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politische Rundschau Deutsches Reick Steuerbefreiung für die Ruhrhilfe. Der Neichsfinanzminister hat die Finanzämter er mächtigt, 1. Zuwendungen unter Lebenden an eine Hilfs organisation aus Anlaß der Besetzung des Ruhrgebietes von der Erbschaftssteuer zu befreien,,2. bei der Einkommen steuer und Körperschaftssteucr den Abzug vou Beiträgen an eine Hilfsorganisation der bezeichneten Art vom Ein kommen in voller Höhe zuzulaffen, 3. Arbeitslohn, der einer solchen Hilfsorganisation zur Verfügung gestellt wird, vom Steuerabzug und von der Einkommensteuer zu befreien, 4. die Hilfsorganisationen der bezeichneten Art von allen Stenern zu befreien, die auf Einkommen oder Vermögen ruhen. Wieder Postgebühreuerhöhung um 10V Die Reichspostverwaltung beabsichtigt, ihre Tarife zum 1. März wieder zu erhöhen, und zwar voraussichtlich um 100 A. Die durch Einschränkung des Personals usw. erzielten Ersparnisse fallen kaum ins Gewicht. Der Ver kehrsbeirat des Reichspostministeriums wird in feiner Sitzung am 6. Februar hierzu Stellung nehmen. Provisorische Regierung in Memel. Die von der Botschasterkonferenz ernannte außer ordentliche Kommission, die in Memel eingetroffen ist, er läßt einen Aufruf, in dem sie mitteilt, daß es ihre Aufgabe sei, die Ordnung wiederherzustellen und nach Anhörung der verschiedenen Gruppen der Bevölkerung vertreten fein der verschiedenen Parteien eine provisorische Negierung einzusetzen, in der die verschiedenen Gruppen der Bevölke rung vertreten sein werden. — In Memel ist ein franzö sischer Aviso eingetroffen Hypothekengläubiger und Markentwertnng. Der Reichsregierung geht ständig eine Fülle von An regungen zu, die sich mit der Herbeiführung gesetzlicher Maßnahmen zum Schutze der Hypothekengläubiger ge gen die fortschreitende Geldentwertung beschäftigen. Ins besondere w^d -er Erlaß gesetzlicher Vorschriften befür wortet, durch die die Rückzahlung der Hypothekenschnlden von der Zustimmung des Gläubigers abhängig gemacht wird. Die Reichsregierung ist jedoch zu der Auffassung gelangt, daß ein gesetzgeberischer Eingriff der bezeichneten Art abzulehnen ist, zumal eine Aufwertung der Hypotheken schulden, und zwar sowohl des Kapitals als auch der Zinsen, nicht in Aussicht gestellt worden kann. In An betracht der einmal getroffenen Entscheidung erübrigen sich weitere Anfragen und Anregungen. Deutscher Reichstag. (291. Sitzung.) W. Berlin, 26. Januar. Die Beratung des Reichshaushaltes für 1923 wurde fortgesetzt. Zuerst stellte der Reichsfinanzminister Dr. Hermes verschiedene Ausführungen, die der Mbg. Wels (Soz.) über die Stundung der Kohlen st euer gemacht hatte, richtig. Abg. Dr. Helfferich (Deutschnatl.): DieBeratnng des Reichs- haushalts wird beeinflußt durch den Schaden, den uns und der Welt die verrückte verbrecherische Gewaltpolitik Frankreichs zugesügt hat. Der Haushalt erhält seine Kennzeichnung durch den bisher in der Finanzpolitik unbekannten Begriff Billion. Der Fehlbetrag dürste mit 5 Billionen eher zu niedrig als zu hoch geschätzt fein. Die Geldentwertung ist nicht die beste Sozi alisierung, sondern sie ist die schlimmste Proletarisierung. Der Gesamtbetrag des deuhchen mobilen Kapitals beträgt heute Ä Milliarden Papiermark, noch nicht 1 9L des Gesamteinkom mens des deutschen Volkes. Von dieser zunehmenden Verarmung und P rolctari siernng haben die Arbeiter durchaus keinen Vorteil. Die Verschlechte rung der Lage der qualitativen und geistigen Arbeiter ist viel größer als die der ungelernten Arbeiter. Wer das entsetzliche MMilWl nimmt die Geschäftsstelle des Wilsdruffer Tage blattes jederzeit Geldspenden entgegen! xsuno oer Arzte, Rechtsanwälte, Künstler und Schriftsteller kennt, der findet keine Ruhe, bis der furchtbare Druck des Aus ländes von uns abgeworfen ist. Wir danken allen Schichten der Bevölkermrg des besetzten Ruhrgebiets dafür, daß sie durch ihren entschlossenen Widerstand die Ehre des deutschen. Volkes vor der Welt wieder hergestellt haben. Wir billigen die bisherigen Schritte derRegierung, hätten aber in einigen Punkten etwas mehr verlangt. Wir können es nicht verstehen, daß mit Frankreich überhaupt noch diplomatische Be ziehungen aufrechterhalten werden. Wir kennen jetzt nur einen Feind, den, der gewaltsam bei uns eingedrungen ist. Den Streit um Monarchie oder Republik gibt es jetzt für uns nicht. Wir rufen alle Deutschen auf zum Kampf um Deutsch lands Freiheit und Glück. Abgeordneter Froelich (Komm.) wandte sich gegen die Darstellung des Abg. .Dr. Helfferich von der Entwicklung der Löhne. Er behauptete, daß die arbeiten den Massen und wahren Träger der Kultur verelenden zum großen Nutzen der Kapitalisten, Wucherer und Spekulanten. Abg. Lcdebour (U. Soz.) wandte sich vor allem gegen den Abg. Dr. Helfferich, an dessen Rede keiner größere Freude haben werde als Herr Poincare. Solange die französische Volksstimmung durch Reden wie die von Helfferich immer wieder gegen Deutschland aufgehetzt werde, könne Poincarö seine Gewaltpolitik fortsctzen. Abg. Dr. Breitscheid (Soz.) bemängelte, daß der bürgerliche Block sich mit der Abgabe einer kurzen Erklärung begnügt habe. Weiter bekämpfte der Redner verschiedene Ausführungen des Abg. Dr, Helfferich, und am Schluß trat er für die Ein heitsfront des Proletariats ein. ,, <22,I. Sitzung., Berlin. 27. Januar. Die parteipolitische Aussprache über die Etatrede des Ftnanzmmisters Hermes endete am Freitag abend mit einer längeren Reihe persönlicher Bemerkungen und schließlich mit der Überweisung des Etats in den Hauptausfchuß. In der heutigen Sitzung stand an erster Stell« die 2. Beratung des Jugendgerichtsgesetzes. Der Ausschuß hat die Regierungsvorlage in verschiedenen Punkten geändert. In Z 7 bestimmt er als zulässige Erziehungsmaßregeln: 1. Verwarnung, 2. Über weisung in die Zucht des Erziehungsberechtigten oder der Schule, 3. Auferlegung besonderer Verpflichtungen, 3 a. Unter bringung, 4. Schutzaufsicht, 5. Fürsorgeerziehung. Die Reichs regierung kann mit Zustimmung des Reichsrates auch andere Erziehungsmaßregeln für zulässig erklären,. Wenn für die Straftat eines Jugendlichen Zuchthausstrafe eintrittz so tritt an diese Stelle Gefängnisstrafe. Jugeudsachen sollen nach ? 24 mit Strafsachen gegen Erwachsene nicht verbunden werden. Nach § 1 der Vorlage gelten als Jugendliche, wer über 14 Jahre, aber noch nicht 18 Jahre ält ist. Reichsjustizmimster Dr. Heinze befürwortete die Vorlage, wobei er der Hoffnung Ausdruck gab, daß es mit Hilfe dieses Gesetzes gelingen werde, die Jugendlichen vor Leid, Schuld und Verderben zu bewahren. In der Einzelberatung wurde hierauf eine ganze Anzahl Paragraphen ohne weitere Auseinandersetzung angenommene Bei der Abstimmung über einen Antrag Beyerle (Bayer. Volks partei), der die Tätigkeit der Jugendämter auf Vereinigungen übertragen wollte, ergab sich die Beschlußunfähigkeit des Hauses, so daß die Sitzung abgebrochen werden mußte, Präsident Löbe beraumte eine neue Sitzung für 10 Minuten später an. In der neuen Sitzung wurde die 1. Beratung des Gesetz entwurfes über Klernrentnerfürsorge vorgenommen. Danach soll die Fürsorge den Gemeinden übertragen werden, denen das Reich 30 der dafür aufgcwendeten Mittel er stattet. Die Vorlage wurde an den Ausschuß für Sozialpolitik überwiesen. Hierauf wurde die Novelle zur Getreideum- lage, die den letzten Termin für die Ablieferung des Umlage getreides um einen Monat auf den 15. März vor datiert, ohne Aussprache^» allen drei Losungen, ange- n o m m e n. Äberarbeii im Bergbau. Bei den Verhandlungen im Neichsarbeitsministerium haben sich, wie im rheinisch-westfälischen Kohlenbergbau, auch die Vertreter der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer in den übrigen Stein- und Braunkohlen- gebietdn über die Lohnerhöhungen für Februar verständigt. Mt Rücksicht auf die durch Besetzung des Ruhrgebiets entstandene Lage waren sich die Arbeit geber und Arbeitnehmer in den übrigen Steinkohlen bezirken darüber einig, daß der im Ruhrkohlenbergbau entstehende Förderausfall durch überarbeit in den anderen Steinkohlenbezirken nach Möglichkeit gemildert werden muß. überarbeitsabkommen sind festgesetzt worden nnd werden in den nächsten Tagen den Belegschaften zur Zu stimmung vorgelegt werden. Es ist zu erwarten, daß in den Revieren am 1. Februar die überarbeit ausgenommen werden wird. Nah und Fern. O Schwedische Liebesgaben für Deuffchland. Auf Ver anlassung -er Königin von Schweden ging ein schwedischer Güterwagen mit Liebesgaben, die an den badischen Lan- dcsverein vom Roten Kreuz adressiert sind, von Stockholm über Saßnitz nach Deutschland. Neueste Meldungen. Marokkaner in Boppard. Boppard. In der Stadt herrscht sehr große Erregung. Die Straßen waren bis in die späte Nachtstunde von Tau senden von Menschen belebt. Vaterländische Lieder wurden gesungen. Die französischen Posten wurden durch eine marokkanische Maschinengewehrkompagnie verstärkt. Im Laufe der Nacht wurden drei verhaftete Bopparder Bürger mit unbekanntem Ziel weggebracht. Kurz vor der Weg führung wurde die Straße durch starkbewaffnete Pa trouillen rücksichtslos gesäubert. Auch der Bürgermeister wurde mit unbekanntem Ziel fortgeschafft. Die Beamten und Angestellten der Stadt sind in den Streik getreten. Belagerungszustand in Aachen? Aachen. Wie verlautet, wollen die Franzosen über die Stadt Aachen den sSgenannten kleinen Belagerungszustand verhängen, weil der von ihnen ausgewiesene Regierungs präsident trotzdem in seinem Amte blieb. Man rechnet jetzt mit seiner gewaltsamen Entfernung durch die Besatzungs- truppen. Die Armeen der Kleinen Entente. Wien. Nach Prager Blättermeldungen besteht die Ab sicht, die Armeen der Tschechoslowakei, Jugoslawiens und Rumäniens einheitlich auszurüsten. Das Ausrüstungs material soll in der Tschechoslowakei hergestellt werden. Das Entstehen dieser neuen Militärmacht der Klemen Entente wird mit der großen Spannung zwischen Italien und Jugoslawien begründet. Die Tschechoslowakei und die Aktion im Ruhrgebiet. Prag. Der tschechische Minister des Äußeren Dr. Benesch gab folgende Erklärung ab: „Die Negierung der Tschecho slowakischen Republik hat keinerlei Veranlassung, den Gedanken einer Mobilisierung aus Anlaß der letzten Ereignisse im Ruhrgebiet in den Bereich politischer oder diplomatischer Erwägungen zu ziehen." Eine Weltwirtschaftskouferenz erneut beantragt. Newyork. Im Repräsentanterchause wurde der An trag überreicht, eine Kommission aus füuf Mitgliedern des Repräsentantenhauses und fünf Senatsmitgliedern be stehend zu ernennen, die den Präsidenten Harding cruffor- dern soll, eine Weltwirtschaftskonferenz einzuberufen. Im Laufe der nächsten Woche wird Senator Borah im Senat noch einmal seinen diesbezüglichen Antrag begründen. Das alte Lied. 16) Roman von Fr. Lehne. als ryre nnae stcy trafen, schrie sie plötzlich miß indem sic sehnsüchtig die Arme nach ihm ansstreckte: „Gernot, Gernot, gehe nicht von mir!" Durch ihren Ruf wurde dem Manne ihre mühsam zurückgedrüngte Leidenschaft offenbar und nahm ihm seine ganze Selbstbeherrschung. Mit einigen Schritten war er neben ihr, stützte ihre schwankende Gestalt und führte sie zu dem Sessel am Kamin. Er kniete vor ihr nieder, barg seinen Kopf in ihrem Schoße und flüsterte mit halb erstickter Stimme: „O Du, Du — mache es mir doch nicht so schwer, ein ehrlicher Mann zu bleiben!" Ihre Hand spielte in seinem dichten Haar und lieb kosend strich sie darüber hin. „Warum willst Du gehen und mich allein lassen? Ich hätte das nicht ertragen können! Nicht wahr, Du bleibst?" flehte sie. Er richtete sich auf. „Weißt Du, warum ich gehen svollte? Weil ich mußte, wollte ich nicht zum Ehrlosen an dem Manne wer den, der mir so selbstlos sein Haus geöffnet hatte, nichi zum Ehrlosen an dem Mädchen, das mir vertraut — denn seit ich Dich gesehen habe, liebte ich Dich — und darum war es — denn Du bist mir teurer als alles in der Welt — doch unsere Ehre, die muß ich wahren!" Fest und klar sprach er und sie hörte mit gesenktem Haupte ihm zu. „Wenn Du wüßtest. Regina, wie ich gekämpft und gelitten habe, Tage und Nächte, Lu würdest Mitleid mit mir haben. Und wie hat mir vor dieser letzten schwersten Stunde gebangt —", unbewußt hatte sich das „Du" über seine Lippen gestohlen. „Mehr als ich kannst Du nicht gekämpft haben, Ger not," flüsterte sie in bezwingender Weise, „ich kann ja nicht mehr leben ohne Dich!" Und in ausbrcchendcr Leidenschaft schlana sie ihre Arme nm seinen Hals — „wüßtest Du, wie ich mich nach Dir gesehnt habe — küsse mich doch, mein Geliebter —" Vergessen war alles in diesem Augenblick, wo das stolze königliche Weib ihm seine Liebe und Sehnsucht gestand und liebeflehenS an seinem Halse hing. Unge- stüm preßte er die schöne Gestalt an sich, nnd heiße Küste flau wten auf ihrem Munde, die sie ihm ebenso Hein zurückaab. Ae hatte sich selbst vergessen und lebte nur vom Glück dieser Minute, die sie für die Jahre ihrer lieb losen Ehe entschädigen mutzte. „O Gernot, wie lieb ich Dich doch," flüsterte sie, „es ist doch keine Sünde; mögen andere mich verdammen, ich kann nicht anders! Dit bist mein einziges Glück! Wie hab iw mich gegen diese Liebe gewehrt, doch Du warst stärker als ich — Du hast mich bezwungen!" Sie lag in seinen Armen und mit unbeschreiblich sttßent Lächeln sah sie zu ihm auf. Sie war voller Hingebung und mit Entzücken fühlte er, naß sie sein war. Er prehte sein Gesicht in ihr duftendes Haar. „Regina, Du meine Seligkeit." Und wieder bedeckte er ihr schönes Gesicht, ihre Augen, ihren Mund mit seinen heißen, wilden Küssen. „Werde mein Weib, Re gina, jetzt kannst Du ja nicht mehr bei Deinem Gal ten bleiben!" „Nein, jetzt kann ich nichi mehr bei ihm bleiben, seit Du mich geküßt hast," sagte sie leise, immer noch mit dem seligen Lächeln, „nimm mich mit Dir — mir graut vor ihm, Du mein Einziger, mein Geliebter," und fester drückte sie sich an ihn. „Ja, Du Geliebte!" entgegnete er, und ein entschlos sener Ausdruck trat in sein Gesicht, „ich werde dem Grafen sagen, daß wir uns lieben und meinem Vater und Armgard Rittner ein offenes Bekenntnis oblegen — dann wirst Du mein angehetetes Weib." Und zärtlich küßte er sie auf deu roten Mund. Aber jetzt kam sie zur Besinnung. Sie strich mit der Hand über ihre Stirne und entwand sich seinen Armen: Nur seine Rechte hielt sie fest umklammert, als sie mit müder, ergebener Stimme sagte: „Nein, Gernot, nein, es Hütte keinen Zweck. Er würde mich Hoch niemals freigeben, und wenn ich ihn auf den Knien darum bitten würde; zu oft hat er es mir ge sagt. Geh nur, geh, Gernot — und verzeihe mir Lie sen Augenblick Ler Pflichtvergessenheit —" Du warst stark und ich ein schwaches Weib, das sich Dir an den Hals geworfen hat." „Ich soll Dir verzeihen? Nein, danken will ich Dir, Du Herrliche!" Nnd wieder küßte er sie. Er war wie von Sinnen, seit er die geliebte Frau im Arm hielt, und mit hei ßem Blick sucht er ihre Augen. Sie vermied, ihn an zusehen. , „Lab mich, Gernot," flehte sie, „laß mich, ich werde sonst schwach; ich bitte Dich, geh! Ein jeder fehli einmal in seinem Leben, und ich hoffe, daß diese Stunde uns nicht angerechnet werden wird, um un serer unendlichen Liebe willen. Gehe fort, Gernot — aber nicht wahr, Du denkst zuweilen an die arme Frau, Lie hier so einsam in ihrem goldenen Käfig sft In meinem kindischen Unverstand hatte ich es ja nichi anders gewollt! Nun mutz ich es auch tragen! Wenn Du Dich morgen vom Grafen verabschiedest wirst Du mich nicht sehen! Gehe jetzt, und ein letztes Lebewohl!" So schmerzerfüllt und trostlos klang ihre Stimme, daß es ihn erschütterte. „Ja, ich gehe, Regina", sagte er, „aber ich komme wieder. Ich laße Dich nichts weymuttg schüttelte sie den blonden Kopf. „Nein, Gernot, Du würdest kein Glück haben. Du bist doch der blonde Page — und Cesare Conechi Hai dem Unglück gewünscht, der meine Lippen küssen wird/ „Sei Loch nicht abergläubisch, Liebste! Sieh, wenn wir Deinem Gatten sagten, wie wir uns lieb haben —' „Nein, Gernot, unmöglich — ich bitte Dich, gehe jetzt! Der Graf muß jeden Augenblick zurückkommcn - mache mich nichi noch unglücklicher!" „Ja Lenn, leb wohl für heut — aber ich kämpfe uu Dich!" Und Heitz brannten seine Lippen zum Abschied aü Len ihren. „Lebe wohl, Geliebter! Gott behüte Dich!" Er ritz sich los und wandte sich zum Gehen — da stau» iu der Tür Graf Rodenberg, aschfahl mit verzerrtem Gesicht, Ler anscheinend die letzten Worte gehört hatte. 10. Kapitel. Sie hatten das Eintreten des Grafen in ihrer Erre gung überhört, und so war es gekommen, daß er ihren Abschied gesehen hatte. Vernichtend sah er von einem zum anderen. „O, mein Gott!" stöhnte Regina und verbarg ihr Ge sicht in den Händen. Gernot von Schönstedt faßte sich zuerst. In respektvoller Weise sagte er: „Herr Graf, ich war gekommen, Abschied zu nehmen." „Das habe ich gesehen, und in welcher Weise eben falls," lautete Les Grafen hohnvolle Erwiderung, „ich hätte aber nicht von Gernot Schönstedt gedacht, daß er das Gastrecht in so schnöder Weise mißbrauchen würde." Eine jähe Röte flammte über Schönstedts Gesicht; aber er bezwang sich und sagte fast bittend: „Herr Graf, lassen Sie mich erklären —" „Hier gibt es wohl keine Erklärung für Ihr schmach volles Benehmen! Wie ein Dieb haben Sie sich in mein Haus geschlichen! —" „Herr Graf, ich muß sehr bitten," fuhr er auf, Lie Hand auf den Säbel legend, „das habe ich nicht getaut „Adalbert, höre, ich will Dir sagen, daß —" „Schweige, Du, herrschte Rodenberg sein Weib au „mit Dir rechne ich nachher ab! — Sie, Herr von Schön stedt, werden mir die Genugtuung nicht versagen. Lie Sie mir schuldig sind." „Ich stehe vollständig zu Diensten," erwiderte Gernot und verneigte sich förmlich. „Nein, nein, nur das nicht!" rief Regina und sah angstvoll von einem zum anderen, „ich allein bin schul« dig, Adalbert, ich hab mich ihm an Len Hals geworfen, hörst Du! — meinetwegen soll nicht —" Und flehend faßte sie nach ihres Gatteri Hand. Rauli entzog er ihr seine Rechte, sah sie mit kaltem, veracht« lichem Blick an und sagte ruhig zu Schönstedt: „Ich werde Herrn Hauptmann von BerkenfelL bil« ten. mit —"