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Wilsdruffer Tageblatt : 04.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192301040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230104
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-04
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 04.01.1923
- Autor
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Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Konferenz der alliierten Ministerpräsidenten wurde in Paris eröffnet. Staatssekretär Bergmann ist dort eingetroffen. * Der deutsche Botschafter Dr. Mader hat in Paris den Wunsch ausgedrückt, daß Staatssekretär Bergmann ermächtigt werde, die deutschen Vorschläge zunächst persönlich vor den Alli ierten darzulegeu. Die Pariser Presse erhebt Widerspruch gegen diese Verhandlungsmethode. Der deutsche Gesandte in Brüssel teilte der belgischen Ne gierung mit, oaß die deutsche Regierung auf Grund ihres neuen ReparationSplanes bereit ist, für eine Anleihe ernsthafte Garantien zu geben. * Die Bergarbeiter im Ruhrgebiet haben das Bberstimdrn- a-kommen zum 28. Februar gekündigt. * Präsident Harding beabsichtigt, eine Kommission von wirtschaftlichen und finanziellen Sachverständigen zur Prüfung der Reparationsfrage vorzuschlagcn, falls die Pariser Konferenz ohne Ergebnis bleibt. Politik oder Wirtschaft? Rathenau hat einmal in München auf einer großen Versammlung des Reichsverbandes der deutschen In dustrie ein Wort gesprochen, das nur für den Tag galt, nicht programmatisch gemeint war: „Unser Schicksal ist nicht die Politik, unser Schicksal ist die Wirtschaft." Wie alle Allgemeinheiten, ist das nur zur Hälfte richtig. Hughes, der amerikanische Staatssekretär, hat jetzt in einer Rede in Newhaven das Richtige dieses Gedankens scharf herausgestellt: „Wenn die Staatsmänner nicht zu einem Einverständnis kommen können und wenn die For derungen der öffentlichen Meinung ihnen den Weg zu schwierig machen, dann müssen solche Leute zu ihrer Hilfe herbeigerufen werden, die den Weg zu einer Lösung anweisen können." Nämlich Männer der Wirt schaft, Männer, die „an diesem kritischen Augenblick die Frage von der rein wirtschaftlichen Seite betrachten". Hughes weist darauf hin, daß gegenseitige Vorwürfe gar keinen Zweck haben, daß das ständige Rückblicken in die Vergangenheit zu keinem Resultat führe — da ist der deutsche Reichskanzler D-r. Cuno, wie er am Sonntag in seiner Hamburger Rede mitteilte, doch weiter gegangen. Hat sich nicht allein auf ein „müssen" beschränkt, son dern so gehandelt, wie es — leider — notwendig ist. Immer noch notwendig ist, solange man jenseits des Rheins das A und O jeder Politik in einem ständigen „Esinianiam esse äolenckLm" (Deutschland muß vernichtet werden) erblickt; solange noch, wie es jetzt wieder aus dem von der Pariser „Agence Havas" veröffentlichten Plan Poincarös für die Pariser Konferenz hervorgeht, drüben nicht erkannt worden ist, daß die Reparations frage „Ms der Politik herausgehoben werden muß", uni überhaupt gelöst zu werden. Mit diesen „Gesühlsmomen- ten" — die Hughes beiseite schieben will — rechnet Cuno realpolitisch und kam ihnen durch den Vorschlag entgegen, sich für ein Menschenalter zur Aufrechterhaltung des Frie dens zu verpflichten. Gefährlich weit entgegen, aber an geblich „fürchtet" ja Frankreich deutsche Racl^egelüste. Daß sie bestehen, zu Recht bestehen, kann der Franzose am wenig sten leugnen und jede Ekeltat eines Schwarzen am Rhein trägt einen neuen Scheit ins Feuer — nur ist's Wahnsinn, an einen neuen Krieg Deutschlands zu denken. Die Ab lehnung des deutschen Vorschlages, der zugleich eine Be freiung des Rheinlandes von der Besatzung hätte zm Folge haben müssen, beweist, daß es Frankreich nicht aus eine Füllung der Reparattonskasse ankommt durch Abbau der unproduktiven Besatzungskosten, sondern nur darauf, seine politischen Endziele gegen Deutschland sich nicht ver bauen zu lassen. „Die Verwirklichung der politischen Pfänderpolitik be deutet den Tod aller wirtschaftlichen Reparation" — dieser Satz Cunos erläutert den Gegensatz am deutlichsten, der zwischen Politik und Wirtschaft, zwischen dem wirtschaft lichen Reparationswillen Deutschlands und dem politischen Zertrümmerungswoken Frankreichs besteht. Auch Hughes warnt vor Gewaltmaßregeln, um Reparationen zu er langen; denn solche Maßnahmen werden keine Repara tionszahlungen bewirken, sondern die Grundlage dieser Zahlungen zerstören, die in einer wirtschaftlichen Gesun dung bestehen muß. Cuno hatte recht, in seiner Rede dar auf hinzuweisen, daß sich die Gedankengänge des amerika nischen Staatssekretärs nahe mit unseren Auffassungen be rühren. Auch England hat bereits mitteilen lassen, daß es sich gleichfalls auf den Boden der Anregungen Hughes' stelle. Es ist der Boden der wirtschaftlichen Wirk lichkeit, der wirtschaftlichen Not Europas, die nun — als Wcltwirtschaftsproblem — auch Amerika nicht mehr un froh beiseite stehen läßt. Wirtschaftliches Denken — darum betont Cuno, daß auch die Erledigung der Neparattonsfrage keine rein „bank- und finanztechnische" sein kann. Keine Stabili sierung der Valuta, wo die Wirtschaft nicht mehr zwischen den Krücken zusammenhält, sondern eine geistige Um stellung gewisser Ententekreise Deutschland gegenüber. Die Zeit für irgend eine Zwischenlösung, wie sie noch in Lon don vorgeschlagen wurde, ist vorbei; will man drüben die wirtschaftspolitische Freiheit und Gleichberechtigung Deutschlands nicht anerkennen, dann — ja dann wird jeden falls Dr. Cuno nicht die Unterschrift geben, wie er sagte, „zu deren Einlösung ich mich nach den inneren Verhältnissen des Partners, den ich zu vertreten habe, nicht stark genug fühle". Wir haben jenen ersten Krieg verloren, und Cuno hat durch seine Reparattonsvorschläge den Willen Deutschlands kundgetan, bis zur Grenze des Möglichen, die wir zusam. men mit den wirtschaftlichen Sachverständigen festjetzen wollen, die Folgerungen Ms unserer politischen Lage zu ziehen. Aber, da die Reparationsfrage keine deutsche, son dern eine europäische, eine weltwirtschaftliche Frage, in einem tieferen Sinne eine Frage der Umwandlung und Sichbesinmmg des Menschengeistes von der Politik zur Wirtschaft bedeutet, kann Deutschland allein nicht umlenken. Das muß die Welt tun. Tut sie es nicht, dann ist wirklich die Politik unser Schicksal, nämlich unser Untergang. P. Sr. Ennos Hamburger Rede. Deutschland« n,v das Re parattonsproblrm. Hamburg, 1. Januar. Am Silvesternachmittag fand auf Einladung der Handelskammer in der Börse eine außerordentliche Ver sammlung der Gesellschaft eines „Ehrbaren Kaufmanns" statt, die in Erwartung der ««gekündigten Erklärungen des erschienenen Reichskanzlers Dr. Cuno außerordent lich zahlreich besucht war. Unter den Erschienenen, deren Zahl insgesamt auf 4000 bis 5000 geschätzt wurde, be merkte mau die hervorragendsten Vertreter des Hamburger Wirtschaftslebens. Nach der Begrüßung des Kanzlers durch den Präsidenten Witthoefst nahm Reichskanzler Dr. Cuno alsbald das Wort. Dir Erklärungen cles KHnLlers. Dr. Cuno begann mit den Worten, daß er an der Wende des alten zum neuen Jahre gerne die Gelegenheit benutze, über die großen Sorgen zu sprechen, die unser aller Herz bewege. Mein grundsätzlicher Standpunkt zum Reparationsproblem ist aus meiner Rede im Reichstage bekannt. Rechtlich und tatsächlich ist diese Frage der Leistungsfähigkeit entscheidend: rechtlich, weil nach dem Vertrage von Ver sailles die Hilfsmittel und die Leistungsfähigkeit Deutsch lands das Maß für den Umfang der Verpflichtungen Deutschlands geben, tatsächlich, weil eine Überschreitung der Leistungsfähigkeit zur Vernichtung und zur Zertrüm merung der Substanz und künftiger Leistungsmöglichkeiten führen muß, nie aber zu einer Steigerung der Leistungen Das alte Lied. 6) Roman von Fr. Lehne. „Verzeihen, Frau Gräfin, daß ich so wenig Rücksicht nahm — jedoch ich tanze so gern —" entschuldigte er sich. Dann führte er sie in einen kleinen Salon und schob ihr einen Sessel zurecht, in Sem sie sich erschöpft niederließ. „Fran Gräfin wollen einen Augenblick ruhen, bitte." Sie waren allein in dem kleinen, traulichen Raum; der Marchese stand neben ihr und blickte auf sie herab, immer mit demselben sengenden Blick, der sie bis ins Innerste erschauern ließ. Sie schloß Sie Augen halb — ihn nicht mehr zu sehen — ihr Atem ging schwer; die Luft hier war so drückend schwül — oder ging das von dem Mann neben ihr aus? Da fuhr sie erschreckt auf — ihr Fächer war ihren Händen entglitten. Rasch bückte er sich, ihn aufzuheben: dabei war ihr, als hätten zwei brennende Lippen ihren Nacken be rührt. Sie sah mit leisem Dankeswort zu ihm auf; sein Gesicht war so leidenschaftlich erregt; nein sie konnte nicht länger mit ihm allein sein. „Ich möchte zu meinem Manne." „Madonna, Sie hatten mir diesen Tanz verspro chen!" flehte er. „Verzeihung, Marchese, ich bin jedoch zu angegriffen — am liebsten möchte ich heim!" „Darf ich mir die Freiheit nehmen, Frau Gräfin, meine Aufwartung zu machen?" Regina neigte das Haupt. „Sie werden meinem Manne und mir willkommen sein!" Tief senkte er seine Augen in die ihren, die so wun derbar leuchteten. „Madonna," flüsterte er ihr heiß zu, „wie schön sind Sie!" Da richtete sie sich hoch auf, mit Gewalt sich von dem Bann befreiend, den er auf sie auszuüben be gann. „Herr Marchefe," sagte sie stolz, „an solche Sprache bin ich nicht gewöhnt." Sie war aufgestanben und schritt dem Ausgang zu. „O, Madonna, verzeihen Sie mir," flehte er, „bitte! Gestatten Sie, daß ich Sie zurückführe!" Stumm legte sie ihre Fingerspitzen auf seinen Arm. „Schon zurück, Regina? rief ihr Gemahl ihr ent gegen, „der Tanz fft kaum zu Ende! Oder ist Dir nicht gut?" „In der Tat, Adalbert, ich Skt etwas angegriffen. Möchten wir nicht heimgehen?^ Sie sagte dies mit Rücksicht ans ihren Gatten, der kaxkiae lanae Ausbleiben Nicht meAr »avtMg. ... ^>men oes Bedauerns erhoben sich: aber Regina Gieb fest. »Freundlich verabschiedete sie sich von allen; der Marchese wußte es so cinzurichten, Laß es ihm ge lang, von dem Grasen eine Aufforderung zu bekom men, an den Empfangsabenden in der „Villa Regi na" zu erscheinen. Der Marchese hatte es bald verstanden, sich bei dem Grafen Rodenberg beliebt zu machen; als gern ge sehener Gast ging er in „Villa Regina" häufig ein und aus. Mit größter Aufmerksamkeit unterhielt er sich mit dem Hausherr*, spielte mit ihm Schach, wo rin er Meister war, und erwies der Hausfrau nur das Maß von Huldigung, das sie beanspruchen tonnte. Aber tief im Innern brannte die Leiden schaft für das schöne Weib und um so verzehrender, je mehr er Regina kennen lernte. Diese vornehme Deutsche war so ganz anders, als die Fronen, die ihm bisher begegnet waren; unwillkürlich mußte er sich ihrer Reinheit beugen. Aber doch brach sein Leicht- .sinn immer wieder durch; er war ja zu sehr von den Frauen verwöhnt und er hatte die meisten von ihnen nur von der weniger guten Seite kennen gelernt, so daß er ziemlich gering von ihnen dachte. Und nun war ihm Regina in den Weg getreten nnd hatte durch ihre unvergleichliche Schönheit seine Sinne ent flammt. Er hoffte im stillen, ihre Liebe noch zu ge- wittucn, wonach er mit der ganzen Leidenschaft seiner Natur verlangte, denn er fühlte, wie er rettungslos in ihrem Bann lag; er konnte nicht mehr zurück und wollte es auch nicht. Nicht wenig trug der Gedanke dazu bei, daß sie tief im Herzen die Liebe für ihn barg, nur aus Pflichtgefühl sich so kalt zeigte und doch auf ein entscheidendes Wort von ihm wartete. So achte er trotz ihres kühlen Wesens ihre Nähe und ich Gelegenheit, sich auszusprechen, denn so wurde i m der Zustand unerträglich. Für nichts hatte er wclu Sinn — nur ein Gedanke beseelte ihn — Re- Gua! Er kannte sich selbst kaum wieder. Sonst hatte er st? "der der Situation gestanden -1- aber nun s 'e > a lange mit dem Feuer gespielt, bis er sich ' "mute! Und Regina? Eine innere Unruhe war über sie gekommen, die sie nicht erklären konnte. Sie wurde nervös, weil sie fühlte, daß sie die Ruhe, die ihr sonst natürlich war, sich mühsam suchen mußte — und be sonders, wenn Cesare bei ihnen gewesen war und sie so recht Gelegenheit gehabt hatte, zu vergleichen, wo bei natürlich ihr Gatte dem schönen, ritterlichen, jun gen Manne weichen mutzte. Aber liebte sie denn den Marchese? Nein, noch nicht — noch war er ihr gleich gültig. Aber sie fühlte, daß das in nicht allzu ferner Zeit wohl nicht mehr so sein würde — langsam, aber unwiderstehlich umstrickte er sie mit seinem Zauber, ,o s^- si, iLreKrLtte mrd ihren weiblichen Stolz führen kann. Ihnen allen ist das Gutachten vetamn, das das internationale Anleihekomitee in Paris nach einer rein wirtschaftlichen Prüfung der Sachlage im Juni d. Js. der Reparationskommission erstattet hat. Diefes Dokument, nach meiner Überzeugung das weiseste und mutigste, was je über die Reparattonsfrage geschrieben ist. Der kurze Sinn dieses denkwürdigen Dokuments ist, daß Deutsch land Ms eigenen Mitteln die ihm zugemuteten Repara tionslasten nicht tragen kann, daß es dazu vielmehr an den internationalen Kapitalmarkt appellieren muß, daß ein solcher Appell aber nur dann Erfolg verspricht, wenn die Schuldsumme des Londoner Ultimatums auf ein erträg liches Maß herabgesetzt wird, die Reparattonsfrage geregelt und Europa von dem Damoklesschwert der Zwangs- und Gewaltmaßnahmen der Sanktionen und Retorsionen be freit wird. Die Sachverständigen sind überdies einig darin, daß jeder Versuch zur Stabilisierung der Mark scheitern muß, solange Deutschland nicht für einige Zeit von den Zahlungen aus dem Versailler Vertrag entlastet wird. Neue Erörterungen und neue Untersuchungen haben uns in der Erkenntnis bestärkt: Deutschland braucht, nm leisten zu können, internatio nale Anleihen, aber Deutschland hat nur dann Aussicht auf solche Anleihen, wenn seine Leistungsfähigkeit endgültig klargestellt ist. Das Ziel unserer Arbeit war, die Leistungs fähigkeit Deutschlands fcstzustetten und Mittel und Wege zu finden, um diese Leistungsfähigkeit für die endgültige Lösung der Reparattonsfrage nutzbar zu machen. Das ist in enger Fühlung mit Personen und Kräften des Wirt- schaftsleben geschehen. Das Bild von dem Nest unserer Leistungsfähigkeit ist trübe. Es ist wahr, daß unsere deutsche Wirtschaft bedenk liche Merkmale des Ruins zeigt. Es ist Ruin, wenn unser Ackerboden nicht mehr so bestellt und gedüngt ist wie vor dem, wenn wir für die Volksvermehrung keine neuen Häuser bauen, wenn unsere Industrie die flüssigen Be triebsmittel zum größten Teil verloren hat. Trotzdem haben wir wahrlich Leistungen an die Gegenseite durchgeführt,wie sie größer kein Volk in der neueren Geschichte als Kriegsent schädigung je abgetragen hat. Neben den Notwendigkeiten, die für Deutschland wie für seine Gläubiger gelten, steht das Bedürfnis vor allem Frankreichs, alsbald mit einer bestimmten Summe vorerst rechnen zu können. Auch dies Bedürfnis ist uns mit unseren Vertragsgegnern gemein sam. Denn wir brauchen gleichfalls bestimmte Größen für die Gegeuwarts- und Zukuuftsberechnung unserer nationalen Wirtschaft. So sind wir entschlossen, eine feste erste Summe auf «ns zu nehmen. Wir find bereit, diese feste Summe in Anleihen durch Vermittlung eines internationalen Finanz- konsortiums aufzubringen und, soweit dies im Anleihe wege nicht gelingt, Zins und Tilgungsquote zu bezahlen. So würde die Grundlage dafür geschaffen werden, daß die auseinander angewiesene« Industrien Europas, nament lich die Frankreichs und Deutschlands, zu langfristigem Ausgleich ihrer Interessen mit dem Endziel höchstmöglicher Produktivität zusammenarbeiten; zu einer solchen Koopera tion sind die deutschen Wirtschastskreise bereit. Der Reichskanzler wies auf die schwere Verantwor tung hin, die in dem umrissenen Vorschlag lieg«. Aber von diesem Vorschlag aus könne man mit aller Kraft daran gehen, die Mark wieder zu einem festen Wertmesser zu machen. Die Reichsregierung weiß, daß die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands, namentlich der Industrie und der Bankwelt, trotz der sorgenvollen Frage, ob die Grenze unserer Leistungsfähigkeit nicht schon überschritten sei, ent schlossen sind, die Negierung bei der Durchführung ihres Vorschlages zu unterstützen. Die Negierung sei gewillt, die ganze Kraft der Wirt schaft auf die Seite des Staates zu sammeln. So werd« sie dem Anleihekonsortium jode vernünftige Sicherheit ein- rämueu. Zur Mitwirkung sei die deutsche Wirtschaft be- ,1 I 0 MWI.A zu Hilfe zog. In seinen schwarzen, lodernden Augen stand: „Du entgehst mir doch nicht, sträube Dich nur. w lange Du willst!" Aber nein — sie wollte ihm nicht unterliegen, wollte dem Uebermütigen den Triumph nicht gönnen — nachher würde er sie doch brutal bei Seite werfen! Aber er war ja so schön, daß das Ange eines jeden mit Wohlgefallen aus ihm rubte — um wie viel mehr das einer jungen, schönheitsönrstigen und lebenslustigen Frau, Ser ein alternder Gatte znr Seite stand, Eine Schwüle wehte ihr entgegen aus seinen Blicken, seinem Flüstern, daß cs sie bedrückte — es ivar der Gluthauch und die Schwüle der Leidenschaft und Sünde. Regina war kein unerfahrenes törichtes Weib mehr; sie hatte genug erfahren und beobachtet — und hier fühlte sie, könnte sie auch straucheln und fehlen. In ihren Adern rollte heißes Blut, das sie oftmals niedergezwungen und der Gedanke kam ihr. es müsse doch süß sein, von seinem starken Arm um schlungen zu werden und seine heißen Küsse aus ihren Lippen zu fühlen — aber wohin verirrte sie sich? War siv denn schon so tief gefunken, daß sie so etwas schon zu denken wagte? Sündigen könnte sie mit ihm ja — ihn lieben, innig und treu? Nein, nein! Er war es wirklich nicht wert, daß sie ihren Frauenstolz so weit vergaß und ihren edlen Gatten! Nein, lieber wollte sie fort aus dieser gefährlichen Stadt, die so arge, sündige Gedanken wachrief; sie wollte heim zu den Eltern, in ihr deutsches Haus. Da hatte sie keine Anfechtungen und konnte ihrem Mann auch in Ge danken eine treue Gattin sein, was sie bisher noch ge wesen Nein, ihr Gatte sollte nicht erleben, was ihr Lieblingslied so ergreifend zu sagen wußte: Es ivar ein alter König, Sein Herz war schwer, sein Haupt war grau — Der arme alte König, Er nahm eine junge Frau. Sie wollte ihm treu sein und bleiben und sein wei ßes Haar in Ehren halten — wollte sich nicht im flüch tigen Rausch der Leidenschaft hinabziehen lassen — nicht die Achtung vor sich selbst verlieren! Gottlob, noch konnte sie ihm frei ins Auge sehen. Sie hatte das Häßliche jener Versuchung erkannt und fühlte sich nun stark gering, ihr zu widerstehen. Aber dennoch war es besser, sie gingen fort von Rom. Wie sie wohl fühlte, war dies auch der Wunsch ihres Gatten, dem das geräuschvolle Leben hier zu anstren gend war. Ueberoies war er auch gewohnt, den Fe bruar und März in San Nemo zu verleben. Bei paf- senöer Gelegenheit sprach sie die Ansicht aus, daß sie am liebsten heute noch Rom verlassen möchte, weil sie fühlte, Satz sie nervös würde. An seiner Bereitwilltg- kesti, mit der er auf ihren Vorschlag einging, erkannte sie, wie viel ihm selbst daran lM, dieser gefährlichen Stockt tau Rücken » kvüren
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