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Wilsdruffer Tageblatt : 06.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192301060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230106
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-06
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 06.01.1923
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. es ist eine ebenso alte Erfahrung, daß gerade Du - .» Zeiten Streiks mit besonderer Hartnäckigkeit, krautiger Entschlossenheit und nicht zuletzt unüberwind- Er>, .r Kurzsichtigkeit sür Meitgreifende volkswirtschaftliche ^olgen durchgefochten worden sind. Die Theorie der „An- j griffs"- und „Abwehr"streiks ist eben Theorie, und wenn die Teuerung steigt, die Löhne aber stehenbleiben oder gar sinken, so werden auch ruhig denkende Arbeiter zum Streik veranlaßt. Sie wissen, daß auch der Industrielle, nament lich der modern denkende Unternehmer sehr schweren Herzens an eine Herabsetzung des Reallohns herangeht. Aber bei der Preisgestaltung in der normalen Wirtschaft sind die Leiden einzigen beweglichen Posten der Unter- nehmergewinn und vor allem der Lohn. Die Rohstoffpreise diktiert jetzt mehr denn je das Ausland, nicht zuletzt gerade in der Metallindustrie, die mit ihrem Rohstoffbezug jetzt fast ganz auf das Ausland angewiesen ist. Der Unter nehmergewinn umschließt das gesamte Risiko bei jedem ge tätigten Geschäft, ein Risiko, das bei Valutaschwankungen, wie wir sie täglich oder stündlich im größten Ausmaß er leben, natürlich ein ganz gewaltiges ist. Die sogenannten Gewinne der deutschen Unternehmungen sind übrigens fast wertlose Papiergeldhaufen; und wehe der Fabrik, die durch ein Unglück zerstört wird. In neunzig von hundert Fällen ist ein Wiederaufbau unmöglich, weil er viele Millionen kosten würde. Charakteristisch ist, daß eine Aktiengesellschaft soeben eine Dividende ausgezahtt hat „in Gold", und zwar haben die „glücklichen" Aktienbesitzer ganze 50 Gold- psennige „erhalten", was in Papiermark ungerechnet 500 Mark, also die jetzt „hohe" Dividende von 50 A ausmachte. Alle diese verwirrenden und verwirrten wirtschaft lichen und infolgedessen auch valutarischen Verhältnisse drängen zur Klarheit, zur Gesundung und Schweiß unv — vielleicht — Kampf wird die Gesundungskrise bringen. In Oberschlesien warnen und warnen die Gewerk- ! schaftsftthrer ihre Mitglieder vor dem Streik jetzt, da unsere Ausfuhrzahlen Monat um Monat zurückgehen, da ebenso auf dem inneren Markte Kausunlust eingetreten ist, weil jeder auf die bessere Zukunft harrt. Die Textilindustrie ist in ebenso schlechter Lage wie die stärkste deutsche Ausfuhr industrie, die Melallwerke. Gerade aber in dieser Industrie sind die Lohnunterschiede zwischen hochqualifizierten, nur angelernten oder gar ungelernten Arbeitern immer stärker verwischt worden. Das kann zu einer Gefahr für die Weiterexistenz des qualifizierten Metallarbeiters überhaupt führen und zur Vermehrung der Schwierigkeiten beitragen, mit denen die deutsche Industrie bei der Wiedergewinnung des Außenmarktes, vor allem aber in seiner Behauptung jetzt rechnen muß. Lohnkämpfe gewaltigster Art spielten sich in Amerika und in England ab, als dort die Industrie aus den fünf fetten Kriegsjahren in die mageren Friedensjahre eintrat, Streiks, bei denen es sich immer um Herabsetzung deö Lohnes unter dem Druck der Weltkonkurrenz handelte. Auch uns werden diese Streiks kaum erspart bleiben, sie werden bei uns wohl noch verzweifelter und schärfer geführt wer den. Aber durch diese Krise müssen wir hindurch, damit uns die Gesundung kommt. P. Vertagung oder Kompromiß? Die Uneinigkeit in Paris. . Die ersten Verhandlnngstage der Konferenz, zu der i die alliierten Ministerpräsidenten in Paris zusammen- getreten find, Haven eine Flut von Beratungsstofs und eine unentwirrbare Fülle weit voneinander abweichender Mei nungen gebracht. Die Folge davon ist am dritten Tage die allgemeine Überzeugung gewesen, daß vielleicht noch ein Ausgleich zwischen den Standpunkten Englands und Frankreichs, wahrscheinlich aber wohl eine Verta gung der Konferenz herauskommen wird, um den Kabi netten erst Gelegenheit zu geben, die unvorhergesehene Masse der laugen Vorschläge aus London, Rom und Paris durchzuarbeiten. Vom deutschen Vorschlag ist über haupt noch nicht die Rede gewesen, auch hat die Berliner > Regierung noch keine Nachricht erhalten, ob Staatssekretär ^Bergmann zur mündlichen Besprechung aufge fordert wird. Poincarö gegen Bonar Law. Poincarö hat den französischen Journalisten erklärt: Der englische Entwurf ist unannehmbar, nicht nur für uns, sondern auch für die Belgier und Italiener. Er übergeht die belgischen Prioritätsrechte und nimmt den Italienern wie übrigens auch uns selbst das in England als Bürg schaft für die englischen Vorschüsse während des Krieges deponierte Gold. Es zeigt sich bereits, daß Poincarö keine Zugeständnisse machen will, daß aber Bonar Law zu eini gen Konzessionen bereit ist, ohne seinen prinzipiellen Standpunkt aufzugeben, und daß Belgien sich auf feiten Frankreichs stellen wird, aber den französischen Plan wesentlich zu ändern wünscht. Bonar Law wiederum sagte auf der Konferenz: Die wahre Meinungsverschieden heit zwischen Frankreich und England ist eine sachliche. Wenn ich glaubte, der französische Plan konnte Geld ein bringen, würde ich ihn sofort annehmen, da es unser Ziel ist, aus einem schlechten Geschäft so vrel wie möglich herauszuschlagen. Belgische Vermittlung? Die englische Regierung läßt erklären, sie sei willens, eine vernünftigerweise mögliche Strecke mit den Allnerten zusammenzugehen, um ein Kompromiß zu finden, in dem sie hofft, daß Frankreich die äußersten Bedingungen seines Planes aufgeben 'werde. Es wird betont, das; die Belgier, die keinen eigenen Plan vorgelegt haben, in den vorangegangenen Konferenzen als Vermittler zwischen Frankreich und Großbritannien gewirkt hätten. Es ist zu hoffen, daß die Belgier auch jetzt einenmildernden Einfluß ausüb-en werden. Die Belgier und die Italiener stehen dem englischen Plan weniger abweisend gegenüber als Frankreich. * Einmarschpläne für den 15. Januar. In Paris verlautet, daß im Falle des Scheiterns der Konferenz die Forderungen Poincarös der deutschen Ne gierung im Wege eines Ultimatums zum 15. Januar zugchen würden. Wenn Deutschland am 15. Januar seine Verpflichtungen nicht erfülle, werde man nach dem Plan des Marschalls Foch vorgehen, Essen und Bochum, und damit zwei Drittel des Ruhrgebietes besetzen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß drei Divisionen eingesetzt werden sollen, um Essen und Bochum zu besetzen, da man es sür wichtig hält, daß die Franzosen aller eventuell zu erwartenden industriellen Unruhen im Ruhrgebiet sofort Herr werden. In besonders großem »laße sollen Taukbataiüone benutzt werden. König Albert von Belgien erklärte den; Präsidenten Millerasd, Belgien werde alle Verpflichtungen ikiindniSvertraaes erfüllen. wMm Der Dollar am 4. Jan.: 8004,93 - 8045,07 Mk. „ „ 5.Jan.: 8678,25—87^4,75 Mk. Frankreich Zwangsmaßnahmen militärischer Natur anwenden müsse, um seine Forderungen durchzu setzen. Dagegen hat Bonar Law sofort die amerika nische Regierung ersucht, für den Fall, daß sich eine Einigung mit Frankreich nicht erzielen lasse, vor dem 15. Januar einen Schritt zur Lösung der Reparations frage zu unternehmen. Das Merstundenabkommen gekündigt. Protest gegen Ruhrgebietsbesetzung. In B o chum beschloß eine Konferenz der Bergarbeiter des Ruhrgebiets, das überarbeitabkommen für den Ruhr- bergbau, das für die Zeit vom 15. Dezember bis 15. Ja nuar außer Kraft gesetzt war, zum 28. Februar zu kündigen, da die Ernährungslage der Bergarbeiter immer übler ge worden sei. Gegen jeden gewaltsamen Eingriff. In der Frage der Besetzung des Ruhrgebiets nahm die Konferenz mit 250 gegen 4 Stimmen eine Entschließung an, in Der es heißt: Die Konferenz der Bergarbeiter protestiert ent schieden gegen die von der französischen Regierung angedrohten Maßnahmen, die auf eine Besetzung und wirtschaftliche Aus beutung des Ruhrgebiets Hinzielen. Jeder gewaltsame Eingriff der französischen Regierung muß zu einer Verschärfung der wirtschaftlichen Notlage der Arbeiter und damit zu einer Ver tiefung der internationalen Gegensätze führen. So entschieden die derrtschen Bergarbeiter die den Frieden und den Wirtschaft- licheu Wiederaufbau schädigende Politik der französischen Re- giernng ablehnen, ebenso entschieden bekunden sie jedoch ihren festen Willen, im Rahmen des Möglichen an der Erfüllung der deutschen Reparationsverpflichtungen «ritznarbeilen. Dieser Wille am Wiederaufbau war es nicht zuletzt, der die Berg arbeiter veranlaßte, ungeachtet ihrer körperlichen Erschöpfung und Unterernährung mehrmals in ein überschichtenabkomnun einzuwilligen. Rah und Fern. O Der Hauptgewinn der Sparprämicnanleihe gezogen. In den Räumen der Reichsschuldenverwaltung in Berlin fand die siebende Gewinnauslosung der Deutschen Spar prämienanleihe statt. Bereits kurz nach Beginn der Ziehung wurde der Haupttreffer in Höhe von einer Million ausgelost. Er fiel auf die Gruppe 1324 Nr. 135 und wird viermal je für Lie Gruppe bis v ausgezahlt. O Deulmalsschändcr. Das von der Deutschen Turner schaft an der Zahnhöhle bei Halle am Trothaer Felsen angebrachte Reliefbild des Turnvaters Jahn sowie die bronzenen Turnerabzeichen sind von Metalldieben los gerissen und weggeschleppt worden. Die Spitzbuben wur den jedoch verfolgt und mußten ihre Beute in einem Ge hölz liegen lassen. Sie selbst entkamen. .O Mieterstreik in Leipzig. Am Silvestertage beschlossen die organisierten Mieter Len Streik ab 1. Januar. In dem Leipziger Mieterschutzverband sind ungefähr 50 000 Mieter vereinigt. Sie sind unzufrieden mit der neuerlichen Herauf setzung der Zuschläge für laufende Instandsetzungen usw. Nach den letzten Verordnungen der sächsischen Regierung und den Beschlüssen des Rates Ler Stadt Leipzig sind in Leipzig ab 1. Januar 4100 Prozent aus die Grundmiete zu zahlen. Es läßt sich augenblicklich noch nicht feststellen, wie viele Mieter der Aufforderung zum Streik nachkommen werden. Bemerkenswert ist, daß dieser Mieterstreik der erste seiner Art in ganz Deutschland ist. O Silvesterunglück in Krummhübel. Ein schweres Un glück hat sich in der Silvesternacht in Krummhübel ereignet. In einem Laden wurde einer der bekannten „Scherz artikel", der die Form einer Eierhandgranate hatte, ver suchsweise entzündet. Es handelte sich aber um eine wirk liche Handgranate, die explodierte. Dem Käufer, einem Engländer, wurde die Hand weggerissen. Die Verkäuferin und noch sechs andere Personen wurden ebenfalls schwer verwundet. O Drohbriefe an die Dithmarfche Landwirtschaft. Dte Landwirte in Dithmarschen erhalten fortgesetzt Drohbriefe des Inhalts, das ihre Besitzungen in Flammen aufgehen werden; die meisten Briefe kommen aus Kiel, einige aus Hamburg. Das erste Attentat wurde aus Las Wichmannschc Gut in Oeverwisch verübt. Dort brach Feuer aus, das einen Teil der Gebäude in Asche legte; in den Flamen kamen 22 Rinder um. Die Brandstifter sind unerkannt entkommen. Auf den besonders bedrohten größeren Be sitzungen sind eigene Feuerwachen stationiert worden. G Das erste deutsche Flugzeug in England. Ein deut sches Flugzeug, das sechs Passagiere befördern kann und einen Motor von 185 Pferdekrästen hat, traf aus Holland in England ein. Es ist seit Kriegsende das erste deutsche Flugzeug, das in England eintrifft, doch konnte es zunächst nicht bis London gelangen, sondern mutzte wegen eines großen Unwetters in der Grafschaft Kent landen. Es flog dann aber Weiler und landete in Croydon bei London. Die Bauart des Flugzeuges erregte größtes Aufsehen. O Das Baseler Goethehaus eingeäschert. In der Ncu- jahrsnacht ist das Goetheaneum in Dörnach bei Basel in Flammen aufgegangen. Nach einer offiziellen Mitteilung ist Kurzschluß als Brandursache ausgeschlossen, vielmehr sprächen verschiedene Anzeichen für Brandlegung voll ' außen her. Der Bau war staatlich versichert. Der Wieder aufbau soll schnellstens in Angriff genommen werden. O Erdbebenpanik. In den Abruzzen wurden dieser Tage heftige Erdstöße gespürt. Die Berichte aus Avezzano und Capiestrello melden, daß, obwohl der angerichtete Schaden an Gebäuden gering war, die Panik unter der Bevölkerung, die noch nicht die Schrecken des Erdbebens von 1915 überwunden hat, ganz ungeheuer war. Im Jahre 1915 wurde die Stadt Avezzano fast vollständig Vernichter, und 10 000 Personen wurden unter den Trümmern be- graben. Ans Stadt und Land. »» 4»»« «MW«» Wilsdruff, am 5. Januar 1923. Mitteilungen aus der Ratssitzung vom 29. Dezember 1922. Kenntnis nimmt man 1. von den vier eingegangenen Mel dungen wegen Einrichtung eines 9. ynd 10. Schuljahres. In Anbetracht des geringen Interesses für die Sache beschließt man, bie Angelegenheit zur Zeit auf sich beruhen zu lassen und ein Bedürfnis gegenwärtig nicht anzuerkennen; 2. vom Schrei ben der Girozentrale Sachsen vom 23. Dezember 1922, die Personalkredite betr. 3. werden bie jetzigen Gebühren bei der Girokasse neu festgesetzt. 4. wird beschlossen, die Lichtanlage im Armenhause aussühren zu lassen und die erforderlichen Mittel zu bewilligen. 5. Einstimmig werden bewilligt dem Hausmann Nitzsche in der Turnhalle eine Iahresentschädigung von 2000 und dem Hausmann Birkner im Preßgebäude eine solche von 500 ab 1. Januar 1923. 6. Die Berliterungspreise beim Erzeuger werden wie folgt anderweit festgesetzt: Vollmilch das Liter 100 -F, Magermilch das Liter 50 7. Die Neufest ¬ setzung der Zuschläge zur Friedensmiete auf Grund des Reichs mietengesetzes erfolgte in der bereits bekanntgegebenen Weise. 8. desgl. die gesetzliche Untermiete. Hierüber wurden noch zwöls Punkte erledigt. — Winierlenz. Ob der himmlische Wettermacher einen neuen Kalender eingeführt hat, der den Winter einfach über schlägt, oder ob die Wintergeister auch zur vornehmsten Er rungenschaft der Revolution sich bekehrt haben und streiken — wer mag das in diesen Zeitläuften, wo alles aus den Kopf gestellt ist, entscheiden. Tatsache ist jedenfalls, daß seit Tagen schon der Winterlenz durch Wald und Flur, durch die Stadt schreitet und alles Leben golden übersonnt. Optimisten — und solche gibt es ja auch in unserer Stadt, säst möchte man.sagen, Gott sei Dank, immer noch genug! — sehen darin ein gutes Zeichen und eine günstige Vorbedeutung für das Jahr 1923, das schicksalsschwer und bedeutsam für unsere Zukunft werden wird wie wenige zuvor. Möchten sie trotz Pariser und folgen den Konferenzen, wo man wieder über mehrere Arten beraten wird, dem deutschen Michel erträglich das Blut abzuzapsen, recht behalten. — Aufwärts. Der Januar ist der erste Monat, der in der Stufenleiter des Jahres wieder auswärts führt. Die Tage nehmen zu, im Anfang 1^/- Minute täglich, zu Ende des Monats 3'/, Minute. Das letzte Drittel des Monats bringt bereits die ersten Anzeichen des wieder beginnenden Lebens. Die ersten Zugvögel kehren wieder: Stare, Feldlerchen und Singdrossel. Als erste Winterschläfer erwachen gegen Ende des Monats bei einigermaßen günstigem Wetter die Fleder- mäuse, gewisse Fischarten, so die Quappe, die Forelle, der Lachs u. a. laichen: See- und Flußfische wandern. Auch die ersten Blüten aus der Pflanzenwelt: die der schwarzen Nieß wurz oder Christblume erschließen sich im Januar. — Das Erscheinungsfest wird am Hohen Neujahr, 6. Ja nuar, zwar nicht mehr als staatlicher, wohl aber seiner hohen christlichen Bedeutung wegen als kirchlicher Feiertag begangen. — Ein schwacher Briesverkehr war zum Jahreswechsel allgemein zu beobachten. Während in srüheren Jahren das etatmäßige Personal auf der Post nicht ausrelchte, um die Flut der Neujahrskarten und -drucksachen aus den Postämtern zu bewältigen und Hilsskräste am Neujahrstage bei den mehr maligen Bestellungen auf den Beinen waren, spürte man dies mal von alledem nichts. Die verhältnismäßig wenigen Glück wünsche waren aus dem einmaligen Bestellgange am 1. Januar bald erledigt, wohl zur Zusriedenheit der Postbeamten, denen die Feiertagsruhe, während der sie sich ihrer Familie widmen konnten, gut tat. Man muß eben jetzt sparen, wo und wie man nur kann. — Ein großes humoristisches Konzert der Stadtkapelle findet morgen Sonnabend, abends ^/-8 Uhr im „Löwen" statt. Das Programm verspricht allen recht freudevolle Stunden; in der jetzigen schweren Zeit doppelt zu schätzen. Deshalb: besucht das Konzert. — Der Dramatische Verein veranstaltet Sonntag den 7. Januar im „Löwen" eine Wiederholung des mit großem Beifall aufgenommenen Schauspiels „Die Bettlerin" von Meißner. Allen Theaterfreunden kann der Besuch nur empfoh len werden. (Vgl. Ins.) — Steuerbücher 1923. Für die zu gewährenden Steuer ermäßigungen (Ehesrau- und Kinderanrechnung) war der Fa milienstand vom 10. Oktober 1922 maßgebend. Veränderungen nach diesem Zeitpunkte dursten nicht berücksichtigt werden. In zwischen sind die einschlägigen Bestimmungen des Reichsein kommensteuergesetzes (8 50 Abs. 2) mit Wirkung vom 1. Ja nuar 1923 geändert worden. Darnach ist jede durch Geburt oder Verheiratung erhöhte Personenzahl, für die sich der Steuer abzug ermäßigt, aus dem Steuerbuche aus Antrag von den Gemeindebehörden im Laufe des Jahres zu vermerken. In diesem Falle tritt die Ermäßigung für die neu hinzugekommene Person bei der ersten auf die Ergänzung des Steuerbuchs fol gende Lohnzahlung in Kraft. — Erwerbslosenfürsorge in hiesiger Stadt. Im Monat Dezember 1922 sind an insgesamt 58 Personen lausende Et- werbslosenunterstühungen im Gesamtbeträge von 98 153,96 ausgezahlt worden. Die Zahl der .unterstützten Personen setzt sich zusammen aus 33 Erwerbslosen und 25 Zuschlagsempfän- gern (Ehefrauen und Kinder). Außerdem waren 20 Kurz arbeiter zu verzeichnen, die aber infolge zu hohen Verdienstes im Verhältnis zur Erwerbslosenunterstützung keine Unter stützung erhielten. — Neue Gesetzentwürse. Das Gesamtministerium hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, dem Landtag folgende Gesetzentwürse vorzulegen: 1. über eine Erhöhung der Ge werbesteuer, 2. über Altersgrenze und Pensionsdienstzeit der Beamten und Lehrer, 3. über Aenderungen des Gesetzes über die Altersrenten für Kleinrentner, und 4. den Entwurf eines Ausführungsgesetzes zum Reichsgesetz wegen Aenderung des 8 68 der Gewerbeordnung und 5. wegen Gewährung von ört lichen Sonderzuschlägen an Beamte, Lehrer, Wartegeldempsän- ger, Pensionäre und Beamtenwitwen. — Telephongebühren. Bei öffentlichen Fernsprechstellen beträgt die Gebühr sür ein Ortsgespräch von unbegrenzter Dauer (soweit es der Betrieb zuläßt) in der Regel bis zu 15 Minuten 30 — Die Blätter mit wichtigen Bekanntmachungen aufheben'. Bei uns wird sehr oft nach Blattausgaben gefragt, die eine bestimmte Bekanntmachung oder einen wichtigen Aussatz ent halten haben. Wenn uns die Nummer der betreffenden Aus gabe nicht genau angegeben wird, so ist das ein mühevolles Suchen, das sehr viel kostbare Zeit erfordert. Ost sind die Nummern vergriffen. Also wichtige Bekanntmachungen und Notizen aufheben! — Ein Jubiläum in der Stille beging am 1. Januar 1923 das große evangelische Iungmännerwerk Deutschlands. An diesem Tage sind es hundert Jahre, seit in Barmen-Gemarke der 17jährige Blechschläger Carl Wilhelm Isenberg den ersten Iünglingsverein in der Form eines Missionsvereins junger Männer gründete, der bereits 1829 82 Mitglieder zählte. Auf Veranlassung desselben jungen Mannes wurden bald danach auch die Vereine in Basel und Berlin gegründet. Er selbst ist später als Missionar nach Abessinien und Indien gegangen. Die große elfte Iungmännertagung, die der Reichsverband für Pfingsten 1923 vorbereitet und die die größte Iungmänner tagung Deutschlands werden dürste, wird Gelegenheit geben, di« Erinnerung an die Anfänge des Werkes vor 100 Jahren neu r» beleben. x
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