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reit. Da? Schicksal unserer bisherigen Vorschläge halte uns ab, heute schon die neuen Vorschläge der Gegenseite in allen Einzelheiten zu unterbreiten. Deshalb hätten wir die Gegenseite ersucht, einem Vertreter der Reichs« Legierung in Paris Gelegenheit zu geben, der dort beginnenden Konferenz die deutschen Vorschläge als An« trag der Reichsregierung schriftlich vorzulegen und münd lich zu erläutern. Für eine PfSnderpvÜM, von welcher drüben die Rede ist, ist kein Raum. Wer trotzdem solche Pfänder heischt, hat nicht wirtschaftliche, sondern politische Ziele im Auge. Wer sie irimmt, begeht Vertragsbruch und Gewalt. Die Ber- wirklichung der politischen Pfänderpolitil bedeutet den Tod aller wirtschaftlichen Reparation. In Frankreich werde die Notwendigkeit der Besetzung der Rheingebiete auch wegen der angeblichen kriegerischen Gelüste in Deutschland hervorgehoben. Um den Beweis für unsere Friedfertigkeit zu liefern, haben wir die franzö sische Regierung durch Vermittlung einer dritten Macht wissen lasten, daß Deutschland bereit ist, gemeinsam mit Frankreich und den anderen am Rhein interessierten Groß mächten sich gegenseitig zu treuen Händen einer am Rhein nicht interessierten Großmacht für ein Menschenalter, also ein Mehrfaches der im Vertrage von Versailles vorgesehenen Besetzungsfrist, feierlich zu verpflichte«, ohne besondere Ermächtigung durch Volksab stimmung gegeneinander keinen Krieg zu führen. Eine solch« Verpflichtung würde alle beteiligten Völker statt auf Krug auf Frieden einstellen und die denkbar sicherste Friedensgarantie bieten. Zu meinem Bedauern must ich Mitteilen, daß Frankreich dieses Anerbieten abgelehnt hat. Diese endgültige Lösung verlangt die Vereinigung aller Kräfte. Aber dann ist auch notwendig, daß alle Kräfte nur auf diesen Wirtschaftsplan der Reparation ver einigt werden, ohne Nebenlasten und Nebenleistungen. Darum muß die endgültige Lösung dem deutschen Volke die wirtschaftspolitische Freiheit und Gleichberechtigung wiedergeben. Sie muß den Abbau der Besatzung der deut schen Lande am Rhein bringen. Düsseldorf,Duisburg und Ruhrort müssen geräumt werden. Die endgültige Lösung muß die Absage sein an jede Politik von Sanktionen und Retorsionen, von Zwangs- und Gs« waltmaßnahmen. Der Kanzler gedenkt der Friedensbot schaft des Papstes und spricht die Hoffnung aus, daß das neue Jahr uns unseren hohen Zielen näherbringen werde. Wir alle im deutsche« Volke müssen den Entschluss fassen, uns durch nichts, aber auch gar nichts trennen zu lassen und weiter in Einigkeit und Recht «m die Freiheit des Volles und Vaterlandes ringen. Die Rede des Kanzlers wurde wiederholt von starkem einhelligen Beifall unterbrochen. Rach Schluß der Aus sprache dankte Handelskammerpräfldent Witthoefft dem Kanzler und erklärte, daß Handel, Industrie und Schiff fahrt in allen ihren Zweigen bereit sein werden, zu den alleräußersten Opfern, wenn es gilt, die deutsche Wirt schaft aus ihren Fesseln zu befreien zur Unterstützung aller seiner hieraus gerichteten Bestrebungen. politische Neujahrswünsche. Empfang beim Reichspräsidenten Berlin, 2. Januar. Reichspräsident Ebert hat am Neujahrstage die Ehefs aller fremden diplomatischen Vertretungen anläßlich des Jahreswechsels empfangen. Der apostolische Nuntius, Monsignore Pacelli, als Doyen des diplomatischen Korps, hielt dabei eine Ansprache, in der er sagte: „Möchte »as neue Jahr die groß« Menschenfamilie dem Ziele nahe« bringen, nach dem die Herzen aller Menschen guten Willens streben, und den Böllern zusammen mit der Lösung der gegenwärtigen Aufgaben jene Befriedigung und Sicher heit bringen, die ein Unterpfand der Ordnung, der Arbeit, des Gedeihens und des Fortschritts sind." Der Reichs« Präsid e n t versicherte daraus in seiner Erwiderung, daß das deutsche Voll und die aus seiner Mitte hervorge- stangene Regierung alles tun werde, damit die immer noch getrennten Völker in wahrem Frieden und in gemeinsamer Arbeit für die der ganzen Welt so notwendige Neugestaltung des wirtschaftlichen und geistigen Zusammenlebens der Natio nen wirken. — Die Mitglieder der Reichsregiarung, der Reichskanzler, die Reichsminister und Staatssekretäre, ferner die Präsidenten des Reichstages und des preußi schen Staatsministeriums, Vertreter des Reichsrats und der Wehrmacht haben im Anschluß daran dem Reichspräsi denten ihre Glückwünsche ausgesprochen. Ferner haben der Reichspräsident und der österreichische Bundespräsident zur Jahreswende herzliche, von brüderlichem Geiste erfüllte Telegramme gewechselt. Bombenanschläge in Halle. Halle, 2. Januar. Heute nacht versuchten flmge Burschen, deren man noch nicht habhaft werden konnte, das aus einem Reiterstand bild Kaiser Wilhelms I-, einer Standfigur Moltkes und Bismarcks sowie einer Siegfried- und Rheintöchtergruppr bestehende große Denkmal in die Lust zu sprengen. Die Moltkefigur samt Sockel stürzte in das Becken hinab. Ein Wächter, der die Zündschnur im letzten Augenblick entdeckt und abzureißen versucht hatte, wurde weit weggeschleudert und verletzt. In dem gegenüberliegenden Bankhause wur den die Fensterscheiben zertrümmert. Auf die unweit des Denkmals in der Nähe der Haupt» post stehende Siegessäule wurde gleichfalls ein Anschlag verbucht, die Verbrechcrbande wurde aber im letzten Augen blick durch eine Schupostrerfe verscheucht. Ein weiteres Pombenattentat versuchten Unbekannte gegen die abseits an der Saale gelegene Villa des Bankiers Lehmann, dw jedoch nur an einer Fassade beschädigt wurde. Die Schuy- polizei übernahm sofort Lie Bewackmna der Villa. Betrachtung zum neuen Jahre. Von Pfarrer Heber, Kesselsdors. „Ich hebe meine Augen aus zu den Bergen, von welchen mir Hilse kommt." Psalm 121, 1. Niemals vielleicht ist der Mensch mehr geneigt, seinen Blick nach oben zu lenken, als am Morgen eines neuen Jahres. Neue Wege tun sich vor uns auf, neue Aufgaben legen sich uns auf die Schulter, neue Sorgen heben an, neue Gefahren drohen. Wie soll es uns gelingen, gerade immer das Rechte zu treffen, schlimme Zufälle abzuwenden und die Verhältnisse so zu meistern, daß uns nichts etwas anhaben kann, sondern uns schließlich alles nach Wunsch ausschlagen mutz? Wir leben dazu außerdem in einer bösen Zeit, die uns für eine gedeihliche Zukunft wenig Hoffnung beläßt. Unsere gesamte Geldwährung ist jämmerlich zusammengebrochen. Was wir sonst noch an Werten in den Händen haben, werden unsere Feinde schon noch zu finden und von uns herauszupressen wissen. Wir sind wehr los und ehrlos und haben keinen einzigen aufrichtigen Freund in der Welt, der uns helfen könnte und helfen wollte, nicht einmal unter den germanischen Völkern, die schon von Kriegs beginn an mit verschränkten Armen zugesehen haben, wie Romanen und Angelsachsen uns als Nation zu Tode würgten. Daß wir es doch endlich verlernen wollten, nach menschlichen Nothelfern uns umzuseheb! Verlasset euch nicht auf Menschen, die können ja doch nicht helfen! Des Christen Losung soll sein: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt". Der fromme Israelit dachte bei diesen Worten an die Höhen der heiligen Stadt, zu der man in großen Pilger zügen an den besonderen Festen hinaufwallte, um im Tempel Gottes anzubeten. Wir suchen unsere Hilfe droben im oberen Heiligtum bei dem, der sich uns durch Christum zum Vater gegeben hat, und der wie ein Vater für uns sorgen will. Nichts erwartet er von uns als kindliches Vertrauen und kind lichen Gehorsam. Aber wenn wir uns ganz in seine Hände geben, werden wir auch erfahren, daß er uns zu helfen weiß, wo niemand uns raten oder beistehen kann, wo sich kein Aus weg mehr zeigt und alle Hilfe verloren scheint. Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt. Ans Stadt und Land. Wilsdruff, am 3. Januar 1923. — Vom alten zum neuen Jahr. Mit einem Sonntag hat das Jahr 1922 von uns Abschied genommen; es wird uns in schmerzlichem Gedächtnis bleiben qls das Jahr, in dem sich die furchtbaren Folgen des unheilvollen Versailler Friedens diktats bisher am fühlbarsten ausgewirkt haben, und es liegen an sich, leider, durchaus keine sichtbaren Anzeichen dafür vor, daß es im kommenden Jahre besser wird in deutschen Landen; im Gegenteil Aber Hoffnung läßt nicht zuschanden werden, und voller Hoffnung haben wir trotz aller hinter uns liegenden Enttäuschungen das neue Jahr begrüßt, in der Zuversicht, daß uns nach den Zeiten schwerer Prü fungen doch wieder eine glücklichere Zukunft aufgeht. Der Uebergang vom alten zum neuen Jahr vollzog sich vernünftiger weise ohne den srüher üblichen Lärm auf den Straßen, obwohl um Mitternacht viele Leute unterwegs waren. Alter schöner Sitte getreu läuteten unsere Kirchenglocken feierlich das neue Jahr ein, das die einer, ün Kreife ihrer Liehen oder auch ge meinsam mit befreundeten Familien daheim begannen, wäh rend andere den geräuschvolleren Uebergang bei Punsch und Grog im Freundeskreise in Gaststätten vorzogen und wieder andere — es werden diesmal mehr gewesen sein denn je — sich wie sonst zur Ruhe begeben haben, um — im neuen Jahre zu erwachen. Jeder nach seinem Geschmack. Eingeführt hat sich 1923 mit blauem Himmel und lachendem Sonnenschein; diesen Neujahrstag, der den Charakter eines schönen Vor- frühlingslages trug und darum weidlich zum Spazierengehen ausgenutzt wurde, wollen wir als gutes Vorzeichen für das neue Jahr gelten lassen, das einen neuen Frühling, heiß herbei gesehnt, unserm deutschen Vaterlande bringen möge! — Der Turnverein (D. T.) veranstaltete wie in den Jahren vorher auch diesmal am 1. Weihnachtsfeiertag einen feiner beliebten Unterhaltungsabende. Der Saal des „Löwen" war voll besetzt, als der Reihe nach kleine Knaben, Jugend- turner, große Knaben, Vorturner, Turnerinnen und Mädchen zu Hebungen antraten, die bewiesen, daß die Kunst Vater Jahns in dem Vereine eine würdige Pflegstätte besitzt. Waren es einmal Freiübungen und Geräteturnen, fo war es aus der anderen Seite besonders der Reigen der Mädchen und der Damenabteilung, der das besondere Gefallen aller Besucher sand. Große Heiterkeit bei Jung und Alt erweckten die Vor führungen der urkomischen Riege. Den Schluß der Darbie tungen bildete der Einakter „Weihnachten" von N. Benedix, der durch gutes und flottes Spiel viel Beifall errang. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Max Hille, begrüßte ein gangs die Erschienenen und richtete in packender Rede einen warmen Appell an alle, der körperlichen Ertüchtigung unseres Volkes trotz oder gerade wegen der Nöte der Zeit Herz und Hand zu leihen und durch die edle Turnerei mitzuhelfen am Wiederaufbau unseres Vaterlandes, getreu dem Wahlspruch Vater Jahns: Herz und Hand dem Vaterland! — In den Lindenschlößchen-Lichtspielen kommt heute abend der dritte Teil des großen Films „Schatten des Todes" zur Vorführung. Er übertrifft alles bisher Dagewesene an Sensation und Spannung. (Vgl. Ins.) — Die Soziale Abgabe. Die Stellung der Aufsichtsbe hörden zur Einführung der von verschiedenen sächsischen Ge meinden beschlossenen Sozialen Abgabe war bisher keine ein heitliche. Der Kreisausschutz bei der Kreishauptmannschaft Dresden beschloß in seiner Sitzung am Donnerstag, unter Aufgabe seiner bisherigen abwartenden Haltung, die Abgaben ordnung des Bezirksverbandes Großenhain, die die Erhebung einer Sozialen Abgabe vorsieht, zu genehmigen. Gleichzeitig soll jedoch der Amtshauptmannschafl empfohlen werden, die Soziale Abgabe als freiwillige Wohlfahrtsabgabe zu erheben, um eine Verzögerung der Sache zu vermeiden. — Das teure Telephon. Künftighin wird, wie schon berich tet, das Telephonieren ein kostspieliges Vergnügen fein, denn vom 1. Januar 1923 an ist der Teuerungszuschlag zu den Fernsprechgebühren auf 2900 Prozent erhöht worben; außer dem ändern sich die Grundlagen sür Orts- und Ferngespräche. Die Gebühr für ein Ortsgefpräch beträgt nun 15 -L. Bei öffentlichen Sprechstellen beträgt gar die Gebühr für ein Ge- fpräch von nicht mehr als 3 Minuten Dauer im Ortsverkehr und im Fernverkehr auf Entfernungen von nicht mehr als 5 Kilometer 30 Diese ungeheure Verteuerung dürste den ganzen Fernsprechverkehr gewaltig vermindern. — Der Kassenverkehr mit Pfennigen. Das Gesamtmini sterium hat unterm 30. Dezember nachstehende Verordnung erlassen: Im Geldverkehr der Staatskassen untereinander, mit anderen amtlichen und sonstigen Kassen, sowie im Verkehr mit Privaten sind künftig die Pfennigbeträge bei Ausgaben und Einnahmen wegzulassen und nicht zu verbuchen. Ausnahmen hiervon gelten für Einlösung von Zinsscheinen und Auszahlung von Renten, sowie sür alle Fälle, in denen der Empfänger ausdrücklich Zahlung der Pfennigbeträge fordert. Bei Abrech nung sind die Pfennigbeträge vom Gesamtergebnis wegzulassen. Den Selbstverwaltungskörpern wird empfohlen, ihren Kassen gleiche Maßnahme vorzuschreiben. Dem zuständigen Ministe rium wird überlasten, im Einvernehmen mit dem Finanzmini sterium ergänzende Bestimmungen zu treffen. -- Möbel aus Pappe. Der Architekt Karl Abt in Helm stedt hat ein Verfahren zur Herstellung von Möbeln aus Pappe erfahren und hat das Verfahren in einem Kleinbetrieb in Helmstedt ausgeprobt. Die von ihm hergestellten Möbel sollen sehr dauerhaft und verhältnismäßig preiswert sein. Da nach dem Gutachten der Stadt Helmstedt ein öffentliches In- tereste vorliegt, den Betrieb im Lande zu erhalten, hat der Staat Braunschweig dem Erfinder einen Teil der Domäne St. Ludgert zu außerordentlich billigem Preis überlastens Abt wird auf diefem Grundstück eine große Fabrik erpichten — Frestal. Am 1. Januar wurde die Landgen^ind, Birkigt mit der Stadt Freital vereinigt. Damit erreicht Fre'^a eine Einwohnerzahl von etwa 35 000. Birkigt hat in den letzten Jahren wesentlichen Zuwachs von Industriestätten zu verzeichnen. Gemeindevorstand Schüppel wird als Stadtaml- mann übernommen. Am 1. April kommen zu Freital weiter hinzu die Landgemeinden Burgk und Kleinnaundorf. Freitai wird dann rund 40 000 Einwohner haben. Nach der Vereini gung der Stadt Freital mit Birkigt grenzt nunmehr Freitai unmittelbar an Dresden. — Kamenz. Der aus Königsbrück gebürtige 12jährigi Knabe Bitterich, welcher bei Verwandten hier zu Besuch weilte, fand im Gartenhause mit dem zehnjährigen Knaben Fleischer ein Tesching. Die Knaben spielten mit der Schuß waffe, die geladen war, und fanden auch noch weitere Pa tronen. Dabei zielte der jüngere Knabe auf den älteren und drückte ab. In den Kopf getroffen, fank dieser als Leiche zu Boden. — Zittau. Vereinsvermögen in — Särgen! Einen originellen Gedanken hat der Vorstand des Vereins für Feuer verbrennung in Zittau ausgeführt. Er hatte über ein noch ganz leidliches Vereinsvermögen zu verfügen. Während andere Vereine ihr Geld auf der Sparkaste oder der Bank sich täglich mehr entwerten lasten, nahm man es in Zittau von der Bank fort und bestellte — Särge dafür. Da sämtliche Mitglieder des Vereins einmal unweigerlich Anspruch auf einen Sarg erheben, braucht der Vorstand Absatzmangel nicht zu befürchten, wohl aber den Dank der Hinterbliebenen für seine weise Vor-' aussicht entgegennehmen können. — Waldheim. Die Gendarmerie in Niederrostau nahm den 19jährigen Schmiedegesellen Willi Pörschmann fest, der am 13. November 1922 einen Einbruchsdiebstahl in die Kirch« von Ringethal verübte. P. ist außerdem an mehreren schweren Diebstählen im Waldheimer Bezirk beteiligt gewesen. — Marienberg. Der Besitzer eines hiesigen Gasthofes war am Mittwoch mit dem Reinigen eines Revolvers beschäf- tigt. Plötzlich entlud sich die Waffe und die Kugel traf den im Zimmer anwesenden Sohn in den Leib. Er erlag den schweren Verletzungen im Krankenhause. — In Meerane verschuldete ein 19jähriger Handarbeiter durch unvorsichtigen Umgang mit einem Revolver den Tod seines 7jährigen Schwesterchens, dem die Kugel in den Kopf drang. Der Unvorsichtige wurde fest- genommen. — Annaberg. Unter den Toten des untergegangenen deutschen Marineschleppers Anthrax befindet sich auch ei» Annaberger, der Heizer-Gefreite Alfred Schneider. — Bernsbach i. E. Mit ihrem zweijährigen Kinde, dar sie sich an ihrer Brust sestgebunden hatte, suchte hier die 20jährige Ehefrau Klara Müller den Tod im Master. — Reichenbach. Durch Beschluß des Stadtrats wird vom 1. Januar ab die uralte Sitte, den Verstorbenen vom Sterbe- Hause bis zum Friedhöfe durch Angehörige, Verwandte und Bekannte das letzte Geleit zu geben, abgefchafft. Es ist kaum anzunehmen, daß Angehörige und Verwandte sich diesem stadt- rätlichen Beschlusse fügen werden, wenn es ihr Herz gebietet, einem lieben Verstorbenen das letzte Ehrengeleit zu geben. — Plauen. Von den Musten der neuerrichteten Stark stromleitung Herlasgrün—Plauen sind Kupserdrähte im Werte von etwa 500 000 -F gestohlen worden. Schöffengericht Wilsdruff am 28. Dezember 1922. Verhandlungsleiter: Herr Amtsgerichtsrat Dr. Schaller. Schöffen: die Herren Maschinenarbeiter Scheibe und Privatu» Wieche-Wilsdrusf. Dem schon zweimal vorbestraften Wirtfchaftsgehilfen H., aus T. wird zur Last gelegt, einmal dem Landwirt Bier 1 Ztr.! Getreide'und eine Pferdedecke, das andere Mal dem Ziegelei pächter Breitenstein ein Stück Treibriemen gestohlen zu haben. Bezüglich des ersten Falles konnte ihm die Tut nicht nachge wiesen werden; sür den zweiten Fall erfolgte eine Bestrafung von 3 Monaten Gefängnis unter Anrechnung der Unter suchungshaft. — Die nächste Verhandlung betraf den Diebstahl von 5 Ztr. Hafer aus dem Futter- und Hausboden der Brauerei von Frühauf hier im Werte von 65 000 -F. Die Anklage richtet sich zunächst gegen den Bierschröter P. wegen Einbruchs und gegen die Lehrlinge M. und S. wegen Beihilfe. Weiter sind angeklagt der Schneidergehilfe F., der Lehrling I., Frau B., die Haustochter F. und deren Mutter wegen Siche rung und Verkauf des gestohlenen Gutes. Das Schöffengericht erkennt folgende Strafen: Für P. 6 Monate Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft, für M. 14 Tage, für S. 6 Wochen, sür F. 3 Monate, sür B. 14 Tage Gefängnis, während der I. und die F. mit 500 bezw. 600 -F Geldstrafe belegt wurden, die Ehefrau F. ging straffrei aus, da ihr keine Schuld nachgewiesen werden konnte. — Der Wirtschaftsgehilfe L. aus S. hatte dem Gutsbesitzer Hennig in Grumbach 3 Ztr. Weizen im Werte von 36 000 -F gestohlen, welches Quantum die Tischler P. und R. und der Geschäftsführer P. zu gleichest Teilen kauften. Der Dieb erhielt 3 Monate Gefängnis, wäh rend die letzteren drei wegen Ankaufs von Diebesgut zu je 3000 Geldstrafe verurteilt wurden. — Der Dienstknecht R. aus Ob. ist beschuldigt, von dem in seinem Besitze befindlichen Geldern des Iugendvereins Fortuna in Helbigsdorf, dessen Kassierer er war, 400 unterschlagen zu haben. Der Ange klagte, welcher vom Erscheinen entbunden worden war, erhielt 3 Wochen Gefängnis. — Der Dienstknecht R. aus Berlin hatte aus der Speisekammer des Erbgerichtsbesitzers Bormann in Helbigsdorf 12 Pfund Wurst und 20- Pfund Speck gestohlen. Das Gericht ließ Milde walten und sprach nur eine Geldstrafe aus und zwar in Hohe von 1500 <F. — Die Dienstmagd A. in Gr. stahl beim Gutsbesitzer Büttner in Grumbach aus einem Vertikow in zwei Fällen zusammen 21 000 -/Ä. Da schon Vor strafen vorlagen, erkannte das Schöffengericht auf 4 Monats Gefängnis.' ' - 1 Briefkasten. S. F„ Wilsdruff (30 -M. Motten im Sofa sind eine recht schlimme Sache und wenn sie, wie angegeben, in der Polsterung sitzen, kaum restlos zu beseitigen, ohne daß die Polsterung herausgenommen und gut gereinigt wird. Ein alter Praktiker rät zu einem Versuch mit Wachholder, dessen Zweige auch möglichst von unten in die Polsterung eingeführt werden müssen. Ein anderes gut wirkendes Mittel sind die frischen Blüten des Jasmins. Kennt einer unserer Leser etwa weitere gute Ratschläge in diesem Falle? L. B„ Wilsdruff. In der Blumensprache bedeutet: Abend Mohnblume, Abscheu Stapelia, Aerger Leberblümchen (Hepa- tica tribola), alte Person Moos oder dürrer Zweig, Andenken Vergißmeinnicht, Anhänglichkeit Klette, Anmut Tausendschön Armut leere Aehre oder Hellerkraut, Aufrichtigkeit SchlüW blume, Beleidigung Stachelbeere, Beruhigung Kamille, Be scheidenheit Veilchen, Beständigkeit Wegwart, Bosheit Brenn nessel, Braut und Verlobung Braut in Haaren, welche Blume aber ehemals das Kräutlein Schabab gewesen sein