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worden. Vornehmlich auf die Anwesenheit des Nrichs- jnstizmimsters wurde Wert gelegt, da sich die Erörterung im Kabinett zunächst um die rechtliche Grundlage und Zu lässigkeit der Verordnung der bayerischen Regierung drehte. Das Kabinett war übereinstimmend der Ansicht, daß die bayerische Verordnung in Widerspruch zur Reichsver- Raffung steht. , Rücktritt des Neichsernährungsminisiers? Nach der Auffassung der Berliner Regierungskrise kann ein Zweifel an der Rechtsungültigkeit der bayerischen Verordnung überhaupt nicht bestehen. Über die Frage, ob die Verordnung durch den Reichspräsidenten aufgel hoben werden wird, wird gegenwärtig beraten. Ob auch durch die Haltung des Bayerischen Bauernbundes, der sich in allen Punkten auf den Standpunkt der bayerischen Re gierung gestellt hat, ein Ausscheiden des Neichsernährungs- mimsters Fehr erforderlich wird, ob fernerhin die Stellung des Pariser Botschafters Dr. Mayer, der der Bayerischen Volkspartei (bayerisches Zentrum) angehört, in Mitleiden schaft gezogen wird, läßt sich augenblicklich noch nicht übersehen. Politische NunöschLri OeutschLS Reich. Der Staatsgrrichtshof. Die endgültige Zusammensetzung des Staatsgerrchts- Hofes zum Schutze der Republik ist folgende: Den Vorsitz führt Senatspräsident Dr. Hagen, sein Stellvertreter ist Senatspräsidcnt Richter. Zu Mitgliedern des Staats gerichtshofes wurden Neichsaerichtsrat Dr. Baumgarten und Reichsgerichtsrat Dr. Zeitler ernannt. Zum Unter suchungsrichter ist Landgerichtsdirektor Alcken vom Land gericht Frankfurt a. M. bestellt. Großbritannien. X Vertagung des BölkerbundsrateS. Der Völkerbunds- rat hat seine hiesige Tagung geschlossen. Der Präsident teilte mit, daß die Bedingungen der Mandate für Syrien und Palästina genehmigt worden sind. Die Regelung der Frage der Heiligen Stätten in Palästina ist einer Kom mission übertragen worden. Balfour sprach die Hoffnung aus, daß die verschiedenen religiösen Gemeinschaften in Palästina in Eintracht miteinander leben würden. Bezüg lich Palästinas als Heimstätte des jüdischen Volkes seien seine Ansichten unverändert geblieben. Die Interessen der arabischen und jüdischen Einwohner ständen zueinander durchaus nicht im Gegensatz. Italien. X Schwierigkeiten der Kabinettsbildung. Orlando hat den ihm erteilten Auftrag, ein Kabinett zu bilden, abge lehnt, weil die Sozialisten sowohl wie die katholische Volkspartei nicht mit Abgeordneten der Rechten in ein Kabinett eintreten wollen. Bonomi gilt zurzeit als der aussichtsreichste Kandidat und man erwartet noch seine j Ernennung zum Ministerpräsidenten. Rußland. X Lenin unheilbar. Die „Chicago Tribune" meldet, daß Lenin, der an Gehirnparalyse leide, unheilbar sei und nie wieder die Regierungsgeschäfte werde übernehmen können. Lenin befindet sich zurzeit in seiner Villa „Neu- Jerusalem" in den Außenbezirken Moskaus. In der Öffentlichkeit ist Lenin zum letztenmal Anfang Mai ge sehen worden. Die Spwjetregierung hat eine Kommission von 7 Vertretern bestimmt, die die Geschäfte Lenins ver sehen: Skalin, Kamenew, Trotzky, Sinowjew, Bukarin, ! Dschersinski und Rykow. „Chicago Tribune" behauptet, daß Skalin der starke Mann dieser Kommission sei und daß man erwartet, daß die ganze Macht Lenins allmählich auf ihn übergehen wird. Äus In- und Ausland. Berlin. Nach einer Meldung aus dem Haag wurde am 24. Juli von dem dortigen deutschen'Gesandten und dem hollän dischen Außenminister ein Abkommen zur Regelung des Luft verkehrs zwischen Holland und Deutschland unterzeichnet. I, Die Todfeinde Originalroman von Hainz Alfred von Byern. Mit einem leichten Seufzer packte der alte Herr das Akten stück in die fchwarzlederne Mappe. „Tja — einer so kategorisch erteilten Weisung gegenüber muß ich mich freilich bescheiden!" Signe lachte. „Herr Iustizrat, soll ich Ihnen sagen, was Sie jetzt denken? »Weiberlaunen! Eigensinn! Schade, daß man sich so viel Mühe wegen diesen dummen Mädels gibt« —" „Oh! — Oh!" Berndt hob die Hände. „Ich würde mir nie erlauben, eine derartig schroffe Kritik zu üben —" „Aber im Effekt kommt's doch auf dasselbe hinaus," er gänzte das junge Mädchen. „Gnädigste Komteß, es ist angerichtet!" Der Diener war lautlos eingetreten. „Also dann, bitte, Herr Iustizrat, lassen wir alles Ge schäftliche, ich glaube, es gibt heute Forellen, und die darf man nicht kalt werden lasten — meine Tante wird schon warten, und Sie misten doch — Fisch soll man warm und Rache kalt ge nießen, da sind beide am schmackhaftesten —" 8. Kapitel. Waffenstillstand. In der Luft, die schwül und von keinem Windhauch be wegt über der Ebene stand, lag ein heißes Flimmern. Nur noch vereinzelt dehnte sich zwischen bronzefarbenen Weizengarben und chamottebraunem Schälacker ein weißgelber Haferschlag, ein dunkelgrünes Stück mit Klee oder Luzerne, die Kartoffelbreiten aber zeigten bereits eine olivbraune Färbung, und — nach Regen lechzend — ließen die Zuckerrüben ihre breiten Blätter hängen. Im Schritt ritt Achim die schnurgerade nach Drehna führende Landstraße entlang, sorgfältig die sengende Sonnen glut vermeidend, hielt sich der Dunkelbraune im Schatten der Kirschbäume, deren Laub mit einer dichten, grauen Staubschicht bedeckt war. Irgendwo lockte ein Rebhahn: „Girr — itt! — Girr — itt!", mit weichem, melodischem Flöten segelte^in großer Brach vogel durch das lichte Blau. Drüben, auf der Brache, tummelten sich weiße, braun und PanS. In einer von dem Sozinlistenverband der Seine veranstalteten Versammlung sprachen die deutschen Rechtsan wälte Liebknecht und Rosenfeld aus Berlin über den Mos- kauerPro; eß. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der gegen das Todesurteil gegen die angeklagten Sozial revolutionäre protestiert wird. Landon. In London ist eine Anzahl Delegierter, darunter auch mehrer« deutsche, eingctroffen, die sich am nächsten Sonn abend und Sonntag an den Kundgebungen gegen den Krieg beteiligen werden. Wett- und VMswlrtMaft. . Was kosten fremde Wette? („Brief" — angeboten. „Geld" -- gesucht.) Berlin, 2-, Juli. Polenmarkan der sirutiaenBorke 8,L7 W. Vörfenpläve SS. 7. Getv Brief 2^. 7. Brie? Ltand 1.^14 Lolland lOOGuld. 19125,55 r9174,45 19! 5 41 : 9 574,60 170 Mr. Dänemark 100 Kron. 16761,50 10 78 «.50 11881,4 . 10-188,60 112 , Schweden 100 Kron. 13008,70 4304 t,30 13^,/Ü 13011.30 112 . Norwegen lOOllron. 8414,45 8435,55 8514,30 8535,70 112 . Schweiz 100 Frank ' ' - ' — — S 188,10 9511,80 72 , Amerika 1 Dollar 499,37 56-063 502,37 503.61 4,40, England 1 Bfd. 2232,20 2237,80 2237,20 2242,80 20,20. Frankreich 100 Fran! 425 9M 4-32,80 4224,70 4235,60 80 . Belgien 100 Frank 398^00 3995,00 4919,95 40-0,05 80 , IiaUen 100 Lire 2322,05 2327,95 2337,05 2342,95 80 . D.-Otterr. 100Äron. 1,45 V- 1,19 V- 1,83 1.67 85 „ Uri§urn 160 Kron. 32,7s 82,85 81,96 82,01 85 , Tschechien lOOKron. 1137,55 1140,45 1086,60 1089,40 -ä Berliner Produktenbörse vom 25. Juli. Die amtlich notierten Preise waren an der Berliner Börse pro 50 Kilo gramm ab Station: Weizen, märkischer 1175—1188. Matter. Roggen, märkischer 855—862. Matter. Sommergerste 1VW bis 1060. Stetig. Hafer, märkischer 1000—1025. Stetig. Mais ohne Provenienzangabe prompt 860—870 ab Hamburg, loko Berlin 805—L10. Ruhig. Weizenmehl pro ^00 Kilogramm frei Berlin 2925—3175. Feinste Marken über Notiz bezahlt. Stetig. Ncggemnehl pro 100 Kilogramm frei Berlin 2075 bis 2250. Stetig. Weizenkleie frei Berlin 700. Stetig. Noggen- kleis frei Berlin 709—725. Fest. Raps 2100—2150. Fest. Lein saat 2100-2200. Fest. Erbsen, Viktoria 1350—1500, kleine Speiseerüsen 1100—1225, Futtererbsen 1000—1025, Peluschken 1000—1025, Ackerbohnen 1000—1025, Wicken 900—1100, Lupi nen, blaue 650—675, do. gelbe 950—1100, Rapskuchen 785—765, Leinkuchen 1100—1175, Trockenschnitz«! 650—670, vollw. Zucker- fchuitzel 700—760, Torfmelasse 30-70 450-^70 Mark. Nanh- sutter. (Nichtamtlich.) Groschandelspreise pro 50 Kilo gramm ab Station: drahtgepr. Roggen- und Weizenstroh 205 bis 235, desgl. Haferstroh 205—235, bindfadengepr. Roggen- und Weizenstroh 190—220, gebünd. Roggenlangstroh 205—235, loses und gebünd. Krummstroh 170—190, Häcksel 270—285, handelsübl. Heu 400—440, gutes Heu 470—510 Mark. » Berliner Kartoffelnstlerungcn pro 50 Kilogramm: Er zeugerpreise ab märkischen Stationen: Speifekactoffeln, neue weise 340—350 Mark, Rosen 300—310 Mark, blaue 370 bis 380 Mark. 2 England führt Kohlen nach Amerika a«S. Infolge deS gcrgarbeiterstreiks in den Vereinigten Staaten leidet die ame« -iranische Industrie an starkem Kohlenmangel. In englischen öäfcn lagern deshalb bereits Millionen Tonnen Kohlen für die lierkcbinung nach Amerika. Die englische Kohlenförderung soll io vergrößert werden, daß im Notfälle 200 000 Tonnen Kohlen wöchentlich ausgesüchrt werden können. * Peirolrumausbeutuna in Mazedonien. Die Anglo-Pecstan Oil Lo. hat von der griechischen Regierung das Recht zur Pe- iroleumauSbeutung in ganz Mazedonien erhalten MH und Fern. O Explssion in Oppau. In dem Maschinengebäude des Werkes Oppau der Badischen Anilin- und Sodafabrik wurde durch eine infolge eines Wasterrohrbruches erfolgte Explosion der Boden eingedrückt. Sieben Mann wurden verletzt, darunter einer schwer. O Schweres Ankomvb-'uuMck. In Kolberg überfuhr ein von einer Gräfin Klr>; g:stcn Kraftwagen zwei kleine Kinder, die Brüder Mou aus Marienwerder. Der ältere achtjährige Knabe war sofort tot, der sechsjährige Bruder wurde schwer verletzt. blau gefleckte Regenpfeifer, ein Flug Staare fiel bei ihnen ein, mit heilem „Ki—witt! Ki—i—will!" gaukelten Kiebitze im Taumelstug dicht über dem Boden hin. Und glitzernde, silbern schimmernde Spinnenfäden — Altweibersommer — segelten durch die laue Luft, legten sich als zartes Gespinst um den Hals des Pferdes, um Brust und Arme des Reiters. Jäh wurde Hagen aus seinen Gedanken gerissen, er drehte sich im Sattel um — irgendwo in dem tiefen Schweigen der weiten Ebene flog ein Ton auf — ein halberstickter Schrei — harter Hufschlag Und nun sah er wie ein Phantom eine wirbelnde Staub wolke, ein galoppierendes Pferd — eine schlanke, schwanke Ge stalt mit gelöstem goldigem Braunhaar, das wie ein wehender Mantel über die Schultern niederfloß — Im nächsten Augenblick hatte Achim seinem Vollblüter die Sporen gegeben — hoch auf bäumte sich „Emigrant", schoß wie ein Pfeil vorwärts, nahm den Chausseegraben und in langen, gleichmäßigen Galoppsprüngen jagte der alte Steepler, der früher manchen Sieg auf dem grünen Rasen errungen hatte, hinter der durchgehenden Fuchsstute her. Hagen beugte sich vor, in dem scharfen Luftzug flog ihm der Hut vom Kopfe — ein unwillkürlicher, halblauter Schreckens ruf — dadrüben, nur fünfhundert Meter entfernt, zog sich niedriges, wucherndes Ginstergestrüpp hin — und dahinter gähnten die Steinbrüche, fielen senkrecht wie eine Wand fünfzig Fuß tief ab Die Adern an Achims Stirn schwollen zu dicken, dunkel blauen Strähnen an — Zoll um Zoll machte er Boden gut — noch zehn Längen —noch fünf — nun noch zwei — eine halbe — „Signe !! Signe —!!" Stickender Staub drang in Augen und Mund — eine letzte verzweifelte Anstrengung — Hagens rechte Hand griff nach dem Trensenzügel des Fuchses, wie eiserne Klammern schlossen sich die Schenkel um die schweiß- und blutgefleckten Flanken des Wal lachs — dann eine Parde — ein Herumreißen und Abbiegen im denkbar kürzesten Winkel — in fliegender Fahrt fchramntten die Hufe der Stute die gelbblühettden Ginsterstauden, polternd rollten ein paar bröckelnde Steine in die Tiefe — zitternd und keuchend standen die Pferde. „Gräfin Signe —!!" Wie eine Feder hob Achim die halb ohnmächtige Gestalt aus dem Sattel, schwang sich aus den Bügeln — mit geschlos senen Augen, todblaß, ruhte das junge Mädchen an seiner Brust O Flammentod zweier Arbeiter. Zwei Arbeiter der Olfabrik Spyck in Cleve wollten einen Wasserbehälter reinigen. Sie verwandten hierzu Benzin. Um besser sehen zu können, holten sie sich eine Petroleumlampe, be festigten sie aber «so unglücklich, daß sie herabstürzte und das Benzin entzündete. Die beiden Arbeiter, die sich in dem Behälter befanden, wurden buchstäblich in ein Flam menmeer gehüllt. An den schweren Brandwunden sind sie dann nach wenigen Stunden gestorben. O Explosionsunglück bei Kiel. Ein schweres Explosions unglück ereignete sich auf dem Grundstück einer Villa in Heikendorf bei Kiel. Der dort wohnende Schlosser und Sprengmeister Classen beschäftigte sich mit Sprengmate- riaiien; diese explodierten auf bisher nicht bekannte Weise mit einem heftigen Knall. Das Gebäude wurde zu einem Drittel zerstört, Classen selbst wurde in Stücke zerrissen. Der in der Villa wohnende Pastor a. D. Roth, der auf dem Hofs beschäftigt war, wurde unter den Trümmern ver schüttet. Er konnte jedoch alsbald liervorgezogen werden und scheint schwere Verletzungen nicht erlitten zu haben. O Todesopfer einer Pilzvergiftung. In Randau bei Magdeburg erkrankten nach dem Genuß von Pilzen zwei Familien. Drei Personen sind gestorben. Die übrigen schweben in Lebensgefahr. O Ehetragödie in Offizierskreisen. In Berlin-Char lottenburg wurde der frühere Oberleutnant Freiherr Walter von Stillfried und Rattonitz in der Wohnung des früheren Majors Herbert von Bereke erschossen aufgefun den. Stillfried, der zweimal verheiratet war, soll zu der Frau des Majors Beziehungen gehabt haben. Er habe, so heißt es, die Frau veranlassen wollen, ihren Mann zu verlassen und die Seine zu werden. Man nimmt an, daß cr, als sie dies ablehnte, Selbstmord begangen hat. Nach einer andern Darstellung soll der Major ihn genötigt yaben, sich zu erschießen. Auch Mordverdacht tauchte auf. O Fremdcnslucht aus Bayern. Aus Bayern hat seit einigen Tagen eine förmliche Flucht der Fremden einge setzt. Alle nach Norden gehenden Züge sind überfüllt. Sommergäste, die sich für den August angesagt haben, Ziehen ihre Bestellungen telegraphisch zurück. O Der wandernde Stein. Aus Peine wird berichtet: Ein jetzt 74 Jahre alter Kriegsteilnehmer von 1879-71 war im Kriege bei einer Brüüensprengung durch einen Steinsplitter an der Schulter verwundet worden. Als er sich jetzt vom Arzt eine Geschwulst an der Brust aufschnei- den ließ, kam der Steinsplitter zum Vorschein. Er hatte, ohne seinem Träger Beschwerden zu verursachen, in den 52 Jahren die Wanderung von der Schulter bis zur Brust gemacht. O Sieben Kinder beim SchulauSflug ertrunken. Die Gelsenkirchener Goetheschule machte einen Ausslug in die Haardt bei Haltern. Beim übersetzen über die Lippe kippte das Fährboot um, und sieben Kinder ertranken. Dreizehn Kinder wurden von einem Lehrer und einem Bergmann gerettet. O Northcliffe im Sterben. Lord Northcliffe, der be kannte englische „Zeitungskönig", leidet, wie aus London berichtet wird, an Arterienverkalkung im letzten Stadium. Er soll nur noch kurze Zeit zu leben haben. Vor einiger Zeit wurde verbreitet, daß er geisteskrank geworden sei. O Die schnellste Reise über den Atlantic. Aus London wird gemeldet: Im Hafen von Southampton traf der Dampfer „Mauretania" aus N«wyork ein, nachdem er die schnellste Reise (seit Ausbruch des Krieges) über den At lantischen Ozean zurückgelegt hatte. Die genaue Reisezeit betrug fünf Tage acht Stunden neun Minuten, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25,36 Knoten stündlich. Nach Einführung der Qlfeuerung hat die „Mauretania" ihre Geschwindigkeitsleistung ständig verbessern können. O Eishindernis aus Amundsens Nordpolexpedition. Nach den neuesten Nachrichten aus Kanada ist Roald Amundsen in der Bsringstraße auf so große Mengen Treib eis gestoßen, daß die Fahrt seines Polarschiffes „Maud" verzögert wurde. Das Schiff ist noch nichttan dem Nord kap von Alaska, Point Barrow, angelommen, und der Flug über den Nordpol hat infolgedessen verschoben wer den müssen. — er kniete nieder, knöpfte den Kragen auf, bettete das Köpf chen in seinen Schoß Ein Zucken um den kleinen Mund, die großen, tiesdunkel- blauen Augensterne öffneten sich — eine brennende Röte flutete in Signes Wangen. „Herr — von — Hagen —" Er konnte nicht sprechen, die Kehle war ihm wie zuge schnürt, aber in seinen Blicken stand ein Helles Leuchten, ein strahlender Glanz, der deutlicher sprach als es Worte ver mocht hätten. Waren es Sekunden? Waren es Ewigkeiten? Die beiden jungen Menschen wußten es nicht, Raum und Zeit ver- schwammen, und nun sahen sie sich an wie zwei Kinder, die sich heimlich auf verbotenen Wegen treffen — ein halbes Lächeln, scheu, verlegen — Frage und Antwort. Das Mädchen richtete sich auf. „Herr von Hagen — wie — soll ich Ihnen nur danken ?!" Eine kleine Hand streckte sich ihm bittend entgegen. „Ohne Sie — und daß Sie um meinetwillen —" Da merkte Signe erst, daß ihr das Haar in weichen Wellcn über Schultern und Brust siel. „Oh—" Achim wandte sich lächelnd ab, bis er plötzlich zusammen zuckte — wie ein Blatt so leicht lag eine schmale, weiße Hand ! auf seinem Arm. „Ich danke Ihnen! Und — ich habe Ihnen so vieles ab zubitten —" „Gräfin!" Sie wich seinen Blicken aus, schauerte zusammen. „Nun läge ich wohl — da — unten — und Sie waren in Gefahr —" „War — aber die Sache ist ja noch glücklich abgelaufen — Gott sei Dank!" „Und wenn es anders gekommen wäre?! Wenn ich schuld war —?!" Hagen zwang sich, einen leichten Ton anzuschlagen. „Ich bitte Sie, Gräfin, davon kann doch nicht die Rede sein! Wie kam es denn nur eigentlich?" „Ja, ich weiß auch nicht. »Radiola« scheut sonst nie, viel leicht irgendein Insekt —" „Na, wir wollen mal sehen," Achim trat an die aufgeregt schnaubende Stute heran, klopfte ihr beruhigend den schlanken Hals. „Ja, natürlich! Hier, gerade über dem Auge, ein Hor- i mssenstich!" E-rtsedunr f»l«t.)