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Wilsdruffer Tageblatt : 01.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192302011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230201
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-02
- Tag 1923-02-01
-
Monat
1923-02
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 01.02.1923
- Autor
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sich reden machte, wurde tn Hannover von der politischen Polizei verhafte^ Nach seiner Vernehmung durch den Unteriuchungsrlchter wurde er der Provinzialheilanstalt für Geisteskranke m Langenhagen bei Hannover zur Be obachtung übevwrefen. O Verhaftung einer Bande von Millionendiebcn. Der Berliner Hotel-und Pensionsdieb Kurt Lenzer, ist in Ham- vurg mlt vier Hehlern verhaftet worden. Die Bande hatte Wertsachen nn Gesamtwert von 300 Millionen ergaunert. Sic wird nach Berlin transportiert werden. O Ein neuer Museumsdiebstahl. Im Hamburger Museum zur Vökkebkmde sind mehrere feine Silberbarren mit siamesischen, japanischen, altportugiesischen und mozam- bigurschen Stempeln aus den Jahren 1828 bis 1853 ge stohlen worden. O 80 Sack Zucker in der Ostsee. Der deutsche Dampfer „Else" geriet in der Danziger Bucht in schweren Sturm und mutzte 80 Sack Zucker über Bord werfen, um ein Kentern des Schiffes zu vermeiden. Dadurch ist ein Schaden von 20 Millionen entstanden. Das Schiff kehrte in den Danziger Hafen zurück. O Ekrasitexplosion. In der Nähe von München bei Fnrstenried kam es in der Sprengstoffhalle des Spreng technischen Bureaus G. m. b. H. zu einer Explosion von Ekrasit aus österreichischen Heeresbeständen, das dort zum Ausroden von Baumwurzeln lagerte. Der Sprengmeister Hüttinger wurde in Stücke gerissen. Der Sachschaden ist sehr groß. O Fünf Personen von einein Anarchisten niederge- schosse». In Sofia hat der Anarchist Petar Mitow, als er beim Verlassen des städtischen Bades verhaftet werden sollte, einen Badediener und nacheinander vier Polizisten mit Revolverschüssen niedergestreckt. Es gelang einem Major, mit einem Gewehrschuß Mitow unschädlich zu machen. Zwei der von dem Anarchisten getroffenen Be amten sind ihren Verletmnaen erlesen. O Kemal Paschas Heirat. Mustafa Kemal Pascha, der Besieger Griechenlands und „intellektuelle" Urheber der Konferenz von Lausanne, hat sich in Smyrna verheiratet. Seine Fran ist eine moderne Türkin, die in Frankreich er zogen wurde mid sehr viel gereist ist. Ans Stadt und Land. Äilsdrusf, am 31. Januar 1923. Rücktritt der sächsischen Regierung. Dresden, 30. Ian. Der Landtag hat in seiner heutigen Sitzung den kommunistischen Antrag, dem Minister des Innern, Lipinski, das Vertrauen zu entziehen, mit 54 Stimmen der Bürgerlichen und Kommunisten gegen 39 Stimmen der Sozial demokraten angenommen. Nach Verkündigung des Resultates verlas der Ministerpräsident Buck eine Erklärung, daß er im Einverständnis mit seinen Ministerkollegen das ihm übertragene Amt als Ministerpräsident in die Hägpe des Landtages zurück- lege. Die Regierung sei bereit, bis zur Neubildung der Re gierung die Regierungsgeschäste weiter zu leiten. (Beifall bei den Mehrheitssozialdemokraten.) * Aus der heutigen Sitzung des Landtages steht als erster Beratungsgegenstand das kommunistische Mißtrauensvotum gegen den Minister Lipinski. Haus und Tribünen sind gefüllt. Sämtliche Minister sind anwesend. Abg. Böttcher (Kom.) be gründete den Antrag in 1'/-stündiger Rede und bemerkte, das heutige Mißtrauensvotum gegen den Minister Lipinski hänge zusammen mit der Stellung der gesamten sozialdemokratischen Regierung gegenüber der Arbeiterklasse. Diese Regierung müsse zurücktreten und einer Arbeiterregierung Platz machen. Minister Lipinski rechtfertigte die Haltung der Regierung gegen die von kommunistischer Seite erhobenen Vorwürfe. Abg. Dr. Kaiser <D. Dp ) erklärte die Regierung stütze sich nicht auf eine Mehr heit des Volkes'und ihre Stellung sei unhaltbar geworden. Seine Partei werde dem Mißtrauensvotum zustimmen. Abg. Dr. Seyfert (Dem » erklärte, auf das Vorgehen der KPD. könne es nur eine Antwort geben, das sei der freiwillige Rücktritt der Regierung mit dem Ziele, sie im Sinne einer Verständigung Zwischen den verfassungstreuen republikanischen Parteien um zubilden Ersolge diese Antwort nicht, so würden seine Freunde gegen die Regierung stimmen. Abg. Dr. Kretzschmar (Dnat.) erklärte, daß seine Partei sür den Mißtrauensantrag stimmen werde, weil Herr Lipinski nie deren Vertrauen haben könne. Abg. Müller-Lhemnitz (Soz.) stellte sich mit seinen Freunden restlos hinter die Regierung. Hierauf wurde in namentlicher Abstimmung der kommunistische Mißtrauensantrag mit 54 Stimmen der Bürgerlichen und Kommunisten gegen 39 Stim men der Sozialdemokraten angenommen. Ministerpräsident Buck erklärte hierauf den Rücktritt der Gesamtregierung, die jedoch die Etoatsgeschäste bis zur Neukonslituieiung weilerführen werde. Nack einer viertelstündigen Pause wurde die Sitzung geschlossen und die heule unerledigt gebliebenen Punkte der Tagesordnung wurden sür die Donnerstagsitzung zurückgestellt. Abg. Böttcher (Kom.) beantragte noch, die Frage der Regie rungsbildung noch heute zu behandeln und erklärt, als dies abgelehnt wurde, daß ein Betriebsrätekongleß für Sachsen ein- berusen würde, der über die Regierungsbildung entscheiden würbe. Millionäre. Es gab eine Zeit, in der man die Leute im deutschen Reiche zählen konnte, die im Besitz der damals für die meisten. Sterblichen märchenhaften Summe von — eine r M illion waren. Eine Million! Das war ein Zah- lenbegnsf ungeheuer imponierend. So viele hatten den heim lichen Wunsch, diese gigantische Summe einmal beisammen zu sehen, wenn nicht gar später zu besitzen. Aber den Weg zum Millionär fand man nach verschieben«» Berichten wohl nur am schnellsten in Amerika, wo man diese Laufbahn bekanntlich als Zeitungsjunge beginnen konnte. Wenn früher einer die Summe von einer Million gar mehr als einmal sein Eigen nannte, dann war der Besitzer eine Person, die die Nachbar schaft mit einem gewissen Nimbus umgab. In den Geschäften tuschelten die Frauen mit den Dienstboten über seinen Reich tum, man interessierte sich bis ins kleinste für seine Lebens haltung und Lebensweise, und sah man den Millionär auf der Straße, dann zeigte man verstohlen auf ihn und flüsterte: „Der hat zwei Millionen, was mag er bloß mit dem vielen Gelde machen." Und heute? Man kann beinahe die Leute in Deutsch land zählen, die — keine Million haben. Die Tragik unseres sogenannten „Reichlums" ist es aber, daß wir mit ihm immer ärmer werden. Am deutschen Volke ist das Sprichwort: „D«: Schein trügt!" in bitterster Weise zur Wahrheit geworden. „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert!" Diese Grundweisheit der Sparsamkeit ist dahin, aus dem Volke der Dichter und Denker ist ein Volk der — armen Millionärs geworden. — Wenn der Dollar 48 000 ficht, so ist bas die Frucht der Taten Poincarös. Aber wir wollen uns zugleich entsinnen, An unsere Leser! Der katastrophale Sturz der Mark wirst seine verhängnis vollen Schatten schonungslos auch auf das deutsche Zeitungs gewerbe. Schwerer als je kämpft die deutsche Presse um ihre Existenz. In unserer sächsischen Heimat allein sind 43 Zeitungen in hartem Ringen erlegen. Jeder sechste Stamm im sächsischen Blätterwald fiel dem Sturm der Wirtschaftskämpfe zum Opfer. Der neue Monat droht mit neuen Lücken und neuer schwerer Heimsuchung, wenn nicht die schützende Hand der Leser hilft. Bedenkt, daß mit jeder sterbenden Zeitung ein Stück wertvollen deutschen Kultur- und Geisteslebens zu Grabe ge tragen wird. Verkennt nicht in der Stunde der Not Wert und Notwendigkeit Eurer Heimatzeitung! Treue um Treue, trotz schwerer Zeit, trotz neuer Opfer! Der Bezugspreis für Monat Februar 1923 beträgt ausschließlich Trägerlohn 1000 Mark. Für Abholer werden auch Karten für 14 Tage zu 500 Mark oder Wochenkarten zu 250 Mark ausgegeben. Der Preis einer Einzelnummer beträgt 8tl Mark. Den geehrten Postbeziehern, welche den durch die Post nur in Höhe von 700 Mark erhobenen Bezugspreis bezahlt haben, werden besondere Zahlkarten in den nächsten Tagen zu gehen, womit sie den Differenzbetrag einzusenden haben. was diese Ziffer sür unsere Brüder im Ruhrrevier bedeutet. Nicht mehr und weniger nämlich, als daß alle Gegenstände des täglichen Bedarfs bald (soweit sie eingeführt werden müssen) das Siebeneinhalbtausendfache des Friedenswertes kosten wer den. In Magdeburg sind in der ersten Woche 100 Millionen Mark sür die Ruhrhilfe abgegeben worden. Nehmen wir ein gleiches Verhältnis für das ganze Reich (das ist aber gewiß nicht der Fall, denn Magdeburgs Gaben sind reicher und statt licher), so müßte das Ergebnis der ersten Woche 20 Milliarden bebeuten. In Oederan wurden am ersten Tage der Sammlung 1321 MO Mark gespendet. Aber was ist das unter so viele, die jetzt in Not und Bedrängnis geraten? Es darf daher nicht bei der ersten Aufwallung bleiben. Wir müssen mehr tun, viel mehr, um der Not, die ja nun erst langsam im Entstehen ist, einen Riegel vorzuschieben. Es geht nicht nur um die Kämpfer an der Ruhrfront, es geht um das Reich. Vergesse das keiner und bemesse danach seine Gabe. In unserer Ge schäftsstelle wird auch die kleinste Gabe entgegengenommen. — Weitere Zugeinschränkungen ab 1. Februar. Wie bereits mitgeleilt, treten morgen Donnerstag weitere Zugein schränkungen ein. Aus der Linie Potschappel —Wils druff—Nossen entfällt Sonntags das mittlere Zugs paar (Wilsdruff ab 11,10 Uhr nach Nossen, Wilsdrusf an 3,10 Uhr von Nossen) zwischen Wilsdrusf und Nossen. Auf der Linie Dresden — Reichenbach entfallen: der Schnellzug ab Dresden Hbf. 7,16 vorm. nach Hof—Würzburg—Ludwigs hafen und der Gegenzug, der in Dresden Hbf. 11,30 nachm. eintrifft, die Fernzüge Dresden Hbf. ab 9,10 vorm. und an 11,08 vorm. zwischen Chemnitz unb Dresden, die Personenzüge nach und von Freiberg: Dresden Hbf. ab 2,19 nachm., Freiberg ab 4,47 nachm. — Eisenbahngüterverkehr. Wegen Betriebseinstellüng ist die Annahme sämtlicher Güter einschl. Gepäck und Expreßgut nach dem Gebiet der Reichsbahndirektion Essen verboten. Be grenzt wird das Gebiet durch die Bahnhöse Mühlheim (Ruhr) Apeldvrf, Oberhausen, Oberhausen West, Osterfeld Süd unb Nord, Sterkrade, Duisburg, Neiderich Nord und Süd, Duis burg-Ruhrort, Duisburg Hbf., Duisburg Hochfeld Nord und Süd. Durchlauf durch dieses Gebiet nach Stationen des linken Rheinusers sind ebenfalls gesperrt. — Gesangverein „Anakreon". Die diesjährige Haupt versammlung unter Leitung des Vorsitzenden Herrn Karl Dachsel wurde am 26. d. M. nach dem „Adler" einberufen. Der vom Schriftführer erstattete Jahresbericht kennzeichnete in ausgie biger Weise des Vereinsgärtners liebevollste Pslege im großen deutschen Liedergarten auch im vergangenen Jahre. Kassen geschäfte gingen in Ordnung. Der stattgefundene Wahlakt des Gesamtvorstandes ergab einstimmige Wiederwahl. Neben anderen Vereinsangelegenheiten wurde für März bie Auffüh rung einer Operette beschlossen. Eine zum Schluffe der Sitzung vorgcnommene Sammlung für das leidende Ruhrgebiet brachte 2400 </4k. Das Schicksal des Vaterlandes krampft auch des Sängers Herz. An der Schwelle des neuen Jahres liegt ihm feierlich ernst das deutsche Lied auf den Lippen, doch: „Sollst uns nicht lange klagen, was alles dir wehe tut, nur frisch, nur frisch gesungen und alles, alles wird wieder gut." — Militärverein. Die Jahreshauptversammlung findet erst am 1 0. Februar statt. (Vgl. Ins.) — In den Lindenschlößchen-Lichtspielen kommt am Freitag abend der überall mit größtem Beifall aufgenommene Film „Der König der Manege" zur Vorführung. Manegenzauber, Zirkustreiben, zwischendurch halsbrecherische Versolgungsszenen, eine eifersüchtige schöne Frau und ein wirklich verblüffend gut dressierter Schimpanse umrahmen das Schicksal des Königs der Manege. Der Film ist reich an wechselvollen und dem Auge gefälligen Szenen und wahrhaft schönen Naturaufnahmen. — Eine öffentliche Aufforderung zur Abgabe einer Steuer erklärung für bie erste Veranlagung der Vermögenssteuer und für die Veranlagung der Zwangsanleihe veröffentlicht das Finanzamt im amtlichen Teile der vorliegenden Nummer. — Einschränkung des Kohlenverbrauches. Nach einer Er klärung des Landeskohlenamtes für Sachsen und Sachsen- Altenburg macht es sich notwendig, daß alle Verbraucher, auch die öffentlichen Werke, sofort die möglichste Einschränkung ihres Brennstoffverbrauches vornehmen. Diese Verbrauchseinschrän kung kommt nicht nur für die Brennstoffe aus dem Ruhrgebiet, sondern auch für die Brennstoffe aus allen anderen deutschen Gebieten in Frage. — Die Höchstpreisverordnung für Milch und Butter ist von der Regierung neu gefaßt und die Preise sind zeitgemäß erhöht worden. So kostet Vollmilch jetzt beim Erzeuger in Zone 1: 200 «4k, Zone 2: 220 «4k das Liter, Magermilch 100 bezw. 110 «4k, Butter beim Erzeuger 2200 «4k (für gewerbliche Molkereien ab Molkerei 27M ««) bezw. 2420 «4k (2970 «M und Quark 2M °4k (240 °4k) bezw. 220 -F (264 «4k) pro Pfund. Diese neue Verordnung tritt am 1. Februar in Kraft. — Ein einfaches Mittel gegen Zahnweh. Ein norwegischer Arzt will die Entbeckung gemacht haben, daß eins der vorzüg lichsten Mittel gegen Zahnschmerzen ist, Zimtrinde zu kauen. Sie wirkt beruhigend auf die empfindlichen Nerven und lindert den Schmerz. — Was ein Brief wirklich kostet. Die Kosten, die ein ge wöhnlicher Geschäftsbrief heute verursacht, werden im „Bör senblatt für den deutschen Buchhandel" angegeben. Das Papier ernes einfachen Briefes ist. mit 9 -4k berechnet, Satz, Druck, Schneiden 5 «U, das stenographische Diktat von sechs Minuten 45 «4k, das Maschinenschreiben von 15 Minuten mit 55,30 -4k, der Farbbandverbrauch mit 3 -4k, der Briefumschlag mit Auf druck mit 7,50 «4k, das Postgelb mit 50 -4k. Danach kostet also ein einfacher Brief 174,80 -4k. Eine Postkarte wird nach denselben, heute schon wieder sehr überholten Sätzen mit 79,40 -4k Kosten berechnet. — Deckgelder für Hengste des Landstallamtes. Amtlich wird uns mitgeteilt: Die außerordentliche Steigerung der Aus gaben des Landstallamtes für die Unterhaltung der Beschäler und den Ersatzankauf hat eine Neureglung der Deckgelder not wendig gemacht. Für eingetragene Stuten betragen sie den Preis von 2, für die übrigen den Preis von 2'/- Zentner Hafer. Trotz dieser Erhöhung bleiben die Deckgeldsätze hinter denen in Preußen und Bayern zurück. In beiden Staaten sind als Deckgeld 3 Zentner Hafer abzuliefern. Um die Nachteile für die Züchter, deren Stuten nicht befruchtet worden sind, ab zuschwächen, wird die Hälfte des Deckgeldes zurückgezahlt, wenn der Nachweis der Nichtbefruchtung erbracht wird. — Kartoffelpresse. Die Kartosselnotierungskommiffion hat am 20. Januar d. I. für weiße, rote und gelbsleischige Sorten einen Erzeugerpreis von 12M—1500 °^k je Zentner notiert. — Arbeitsmarktbericht vom 22. bis 27. Januar 1923. Die Verschlechterung der Arbeitsmarktlage nahm in der letzten Woche weiter zu. Die Zahl der Arbeitsuchendem hat sich in fast allen Berussgruppen erhöht. Sie beträgt nach der Stich- tagzählung vom 16. Januar 1923 bei 78 berichtenden öffent lichen Arbeitsnachweisen 33 434 männliche und 14 534 weib liche, zusammen 47 968 Personen. Der Rückgang des Stellen angebotes verursachte eine weitere Verminderung der Vermitt lungstätigkeit. — Verbilligung und Vereinfachung des Bestattungswesens. Unter Vorsitz des Ministers Lipinski fand am Montag im Mini sterium des Innern eine weitere Besprechung mit Vertretern der beteiligten Ministerien, der größten Gemeinden, sowie der Organisation der Gemeinde- und Bezirksverwaltungen statt um die Behebung der Schwierigkeiten zu beraten, die sich aus der Verteuerung der Leichenbestattung gegenüber der fortschrei tenden Verarmung der Bevölkerung ergeben. Es wurde Ueber einstimmung dahin erzielt, den Aufgabenkreis der Gemeinde verwaltungen in der Richtung zu erweitern, daß sie Maß nahmen treffen können, die Leichenbestattung gemeinwirtschaft lich zu übernehmen, zu vereinfachen und zu verbilligen. Die Vorarbeiten, um die gesetzliche Grundlage hierfür zu schaffen, haben begonnen und werden nunmehr in enger Fühlung mit ben in Betracht kommenden Organisationen beschleunigt zum Ab schluß gebracht werden. — Die neue Lehrerlaufbahn. Bekanntlich sollen in Sachsen in Zukunft nur solche junge Leute Vvlksschullehrer werden können, die das Reisezeugnis einer neunstufigen Vollanstalt besitzen. In einem dreijährigen Studium an der Universität Leipzig oder Drsdner Technischen Hochschule, mit denen je ein Pädagogisches Institut verbunden wird, sollen diese ihre Be rufsausbildung erlangen. Ostern 1923 soll, zunächst versuchs weise, damit begonnen werden. Die Regierung will den Stu denten, die sich entschließen, auf dem neuen Bildungswege Vvlksschullehrer zu werden, nach Möglichkeit zu helfen ver suchen. Dem Vernehmen nach hat sich die Lehrerschaft bereit erklärt, weitere Erleichterungen zu schaffen und Dresdner und Leipziger Lehrer sind zur Gewährung von billiger Wohnung unb von Freitischen bereit. Möglicherweise kann für das dritte Studienjahr eine bezahlte Tätigkeit in der Schule in gewissem Umsange zugelaffen werden. — Keine Einstellungen in die Reichswehr. Bei vielen Stellen im Reich laufen Meldungen junger Leute ein, die an gesichts der Vergewaltigung deutschen Gebietes ihre Dienste dem Vaterlande anbieten und um Aufnahme in die Truppe bitten. Wie von der Reichsregierung mitgeteilt wird, finden außer planmäßige Einstellungen in die Reichswehr nicht statt. — Zum Gedächtnis der im Weltkrieg gefallenen Kame raden des Grenadier-Reserve-Regiments Nr. 100 wird Sonn tag den 20. Mai (1. Psingstfeiertag) auf dem Dresdner Gar nisonfriedhof ein Ehrenmal enthüllt. Der Ehrenmalausschuß des Gren.-Res.-Regts. Nr. 100 bittet um Spenden. Zahlungen erbeten auf Postscheckkonto Dresden 18 876, Dr. Hiller, Zittauer Straße 23. Auskunft erteilt Kamerad H. Herold, Dresden°N., Kurfürstenstraße 4, 3. — Ein Radikalmittel gegen Wucherer. In Prag, der Hauptstadt der Tschechoslowakei, hat man ein radikales Mittel gegen die Lebcnsmittelwucherer eingeführt. Die Geld- und Arreststrasen verfehlen den Zweck und bringen die Wucherer von dem Wege des Preiswuchers nicht ab. Es wurden also Strafabteilungen gebilbet, denen die Wucherer einverleibt und dem Magistrat zugeteilt wurden. Der Magistrat verwendet diese Strasabteilungen zum Straßenkehren. Jeder der Wucherer erhält die Straße und das Revier zum täglichen Kehren, in dem sich sein Geschäft befindet. Hoffentlich ist die Zeit nicht mehr allzu fern, in der in Deutschland die Schieber und Wucherer mit den gleickzen drakonischen Strafen belegt werden. Anders wird dem Gesindel nicht beizukommen sein. — Pesterwitz. Der Wechselstrommotor, der der Guts besitzerin Kaiser gestohlen worden war, wurde in einem Schweinestall in Potschappel aufgesunden. Es wurden verschie dene Verhaftungen vvrgenommen. — Dresden. Am Donnerstag früh tritt aus der Straßen bahn ein neuer Tarif in Kraft. Die Fahrpreise betragen für eine Fahrt im innerstädtischen Verkehrsgebiet sowie nach Laubc- gast unb Reick 150 -4/. Kinder haben sür eine Fahrt in der ganzen Ausdehnung 75 «4k zu zahlen, die Preise für Fahrten, im Nachtwagen betragen jeweils bas Doppelte der vorstehend angegebenen Preise. Es werben ausgegeben: übertragbare Fahrkarten zu 6 Einzelfahrten für 850 -/4k, übertragbare Hefte mit 12 Fahrscheinen für 1350 -/4k, übertragbare Hefte mit 25 Fahrscheinen für 3000 «A usw. — Kamenz. Ein Eisenbahnwagen 2. Klaffe geriet auf der Strecke Kamenz—Bischofswerda in Flammen. Das Feuer wurde auf der Station Rauschwitz bemerkt. Da nicht genügend Wasser zu haben war, brannte der Wagen vollständig aus. Auch ein Wagen dritter Klasse wurde in Mitleibcnschaft ge zogen. Nach Aussetzung der Wagen konnte der Zug weiter fahren. — Roßwein. Eine Handelsfrau von auswärts ließ sich in einem Nachbardorse die verkauften Waren in Silbermark bezahlen und berechnete dabei die Mark mit 1000 Papiermarl, während gesetzlich die Silbermark mit 1500 Papiermark berech net wird. Die geschädigte Frau erstattete daraufhin Anzeige, worauf es der Polizei gelang, die unehrliche Hausiererin in Meißen zu ermitteln und zur Bestrafung anzuzeigen. — Chemnitz. Für die Gesinnung, die in Spenden für die Ruhrbewohner lebt, ein Beispiel: Ein pensionierter Offizier, der in weitesten Kreisen unserer Stadt bekannte, durch schweres körperliches Leiden hartbetroffene Oberst a. D. v. Süßmilch, hat sich einiger Erbstücke entäußert, um an der Hilfsaktion teil nehmen zu können. Den hieraus gewonnenen Betrag von 100 000 begleitete er mit den folgenden Zeilen: Als alter Offizier möchte ich mit meiner Frau die notleidenden unb stand haltenden Arbeiter unterstützen helfen, die gewiß auch im Welt kriege zu vielen mitkämpften. Ein Mansfeldcr Taler sowie
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