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AO Gramm 50 Mark; im Fernverkehr bis 20 Gramm 50 Mark, über 20 bis 100 Gramm 70 Mark, über 100 bis 250 Gramm 90 Mark. Die Postkarte im Ortsverkehr 10 Mark, im Fernver kehr 25 Mark. Drucksachen bis 25 Gramm 10 Mark, über 25 bis SO Gramm 20 Mark, über 50 bis 100 Gramm 30 Mark, über 100 bis 250 Gramm 50 Mark, über 250 bis 500 Gramm 70 Mark, über 500 Gramm bis 1 Kilogramm SO Mark, über 1 Lis 2 Kilo 180 Mark. Paketvcrkehr. Hier ist der seit dem 15. November 1922 bestehende Tarifaufbau, wonach die Gebühr für die über fünf Kilogramm schweren Pakete von Kilogramm zu Kilo gramm gestaffelt wird, beibchalten worden. Dagegen zeig: der neue Parettarif insofern eine wichtige Neuerung, als eine Vorstufe für Pakete bis zum Gewicht von drei Kilo gramm mit einem entsprechenden niedrigen Gebührensatz vorgesehen ist. Diese Änderung entspricht wiederholt ge- äußerten Wünschen aus Geschäfts- und Handelskreisen, die eine Verbilligung des Pakewersandes für kleine oder leichte Waren für dringend erforderlich halten. Angenommen wurde in der Besprechung eine Ent schließung, wonach die Reichspostverwaltung der Frage nähertreten soll, die unterste Gewichtsstufe für Briefe bis zu 25 -Gramm anstatt nur bis 20 Gramm zu bestimmen. Im übrigen wurden die von der Neichsposwerwaltung vor- gcschlagenen Portoerhöhungen vom Ausschuß genehmigt. Der Neichsrat stimmte dör unveränderten Regierungs vorlage zu. Nah und Fern. ^ßtsch-BR'r ? Ätsche . d« 1. ldrÄ«4g Amuar. > 8^» iS WULn LA xSt Ve-wiE AW L Möch-Ä», O 25 OOV-Dollar-Spende des amerikauischcn Noten Kreuzes. Zur Linderung der Not unter den deutschen Kindern hat das amerikanische Rote Kreuz dem deutschen Roten Kreuz durch den amerikanischen Botschafter in Berlin eine Spende von 25 000 Dollar (etwa 2ss0 Millionen Mark) zukommen lassen. O 300 Millionen Pacht statt 2 s-. Auf Grund der neuen Pachtfestsetzung nimmt der thüringische Staat als Pacht summe für seine 110 Staatsgüter für die Zeit vom 1. Juli 1922 bis zum 30. Juni 1923 die Summe von 300 Mil lionen Mark gegen 2N Millionen Mark im Jahre 1921-22 ein. O Eine schuldenfreie Stadt. Durch den Verkauf eines Teiles ihres meist aus Nadelholz bestehenden Holzbestan des konnte die Stadt Brilo im Sauerland ihre gesamten Schulden abbezahlen. Der Erlös betrug 185 Mill. Mk. 0 Opiumschmuggel in Hamburg. Hamburg scheint sich zu einer Zentrale des Opiumschmuggels auszubilden, und zwar sind es besonders die Chinesen im Hafen, die sich mit dem Schmuggel befassen. Dieser Tage wurde auf dem holländischen Dampfer „Garvet" für 18 Millionen Mark Opium, das sich im Besitz von chinesischen Schiffsleuten befand und ins Ausland geschmuggelt werden sollte, be schlagnahmt. O Für 30 Millionen Mark Getreide verbrannt. Auf Lem Rittergut Planschwitz (Sachsen) vernichtete ein Feuer das Scheunengebäude mit Getreidevorräten im Werte von mehr als 30 Millionen Mark. Es wird Brandstiftung vermutet O Diebstahl im Zeiß-Werk. Aus Jena wird berichtet: Die Firma Karl Zeiß hat dem Petfonal durch einen An schlag davon Kenntnis gegeben, daß im letzten Halbjahr während der Arbeitszeit insgesamt 36 Feldstecher auf ge heimnisvolle Weise verschwunden sind. Um den Dieben auf die Spur zu kommen, hat die Firma eine Belohnung von 100 000 Mark ausgesetzt. O OberregierungsrSte als Pachtschicbcr. Schwere Pslichtwidrigkcit haben sich zwei Oberregierungsräte des braunschweigischen Domänenamtes zuschulden kommen lassen. Gelegentlich der Neuverpachtung der staatlichen Domäne Süpplingenburg hatte der bisherige Pächter be reits fein Gebot abgegeben, als er erfuhr, daß noch höhere Gebote eingegangen seien. Die Oberregierungsräte Baum garten und Peters haben ihm sein erstes Gebot zurück gegeben und ein neues Gebot, mit falschen Eingangs- flempeln versehen, in die Akten gelegt. Das braunschwei gische Staatsministerium hat die beiden Beamten vorläufig ihres Amtes enthoben. Da die Pflichtverletzung höchst wahrscheinlich auch ein schweres Amtsverbrechen darstellt, ist die Staatsanwaltschaft in Kenntnis gesetzt worden. O Zugunglück. Auf dem Heilbronner Bahnhof übersah der Führer eines Güterzuges das Haltesignal und fuhr einem den Bahnhof verlassenden Personenzug in die Flanke. Zehn Personen wurden verletzt, drei schwer. Der Verkehr auf den beiden Gleisen war mehrere Stunden ge sperrt. Der Materialschaden ist nicht erheblich. O Millionenraub. In Laurahütte drang eine mehr köpfige Räuberbande in das Löhnungslokal der Fanny grube und raubte Lohngekder in Höhe von mehr als zehn Millionen Mark. Die Täter sind unerkannt entkommen. O Räuberischer überfall auf ein Zechenburcau. Auf der Zeche „Konstantin 10" in Bochum erschienen drei Kerle im Lohnbureau, bedrohten die Beamten mit vorgehaltenem Revolver und raubten 4)4 Millionen Mark. Nach der Tat flüchteten sie in einem Auto und entkamen unerkannt. O Pachtberechnung nach dem Hasenpreis. Die Ge meindejagd in Kölpin (Kreis Kolberg-Köslin) wurde nach dem Hasenpreis für November verpachtet. Höchstbietende blieben zwei Ritterautsbesiüer mit 74 und mit 75 Hasen. Tschechoslowakischer Ukas gegen die deutsche Ortho graphie. Wie aus P' ^ a berichtet wird, sah sich der deutsche Senator Naegle gelungen, im tschechoslowakischen Par lament folgende bezeichnende Jitterpellation einzubriirgen: „Die Regierung hat vor einigen Monaten einen Erlaß herausgegeben des Inhalts, daß die deutsche Bezeichnung für „tschechoslowakisch" nur mit c und v geschrieben werden dürfe. Die gewöhnliche deutsche Schreibweise „tschecho slowakisch" wird als fälschlich bezeichnet. Eine solche Ver ordnung ist ein unerhörter Eingriff in die deutsche Ortho graphie und eine behördliche Bevormundung in einer Frage, Lie zu regeln und zu lösen in erster'Linie Sache der philologischen Wissenschaft ist. Auch der Regierung dürste es nicht unbekannt sein, daß es in der deutschen Schreibweise für die betreffenden Laute einen Buchstaben überhaupt nicht gibt. Das Vorgehen der Regierung be deutet eines der vielen Symptome Mr die auf allen Ge bieten sich geltendmachenden Tfchechisierungsbestrebungen." ^^.Der größte Rubin. Ein Dampfer, der demnächst aus Indien in England eintrifft, hat einen Rubin an Bord, "ach Bekundung der Sachverständigen der größte und tadelloseste seiner Art ist. ' O Noch ein Sprengstosfattentat. In Naumburg ist zur selben Zeit, da in Halle der Versuch gemacht wurde, Denk mäler in die Luft zu sprengen, ein Sprengstosfattentat ver übt worden. Es wurden zwei Handgranaten gegen die frühere Wohnung des Oberlandesgerichtsrates Dr. Hagen geschleudert. Dr. Hagen war nach den Märzunruhen 1921 Vorsitzender des Sondergerichts, das die Rädelsführer der aufständischen Bewegung aburteilte. O Bevorstehende Verlobung des Prinzen von Wales. Londoner Blättern zufolge wird sich der Prinz von Wales in kurzem mit der Tochter eines fchottischen Pairs ver loben. Die Aussicht auf eine Verlobung des Prinzen mit einer ausländischen Prinzessin sei beseitigt — „glücklicher weise", Mgen die Blätter hinzu. Es war vor kurzem be richtet worden, daß der Prinz eine Tochter des italienischen Königspaares heiraten werde. O Die Rückkehr der Englandfliegcr. Das deutsche Ver kehrsflugzeug „Komet" (Typ Dornier), das kürzlich als erstes deutsches Flugzeug nach dem Kriege in London landete, hat am 4. Januar den Rückflug angetreten und ist in Rotterdam eingetroffen. Der Weiterflug nach Berlin konnte des dichten Nebels wegen am felben Tage nicht mehr stattfinden. Vor dem Abflug von London hatten der deutsche Botschafter Sthamer und General Branker, der Chef der englischen Zivilaviatik, das Flugzeug besichtigt und an mehreren Vorführungsflügen teilgenommen. O Russisch-deutsche Kabelpläne. Das russische Volks kommissariat für Post und Telegraph hat nach längerer Beratung den Beschluß gefaßt, eine direkte Kabelverbin dung zwischen Moskau und Deutschland herzustellen.' In Aussicht genommen wurde ein Kabel Moskau-Berlin, das über lettländisches Gebiet geführt werden soll. Außer dem soll in möglichst kurzer Zeit ein Kabel Petersburg- Königsberg i. Pr. gelegt werden. O Schwere Munitionscxplosion. Im Mittelpunkt der Stadt Sofia in Bulgarien explodierten Zündstoffe, die aus der von der bulgarischen Regierung gemäß dem Friedens vertrag an die Interalliierte Militärkommission abgeliefer ten und von dieser an Privatleute verkauften Munition stammten. Sie lagerten ohne Erlaubnis der Behörden in einer Schmiedewerkstatt, die Privatpersonen gehörte. Etwa zehn benachbarte Gebäude wurden zerstört. Bisher sind 20 Tote und eine große Anzahl Verletzte festgestellt. G Ein zweiter Panamakanal. Ingenieure des amerika nischen Kriegsministeriums machen den Vorschlag, einen zweiten Kanal zwifchen dem Pazifischen und dem Atlan tischen Ozean herzustellen. Staatssekretär Weeks ist von diesem Plan nicht so begeistert, weil er glaubt, daß der Panamakanal für den Verkehr der nächsten Jahre genügt. O Lynchkampf zwischen Weißen und Negern. Die Stadt Rosewood in Florida wurde, wie aus Newyork gemeldet wird, bei einem Kampf zwischen Weißen und Negern, der durch einen angeblichen Angriff auf eine weiße Frau ver- anlaßt worden war, beinahe vollständig zerstört. 22 Per sonen wurden getötet. Vermischtes. 4. Der Maulwurf als Jagdticr. Um den Maulwurf hat sich früher keiu Mensch gekümmert. Zwar tauchten von Zeit zu Zeit, gewöhnlich in den Hundstagen, wenn kein anderer Unterhaltungsstofs vorlag, in den Zeitungen tief gründige Betrachtungen über die größere oder geringere Schädlichkeit oder Nützlichkeit des unterirdischen Gesellen auf, aber im übrigen ließ man ihn völlig in Ruhe, nur daß man vielleicht bei Gelegenheit noch behauptete, daß er stock blind sei, was genau so falsch war wie alles andere, was man über ihn zu sagen wußte. Jetzt ist der Maulwurf ein „großes Tier" geworden, und die Gemeinde Bonndorf in Baden hat ihn sogar, wie irgendein Wildschwein oder einen Damhirsch, unter die Jagdtiere versetzt, indem sie die Maulwurfsjagd in ihrer Gemarkung öffentlich ver steigern will. Natürlich wird er nicht „um seiner schönen Augen willen" also geehrt, sondern von wegen seines putzi gen Fellchens, das plötzlich auf dem Pelzmarkt zu hoher Achtung gelangt ist und mit 250—300 Mark bewertet wird. Um Bonndorf herum gibt es ganze Familien, die von der Maulwurfsjagd leben, und die Gemeinde will, wie gesagt, das Jagdvergnügen in ein System bringen, was immer Steuerzahlen oder Pachtzins oder ähnliches bedeutet. Wenn der Maulwurf ob dieser fiskalischen Anerkennung feiner volkswirtschaftlichen Bedeutung nur nicht größen wahnsinnig wird! Der Mann, der den Österreichern das Sparen bei- bringen soll. Der Völkerbund, der bekanntlich eine der weisesten Institutionen aller Zeiten ist, hat vor einiger Zeit beschlossen, die Österreicher durch einen Finanz kontrolleur beaufsichtigen zu lassen, damit sie nicht zuviel Geld verplempern. Sparen, sparen, sparen! lautet die Parole, und der Finanzkontrolleur wird das schon in Ord nung bringen, dafür wird er ja bezahlt. Und zwar nicht ganz schlecht bezahlt,-denn der Herr Sparlehrer — Zimmer mann heißt er, Doktor ist er und aus Rotterdam kommt er — bezieht ein Jahresgehalt von 14 000 Pfund Sterling, was, in österreichische Kronen umgerechnet, so ungefähr 4^ Milliarden ausmacht. Nun wäre ja nichts dagegen zu sagen, wenn der Völkerbund diese lumpigen paar Mil liarden aus seinem Portemonnaie bezahlte, aber er wird sich schwer hüten: Österreich muß den holländischen Zimmer mann, der die aus dein Leim gegangenen österreichischen Finanzen wieder zurechtzimmern soll, aus seiner eigenen Tasche besolden. Man sieht: das Sparen fängt gut an! Neueste Meldungen. Deutsche Preise höher als Weltmarktstand. Berlin. Der Reichsverband des deutschen Ein- und Aus fuhrhandels erhielt einen Brief von einem deutschen Exporteur aus Lüderitzbncht, nach dem dort allgemein geklagt wird, daß die deutschen Firmen ihre Rechnungen jetzt in englischer Wäh rung ausstellen. Dabei sind diese in Deutschland ausgestellten Preise zu hoch. Engländer und Amerikaner liefern weit billiger. Ähnliche Klagen liegen auch aus anderen Ländern vor. Es besteht die große Gefahr, daß der deutsche Export zmn Stillstand kommt, denn die Forderungen der Fabrikanten in ausländischer Währung bezw. die von den Preisprüfungs- stellen festgesetzten Mindestpreise überschreiten den Weltmarkt preis. Die ungeheuren Holzpreise. Hannoversch-Münden. Kürzlich wurde von der Real gemeinde Meensen im Mindener Kreise gemeldet, daß sie für 9 Millionen Mark Holz verkaufte, sodaß jeder der 30 Berechtig ten bar 300 000 Mark erhielt, Doppelbcrechtigungen also das Doppelte, außerdem aber jährlich mehr als 12 Meter Brenn holz und Reiser obendrein. Zu den waldreichen Städten der Provinz gehört Hannoversch-Münden. Dott wurden dieser Tage mehr als 200 Meter Eiche, 360 Meter Buche, dazu 33 Fest meter Kiefer, 58 FestNteter Fichte und 400 Fichtenstangen vcr- kaust, also durchaus nicht etwa nur prima Holz, sondern Klassen 1 bis 5. Der Erlös war trotz einer aus TLürinaen meldeten Preissenkung Mr Hotz Wider Erwarten hoch nämlich SS Millionen Mark. PoincarS wirbt neue Freunde. Patts. Poincarö hat nach Warschau, Bukarest, Prag und Belgrad telegraphiert, um die befreundeten Regierungen über die dirrch die Konferenz geschaffene Lage zu unterrichten, wie der offiziöse „Mattn" meldet. Sie könnten beruhigt sein, man werde von ihnen nicht verlangen, zwischen den beiden Mächten zu wählen, die die hauptsächlichsten Gründer ihrer staatlichen! Einheiten gewesen seien. Sie wußten, daß Frankreich mit ihnen sei. Es sei unwahrscheinlich, daß England in dem Be streben, Deutschland zu schonen, so weit gehen werde, ihr« wesentlichen Interessen hintanzustellen. Ungetreue amerikanische Heeresbeamte. Newyork. Sieben zum Teil höhere Beamte des Kriegs- amts sollen vor ein besonderes Gericht gestellt werden, weil sie zur Zeit des Krieges unter der Präsidentschaft Wilsons Kriegs, material veruntreut haben. Die Veruntreuungen, die sich aui etwa 500 Lieferungskontrakte im Gesamtbeträge von 16 Milli- onen Pfund Sterling englischer Währung beziehen, sollen sick aus zwei Millionen 200 000 Pfund Sterling belaufen. Ans Stadt und Land. »-»Ml »W« —e »«»» »»WM Wilsdruff, am 8. Januar 1922. — Ein wichtiger Gedenktag für Sachsen. Am 6. Januar 1423 erhielt Markgraf Friedrich der Streitbare von Meißen die Kurwürde von Sachsen-Wittenberg. Hierdurch nahm das Haus Wettin den Namen „Sachsen" an, der sich bald auch auf seine Länder übertrug. Die feierliche Belehnung fand erst am 1. August 1425 in Ofen statt. — Tagesordnung für die Stadtverordnetensitzung Don nerstag den 11. Januar 1923, abends 7 Uhr: 1. Wahl des 1. Vorstehers. 2. Wahl des 2. Vorstehers und stellv. Schrift führers. 3. Ausschüße betr. — Ferienschluß. Heute Montag hat der Schulunterricht nach den für unsere Kinder liebsten Ferien während des ganzen Jahres begonnen. Weihnachtsseligkeit und Weihnachtszauber verblaßen allmählich, und mit dem in vielen Familien bereit» wieder verschwundenen Tannenbaum tritt der Alltag und seine Pflichten und Aufgaben auch bei der Fugend wieder in den Vordergrund des Interesses. Waren die Weihnachtsserien dieses Mal auch ohne den heißersehnten Schnee, so boten sie doch mit ihren frühlingsschönen Tagen voller Sonne und Him melsblau und zumeist erquickend reinen und milden Lüften einen beachtlichen Ersatz für verloren gegangene Wintersportfreudcn, indem so wenigstens möglich war, auf Straße und Platz, in Wald und Flur sich zu tummeln, Körper und Nerven zu stählen und Kraft zu sammeln für die schulische Arbeit des letzten Vierteljahres, das nach alter Erfahrung und in Hinsicht auf die bevorstehende Rechenschaftsablegung zu Ostern da» arbeitsreiche, angestrengteste zu sein pflegt. — Das humoristische Konzert der Stadtlapelle am Sonn abend im „Löwen" hatte einen erfreulichen Erfolg zu verzeich nen: lange vor Beginn waren die Programms ausverkauft und schließlich erklärte auch der Wirt: „Die Stühle sind alle". Das sollte auch bei den übrigen Konzerten der Kapelle so sein, aber da hats vielfach einen Haken. Künstlerische Musik scheint bei der breiten Masse in Wilsdruff nicht besondes hoch im Kurs zu stehen. Dagegen schwärmt man für Humor ala Jung hänel, was in den jetzigen Zeiten natürlich auch zu verstehen ist. Man will die Sorgen des Alltags aus Stunden vergessen. Daß man sie vergaß, dafür sorgte am Sonnabend der talent volle Kapellmeister Herr Wk Kuckuck. Am Dirigentenpult als Leiter des Ganzen wie in den Solovorträgen war er ganz in seinem Element. Aber auch die übrigen Mitglieder der Kapelle waren auf Humor eingestellt. Besonders war es die Mücken- bergersche. Humoreske „Der Traum eines Kapellmeisters", der bei all dem übrigen Unsinn einen lieferen Sinn halte. Nicht endenwollende Lachsalven rief das humoristische Gesamtspiel „Das große Konkurrenzspiel" hervor. Man amüsierte sich köstlich, spendete Beisall auf Beifall und schwang schließlich noch das Tanzbein. — In den Lindenschlößchen-Lichtspielen rollt am Mittwoch der 4. Teil des großen Films „Im Feuerkreis von Kalifornien". (Bgl. Ins.) — Notstandsmaßnahmen zur Unterstützung von Renten empfängern der Invaliden- und Angestelltenversicherung. Im Reichsgesetzblatt Nr. 85 ist eine Verordnung vom 21. Dezember 1922 über die Erhöhung der Unterstützungen für Renten empfänger der Invaliden-, und Angestelltenversicherung ver öffentlicht. Darin werden die Höchstsätze für das Gesamt- jahreseinkommen mit Rückwirkung vom 1. Dezember 1922 ab wie folgt festgesetzt: Für den Empfänger einer Invaliden- oder Altersrente 43 200 für den Empfänger einer Witwen- oder Witwerrente 34 200 -E und für den Empfänger einer Waisen rente 19 200 „A. Bei der anhaltenden Verteuerung der Lebens haltung ist es dringend erforderlich, die Rentenempfänger so rasch wie möglich in den Genuß der erhöhten Bezüge zu setzen. — Der Verfalltag für deutsches Notgeld. Der Reichs finanzminister hat die Umlaufszeit für das mit seiner Genehmi gung herausgegebcne Notgeld bis zum 5. Februar 1923 ver längert; diese Bestimmung erstreckt sich auch auf Notgeldscheine, die erst nach dem 5. Dezember 1922 ausgegeben wurden, also am 5. Februar noch nicht zwei Monate im Umlauf find, sowie auf Scheine, denen ein früherer Verfalltag aufgedruckt ist. Notgeldscheine werden also von den öffentlichen Kassen, an Post- und Eiscnbahnschaltern nur bis zu diesem Tage in Zah lung genommen; sie sind dann spätestens binnen vier Wochen vom Aussteller einzulösen. — Die Reichsindexzifser für die Lebenshaltungskosten (Ernährung, Heizung, Beleuchtung, Wohnung und Bekleidung) ist nach den Erhebungen des statistischen Reichsamtes im - Durchschnitt des Monats Dezember auf 68 506 gegenüber 44 610 im November gestiegen. Die Gesamtkosten der Lebens haltung betragen somit für den Dezember das 685fache der Vorkriegszeit. — Geldersatz für nichtgeliesertes Umlagegetreide. Der Preis für ausländischen Weizen, der der Errechnung des Eeld- ersätzes bei nicht rechtzeitiger Erfüllung der Getreideumlage zu den bis 30. November 1922 verlängerten Lieferterminen zu grunde gelegt wird, ist auf Grund der Weltmarktpreise auf 380000 -F für 1000 Kilogramm festgesetzt worden. Für einen Doppelzentner Getreide würden daher 44 470 «L Ersatz zu zahlen sein. — Verhaftung eines Exkonjuls. Wie gemeldet wird, ist vor kurzem der frühere rumänische Konsul in Dresden, Ioban- nes Mühlberg, Inhaber des großen Konfektionshauses Her mann Mühlberg, wegen Verdachts der Preistreiberei und wegen Kollusionsgefahr verhaftet worden. Mühlberg hat früher im öffentlichen Leben Dresdens eine große Rolle gespielt, wenn auch keineswegs immer eine erfreuliche. — Der Preis für Zeitungsmakulatur. Wie der Verein sächsischer Zeitungsverleger mitteilt, ist vom 1. Januar ab das Kilo Zeitungspapier mit mindestens 400 zu berechnen. , Jeder Zeitungsleser kann sich also sein Abonnement auf die