen von guten Büchern verbreiten können. Nun sind sie auch ein Opfer der Zeit geworden, denn gegen das Papier, das man Geld nennt, ist kein Automat gebaut, am allerwenigsten, wenn er jede Woche nach der neuen „Schlüssel zahl" umgeändert werden müßte. — Das Buch der vier Könige. Folgende Geschichte, dis ähnlich ja auch wo anders vorkommen kann, wird aus Wittiche nau berichtet: Während der ehrsame Bürger daheim schon längst im „Schlaf der Gerechten" versunken ist, sitzen „Spiel ratten" in manchen Gastwirtschaften noch eifrig beim Studieren des „Buches-der vier Könige". Die Umsätze, die dabei gemacht werden, zeugen davon, daß es sich vielmals um Spiele handelt, die von der Behörde keineswegs empfohlen werden. (Wie viel mag da wohl Umsatzsteuer gezahlt werden?) Ein auswärtiger Herr hatte vor einigen Tagen Gelegenheit, einmal in eine solch angenehme Gesellschaft zu geraten; die Folge davon war, daß er mit leerer Brieftasche — deren Inhalt angeblich 36 000 betrug — die Gaststube verließ. Um den Spielverluft zu ver decken, mußte er seine Reisedecke im Werte von 80 000 verkaufen. Ob ihm seine Frau Glauben schenken wird, daß er die Decke auf der Bahn hat liegen lassen? — Der Glöckner als Glockenschieber. Die Verschiebung einer Kirchenglocke versuchte in Erfurt der Glöckner der Michae- liskirche, Hugo Böhme. Er bot einem Rohproduktenhändler eine 170 Pfund schwere Kirchenglocke an. Nachforschungen er gaben, daß Böhme die sogenannte Taufglocke der Michaelis- kirche, die aus dem Jahre 1430 stammt, aus dem Glockenstuhl herausgenommen hatte, um sie zu verkaufen. — Meißen. In der letzten Stadtverordnetensitzung wurden zum Ankauf von Holz zu Särgen 3,5 Millionen Mark Berech nungsgeld bewilligt. Das Holz reicht etwa zu hundert Särgen. Es wird in zwei Monaten aufgebraucht sein. Man hat nur für diese Zeit gekauft, da die Untersuchungen über Einführung von Ersatzsärgen noch nicht abgeschlossen sind. — Dresden. Von den rund 100 Pfarrern Dresdens sind bereits über 20, also mehr als ein Fünftel, in Banken und Kon toren beschäftigt, einer als Fabrikarbeiter. Sie können ihr geist lichen Funktionen nur noch im Nebenamte ausüben. Der Prozentsatz auf dem Lande ist noch höher. — Bretnig. Der „Allgemeine Anzeiger für Bretnig" hat als solcher aufgehört zu erscheinen. Der Besitzer hat seinen Verlag nach Pulsnitz verkauft. — Radeburg. Fast an gleicher Stelle, an der voriges Jahr der Bäckermeister Klunker ermordet wurde, ereignete sich ein Raubübersall. Als Herr Müller, Radeburg, von einer Geschäftstour des Abends aus Königsbrück kommend, die Stelle passierte, wurde er von zwei Männern hinterrücks überfallen. Sie schleppten ihn zirka 20 Meter in den Wald hinein, knieten sich auf ihn und drohten mit Erstechen. Nachdem sie ihn seiner erheblichen Barschaft beraubt hatten, ließen sie ihn hilflos liegen. Erst nach einiger Zeit gelang es Müller, seinen Heini» weg nach Radeburg fortzusetzen. — Bautzen. Für Zuweisckng eines möblierten Zimmers sichert der Suchende als Belohnung ein Pfund Butter zu. Wohnungs- und Magenfrage gehen hier nebeneinanderher. Ein Zeichen unserer Zeit. — Freiberg. Die von drei Freiberger Burschenschaften in der Bürgerschaft veranstaltete Sammlung für Ruhr und Rhein hat ziemlich 7 Millionen Mark erbracht. — Leisnig. Die Kohlenknappheit und die Kohlenteuerung, die ihren Hauptgrund in der Besetzung des Ruhrgebietes hat, zwingt die Stadtverwaltung, die Straßenbeleuchtung wieder einzustellen. Dadurch werden bis Ende März nicht weniger als 750 000 an Kosten gespart. — Chemnitz. Das städtische Preisamt teilt mit, daß aus wärtige Händler aus dem hiesigen Ferkelmarkte am 10. d. M.