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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Kernsprecher Wilsdruff Nr. b Postscheckkonto Dresden 264V 82. Jahrgang. Nr. 3 Dienstag / Mittwoch 9. / 1V. Januar 1923 Amtlicher Teil D-»«..,.,,»-. I--..- WM Kitzlig dkl MmoMklk^ Der Stadtrat. Wilsdruff, am 8. Januar 1923. Gerste Der Stadtrat. Wilsdruff, am 5. Januar 1923. srs ! Wne Anreigen Meißen, am 6. Januar 1923. 303 V/. Kommunalverband Meißen-Stadt und -Land. «»» i t dle erantworlliche Kaffeeklatsch so gros, Ministerium Cuno keinen Erfolg erzielt Deutschlands schwer alle geschlossen hindurch gehen, reu Krisen! Die Berliner Börse, ein verbreitete neulich das Gerücht, das wolle znrücktreten, weil es in Paris Labe. Das wäre verhängnisvoll, in Eintritts Amerikas in das europäische Reparationsproblem ist verringert worden durch den Senatsbeschlust über die Zu-1 rückziehung der amerikanischen Truppen vom Rhein. Die amt-^ liche Stellung zu der gegenwärtigen Lage wird bezeichnet als! diejenige eines „wohlwollenden Zuschauers in Freundschaft mit allen an der Krisis beteiligten Parteien, mit Amerikas Diensten I und seiner wirtschaftlichen Kraft jederzeit zur Verfügung! stehend", wenn der Weg für eine amerikanische Hilse frei ist.! Das Programm HarSmgs. Protest gegen Gewalt Maßnahmen. Die amerikanische Negierung hat eingehend über der Reparattonssrage bis zur Sachverständigenkonferenz zu- stimmen. 3. Wenn dieser Plan nicht angenommen wird, wird Amerika der Welt sagen, wer ' sei. Am Vorabend der Besetzung der Ruhr durch Frankreich wird Amerika sehr ernsthaft protestieren und Maß nahmen ergreifen. Auch aus anderen, Quellen vernimmt man, daß Ame rika zu ernstem Eingreifen entschlossen ist, wenn Poincars in Europa gewaltsam ein Chaos schassen will. Nur ist Zeit mld Art der amerikanischen Schritte noch unbestimmt. Telegraphisch wird uns gemeldet: London, 6. Januar. Nach einer Reutermeldung aus Washington hat der Senat die Entschließung Reeds angenom men, die Zurückziehung der amerikanischen Truppen aus dem Rheinlande sord«ck. Washington, 7. Januar. Die Möglichkeit eines haben im „Wilsdruffer Tage blatt", das einen weitver-s zweigtenu. kaufkräftigen Leser-' kreis besitzt, große Wirkung. Deutschland toird gehört. Am Montag nackMittag wird die Reparattonskon Mission im Einklang mit den Vertragsbestimmungen vt deutschen Regierung Gelegenheit geben, von der Kon Mission über die angeblichen deutschen Verfehlungen b den Kohlenlieferungen für 1922 gehört zu werdet Die Entscheidung werde demnach wahrscheinlich vor Mit nächster Woche fallen. In Paris glaubt man, daß Pols card keinen großen Streich vollsühren, sos dern nur schrittweise voraeücn werde. Es verlaute, da Die Nachzahlungen erfolgen vom Tage dieser Bekanntmachung ab gegen Vorlegung der Eindaufsscheine durch den Getreideeinkauf Meißen-Stadt und -Land. Die gleichen Preise werden von den Aufkäufern nunmehr für alle auf spätere Liefertermine erfolgenden Ablieferungen bis zur Festsetzung des neuen Preises vergütet werden. RrMatiMLmmWn Md KchlcnlieseiMW Telegraphisch wird uns gemeldet: Paris, 6. Januar. Ueber die heutige Sitzung der Re parationskommission wurde folgender amtlicher Bericht ver-f öffentlicht: ! Die Reparationskommission trat um 10 Uhr morgens unter dem Vorsitz von Louis Barthou zusammen, um in dia Prüfung eines Schreibens des französischen Delegierten eins zutreten, das die Feststellung einer Verfehlung Deutschland:! bei den an Frankreich im Jahre 1922 bewirkten Kvhlenliefel rungen durch die Kommission auf Grund des Paragraphen 17f Anhang 2 des Versailler Vertrages fordert. Da die deutsch! Regierung die Bitte ausgesprochen hatte, daß man sie übeis diese Frage anhören möge, beschloß die Reparationskommission! die Vertreter der deutschen Regierung am Montag den 8. Jai! nuar um 3 Uhr nachmittags anzuhören. Bradbury sprach in der heutigen Sitzung einige Worte« Er empfahl, den Friedensvertrag zu beobachten und die Rechte! und Machtbefugnisse der Reparationskommission vollständis! aufrechtzuerhalten. Dem Temps zufolge würde sich die Rcpara ! tionskommission bereits Montag abend oder Dienstag morgell über den französischen Vorschlag, eine „Verfehlung" Deutsch! lands sestzustellen, schlüssig werden. I Paris, 7. Januar. Erc Nouvelle teilt mit: Die vo ! einigen Tagen verkündete Absicht der sogenannten technischem Besetzung soll wegen materieller Schwierigkeiten als erledig! gelten. Gleichzeitig wünscht die Reparationskommission ihr» Unabhängigkeit gegenüber dem Quai d'Orsay zu bekunden un« ihre Absicht darzutun, gerecht und korrekt zu verfahren. Ma» darf aus ihren: Beschlusse ableiten, daß auch in der Angelegen» heit des Moratoriums und auch in der Frage der von Reichel kanzler Cuno auf Grund seiner ersten Verhandlungen mit beV deutschen Industriellen vorgcschlagenen Pfänder die Vertrete! der deutschen Regierung gehört werden. Das .Blatt hält e» für möglich, dast die Unabhängigkeit der Reparationskommissio! ebenso günstige wie unerwartete Ergebnisse zeitigen werd! Ueber den Verlaus des gestrigen Ministerrats schreibt dal Blatt: Nach längerer Erörterung, in deren Verlauf die All sicht eines sofortigen Vorgehens geäußert worden ist, hat siM der Ministerrat auf Vorschlag Poincarös auf den StandpnnW gestellt, daß die Regierung, bevor sie die Zwangsmaßnahme durchführe, abwarlen wolle, bis die ReparatiouskommissiM wiederholte Verfehlungen Deutschlands festgestellt habe. AW nächsten Dienstag soll ein neuer Ministerrat abgehalten werdeW Berlin, 7. Januar. Die drei Sachverständigen, dl von der Reparationskommissron in der Angelegenheit der aW geblichen deutschen Verfehlungen bei den KoylenlieferunglW gehört werden sollen, sind nach Paris abgereist. W lassen. „Wehe Deutschland, wenn es die Waffen fünf Minuten zu früh an die Wand stellt,* schrieb im Oktober 1918 der „Vorwärts*. Wir müssen jetzt durch das Tal der Tränen hindurch. Das Entscheidende ist aber, daß wir Deutschen ' ' Jetzt nur keine inne- Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Derleaer und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Die Reichsregierung hat für alle auf daS dritte Sechstel der Umlage 1922/23 erfolgten Abliefe rungen folgende Preise festgesetzt: europäische Lage verhandelt. Es wird in Washington tu amtlichen Kreisen mitgeteilt, daß das amerikanische Pro gramm ungefähr das folgende sei: 1. Staatssekretär Hughes wind in offiziösen Verhandlungen sondieren, um zu sehen, ob die Mächte einer internatio nalen Sachverständigenkonferenz geneigt sind, an der die Vereinigten Staaten teilnehmen würden, um einen praktischen Reparationsplan zu empfehlen, 2.wird eine Anfrage an die interessierten Mächte gerichtet werden, ob sie einem Aufschub der politischen Entschließungen in ster Stunde auch noch den Führer zu verlieren. Wir wollen und sollen jetzt alle formal-parlamentarischen Prinzipien und Lehrsätze zu Hause lassen, wenn in den nächsten Wochen nur die Gewalt regiert. Einiges von dem, was Poincarö will, ist in die Öffent lichkeit gedrungen und zwei Ziele scheinen dabei die wich tigsten zu fein: Kontrolle der Pr/duktion im Kohlenrevier und seine Absperrung nach dem Osten. Dem Kohlensyndt- kat, das sein Kontor jetzt in E s s e n hat, sollen Franzosen beigegeben werden — was wohl zur Folge haben wird, daß die gesamte Arbeit des Kontors stille steht. Denn es ist kaum anzunehmen, daß sich das Syndikat den Franzosen zur Verfügung stellen wird. Ebensowenig hat die Reichs regierung ein Interesse daran, den Abtransport durch Wagengestellung zu ermöglichen, so daß zwar die Kohlen förderung nicht gedrosselt zu werden braucht; die Kohlen auf die Halden zu schütten, ist aber nur für eine beschränkte Zeit möglich, da Raummangel und Brandgefahr eintritt. Ebenso wird vermutlich der Sicherheitsdienst der Gruben beamten eingestellt werden, der durch französische Bergleute nicht ersetzt werden kann. Wir haben zweifellos für eine gewisse Zett die Möglichkeit, unsere Industrie mit Hilfe englischer Jmportkohle und der oberschlesischen Produk ' Der Frank stürmt.- Die Folgen der französischen Katastrophenpolitik zeigen sich am deutlichsten und schnellsten in Paris selbst. Dollars und englische Pfunde sind an der Pariser Börse erheblich gestiegen, während der Frank stark gefallen ist. Das „Echo de Paris" be merkt dazu: „In dieser Tatsache zeigt sich das Mißtrauen der internationalen Spekulation gegen das isolierte Vorgehen Frankreichs in der Reparattonssrage." Das Blatt bar recht, aber die französische Regierung zieht leider nicht die Kon- seguenzen daraus, sondern rüstet weiter, denn die Kreise, die „an den Rhein" rufen, haben dort immer noch eine lautere Stimme als die, welche deutsche Zahlungen aus vernünftigen, Wege herbcisührcn möchten. Pomtares „Prinzip". Von besonderer politischer Seite wird uns geschrieben: Nichts ist widerlicher, als wenn nackte brutale Gewalt sich mit dem Mäntelchen scheinbaren Rechts umkleidet, Frankreich tat es irnmer, seit es in 600 Jahre langem Be mühen zum Rhein drängte. , ^.. . Molike schrieb einmal 1840, als die Franzosen wieder einmal nach der Rheingrenze schrien und Beckers stolzes, jetzt vergessenes Lied: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein* entstanden war: „Unter wieviel falschen Vorwanden, für welche ganz entgegengesetzten Prinzips waren die Franzosen nicht schon zu uns gekommen, um uns unter der Decke von Hilfe leistungen zu berauben! Burgund entrissen sie uns im Ramen des Papstes, die lothringischen Bistümer und das Elsaß im Namen der Reformation, als Beschützer der Lutheraner Straßburg, und Holland griffen sie an im Rainen der absoluten Monarchie und endlich die Nieder lande cmd das ganze linke Nheinufer vereinigten oder ver bündeten sie wenigstens aufs engste mit Frankreich im Namen der Freiheit und des republikanischen Prinzips; viermal wechselten sie «das Prinzip, aber mit jedem ein zelnen stahlen sie uns ein Laud." Als fünftes französisches „Prinzip*, das der Deutsche mit seiner „plumpen Sprak'* Vorwand nannte, kommt dann die Verbreitung der Zivilisation und des Rechts mit Hilfe farbiger Bataillone hinzu. Und für die Besetzung des Ruhrgebietes wird sich schon bei einigem Nachdenken irgend ein sechstes, ebenso wunderschönes „Prinzip* finden Der Zinsfuß für Einlagen 4 vom Hundert h.mu,! Kleine Zeitung für eilige Leser, * Die Reparationskommifsion wir» am Moumg Vertreter der deutschen Regierung in der Frag« der deutschen Kohlen- kieferungen hören. * Nach Pariser Meldungen will Poincarö nicht den 18. Ja- nuar abwarten, sondern schort nach der Feststellung einer deutschen .Verfehlung" ins RrHrgebiet einrücken. * Präsident Harding beabsichtigt, gegen die Durchführung der Gewaltpläne Poincares Protest einzulegen und wenn nötig als Vermittler aufzutretcn. * Am 15. Januar wird ein großer Teil der Postgebühren «us das Doppelte erhöht. * In Sofia ereignete sich ein schweres Explosionsunglück, bei dem zwanzig Personen getötet wurden. , 60 „ 50 „ 50 tion wenigstens notdürftig in Gang zu halten, stnd aver l natürlich nicht in der Lage, dem kohlenhungrigen k Italien die dort so außerordentlich notwendigen Mengen zu senden. Ebenso wird die Schweiz und Holland fürs erste auf deutsche Kohlen verzichten müssen. Das sind nur einige Andeutungen dafür, welche welt wirtschaftlichen Kreise der französische Steinwurs ins Ruhr revier hervorbringen muß, ist der Beweis, daß uns doch nicht alle Waffen zu einer passiven Resistenz fehlen. Wieder ailt das Wort, daß Durchhalten nur Sache der Nerven ist. Wir haben unendlich viel hingegeben, um zu verhindern, daß der Franzose bis zur Ruhr vormarschiert; es hat alles nichts genutzt. Durchhalten, weil diesmal die Zeit sür uns arbeitet. Denn jetzt scheint ein Eingreifen Amerikas doch bevorzustehen, das aber nicht sofort wirksam werden kann. Dazu bedarf weder Amerika noch England Kriegsschiffe oder Flugzeuge, brauchen beide Länder irur wirtschaftliche Maßnahmen zu ergreifen, brauchen nur den französischen Frank zu „werfen". Unser Schicksal ist's, ob die Politik von der Wirtschaft besiegt wird. Telegraphisch wird uns gemeldet: Wie die Ruhr besetzt werden soll. Paris, 6. Ian. Der „New Port Herold" glaubt zu wissen, daß das Programm der französischen Regierung für die gegen Deutschland zu ergreifenden Maßnahmen ungefähr folgende Gestalt haben würde:- Nachdem der Wiederherstellungsausschuß die Verfehlung Deutschlands einstimmig oder mit Stimmenmehrheit festgestellt hat, tritt das französische Kabinett sofort zusammen, notifiziert die' Absichten Frankreichs und fordert die Verbündeten (ein schließlich Englands) gleichzeitig zur Mitwirkung aus. Eine Ab schrift der Notifikation geht auch den Vereinigten Staaten zu. Außerdem wird Deutschland mitgeteilt, daß Frankreich und Belgien (über Italien steht noch nichts fest) zur Beschlagnahme der Forsten im Rheinlande, zur Besteuerung der Kohle schreiten und in jedes Zollamt im Ruhrgebiete und an den Grenzen des Rheinlandes sranzösische Beamte zur Einziehung der 26- prozentigen Aussuhrabgabe einsetzen würden. Deutschland wird zur Unterstützung dieser Maßnahmen aufgefordert. (!) Für die Tonne Roggen 165 000 Mark — 8250 Mark für 50 Weizen 180000 , ----- 90*0 140 000 „ ----- 7000 Hafer 130 000 . ------ 650S